Table.Briefing: China

Xi warnt vor Tech-Konfrontation + Klima-Politik ist KP-Sache

Liebe Leserin, lieber Leser,

dass die Zugangsbeschränkungen zu niederländischer Hochtechnologie beim China-Besuch des niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte im Fokus stehen würden, war abzusehen. Aufgrund von Druck aus Washington darf die Firma ASML aus Veldhoven seit einer Weile keine seiner Ultraviolett-Litografiemaschinen mehr in die Volksrepublik exportieren. Die braucht man jedoch, um konkurrenzfähige Computerchips auf dem neuesten Stand herstellen zu können. “Das chinesische Volk hat ein Recht auf Entwicklung”, zitierten die Staatsmedien Xi Jinping nach dem Gespräch mit Rutte.

Bald könnte es ASML sogar untersagt werden, bereits an China verkaufte ASML-Maschinen zu warten. Für das vermutlich wichtigste Unternehmen der Niederlande bricht damit jedoch einer der wichtigsten Märkte weg, schreibt Amelie Richter. Gleichzeitig feilt Chinas heimischer Hersteller Shanghai Micro Electronics Equipment (SMEE) weiter selbst an Ultraviolett-Litografiemaschinen. Auf den technischen Durchbruch muss man in Peking aber nach wie vor warten.

Wer in der Kommunistischen Partei Chinas die Regeln macht, ist in den meisten Fällen von außen nicht nachzuvollziehen. Das gilt auch für die Klimapolitik. Eins ist jedoch klar: Seit seinem Amtsantritt gibt Xi Jinping auch hier den Ton vor. Klimaziele sind für ihn auch eine Möglichkeit, China als modernes sozialistisches Land zu präsentieren, erklärt Christiane Kühl in ihrer Analyse.

Dennoch hält Xi trotz aller Machtfülle die Zügel nicht alleine in der Hand. Den Städten und Provinzen kommt eine wichtige Rolle zu, um mit eigenen Investitionen den Motor für grüne Energien richtig anzukurbeln. Und auch junge Firmen des Cleantech-Sektors drängen auf eine schnellere Transformation. Der Interessenkonflikt zwischen den staatlichen Dinosauriern und den neuen Industrien dürfte sich daher in den nächsten Jahren deutlich verschärfen. Und Xi wird zeigen müssen, wie viel Priorität er der Energiewende wirklich einräumen will.

Wegen der anstehenden Feiertage finden Sie China.Table das nächste Mal am kommenden Dienstag in ihrem Postfach. Wir wünschen Ihnen Frohe Ostern!

Ihr
Fabian Peltsch
Bild von Fabian  Peltsch

Analyse

Streit um Ausfuhrbeschränkungen: Xi warnt bei Treffen mit Rutte vor Tech-Konfrontation

Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte versucht bei seinem Besuch in Peking zu beschwichtigen.

Im Streit um westliche Ausfuhrbeschränkungen für Hochtechnologie hat Staatschef Xi Jinping bei seinem Treffen mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte deutliche Worte gefunden: “Keine Macht kann das Tempo der wissenschaftlichen und technologischen Entwicklung und des Fortschritts in China aufhalten”, sagte Xi laut einem Bericht des Staatsfernsehens. Das chinesische Volk habe ein Recht auf Entwicklung. Xi kritisierte Rutte scharf dafür, den Zugang zu westlicher Hochtechnologie zu behindern. “Entkopplung und Abbruch der Verbindungen” führten ins Nichts, und Zusammenarbeit sei die einzige Option, sagte Xi.

Die Niederlande befinden sich im Kreuzfeuer der Handelsspannungen zwischen China und den USA. Auf Betreiben Washingtons hat die niederländische Regierung den Verkauf von Maschinen zur Produktion hoch entwickelter Prozessorchips eingeschränkt. Das niederländische Unternehmen ASML ist der weltweit einzige Hersteller von Maschinen, die mithilfe der Extrem-Ultraviolett-Lithografie modernste Halbleiter der Spitzenklasse produzieren können. China war bis vor Beginn der Lizenzprobleme der zweitgrößte Markt von ASML, nach Taiwan. Rund 26 Prozent des Unternehmensumsatzes wurden in China 2023 laut Unternehmensbericht erwirtschaftet.

Anfang des Jahres hat die niederländische Regierung damit begonnen, ASML die Genehmigung für die Ausfuhr einiger Maschinen nach China zu entziehen. Doch das reicht den USA offenbar nicht. Medienberichten zufolge drängt die Regierung in Washington darauf, auch die Wartung von Maschinen zu verbieten, die vor dem aktuellen Verkaufsverbot geliefert wurden. China befürchtet, Den Haag könnte dieser Bitte Folge leisten. Der Verlust für die chinesischen Chip-Hersteller wäre gigantisch. Die Maschinen von ASML kosten weit über Hundert Millionen Euro. Werden sie nicht regelmäßig gewartet, müssen sie abgeschrieben werden.

ASML droht Regierung mit Abzug aus den Niederlanden

Rutte versuchte in Peking zu beschwichtigen: Die Niederlande achteten darauf, dass Exportbeschränkungen, die “unseren Halbleitersektor und Unternehmen wie ASML” betreffen, “niemals speziell auf ein Land abzielen”.

Aber auch ASML dürfte wenig begeistert sein, in den Mittelpunkt des US-chinesischen Handelskonflikts geraten zu sein. Das Unternehmen hat kürzlich damit gedroht, die Niederlande verlassen zu wollen – offiziell mit der Begründung, eine zuwanderungsfeindliche Politik würde seine Möglichkeiten einschränken, talentierte Spezialisten einzustellen. Der eigentliche Grund dürfte aber sein, dass die Regierung Rutte dem Druck der USA nachgegeben hat.

Exporte aus Niederlanden nach China gestiegen

Der niederländische Handelsminister hatte am Dienstag in einem Interview mit der niederländischen Wirtschaftszeitung FD betont, die Verteidigung der Interessen von ASML habe für ihn “oberste” Priorität. ASML “ist das wichtigste Unternehmen, das wir haben”, sagte Geoffrey van Leeuwen. Zugleich betonte er: “Wir sagen auch, dass die nationale Sicherheit von uns und unseren Partnern Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen hat.” Am Mittwoch traf er in Peking seinen Amtskollegen Wang Wentao.

Die niederländischen Exporte nach China sind zu Beginn des Jahres erneut gestiegen – und zwar gegen den allgemeinen Trend der Ausfuhren aus der EU. Im Januar und Februar wuchsen sie um 26,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie aus Zahlen des chinesischen Zolls hervorgeht. Ob das nur an EUV (extreme ultraviolet light)- und DUV (deep ultraviolet light )-Lithografiemaschinen liegt, ist nicht klar. Die Zahlen legen aber die Vermutung nahe, dass chinesische Kunden die ASML-Maschinen gekauft haben, bevor noch mehr Exportbeschränkungen greifen.

SMEE liegt technisch noch zurück

China ist um raschen Ersatz bemüht. Der vielversprechendste heimische Hersteller Shanghai Micro Electronics Equipment (SMEE) bleibt trotz bemerkenswerter Fortschritte derzeit noch hinter ASML zurück. Wie Li Jinxiang, stellvertretender Generalsekretär der China Electronic Production Equipment Industry Association, im vergangenen Jahr feststellte: “Keine einzige Produktionslinie zur Chipherstellung in China ist mit einem in China hergestellten Lithografiesystem ausgestattet – die meisten davon werden nur in der akademischen Forschung eingesetzt.”

