Table.Briefing: Europe

ETS-Bericht + Windkraftkonkurrenz aus China + Desinformation aus China + Keine Rubel-Zahlungen

  • EU-Marktaufsicht: ETS mit Verbesserungsbedarf
  • Windkraft: Konkurrenz aus China wächst
  • Stratcom: Mehr Desinformation aus China
  • G7-Staaten lehnen Gas-Zahlung in Rubel ab
  • Vestager: Unternehmens-Beihilfen nicht wieder in Milliardenhöhe
  • EU-Kommission: Goldene Pässe stoppen
  • Umfrage: EU sollte über einen eigenen Haushalt verfügen
  • Grüne Subventionen: EU erhebt erste Klage gegen Großbritannien
  • Presseschau
  • Standpunkt: Recht auf Reparatur: Kein Selbstläufer
Liebe Leserin, lieber Leser,

vergangenes Jahr hatte die EU-Kommission angeordnet, das Emissionshandelssystem (ETS) auf den Prüfstand zu stellen. Untersucht werden sollte, ob das System Schlupflöcher für Marktspekulationen oder Manipulation aufweise. Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) hat nun ihren Bericht vorgelegt. Die gute Nachricht: es gebe keine “wesentlichen Schwachstellen” des ETS in seiner jetzigen Form. Warum trotzdem Anpassungen nötig sind, hat Lukas Scheid analysiert.

Nico Beckert hat in der Frage recherchiert, ob der Windkraftindustrie hierzulande das gleiche Schicksal droht wie der Solarindustrie, nämlich eine fast vollständige Abwanderung der Technologie und Herstellung nach China. Parallelen gibt es durchaus. Die Konkurrenz aus China drängt auf den Weltmarkt, sieben der zehn größten Hersteller stammen aus China, das Land hat so eine gute Basis für den Export. Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied zur Solarindustrie, wie er in seiner Analyse schreibt.

Russlands Forderung, die Gasrechnung künftig in Rubel zu bezahlen, stößt bei den G7-Staaten auf Gegenwehr. Man werde sich an die Verträge halten, und die schrieben eine Bezahlung in Euro oder Dollar vor, hieß es gestern in einer Sonderkonferenz. Mehr dazu lesen Sie in den News.

Ein Recht auf Reparatur – das klingt umwelt- und verbraucherfreundlich, wird doch der Lebenszyklus der Geräte und Gegenstände damit verlängert und somit Ressourcen geschont. Warum der Vorschlag der EU-Kommission aber gar nicht so überzeugend ist, haben Patrick Stockebrandt und Svenja Schwind vom Centrum für Europäische Politik im Standpunkt aufgeschrieben.

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Lisa-Martina Klein
Bild von Lisa-Martina  Klein

Analyse

EU-Marktaufsicht: ETS mit Verbesserungsbedarf

Im Oktober 2021 hatte die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) mit ihrer Prüfung begonnen. In dem 143-seitigen Report, der Montag vorgelegt wurde, heißt es, dass man anhand der verfügbaren Daten “keine wesentlichen Schwachstellen in der Funktionsweise” des ETS gefunden habe. Preisschwankungen seien durch die Angebots- und Nachfragedynamik sowie die geplante Reduzierung der Zertifikate und der steigenden Energiepreise getrieben. Auch der Krieg in der Ukraine habe sich auf den ETS ausgewirkt. Mit Beginn des russischen Angriffskrieges war der Preis abgestürzt, hat sich seitdem aber wieder erholt. Laut ESMA bleibe die Lage volatil.

Die Marktaufsichtsbehörde schlägt daher einige Anpassungen vor. Allerdings geht es dabei nicht um direkte Eingriffe in das System, sondern um die langfristige Verbesserung der Datenlage zur Überwachung des ETS. So sollen die Berichterstattungspflichten über Positionen am ETS angepasst, getätigte Transaktionen stärker verfolgt und das Positions-Management bei Derivaten auf Emissionszertifikate stärker kontrolliert werden. Darüber hinaus empfiehlt die Marktaufsichtsbehörde, die Identifizierung einzelner Marktteilnehmer zu ermöglichen, um für mehr Transparenz zu sorgen.

Die ESMA erklärt in ihrem Bericht, mit “erheblichen Hürden” konfrontiert gewesen zu sein, um die Herkunft der Marktteilnehmer zu ermitteln. Es sei daher schwierig, sich ein klares Bild zu machen, wer von wo aus mit CO2-Zertifikaten handelt. Die ESMA-Analysten fanden heraus, dass Long-Positionen hauptsächlich von Nicht-Finanzunternehmen zu Hedging-Zwecken gehalten würden, Short-Positionen dagegen von Banken und Investmentfirmen.

“Kein Anlass zur Sorge”

Die Beteiligung von Investmentfonds habe zudem zugenommen – größtenteils aus Nicht-EU-Ländern – genauso wie der Anteil des Hochfrequenzhandels und des algorithmischen Handels im ETS – größtenteils von Unternehmen aus Großbritannien und den USA. Laut der Behörde biete dies noch keinen Anlass zur Sorge. Sie empfiehlt dennoch, zusätzliche Maßnahmen, “um die Sichtbarkeit dieser Aktivitäten in den Überwachungsdaten zu verbessern.”

“All diese Befunde erfordern keine radikale Reform, sondern konkrete Maßnahmen, und ich fordere die Kommission auf, zu handeln und diese Maßnahmen unverzüglich vorzuschlagen”, erklärte Peter Liese (EVP). Der Berichterstatter des EU-Parlaments für die Revision des ETS hatte bereits im Februar angeregt, den ETS transparenter zu gestalten, um Marktmanipulationen vorzubeugen (Europe.Table berichtete). Schattenberichterstatter Michael Bloss (Grüne) fordert ein Transparenzregister für alle Marktteilnehmer, da bislang nicht öffentlich sei, wer wann was kaufe. “Dieser Schutzschirm für Machenschaften muss abgeschafft werden”, so Bloss.

Des Weiteren hat die ESMA Möglichkeiten für direkte Markteingriffe analysiert, ohne eine eindeutige Empfehlung abzugeben. Eine zentralisierte Marktüberwachung des ETS durch die EU, beziehungsweise die ESMA, wäre so ein Eingriff, da es bislang keine vergleichbare EU-weite Überwachung von Finanzinstrumenten gibt. Eine zentrale ETS-Marktaufsicht biete laut der ESMA zwar die Möglichkeit, alle verfügbaren Daten an einem Ort zu bündeln. Allerdings sei dies kosten- und zeitintensiv und bedürfe weiterer Ressourcen. Zudem wäre es zwar in der Lage, Marktmanipulationen und Missbrauchspraktiken leichter aufdecken zu können, nicht aber starke Preisschwankungen oder Marktvolatilität zu verhindern.

Vor- und Nachteile von Positionslimits

Eine weitere Möglichkeit, um Marktmissbrauch zu verhindern, sei es, Positionslimits für Derivate im ETS festzulegen. So wären Marktteilnehmern Grenzen für die Menge ihrer Positionen, die sie kaufen oder verkaufen können, auferlegt und das Risiko für Manipulationen wäre geringer. Die ESMA warnt jedoch auch, dass ein solches Instrument die Komplexität des Systems verstärke. So könnte die Liquidität des ETS verringert und die Volatilität und die Widerstandsfähigkeit vergrößert werden.

Für beide Möglichkeiten des Markteingriffs fordert die ESMA detailliertere Analysen und weist darauf hin, dass ein einzigartiger Markt wie der für Emissionszertifikate maßgeschneiderte Lösungen erfordere. Zudem könne ein einziges Instrument wie das Positionslimit nicht alle Probleme des ETS lösen.

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Windkraft: Konkurrenz aus China wächst

Die Europäische Union will die erneuerbaren Energien infolge des russischen Kriegs in der Ukraine schneller ausbauen. Eine große Rolle spielt die Windkraft. Bis 2030 sollen 480 Gigawatt an Wind-Kapazität am Netz sein. Vor dem Ukraine-Schock waren 450 Gigawatt geplant. Das 2030-Ziel wurde somit um zusätzliche 30 Gigawatt erhöht. Goldene Zeiten also für die europäische Windkraft-Industrie – könnte man meinen. Doch die Konkurrenz aus China drängt stärker auf den Weltmarkt und könnte vom europäischen Windkraft-Ausbau profitieren. Die europäische Industrie warnt deswegen schon vor einem Verlust von Marktanteilen. Ein Debakel wie die völlige Verdrängung der deutschen Solarwirtschaft durch übermächtige Konkurrenz aus Fernost ist indessen nicht zu befürchten.

Chinas Wind-Industrie ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Die Hälfte der weltweit hergestellten Komponenten von Windkraftanlagen stammen aus chinesischer Produktion. Sieben der zehn größten Hersteller kommen aus der Volksrepublik. Zwischen 2019 und 2021 haben sich die jährlichen europäischen Importe von Windkraftanlagen aus China von 211 Millionen Euro auf 411 Millionen Euro fast verdoppelt. Gleichzeitig schwächelt die europäische Konkurrenz. Vier der fünf europäischen Hersteller haben im vergangenen Jahr Verluste gemacht. Sie schließen Fabriken und bauen Jobs ab. Allein in Deutschland gingen nach Industrieangaben in den vergangenen sechs Jahren mehr als 50.000 Arbeitsplätze in der Wind-Industrie verloren.

