Table.Briefing: Europe

Förderungen stocken + Frankreichs starke Linke + Solardachpflicht + Sanktionsdurchsetzung

  • Förderung fürs Gassparen in der Industrie stockt
  • Termine der Berliner Energietage
  • Frankreichs Linke verbündet sich
  • EU-Monitoring
  • Brief an die Kommission: EU-Länder fordern Solardachpflicht
  • ETS-Verhandlungen stocken weiter
  • Erstes Gesetzespaket soll Sanktionsdurchsetzung schnell verbessern
  • Scholz sichert EU-Partnern Solidarität bei Gas-Versorgung zu
  • Habeck: 14 Milliarden Euro für Chip-Konzerne
  • KI-Verordnung: Mehr Zeit für die Umsetzung
  • EU-COVID-Zertifikat: EU-Parlament unterstützt Verlängerung
  • Presseschau
  • What’s cooking in Brussels?
Liebe Leserin, lieber Leser,

während Öl aus Russland nicht mehr gewollt ist, wird um russische Gaslieferungen gefürchtet. Zu groß ist in der deutschen Industrie noch die Abhängigkeit, um einen Ausfall verkraften zu können. Die Nachfrage nach Förderungen vom Bund für Energiesparmaßnahmen bei Gebäudesanierungen ist dermaßen gestiegen, dass die Töpfe schneller leer gingen als gedacht. Warum weitere Anträge vorerst nicht mehr genehmigt werden können und warum das die Wirtschaft zum jetzigen Zeitpunkt besonders hart trifft, hat Manuel Berkel analysiert.

Gestern haben mehrere EU-Länder in einem Brief an die Kommission eine Solardachpflicht gefordert. Auf bestimmten Gebäuden sollen verpflichtend Photovoltaikanlagen installiert werden, um die derzeit drängenden Ziele zu erreichen. Nicht unter den Absendern: Deutschland.

Es hackt und stockt, auch bei den Verhandlungen zur ETS-Reform ist ein Kompromiss nicht in Sicht. Besonders schwierig gestaltet sich weiterhin die Einigung über eine Einführung des zweiten ETS.

In Frankreich dagegen ging alles überraschend schnell: Kurz nach der Präsidentschaftswahl, bei der Jean-Luc Mélenchon nur knapp an der Stichwahl vorbeigeschrammt war, formt dieser nun im Vorfeld der Parlamentswahlen mit den Sozialisten und Grünen ein starkes linkes Bündnis gegen Emmanuel Macron. Tanja Kuchenbecker erklärt, warum dieses Bündnis zur Gefahr für die EU werden kann.

Ein schönes Wochenende wünsche ich!

Ihre
Lisa-Martina Klein
Bild von Lisa-Martina  Klein

Analyse

Förderung fürs Gassparen in der Industrie stockt

Nach dem Stop-and-go bei Bundesmitteln für die Gebäudesanierung kann die Ampelkoalition die Nachfrage nach einem weiteren Energiesparprogramm nicht schnell genug bedienen. Fördergelder für das Programm Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW) würden vorerst nur noch für bereits bewilligte Projekte ausgezahlt. Das erklärte ein Sprecher des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) am Donnerstagabend auf Anfrage von Europe.Table. Von einem Förderstopp will die Behörde allerdings nicht sprechen.

Mit dem Programm fördern das BAFA und die KfW die Anschaffung von energieeffizienten neuen Anlagen, die Optimierung bestehender Prozesse und die Umstellung von Wärmeanwendungen in Industrie und Gewerbe auf erneuerbare Energien. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Wirtschaftsministeriums mehr als 11.000 Anträge mit einem Fördervolumen von insgesamt 567 Millionen Euro bewilligt.

Hintergrund für die aktuellen Verzögerungen sind das rasant gestiegene Interesse der Unternehmen infolge der hohen Energiekosten und die laufenden Haushaltsverhandlungen. Nach dem Regierungswechsel wurde der Bundeshaushalt für 2022 noch nicht verabschiedet. “Das Programm ‘Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft’ (EEW) befindet sich daher unter dem Vorbehalt der vorläufigen Haushaltsführung. Für das EEW-Programm werden daher vorerst nur Projekte ausgezahlt, die bereits bewilligt wurden“, teilte das BAFA Europe.Table mit.

Haushaltsmittel nur in verringertem Umfang

Weiter erklärte die Behörde: “Zusätzliche Fördermittel für die Erteilung von neuen Zuwendungsbescheiden stehen bis zum In-Kraft-Treten des Bundeshaushalts nur im verringerten Umfang zur Verfügung. Von einem Förderstopp kann daher keine Rede sein.”

Offen blieb bei dieser Antwort, ob der Bundestag zusätzliche Fördermittel trotz der noch ausstehenden Verabschiedung des gesamten Haushalts bereits freigegeben hat. Am Morgen hatte der zuständige Referatsleiter im Bundeswirtschaftsministerium, Oliver Bornkamm, bei den Berliner Energietagen noch davon gesprochen, man könne erst dann wieder “einen Stempel auf die Anträge machen”, wenn der Haushaltsausschuss eine weitere sogenannte überplanmäßige Verpflichtungsermächtigung für weitere Fördermittel bewilligt habe.

Der Verband der Unternehmen, die mit Energieeffizienz ihr Geld verdienen, ist jedenfalls alarmiert. “Der Anfang der Legislaturperiode fällt äußerst ungünstig mit dem akut hohen Bedarf in allen Sektoren der Wirtschaft zusammen. Umso wichtiger ist es, dass bald der reguläre Bundeshaushalt steht”, sagt Tatjana Ruhl von der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF). Die DENEFF hatte bereits am Mittwoch bei den Berliner Energietagen kritisiert, dass die Gelder aus dem Förderprogramm derzeit vor allem in das Erstellen von Transformationskonzepten der Unternehmen flössen – aber noch nicht in Investitionen, die schnell Energie- oder Ressourceneinsparungen bringen.

Energieeffizienz in Unternehmen rechnet sich ohne Förderung

Für die Wirtschaft kommt die stockende Vergabe zur Unzeit. Vor wenigen Tagen wurden Berechnungen des Forschungszentrums Jülich bekannt, wonach mehreren energieintensiven Branchen und Kraftwerken in der EU wochenlang das Gas abgestellt werden müsste, falls sich die russischen Lieferungen um zwei Drittel verringerten und die Gasspeicher bis zum Winter gefüllt werden sollen.

Manche Investitionen ins Energiesparen oder den Wechsel zu erneuerbaren Energien lohnen sich bei den aktuell hohen Gas- und Ölpreisen allerdings auch ohne Förderung. “Viele Maßnahmen, die Unternehmen früher verworfen haben, rechnen sich jetzt”, sagte Paul Fay von der Arbeitsgemeinschaft der Energieeffizienz-Netzwerke Deutschland (AGEEN) bei der Podiumsdiskussion. “Wir müssen bloß hoffen, dass die Unternehmen überleben.”

Geothermie und mobile Wärmespeicher

Wie existenzbedrohend die Lage für viele Betriebe ist, zeigt sich auch am Informationsbedarf. Manche Betriebe seien akut vollauf damit beschäftigt, überhaupt ihre Energielieferungen zu sichern und hätten keine Zeit für die Planung von Effizienzmaßnahmen, sagte Steffen Joest von der Initiative Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerke (IEEKN). Andere Unternehmen suchten umso stärker nach Beratung. Vorbereitet würden nun Informationen zu schnell wirksamen Optimierungen beim Energieverbrauch, für die keine größeren Investitionen nötig seien.

Das Bundeswirtschaftsministerium prüft laut Bornkamm aktuell, wie auch das EEW-Programm weiterentwickelt werden kann, um insbesondere den Gasverbrauch zu senken. Neu gefördert werden könnten demnach Tiefengeothermie, die auch erneuerbare Wärme jenseits von 100 Grad liefern kann, konzentrierende Solarthermie und mobile Wärmespeicher.

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Berliner Energietage

09:30-11:30 Uhr
ZVEI Elektrifiziert – Digital – Nachhaltig
Die Bedeutung des Gebäudesektors als Drehkreuz der Energiewende wächst, zuletzt rückte er immer stärker in den Fokus der deutschen und europäischen Klimapolitik. Mit dem Osterpaket legt die Bundesregierung die ersten großen Schwerpunkte für die Energie und Gebäudewende fest. Die Unternehmen der Elektro- und Digitalindustrie setzen sich bereits seit vielen Jahren für die Ausgestaltung des Ordnungsrahmens ein. Im Rahmen der Veranstaltung wollen wir als Industrie gemeinsam mit den federführenden Ministerien über die im April – Mai dieses Jahres gesetzten Leitplanken, die notwendigen weiteren Rahmenbedingungen und bereits realisierte Umsetzungen mit Vorbildcharakter sprechen. DETAILS

10:00-11:30 Uhr
FNR Perspektiven flexibler Bioenergie im postfossilen Energiesystem DETAILS

13:00-15:00 Uhr
FÖS Hohe Energiepreise – Fluch oder Segen für die Energiewende?
Die aktuellen Turbulenzen auf den Energiemärkten stellen Deutschland und Europa vor große Herausforderungen. Das Spannungsfeld zwischen Geopolitik, Versorgungssicherheit, Verbraucher:innenschutz, Wirtschaft und Transformation ist komplex und erfordert schnelles, aber wohlüberlegtes Handeln, um Verbraucher:innen zu schützen, die Wirtschaft zu wappnen und Klimaschutz und Transformation voranzutreiben. Mit Vertreter:innen aus Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Wissenschaft sollen die Hintergründe der Situation beleuchtet, Handlungsbedarf identifiziert und bisher beschlossene und weitere geeignete Maßnahmen diskutiert werden. DETAILS

13:30-15:00 Uhr
Women Engage for a Common Future, Hochschule für Technik Stuttgart, Steinbeis Europa Zentrum Frauenpower als Energiequelle: Barrieren und Chancen für eine geschlechtergerechte Energiewende
Eine stärkere Partizipation von Frauen in allen Bereichen des Energiesektors wird grundsätzlich von Vielen befürwortet. Und doch ist nicht nur Deutschland weit entfernt von einer diversen Akteur:innen-Struktur, was sich als Bremse für eine dynamische Energiewende auswirkt. Bei dieser Veranstaltung wird das EU-finanzierte Projekt “Women4RenewableEnergy” vorgestellt und erläutert, wie in diesem Rahmen Barrieren überwunden und Gender-Instrumente und inklusive Geschäftsmodelle angewendet werden können. DETAILS

14:00-15:30 Uhr
WWF Nachhaltigkeitskriterien für den Import von Wasserstoff
Deutschland wird einen großen Teil des Wasserstoffs aus dem Ausland importieren, das zeigen alle aktuellen Annahmen und Studien. Insbesondere in der internationalen Zusammenarbeit ist es notwendig, über die Definition einer “grünen” Wasserstoff-Zertifizierung hinauszudenken und auch weitere ökologische, geopolitische und soziale Kriterien sowie jeweilige nationale Klimaschutzstrategien mit einzubeziehen. Gemeinsam mit den Referent:innen werden wir beleuchten, was beim Import von Wasserstoff zu beachten ist und diskutieren, wie das national und international umgesetzt werden kann. DETAILS

Frankreichs Linke verbündet sich

Bei der Präsidentschaftswahl wurde Jean-Luc Mélenchon dritter. Während die Sozialisten und Grünen schlecht abschnitten, landete er hinter der rechtsextremen Marine Le Pen und verpasste nur knapp die Stichwahl. Unter dieser Voraussetzung sucht er jetzt die Einigung der zersplitterten Linken.