SMEE war lange Zeit ausschließlich in der Chip-Verpackungsindustrie erfolgreich. Für die Montage und Verpackung von Chips in ihre endgültigen Strukturen sind Lithografiemaschinen der unteren Preisklasse erforderlich. Laut Daten des Center for Security and Emerging Technology (CSET) der Georgetown University verkaufte SMEE zwischen 2011 und 2014 eine Handvoll KrF-Maschinen, zwischen 2015 und 2019 jedoch keine. SMEE bewirbt zwar immer noch eine ArF-Maschine auf seiner Website. The Wire China zitiert jedoch mehrere Quellen, die sich skeptisch äußerten und sagten, bei diesen Maschinen handele es sich wahrscheinlich um Prototypen und nicht um kommerzielle Produkte.

Im Juni 2020 berichteten chinesische Medien, dass eine neue 28-Nanometer-Maschine von SMEE Ende 2021 verfügbar sein würde. Die Staatszeitung Global Times nannte den Schritt einen “bahnbrechenden Durchbruch für Chinas Halbleiterindustrie”. Bisher hat sich in der Sache aber nichts getan.

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Intransparente Prozesse: So legt die Kommunistische Partei in China die Klimaziele bis 2025 fest

Hochmoderne Solaranlage mit Energiespeicher in der Wüste bei Dunhuang, Provinz Gansu: Über Klimapolitik und den Ausbau erneuerbarer Energien entscheidet die Spitze der Kommunistischen Partei.

Wer in China über die Klimapolitik entscheidet – und in welchen Prozessen – ist in den intransparenten Strukturen der Kommunistischen Partei nicht so einfach zu erkennen. Nur ein Trend ist klar: Seit 2014 wurde Chinas System immer stärker auf den damals gerade ins Amt gekommenen Staats- und Parteichef Xi Jinping zugeschnitten. Und so setzt Xi heute auch in der Klimapolitik den Ton.

Im Juli 2023 etwa betonte er in einer Rede, die kommenden fünf Jahre seien eine entscheidende Phase, um ein “schönes China” (美丽中国) und eine “ökologische Zivilisation” (生态文明) zu errichten. Es sind Xis Codeworte für Umwelt- und Klimaschutz – die er in der Rede mit seinen Oberzielen verband, ein modernes sozialistisches Land aufzubauen und die nationale Verjüngung zu fördern. Das wies nach Ansicht von Experten auf eine hohe Priorität des Themas für Xi hin. “Xi ist eine Schlüsselfigur für Chinas veränderte Haltung zum Klimawandel”, urteilten mehrere Autoren kürzlich in einem Beitrag zum Fachdienst Carbon Brief.

Er nimmt das Thema ernst – weil China unter der Klimakrise leidet und weil der Cleantech-Sektor zu einer Wachstumsbranche für das Land geworden ist. Chinas 30/60-Klimaziele – Scheitelpunkt der Emissionen bis 2030, Klimaneutralität ab 2060 – hatte Xi persönlich im September 2021 vor den Vereinten Nationen ausgerufen.

China hat Ministerien – doch die Partei entscheidet

Natürlich gibt es auch in China ein Umweltministerium, und mit Liu Zhenmin einen Klimagesandten, etwa für die COP-Klimakonferenzen. Hinzu kommen die Nationale Energiebehörde NEA, die mächtige Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC), die den Rahmen für die Industriepolitik setzt – und eine Reihe weiterer Ministerien, die alle zum Staatsrat gehören. Sie alle aber sind in der Xi-Ära letztlich nur Umsetzer politischer Vorgaben, die aus der KP kommen, wie Ministerpräsident Li Qiang gerade erst betonte.

Xi managt die Partei über ein Netz aus Kommissionen, die er selbst schrittweise seit 2014 eingeführt hat. Sogenannte “Zentrale Kommissionen” agieren als permanente politische Supra-Ministerien. Eine besondere Rolle spielt in diesem System die von Xi geführte Zentrale Kommission zur Vertiefung der Reformen (Central Commission for Comprehensively Deepening Reform/CCDR/中央全面深化改革委员会).

Die CCDR beauftragt Ministerien, konkrete Pläne oder ein Gesetz für einen vorab beschlossenen Punkt der Reformagenda Xis auszuarbeiten. Eine fertig bearbeitete Maßnahme veröffentlicht sie in einem Dokument, das dann sofort als “in Kraft getretenes Gesetz” gilt und somit bindend ist. Die CCDR befasse sich viel mit Umweltpolitik, sagt Nis Grünberg, Klimaexperte von der China-Denkfabrik Merics. So sei es die CCDR gewesen, die einst Chinas Importstopp für Plastikmüll beschloss. Der Staat habe das Verbot erst danach formal verabschiedet.

Partei-Dokumente nehmen Regeln vorweg

Oft sind es also Parteidokumente oder Pläne – und nicht Gesetze – die feste Ziele setzen und damit gesetzliche Regeln vorwegnehmen. So wie auch Chinas Fünfjahresplan rechtlich bindend ist. Vorgaben für den Emissions-Reduktionspfad finden sich zum Beispiel in den seit Oktober 2021 schrittweise herausgegebenen 1+N-Plänen. Sie legen fest, wie Chinas Wirtschaft in Richtung der 30/60-Ziele getrimmt werden soll, aufgeteilt nach Sektoren, Industrien und Technologien.

Die KP-Dokumente definieren stets den Rahmen. So erschien zum Jahreswechsel ein Dokument des Zentralkomitees und des Staatsrats mit Namen “Meinungen zur umfassenden Förderung des Aufbaus eines schönen Chinas” (关于全面推进美丽中国建设的意见). “Dieses Dokument enthält einige aussagekräftige Ziele für 2027 und ist für die Beschleunigung der Dinge von großer Bedeutung”, kommentiert Lauri Myllyvirta vom Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA). Denn es setze viele konkrete Fristen. Ein Beispiel: 2027 sollen demnach 45 Prozent der Neuzulassungen E-Autos sein.

Details fehlen in dem Dokument, was laut Myllyvirta nur logisch ist: Hochrangige Papiere des Zentralkomitees der KP befassten sich nicht mit den Details spezifischer Technologien. “Das wäre die Aufgabe der Nationalen Energiebehörde, die der NDRC untersteht, die wiederum dem Staatsrat untersteht, der wiederum der Partei untersteht.” Das entspricht genau der Entscheidungshierarchie zur Klimapolitik.

Der 14. Fünfjahresplan verlangt, zwischen 2021 und 2025 den Energieverbrauch pro Einheit Wirtschaftsleistung um 13,5 Prozent zu senken. Der Ende Dezember 2023 fast zeitgleich mit den “Meinungen” veröffentlichte Zwischenbericht des laufenden Plans hat eingeräumt, dass China bisher nicht auf dem Weg ist, seine Ziele für die CO₂-Intensität und die Energieintensität zu erreichen. Da der Plan bindend ist, müssen die Behörden nun reagieren, um das Scheitern des Plansolls bis 2025 zu verhindern.

Druck auf Kader steigt

Die Anzahl veröffentlichter Dokumente sei als politisches Signal genauso wichtig wie ihr Inhalt, betont derweil eine neue Studie des Oxford Institute for Energy Studies (OIES). Es sei bedeutsam, dass zuletzt so viele Dokumente herauskamen, die “die Ziele für mehrere wichtige Sektoren hervorhoben”. Das sende ein wichtiges Signal an lokale Beamte und die Industrie. “Die offiziellen Klimaziele sind eine Strategie, der man als aufstrebender Provinzpolitiker heute folgen muss“, sagt Nis Grünberg zu Table.Briefings. “Es ist dabei wichtig, dass Xi Jinping das Thema grüne Entwicklung immer wieder anspricht – und sicherstellt, dass diese auch gefördert wird. Es geht auch um die Öffnung für neue Denkweisen.”