Es scheint, als drohe der europäischen Wind-Industrie das gleiche Schicksal wie der Solar-Industrie. Doch dieses Fazit wäre verfrüht. Mit Vestas und Siemens Gamesa stammen zwei der weltweit fünf größten Wind-Unternehmen aus Europa. Und trotz steigender Importe ist Chinas Stellung in Europa noch nicht gefestigt. Der größte Teil der riesigen chinesischen Produktion wird von der Volksrepublik beim massiven Ausbau der Windkraft selbst genutzt. Doch es ist genau dieser massive Ausbau, der Europas Wind-Industrie schreckt. Eine starke Basis in der Heimat ermöglicht auch internationale Expansion. Chinesische Anbieter konkurrieren mit unschlagbaren Preisen und haben auch technisch aufgeholt.

Staatliche Flankierung für die Expansion nach Europa

Der große einheimische Markt begünstigt chinesische Anbieter. “Die schiere Größe seiner Produktionskapazitäten verschafft China einen großen Wettbewerbsvorteil” im Windenergie-Markt, sagt Xiaoyang Li vom Forschungs- und Beratungsunternehmen Wood Mackenzie. Auch Industrievertreter in Deutschland blicken besorgt auf die Entwicklungen. “In dem weitgehend abgeschotteten, aber sehr volumenstarken chinesischen Markt haben sich die chinesischen Hersteller technologisch an europäische Leistungsniveaus herangearbeitet”, sagt Wolfram Axthelm, Geschäftsführer des Bundesverbands WindEnergie. “Wir haben in der Vergangenheit erlebt, wie chinesische Unternehmen mit staatlicher Flankierung in neue Märkte vordringen.”

In Europa verhält es sich laut dem Industrieverband Windeurope genau umgekehrt. “Die geringe Größe des Marktes schadet der Lieferkette sehr”, heißt es in einem offenen Brief des Verbandes an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. “Das Problem sind nicht die politischen Ziele zum Ausbau der Windenergie”, sagt Christoph Zipf vom Verband Windeurope. “Aber Ziele allein helfen nicht, wenn die Umsetzung dieser Ziele nicht ermöglicht wird. Das Problem sind die mangelnden Flächen und Genehmigungen.” Dadurch werde die Energiewende verschleppt.

Weil die Nachfrage in Europa nicht hoch genug ist, hat die Industrie Nachteile gegenüber China. Auf dem Weltmarkt verliere die europäische Industrie schon Marktanteile an China. Und chinesische Anbieter gewinnen zunehmend Aufträge zum Bau von Windparks in Europa – beispielsweise in Italien, Frankreich, Kroatien und Serbien, schreibt der Verband.

Preise für chinesische Windturbinen fallen

Eine Entscheidung des chinesischen Finanzministeriums könnte die Ungleichgewichte noch weiter vergrößern. Das Ministerium hat jüngst 63 Milliarden Dollar bereitgestellt, um versprochene Subventionen zügiger auszahlen zu können. Der Großteil des Geldes geht an die Entwickler von Wind- und Solar-Kraftwerken, wie Bloomberg berichtet. In den vergangenen Jahren hatten sich Subventions-Schulden angehäuft, da die erneuerbaren Energien schneller ausgebaut wurden als der Staat das Fördergeld aushändigen konnte. Die Zahlungsrückstände hatten sich auf die gesamte Lieferkette ausgewirkt, so ein Industrie-Insider. Die Freigabe der Mittel werde der Branche nun einen Schub geben.

Während die chinesischen Anbieter ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken, verloren europäische Unternehmen in der Volksrepublik an Marktanteilen. Im Jahr 2021 haben sich die Installationen ausländischer Windkraftanlagenhersteller halbiert. Die Kosten ausländischer Unternehmen für Onshore-Anlagen sind in China fast doppelt so hoch wie die einheimischer Anbieter. Die Preise für chinesische Windturbinen sind laut Wood Mackenzie im Jahr 2021 um 24 Prozent gefallen. 2022 werden sie um weitere 20 Prozent sinken, so die Prognose des Forschungs- und Beratungsunternehmens. Hinzu kommen Regulierungen, die den Markt für ausländische Unternehmen “weitgehend abschotten”, wie Axthelm sagt.

Chinas Windindustrie will in Europa produzieren

Wird sich die Herstellung von Windkraftanlagen also von Europa zusehends nach China verlagern? Das ist unwahrscheinlich. Denn die Wind-Industrie unterscheidet sich entscheidend von der Solar-Industrie. Hersteller von Solarmodulen produzieren ein Massenprodukt, das sich leicht um die halbe Welt transportieren lässt. Die Wind-Industrie ist viel komplexer. Die Anlagen bestehen aus bis zu 8.000 Komponenten, schreibt Ilaria Mazzocco. “Windkraftanlagenhersteller sind in der Regel auch direkt an der Wartung und Installation beteiligt”, so die China-Energieexpertin vom “Center for Strategic & International Studies”. Die Anlagenhersteller haben häufig eine lokale Präsenz.

Einige chinesische Anbieter hegen deswegen auch Pläne, Produktionsanlagen in Europa aufzubauen. Europäische Hersteller nehmen diese neue Konkurrenz ernst, wie ein Industrievertreter sagt. Mazzocco hält es für unwahrscheinlich, dass chinesische Anbieter “andere führende Unternehmen und bestehende Lieferketten vollständigen verdrängen werden”. Dagegen sprechen auch Vorschriften zur lokalen Wertschöpfung.

Bloomberg NEF geht davon aus, dass diese Vorschriften in Zukunft wichtiger werden und bei der Auftragsvergabe “qualitativen Kriterien” eine größere Rolle zukommt. Der Preis könnte als ausschlaggebender Faktor also an Bedeutung verlieren. Dafür sprechen auch neue EU-Richtlinien für Staatshilfen im Bereich Klima, Umweltschutz und Energie. Sie erlauben es Regierungen, bei der Auftragsvergabe auch stärker auf andere Kriterien wie beispielsweise lokale Wertschöpfung zu achten.

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Termine

30.03.2022 – 09:00-17:00 Uhr, online
VDE, Workshop Cybersecurity-Risikomanagement für Medizinprodukte
Auf der Veranstaltung des Verbandes der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) wird Schritt-für-Schritt erläutert, wie das gesetzlich geforderte Cybersecurity-Risikomanagement in ein bereits bestehendes Risikomanagement integriert werden kann. INFOS & ANMELDUNG

30.03.2022 – 14:00-16:30 Uhr, online
Hydrogen Europe, Conference The Lighthouse Initiative
This event organized by Hydrogen Europe will be the occasion to bring together all stakeholders’ interests in pushing for a sustainable and ambitious hydrogen economy.  INFO & REGISTRATION

30.03.2022 – 09:00-18:30 Uhr, Dortmund
Forum für Digitalisierung im Gesundheitswesen
Digitalisierung und Schutz vor Cyberangriffen, das sind derzeit die bestimmenden Themen der Health IT, mit denen man sich im Laufe dieser Veranstaltung befassen wird. INFOS & ANMELDUNG

30.03.2022 – 17:00-18:30 Uhr, online
Gematik, Seminar E-Rezept Testphase
Auf der Veranstaltung von Gematik wird nähergebracht, wie die E-Rezept-Funktionalitäten gemeinsam mit den Systemherstellern und IT-Dienstleistern in den Praxen und Apotheken eingeführt wurden. INFOS & ANMELDUNG

30.03-31.03.2022, Brüssel
The Europe CCUS & Hydrogen Decarbonisation Summit
The Europe CCUS & Hydrogen Decarbonisation Summit will focus on how to determine strategies for greater decarbonisation of the energy intensive sectors and enhance collaboration and innovation between 300+ government officials, regulators, key industry stake holders, leading academia and service companies. INFO & REGISTRATION

31.03.2022 – 12:00-13:15 Uhr, online
Niedersächsische Landesvertretung bei der EU, Podiumsdiskussion “Halbzeit”-Gespräche zur französischen Ratspräsidentschaft
Auf dieser Veranstaltung werden die Auswirkungen aktueller Ereignisse der Welt auf französische Ratspräsidentschaft aufgezeigt. INFOS & ANMELDUNG

31.03.2022 – 09:00-10:00 Uhr, online
EDF, Panel Discussion The first European large scale and distributed V2G project
This webinar organized by Électricité de France (EDF) will present the new V2G project supported by the EU Innovation Fund (DG CLIMA, CINEA), and the challenges related to smart charging and Vehicle-To-Grid. INFO & REGISTRATION

31.03.2022 – 10:00-12:30 Uhr, online
Eco, Seminar Nachhaltige Mobilität: Innovative Lösungen, neue Geschäftsmodelle, smarte Projekte
Auf dem Seminar des Verbandes der Internetwirtschaft (Eco) werden nachhaltige Mobilitätskonzepte, intelligente Lösungen unterschiedlicher Mobilitätsanbieter und verschiedene Projekte zum Themenkomplex “Nachhaltige Mobilität” beleuchtet und diskutiert. INFOS & ANMELDUNG

31.03.2022 – 13:00-15:00 Uhr, online
TÜV Rheinland, Seminar Glasfasermarkt Deutschland – Wird der Ausbau nun beschleunigt?
Im Laufe dieses Seminars werden die wichtigsten Aspekte des Glasfaserausbaus erläutert und diskutiert. ANMELDUNG

News

Stratcom: Mehr Desinformation aus China

Der Zufluss von Desinformationen aus China nach Europa hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Das geht aus dem Aktivitätenbericht 2021 der Taskforce Strategische Kommunikation (Stratcom) hervor. Die Abteilung gehört zum Europäischen Auswärtigen Dienst (EAD) und identifiziert Desinformation, Lügen und Einflussnahme aus dem Ausland.

Vor allem Desinformation im Zusammenhang mit dem Coronavirus haben zugenommen. Oft seien deren Ausgangspunkt Stellen gewesen, die “direkt oder indirekt mit chinesischen Behörden verbunden sind”. Chinesische Beamte und staatlich kontrollierte Medien hätten Behauptungen verbreitet, “die Zweifel am Ursprung des Virus und der Sicherheit westlicher Impfstoffe säen”.

