Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) kritisiert eine aktuelle Studie des Umweltbundesamts (UBA) zur Nachhaltigkeitsarbeit der deutschen Handelskonzerne. Zwar unterstütze die Branche die Arbeit des UBA, sagt BVLH-Geschäftsführer Philipp Hennerkes zu Table.Briefings. Das UBA nehme jedoch die Wertschöpfungskette im Hinblick auf Marktmacht und Einflussmöglichkeiten des Einzelhandels teils falsch wahr. „Der Handel ist weder Gatekeeper noch kann und will er beliebig auf die Produzenten einwirken.“
Die am Donnerstag veröffentlichte UBA-Studie konstatiert einige Fortschritte des Lebensmitteleinzelhandels (LEH), enthält aber auch teils harsche Kritik. So verfolge keines der Unternehmen eine konsistente Nachhaltigkeitsstrategie. Es gebe eine Kluft zwischen dem öffentlichen Auftreten und der Unternehmenspraxis. Die vom Handel initiierte Kennzeichnung der Haltungsformen lasse beispielsweise wesentliche Faktoren unberücksichtigt. Zudem unternähmen die Unternehmen keine ausreichenden Anstrengungen, um den Absatz von Fleisch aus höheren Haltungsstufen zu fördern.
Die UBA-Studie empfiehlt den Handelsketten unter anderem, mehr Nachhaltigkeit von ihren Lieferanten einzufordern. Produkte, die den Kriterien nicht genügen, sollten die Unternehmen demnach aus dem Sortiment nehmen. Für höhere Standards müssten die Erzeuger aber kompensiert werden. „Ein einfaches ‚Weiterreichen‘ der Anforderungen führt nur zu noch größerem Unmut bei Bäuerinnen und Bauern“, so UBA-Präsident Dirk Messner.
Fortschritte gegenüber der Vorgänger-Studie von 2022 sieht das UBA insbesondere bei der Kommunikation zur Nachhaltigkeit. Diese sei intensiver als noch vor drei Jahren. Nachhaltige Kaufentscheidungen würden auf diese Weise unterstützt. Zudem lobt die Studie einzelne Initiativen wie die Preisangleichung von Fleischprodukten und veganen Alternativen bei Aldi und Lidl.
BVLH-Geschäftsführer Hennerkes beklagt, die Nachhaltigkeitsabteilungen der Unternehmen seien zunehmend durch Berichtspflichten belastet. Beispielsweise müssten sie im Rahmen des Lieferkettengesetzes und der Entwaldungsverordnung enorme Datenmengen bereitstellen. Das UBA habe für seine Studie wiederum eine große Zahl eigener Indikatoren entwickelt, die ebenfalls der Zuarbeit der Unternehmen bedürfe. Deren freiwillige Teilnahme sei darum mit einer erheblichen Belastung verbunden. fred