Das ist entscheidend, weil laut Grünberg die Provinzen und Städte bei den Entscheidungen über die künftige Richtung der Energiepolitik sehr wichtig sind. “Sie haben noch immer viel Einfluss auf Investitionen und agieren teilweise bereits als Motor für grüne Energien. Manche Provinzen investieren zum Beispiel direkt in den Bau großer Solaranlagen auf ihrem Gebiet.” Wie eine Region entscheidet, hänge unter anderem von ihrer Geographie ab. “Aber auch die Führungspersönlichkeiten spielen eine Rolle”, betont Grünberg: “Setzen sie auf die gute alte Schwerindustrie und Infrastrukturprogramme? Oder formulieren sie einen smarten grünen Entwicklungsplan?”

Fossile Industrie und Cleanteach-Sektor ringen um Einfluss

Auch in China versuchen Lobbyisten, Einfluss auszuüben. Während die alten Sektoren – fossile Energieerzeuger oder die von ihnen befeuerte Schwerindustrie, allesamt große Staatskonzerne – so lange wie möglich im Spiel bleiben wollen, drängen die jungen Firmen des Cleantech-Sektors auf eine schnellere Transformation. Dieser Sektor sei längst ein systemrelevanter Wachstumsmotor geworden, sagt Grünberg. “In der Klimapolitik wird sich in den nächsten Jahren der Interessenkonflikt zwischen den alten und den neuen Industrien verschärfen. Wie dieser Konflikt von der Regierung gelöst wird, ist dabei der entscheidende Joker, wie bei uns.”

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  • Klimaschutz
  • NDRC

Termine

01.-05.04.2024
Georg-von-Vollmar-Akademie e. V., Seminar (in Kochel am See): Globale Abhängigkeiten – Neue Allianzen zwischen Russland, China und Ländern des Globalen Südens? Mehr

01.04.2024, 16:00 Uhr (23:00 Uhr Beijing time)
Harvard University Asia Center, Webinar: MSG, Vegan Soap, Karma and Tofu: Chinese Vegetarianism in the Early 20th Century Mehr

02.04.2024, 13:30 Uhr (20:30 Uhr Beijing time)
Fairbank Center for Chinese Studies (via Zoom): Urban China Lecture Series featuring Margaret Hillenbrand Mehr

03.04.2024, 18:30 Uhr
Konfuzius-Institut Bremen e.V., Vortrag (hybrid): Jürgen Schoer: Chinesische Malerei als Fenster zum Wesen und Verständnis Chinas Mehr

News

Xi Jinping rollt US-Firmenchefs den roten Teppich aus

China treibt eine Charmeoffensive zum Anlocken ausländischer Direktinvestitionen auf höchster Ebene voran: Staatschef Xi Jinping traf am Mittwoch führende Vertreter der US-Wirtschaft in der großen Halle des Volkes in Peking. Unter den rund 20 ausschließlich männlichen Firmenchefs waren unter anderen Stephen Schwarzman, Mitbegründer und CEO der Private-Equity-Firma Blackstone, Fedex-Chef Raj Subramaniam und Cristiano Amon, der den Chip-Hersteller Qualcomm führt.

“Die Geschichte der chinesisch-amerikanischen Beziehungen ist eine Geschichte des freundschaftlichen Austauschs zwischen unseren beiden Völkern”, sagte Xi laut staatlichen Medien. Er forderte die beiden Länder auf, “Gemeinsamkeiten zu suchen und mehr Konsens zu schaffen”. Reuters zitierte einen Insider, dem zufolge das Treffen rund 90 Minuten dauerte.

“Chinas Entwicklung hat alle Arten von Schwierigkeiten und Herausforderungen durchlaufen, um dorthin zu gelangen, wo es heute steht”, sagte Xi laut staatlichen Medien. Trotz anders lautender Unkenrufe habe die Entwicklung noch nicht ihren Höhepunkt erreicht. Die Führung in Peking möchte das Wachstum in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt in diesem Jahr ankurbeln, nachdem die ausländischen Direktinvestitionen in China im Jahr 2023 um acht Prozent zurückgegangen sind.

Die Volksrepublik stellt ausländischen Unternehmen angesichts sinkender Investitionen ein Ende der Benachteiligung in Aussicht. Sie sollen künftig genauso behandelt werden wie heimische Unternehmen, hatte Vizehandelsminister Guo Tingting jüngst gesagt, aber keine Details genannt. Chinas Staatsrat hat zudem kürzlich einen 24-Punkte-Aktionsplan zur weiteren Öffnung des chinesischen Marktes veröffentlicht. Dieser fordert lokale Behörden und Regierungsstellen auf, Fahrpläne zu erstellen, um ausländische Investitionen in mehr Sektoren zuzulassen.

Das Treffen erfolgte einen Tag, nachdem China bei der Welthandelsorganisation (WTO) ein Streitbeilegungsverfahren gegen die USA wegen staatlicher Beihilfen für die US-Industrie eingeleitet hat. In Peking forderte ein Sprecher des Handelsministeriums die USA dazu auf, “diskriminierende industriepolitische Maßnahmen unverzüglich zu korrigieren und die Stabilität der globalen Industrie- und Lieferketten für Fahrzeuge mit neuen Energien zu erhalten”. rtr/ari

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Söder setzt sich bei Premier Li Qiang für Abbau von Handelsschranken ein

Nach seinem Gespräch mit Premierminister Li Qiang hat sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zuversichtlich gezeigt, eine Verbesserung bei den derzeit angeknacksten deutsch-chinesischen Handelsbeziehungen erreicht zu haben. Die Forderung nach einer fairen, transparenten Partnerschaft sei bei Li Qiang auf “offene Ohren” gestoßen, sagte Söder laut dpa nach dem Treffen in Peking. 

Söder hatte sich demnach bei dem Gespräch für bessere Wettbewerbsbedingungen für deutsche Unternehmen in China und den Abbau von Handelsbeschränkungen speziell für Agrarprodukte aus Bayern eingesetzt. Wegen Fällen von Schweinepest in Deutschland hatte China den Import von deutschem Schweinefleisch 2020 verboten. Söder hat Li Qiang darauf hingewiesen, dass die Seuchengefahr inzwischen gebannt sei.

Ein weiteres Thema, für das sich Söder bei Li Qiang einsetzte, ist der Tourismus. Söder versprach, dass Bayern ein “spezielles Tourismusangebot” für chinesische Touristen machen werde. Laut dpa betonte er: “Es gab die große Nachfrage, dass immer mehr Chinesen nach Bayern wollen, weil sie das Land wunderbar finden, bayerisches Essen, bayerisches Bier schätzen und natürlich Neuschwanstein.”

Das Treffen mit Li war der politische Höhepunkt von Söders insgesamt dreitägiger China-Reise. Es sei ein sehr wertschätzendes Gespräch gewesen, sagte Söder. Er selbst habe freundschaftlich, aber auch sehr ernst “alle Themen” angesprochen. Diese Art entspreche auch weiterhin seiner Strategie, betonte Söder: ernsthafte Themen – wie die Lage der Menschenrechte in China – ansprechen, “das aber in freundlichem Ton”. Kritiker hatten Söder vorgeworfen, zu unkritisch gegenüber der chinesischen Seite zu sein. Die Begegnung mit Li Qiang gilt dem Protokoll nach als Gegenbesuch: 2023 hatte Li auf einer Europa-Reise einen Stopp in der Münchner Residenz Söders eingelegt. flee

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Chinesischer Eisenbahnkonzern zieht sich aus Ausschreibung in Bulgarien zurück

Der chinesische Eisenbahnhersteller CRRC Qingdao Sifang Locomotive hat sich aus einer Ausschreibung in Bulgarien zurückgezogen. Bei der Ausschreibung des Verkehrsministeriums in Sofia ging es um den Kauf von 20 elektrischen Zügen und deren Wartung für 15 Jahre. Der geschätzte Wert des Auftrags belief sich auf 610 Millionen Euro. Vorangegangen war eine Untersuchung der Europäischen Kommission gegen die Tochterfirma des chinesischen Staatskonzerns China Railway Rolling Stock Corporation (CRRC).