Zudem habe China “systematisch die Botschaft verbreitet, dass sein eigenes Regierungssystem eine bessere Alternative zu westlichen Demokratien ist“. Dabei habe es vermehrt Übereinstimmungen mit und “Verstärkung von Pro-Kreml-Verschwörungserzählungen” durch chinesische Akteure gegeben. Diese Tendenz sei zuletzt auch beim Ukraine-Krieg deutlich geworden, hieß es in dem Stratcom-Bericht.

Die Art und Weise der Desinformation aus der Volksrepublik zeichnete sich oft durch “schroffe Botschaften über offizielle Kanäle” aus, so Stratcom. Auch werde versucht, kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen oder über Influencer positive Narrative über China zu verbreiten. Vor allem im Westbalkan habe China zunehmenden Einfluss auf Medien und in sozialen Netzwerken.

Zuletzt hatte das EU-Parlament eine schärfere Vorgehensweise gegen Desinformationskampagnen und ausländische Einflussnahme gefordert. ari

  • China
  • Desinformation

G7-Staaten lehnen Gas-Zahlung in Rubel ab

Im Streit um die russische Forderung nach einer Bezahlung von Gas in Rubel verhärten sich die Fronten. Die sieben wichtigsten Industrie-Staaten der Welt lehnten am Montag in einer Sonderkonferenz einstimmig eine Begleichung in Rubel ab und sprachen von Vertragsbruch. Man fordere die Unternehmen auf, dem nicht Folge zu leisten, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) als Vorsitzender der G7-Energieminister. “Das heißt also, dass eine Zahlung in Rubel nicht akzeptabel ist.” Bundeskanzler Olaf Scholz betonte: “Wir haben eine Situation, in der Verträge erfüllt werden müssen.”

Russland wiederum machte deutlich: “Wir werden Gas nicht verschenken, das ist klar”, sagte der Sprecher des Präsidialamtes Dmitri Peskow. “In unserer Lage ist es kaum möglich und auch nicht angemessen als Wohltäter zu handeln.” Präsident Wladimir Putin hatte den staatlichen Gazprom-Konzern angewiesen, bis Donnerstag die Zahlungsmodalitäten auf Rubel umzustellen. Die Verträge laufen derzeit fast ausschließlich auf Euro, Dollar oder britische Pfund. 

Habeck hatte nach Putins Forderung erklärt, er peile eine abgestimmte Haltung der EU dazu an. Beim Gipfel vergangene Woche gab es dazu jedoch keine Erklärung. Bislang ist unklar, was Putin mit der Forderung bezweckt. Die russische Währung, die unter starkem Druck steht, erholte sich nach Putins Ankündigung zunächst. Vor allem aber müssten Firmen wohl Rubel bei Banken eintauschen, was zu einem Unterlaufen der Sanktionen gegen Institute führen könnte.

Habeck: Putin steht mit dem Rücken zur Wand

Habeck sagte, der Versuch von Putin, die Staatengemeinschaft zu spalten, sei daher offenkundig. “Wir lassen uns nicht spalten, die Antwort der G7-Staaten ist eindeutig. Die Verträge werden eingehalten.” Putins Vorgehen zeige, dass er mit dem Rücken zur Wand stehe. “Sonst hätte er diese Forderung nicht erhoben.” Auf die Frage nach einem möglichen Liefer-Boykott vonseiten Russlands, ergänzte er: “Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet.”

Allerdings hatte Habeck erst am Freitag eingeräumt, dass Deutschland zwar bis Jahresende von russischer Kohle und auch Öl unabhängig sein könnte. Bei Gas werde dies aber noch über zwei Jahre dauern. Der Energieverband BDEW hatte daher vor dem Hintergrund des Rubel-Streits die Ausrufung der Frühwarnstufe nach dem Gas-Notfall-Plan gefordert und wurde dabei auch von der Grünen-Energie-Expertin Ingrid Nestle unterstützt. Das Wirtschaftsministerium hatte dies zuletzt abgelehnt. “Natürlich müssen wir die Lage aber auch weiterhin genau beobachten”, sagte eine Sprecherin am Montag. “Die Bundesregierung ist auf alle Szenarien vorbereitet und jederzeit in der Lage, die notwendigen Schritte einzuleiten, falls nötig und erforderlich.” rtr

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Vestager: Unternehmens-Beihilfen nicht wieder in Milliardenhöhe

Unternehmen, die von den gegen Russland verhängten Sanktionen und den steigenden Energiekosten betroffen sind, werden wahrscheinlich keine staatlichen Beihilfen in Milliardenhöhe bekommen, wie das bei den von der COVID-19-Pandemie betroffenen Unternehmen der Fall war. Die Auswirkungen seien geringer, begründete die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Montag.

Vestager hatte vergangene Woche die Regeln für staatliche Beihilfen gelockert, sodass Unternehmen bis zu 400.000 Euro an staatlicher Unterstützung und bis zu 30 Prozent der Energiekosten als Entschädigung erhalten können, nachdem Tausende von Unternehmen – von Fluggesellschaften bis zu Automobilherstellern – über Unterbrechungen ihrer Lieferketten berichtet hatten.

Kein flächendeckender staatlicher Eingriff

Vestager sagte im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters, es gebe einen großen Unterschied zwischen der aktuellen Situation, die durch die gegen Russland verhängten Sanktionen verursacht wurde, und der Pandemie, bei der mehr Unternehmen von nationalen Schließungen betroffen waren. Dieser Unterschied würde die Höhe der diesmal gewährten Hilfe begrenzen.

“Es ist noch viel zu früh, aber ich glaube nicht”, sagte Vestager auf die Frage, ob die Regierungen der Europäischen Union erneut Milliarden von Euro in sanktionsgeplagte Unternehmen pumpen würden. “Denn es gibt keine flächendeckenden staatlichen Eingriffe in die Funktionsweise des Marktes, bei denen die Staaten und Regierungen eingreifen und im Grunde genommen allen sagen, sie sollen sich zurückhalten”, sagte sie.

Vestager hat bisher mehr als 3 Millionen Euro an Hilfen für pandemiegeschädigte Unternehmen im Rahmen der vor zwei Jahren beschlossenen gelockerten Regeln genehmigt. Sie bekräftigte, dass diese Regeln nicht verlängert werden sollen. “Der wichtigste Teil des befristeten Rahmens für die Pandemiebekämpfung ist, dass er Mitte des Jahres ausläuft”, sagte sie. rtr

  • Beihilfen
  • Europapolitik

EU-Kommission: Goldene Pässe stoppen

Die EU-Kommission hat die Mitgliedstaaten aufgefordert, den Verkauf von Staatsbürgerschaften an Nicht-EU-Bürger umgehend zu stoppen. Die Vergabe solcher “goldenen Pässe” sei nach Auffassung der Behörde nach EU-Recht illegal und gefährde ernsthaft die Sicherheit, sagte EU-Justizkommissar Didier Reynders. “Er öffnet Tür und Tor für Korruption, Geldwäsche und Steuervermeidung.”

Die Mitgliedstaaten sollten überdies überprüfen, ob Russen und Belarussen, an die goldene Pässe vergeben worden seien, auf der EU-Sanktionsliste stünden. Diese Pässe sollten gegebenenfalls zurückgezogen werden. Die EU-Kommission forderte zudem, dass grundsätzlich keine “goldenen Visa” mehr an Russen und Belarussen verkauft werden sollten. Auch sollten bestehende Aufenthaltserlaubnisse von Personen aus beiden Ländern zurückgezogen oder nicht verlängert werden.

Die Vergabe von Staatsbürgerschaften und Aufenthaltsgenehmigungen ist Sache der einzelnen EU-Länder. Die EU-Kommission sieht darin jedoch eine Gefahr für die Sicherheit der gesamten EU. Grund dafür ist unter anderem, dass Betroffene sich frei im Schengen-Raum bewegen können.

Gegen Zypern und Malta hat die EU-Kommission deshalb bereits Verfahren eingeleitet. Bulgarien hat die Vergabe goldener Pässe bereits gestoppt, verkauft jedoch weiter Aufenthaltsgenehmigungen gegen Investitionen. Malta vergibt keine goldenen Pässe mehr an Russen und Belarussen, hält aber grundsätzlich an dem Verfahren fest. dpa/tho

Umfrage: EU sollte über einen eigenen Haushalt verfügen

Die Europäische Union sollte wie die nationalen Regierungen über einen eigenen Haushalt verfügen, mit dem sie bei Bedarf die Wirtschaft der Union stabilisieren kann. Das geht aus einer Umfrage der Europäischen Kommission unter Akademikern, Denkfabriken und anderen Institutionen hervor.

Die EU mit ihren 27 Mitgliedstaaten verfügt derzeit über einen Haushalt, der sich hauptsächlich auf die Angleichung des Lebensstandards und einige gemeinsame ausgabenpolitische Maßnahmen auf der Grundlage von Zahlen konzentriert, die alle sieben Jahre nach einer sorgfältigen Debatte festgelegt werden. “Eine Mehrheit der Befragten unterstützt die Einrichtung einer zentralen EU-Finanzkapazität, insbesondere zur makroökonomischen Stabilisierung”, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht der Kommission über die Konsultation.

