Die EU sollte Importzölle in prohibitiver Höhe auf Düngemittel aus Russland erheben – auch, wenn das die Betriebsmittelkosten für Landwirte erhöhe. Das fordert Svein Tore Holsether, Präsident und CEO des norwegischen Düngemittelherstellers Yara International. Das Einkommen aus Düngeexporten helfe Moskau, seinen Krieg in der Ukraine zu finanzieren, sagte er zu Journalisten in Brüssel. Im Sinne der strategischen Autonomie müsse die EU unabhängig von russischen Importen werden.
Zwischen europäischen und russischen Herstellern herrschten ungleiche Wettbewerbsbedingungen, argumentiert Holsether: Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine sei Europa mit hohen Energiekosten konfrontiert. Gleichzeitig profitiere in Russland die energieintensive Düngemittelproduktion davon, dass mehr Gas im Land bleibe, statt gen Westen exportiert zu werden. Auf einen konkreten Zollsatz legte sich der Yara-Chef nicht fest, denkbar seien aber 20 bis 30 Prozent. Der Zoll müsse aber hoch genug sein, um Ausfuhren aus Russland in die EU unattraktiv zu machen.
Dem Einwand, das würde die Kosten für europäische Landwirte in die Höhe treiben, hält Holsether entgegen : Auch im Energiebereich habe Europa höhere Preise in Kauf genommen, um sich von Russland abzunabeln. Wie im Fall der Energiekosten könnten staatliche Hilfsprogramme die Auswirkungen abfedern.
Mehrere nordische und östliche EU-Länder sowie Irland haben ebenfalls Zollerhöhungen gefordert. Die Europäische Kommission prüfe einen solchen Schritt und werde den Mitgliedstaaten dazu „Optionen anbieten“, erklärte der damalige Handelskommissar Valdis Dombrovskis im November. Eine konkrete Ankündigung hat die Brüssler Behörde bisher nicht gemacht. jd