Die EU-Prüfung war die erste im Rahmen der neuen EU-Verordnung gegen den Binnenmarkt verzerrende Subventionen aus dem Ausland. Das Angebot von CRRC Qingdao Sifang Locomotive für die 20 Züge war laut EU-Kommission nur etwa halb so hoch wie das des spanischen Anbieters Talgo. Brüssel behauptet, dies sei nur durch die Gewährung von Subventionen in Höhe von 1,75 Milliarden Euro durch Peking möglich. 

Die chinesische Handelskammer an die EU sah in dem Vorgang einen Beweis dafür, dass die EU ihre Verordnung “als neues Instrument einsetzt, um ausländische Unternehmen abzuschrecken und sie zum Rückzug und anschließenden Geschäftsausschluss zu zwingen.” Die chinesischen Unternehmen seien mit “nicht marktbasierter Ausgrenzung” konfrontiert, teilte die Handelskammer mit. ari

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Sechs Tote bei Attentat auf chinesische Ingenieure in Pakistan

Fünf chinesische Staatsbürger, die an einem Staudammprojekt im Nordwesten Pakistans arbeiteten, sind bei einer Terrorattacke getötet worden. Ein Selbstmordattentäter hatte am Dienstag ein mit Sprengstoff bestücktes Fahrzeug in ihren Konvoi gerammt, wobei sechs Menschen ums Leben kamen. Bei dem sechsten Opfer habe es sich um den Fahrer der Gruppe gehandelt, die sonst vor allem aus Ingenieuren bestanden habe, teilte die Polizei mit. Bis jetzt hat sich noch keine terroristische Gruppe zu dem Anschlag bekannt.

Das chinesische Außenministerium verlangte am Mittwoch die sofortige Aufklärung der Hintergründe und forderte bessere Sicherheitsgarantien für chinesische Staatsbürger im Land. “Jeder Versuch, die chinesisch-pakistanische Zusammenarbeit zu untergraben, wird keinen Erfolg haben”, heißt es in einer Mitteilung. Die chinesische Botschaft in Pakistan gab nach dem Anschlag eine dringende Sicherheitswarnung an chinesische Bürger heraus, die sich vor Ort aufhalten.

Es ist der zweite größere Anschlag auf chinesische Projekte in dem südasiatischen Land innerhalb einer Woche. Der erste galt dem von China genutzten strategischen Hafen Gwadar in der südwestlichen Provinz Belutschistan. Peking hat im Zuge seiner “Belt and Road”-Initiative Milliarden in pakistanische Infrastrukturprojekte investiert. Das Land ist ein enger Partner der Volksrepublik. Das Dasu-Wasserkraftwerksprojekt, an dem die bei dem jüngsten Anschlag getöteten Ingenieure arbeiteten, ist eines der größten von China finanzierten Wasserkraftprojekte in Pakistan. fpe

  • Neue Seidenstraße

Siemens vereinbart strategische Partnerschaft mit Energieversorger Huadian

Der staatliche chinesische Energieversorger Huadian Group hat am Mittwoch eine Rahmenvereinbarung über eine strategische Partnerschaft mit Siemens Energy unterzeichnet. Ziel ist es, die Zusammenarbeit im Bereich der kohlenstoffarmen Energie zu vertiefen, teilte Huadian in einer kurzen Erklärung auf seiner offiziellen Wechat-Plattform mit.

Die Zusammenarbeit werde sich demnach auf die Netzübertragung von Offshore-Windenergie, grünen Wasserstoff und intelligente Technologien für die Stromerzeugung erstrecken. rtr

  • Energie

Presseschau

Cyberangriffe: USA und Großbritannien verhängen Sanktionen gegen chinesische Hacker TELEPOLIS
Chinesische Hacker sollen europäische Abgeordnete angegriffen haben SÜDDEUTSCHE
China bereitet sich auf künftige Sanktionen des Westens vor WIWO
Why the U.S. Faces a Delicate Balancing Act on Countering China in the South China Sea TIME
Yellen Warns China Against Flood of Cheap Green Energy Exports NYTIMES
Xi trifft Chefs von großen US-Unternehmen HANDELSBLATT
Mark Rutte tells Chinese president that he sees options for more business in meeting NL-TIMES
China’s industrial profits return to growth as conditions stabilise REUTERS
Japan wird zum Alternativ-Standort für deutsche Unternehmen HANDELSBLATT
Bald kommt schon jedes vierte E-Auto aus China WIWO
Valeo-Chef Christophe Périllat: “China hat von Deutschland gelernt, wie man Autos baut” WIWO
Chinas Tech-Industrie ist von einer niederländischen Firma abhängig KURIER
Markus Söder in China: “Wir werden da fast behandelt wie ein eigenständiger Staat” SPIEGEL
China will mit Atomantrieb zum Mars GOLEM
13 Millionen Euro Gesamtschaden: Hühnereigroße Hagelkörner in China sorgen für Panik N-TV
Propaganda in China: Eine Studentin fand Deepfakes von sich BUSINESS INSIDER

Heads

Kou Aizhe – Vorreiter der Podcast-Szene in China 

“你好,欢迎收听故事FM。我是爱哲,一个收集故事的人。在这里,我们用你的声音讲出你的故事。” – “Hallo und willkommen bei Gushi FM. Ich bin Aizhe, ein Mensch, der Geschichten sammelt. Hier erzählen wir deine Geschichte mit deiner eigenen Stimme.” 

So beginnt fast jede Folge von Gushi FM, einem der beliebtesten Podcasts Chinas. Die Geschichten stammen von Menschen, die gewöhnlich erscheinen und zugleich Außergewöhnliches zu erzählen haben. Eine Sozialarbeiterin berichtet von ihren Erfahrungen mit weiblichen Gefängnisinsassen. Studierende davon, wie sie während ihrer Praktika in Chinas Großstädten aufgrund der horrenden Mieten direkt im Büro übernachten. Ein Mann beschreibt, wie er seinen Vater in eine Sterbeklinik in die Schweiz begleitete. In sieben Jahren wurden mittlerweile fast 800 Folgen zu verschiedensten Themen veröffentlicht – zusammen bilden sie ein Mosaik der chinesischen Gegenwartsgesellschaft

Etwa drei Millionen Hörer verfolgen Gushi FM Woche für Woche auf Audioplattformen wie Xiǎoyǔzhòu (小宇宙) und Xǐmǎlāyǎ (喜马拉雅). Einige der – stets wahren – Geschichten macht Podcast-Gründer Kou Aizhe mit seinem Produktionsteam in Peking selbst ausfindig, andere werden von Hörerinnen und Hörern vorgeschlagen. 

Wunsch nach Authentizität 

In der Podcast-Szene Chinas war Gushi FM mit seinem Format des freien Erzählens ein Vorreiter. Für den 41-jährigen Kou ist der Erfolg seines Formats vor allem Ausdruck eines “Wunsches nach Authentizität”.  In China würde man in Mainstreammedien, sei es in Nachrichten oder Dokumentationen, selten ungefilterte Geschichten hören. “Meistens gibt es einen Erzähler, der alles mit schöner Stimme aufbereitet.” Durch seine Sendung wolle er Menschen die Möglichkeit geben, für sich selbst zu sprechen. 

Von Grimms Märchen zum Geschichten-Podcast 

Kous Vater war Bergbauarbeiter in Jilin, im kalten Nordosten Chinas, nah an der Grenze zu Nordkorea. Er vermittelte Kou von klein auf die Faszination für Geschichten. Eines seiner ersten Bücher waren Grimms Märchen.  