Die Idee, die von Ökonomen als notwendiges Gegengewicht zur einheitlichen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank befürwortet wird, hat in der Vergangenheit nicht die Unterstützung der EU-Regierungen erhalten. Die Mitgliedstaaten haben sich bisher gegen eine Änderung gewehrt, da dies die Übertragung von mehr nationaler Souveränität an die EU, eine engere fiskalische Zusammenarbeit und höchstwahrscheinlich eine regelmäßige gemeinsame EU-Kreditaufnahme sowie neue EU-Einnahmequellen zur Rückzahlung der gemeinsamen Schulden bedeuten würde.

“Grüne” Investition stärker berücksichtigen

Die Kommission erklärte, die neuen Ansichten seien entstanden, nachdem sie im vergangenen Jahr eine Online-Umfrage durchgeführt hatte, in der um Meinungen zum finanzpolitischen Rahmen der EU gebeten wurde. Von den 225 gültigen Antworten stammte mehr als ein Fünftel von Privatpersonen, so die Kommission. Ein weiteres Fünftel kam aus dem akademischen Bereich und ein weiteres Fünftel von den Gewerkschaften. Nichtregierungsorganisationen, unabhängige Finanzinstitute und Denkfabriken leisteten ebenfalls einen großen Beitrag, wie die Daten zeigten.

Die Befragten wünschen sich, dass die Regeln das Wirtschaftswachstum, soziale Fragen und die Bekämpfung des Klimawandels stärker unterstützen und gleichzeitig die Staatsverschuldung tragfähig halten, so die Kommission. Die Menschen und Organisationen sagten, dass “grüne” Investitionen wegen der klimatischen Herausforderungen in den Regeln besonders berücksichtigt werden sollten, und eine große Anzahl von ihnen forderte eine Vereinfachung, Transparenz und stärkere nationale Eigenverantwortung für die Regeln.

Die Kommission soll bis Juni ihre Vorschläge zur Änderung der Regeln vorlegen, die die staatliche Kreditaufnahme begrenzen, um den Wert des Euro zu erhalten. Vergangenes Jahr hat die EU einer beispiellosen gemeinsamen Kreditaufnahme von 800 Milliarden Euro zugestimmt, um ihre Wirtschaft nach der Pandemie durch Investitionen wieder aufzubauen.

Die gemeinsame Verschuldung war jedoch als einmalig zu bezeichnen. Sie kam zu dem regulären Haushalt von 1,1 Milliarden Euro hinzu, der für alle 27 Länder für die nächsten sieben Jahre festgelegt wurde und aus den bereits an die EU abgetretenen staatlichen Beiträgen und Steuereinnahmen finanziert wird. rtr

  • EU-Haushalt
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Grüne Subventionen: EU erhebt erste Klage gegen Großbritannien

Die Europäische Union hat bei der Welthandelsorganisation (WTO) zum ersten Mal eine Klage gegen Großbritannien eingereicht, weil das ehemalige EU-Mitglied grüne Subventionen gewährt. Die Europäische Kommission, die für die Handelspolitik der 27 EU-Mitgliedstaaten zuständig ist, erklärte, dass die von der britischen Regierung bei der Vergabe von Subventionen für Offshore-Windkraftprojekte angewandten Kriterien britische Anteile begünstigten.

“Dies verstößt gegen den zentralen Grundsatz der WTO, dass Importe gleichberechtigt mit einheimischen Produkten konkurrieren können müssen, und schadet den EU-Lieferanten, einschließlich vieler KMU, im Bereich der grünen Energie”, so die Kommission.

Sie sagte auch, dass diese Praxis die Produktionskosten erhöhen würde und die Gefahr besteht, dass die Einführung grüner Energie verlangsamt wird. Die Europäische Union habe ihre Bedenken gegenüber Großbritannien geäußert, aber keine zufriedenstellende Antwort erhalten.

WTO-Anfechtungen beginnen mit einer formalen 60-tägigen Konsultationsphase zwischen den Parteien. Wird der Streit nicht beigelegt, kann die EU beantragen, dass ein WTO-Panel über die Angelegenheit entscheidet. Die WTO braucht in der Regel Jahre, um Streitfälle zu lösen. rtr

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Presseschau

EU legt Zehn-Punkte-Plan zur Aufnahme von Flüchtlingen vor WELT
G7 lehnen Gaszahlungen in Rubel ab ZEIT
EU-Staaten sollen “goldene Pässe” prüfen NTV
Griechenlands Suche nach Gas und Öl: “Aufmerksamkeit auf Gasvorkommen bei Kreta und im Ionischen Meer richten” HANDELSBLATT
Slowenien sieht großes Potenzial bei selbstfahrenden Autos EURACTIV
EU confronts UK on wind turbines in first WTO dispute since Brexit FT
EU-Finanzmarktaufsicht: Emissionshandel funktioniert gut HANDELSBLATT

Standpunkt

Recht auf Reparatur: Kein Selbstläufer

Patrick Stockebrandt und Svenja Schwind
Recht auf Reparatur: Patrick Stockebrandt und Svenja Schwind vom Centrum für Europäische Politik.
Patrick Stockebrandt und Svenja Schwind vom Centrum für Europäische Politik.

Sowohl das EU-Parlament als auch der Rat begrüßen die Idee eines solchen “Rechts auf Reparatur”. Lange war jedoch unklar, wie dieses konkret ausgestaltet werden soll. Die Pläne der EU-Kommission knüpfen nun zum einen an den Handlungsmöglichkeiten der Verbraucher und zum anderen an den Produkten selbst an, um deren Ressourceneffizienz zu erhöhen. So überzeugend zunächst ein Recht auf Reparatur klingen mag, so zeigt sich, dass mit der Umstellung von einer “Verbrauchs-” auf eine “Reparaturökonomie” sehr viele offene Fragen und ungewisse Effekte verbunden sind.

Das Hauptanliegen der Kommission ist es, Verbraucher zu ermutigen, Produkte länger zu nutzen. Dabei werden derzeit sechs Optionen zur Änderung des Gewährleistungsrechts diskutiert. Diese reichen von freiwilligen Verpflichtungen bis hin zu tiefgreifenden Änderungen des Gewährleistungsrechts. Schon eine erste Betrachtung der Optionen zeigt, dass ein europäisches Recht auf Reparatur hier nicht unbedingt auch ein Mehr an Verbraucherrechten bedeutet. Denn drei von sechs Optionen würden dazu führen, dass bestehende Verbraucherrechte beschnitten werden.

Unabhängig von den noch offenen Einzelheiten erscheint ein Eingriff in das Recht der Gewährleistung zur Verfolgung des Ziels der längeren Nutzungsdauer von Produkten auch nicht angebracht. Denn bei einem Recht auf Reparatur, das die freie Wahl der Verbraucher im Mangelfall einschränkt, ist mit Akzeptanzproblemen zu rechnen. Das legitime Ziel der längeren Nutzungsdauer von Produkten wird so dann jedenfalls teilweise gegen Verbraucherinteressen durchgesetzt werden müssen, wodurch Verbraucher- und Umweltschutz unnötig in Konflikt geraten. Ein Eingriff in das Gewährleistungsrecht mit dem Ziel, die bestehenden Wahlrechte der Verbraucher einzuschränken, ist insofern nicht zielführend und daher auch nicht angebracht.

Kommission lässt bessere Ansätze unberücksichtigt

Das Ziel ist hingegen auch durch bessere Information des Verbrauchers über die Reparierbarkeit eines Produkts erreichbar, z.B. durch einen europäischen Reparaturindex. In Form eines Labels (Punktestand zwischen 0 und 10) wird angezeigt, wie gut das Produkt repariert werden kann. Die in Frankreich bereits umgesetzte Idee könnte dabei grundsätzlich auch auf EU-Ebene übertragen werden. Entsprechende Vorarbeiten sind durchgeführt worden, die in den vorgestellten Optionen jedoch nicht aufgegriffen werden.

Die verbraucherpolitische Ausgestaltung eines Rechts auf Reparatur kann umweltpolitisch durch allgemeine Ökodesign-Anforderungen an die Produkte ergänzt werden. Hierzu zählen etwa Vorgaben für Auswahl und Einsatz von Rohmaterial oder Installierung und Wartung der Produkte. Dies soll langfristig zu einer Kreislaufwirtschaft beitragen, die Ressourcen schont und Materialien so lange wie möglich im Wirtschaftskreislauf hält.

Die Beantwortung der Frage, ob eine bessere Reparierbarkeit umweltpolitisch wünschenswert ist, fällt je nach Produkt unterschiedlich aus. Eine bessere Reparierbarkeit kann langfristig den Ressourcenverbrauch senken und durch längere Lebenszyklen die Muster der “linearen Wegwerf-Gesellschaft” durchbrechen. Allerdings kann eine bessere Reparierbarkeit auch einen höheren Materialverbrauch erfordern, weil Komponenten verschraubt und nicht mehr verklebt oder verlötet werden. Es muss also tatsächlich die Nachfrage nach Neuprodukten sinken, sonst wird das Ziel konterkariert, weniger Ressourcen zu verbrauchen.

Weitere, marktbasierte Anreize nötig

Zudem ist der ökologische Vorteil der längeren Nutzung eines Gerätes stark abhängig von der jeweiligen Produktgruppe. So kann es ökologisch vorteilhafter sein, alte Produkte – z. B. stromfressende Gefriergeräte – durch neue, energieeffiziente zu ersetzen, anstatt diese zu reparieren.

Ein Recht auf Reparatur kann zu mehr Umweltschutz führen. Aber es ist kein Selbstläufer. Auch können bei Vorgaben zur Reparierbarkeit nicht alle potenziellen Folgen für Unternehmen vorhergesehen werden und so entsprechend unbeabsichtigte negative Auswirkungen haben.