Die Sozialisten und Grünen haben sich hinter die Linie von Mélenchon und seiner Partei La France Insoumise (LFI, Unbeugsames Frankreich) gestellt. Mélenchons Linie: EU-kritisch und antikapitalistisch. Zusammen kündigten sie eine “neue ökologische und soziale Volksunion” an und opfern ihre europäischen Ideale, um weiter in der Politik mitspielen zu können. Denn Jean-Luc Mélenchon steht für ein Europa der Nationen und droht mit “europäischem Ungehorsam”.

Jean-Luc Mélenchon könnte Macron in die Parade fahren

Die nationalistische Strömung übernimmt damit die Linke in Frankreich und rückt sie an den äußeren linken Rand. Sollte der neue Verbund der Linken bei den Parlamentswahlen am 12. und 19. Juni die Mehrheit der 577 Sitze bekommen, könnte Mélenchon als Premierminister dem Proeuropäer Macron immer wieder in die Parade fahren.

Erst gewann Mélenchon die Kommunisten (PCF) und Grünen, dann auch noch die Sozialisten, deren Parteirat am Donnerstagabend offiziell darüber entscheiden sollte, ob sie das Bündnis eingehen. Eine Einigung mit LFI war schon vorausgegangen. Gemeinsam wollen sie gegen die “Ungerechtigkeit” von Macrons Politik vorgehen, Frankreich sozialer gestalten und die extreme Rechte verhindern. Die Grünen konnte Mélenchon mit seinem klimapolitischen Programm gewinnen und alle sind sich einig bei der Erhöhung des Mindestlohns.

Absprache mit Rechts

Für Mélenchon ist Brüssel der kapitalistische Gegner, Deutschland als Partner hat er immer kritisiert. Er ist in den letzten Tagen etwas gemäßigter im Ton geworden, um die Partner nicht zu verschrecken, doch er schließt nicht aus, EU-Recht zu brechen, wenn es nötig wird. Vor allem die Schuldenregeln sind ihm ein Dorn im Auge, schließlich braucht er zur Finanzierung seiner sozialen Pläne, darunter die Rente mit 60 Jahren, viel Geld. Auch mit der Nato ist er nicht einverstanden, er will Frankreich herauslösen. Jean-Luc Mélenchon war während des Ukrainekrieges in Kritik geraten, weil er sich früher als zu russlandfreundlich gezeigt hatte. Den Angriff auf die Ukraine hat er allerdings schnell verurteilt. Dennoch zeigt sich klar der Wunsch einer Abkehr von den USA und der Nato.

Sollte die nun vereinigte Linke die Mehrheit bekommen, wird es schwierig für Macron, der mit den politischen Gegnern Gesetzgebung und Ministerposten absprechen muss. Das nennt sich in Frankreich “Cohabitation” (Zusammenwohnen). Macron muss hoffen, mit seinen Verbündeten die Mehrheit im Parlament zu halten und könnte auch Absprachen mit den Rechten treffen. Macrons Partei LREM, die sich in Zukunft “Renaissance” nennen will, tritt schon mit MoDEM von François Bayrou und Horizons von Edouard Philippe gemeinsam auf.

Politikexperten sind allerdings der Ansicht, dass die Dynamik Mélenchons, die sich auf der nationalen Ebene gebildet hat, auf regionaler Ebene abflauen wird. Denn dort wählen die Bürger meist den ihnen schon bekannten Kandidaten. In den Reihen von LREM hoffen außerdem viele, dass ein Premierminister Mélenchon die Franzosen abschreckt. Laut Umfragen sind rund sechs von zehn Franzosen für eine Cohabitation, aber nur eine Minderheit für einen Premierminister Mélenchon.

Erneut knappes Rennen zwischen Macron und Le Pen

Gewählt wird wie bei den Präsidentschaftswahlen in zwei Wahlgängen. Wenn im ersten Durchgang der Parlamentswahlen niemand die absolute Mehrheit bekommt, gelangen all diejenigen in den zweiten Wahlgang, die mindestens 12,5 Prozent der eingeschriebenen Wähler erreicht haben. Die relative Mehrheit reicht dann für den Sieg aus. Dabei ist es wichtig, Bündnispartner zu haben.

Umfragen sind weniger aussagekräftig als bei Präsidentschaftswahlen, weil es sich um Lokalpolitiker handelt. Nach der letzten Umfrage von Harris Interactive, käme LREM im ersten Wahlgang auf 24 Prozent, RN (Rassemblement National) von Marine Le Pen auf 23 Prozent und Mélenchons LFI auf 19 Prozent. Die Union der Linken könnte gemeinsam 28 Prozent erreichen, LREM allein 24 Prozent, die Rechtsextremen von Le Pen 23 Prozent, die Republikaner 8 Prozent. Bisher gibt es nur Umfragen zum ersten Wahlgang.

Das Meinungsforschungsinstitut Harris Interactive schätzt aber vage, dass LREM mit Bündnispartnern doch auf 336 bis 378 Sitze kommen könnte, also die absolute Mehrheit. Dann wäre die Gefahr eines Premierminister Mélenchon für Europa aus dem Weg geräumt. LREM hatte im ersten Mandat von Macron anfangs 306 Sitze, LFI kam nur auf 17 Sitze. Es gilt nicht als sicher, dass die Linken durch die Union gewinnen. Es wird nur von 70 bis 90 Sitzen insgesamt ausgegangen. Die extremen Rechten könnten auf bis zu 95 Sitze kommen, wenn RN keine Verbindung mit den anderen extremen Rechten eingeht. Die Republikaner kommen vermutlich auf 35 bis 65 Sitze.

Die Pläne Mélenchons stießen bei zahlreichen Sozialisten und Grünen allerdings auch auf Kritik. Ex-Premierminister Bernard Cazeneuve kündigte sogar an, die sozialistische Partei verlassen zu wollen und begründete: “Die Unabhängigkeit der Republik hat niemals bedeutet, ihre militärischen Allianzen zu brechen oder sich mit autoritären Regimen oder Diktaturen zu arrangieren.” Die Neuorientierung der EU-Politik könne nur das europäische Projekt zerstören. Auch Ex-Präsident François Hollande warnte, das Bündnis würde das europäische Engagement infrage stellen. Der grüne Präsidentschaftskandidat Yannick Jadot erklärte: “Das wäre das Ende der EU.”

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  • Europapolitik

EU-Monitoring

06.05.2022_Monitoring

Treffen der G7-Digitalminister:innen
10.05.-11.05.2022
Themen: Die Digitalminister:innen der G7-Mitglieder tauschen sich über die Zukunft der Digitalisierung sowie günstigere Rahmenbedingungen für die Entwicklung und Anwendung neuer digitaler Technologien aus.
Infos

EuGH-Verhandlung zur Zusammenführung von Nutzerdaten aus verschiedenen Quellen
10.05.2022
Themen: Mit Entscheidung vom 6. Februar 2019 untersagte das deutsche Bundeskartellamt Facebook, Nutzerdaten aus verschiedenen Quellen zusammenzuführen. Nach Ansicht des Bundeskartellamts stellt der Umfang, in dem Facebook Daten ohne Einwilligung der Nutzer sammele, dem Nutzerkonto zuführe und verwerte einen Missbrauch einer beherrschenden Stellung dar. Facebook hat diese Entscheidung vor dem OLG Düsseldorf angefochten, das dem EuGH eine Reihe von Fragen zur Befugnis des Bundeskartellamts vorgelegt hat.
Vorabentscheidungsersuchen

Sitzung des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI)
10.05.2022 09:00-12:00 Uhr
Themen: Entwurf einer Stellungnahme zum achten Kohäsionsbericht über den wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt in der EU.
Vorläufige Tagesordnung

Sitzung des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten (EMPL)
10.05.2022 09:00-10:00 Uhr
Themen: Berichtsentwurf zu gemeinsamen europäischen Maßnahmen im Bereich Pflege und Betreuung, Berichtsentwurf zur Frauenarmut in Europa, Entwurf einer Stellungnahme zu Energieeffizienz.
Vorläufige Tagesordnung

Sitzung des Ausschusses für Regionale Entwicklung (REGI)
10.05.2022 13:45-15:45
Themen: Berichtsentwurf zum achten Kohäsionsbericht über den wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt in der EU, Aussprache mit Apostolos Tzitzikostas (Präsident des Europäischen Ausschusses der Regionen).
Vorläufige Tagesordnung

Sitzung des Ausschusses für Steuerfragen (FISC)
10.05.2022 13:45-15:45 Uhr
Themen: Öffentliche Anhörung zur Anwendung spezieller Steuersysteme bei Individuen mit hohem Eigenkapital in der EU: der Fall russischer Oligarchen.
Vorläufige Tagesordnung

Sitzung des Ausschusses für Entwicklung (DEVE)
10.05.2022 17:30-18:30 Uhr
Themen: Strukturierter Dialog über das Arbeitsprogramm der Kommission mit Jutta Urpilainen (EU-Kommissarin für internationale Partnerschaften).
Vorläufige Tagesordnung

Sitzung des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten (AFET)
11.05.-12.05.2022
Themen: Empfehlung zu der erneuerten Partnerschaft mit der südlichen Nachbarschaft – eine neue Agenda für den Mittelmeerraum, Empfehlung zu der Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU nach der Invasion der Ukraine durch Russland, Berichtsentwurf zur Sicherheit im Gebiet der Östlichen Partnerschaft und die Rolle der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik.
Vorläufige Tagesordnung

Wöchentliche Kommissionssitzung
11.05.2022
Themen: Vorschläge zu einem Finanzpaket mit DEBRA – Verringerung der Verschuldungsquote, Fernabsatz von Finanzdienstleistungen für Verbraucher und mit einer Überprüfung der EU-Vorschriften, Kinderrechtspaket mit einer europäischen Strategie für ein besseres Internet für Kinder und einer Gesetzgebung zur wirksamen Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern.
Vorläufige Tagesordnung Pressekonferenz 12 Uhr

Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE) und des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO)
11.05.2022 09:00-10:00 Uhr
Themen: Berichtsentwurf zu harmonisierten Vorschriften für künstliche Intelligenz.
Vorläufige Tagesordnung

Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) und des Ausschusses für Entwicklung (DEVE)
11.05.2022 16:45-18:15 Uhr
Themen: Aussprache mit Paolo Gentiloni (EU-Kommissar für Steuern und Zollunion) über die Ziele für nachhaltige Entwicklung.
Vorläufige Tagesordnung

Treffen der G7-Außenminister:innen
12.05.2022
Themen: Ausbau des Klimaengagements der G7 und darüber hinaus, Bewältigung der Pandemie und der Pandemiefolgen sowie nachhaltige globale Impfstoffversorgung und -gerechtigkeit, Stärkung der Widerstandskraft von Demokratien.
Infos

News

Brief an die Kommission: EU-Länder fordern Solardachpflicht

Mehrere EU-Länder fordern eine Solardachpflicht für bestimmte Gebäude in der EU, um schneller von russischer Energie unabhängig zu werden. In einem Brief an die EU-Kommission vom Donnerstag schlagen mehrere Energieminister:innen ein Solargesetz innerhalb des REPowerEU-Plans vor. “Jede Photovoltaikanlage reduziert sofort und direkt unsere Energieabhängigkeit von Russland“, schrieben sie. Gleichzeitig sei man hohen Strompreisen weniger ausgesetzt, und klimaschädliche Treibhausgase würden reduziert.