Später studierte Kou Bibliothekswissenschaften, arbeitete auch einige Jahre als Bibliothekar – und langweilte sich. Durch einen Nebenjob bei einem schwedischen Fernsehsender in Peking lernte er in dieser Zeit das Handwerkszeug des Reporters. In dem Format des Geschichten-Podcasts erkannte er in China eine Marktlücke – und machte sich selbstständig

Persönliche Geschichten mit sozialem Hintergrund 

Mit den chinesischen Zensurbehörden kam Gushi FM Kou zufolge nur äußerst selten in Kontakt. Politische Fragen schwingen in den Geschichten aber oft implizit mit. So erzählen in einer Episode schwule und lesbische Paare von ihrem beschwerlichen Weg, Kinder großzuziehen. In mehreren Folgen berichten Frauen von ihren Erfahrungen mit sexueller Belästigung. Die Geschichten geben so Zeugnis davon, wie Menschen in China individuell mit gesellschaftlichen Problemen umgehen.  

Viele Hörerinnen und Hörer des Podcasts stammen aus jüngeren Generationen. “Sie lieben Geschichten von früher, aus der Zeit der frühen Reform- und Öffnungsära”, sagt Kou. Es war eine Zeit des Aufbruchs, in der sich neue Möglichkeiten auftaten. Jüngere Menschen in China heute nimmt er dagegen als wenig optimistisch wahr. Die dominierende Grundhaltung hinter Begriffen wie tǎngpíng (躺平 – “Flachliegen“) und bǎilàn (摆烂 – “Es verrotten lassen”), die in den letzten Jahren aufgekommen sind, um die Stimmung unter jungen Menschen in China zu beschreiben, sei in etwa: “Wenn ich nur heil den Tag überstehe, bin ich schon zufrieden.” 

“Man sieht Chinas Zukunft schon jetzt in Japan” 

Kou zögert, als es darum geht, wie die dahinterstehenden Probleme gelöst werden könnten. Vielleicht helfe ein Blick über die Landesgrenzen hinaus. In den letzten Monaten war Kou auf Geschichtensuche in Japan. Das Land habe in den Neunzigerjahren bereits eine ähnliche Zeit der Stagnation und sinkenden Geburtenraten durchlebt. “Man sieht Chinas Zukunft schon jetzt in Japan.” Auch die Geschichten von Migrantinnen und Migranten, die in anderen alternden Gesellschaften als Arbeitskräfte angeworben werden, könnten Impulse dafür geben, in welche Richtung sich China entwickeln könne. Ob man aus diesen Impulsen Hoffnung ziehen möchte, überlässt Kou lieber seinen Hörerinnen und Hörern. Jedenfalls klingt es, als gebe es noch viele Geschichten zu erzählen. Leonardo Pape 

  • China
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Personalien

Seungmo Lim wird Leiter des Kia Design Center China. Lim war zuvor stellvertretender Leiter des Innovationsdesigns bei Geely Automobile und verfügt über mehr als ein Jahrzehnt Erfahrung in der Designabteilung von BMW in München.  

Bufeng Lan hat im Europa-Büro des Online-Händlers Shein den Posten des Director of Construction & Maintenance übernommen. Zuvor war er drei Jahre bei China Unicom Europe tätig. Sein Einsatzort ist Breslau in Polen.  

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Dessert

Mikro-Dramen sind der neueste Trend in Chinas Unterhaltungsindustrie. Bei den sogenannten Wēiduǎnjù 微短剧 handelt es sich um Streaming-Serien, deren Folgen nicht mehr als zwei Minuten dauern. Sie gelten als leichte Unterhaltung für das Smartphone und drehen sich oftmals um Romanzen oder lustige Dialoge.

Mittlerweile gibt es aber auch anspruchsvollere Produktionen, etwa die Zeitreisen-Liebeskomödie 我在八零年代当后妈 – zu Deutsch in etwa: “Ich bin in die 1980-er Jahre zurückgereist und wurde dort zur Stiefmutter”. Die 11.000 US-Dollar teure Serie war nach zehn Tagen im Kasten und spielte an nur einem einzigen Tag über 277.000 Dollar ein. Kein Wunder also, dass der Streaming-Gigant Douyin derzeit eine Mikro-Serie mit dem Hongkonger Starregisseur Stephen Chow (“Kung Fu Hustle”) plant.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    Bald könnte es ASML sogar untersagt werden, bereits an China verkaufte ASML-Maschinen zu warten. Für das vermutlich wichtigste Unternehmen der Niederlande bricht damit jedoch einer der wichtigsten Märkte weg, schreibt Amelie Richter. Gleichzeitig feilt Chinas heimischer Hersteller Shanghai Micro Electronics Equipment (SMEE) weiter selbst an Ultraviolett-Litografiemaschinen. Auf den technischen Durchbruch muss man in Peking aber nach wie vor warten.

    Wer in der Kommunistischen Partei Chinas die Regeln macht, ist in den meisten Fällen von außen nicht nachzuvollziehen. Das gilt auch für die Klimapolitik. Eins ist jedoch klar: Seit seinem Amtsantritt gibt Xi Jinping auch hier den Ton vor. Klimaziele sind für ihn auch eine Möglichkeit, China als modernes sozialistisches Land zu präsentieren, erklärt Christiane Kühl in ihrer Analyse.

    Dennoch hält Xi trotz aller Machtfülle die Zügel nicht alleine in der Hand. Den Städten und Provinzen kommt eine wichtige Rolle zu, um mit eigenen Investitionen den Motor für grüne Energien richtig anzukurbeln. Und auch junge Firmen des Cleantech-Sektors drängen auf eine schnellere Transformation. Der Interessenkonflikt zwischen den staatlichen Dinosauriern und den neuen Industrien dürfte sich daher in den nächsten Jahren deutlich verschärfen. Und Xi wird zeigen müssen, wie viel Priorität er der Energiewende wirklich einräumen will.

    Wegen der anstehenden Feiertage finden Sie China.Table das nächste Mal am kommenden Dienstag in ihrem Postfach. Wir wünschen Ihnen Frohe Ostern!

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    Streit um Ausfuhrbeschränkungen: Xi warnt bei Treffen mit Rutte vor Tech-Konfrontation

    Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte versucht bei seinem Besuch in Peking zu beschwichtigen.

    Im Streit um westliche Ausfuhrbeschränkungen für Hochtechnologie hat Staatschef Xi Jinping bei seinem Treffen mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte deutliche Worte gefunden: “Keine Macht kann das Tempo der wissenschaftlichen und technologischen Entwicklung und des Fortschritts in China aufhalten”, sagte Xi laut einem Bericht des Staatsfernsehens. Das chinesische Volk habe ein Recht auf Entwicklung. Xi kritisierte Rutte scharf dafür, den Zugang zu westlicher Hochtechnologie zu behindern. “Entkopplung und Abbruch der Verbindungen” führten ins Nichts, und Zusammenarbeit sei die einzige Option, sagte Xi.

    Die Niederlande befinden sich im Kreuzfeuer der Handelsspannungen zwischen China und den USA. Auf Betreiben Washingtons hat die niederländische Regierung den Verkauf von Maschinen zur Produktion hoch entwickelter Prozessorchips eingeschränkt. Das niederländische Unternehmen ASML ist der weltweit einzige Hersteller von Maschinen, die mithilfe der Extrem-Ultraviolett-Lithografie modernste Halbleiter der Spitzenklasse produzieren können. China war bis vor Beginn der Lizenzprobleme der zweitgrößte Markt von ASML, nach Taiwan. Rund 26 Prozent des Unternehmensumsatzes wurden in China 2023 laut Unternehmensbericht erwirtschaftet.

    Anfang des Jahres hat die niederländische Regierung damit begonnen, ASML die Genehmigung für die Ausfuhr einiger Maschinen nach China zu entziehen. Doch das reicht den USA offenbar nicht. Medienberichten zufolge drängt die Regierung in Washington darauf, auch die Wartung von Maschinen zu verbieten, die vor dem aktuellen Verkaufsverbot geliefert wurden. China befürchtet, Den Haag könnte dieser Bitte Folge leisten. Der Verlust für die chinesischen Chip-Hersteller wäre gigantisch. Die Maschinen von ASML kosten weit über Hundert Millionen Euro. Werden sie nicht regelmäßig gewartet, müssen sie abgeschrieben werden.