Die Verwirklichung einer Kreislaufwirtschaft sollte durch weitere, auch marktbasierte Anreize unterstützt werden. Eine Bepreisung von Primärrohstoffen kann ebenfalls den Ressourcenverbrauch senken. Hierdurch wird es für Unternehmen attraktiver, ihre Produkte kreislaufgerechter zu gestalten – etwa durch reparaturfreundliches Design oder aber durch besser recyclebare Produktgestaltung.

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Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    vergangenes Jahr hatte die EU-Kommission angeordnet, das Emissionshandelssystem (ETS) auf den Prüfstand zu stellen. Untersucht werden sollte, ob das System Schlupflöcher für Marktspekulationen oder Manipulation aufweise. Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) hat nun ihren Bericht vorgelegt. Die gute Nachricht: es gebe keine “wesentlichen Schwachstellen” des ETS in seiner jetzigen Form. Warum trotzdem Anpassungen nötig sind, hat Lukas Scheid analysiert.

    Nico Beckert hat in der Frage recherchiert, ob der Windkraftindustrie hierzulande das gleiche Schicksal droht wie der Solarindustrie, nämlich eine fast vollständige Abwanderung der Technologie und Herstellung nach China. Parallelen gibt es durchaus. Die Konkurrenz aus China drängt auf den Weltmarkt, sieben der zehn größten Hersteller stammen aus China, das Land hat so eine gute Basis für den Export. Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied zur Solarindustrie, wie er in seiner Analyse schreibt.

    Russlands Forderung, die Gasrechnung künftig in Rubel zu bezahlen, stößt bei den G7-Staaten auf Gegenwehr. Man werde sich an die Verträge halten, und die schrieben eine Bezahlung in Euro oder Dollar vor, hieß es gestern in einer Sonderkonferenz. Mehr dazu lesen Sie in den News.

    Ein Recht auf Reparatur – das klingt umwelt- und verbraucherfreundlich, wird doch der Lebenszyklus der Geräte und Gegenstände damit verlängert und somit Ressourcen geschont. Warum der Vorschlag der EU-Kommission aber gar nicht so überzeugend ist, haben Patrick Stockebrandt und Svenja Schwind vom Centrum für Europäische Politik im Standpunkt aufgeschrieben.

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    Lisa-Martina Klein
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    Analyse

    EU-Marktaufsicht: ETS mit Verbesserungsbedarf

    Im Oktober 2021 hatte die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) mit ihrer Prüfung begonnen. In dem 143-seitigen Report, der Montag vorgelegt wurde, heißt es, dass man anhand der verfügbaren Daten “keine wesentlichen Schwachstellen in der Funktionsweise” des ETS gefunden habe. Preisschwankungen seien durch die Angebots- und Nachfragedynamik sowie die geplante Reduzierung der Zertifikate und der steigenden Energiepreise getrieben. Auch der Krieg in der Ukraine habe sich auf den ETS ausgewirkt. Mit Beginn des russischen Angriffskrieges war der Preis abgestürzt, hat sich seitdem aber wieder erholt. Laut ESMA bleibe die Lage volatil.

    Die Marktaufsichtsbehörde schlägt daher einige Anpassungen vor. Allerdings geht es dabei nicht um direkte Eingriffe in das System, sondern um die langfristige Verbesserung der Datenlage zur Überwachung des ETS. So sollen die Berichterstattungspflichten über Positionen am ETS angepasst, getätigte Transaktionen stärker verfolgt und das Positions-Management bei Derivaten auf Emissionszertifikate stärker kontrolliert werden. Darüber hinaus empfiehlt die Marktaufsichtsbehörde, die Identifizierung einzelner Marktteilnehmer zu ermöglichen, um für mehr Transparenz zu sorgen.

    Die ESMA erklärt in ihrem Bericht, mit “erheblichen Hürden” konfrontiert gewesen zu sein, um die Herkunft der Marktteilnehmer zu ermitteln. Es sei daher schwierig, sich ein klares Bild zu machen, wer von wo aus mit CO2-Zertifikaten handelt. Die ESMA-Analysten fanden heraus, dass Long-Positionen hauptsächlich von Nicht-Finanzunternehmen zu Hedging-Zwecken gehalten würden, Short-Positionen dagegen von Banken und Investmentfirmen.

    “Kein Anlass zur Sorge”

    Die Beteiligung von Investmentfonds habe zudem zugenommen – größtenteils aus Nicht-EU-Ländern – genauso wie der Anteil des Hochfrequenzhandels und des algorithmischen Handels im ETS – größtenteils von Unternehmen aus Großbritannien und den USA. Laut der Behörde biete dies noch keinen Anlass zur Sorge. Sie empfiehlt dennoch, zusätzliche Maßnahmen, “um die Sichtbarkeit dieser Aktivitäten in den Überwachungsdaten zu verbessern.”

    “All diese Befunde erfordern keine radikale Reform, sondern konkrete Maßnahmen, und ich fordere die Kommission auf, zu handeln und diese Maßnahmen unverzüglich vorzuschlagen”, erklärte Peter Liese (EVP). Der Berichterstatter des EU-Parlaments für die Revision des ETS hatte bereits im Februar angeregt, den ETS transparenter zu gestalten, um Marktmanipulationen vorzubeugen (Europe.Table berichtete). Schattenberichterstatter Michael Bloss (Grüne) fordert ein Transparenzregister für alle Marktteilnehmer, da bislang nicht öffentlich sei, wer wann was kaufe. “Dieser Schutzschirm für Machenschaften muss abgeschafft werden”, so Bloss.

    Des Weiteren hat die ESMA Möglichkeiten für direkte Markteingriffe analysiert, ohne eine eindeutige Empfehlung abzugeben. Eine zentralisierte Marktüberwachung des ETS durch die EU, beziehungsweise die ESMA, wäre so ein Eingriff, da es bislang keine vergleichbare EU-weite Überwachung von Finanzinstrumenten gibt. Eine zentrale ETS-Marktaufsicht biete laut der ESMA zwar die Möglichkeit, alle verfügbaren Daten an einem Ort zu bündeln. Allerdings sei dies kosten- und zeitintensiv und bedürfe weiterer Ressourcen. Zudem wäre es zwar in der Lage, Marktmanipulationen und Missbrauchspraktiken leichter aufdecken zu können, nicht aber starke Preisschwankungen oder Marktvolatilität zu verhindern.

    Vor- und Nachteile von Positionslimits

    Eine weitere Möglichkeit, um Marktmissbrauch zu verhindern, sei es, Positionslimits für Derivate im ETS festzulegen. So wären Marktteilnehmern Grenzen für die Menge ihrer Positionen, die sie kaufen oder verkaufen können, auferlegt und das Risiko für Manipulationen wäre geringer. Die ESMA warnt jedoch auch, dass ein solches Instrument die Komplexität des Systems verstärke. So könnte die Liquidität des ETS verringert und die Volatilität und die Widerstandsfähigkeit vergrößert werden.

    Für beide Möglichkeiten des Markteingriffs fordert die ESMA detailliertere Analysen und weist darauf hin, dass ein einzigartiger Markt wie der für Emissionszertifikate maßgeschneiderte Lösungen erfordere. Zudem könne ein einziges Instrument wie das Positionslimit nicht alle Probleme des ETS lösen.

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    Windkraft: Konkurrenz aus China wächst

    Die Europäische Union will die erneuerbaren Energien infolge des russischen Kriegs in der Ukraine schneller ausbauen. Eine große Rolle spielt die Windkraft. Bis 2030 sollen 480 Gigawatt an Wind-Kapazität am Netz sein. Vor dem Ukraine-Schock waren 450 Gigawatt geplant. Das 2030-Ziel wurde somit um zusätzliche 30 Gigawatt erhöht. Goldene Zeiten also für die europäische Windkraft-Industrie – könnte man meinen. Doch die Konkurrenz aus China drängt stärker auf den Weltmarkt und könnte vom europäischen Windkraft-Ausbau profitieren. Die europäische Industrie warnt deswegen schon vor einem Verlust von Marktanteilen. Ein Debakel wie die völlige Verdrängung der deutschen Solarwirtschaft durch übermächtige Konkurrenz aus Fernost ist indessen nicht zu befürchten.

    Chinas Wind-Industrie ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Die Hälfte der weltweit hergestellten Komponenten von Windkraftanlagen stammen aus chinesischer Produktion. Sieben der zehn größten Hersteller kommen aus der Volksrepublik. Zwischen 2019 und 2021 haben sich die jährlichen europäischen Importe von Windkraftanlagen aus China von 211 Millionen Euro auf 411 Millionen Euro fast verdoppelt. Gleichzeitig schwächelt die europäische Konkurrenz. Vier der fünf europäischen Hersteller haben im vergangenen Jahr Verluste gemacht. Sie schließen Fabriken und bauen Jobs ab. Allein in Deutschland gingen nach Industrieangaben in den vergangenen sechs Jahren mehr als 50.000 Arbeitsplätze in der Wind-Industrie verloren.

    Es scheint, als drohe der europäischen Wind-Industrie das gleiche Schicksal wie der Solar-Industrie. Doch dieses Fazit wäre verfrüht. Mit Vestas und Siemens Gamesa stammen zwei der weltweit fünf größten Wind-Unternehmen aus Europa. Und trotz steigender Importe ist Chinas Stellung in Europa noch nicht gefestigt. Der größte Teil der riesigen chinesischen Produktion wird von der Volksrepublik beim massiven Ausbau der Windkraft selbst genutzt. Doch es ist genau dieser massive Ausbau, der Europas Wind-Industrie schreckt. Eine starke Basis in der Heimat ermöglicht auch internationale Expansion. Chinesische Anbieter konkurrieren mit unschlagbaren Preisen und haben auch technisch aufgeholt.