EU-Solardachpflicht bei Neubauten und Sanierungen

Der Brief, der Europe.Table vorliegt, wurde von Österreich, Belgien, Litauen, Luxemburg und Spanien unterschrieben. Die fünf Länder fordern, dass Verwaltungsgebäude, Supermärkte, Flachdächer und Industrieanlagen verpflichtend mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden müssen. Auch bei neuen sowie bei sanierten Häusern sollten Solardächer die Norm werden.

So könnten in der EU mindestens 70 Millionen Solardächer bis 2030 installiert werden, die 1100 Terawattstunden Strom erzeugen und lokale Arbeitsplätze schaffen, heißt es in dem Brief. Zum Vergleich: In Deutschland wurden laut dem Fraunhofer-Institut vergangenes Jahr rund 48 Terawattstunden Strom durch Photovoltaikanlagen produziert.

Zudem müsse mehr Geld aus dem EU-Budget für den Ausbau zur Verfügung gestellt werden, fordern die Energieminister:innen. Die EU-Kommission solle analysieren, welche Investitionen und Forschung genau in der EU nötig sei, um Solarenergie schnellstmöglich anzukurbeln.

Deutschlands Unterschrift fehlt

Deutschland hat trotz einer ähnlichen Ankündigung im Koalitionsvertrag (S. 44) nicht unterschrieben. Aus Kreisen des EU-Parlaments heißt es, Robert Habeck habe zunächst zugesagt, zu unterschreiben, dann aber wieder abgesagt. Das BMWK teilte auf Anfrage mit, in der Bundesregierung werde derzeit noch beraten, wie sich der stärkere Ausbau der Solarenergie auf EU-Ebene am besten umsetzen ließe. Minister Habeck wolle dem nicht vorgreifen.

Am 18. Mai will die EU-Kommission den konkreten Plan des REPowerEU-Pakets vorstellen (Europe.Table berichtete), um schnellstmöglich unabhängig von russischen Energie-Lieferungen zu werden. dpa/luk

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ETS-Verhandlungen stocken weiter

Auch nach einer intensiven Verhandlungswoche zur Reform des EU-Emissionshandels (ETS) ist ein Kompromiss nach wie vor nicht in Sicht. Bis weit nach Mitternacht verhandelten am Mittwoch die Berichterstatter:innen beim sogenannten Shadow-Meeting – offenbar erfolglos. Und auch am Donnerstag ging es weiter. Die entscheidenden Knackpunkte konnten bis dato nicht gelöst werden.

Bei den besonders schwierigen Verhandlungen zur Einführung eines zweiten EU-Emissionshandels für den Straßenverkehr und das Heizen von Gebäuden (ETS 2) kam es laut Insidern zu keinerlei Annäherungen. Noch immer ist offen, ob und wann der ETS 2 kommt und in welchem Umfang dessen Erlöse für den sozialen Ausgleich genutzt werden.

Abstimmung zum EU-Emissionshandel schon Mitte Mai

Beim CBAM gibt es laut Insidern eine Mehrheit aus Sozialdemokraten, Grünen, Liberalen und Linken, die den Grenzausgleichsmechanismus bereits bis 2030 vollständig in Kraft sehen wollen, während die kostenlosen CO2-Zertifikatszuteilungen für die Industrie wegfielen. Die konservative EVP um den hauptverantwortlichen Berichterstatter Peter Liese will den CBAM den Insidern zufolge frühestens 2033 vollumfänglich eingeführt haben (Europe.Table berichtete).

Kommenden Dienstag findet das letzte sogenannte Shadow-Meeting der Berichterstatter statt – womöglich die letzte Möglichkeit, einen Kompromiss zu finden. In der Woche darauf (16./17. Mai) soll im federführenden ENVI-Ausschuss über den Bericht abgestimmt werden. Kommt es vorher nicht zu einer Einigung, droht der Bericht von Peter Liese ohne Mehrheit in die Abstimmung zu gehen (Europe.Table berichtete).

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Erstes Gesetzespaket soll Sanktionsdurchsetzung schnell verbessern

Die Regierung in Deutschland will Insidern zufolge mit einem Maßnahmenbündel noch vor der Sommerpause die Durchsetzung von Sanktionen gegen Russland verbessern. Im ersten von zwei Teilen des geplanten Gesetzespaketes soll die Zusammenarbeit der zuständigen Behörden intensiviert werden. So sollen die Stellen besser an bereits anderswo vorliegende Informationen kommen.

Ihre Zuständigkeiten werden den Regierungskreisen zufolge zudem erweitert. Es soll auch bessere Möglichkeiten zur Ermittlung und Sicherstellung von Vermögensgegenständen geben. Unter Androhung von Strafen und Bußgeldern sollen sanktionierte Personen ihr Vermögen offenlegen müssen.

Der Entwurf für eine sogenannte Formulierungshilfe ist innerhalb der Regierung in der finalen Abstimmung. Das Kabinett soll laut Bundesfinanzminister Christian Lindner bis spätestens Montag zustimmen. Bis zur Sommerpause soll der erste Teil des Gesetzes dann durch das Parlament sein. Die Formulierungshilfe für die Bundestagsfraktionen der Ampel-Koalition soll den Gesetzgebungsprozess beschleunigen.

Register für sanktionierte Vermögenswerte

“Wir brauchen eigentlich eine zentrale Behörde”, sagte eine Regierungsvertreterin. Dies sei aber in der Kürze der Zeit nicht umsetzbar. Deswegen sollten schnell Lücken in der Gesetzgebung geschlossen werden, um die von der EU verhängten Sanktionen gegen russische Personen und Firmen auch effektiv durchzusetzen. Unter anderem wurden nach dem russischen Angriff auf die Ukraine das Einfrieren von Vermögenswerten sowie Reisebeschränkungen verhängt.

Eine Mitte März eingerichtete Task Force soll die Durchsetzung sicherstellen und hat Vorschläge für die geplanten Gesetzesänderungen vorgelegt. Im zweiten Teil sollen dann Maßnahmen umgesetzt werden, für die die Regierung mehr Zeit braucht. Hier gehe es um strukturelle Reformen. Ein Entwurf solle aber noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden.

Den Regierungsvertretern zufolge stößt die Vermögensermittlung an Grenzen, wenn Oligarchen durch verschachtelte Unternehmenskonstruktionen ihr Vermögen verschleierten. Geplant sei deswegen vor allem eine zentrale Koordinierungsstelle. Außerdem soll es ein Register geben – für Vermögen unklarer Herkunft sowie für sanktionierte Vermögenswerte. Im Geldwäschegesetz soll eine Meldepflicht für Sanktionsverstöße ergänzt, zudem eine Hinweisgeberstelle eingerichtet werden. rtr

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Scholz sichert EU-Partnern Solidarität bei Gas-Versorgung zu

Bundeskanzler Olaf Scholz will osteuropäische EU-Länder ohne Häfen an Nord- und Ostsee mit LNG-Gas versorgen. Deutschland werde sich solidarisch zeigen, wenn es darum gehe, alle EU-Staaten mit Alternativen zu Gas aus Russland zu beliefern, sagte Scholz am Donnerstag nach einem Treffen mit tschechischen Ministerpräsidenten Petr Fiala in Berlin. Fiala sagte, Scholz habe ihm zugesichert, dass Tschechien über die von Deutschland geplanten Flüssiggas-Terminals mit versorgt werden könne. Dies sei eine ganz wichtige Aussage. Tschechien ist zu mehr als 95 Prozent abhängig von russischem Pipeline-Gas.

Wie genau die Zusammenarbeit aussehe, müsse man sehen, sagte Scholz auf die Frage, ob sich Tschechien auch an dem geplanten LNG-Terminal in Wilhelmshaven beteiligen könne. Fiala betonte, dass ein Land immer zu den Befürwortern der härtesten Sanktionen gegen Russland gehört habe, weil man die russische Führung nur so beeindrucken könne. Aber man brauche Hilfe bei der Umstellung.

Der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper, die Bundesregierung und das Land Niedersachsen hatten am Donnerstag ihre Planungen zum Bau eines Terminals für verflüssigtes Erdgas (LNG) in Wilhelmshaven konkretisiert. Uniper kündigte in der niedersächsischen Hafenstadt im Beisein von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und des niedersächsischen Energieministers Olaf Lies an, als Errichter und Betreiber des Terminals 65 Millionen Euro zu investieren. rtr

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Habeck: 14 Milliarden Euro für Chip-Konzerne

Die Bundesregierung will mit 14 Milliarden Euro Chipfirmen zu Investitionen in Europa und Deutschland bewegen. Das sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gestern bei einer Veranstaltung der Familienunternehmer in Hannover. Der Halbleitermangel sei ein massives Problem, weswegen der Staat hier mit Milliardensummen helfe. “Das ist richtig viel Geld.”

Habeck bestätigte damit erstmals offiziell das geplante Fördervolumen, über das Europe.Table bereits im März berichtet hatte. Die laufende Haushaltsaufstellung der Ampel-Koalition hat aber erhebliche Unsicherheit in der Halbleiterbranche ausgelöst (Europe.Table berichtete), da diese kaum Transparenz über die geplanten Summen erlaubt. Auf Klarheit warten vor allem die 32 Unternehmen, die sich am geplanten zweiten Important Project of Common European Interest (IPCEI) für die Mikroelektronik beteiligen wollen.

