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Deutschland

Table.Standpunkt

Wie Deutschlands Außenpolitik fortschrittlicher werden will

Klarere Ansagen in der Außenpolitik gegenüber Autokratien, Visionen für Europa: Die Ampel-Koalition hat sich einiges vorgenommen. Doch die Widerstände gegen den löblichen neuen Kurs sind beträchtlich, analysiert Jana Puglierin vom European Council on Foreign Relations. Die neue Regierung müsse daher Gelegenheiten beim Schopfe packen.

Von Redaktion Table

Neue Bundesregierung - Verteilung der Ministerien
Analyse

Grüne beanspruchen das Sagen in der Europapolitik

Das neue Kabinett steht, um Zuständigkeiten wird noch gerungen. Absehbar aber ist: Die Grünen werden die deutsche Politik in der EU prägen – und sich damit einen zentralen Machthebel sichern.

Von Till Hoppe

Grafiken (41)
Analyse

Klimapolitik: Mit Superministerium zur Vorreiterrolle?

Mit einer Umstrukturierung der Klimapolitik will die neue Bundesregierung die Rivalität zwischen Umwelt- und Wirtschaftsministerium beenden. Damit soll Deutschland in Europa vom Bremser zum Antreiber beim Klimaschutz werden. Mit Gegenwind wird das neue „Superministerium“ unter Robert Habeck dennoch rechnen müssen. Insbesondere vom Koalitionspartner FDP.

Von Timo Landenberger

Analyse

20 Jahre WTO-Beitritt: Clintons großer Irrtum

Mit dem Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation (WTO) im Jahr 2001 waren in der westlichen Welt große Hoffnungen verbunden. So sollte die Einbindung des aufstrebenden Landes in die multilaterale Organisation nicht nur den weltweiten Wohlstand, sondern auch freies unternehmerisches Handeln in China fördern. Diese Hoffnungen wurden weitestgehend enttäuscht. Der Wohlstand wurde zwar vermehrt, eine freie Marktwirtschaft ist China bis heute nicht.

Von Felix Lee

Deutschland ist Chinas größter Handelspartner in Europa. Doch die deutsch-chinesische Beziehung leidet unter diversen Konflikten. Alle News dazu gibt es von der Table.Briefings-Redaktion.

Wie ist die Beziehung zwischen Deutschland und China?

Deutschland und China unterhalten offiziell seit dem Jahr 1972 diplomatische Beziehungen. Im Jahr 2020 war China zum fünften Mal in Folge der größte Handelspartner der Bundesrepublik. Das Handelsvolumen zwischen den beiden Nationen betrug insgesamt 212,1 Milliarden Euro. Wobei Deutschland mehr Importe (116,3 Milliarden Euro) als Exporte (95,9 Milliarden Euro) aufweist. Für China nimmt Deutschland eine Schlüsselrolle ein, wenn es um die Zusammenarbeit mit Europa geht.Zwischen Deutschland und China finden regelmäßig hochrangige Dialoge statt, bei denen Investitionen, kultur- und wissenschaftspolitische Zusammenarbeit, Handelsbeziehungen und Umweltprogramme verhandelt werden. Dennoch gibt es einige Streitpunkte in der deutsch-chinesischen Beziehung. Allen voran die Menschenrechts-Situation in China und die Sorge darum, kein gleichberechtigter Partner zu sein. Tenor ist, dass sich Deutschland um eine reziproke Beziehung bemühen muss, da China sonst überproportional von dieser Partnerschaft profitiere.

Was bezieht Deutschland aus China?

Deutschland bezieht aus China vor allem Datenverarbeitungsgeräte, elektrische und optische Produkte wie Computer oder Unterhaltungselektronik und Batterien. Eine wichtige Rolle im Importgeschäft spielen aus deutscher Sicht außerdem Elektromotoren und Haushaltsgeräte. In die andere Richtung exportiert Deutschland in erster Linie Maschinen, Kfz-Teile, Elektrotechnik und Chemie.Rechnet man die Dienstleistungen raus und betrachtet ausschließlich den Warenverkehr, ist China der größte Handelspartner der Europäischen Union. Die EU importierte im Jahr 2020 Waren im Wert von 383,5 Milliarden Euro aus China und exportierte im gleichen Zeitraum Güter für 202,5 Milliarden Euro in die Volksrepublik. Inklusive der Dienstleistungen ist allerdings immer noch die USA der wichtigste Handelspartner.

Warum ist China ein wichtiger Handelspartner?

China ist nicht nur wegen der üppigen Ex- und Importe ein wichtiger Handelspartner für Deutschland. Die Bundesrepublik hofft, durch eine enge Zusammenarbeit Probleme zu lösen, die deutsche Unternehmen in China haben. Besonders der Marktzugang, der Zwang zu Technologietransfer sowie diverse Markt- und Investitionshindernisse schmälern die Wettbewerbschancen deutscher Unternehmen und sollen langfristig abgebaut werden.Dabei helfen soll das EU-China-Investitionsabkommen (CAI). Es wurde zwischen der Europäischen Union und der Volksrepublik geschlossen. Hintergrund ist die ungleiche Verteilung von Rechten und Pflichten in der Handelsbeziehung. Das Abkommen soll die Reziprozität stärken. Denn während chinesische Unternehmen vom offenen Markt in Europa profitieren, unterliegen europäische Firmen in China immer noch massiven Einschränkungen. Das stetig steigende Handelsvolumen und das EU-China-Investitionsabkommen sollen helfen, diesen Missstand zu ändern.

Wie groß ist China im Vergleich zu Deutschland?