    Staatliche Flankierung für die Expansion nach Europa

    Der große einheimische Markt begünstigt chinesische Anbieter. “Die schiere Größe seiner Produktionskapazitäten verschafft China einen großen Wettbewerbsvorteil” im Windenergie-Markt, sagt Xiaoyang Li vom Forschungs- und Beratungsunternehmen Wood Mackenzie. Auch Industrievertreter in Deutschland blicken besorgt auf die Entwicklungen. “In dem weitgehend abgeschotteten, aber sehr volumenstarken chinesischen Markt haben sich die chinesischen Hersteller technologisch an europäische Leistungsniveaus herangearbeitet”, sagt Wolfram Axthelm, Geschäftsführer des Bundesverbands WindEnergie. “Wir haben in der Vergangenheit erlebt, wie chinesische Unternehmen mit staatlicher Flankierung in neue Märkte vordringen.”

    In Europa verhält es sich laut dem Industrieverband Windeurope genau umgekehrt. “Die geringe Größe des Marktes schadet der Lieferkette sehr”, heißt es in einem offenen Brief des Verbandes an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. “Das Problem sind nicht die politischen Ziele zum Ausbau der Windenergie”, sagt Christoph Zipf vom Verband Windeurope. “Aber Ziele allein helfen nicht, wenn die Umsetzung dieser Ziele nicht ermöglicht wird. Das Problem sind die mangelnden Flächen und Genehmigungen.” Dadurch werde die Energiewende verschleppt.

    Weil die Nachfrage in Europa nicht hoch genug ist, hat die Industrie Nachteile gegenüber China. Auf dem Weltmarkt verliere die europäische Industrie schon Marktanteile an China. Und chinesische Anbieter gewinnen zunehmend Aufträge zum Bau von Windparks in Europa – beispielsweise in Italien, Frankreich, Kroatien und Serbien, schreibt der Verband.

    Preise für chinesische Windturbinen fallen

    Eine Entscheidung des chinesischen Finanzministeriums könnte die Ungleichgewichte noch weiter vergrößern. Das Ministerium hat jüngst 63 Milliarden Dollar bereitgestellt, um versprochene Subventionen zügiger auszahlen zu können. Der Großteil des Geldes geht an die Entwickler von Wind- und Solar-Kraftwerken, wie Bloomberg berichtet. In den vergangenen Jahren hatten sich Subventions-Schulden angehäuft, da die erneuerbaren Energien schneller ausgebaut wurden als der Staat das Fördergeld aushändigen konnte. Die Zahlungsrückstände hatten sich auf die gesamte Lieferkette ausgewirkt, so ein Industrie-Insider. Die Freigabe der Mittel werde der Branche nun einen Schub geben.

    Während die chinesischen Anbieter ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken, verloren europäische Unternehmen in der Volksrepublik an Marktanteilen. Im Jahr 2021 haben sich die Installationen ausländischer Windkraftanlagenhersteller halbiert. Die Kosten ausländischer Unternehmen für Onshore-Anlagen sind in China fast doppelt so hoch wie die einheimischer Anbieter. Die Preise für chinesische Windturbinen sind laut Wood Mackenzie im Jahr 2021 um 24 Prozent gefallen. 2022 werden sie um weitere 20 Prozent sinken, so die Prognose des Forschungs- und Beratungsunternehmens. Hinzu kommen Regulierungen, die den Markt für ausländische Unternehmen “weitgehend abschotten”, wie Axthelm sagt.

    Chinas Windindustrie will in Europa produzieren

    Wird sich die Herstellung von Windkraftanlagen also von Europa zusehends nach China verlagern? Das ist unwahrscheinlich. Denn die Wind-Industrie unterscheidet sich entscheidend von der Solar-Industrie. Hersteller von Solarmodulen produzieren ein Massenprodukt, das sich leicht um die halbe Welt transportieren lässt. Die Wind-Industrie ist viel komplexer. Die Anlagen bestehen aus bis zu 8.000 Komponenten, schreibt Ilaria Mazzocco. “Windkraftanlagenhersteller sind in der Regel auch direkt an der Wartung und Installation beteiligt”, so die China-Energieexpertin vom “Center for Strategic & International Studies”. Die Anlagenhersteller haben häufig eine lokale Präsenz.

    Einige chinesische Anbieter hegen deswegen auch Pläne, Produktionsanlagen in Europa aufzubauen. Europäische Hersteller nehmen diese neue Konkurrenz ernst, wie ein Industrievertreter sagt. Mazzocco hält es für unwahrscheinlich, dass chinesische Anbieter “andere führende Unternehmen und bestehende Lieferketten vollständigen verdrängen werden”. Dagegen sprechen auch Vorschriften zur lokalen Wertschöpfung.

    Bloomberg NEF geht davon aus, dass diese Vorschriften in Zukunft wichtiger werden und bei der Auftragsvergabe “qualitativen Kriterien” eine größere Rolle zukommt. Der Preis könnte als ausschlaggebender Faktor also an Bedeutung verlieren. Dafür sprechen auch neue EU-Richtlinien für Staatshilfen im Bereich Klima, Umweltschutz und Energie. Sie erlauben es Regierungen, bei der Auftragsvergabe auch stärker auf andere Kriterien wie beispielsweise lokale Wertschöpfung zu achten.

    • China
    • Klima & Umwelt
    • Klimaschutz
    • Windkraft

    Termine

    30.03.2022 – 09:00-17:00 Uhr, online
    VDE, Workshop Cybersecurity-Risikomanagement für Medizinprodukte
    Auf der Veranstaltung des Verbandes der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) wird Schritt-für-Schritt erläutert, wie das gesetzlich geforderte Cybersecurity-Risikomanagement in ein bereits bestehendes Risikomanagement integriert werden kann. INFOS & ANMELDUNG

    30.03.2022 – 14:00-16:30 Uhr, online
    Hydrogen Europe, Conference The Lighthouse Initiative
    This event organized by Hydrogen Europe will be the occasion to bring together all stakeholders’ interests in pushing for a sustainable and ambitious hydrogen economy.  INFO & REGISTRATION

    30.03.2022 – 09:00-18:30 Uhr, Dortmund
    Forum für Digitalisierung im Gesundheitswesen
    Digitalisierung und Schutz vor Cyberangriffen, das sind derzeit die bestimmenden Themen der Health IT, mit denen man sich im Laufe dieser Veranstaltung befassen wird. INFOS & ANMELDUNG

    30.03.2022 – 17:00-18:30 Uhr, online
    Gematik, Seminar E-Rezept Testphase
    Auf der Veranstaltung von Gematik wird nähergebracht, wie die E-Rezept-Funktionalitäten gemeinsam mit den Systemherstellern und IT-Dienstleistern in den Praxen und Apotheken eingeführt wurden. INFOS & ANMELDUNG

    30.03-31.03.2022, Brüssel
    The Europe CCUS & Hydrogen Decarbonisation Summit
    The Europe CCUS & Hydrogen Decarbonisation Summit will focus on how to determine strategies for greater decarbonisation of the energy intensive sectors and enhance collaboration and innovation between 300+ government officials, regulators, key industry stake holders, leading academia and service companies. INFO & REGISTRATION

    31.03.2022 – 12:00-13:15 Uhr, online
    Niedersächsische Landesvertretung bei der EU, Podiumsdiskussion “Halbzeit”-Gespräche zur französischen Ratspräsidentschaft
    Auf dieser Veranstaltung werden die Auswirkungen aktueller Ereignisse der Welt auf französische Ratspräsidentschaft aufgezeigt. INFOS & ANMELDUNG

    31.03.2022 – 09:00-10:00 Uhr, online
    EDF, Panel Discussion The first European large scale and distributed V2G project
    This webinar organized by Électricité de France (EDF) will present the new V2G project supported by the EU Innovation Fund (DG CLIMA, CINEA), and the challenges related to smart charging and Vehicle-To-Grid. INFO & REGISTRATION

    31.03.2022 – 10:00-12:30 Uhr, online
    Eco, Seminar Nachhaltige Mobilität: Innovative Lösungen, neue Geschäftsmodelle, smarte Projekte
    Auf dem Seminar des Verbandes der Internetwirtschaft (Eco) werden nachhaltige Mobilitätskonzepte, intelligente Lösungen unterschiedlicher Mobilitätsanbieter und verschiedene Projekte zum Themenkomplex “Nachhaltige Mobilität” beleuchtet und diskutiert. INFOS & ANMELDUNG

    31.03.2022 – 13:00-15:00 Uhr, online
    TÜV Rheinland, Seminar Glasfasermarkt Deutschland – Wird der Ausbau nun beschleunigt?
    Im Laufe dieses Seminars werden die wichtigsten Aspekte des Glasfaserausbaus erläutert und diskutiert. ANMELDUNG

    News

    Stratcom: Mehr Desinformation aus China

    Der Zufluss von Desinformationen aus China nach Europa hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Das geht aus dem Aktivitätenbericht 2021 der Taskforce Strategische Kommunikation (Stratcom) hervor. Die Abteilung gehört zum Europäischen Auswärtigen Dienst (EAD) und identifiziert Desinformation, Lügen und Einflussnahme aus dem Ausland.

    Vor allem Desinformation im Zusammenhang mit dem Coronavirus haben zugenommen. Oft seien deren Ausgangspunkt Stellen gewesen, die “direkt oder indirekt mit chinesischen Behörden verbunden sind”. Chinesische Beamte und staatlich kontrollierte Medien hätten Behauptungen verbreitet, “die Zweifel am Ursprung des Virus und der Sicherheit westlicher Impfstoffe säen”.