Auf massive Unterstützung aus dem Bundeshaushalt kann der US-Konzern Intel zählen, der in Magdeburg 17 Milliarden Euro in den Bau zweier Halbleiter-Werke investieren will. Wie es in Regierungs- und Branchenkreisen heißt (Europe.Table berichtete), wurde dem Unternehmen eine Förderung in Höhe von rund sieben Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Habeck sagte, es solle weitere Beispiele wie Magdeburg geben. Er hoffe hier auf eine Eigendynamik. tho/rtr

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KI-Verordnung: Mehr Zeit für die Umsetzung

Die französische EU-Ratspräsidentschaft schlägt in ihren neuen Kompromissvorschlägen zu den Artikeln 70 bis 85 der KI-Verordnung vor, den Mitgliedstaaten ein weiteres Jahr für die Umsetzung einzuräumen. Demnach will der Vorsitz die allgemeine Frist für die Anwendung der Verordnung von 24 auf 36 Monate nach ihrem Inkrafttreten verlängern, um den Mitgliedstaaten und Unternehmen mehr Zeit für die Vorbereitung zu geben. Die Frist für die Einrichtung der Benannten Stellen soll ebenfalls von drei auf zwölf Monate verlängert werden.

Änderungswünsche hat die französische Ratspräsidentschaft auch bei den Sanktionsvorschriften. Die vorgesehenen Sanktionen müssten zwar einerseits wirksam, verhältnismäßig und abschreckend sein. Andererseits müssten insbesondere die Größe und die Interessen von KMU, einschließlich Start-Ups, sowie deren wirtschaftliche Lebensfähigkeit berücksichtigt werden.

Die Anforderungen an die Vertraulichkeit, einschließlich des Geschäftsgeheimnisses, sollen zudem nicht nur für nationale Behörden und Benannte Stellen gelten, sondern auch für die EU-Kommission, den künftigen KI-Ausschuss sowie für alle Personen, die zur Umsetzung der KI-Verordnung beitragen. ank

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EU-COVID-Zertifikat: EU-Parlament unterstützt Verlängerung

Der EU-Verordnung für digitale COVID-Zertifikate soll für ein weiteres Jahr, bis Juni 2023, beibehalten werden. Das EP-Plenum stimmte den Verhandlungen über die Verlängerung der Zertifikate für EU-Bürger und Drittstaatsangehörige zu. Die Verhandlungen mit dem Rat können nach Angaben des Parlaments sofort aufgenommen werden, sodass die Vorschriften vor Ablauf der derzeitigen Regelung am 30. Juni in Kraft treten können. Das soll sicherstellen, dass EU-Bürger unabhängig von der Entwicklung der Coronavirus-Pandemie von ihrem Recht auf Freizügigkeit profitieren können.

Wenn es nach dem EU-Parlament geht, sollten die Mitgliedstaaten nur dann zusätzliche Einschränkungen für die Inhaber des COVID-Zertifikats erlassen, wenn dies unbedingt erforderlich ist. Und auch dann sollten sie begrenzt und verhältnismäßig sein, und zwar auf der Grundlage der neuesten wissenschaftlichen Gutachten des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und des EU-Ausschusses für Gesundheitssicherheit.

Sie fordern die EU-Kommission ferner auf, sechs Monate nach der Verlängerung zu prüfen, ob die COVID-Zertifikate dann noch notwendig und verhältnismäßig sind. Die Abgeordneten wollen den Zeitraum, in dem die Verordnung gilt, so kurz wie möglich halten. Sobald die epidemiologische Situation dies zulasse, soll die Verordnung außer Kraft gesetzt werden. ank

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Presseschau

Ökonomin Kemfert: Europa kann ohne russisches Öl und Gas auskommen DER STANDARD
Germany’s Scholz: “Western Balkans belong in Europe” DW
Macrons Partei ändert Namen in “Renaissance” SPIEGEL
LNG-Terminals: Startschuss in Wilhelmshaven ZDF
Britain has become unexpectedly European ECONOMIST
Pegasus-Spyware: Spaniens Geheimdienst räumt Bespitzelung von Separatisten ein HEISE

Kolumne

What’s cooking in Brussels: Fällt das Einstimmigkeitsprinzip im Rat?

Von Claire Stam
Schwarz-weiß Portrait von Claire Stam

Mario Draghi ist dafür. Wird auch Emmanuel Macron eine Revision der EU-Verträge unterstützen, mit dem Ziel, vor allem die Einstimmigkeitsregel zu beerdigen? Die Antwort werden wir – vielleicht – am 9. Mai im Europäischen Parlament in Straßburg erhalten, wo der französische Präsident anlässlich der Abschlusszeremonie der Konferenz zur Zukunft Europas sprechen wird.

In den vergangenen zwölf Monaten haben 800 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger im Plenum der Konferenz (im EU-Jargon auch CoFoE genannt) über digital eingereichte Ideen sowie Inputs von nationalen Veranstaltungen und Bürgerforen debattiert. Ergebnis dieses Prozesses sind 49 Reformvorschläge, die über 300 Maßnahmen in neun Themenbereichen integrieren: Umwelt, Gesundheit, Wirtschaft/Soziale Gerechtigkeit, Europa in der Welt, Werte/Rechtsstaatlichkeit, digitale Transformation, europäische Demokratie, Migration und Bildung/Jugend/Sport.

Diese Empfehlungen sind Teil des Abschlussberichts, der am 9. Mai im Rahmen einer Zeremonie in Straßburg an Ursula von der Leyen, EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola und an Emmanuel Macron übergeben werden. Frankreich hat bis zum 30. Juni turnusgemäß die EU-Ratspräsidentschaft inne. Der französische Präsident will dort eine Rede über Europa halten – an dem Tag, an dem er auch Bundeskanzler Olaf Scholz auf seinem ersten offiziellen Staatsbesuch nach der Wiederwahl treffen wird. Wird es zu einer zweiten Sorbonne-Rede kommen?

In Brüssel beschäftigt sich der Europaabgeordnete Pascal Durand (Renew), Mitglied des Ausschusses für konstitutionelle Fragen im Europäischen Parlament, genau damit. Er tauscht sich mit Clément Beaune, dem Staatssekretär für europäische Angelegenheiten in Paris, über die Rede Macrons am 9. Mai aus.

Konferenz von strategischer Bedeutung

Den Inhalt der Rede will Durand im Gespräch mit Europe.Table zwar nicht enthüllen, dämpft aber die Erwartungen: Man dürfe “die Rollen nicht verwechseln” – die von Emmanuel Macron als Ratspräsidenten, und die des Präsidenten der französischen Republik. “Als Präsident des Mitgliedstaates, der derzeit die rotierende Präsidentschaft der Europäischen Union innehat, ist es für ihn schwierig, etwas zu bewegen”, erklärt er. 

Für den Europaabgeordneten hat die Konferenz selbst aber einen neuen Weg eröffnet, “der repräsentative und partizipative Demokratie miteinander verbindet”. Sie ist seiner Meinung nach von strategischer Bedeutung, da die Konferenz zu einem Zeitpunkt stattfindet, an dem die Bürger ein “komplexes” Verhältnis zur partizipativen Demokratie haben. Aber auch wegen der Covid-Krise und der russischen Invasion in der Ukraine, die die notwendige Reform der EU-Institutionen schmerzhaft wieder ins Rampenlicht gerückt haben. Brüssel sucht nun nach seinem Zaubertrank, um seine Kräfte zu bündeln.   

Einer der großen Kritikpunkte der Bürger sei, so der EU-Abgeordnete Durand, das Einstimmigkeitsprinzip im Rat. Schließlich sei es so, dass “keine Demokratie mit der Einstimmigkeitsregel funktioniert”.  Zur Erinnerung: Der Rat muss in einer Reihe von Bereichen, die die Mitgliedstaaten als sensibel betrachten, einstimmig abstimmen. Zum Beispiel in der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik, der EU-Erweiterung, Budgetfragen oder der Gewährung neuer Rechte für EU-Bürger.

Für den italienischen Premierminister Draghi muss die Europäische Union reformiert werden, damit das Projekt den aktuellen Herausforderungen gerecht werden kann. Er fordert die Mitgliedstaaten am Dienstag vor dem Europäischen Parlament auf, eine Neufassung der Verträge in Betracht zu ziehen, damit das gemeinsame Projekt über die politischen Waffen verfüge, um auf der internationalen Bühne Einfluss nehmen zu können.

Umfassende EU-Reform: Einstimmigkeitsprinzip aufgeben

“Wenn dies die Öffnung eines Weges erfordert, der zu einer Änderung der Verträge führt, muss dieser Weg mit Mut und Vertrauen beschritten werden”, betonte Draghi – und zielte dabei besonders auf das Einstimmigkeitsprinzip ab. Die Verhandlungen über das sechste Sanktionspaket, das diese Woche von der Kommission vorgeschlagen wurde, sind ein gutes Beispiel für institutionelle Blockaden. Die EU-Diplomaten kommen heute zusammen, um womöglich grünes Licht für das neue Paket gegen Russland zu geben. Aber es gibt Widerstand vor allem aus Ungarn und der Slowakei gegen ein Ölembargo, trotz langer Übergangsfristen.

Die Ambitionen müssen immer wieder abgesenkt werden, um einen Kompromiss unter den Regierungen zu finden. Das irritiert viele in Brüssel. “Offiziell besteht der Rat aus 27 Mitgliedstaaten, aber man kann sagen, dass es in Wirklichkeit 28 oder 29 sind”, sagt ein EU-Beamter, der regelmäßig an EU-Gipfeltreffen teilnimmt. Denn: “China und Russland laden sich auch zu den Ratssitzungen ein.” Das zielt auf Ungarn.

Wie geht es jetzt weiter? “Die Frage ist, ob die 49 Empfehlungen nicht in einer institutionellen Schublade verschwinden”, sagt Pascal Durand. Wenn die Vertreter der drei EU-Institutionen die von den Bürgern formulierten Empfehlungen nicht weiterverfolgten, “dann wird diese Konferenz ein Misserfolg sein”. Das Europaparlament drückt aufs Tempo. Am Mittwoch verabschiedeten die EU-Abgeordneten eine Erklärung, die sicherstellen soll, dass die Ergebnisse des Bürgerdialogs umgesetzt werden. Die Abgeordneten wollen einen Verfassungskonvent für eine umfassende Reform der Europäischen Union auf den Weg bringen.

Dazu gehören etwa die Forderungen, in fast allen Politikbereichen das Einstimmigkeitsprinzip (ja, schon wieder) aufzugeben, darüber hinaus dem Europaparlament ein Initiativrecht für Gesetzesvorschläge zu gewähren sowie nach deutlich mehr EU-Kompetenzen in den Bereichen Gesundheits- und Sozialpolitik.

Dazu sind Änderungen der EU-Verträge erforderlich. Sie können durch einen Verfassungskonvent geändert werden, an dem Vertreter der nationalen Parlamente und Regierungen sowie des Europaparlaments und der Kommission teilnehmen. Die letzte tiefgreifende Reform der Europäischen Union fand 2007 mit der Unterzeichnung und anschließenden Umsetzung des Vertrags von Lissabon statt. Das ist lange her.