China ist mit 1,4 Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Erde und hat nach den USA das zweitgrößte Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Welt. Deutschland folgt auf Platz vier. Das BIP der Bundesrepublik beträgt etwa ein Viertel des Chinesischen. Gemessen am kaufkraftbereinigten BIP pro Kopf ergibt sich ein anderes Bild. Hier landet China mit 16.709 Dollar pro Einwohner und Jahr nur noch auf Platz 80. Die Volksrepublik liegt damit unter dem weltweiten Durchschnitt von 17.673 Dollar. Deutschland landet mit 56.226 Dollar pro Kopf und Jahr auf Platz 17.Mit einer Fläche von 9,6 Millionen Quadratkilometern ist China etwa so groß wie ganz Europa, oder 27-mal so groß wie Deutschland. In der Volksrepublik leben im Durchschnitt 136 Menschen auf einem Quadratkilometer, in Deutschland sind es etwa 230. Allerdings sind in China die regionalen Unterschiede deutlich größer als in Deutschland.

Warum handelt Deutschland mit China?

Deutschland handelt und verhandelt mit China auch, um die Entwicklung der Menschenrechtssituation in China positiv zu beeinflussen. Das Auswärtige Amt betont, dass es ein wichtiges Interesse sei, dass Minderheitenfragen in China friedlich gelöst werden. Auch müsse China die Offenheit seiner Märkte erhöhen sowie rechtsstaatliche Strukturen und Sozialsysteme entwickeln.Gerade weil die Rahmenbedingungen auch deswegen so schwierig sind, seien die Beziehungen zwischen Deutschland und China aktuell so intensiv wie nie zuvor, berichten die Wirtschaftsabteilungen der Botschaft und Generalkonsulate. Zentrale Voraussetzung für diese bilaterale Zusammenarbeit seien jedoch nicht die Einhaltung der Menschenrechte, sondern die Öffnung des chinesischen Marktes und das Ende der Diskriminierung für ausländische Unternehmen, betont das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

Differenzen zwischen Deutschland und China

Während die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und China immer profitabler für beide Seiten werden, treten die politischen Gräben immer deutlicher vor. Die Verfolgung uigurischer Minderheiten in Xinjiang und deren Zwangsarbeit auch für deutsche Automobilhersteller, die Unterdrückung der Demokratiebewegung in Hongkong und die militärischen Drohgebärden gegenüber Taiwan sind für die deutsche Regierung nicht hinzunehmen. Auch aufgrund des öffentlichen Drucks.Am „zweiten Gesetz zur Erhöhung der Sicherheit informationstechnischer Systeme“, entbrannte dann ganz offen ein Streit. Diese Vorgabe erhöht die Hürde für eine Beteiligung am Ausbau des 5G-Netzes in Deutschland so sehr, dass Huawei der Marktzugang enorm erschwert wird. Ein Vorgehen, dass Unternehmen sonst von China gewohnt sind.

Rivalität zwischen Deutschland und China

Die wirtschaftliche Rivalität und die politischen Meinungsverschiedenheiten sind mittlerweile so groß, dass die EU-Kommission selbst China im März 2019 überraschend undiplomatisch als „systemischen Rivalen“ bezeichnet hat. Im März 2021 verhängte die EU gegenüber China sogar Sanktionen. In der Hoffnung, die Situation der Uiguren würde sich verbessern.Politisch ziehen Deutschland und China zumindest vordergründig nur noch beim Thema Klima- und Umweltschutz an einem Strang. Bis ins Jahr 2060 möchte die Volksrepublik CO2-neutral sein. Ein entsprechendes Abkommen haben Bundesumweltministerin Svenja Schulze und ihr Amtskollege Huang Runqui unterzeichnet. Ob das Abkommen angesichts des Kohleausbaus in Deutschland und China wirklich einen Wert hat, muss sich erst noch zeigen.

Deutschland und die neue Seidenstraße

Auch bei Chinas neuer Seidenstraße ist Deutschland nicht so engagiert, wie es die chinesische Regierung gerne hätte. Ziel der so genannten Belt and Road Initiative (BRI) ist es, die Land- und Seewege zwischen Europa und dem asiatischen Raum zu verbessern. Einer der Landwege soll über Kasachstan, Russland, Ukraine/Belarus, Polen und die Slowakei nach Deutschland führen. Beinahe 150 Länder gehören mittlerweile zur Neuen Seidenstraße und haben mit China so genannte Memorandum of Understanding (MoU) abgeschlossen - Absichtserklärungen zur Zusammenarbeit. 18 von 27 Ländern in Europa haben eines, Deutschland nicht.Viele Experte kritisieren die Neue Seidenstraße und sehen in ihr ein Instrument Chinas, um ärmere Länder politisch gefügig zu machen. Durch die Finanzierung der großen Infrastrukturmaßnahmen würden kleinere Länder in eine Abhängigkeit geraten. Die Volksrepublik würde die Länder so unter Druck setzen können und sich Rohstoffe sichern. Umwelt- oder Sozialstandards würde bei den Infrastrukturmaßnahmen der Belt and Road Initiative nur eine untergeordnete Rolle spielen.

News zur deutsch-chinesischen-Beziehung

Die umfangreiche wirtschaftliche Zusammenarbeit auf der einen und die unvereinbaren politischen Systeme auf der anderen Seite machen die deutsch-chinesische Beziehung extrem kompliziert. Die aggressive Außenpolitik der Volksrepublik erschwert die diplomatischen Beziehungen ebenfalls. Alle News zu den Entwicklungen rund um die deutsch-chinesische Beziehung gibt es von der Table.Media-Redaktion.