    Zudem habe China “systematisch die Botschaft verbreitet, dass sein eigenes Regierungssystem eine bessere Alternative zu westlichen Demokratien ist“. Dabei habe es vermehrt Übereinstimmungen mit und “Verstärkung von Pro-Kreml-Verschwörungserzählungen” durch chinesische Akteure gegeben. Diese Tendenz sei zuletzt auch beim Ukraine-Krieg deutlich geworden, hieß es in dem Stratcom-Bericht.

    Die Art und Weise der Desinformation aus der Volksrepublik zeichnete sich oft durch “schroffe Botschaften über offizielle Kanäle” aus, so Stratcom. Auch werde versucht, kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen oder über Influencer positive Narrative über China zu verbreiten. Vor allem im Westbalkan habe China zunehmenden Einfluss auf Medien und in sozialen Netzwerken.

    Zuletzt hatte das EU-Parlament eine schärfere Vorgehensweise gegen Desinformationskampagnen und ausländische Einflussnahme gefordert. ari

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    G7-Staaten lehnen Gas-Zahlung in Rubel ab

    Im Streit um die russische Forderung nach einer Bezahlung von Gas in Rubel verhärten sich die Fronten. Die sieben wichtigsten Industrie-Staaten der Welt lehnten am Montag in einer Sonderkonferenz einstimmig eine Begleichung in Rubel ab und sprachen von Vertragsbruch. Man fordere die Unternehmen auf, dem nicht Folge zu leisten, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) als Vorsitzender der G7-Energieminister. “Das heißt also, dass eine Zahlung in Rubel nicht akzeptabel ist.” Bundeskanzler Olaf Scholz betonte: “Wir haben eine Situation, in der Verträge erfüllt werden müssen.”

    Russland wiederum machte deutlich: “Wir werden Gas nicht verschenken, das ist klar”, sagte der Sprecher des Präsidialamtes Dmitri Peskow. “In unserer Lage ist es kaum möglich und auch nicht angemessen als Wohltäter zu handeln.” Präsident Wladimir Putin hatte den staatlichen Gazprom-Konzern angewiesen, bis Donnerstag die Zahlungsmodalitäten auf Rubel umzustellen. Die Verträge laufen derzeit fast ausschließlich auf Euro, Dollar oder britische Pfund. 

    Habeck hatte nach Putins Forderung erklärt, er peile eine abgestimmte Haltung der EU dazu an. Beim Gipfel vergangene Woche gab es dazu jedoch keine Erklärung. Bislang ist unklar, was Putin mit der Forderung bezweckt. Die russische Währung, die unter starkem Druck steht, erholte sich nach Putins Ankündigung zunächst. Vor allem aber müssten Firmen wohl Rubel bei Banken eintauschen, was zu einem Unterlaufen der Sanktionen gegen Institute führen könnte.

    Habeck: Putin steht mit dem Rücken zur Wand

    Habeck sagte, der Versuch von Putin, die Staatengemeinschaft zu spalten, sei daher offenkundig. “Wir lassen uns nicht spalten, die Antwort der G7-Staaten ist eindeutig. Die Verträge werden eingehalten.” Putins Vorgehen zeige, dass er mit dem Rücken zur Wand stehe. “Sonst hätte er diese Forderung nicht erhoben.” Auf die Frage nach einem möglichen Liefer-Boykott vonseiten Russlands, ergänzte er: “Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet.”

    Allerdings hatte Habeck erst am Freitag eingeräumt, dass Deutschland zwar bis Jahresende von russischer Kohle und auch Öl unabhängig sein könnte. Bei Gas werde dies aber noch über zwei Jahre dauern. Der Energieverband BDEW hatte daher vor dem Hintergrund des Rubel-Streits die Ausrufung der Frühwarnstufe nach dem Gas-Notfall-Plan gefordert und wurde dabei auch von der Grünen-Energie-Expertin Ingrid Nestle unterstützt. Das Wirtschaftsministerium hatte dies zuletzt abgelehnt. “Natürlich müssen wir die Lage aber auch weiterhin genau beobachten”, sagte eine Sprecherin am Montag. “Die Bundesregierung ist auf alle Szenarien vorbereitet und jederzeit in der Lage, die notwendigen Schritte einzuleiten, falls nötig und erforderlich.” rtr

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    • Europapolitik

    Vestager: Unternehmens-Beihilfen nicht wieder in Milliardenhöhe

    Unternehmen, die von den gegen Russland verhängten Sanktionen und den steigenden Energiekosten betroffen sind, werden wahrscheinlich keine staatlichen Beihilfen in Milliardenhöhe bekommen, wie das bei den von der COVID-19-Pandemie betroffenen Unternehmen der Fall war. Die Auswirkungen seien geringer, begründete die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Montag.

    Vestager hatte vergangene Woche die Regeln für staatliche Beihilfen gelockert, sodass Unternehmen bis zu 400.000 Euro an staatlicher Unterstützung und bis zu 30 Prozent der Energiekosten als Entschädigung erhalten können, nachdem Tausende von Unternehmen – von Fluggesellschaften bis zu Automobilherstellern – über Unterbrechungen ihrer Lieferketten berichtet hatten.

    Kein flächendeckender staatlicher Eingriff

    Vestager sagte im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters, es gebe einen großen Unterschied zwischen der aktuellen Situation, die durch die gegen Russland verhängten Sanktionen verursacht wurde, und der Pandemie, bei der mehr Unternehmen von nationalen Schließungen betroffen waren. Dieser Unterschied würde die Höhe der diesmal gewährten Hilfe begrenzen.

    “Es ist noch viel zu früh, aber ich glaube nicht”, sagte Vestager auf die Frage, ob die Regierungen der Europäischen Union erneut Milliarden von Euro in sanktionsgeplagte Unternehmen pumpen würden. “Denn es gibt keine flächendeckenden staatlichen Eingriffe in die Funktionsweise des Marktes, bei denen die Staaten und Regierungen eingreifen und im Grunde genommen allen sagen, sie sollen sich zurückhalten”, sagte sie.

    Vestager hat bisher mehr als 3 Millionen Euro an Hilfen für pandemiegeschädigte Unternehmen im Rahmen der vor zwei Jahren beschlossenen gelockerten Regeln genehmigt. Sie bekräftigte, dass diese Regeln nicht verlängert werden sollen. “Der wichtigste Teil des befristeten Rahmens für die Pandemiebekämpfung ist, dass er Mitte des Jahres ausläuft”, sagte sie. rtr

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    EU-Kommission: Goldene Pässe stoppen

    Die EU-Kommission hat die Mitgliedstaaten aufgefordert, den Verkauf von Staatsbürgerschaften an Nicht-EU-Bürger umgehend zu stoppen. Die Vergabe solcher “goldenen Pässe” sei nach Auffassung der Behörde nach EU-Recht illegal und gefährde ernsthaft die Sicherheit, sagte EU-Justizkommissar Didier Reynders. “Er öffnet Tür und Tor für Korruption, Geldwäsche und Steuervermeidung.”

    Die Mitgliedstaaten sollten überdies überprüfen, ob Russen und Belarussen, an die goldene Pässe vergeben worden seien, auf der EU-Sanktionsliste stünden. Diese Pässe sollten gegebenenfalls zurückgezogen werden. Die EU-Kommission forderte zudem, dass grundsätzlich keine “goldenen Visa” mehr an Russen und Belarussen verkauft werden sollten. Auch sollten bestehende Aufenthaltserlaubnisse von Personen aus beiden Ländern zurückgezogen oder nicht verlängert werden.

    Die Vergabe von Staatsbürgerschaften und Aufenthaltsgenehmigungen ist Sache der einzelnen EU-Länder. Die EU-Kommission sieht darin jedoch eine Gefahr für die Sicherheit der gesamten EU. Grund dafür ist unter anderem, dass Betroffene sich frei im Schengen-Raum bewegen können.

    Gegen Zypern und Malta hat die EU-Kommission deshalb bereits Verfahren eingeleitet. Bulgarien hat die Vergabe goldener Pässe bereits gestoppt, verkauft jedoch weiter Aufenthaltsgenehmigungen gegen Investitionen. Malta vergibt keine goldenen Pässe mehr an Russen und Belarussen, hält aber grundsätzlich an dem Verfahren fest. dpa/tho

    Umfrage: EU sollte über einen eigenen Haushalt verfügen

    Die Europäische Union sollte wie die nationalen Regierungen über einen eigenen Haushalt verfügen, mit dem sie bei Bedarf die Wirtschaft der Union stabilisieren kann. Das geht aus einer Umfrage der Europäischen Kommission unter Akademikern, Denkfabriken und anderen Institutionen hervor.

    Die EU mit ihren 27 Mitgliedstaaten verfügt derzeit über einen Haushalt, der sich hauptsächlich auf die Angleichung des Lebensstandards und einige gemeinsame ausgabenpolitische Maßnahmen auf der Grundlage von Zahlen konzentriert, die alle sieben Jahre nach einer sorgfältigen Debatte festgelegt werden. “Eine Mehrheit der Befragten unterstützt die Einrichtung einer zentralen EU-Finanzkapazität, insbesondere zur makroökonomischen Stabilisierung”, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht der Kommission über die Konsultation.

    Die Idee, die von Ökonomen als notwendiges Gegengewicht zur einheitlichen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank befürwortet wird, hat in der Vergangenheit nicht die Unterstützung der EU-Regierungen erhalten. Die Mitgliedstaaten haben sich bisher gegen eine Änderung gewehrt, da dies die Übertragung von mehr nationaler Souveränität an die EU, eine engere fiskalische Zusammenarbeit und höchstwahrscheinlich eine regelmäßige gemeinsame EU-Kreditaufnahme sowie neue EU-Einnahmequellen zur Rückzahlung der gemeinsamen Schulden bedeuten würde.