    ASML droht Regierung mit Abzug aus den Niederlanden

    Rutte versuchte in Peking zu beschwichtigen: Die Niederlande achteten darauf, dass Exportbeschränkungen, die “unseren Halbleitersektor und Unternehmen wie ASML” betreffen, “niemals speziell auf ein Land abzielen”.

    Aber auch ASML dürfte wenig begeistert sein, in den Mittelpunkt des US-chinesischen Handelskonflikts geraten zu sein. Das Unternehmen hat kürzlich damit gedroht, die Niederlande verlassen zu wollen – offiziell mit der Begründung, eine zuwanderungsfeindliche Politik würde seine Möglichkeiten einschränken, talentierte Spezialisten einzustellen. Der eigentliche Grund dürfte aber sein, dass die Regierung Rutte dem Druck der USA nachgegeben hat.

    Exporte aus Niederlanden nach China gestiegen

    Der niederländische Handelsminister hatte am Dienstag in einem Interview mit der niederländischen Wirtschaftszeitung FD betont, die Verteidigung der Interessen von ASML habe für ihn “oberste” Priorität. ASML “ist das wichtigste Unternehmen, das wir haben”, sagte Geoffrey van Leeuwen. Zugleich betonte er: “Wir sagen auch, dass die nationale Sicherheit von uns und unseren Partnern Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen hat.” Am Mittwoch traf er in Peking seinen Amtskollegen Wang Wentao.

    Die niederländischen Exporte nach China sind zu Beginn des Jahres erneut gestiegen – und zwar gegen den allgemeinen Trend der Ausfuhren aus der EU. Im Januar und Februar wuchsen sie um 26,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie aus Zahlen des chinesischen Zolls hervorgeht. Ob das nur an EUV (extreme ultraviolet light)- und DUV (deep ultraviolet light )-Lithografiemaschinen liegt, ist nicht klar. Die Zahlen legen aber die Vermutung nahe, dass chinesische Kunden die ASML-Maschinen gekauft haben, bevor noch mehr Exportbeschränkungen greifen.

    SMEE liegt technisch noch zurück

    China ist um raschen Ersatz bemüht. Der vielversprechendste heimische Hersteller Shanghai Micro Electronics Equipment (SMEE) bleibt trotz bemerkenswerter Fortschritte derzeit noch hinter ASML zurück. Wie Li Jinxiang, stellvertretender Generalsekretär der China Electronic Production Equipment Industry Association, im vergangenen Jahr feststellte: “Keine einzige Produktionslinie zur Chipherstellung in China ist mit einem in China hergestellten Lithografiesystem ausgestattet – die meisten davon werden nur in der akademischen Forschung eingesetzt.”

    SMEE war lange Zeit ausschließlich in der Chip-Verpackungsindustrie erfolgreich. Für die Montage und Verpackung von Chips in ihre endgültigen Strukturen sind Lithografiemaschinen der unteren Preisklasse erforderlich. Laut Daten des Center for Security and Emerging Technology (CSET) der Georgetown University verkaufte SMEE zwischen 2011 und 2014 eine Handvoll KrF-Maschinen, zwischen 2015 und 2019 jedoch keine. SMEE bewirbt zwar immer noch eine ArF-Maschine auf seiner Website. The Wire China zitiert jedoch mehrere Quellen, die sich skeptisch äußerten und sagten, bei diesen Maschinen handele es sich wahrscheinlich um Prototypen und nicht um kommerzielle Produkte.

    Im Juni 2020 berichteten chinesische Medien, dass eine neue 28-Nanometer-Maschine von SMEE Ende 2021 verfügbar sein würde. Die Staatszeitung Global Times nannte den Schritt einen “bahnbrechenden Durchbruch für Chinas Halbleiterindustrie”. Bisher hat sich in der Sache aber nichts getan.

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    Intransparente Prozesse: So legt die Kommunistische Partei in China die Klimaziele bis 2025 fest

    Hochmoderne Solaranlage mit Energiespeicher in der Wüste bei Dunhuang, Provinz Gansu: Über Klimapolitik und den Ausbau erneuerbarer Energien entscheidet die Spitze der Kommunistischen Partei.

    Wer in China über die Klimapolitik entscheidet – und in welchen Prozessen – ist in den intransparenten Strukturen der Kommunistischen Partei nicht so einfach zu erkennen. Nur ein Trend ist klar: Seit 2014 wurde Chinas System immer stärker auf den damals gerade ins Amt gekommenen Staats- und Parteichef Xi Jinping zugeschnitten. Und so setzt Xi heute auch in der Klimapolitik den Ton.

    Im Juli 2023 etwa betonte er in einer Rede, die kommenden fünf Jahre seien eine entscheidende Phase, um ein “schönes China” (美丽中国) und eine “ökologische Zivilisation” (生态文明) zu errichten. Es sind Xis Codeworte für Umwelt- und Klimaschutz – die er in der Rede mit seinen Oberzielen verband, ein modernes sozialistisches Land aufzubauen und die nationale Verjüngung zu fördern. Das wies nach Ansicht von Experten auf eine hohe Priorität des Themas für Xi hin. “Xi ist eine Schlüsselfigur für Chinas veränderte Haltung zum Klimawandel”, urteilten mehrere Autoren kürzlich in einem Beitrag zum Fachdienst Carbon Brief.

    Er nimmt das Thema ernst – weil China unter der Klimakrise leidet und weil der Cleantech-Sektor zu einer Wachstumsbranche für das Land geworden ist. Chinas 30/60-Klimaziele – Scheitelpunkt der Emissionen bis 2030, Klimaneutralität ab 2060 – hatte Xi persönlich im September 2021 vor den Vereinten Nationen ausgerufen.

    China hat Ministerien – doch die Partei entscheidet

    Natürlich gibt es auch in China ein Umweltministerium, und mit Liu Zhenmin einen Klimagesandten, etwa für die COP-Klimakonferenzen. Hinzu kommen die Nationale Energiebehörde NEA, die mächtige Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC), die den Rahmen für die Industriepolitik setzt – und eine Reihe weiterer Ministerien, die alle zum Staatsrat gehören. Sie alle aber sind in der Xi-Ära letztlich nur Umsetzer politischer Vorgaben, die aus der KP kommen, wie Ministerpräsident Li Qiang gerade erst betonte.

    Xi managt die Partei über ein Netz aus Kommissionen, die er selbst schrittweise seit 2014 eingeführt hat. Sogenannte “Zentrale Kommissionen” agieren als permanente politische Supra-Ministerien. Eine besondere Rolle spielt in diesem System die von Xi geführte Zentrale Kommission zur Vertiefung der Reformen (Central Commission for Comprehensively Deepening Reform/CCDR/中央全面深化改革委员会).

    Die CCDR beauftragt Ministerien, konkrete Pläne oder ein Gesetz für einen vorab beschlossenen Punkt der Reformagenda Xis auszuarbeiten. Eine fertig bearbeitete Maßnahme veröffentlicht sie in einem Dokument, das dann sofort als “in Kraft getretenes Gesetz” gilt und somit bindend ist. Die CCDR befasse sich viel mit Umweltpolitik, sagt Nis Grünberg, Klimaexperte von der China-Denkfabrik Merics. So sei es die CCDR gewesen, die einst Chinas Importstopp für Plastikmüll beschloss. Der Staat habe das Verbot erst danach formal verabschiedet.

    Partei-Dokumente nehmen Regeln vorweg

    Oft sind es also Parteidokumente oder Pläne – und nicht Gesetze – die feste Ziele setzen und damit gesetzliche Regeln vorwegnehmen. So wie auch Chinas Fünfjahresplan rechtlich bindend ist. Vorgaben für den Emissions-Reduktionspfad finden sich zum Beispiel in den seit Oktober 2021 schrittweise herausgegebenen 1+N-Plänen. Sie legen fest, wie Chinas Wirtschaft in Richtung der 30/60-Ziele getrimmt werden soll, aufgeteilt nach Sektoren, Industrien und Technologien.