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Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

Licenses:
    • Förderung fürs Gassparen in der Industrie stockt
    • Termine der Berliner Energietage
    • Frankreichs Linke verbündet sich
    • EU-Monitoring
    • Brief an die Kommission: EU-Länder fordern Solardachpflicht
    • ETS-Verhandlungen stocken weiter
    • Erstes Gesetzespaket soll Sanktionsdurchsetzung schnell verbessern
    • Scholz sichert EU-Partnern Solidarität bei Gas-Versorgung zu
    • Habeck: 14 Milliarden Euro für Chip-Konzerne
    • KI-Verordnung: Mehr Zeit für die Umsetzung
    • EU-COVID-Zertifikat: EU-Parlament unterstützt Verlängerung
    • Presseschau
    • What’s cooking in Brussels?
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    während Öl aus Russland nicht mehr gewollt ist, wird um russische Gaslieferungen gefürchtet. Zu groß ist in der deutschen Industrie noch die Abhängigkeit, um einen Ausfall verkraften zu können. Die Nachfrage nach Förderungen vom Bund für Energiesparmaßnahmen bei Gebäudesanierungen ist dermaßen gestiegen, dass die Töpfe schneller leer gingen als gedacht. Warum weitere Anträge vorerst nicht mehr genehmigt werden können und warum das die Wirtschaft zum jetzigen Zeitpunkt besonders hart trifft, hat Manuel Berkel analysiert.

    Gestern haben mehrere EU-Länder in einem Brief an die Kommission eine Solardachpflicht gefordert. Auf bestimmten Gebäuden sollen verpflichtend Photovoltaikanlagen installiert werden, um die derzeit drängenden Ziele zu erreichen. Nicht unter den Absendern: Deutschland.

    Es hackt und stockt, auch bei den Verhandlungen zur ETS-Reform ist ein Kompromiss nicht in Sicht. Besonders schwierig gestaltet sich weiterhin die Einigung über eine Einführung des zweiten ETS.

    In Frankreich dagegen ging alles überraschend schnell: Kurz nach der Präsidentschaftswahl, bei der Jean-Luc Mélenchon nur knapp an der Stichwahl vorbeigeschrammt war, formt dieser nun im Vorfeld der Parlamentswahlen mit den Sozialisten und Grünen ein starkes linkes Bündnis gegen Emmanuel Macron. Tanja Kuchenbecker erklärt, warum dieses Bündnis zur Gefahr für die EU werden kann.

    Ein schönes Wochenende wünsche ich!

    Ihre
    Lisa-Martina Klein
    Bild von Lisa-Martina  Klein

    Analyse

    Förderung fürs Gassparen in der Industrie stockt

    Nach dem Stop-and-go bei Bundesmitteln für die Gebäudesanierung kann die Ampelkoalition die Nachfrage nach einem weiteren Energiesparprogramm nicht schnell genug bedienen. Fördergelder für das Programm Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW) würden vorerst nur noch für bereits bewilligte Projekte ausgezahlt. Das erklärte ein Sprecher des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) am Donnerstagabend auf Anfrage von Europe.Table. Von einem Förderstopp will die Behörde allerdings nicht sprechen.

    Mit dem Programm fördern das BAFA und die KfW die Anschaffung von energieeffizienten neuen Anlagen, die Optimierung bestehender Prozesse und die Umstellung von Wärmeanwendungen in Industrie und Gewerbe auf erneuerbare Energien. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Wirtschaftsministeriums mehr als 11.000 Anträge mit einem Fördervolumen von insgesamt 567 Millionen Euro bewilligt.

    Hintergrund für die aktuellen Verzögerungen sind das rasant gestiegene Interesse der Unternehmen infolge der hohen Energiekosten und die laufenden Haushaltsverhandlungen. Nach dem Regierungswechsel wurde der Bundeshaushalt für 2022 noch nicht verabschiedet. “Das Programm ‘Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft’ (EEW) befindet sich daher unter dem Vorbehalt der vorläufigen Haushaltsführung. Für das EEW-Programm werden daher vorerst nur Projekte ausgezahlt, die bereits bewilligt wurden“, teilte das BAFA Europe.Table mit.

    Haushaltsmittel nur in verringertem Umfang

    Weiter erklärte die Behörde: “Zusätzliche Fördermittel für die Erteilung von neuen Zuwendungsbescheiden stehen bis zum In-Kraft-Treten des Bundeshaushalts nur im verringerten Umfang zur Verfügung. Von einem Förderstopp kann daher keine Rede sein.”

    Offen blieb bei dieser Antwort, ob der Bundestag zusätzliche Fördermittel trotz der noch ausstehenden Verabschiedung des gesamten Haushalts bereits freigegeben hat. Am Morgen hatte der zuständige Referatsleiter im Bundeswirtschaftsministerium, Oliver Bornkamm, bei den Berliner Energietagen noch davon gesprochen, man könne erst dann wieder “einen Stempel auf die Anträge machen”, wenn der Haushaltsausschuss eine weitere sogenannte überplanmäßige Verpflichtungsermächtigung für weitere Fördermittel bewilligt habe.

    Der Verband der Unternehmen, die mit Energieeffizienz ihr Geld verdienen, ist jedenfalls alarmiert. “Der Anfang der Legislaturperiode fällt äußerst ungünstig mit dem akut hohen Bedarf in allen Sektoren der Wirtschaft zusammen. Umso wichtiger ist es, dass bald der reguläre Bundeshaushalt steht”, sagt Tatjana Ruhl von der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF). Die DENEFF hatte bereits am Mittwoch bei den Berliner Energietagen kritisiert, dass die Gelder aus dem Förderprogramm derzeit vor allem in das Erstellen von Transformationskonzepten der Unternehmen flössen – aber noch nicht in Investitionen, die schnell Energie- oder Ressourceneinsparungen bringen.

    Energieeffizienz in Unternehmen rechnet sich ohne Förderung

    Für die Wirtschaft kommt die stockende Vergabe zur Unzeit. Vor wenigen Tagen wurden Berechnungen des Forschungszentrums Jülich bekannt, wonach mehreren energieintensiven Branchen und Kraftwerken in der EU wochenlang das Gas abgestellt werden müsste, falls sich die russischen Lieferungen um zwei Drittel verringerten und die Gasspeicher bis zum Winter gefüllt werden sollen.

    Manche Investitionen ins Energiesparen oder den Wechsel zu erneuerbaren Energien lohnen sich bei den aktuell hohen Gas- und Ölpreisen allerdings auch ohne Förderung. “Viele Maßnahmen, die Unternehmen früher verworfen haben, rechnen sich jetzt”, sagte Paul Fay von der Arbeitsgemeinschaft der Energieeffizienz-Netzwerke Deutschland (AGEEN) bei der Podiumsdiskussion. “Wir müssen bloß hoffen, dass die Unternehmen überleben.”

    Geothermie und mobile Wärmespeicher

    Wie existenzbedrohend die Lage für viele Betriebe ist, zeigt sich auch am Informationsbedarf. Manche Betriebe seien akut vollauf damit beschäftigt, überhaupt ihre Energielieferungen zu sichern und hätten keine Zeit für die Planung von Effizienzmaßnahmen, sagte Steffen Joest von der Initiative Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerke (IEEKN). Andere Unternehmen suchten umso stärker nach Beratung. Vorbereitet würden nun Informationen zu schnell wirksamen Optimierungen beim Energieverbrauch, für die keine größeren Investitionen nötig seien.

    Das Bundeswirtschaftsministerium prüft laut Bornkamm aktuell, wie auch das EEW-Programm weiterentwickelt werden kann, um insbesondere den Gasverbrauch zu senken. Neu gefördert werden könnten demnach Tiefengeothermie, die auch erneuerbare Wärme jenseits von 100 Grad liefern kann, konzentrierende Solarthermie und mobile Wärmespeicher.

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    Berliner Energietage

    09:30-11:30 Uhr
    ZVEI Elektrifiziert – Digital – Nachhaltig
    Die Bedeutung des Gebäudesektors als Drehkreuz der Energiewende wächst, zuletzt rückte er immer stärker in den Fokus der deutschen und europäischen Klimapolitik. Mit dem Osterpaket legt die Bundesregierung die ersten großen Schwerpunkte für die Energie und Gebäudewende fest. Die Unternehmen der Elektro- und Digitalindustrie setzen sich bereits seit vielen Jahren für die Ausgestaltung des Ordnungsrahmens ein. Im Rahmen der Veranstaltung wollen wir als Industrie gemeinsam mit den federführenden Ministerien über die im April – Mai dieses Jahres gesetzten Leitplanken, die notwendigen weiteren Rahmenbedingungen und bereits realisierte Umsetzungen mit Vorbildcharakter sprechen. DETAILS

    10:00-11:30 Uhr
    FNR Perspektiven flexibler Bioenergie im postfossilen Energiesystem DETAILS

    13:00-15:00 Uhr
    FÖS Hohe Energiepreise – Fluch oder Segen für die Energiewende?
    Die aktuellen Turbulenzen auf den Energiemärkten stellen Deutschland und Europa vor große Herausforderungen. Das Spannungsfeld zwischen Geopolitik, Versorgungssicherheit, Verbraucher:innenschutz, Wirtschaft und Transformation ist komplex und erfordert schnelles, aber wohlüberlegtes Handeln, um Verbraucher:innen zu schützen, die Wirtschaft zu wappnen und Klimaschutz und Transformation voranzutreiben. Mit Vertreter:innen aus Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Wissenschaft sollen die Hintergründe der Situation beleuchtet, Handlungsbedarf identifiziert und bisher beschlossene und weitere geeignete Maßnahmen diskutiert werden. DETAILS

    13:30-15:00 Uhr
    Women Engage for a Common Future, Hochschule für Technik Stuttgart, Steinbeis Europa Zentrum Frauenpower als Energiequelle: Barrieren und Chancen für eine geschlechtergerechte Energiewende
    Eine stärkere Partizipation von Frauen in allen Bereichen des Energiesektors wird grundsätzlich von Vielen befürwortet. Und doch ist nicht nur Deutschland weit entfernt von einer diversen Akteur:innen-Struktur, was sich als Bremse für eine dynamische Energiewende auswirkt. Bei dieser Veranstaltung wird das EU-finanzierte Projekt “Women4RenewableEnergy” vorgestellt und erläutert, wie in diesem Rahmen Barrieren überwunden und Gender-Instrumente und inklusive Geschäftsmodelle angewendet werden können. DETAILS

    14:00-15:30 Uhr
    WWF Nachhaltigkeitskriterien für den Import von Wasserstoff
    Deutschland wird einen großen Teil des Wasserstoffs aus dem Ausland importieren, das zeigen alle aktuellen Annahmen und Studien. Insbesondere in der internationalen Zusammenarbeit ist es notwendig, über die Definition einer “grünen” Wasserstoff-Zertifizierung hinauszudenken und auch weitere ökologische, geopolitische und soziale Kriterien sowie jeweilige nationale Klimaschutzstrategien mit einzubeziehen. Gemeinsam mit den Referent:innen werden wir beleuchten, was beim Import von Wasserstoff zu beachten ist und diskutieren, wie das national und international umgesetzt werden kann. DETAILS

    Frankreichs Linke verbündet sich

    Bei der Präsidentschaftswahl wurde Jean-Luc Mélenchon dritter. Während die Sozialisten und Grünen schlecht abschnitten, landete er hinter der rechtsextremen Marine Le Pen und verpasste nur knapp die Stichwahl. Unter dieser Voraussetzung sucht er jetzt die Einigung der zersplitterten Linken.

