
Alibaba, Tencent und andere große Konzerne sind ins Visier der Pekinger Regulatoren geraten. Mit milliardenschweren Spenden versuchen sie, die Gunst von Präsident Xi Jinping zurückzugewinnen. Der will mit einer großen Kampagne Wohlstand umverteilen. Einige Ökonomen warnen, dass er es zu weit treiben könnte.
Von Redaktion Table
Wenn es derzeit um Chinas Aktienmärkte geht, ist oft von einem Blutbad die Rede. Bergab ging es jedoch vor allem für chinesische Internet-Konzerne. Einen Boom erleben dagegen Unternehmen, die Solarzellen, Windkraft oder E-Autos herstellen.
Von Redaktion Table
Chinas Parlament hat das erste nationale Datenschutzgesetz verabschiedet. Peking hat nicht nur erkannt, dass es höchste Zeit ist, den Schwarzmarkt trocken zu legen, der um Verbraucherdaten gewachsen ist. Die Regierung will auch die bisher offenen Fragen um die Vorherrschaft im Geschäft mit den Daten klären. Gelingt es dem Staat, sich gegen die Tech-Konzerne durchzusetzen?
Von Ning Wang
Die US-Ratingagentur S P bewertet den staatlichen Crackdown gegenüber chinesischen Tech-Giganten als Möglichkeit, das Wirtschaftswachstum des Landes auf ein gesünderes Fundament zu stellen, den Wettbewerb anzukurbeln und die Vielfalt an Unternehmen zu erhöhen. Andere westliche Tech-Analysten sehen das ähnlich – und gehen davon aus, dass die Interessen Pekings und der westlichen Staaten gegenüber den Tech-Giganten gar nicht so unterschiedlich sind.
Von Frank Sieren
Der US-amerikanische Star-Ökonom Stephen Roach hat die Zukunftsfähigkeit des chinesischen Technologiesektors lange verteidigt. Doch der jüngste Crackdown gegen die Innovationsführer durch die Regierung lässt ihn zweifeln.
Von
Die Alibaba Group ist die größte IT-Firmengruppe Chinas und gehört zu den wertvollsten Unternehmen der Welt. Table.Briefings hat alle News zum Online-Giganten aus der Volksrepublik.
Die Alibaba Group wurde im Jahr 1999 von Jack Ma und 17 Freunden gegründet. Die Gruppe hatte damals ein Startkapital von 60.000 Dollar. Ursprünglich diente Alibaba als B2B-Plattform, die sie auch noch heute ist. Früh stiegen Goldman Sachs und die Softbank mit 25 Millionen Dollar Anschubfinanzierung ein. Im Jahr 2005 kaufte Yahoo für eine Milliarde Dollar 40 Prozent der Firma.Der Softbank gehören noch heute 24,9 Prozent der Aktien. Jack Ma und seine Familie besitzen 2,57 Prozent. Yahoo hatte im Jahr 2017 das Unternehmen Altaba gegründet, mit der einzigen Aufgabe, die Alibaba-Anteile zu verwalten. Im Jahr 2019 beschloss Yahoo jedoch die verbliebenen elf Prozent der Aktien zu verkaufen. Die Amerikaner erlösten dabei rund 40 Milliarden Dollar.
Früh erkannte der damalige Geschäftsführer Jack Ma das Potential diverser Internetservices. Bereits im Jahr 2003 gründete er die Auktionsplattform Taobao. Als eBay im gleichen Jahr auf den chinesischen Markt wollte, lehnte er einen Verkauf der Plattform an die Amerikaner strikt ab. Taobao entwickelte sich zur größten C2C-Plattform in China.Im Jahr 2004 präsentierte die Alibaba Group das Bezahlsystem Alipay. Bereits im Jahr 2014 wurden die Hälfte aller Online-Bezahlvorgänge in China mit Alipay abgewickelt. Die Alibaba Group erweiterte die Anwendung um verschiedene Services wie Online-Banking und Mikro-Kredite. Nach einem Re-Branding heißt das Tochterunternehmen jetzt Ant Financial und gilt mit einem Firmenwert von 150 bis 200 Milliarden Dollar als weltweit wertvollstes Start-up.