    Die KP-Dokumente definieren stets den Rahmen. So erschien zum Jahreswechsel ein Dokument des Zentralkomitees und des Staatsrats mit Namen “Meinungen zur umfassenden Förderung des Aufbaus eines schönen Chinas” (关于全面推进美丽中国建设的意见). “Dieses Dokument enthält einige aussagekräftige Ziele für 2027 und ist für die Beschleunigung der Dinge von großer Bedeutung”, kommentiert Lauri Myllyvirta vom Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA). Denn es setze viele konkrete Fristen. Ein Beispiel: 2027 sollen demnach 45 Prozent der Neuzulassungen E-Autos sein.

    Details fehlen in dem Dokument, was laut Myllyvirta nur logisch ist: Hochrangige Papiere des Zentralkomitees der KP befassten sich nicht mit den Details spezifischer Technologien. “Das wäre die Aufgabe der Nationalen Energiebehörde, die der NDRC untersteht, die wiederum dem Staatsrat untersteht, der wiederum der Partei untersteht.” Das entspricht genau der Entscheidungshierarchie zur Klimapolitik.

    Der 14. Fünfjahresplan verlangt, zwischen 2021 und 2025 den Energieverbrauch pro Einheit Wirtschaftsleistung um 13,5 Prozent zu senken. Der Ende Dezember 2023 fast zeitgleich mit den “Meinungen” veröffentlichte Zwischenbericht des laufenden Plans hat eingeräumt, dass China bisher nicht auf dem Weg ist, seine Ziele für die CO₂-Intensität und die Energieintensität zu erreichen. Da der Plan bindend ist, müssen die Behörden nun reagieren, um das Scheitern des Plansolls bis 2025 zu verhindern.

    Druck auf Kader steigt

    Die Anzahl veröffentlichter Dokumente sei als politisches Signal genauso wichtig wie ihr Inhalt, betont derweil eine neue Studie des Oxford Institute for Energy Studies (OIES). Es sei bedeutsam, dass zuletzt so viele Dokumente herauskamen, die “die Ziele für mehrere wichtige Sektoren hervorhoben”. Das sende ein wichtiges Signal an lokale Beamte und die Industrie. “Die offiziellen Klimaziele sind eine Strategie, der man als aufstrebender Provinzpolitiker heute folgen muss“, sagt Nis Grünberg zu Table.Briefings. “Es ist dabei wichtig, dass Xi Jinping das Thema grüne Entwicklung immer wieder anspricht – und sicherstellt, dass diese auch gefördert wird. Es geht auch um die Öffnung für neue Denkweisen.”

    Das ist entscheidend, weil laut Grünberg die Provinzen und Städte bei den Entscheidungen über die künftige Richtung der Energiepolitik sehr wichtig sind. “Sie haben noch immer viel Einfluss auf Investitionen und agieren teilweise bereits als Motor für grüne Energien. Manche Provinzen investieren zum Beispiel direkt in den Bau großer Solaranlagen auf ihrem Gebiet.” Wie eine Region entscheidet, hänge unter anderem von ihrer Geographie ab. “Aber auch die Führungspersönlichkeiten spielen eine Rolle”, betont Grünberg: “Setzen sie auf die gute alte Schwerindustrie und Infrastrukturprogramme? Oder formulieren sie einen smarten grünen Entwicklungsplan?”

    Fossile Industrie und Cleanteach-Sektor ringen um Einfluss

    Auch in China versuchen Lobbyisten, Einfluss auszuüben. Während die alten Sektoren – fossile Energieerzeuger oder die von ihnen befeuerte Schwerindustrie, allesamt große Staatskonzerne – so lange wie möglich im Spiel bleiben wollen, drängen die jungen Firmen des Cleantech-Sektors auf eine schnellere Transformation. Dieser Sektor sei längst ein systemrelevanter Wachstumsmotor geworden, sagt Grünberg. “In der Klimapolitik wird sich in den nächsten Jahren der Interessenkonflikt zwischen den alten und den neuen Industrien verschärfen. Wie dieser Konflikt von der Regierung gelöst wird, ist dabei der entscheidende Joker, wie bei uns.”

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    Termine

    01.-05.04.2024
    Georg-von-Vollmar-Akademie e. V., Seminar (in Kochel am See): Globale Abhängigkeiten – Neue Allianzen zwischen Russland, China und Ländern des Globalen Südens? Mehr

    01.04.2024, 16:00 Uhr (23:00 Uhr Beijing time)
    Harvard University Asia Center, Webinar: MSG, Vegan Soap, Karma and Tofu: Chinese Vegetarianism in the Early 20th Century Mehr

    02.04.2024, 13:30 Uhr (20:30 Uhr Beijing time)
    Fairbank Center for Chinese Studies (via Zoom): Urban China Lecture Series featuring Margaret Hillenbrand Mehr

    03.04.2024, 18:30 Uhr
    Konfuzius-Institut Bremen e.V., Vortrag (hybrid): Jürgen Schoer: Chinesische Malerei als Fenster zum Wesen und Verständnis Chinas Mehr

    News

    Xi Jinping rollt US-Firmenchefs den roten Teppich aus

    China treibt eine Charmeoffensive zum Anlocken ausländischer Direktinvestitionen auf höchster Ebene voran: Staatschef Xi Jinping traf am Mittwoch führende Vertreter der US-Wirtschaft in der großen Halle des Volkes in Peking. Unter den rund 20 ausschließlich männlichen Firmenchefs waren unter anderen Stephen Schwarzman, Mitbegründer und CEO der Private-Equity-Firma Blackstone, Fedex-Chef Raj Subramaniam und Cristiano Amon, der den Chip-Hersteller Qualcomm führt.

    “Die Geschichte der chinesisch-amerikanischen Beziehungen ist eine Geschichte des freundschaftlichen Austauschs zwischen unseren beiden Völkern”, sagte Xi laut staatlichen Medien. Er forderte die beiden Länder auf, “Gemeinsamkeiten zu suchen und mehr Konsens zu schaffen”. Reuters zitierte einen Insider, dem zufolge das Treffen rund 90 Minuten dauerte.

    “Chinas Entwicklung hat alle Arten von Schwierigkeiten und Herausforderungen durchlaufen, um dorthin zu gelangen, wo es heute steht”, sagte Xi laut staatlichen Medien. Trotz anders lautender Unkenrufe habe die Entwicklung noch nicht ihren Höhepunkt erreicht. Die Führung in Peking möchte das Wachstum in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt in diesem Jahr ankurbeln, nachdem die ausländischen Direktinvestitionen in China im Jahr 2023 um acht Prozent zurückgegangen sind.

    Die Volksrepublik stellt ausländischen Unternehmen angesichts sinkender Investitionen ein Ende der Benachteiligung in Aussicht. Sie sollen künftig genauso behandelt werden wie heimische Unternehmen, hatte Vizehandelsminister Guo Tingting jüngst gesagt, aber keine Details genannt. Chinas Staatsrat hat zudem kürzlich einen 24-Punkte-Aktionsplan zur weiteren Öffnung des chinesischen Marktes veröffentlicht. Dieser fordert lokale Behörden und Regierungsstellen auf, Fahrpläne zu erstellen, um ausländische Investitionen in mehr Sektoren zuzulassen.