    Die Sozialisten und Grünen haben sich hinter die Linie von Mélenchon und seiner Partei La France Insoumise (LFI, Unbeugsames Frankreich) gestellt. Mélenchons Linie: EU-kritisch und antikapitalistisch. Zusammen kündigten sie eine “neue ökologische und soziale Volksunion” an und opfern ihre europäischen Ideale, um weiter in der Politik mitspielen zu können. Denn Jean-Luc Mélenchon steht für ein Europa der Nationen und droht mit “europäischem Ungehorsam”.

    Jean-Luc Mélenchon könnte Macron in die Parade fahren

    Die nationalistische Strömung übernimmt damit die Linke in Frankreich und rückt sie an den äußeren linken Rand. Sollte der neue Verbund der Linken bei den Parlamentswahlen am 12. und 19. Juni die Mehrheit der 577 Sitze bekommen, könnte Mélenchon als Premierminister dem Proeuropäer Macron immer wieder in die Parade fahren.

    Erst gewann Mélenchon die Kommunisten (PCF) und Grünen, dann auch noch die Sozialisten, deren Parteirat am Donnerstagabend offiziell darüber entscheiden sollte, ob sie das Bündnis eingehen. Eine Einigung mit LFI war schon vorausgegangen. Gemeinsam wollen sie gegen die “Ungerechtigkeit” von Macrons Politik vorgehen, Frankreich sozialer gestalten und die extreme Rechte verhindern. Die Grünen konnte Mélenchon mit seinem klimapolitischen Programm gewinnen und alle sind sich einig bei der Erhöhung des Mindestlohns.

    Absprache mit Rechts

    Für Mélenchon ist Brüssel der kapitalistische Gegner, Deutschland als Partner hat er immer kritisiert. Er ist in den letzten Tagen etwas gemäßigter im Ton geworden, um die Partner nicht zu verschrecken, doch er schließt nicht aus, EU-Recht zu brechen, wenn es nötig wird. Vor allem die Schuldenregeln sind ihm ein Dorn im Auge, schließlich braucht er zur Finanzierung seiner sozialen Pläne, darunter die Rente mit 60 Jahren, viel Geld. Auch mit der Nato ist er nicht einverstanden, er will Frankreich herauslösen. Jean-Luc Mélenchon war während des Ukrainekrieges in Kritik geraten, weil er sich früher als zu russlandfreundlich gezeigt hatte. Den Angriff auf die Ukraine hat er allerdings schnell verurteilt. Dennoch zeigt sich klar der Wunsch einer Abkehr von den USA und der Nato.

    Sollte die nun vereinigte Linke die Mehrheit bekommen, wird es schwierig für Macron, der mit den politischen Gegnern Gesetzgebung und Ministerposten absprechen muss. Das nennt sich in Frankreich “Cohabitation” (Zusammenwohnen). Macron muss hoffen, mit seinen Verbündeten die Mehrheit im Parlament zu halten und könnte auch Absprachen mit den Rechten treffen. Macrons Partei LREM, die sich in Zukunft “Renaissance” nennen will, tritt schon mit MoDEM von François Bayrou und Horizons von Edouard Philippe gemeinsam auf.

    Politikexperten sind allerdings der Ansicht, dass die Dynamik Mélenchons, die sich auf der nationalen Ebene gebildet hat, auf regionaler Ebene abflauen wird. Denn dort wählen die Bürger meist den ihnen schon bekannten Kandidaten. In den Reihen von LREM hoffen außerdem viele, dass ein Premierminister Mélenchon die Franzosen abschreckt. Laut Umfragen sind rund sechs von zehn Franzosen für eine Cohabitation, aber nur eine Minderheit für einen Premierminister Mélenchon.

    Erneut knappes Rennen zwischen Macron und Le Pen

    Gewählt wird wie bei den Präsidentschaftswahlen in zwei Wahlgängen. Wenn im ersten Durchgang der Parlamentswahlen niemand die absolute Mehrheit bekommt, gelangen all diejenigen in den zweiten Wahlgang, die mindestens 12,5 Prozent der eingeschriebenen Wähler erreicht haben. Die relative Mehrheit reicht dann für den Sieg aus. Dabei ist es wichtig, Bündnispartner zu haben.

    Umfragen sind weniger aussagekräftig als bei Präsidentschaftswahlen, weil es sich um Lokalpolitiker handelt. Nach der letzten Umfrage von Harris Interactive, käme LREM im ersten Wahlgang auf 24 Prozent, RN (Rassemblement National) von Marine Le Pen auf 23 Prozent und Mélenchons LFI auf 19 Prozent. Die Union der Linken könnte gemeinsam 28 Prozent erreichen, LREM allein 24 Prozent, die Rechtsextremen von Le Pen 23 Prozent, die Republikaner 8 Prozent. Bisher gibt es nur Umfragen zum ersten Wahlgang.

    Das Meinungsforschungsinstitut Harris Interactive schätzt aber vage, dass LREM mit Bündnispartnern doch auf 336 bis 378 Sitze kommen könnte, also die absolute Mehrheit. Dann wäre die Gefahr eines Premierminister Mélenchon für Europa aus dem Weg geräumt. LREM hatte im ersten Mandat von Macron anfangs 306 Sitze, LFI kam nur auf 17 Sitze. Es gilt nicht als sicher, dass die Linken durch die Union gewinnen. Es wird nur von 70 bis 90 Sitzen insgesamt ausgegangen. Die extremen Rechten könnten auf bis zu 95 Sitze kommen, wenn RN keine Verbindung mit den anderen extremen Rechten eingeht. Die Republikaner kommen vermutlich auf 35 bis 65 Sitze.

    Die Pläne Mélenchons stießen bei zahlreichen Sozialisten und Grünen allerdings auch auf Kritik. Ex-Premierminister Bernard Cazeneuve kündigte sogar an, die sozialistische Partei verlassen zu wollen und begründete: “Die Unabhängigkeit der Republik hat niemals bedeutet, ihre militärischen Allianzen zu brechen oder sich mit autoritären Regimen oder Diktaturen zu arrangieren.” Die Neuorientierung der EU-Politik könne nur das europäische Projekt zerstören. Auch Ex-Präsident François Hollande warnte, das Bündnis würde das europäische Engagement infrage stellen. Der grüne Präsidentschaftskandidat Yannick Jadot erklärte: “Das wäre das Ende der EU.”

    • Emmanuel Macron
    • Europapolitik

    EU-Monitoring

    06.05.2022_Monitoring

    Treffen der G7-Digitalminister:innen
    10.05.-11.05.2022
    Themen: Die Digitalminister:innen der G7-Mitglieder tauschen sich über die Zukunft der Digitalisierung sowie günstigere Rahmenbedingungen für die Entwicklung und Anwendung neuer digitaler Technologien aus.
    Infos

    EuGH-Verhandlung zur Zusammenführung von Nutzerdaten aus verschiedenen Quellen
    10.05.2022
    Themen: Mit Entscheidung vom 6. Februar 2019 untersagte das deutsche Bundeskartellamt Facebook, Nutzerdaten aus verschiedenen Quellen zusammenzuführen. Nach Ansicht des Bundeskartellamts stellt der Umfang, in dem Facebook Daten ohne Einwilligung der Nutzer sammele, dem Nutzerkonto zuführe und verwerte einen Missbrauch einer beherrschenden Stellung dar. Facebook hat diese Entscheidung vor dem OLG Düsseldorf angefochten, das dem EuGH eine Reihe von Fragen zur Befugnis des Bundeskartellamts vorgelegt hat.
    Vorabentscheidungsersuchen

    Sitzung des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI)
    10.05.2022 09:00-12:00 Uhr
    Themen: Entwurf einer Stellungnahme zum achten Kohäsionsbericht über den wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt in der EU.
    Vorläufige Tagesordnung

    Sitzung des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten (EMPL)
    10.05.2022 09:00-10:00 Uhr
    Themen: Berichtsentwurf zu gemeinsamen europäischen Maßnahmen im Bereich Pflege und Betreuung, Berichtsentwurf zur Frauenarmut in Europa, Entwurf einer Stellungnahme zu Energieeffizienz.
    Vorläufige Tagesordnung

    Sitzung des Ausschusses für Regionale Entwicklung (REGI)
    10.05.2022 13:45-15:45
    Themen: Berichtsentwurf zum achten Kohäsionsbericht über den wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt in der EU, Aussprache mit Apostolos Tzitzikostas (Präsident des Europäischen Ausschusses der Regionen).
    Vorläufige Tagesordnung

    Sitzung des Ausschusses für Steuerfragen (FISC)
    10.05.2022 13:45-15:45 Uhr
    Themen: Öffentliche Anhörung zur Anwendung spezieller Steuersysteme bei Individuen mit hohem Eigenkapital in der EU: der Fall russischer Oligarchen.
    Vorläufige Tagesordnung

    Sitzung des Ausschusses für Entwicklung (DEVE)
    10.05.2022 17:30-18:30 Uhr
    Themen: Strukturierter Dialog über das Arbeitsprogramm der Kommission mit Jutta Urpilainen (EU-Kommissarin für internationale Partnerschaften).
    Vorläufige Tagesordnung

    Sitzung des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten (AFET)
    11.05.-12.05.2022
    Themen: Empfehlung zu der erneuerten Partnerschaft mit der südlichen Nachbarschaft – eine neue Agenda für den Mittelmeerraum, Empfehlung zu der Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU nach der Invasion der Ukraine durch Russland, Berichtsentwurf zur Sicherheit im Gebiet der Östlichen Partnerschaft und die Rolle der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik.
    Vorläufige Tagesordnung

    Wöchentliche Kommissionssitzung
    11.05.2022
    Themen: Vorschläge zu einem Finanzpaket mit DEBRA – Verringerung der Verschuldungsquote, Fernabsatz von Finanzdienstleistungen für Verbraucher und mit einer Überprüfung der EU-Vorschriften, Kinderrechtspaket mit einer europäischen Strategie für ein besseres Internet für Kinder und einer Gesetzgebung zur wirksamen Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern.
    Vorläufige Tagesordnung Pressekonferenz 12 Uhr

    Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE) und des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO)
    11.05.2022 09:00-10:00 Uhr
    Themen: Berichtsentwurf zu harmonisierten Vorschriften für künstliche Intelligenz.
    Vorläufige Tagesordnung

    Gemeinsame Sitzung des Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) und des Ausschusses für Entwicklung (DEVE)
    11.05.2022 16:45-18:15 Uhr
    Themen: Aussprache mit Paolo Gentiloni (EU-Kommissar für Steuern und Zollunion) über die Ziele für nachhaltige Entwicklung.
    Vorläufige Tagesordnung

    Treffen der G7-Außenminister:innen
    12.05.2022
    Themen: Ausbau des Klimaengagements der G7 und darüber hinaus, Bewältigung der Pandemie und der Pandemiefolgen sowie nachhaltige globale Impfstoffversorgung und -gerechtigkeit, Stärkung der Widerstandskraft von Demokratien.
    Infos

    News

    Brief an die Kommission: EU-Länder fordern Solardachpflicht

    Mehrere EU-Länder fordern eine Solardachpflicht für bestimmte Gebäude in der EU, um schneller von russischer Energie unabhängig zu werden. In einem Brief an die EU-Kommission vom Donnerstag schlagen mehrere Energieminister:innen ein Solargesetz innerhalb des REPowerEU-Plans vor. “Jede Photovoltaikanlage reduziert sofort und direkt unsere Energieabhängigkeit von Russland“, schrieben sie. Gleichzeitig sei man hohen Strompreisen weniger ausgesetzt, und klimaschädliche Treibhausgase würden reduziert.