    “Grüne” Investition stärker berücksichtigen

    Die Kommission erklärte, die neuen Ansichten seien entstanden, nachdem sie im vergangenen Jahr eine Online-Umfrage durchgeführt hatte, in der um Meinungen zum finanzpolitischen Rahmen der EU gebeten wurde. Von den 225 gültigen Antworten stammte mehr als ein Fünftel von Privatpersonen, so die Kommission. Ein weiteres Fünftel kam aus dem akademischen Bereich und ein weiteres Fünftel von den Gewerkschaften. Nichtregierungsorganisationen, unabhängige Finanzinstitute und Denkfabriken leisteten ebenfalls einen großen Beitrag, wie die Daten zeigten.

    Die Befragten wünschen sich, dass die Regeln das Wirtschaftswachstum, soziale Fragen und die Bekämpfung des Klimawandels stärker unterstützen und gleichzeitig die Staatsverschuldung tragfähig halten, so die Kommission. Die Menschen und Organisationen sagten, dass “grüne” Investitionen wegen der klimatischen Herausforderungen in den Regeln besonders berücksichtigt werden sollten, und eine große Anzahl von ihnen forderte eine Vereinfachung, Transparenz und stärkere nationale Eigenverantwortung für die Regeln.

    Die Kommission soll bis Juni ihre Vorschläge zur Änderung der Regeln vorlegen, die die staatliche Kreditaufnahme begrenzen, um den Wert des Euro zu erhalten. Vergangenes Jahr hat die EU einer beispiellosen gemeinsamen Kreditaufnahme von 800 Milliarden Euro zugestimmt, um ihre Wirtschaft nach der Pandemie durch Investitionen wieder aufzubauen.

    Die gemeinsame Verschuldung war jedoch als einmalig zu bezeichnen. Sie kam zu dem regulären Haushalt von 1,1 Milliarden Euro hinzu, der für alle 27 Länder für die nächsten sieben Jahre festgelegt wurde und aus den bereits an die EU abgetretenen staatlichen Beiträgen und Steuereinnahmen finanziert wird. rtr

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    Grüne Subventionen: EU erhebt erste Klage gegen Großbritannien

    Die Europäische Union hat bei der Welthandelsorganisation (WTO) zum ersten Mal eine Klage gegen Großbritannien eingereicht, weil das ehemalige EU-Mitglied grüne Subventionen gewährt. Die Europäische Kommission, die für die Handelspolitik der 27 EU-Mitgliedstaaten zuständig ist, erklärte, dass die von der britischen Regierung bei der Vergabe von Subventionen für Offshore-Windkraftprojekte angewandten Kriterien britische Anteile begünstigten.

    “Dies verstößt gegen den zentralen Grundsatz der WTO, dass Importe gleichberechtigt mit einheimischen Produkten konkurrieren können müssen, und schadet den EU-Lieferanten, einschließlich vieler KMU, im Bereich der grünen Energie”, so die Kommission.

    Sie sagte auch, dass diese Praxis die Produktionskosten erhöhen würde und die Gefahr besteht, dass die Einführung grüner Energie verlangsamt wird. Die Europäische Union habe ihre Bedenken gegenüber Großbritannien geäußert, aber keine zufriedenstellende Antwort erhalten.

    WTO-Anfechtungen beginnen mit einer formalen 60-tägigen Konsultationsphase zwischen den Parteien. Wird der Streit nicht beigelegt, kann die EU beantragen, dass ein WTO-Panel über die Angelegenheit entscheidet. Die WTO braucht in der Regel Jahre, um Streitfälle zu lösen. rtr

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    Presseschau

    EU legt Zehn-Punkte-Plan zur Aufnahme von Flüchtlingen vor WELT
    G7 lehnen Gaszahlungen in Rubel ab ZEIT
    EU-Staaten sollen “goldene Pässe” prüfen NTV
    Griechenlands Suche nach Gas und Öl: “Aufmerksamkeit auf Gasvorkommen bei Kreta und im Ionischen Meer richten” HANDELSBLATT
    Slowenien sieht großes Potenzial bei selbstfahrenden Autos EURACTIV
    EU confronts UK on wind turbines in first WTO dispute since Brexit FT
    EU-Finanzmarktaufsicht: Emissionshandel funktioniert gut HANDELSBLATT

    Standpunkt

    Recht auf Reparatur: Kein Selbstläufer

    Patrick Stockebrandt und Svenja Schwind
    Recht auf Reparatur: Patrick Stockebrandt und Svenja Schwind vom Centrum für Europäische Politik.
    Patrick Stockebrandt und Svenja Schwind vom Centrum für Europäische Politik.

    Sowohl das EU-Parlament als auch der Rat begrüßen die Idee eines solchen “Rechts auf Reparatur”. Lange war jedoch unklar, wie dieses konkret ausgestaltet werden soll. Die Pläne der EU-Kommission knüpfen nun zum einen an den Handlungsmöglichkeiten der Verbraucher und zum anderen an den Produkten selbst an, um deren Ressourceneffizienz zu erhöhen. So überzeugend zunächst ein Recht auf Reparatur klingen mag, so zeigt sich, dass mit der Umstellung von einer “Verbrauchs-” auf eine “Reparaturökonomie” sehr viele offene Fragen und ungewisse Effekte verbunden sind.

    Das Hauptanliegen der Kommission ist es, Verbraucher zu ermutigen, Produkte länger zu nutzen. Dabei werden derzeit sechs Optionen zur Änderung des Gewährleistungsrechts diskutiert. Diese reichen von freiwilligen Verpflichtungen bis hin zu tiefgreifenden Änderungen des Gewährleistungsrechts. Schon eine erste Betrachtung der Optionen zeigt, dass ein europäisches Recht auf Reparatur hier nicht unbedingt auch ein Mehr an Verbraucherrechten bedeutet. Denn drei von sechs Optionen würden dazu führen, dass bestehende Verbraucherrechte beschnitten werden.

    Unabhängig von den noch offenen Einzelheiten erscheint ein Eingriff in das Recht der Gewährleistung zur Verfolgung des Ziels der längeren Nutzungsdauer von Produkten auch nicht angebracht. Denn bei einem Recht auf Reparatur, das die freie Wahl der Verbraucher im Mangelfall einschränkt, ist mit Akzeptanzproblemen zu rechnen. Das legitime Ziel der längeren Nutzungsdauer von Produkten wird so dann jedenfalls teilweise gegen Verbraucherinteressen durchgesetzt werden müssen, wodurch Verbraucher- und Umweltschutz unnötig in Konflikt geraten. Ein Eingriff in das Gewährleistungsrecht mit dem Ziel, die bestehenden Wahlrechte der Verbraucher einzuschränken, ist insofern nicht zielführend und daher auch nicht angebracht.

    Kommission lässt bessere Ansätze unberücksichtigt

    Das Ziel ist hingegen auch durch bessere Information des Verbrauchers über die Reparierbarkeit eines Produkts erreichbar, z.B. durch einen europäischen Reparaturindex. In Form eines Labels (Punktestand zwischen 0 und 10) wird angezeigt, wie gut das Produkt repariert werden kann. Die in Frankreich bereits umgesetzte Idee könnte dabei grundsätzlich auch auf EU-Ebene übertragen werden. Entsprechende Vorarbeiten sind durchgeführt worden, die in den vorgestellten Optionen jedoch nicht aufgegriffen werden.

    Die verbraucherpolitische Ausgestaltung eines Rechts auf Reparatur kann umweltpolitisch durch allgemeine Ökodesign-Anforderungen an die Produkte ergänzt werden. Hierzu zählen etwa Vorgaben für Auswahl und Einsatz von Rohmaterial oder Installierung und Wartung der Produkte. Dies soll langfristig zu einer Kreislaufwirtschaft beitragen, die Ressourcen schont und Materialien so lange wie möglich im Wirtschaftskreislauf hält.

    Die Beantwortung der Frage, ob eine bessere Reparierbarkeit umweltpolitisch wünschenswert ist, fällt je nach Produkt unterschiedlich aus. Eine bessere Reparierbarkeit kann langfristig den Ressourcenverbrauch senken und durch längere Lebenszyklen die Muster der “linearen Wegwerf-Gesellschaft” durchbrechen. Allerdings kann eine bessere Reparierbarkeit auch einen höheren Materialverbrauch erfordern, weil Komponenten verschraubt und nicht mehr verklebt oder verlötet werden. Es muss also tatsächlich die Nachfrage nach Neuprodukten sinken, sonst wird das Ziel konterkariert, weniger Ressourcen zu verbrauchen.

    Weitere, marktbasierte Anreize nötig

    Zudem ist der ökologische Vorteil der längeren Nutzung eines Gerätes stark abhängig von der jeweiligen Produktgruppe. So kann es ökologisch vorteilhafter sein, alte Produkte – z. B. stromfressende Gefriergeräte – durch neue, energieeffiziente zu ersetzen, anstatt diese zu reparieren.

    Ein Recht auf Reparatur kann zu mehr Umweltschutz führen. Aber es ist kein Selbstläufer. Auch können bei Vorgaben zur Reparierbarkeit nicht alle potenziellen Folgen für Unternehmen vorhergesehen werden und so entsprechend unbeabsichtigte negative Auswirkungen haben.

    Die Verwirklichung einer Kreislaufwirtschaft sollte durch weitere, auch marktbasierte Anreize unterstützt werden. Eine Bepreisung von Primärrohstoffen kann ebenfalls den Ressourcenverbrauch senken. Hierdurch wird es für Unternehmen attraktiver, ihre Produkte kreislaufgerechter zu gestalten – etwa durch reparaturfreundliches Design oder aber durch besser recyclebare Produktgestaltung.

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    Europe.Table Redaktion

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