com, B2B-Handelsplattform
AliExpress, B2C-Handelsplattform
Taobao, Auktionshaus
Ant Financial, Finanzdienstleistungen
Alipay, Online-Bezahlsystem
Aliyun OS, Web-Service für Cloud Computing
Alibaba Cloud, Cloud-Computing-Anbieter
com, B2B-Handelsplattform (China regional)
com, Online-Kartendienst
Alibaba Pictures Group, Filmproduzenten bzw. -investoren
com, Online-Kaufhaus
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Der Name der Alibaba Group geht auf deren Gründer Jack Ma zurück und basiert tatsächlich auf der Geschichtensammlung Tausendundeine Nacht. Darin entdeckt der Holzfäller Ali Baba eine Schatzkammer, die sich nur mit den Worten „Sesam öffne dich“ öffnen lässt. Als Jack Ma in einem Straßencafé in den USA saß, fragte er willkürlich dreißig Passanten, ob sie den Namen kennen würde. Alle antworteten mit
Ja
. So wählte er den Namen wegen seiner enormen Bekanntheit aus.Jack Ma war bis Mai 2013 Vorstandsvorsitzender der Alibaba Group. Dann übernahm Lu Zhaoxi diesen Posten. Im September 2019 zog sich Jack Ma vollständig aus dem Unternehmen zurück. Aktuell ist Yong Zhang der CEO der Alibaba Group. Jack Ma hat stets versucht, Alibaba ein kundenfreundliches Antlitz zu verleihen. Als im Jahr 2007 die globale Finanzkrise begann, senkte er zum Ärger der Investoren die Preise für Endkunden um sechzig Prozent. Die Zahl der Kunden stieg jedoch so stark an, dass der Ertrag gleichblieb.
An der Börse werden zwei Arten von Alibaba-Aktien gehandelt. Die teurere
Alibaba Aktie
und die deutlich günstigere
Alibaba Group Aktie
. Es handelt sich um die gleiche Firma. Der Unterschied ist, dass es zwei verschiedene Papiere an zwei verschiedenen Marktplätzen sind. Die teure Alibaba Aktie wird an der New York Stock Exchange gehandelt. Hier findet das meiste Handelsvolumen statt. Es handelt sich dabei um Hinterlegungsscheine – so genannte ADR (American Depositary Receipts). Ein ADR ist acht Aktien der Alibaba Group wert, die in Hong Kong gehandelt werden.Alibaba.com wurde bereits zwischen den Jahren 2007 und 2012 an der Hong Kong Stock Exchange gehandelt. Jack Ma führte allerdings ein Delisting durch, da er sich durch den Druck der Shareholder in der Entwicklung der Firma behindert sah. Der Streit um die Preissenkung war ein Grund dafür. Ein Grundsatz von Jack Ma ist: „Kunden zuerst, Mitarbeiter an zweiter Stelle, Aktionäre an dritter Stelle.“
Als Alibaba im Jahr 2014 erneut an die Börse ging, sammelte der Konzern 21,8 Milliarden Dollar ein. Zu diesem Zeitpunkt war es der größte Börsengang der Geschichte. Alibaba sammelte mehr Geld ein als Google, Facebook und Twitter zusammen. Die traditionelle Glocke zum Börsengang läutete nicht Jack Ma, wie es üblich gewesen wäre, sondern acht Kunden der Firma.
Ende des Jahres 2020 hätte der Finanzdienstleister Ant Financial an die Börse gehen sollen. Experten gingen davon aus, dass das Unternehmen damit 37 Milliarden Dollar eingesammelt hätte. Es wäre ein Rekordbörsengang gewesen. Doch die chinesische Bankenregulierung stoppte den Vorgang. Offiziell hieß es, es gäbe
signifikante Änderungen
bei den Regulierungen.Inoffiziell wird vermutet, dass die Kritik von Jack Ma an der chinesischen Finanzmarktaufsicht etwas damit zu tun haben könnte. Es solle ein Exempel am Unternehmer und Milliardär statuiert werden. Denn gleichzeitig wurden milliardenschwere Strafzahlungen gegen Alibaba verhängt. Jack Ma muss sich außerdem von Anteilen an Ant Financial trennen.