    EU-Solardachpflicht bei Neubauten und Sanierungen

    Der Brief, der Europe.Table vorliegt, wurde von Österreich, Belgien, Litauen, Luxemburg und Spanien unterschrieben. Die fünf Länder fordern, dass Verwaltungsgebäude, Supermärkte, Flachdächer und Industrieanlagen verpflichtend mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden müssen. Auch bei neuen sowie bei sanierten Häusern sollten Solardächer die Norm werden.

    So könnten in der EU mindestens 70 Millionen Solardächer bis 2030 installiert werden, die 1100 Terawattstunden Strom erzeugen und lokale Arbeitsplätze schaffen, heißt es in dem Brief. Zum Vergleich: In Deutschland wurden laut dem Fraunhofer-Institut vergangenes Jahr rund 48 Terawattstunden Strom durch Photovoltaikanlagen produziert.

    Zudem müsse mehr Geld aus dem EU-Budget für den Ausbau zur Verfügung gestellt werden, fordern die Energieminister:innen. Die EU-Kommission solle analysieren, welche Investitionen und Forschung genau in der EU nötig sei, um Solarenergie schnellstmöglich anzukurbeln.

    Deutschlands Unterschrift fehlt

    Deutschland hat trotz einer ähnlichen Ankündigung im Koalitionsvertrag (S. 44) nicht unterschrieben. Aus Kreisen des EU-Parlaments heißt es, Robert Habeck habe zunächst zugesagt, zu unterschreiben, dann aber wieder abgesagt. Das BMWK teilte auf Anfrage mit, in der Bundesregierung werde derzeit noch beraten, wie sich der stärkere Ausbau der Solarenergie auf EU-Ebene am besten umsetzen ließe. Minister Habeck wolle dem nicht vorgreifen.

    Am 18. Mai will die EU-Kommission den konkreten Plan des REPowerEU-Pakets vorstellen (Europe.Table berichtete), um schnellstmöglich unabhängig von russischen Energie-Lieferungen zu werden. dpa/luk

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    ETS-Verhandlungen stocken weiter

    Auch nach einer intensiven Verhandlungswoche zur Reform des EU-Emissionshandels (ETS) ist ein Kompromiss nach wie vor nicht in Sicht. Bis weit nach Mitternacht verhandelten am Mittwoch die Berichterstatter:innen beim sogenannten Shadow-Meeting – offenbar erfolglos. Und auch am Donnerstag ging es weiter. Die entscheidenden Knackpunkte konnten bis dato nicht gelöst werden.

    Bei den besonders schwierigen Verhandlungen zur Einführung eines zweiten EU-Emissionshandels für den Straßenverkehr und das Heizen von Gebäuden (ETS 2) kam es laut Insidern zu keinerlei Annäherungen. Noch immer ist offen, ob und wann der ETS 2 kommt und in welchem Umfang dessen Erlöse für den sozialen Ausgleich genutzt werden.

    Abstimmung zum EU-Emissionshandel schon Mitte Mai

    Beim CBAM gibt es laut Insidern eine Mehrheit aus Sozialdemokraten, Grünen, Liberalen und Linken, die den Grenzausgleichsmechanismus bereits bis 2030 vollständig in Kraft sehen wollen, während die kostenlosen CO2-Zertifikatszuteilungen für die Industrie wegfielen. Die konservative EVP um den hauptverantwortlichen Berichterstatter Peter Liese will den CBAM den Insidern zufolge frühestens 2033 vollumfänglich eingeführt haben (Europe.Table berichtete).

    Kommenden Dienstag findet das letzte sogenannte Shadow-Meeting der Berichterstatter statt – womöglich die letzte Möglichkeit, einen Kompromiss zu finden. In der Woche darauf (16./17. Mai) soll im federführenden ENVI-Ausschuss über den Bericht abgestimmt werden. Kommt es vorher nicht zu einer Einigung, droht der Bericht von Peter Liese ohne Mehrheit in die Abstimmung zu gehen (Europe.Table berichtete).

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    Erstes Gesetzespaket soll Sanktionsdurchsetzung schnell verbessern

    Die Regierung in Deutschland will Insidern zufolge mit einem Maßnahmenbündel noch vor der Sommerpause die Durchsetzung von Sanktionen gegen Russland verbessern. Im ersten von zwei Teilen des geplanten Gesetzespaketes soll die Zusammenarbeit der zuständigen Behörden intensiviert werden. So sollen die Stellen besser an bereits anderswo vorliegende Informationen kommen.

    Ihre Zuständigkeiten werden den Regierungskreisen zufolge zudem erweitert. Es soll auch bessere Möglichkeiten zur Ermittlung und Sicherstellung von Vermögensgegenständen geben. Unter Androhung von Strafen und Bußgeldern sollen sanktionierte Personen ihr Vermögen offenlegen müssen.

    Der Entwurf für eine sogenannte Formulierungshilfe ist innerhalb der Regierung in der finalen Abstimmung. Das Kabinett soll laut Bundesfinanzminister Christian Lindner bis spätestens Montag zustimmen. Bis zur Sommerpause soll der erste Teil des Gesetzes dann durch das Parlament sein. Die Formulierungshilfe für die Bundestagsfraktionen der Ampel-Koalition soll den Gesetzgebungsprozess beschleunigen.

    Register für sanktionierte Vermögenswerte

    “Wir brauchen eigentlich eine zentrale Behörde”, sagte eine Regierungsvertreterin. Dies sei aber in der Kürze der Zeit nicht umsetzbar. Deswegen sollten schnell Lücken in der Gesetzgebung geschlossen werden, um die von der EU verhängten Sanktionen gegen russische Personen und Firmen auch effektiv durchzusetzen. Unter anderem wurden nach dem russischen Angriff auf die Ukraine das Einfrieren von Vermögenswerten sowie Reisebeschränkungen verhängt.

    Eine Mitte März eingerichtete Task Force soll die Durchsetzung sicherstellen und hat Vorschläge für die geplanten Gesetzesänderungen vorgelegt. Im zweiten Teil sollen dann Maßnahmen umgesetzt werden, für die die Regierung mehr Zeit braucht. Hier gehe es um strukturelle Reformen. Ein Entwurf solle aber noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden.

    Den Regierungsvertretern zufolge stößt die Vermögensermittlung an Grenzen, wenn Oligarchen durch verschachtelte Unternehmenskonstruktionen ihr Vermögen verschleierten. Geplant sei deswegen vor allem eine zentrale Koordinierungsstelle. Außerdem soll es ein Register geben – für Vermögen unklarer Herkunft sowie für sanktionierte Vermögenswerte. Im Geldwäschegesetz soll eine Meldepflicht für Sanktionsverstöße ergänzt, zudem eine Hinweisgeberstelle eingerichtet werden. rtr

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    Scholz sichert EU-Partnern Solidarität bei Gas-Versorgung zu

    Bundeskanzler Olaf Scholz will osteuropäische EU-Länder ohne Häfen an Nord- und Ostsee mit LNG-Gas versorgen. Deutschland werde sich solidarisch zeigen, wenn es darum gehe, alle EU-Staaten mit Alternativen zu Gas aus Russland zu beliefern, sagte Scholz am Donnerstag nach einem Treffen mit tschechischen Ministerpräsidenten Petr Fiala in Berlin. Fiala sagte, Scholz habe ihm zugesichert, dass Tschechien über die von Deutschland geplanten Flüssiggas-Terminals mit versorgt werden könne. Dies sei eine ganz wichtige Aussage. Tschechien ist zu mehr als 95 Prozent abhängig von russischem Pipeline-Gas.

    Wie genau die Zusammenarbeit aussehe, müsse man sehen, sagte Scholz auf die Frage, ob sich Tschechien auch an dem geplanten LNG-Terminal in Wilhelmshaven beteiligen könne. Fiala betonte, dass ein Land immer zu den Befürwortern der härtesten Sanktionen gegen Russland gehört habe, weil man die russische Führung nur so beeindrucken könne. Aber man brauche Hilfe bei der Umstellung.

    Der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper, die Bundesregierung und das Land Niedersachsen hatten am Donnerstag ihre Planungen zum Bau eines Terminals für verflüssigtes Erdgas (LNG) in Wilhelmshaven konkretisiert. Uniper kündigte in der niedersächsischen Hafenstadt im Beisein von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und des niedersächsischen Energieministers Olaf Lies an, als Errichter und Betreiber des Terminals 65 Millionen Euro zu investieren. rtr

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    Habeck: 14 Milliarden Euro für Chip-Konzerne

    Die Bundesregierung will mit 14 Milliarden Euro Chipfirmen zu Investitionen in Europa und Deutschland bewegen. Das sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gestern bei einer Veranstaltung der Familienunternehmer in Hannover. Der Halbleitermangel sei ein massives Problem, weswegen der Staat hier mit Milliardensummen helfe. “Das ist richtig viel Geld.”

    Habeck bestätigte damit erstmals offiziell das geplante Fördervolumen, über das Europe.Table bereits im März berichtet hatte. Die laufende Haushaltsaufstellung der Ampel-Koalition hat aber erhebliche Unsicherheit in der Halbleiterbranche ausgelöst (Europe.Table berichtete), da diese kaum Transparenz über die geplanten Summen erlaubt. Auf Klarheit warten vor allem die 32 Unternehmen, die sich am geplanten zweiten Important Project of Common European Interest (IPCEI) für die Mikroelektronik beteiligen wollen.

    Auf massive Unterstützung aus dem Bundeshaushalt kann der US-Konzern Intel zählen, der in Magdeburg 17 Milliarden Euro in den Bau zweier Halbleiter-Werke investieren will. Wie es in Regierungs- und Branchenkreisen heißt (Europe.Table berichtete), wurde dem Unternehmen eine Förderung in Höhe von rund sieben Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Habeck sagte, es solle weitere Beispiele wie Magdeburg geben. Er hoffe hier auf eine Eigendynamik. tho/rtr

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    KI-Verordnung: Mehr Zeit für die Umsetzung

    Die französische EU-Ratspräsidentschaft schlägt in ihren neuen Kompromissvorschlägen zu den Artikeln 70 bis 85 der KI-Verordnung vor, den Mitgliedstaaten ein weiteres Jahr für die Umsetzung einzuräumen. Demnach will der Vorsitz die allgemeine Frist für die Anwendung der Verordnung von 24 auf 36 Monate nach ihrem Inkrafttreten verlängern, um den Mitgliedstaaten und Unternehmen mehr Zeit für die Vorbereitung zu geben. Die Frist für die Einrichtung der Benannten Stellen soll ebenfalls von drei auf zwölf Monate verlängert werden.

    Änderungswünsche hat die französische Ratspräsidentschaft auch bei den Sanktionsvorschriften. Die vorgesehenen Sanktionen müssten zwar einerseits wirksam, verhältnismäßig und abschreckend sein. Andererseits müssten insbesondere die Größe und die Interessen von KMU, einschließlich Start-Ups, sowie deren wirtschaftliche Lebensfähigkeit berücksichtigt werden.

    Die Anforderungen an die Vertraulichkeit, einschließlich des Geschäftsgeheimnisses, sollen zudem nicht nur für nationale Behörden und Benannte Stellen gelten, sondern auch für die EU-Kommission, den künftigen KI-Ausschuss sowie für alle Personen, die zur Umsetzung der KI-Verordnung beitragen. ank

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    EU-COVID-Zertifikat: EU-Parlament unterstützt Verlängerung

    Der EU-Verordnung für digitale COVID-Zertifikate soll für ein weiteres Jahr, bis Juni 2023, beibehalten werden. Das EP-Plenum stimmte den Verhandlungen über die Verlängerung der Zertifikate für EU-Bürger und Drittstaatsangehörige zu. Die Verhandlungen mit dem Rat können nach Angaben des Parlaments sofort aufgenommen werden, sodass die Vorschriften vor Ablauf der derzeitigen Regelung am 30. Juni in Kraft treten können. Das soll sicherstellen, dass EU-Bürger unabhängig von der Entwicklung der Coronavirus-Pandemie von ihrem Recht auf Freizügigkeit profitieren können.

    Wenn es nach dem EU-Parlament geht, sollten die Mitgliedstaaten nur dann zusätzliche Einschränkungen für die Inhaber des COVID-Zertifikats erlassen, wenn dies unbedingt erforderlich ist. Und auch dann sollten sie begrenzt und verhältnismäßig sein, und zwar auf der Grundlage der neuesten wissenschaftlichen Gutachten des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und des EU-Ausschusses für Gesundheitssicherheit.

    Sie fordern die EU-Kommission ferner auf, sechs Monate nach der Verlängerung zu prüfen, ob die COVID-Zertifikate dann noch notwendig und verhältnismäßig sind. Die Abgeordneten wollen den Zeitraum, in dem die Verordnung gilt, so kurz wie möglich halten. Sobald die epidemiologische Situation dies zulasse, soll die Verordnung außer Kraft gesetzt werden. ank

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    Presseschau

    Ökonomin Kemfert: Europa kann ohne russisches Öl und Gas auskommen DER STANDARD
    Germany’s Scholz: “Western Balkans belong in Europe” DW
    Macrons Partei ändert Namen in “Renaissance” SPIEGEL
    LNG-Terminals: Startschuss in Wilhelmshaven ZDF
    Britain has become unexpectedly European ECONOMIST
    Pegasus-Spyware: Spaniens Geheimdienst räumt Bespitzelung von Separatisten ein HEISE

    Kolumne

    What’s cooking in Brussels: Fällt das Einstimmigkeitsprinzip im Rat?

    Von Claire Stam
    Schwarz-weiß Portrait von Claire Stam

    Mario Draghi ist dafür. Wird auch Emmanuel Macron eine Revision der EU-Verträge unterstützen, mit dem Ziel, vor allem die Einstimmigkeitsregel zu beerdigen? Die Antwort werden wir – vielleicht – am 9. Mai im Europäischen Parlament in Straßburg erhalten, wo der französische Präsident anlässlich der Abschlusszeremonie der Konferenz zur Zukunft Europas sprechen wird.

    In den vergangenen zwölf Monaten haben 800 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger im Plenum der Konferenz (im EU-Jargon auch CoFoE genannt) über digital eingereichte Ideen sowie Inputs von nationalen Veranstaltungen und Bürgerforen debattiert. Ergebnis dieses Prozesses sind 49 Reformvorschläge, die über 300 Maßnahmen in neun Themenbereichen integrieren: Umwelt, Gesundheit, Wirtschaft/Soziale Gerechtigkeit, Europa in der Welt, Werte/Rechtsstaatlichkeit, digitale Transformation, europäische Demokratie, Migration und Bildung/Jugend/Sport.

    Diese Empfehlungen sind Teil des Abschlussberichts, der am 9. Mai im Rahmen einer Zeremonie in Straßburg an Ursula von der Leyen, EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola und an Emmanuel Macron übergeben werden. Frankreich hat bis zum 30. Juni turnusgemäß die EU-Ratspräsidentschaft inne. Der französische Präsident will dort eine Rede über Europa halten – an dem Tag, an dem er auch Bundeskanzler Olaf Scholz auf seinem ersten offiziellen Staatsbesuch nach der Wiederwahl treffen wird. Wird es zu einer zweiten Sorbonne-Rede kommen?

    In Brüssel beschäftigt sich der Europaabgeordnete Pascal Durand (Renew), Mitglied des Ausschusses für konstitutionelle Fragen im Europäischen Parlament, genau damit. Er tauscht sich mit Clément Beaune, dem Staatssekretär für europäische Angelegenheiten in Paris, über die Rede Macrons am 9. Mai aus.

    Konferenz von strategischer Bedeutung

    Den Inhalt der Rede will Durand im Gespräch mit Europe.Table zwar nicht enthüllen, dämpft aber die Erwartungen: Man dürfe “die Rollen nicht verwechseln” – die von Emmanuel Macron als Ratspräsidenten, und die des Präsidenten der französischen Republik. “Als Präsident des Mitgliedstaates, der derzeit die rotierende Präsidentschaft der Europäischen Union innehat, ist es für ihn schwierig, etwas zu bewegen”, erklärt er. 

    Für den Europaabgeordneten hat die Konferenz selbst aber einen neuen Weg eröffnet, “der repräsentative und partizipative Demokratie miteinander verbindet”. Sie ist seiner Meinung nach von strategischer Bedeutung, da die Konferenz zu einem Zeitpunkt stattfindet, an dem die Bürger ein “komplexes” Verhältnis zur partizipativen Demokratie haben. Aber auch wegen der Covid-Krise und der russischen Invasion in der Ukraine, die die notwendige Reform der EU-Institutionen schmerzhaft wieder ins Rampenlicht gerückt haben. Brüssel sucht nun nach seinem Zaubertrank, um seine Kräfte zu bündeln.   

    Einer der großen Kritikpunkte der Bürger sei, so der EU-Abgeordnete Durand, das Einstimmigkeitsprinzip im Rat. Schließlich sei es so, dass “keine Demokratie mit der Einstimmigkeitsregel funktioniert”.  Zur Erinnerung: Der Rat muss in einer Reihe von Bereichen, die die Mitgliedstaaten als sensibel betrachten, einstimmig abstimmen. Zum Beispiel in der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik, der EU-Erweiterung, Budgetfragen oder der Gewährung neuer Rechte für EU-Bürger.

    Für den italienischen Premierminister Draghi muss die Europäische Union reformiert werden, damit das Projekt den aktuellen Herausforderungen gerecht werden kann. Er fordert die Mitgliedstaaten am Dienstag vor dem Europäischen Parlament auf, eine Neufassung der Verträge in Betracht zu ziehen, damit das gemeinsame Projekt über die politischen Waffen verfüge, um auf der internationalen Bühne Einfluss nehmen zu können.

    Umfassende EU-Reform: Einstimmigkeitsprinzip aufgeben

    “Wenn dies die Öffnung eines Weges erfordert, der zu einer Änderung der Verträge führt, muss dieser Weg mit Mut und Vertrauen beschritten werden”, betonte Draghi – und zielte dabei besonders auf das Einstimmigkeitsprinzip ab. Die Verhandlungen über das sechste Sanktionspaket, das diese Woche von der Kommission vorgeschlagen wurde, sind ein gutes Beispiel für institutionelle Blockaden. Die EU-Diplomaten kommen heute zusammen, um womöglich grünes Licht für das neue Paket gegen Russland zu geben. Aber es gibt Widerstand vor allem aus Ungarn und der Slowakei gegen ein Ölembargo, trotz langer Übergangsfristen.

    Die Ambitionen müssen immer wieder abgesenkt werden, um einen Kompromiss unter den Regierungen zu finden. Das irritiert viele in Brüssel. “Offiziell besteht der Rat aus 27 Mitgliedstaaten, aber man kann sagen, dass es in Wirklichkeit 28 oder 29 sind”, sagt ein EU-Beamter, der regelmäßig an EU-Gipfeltreffen teilnimmt. Denn: “China und Russland laden sich auch zu den Ratssitzungen ein.” Das zielt auf Ungarn.

    Wie geht es jetzt weiter? “Die Frage ist, ob die 49 Empfehlungen nicht in einer institutionellen Schublade verschwinden”, sagt Pascal Durand. Wenn die Vertreter der drei EU-Institutionen die von den Bürgern formulierten Empfehlungen nicht weiterverfolgten, “dann wird diese Konferenz ein Misserfolg sein”. Das Europaparlament drückt aufs Tempo. Am Mittwoch verabschiedeten die EU-Abgeordneten eine Erklärung, die sicherstellen soll, dass die Ergebnisse des Bürgerdialogs umgesetzt werden. Die Abgeordneten wollen einen Verfassungskonvent für eine umfassende Reform der Europäischen Union auf den Weg bringen.

    Dazu gehören etwa die Forderungen, in fast allen Politikbereichen das Einstimmigkeitsprinzip (ja, schon wieder) aufzugeben, darüber hinaus dem Europaparlament ein Initiativrecht für Gesetzesvorschläge zu gewähren sowie nach deutlich mehr EU-Kompetenzen in den Bereichen Gesundheits- und Sozialpolitik.

    Dazu sind Änderungen der EU-Verträge erforderlich. Sie können durch einen Verfassungskonvent geändert werden, an dem Vertreter der nationalen Parlamente und Regierungen sowie des Europaparlaments und der Kommission teilnehmen. Die letzte tiefgreifende Reform der Europäischen Union fand 2007 mit der Unterzeichnung und anschließenden Umsetzung des Vertrags von Lissabon statt. Das ist lange her.

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