    Das Treffen erfolgte einen Tag, nachdem China bei der Welthandelsorganisation (WTO) ein Streitbeilegungsverfahren gegen die USA wegen staatlicher Beihilfen für die US-Industrie eingeleitet hat. In Peking forderte ein Sprecher des Handelsministeriums die USA dazu auf, “diskriminierende industriepolitische Maßnahmen unverzüglich zu korrigieren und die Stabilität der globalen Industrie- und Lieferketten für Fahrzeuge mit neuen Energien zu erhalten”. rtr/ari

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    Söder setzt sich bei Premier Li Qiang für Abbau von Handelsschranken ein

    Nach seinem Gespräch mit Premierminister Li Qiang hat sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zuversichtlich gezeigt, eine Verbesserung bei den derzeit angeknacksten deutsch-chinesischen Handelsbeziehungen erreicht zu haben. Die Forderung nach einer fairen, transparenten Partnerschaft sei bei Li Qiang auf “offene Ohren” gestoßen, sagte Söder laut dpa nach dem Treffen in Peking. 

    Söder hatte sich demnach bei dem Gespräch für bessere Wettbewerbsbedingungen für deutsche Unternehmen in China und den Abbau von Handelsbeschränkungen speziell für Agrarprodukte aus Bayern eingesetzt. Wegen Fällen von Schweinepest in Deutschland hatte China den Import von deutschem Schweinefleisch 2020 verboten. Söder hat Li Qiang darauf hingewiesen, dass die Seuchengefahr inzwischen gebannt sei.

    Ein weiteres Thema, für das sich Söder bei Li Qiang einsetzte, ist der Tourismus. Söder versprach, dass Bayern ein “spezielles Tourismusangebot” für chinesische Touristen machen werde. Laut dpa betonte er: “Es gab die große Nachfrage, dass immer mehr Chinesen nach Bayern wollen, weil sie das Land wunderbar finden, bayerisches Essen, bayerisches Bier schätzen und natürlich Neuschwanstein.”

    Das Treffen mit Li war der politische Höhepunkt von Söders insgesamt dreitägiger China-Reise. Es sei ein sehr wertschätzendes Gespräch gewesen, sagte Söder. Er selbst habe freundschaftlich, aber auch sehr ernst “alle Themen” angesprochen. Diese Art entspreche auch weiterhin seiner Strategie, betonte Söder: ernsthafte Themen – wie die Lage der Menschenrechte in China – ansprechen, “das aber in freundlichem Ton”. Kritiker hatten Söder vorgeworfen, zu unkritisch gegenüber der chinesischen Seite zu sein. Die Begegnung mit Li Qiang gilt dem Protokoll nach als Gegenbesuch: 2023 hatte Li auf einer Europa-Reise einen Stopp in der Münchner Residenz Söders eingelegt. flee

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    Chinesischer Eisenbahnkonzern zieht sich aus Ausschreibung in Bulgarien zurück

    Der chinesische Eisenbahnhersteller CRRC Qingdao Sifang Locomotive hat sich aus einer Ausschreibung in Bulgarien zurückgezogen. Bei der Ausschreibung des Verkehrsministeriums in Sofia ging es um den Kauf von 20 elektrischen Zügen und deren Wartung für 15 Jahre. Der geschätzte Wert des Auftrags belief sich auf 610 Millionen Euro. Vorangegangen war eine Untersuchung der Europäischen Kommission gegen die Tochterfirma des chinesischen Staatskonzerns China Railway Rolling Stock Corporation (CRRC).

    Die EU-Prüfung war die erste im Rahmen der neuen EU-Verordnung gegen den Binnenmarkt verzerrende Subventionen aus dem Ausland. Das Angebot von CRRC Qingdao Sifang Locomotive für die 20 Züge war laut EU-Kommission nur etwa halb so hoch wie das des spanischen Anbieters Talgo. Brüssel behauptet, dies sei nur durch die Gewährung von Subventionen in Höhe von 1,75 Milliarden Euro durch Peking möglich. 

    Die chinesische Handelskammer an die EU sah in dem Vorgang einen Beweis dafür, dass die EU ihre Verordnung “als neues Instrument einsetzt, um ausländische Unternehmen abzuschrecken und sie zum Rückzug und anschließenden Geschäftsausschluss zu zwingen.” Die chinesischen Unternehmen seien mit “nicht marktbasierter Ausgrenzung” konfrontiert, teilte die Handelskammer mit. ari

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    Sechs Tote bei Attentat auf chinesische Ingenieure in Pakistan

    Fünf chinesische Staatsbürger, die an einem Staudammprojekt im Nordwesten Pakistans arbeiteten, sind bei einer Terrorattacke getötet worden. Ein Selbstmordattentäter hatte am Dienstag ein mit Sprengstoff bestücktes Fahrzeug in ihren Konvoi gerammt, wobei sechs Menschen ums Leben kamen. Bei dem sechsten Opfer habe es sich um den Fahrer der Gruppe gehandelt, die sonst vor allem aus Ingenieuren bestanden habe, teilte die Polizei mit. Bis jetzt hat sich noch keine terroristische Gruppe zu dem Anschlag bekannt.

    Das chinesische Außenministerium verlangte am Mittwoch die sofortige Aufklärung der Hintergründe und forderte bessere Sicherheitsgarantien für chinesische Staatsbürger im Land. “Jeder Versuch, die chinesisch-pakistanische Zusammenarbeit zu untergraben, wird keinen Erfolg haben”, heißt es in einer Mitteilung. Die chinesische Botschaft in Pakistan gab nach dem Anschlag eine dringende Sicherheitswarnung an chinesische Bürger heraus, die sich vor Ort aufhalten.

    Es ist der zweite größere Anschlag auf chinesische Projekte in dem südasiatischen Land innerhalb einer Woche. Der erste galt dem von China genutzten strategischen Hafen Gwadar in der südwestlichen Provinz Belutschistan. Peking hat im Zuge seiner “Belt and Road”-Initiative Milliarden in pakistanische Infrastrukturprojekte investiert. Das Land ist ein enger Partner der Volksrepublik. Das Dasu-Wasserkraftwerksprojekt, an dem die bei dem jüngsten Anschlag getöteten Ingenieure arbeiteten, ist eines der größten von China finanzierten Wasserkraftprojekte in Pakistan. fpe

    • Neue Seidenstraße

    Siemens vereinbart strategische Partnerschaft mit Energieversorger Huadian

    Der staatliche chinesische Energieversorger Huadian Group hat am Mittwoch eine Rahmenvereinbarung über eine strategische Partnerschaft mit Siemens Energy unterzeichnet. Ziel ist es, die Zusammenarbeit im Bereich der kohlenstoffarmen Energie zu vertiefen, teilte Huadian in einer kurzen Erklärung auf seiner offiziellen Wechat-Plattform mit.

    Die Zusammenarbeit werde sich demnach auf die Netzübertragung von Offshore-Windenergie, grünen Wasserstoff und intelligente Technologien für die Stromerzeugung erstrecken. rtr

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    Presseschau

    Cyberangriffe: USA und Großbritannien verhängen Sanktionen gegen chinesische Hacker TELEPOLIS
    Chinesische Hacker sollen europäische Abgeordnete angegriffen haben SÜDDEUTSCHE
    China bereitet sich auf künftige Sanktionen des Westens vor WIWO
    Why the U.S. Faces a Delicate Balancing Act on Countering China in the South China Sea TIME
    Yellen Warns China Against Flood of Cheap Green Energy Exports NYTIMES
    Xi trifft Chefs von großen US-Unternehmen HANDELSBLATT
    Mark Rutte tells Chinese president that he sees options for more business in meeting NL-TIMES
    China’s industrial profits return to growth as conditions stabilise REUTERS
    Japan wird zum Alternativ-Standort für deutsche Unternehmen HANDELSBLATT
    Bald kommt schon jedes vierte E-Auto aus China WIWO
    Valeo-Chef Christophe Périllat: “China hat von Deutschland gelernt, wie man Autos baut” WIWO
    Chinas Tech-Industrie ist von einer niederländischen Firma abhängig KURIER
    Markus Söder in China: “Wir werden da fast behandelt wie ein eigenständiger Staat” SPIEGEL
    China will mit Atomantrieb zum Mars GOLEM
    13 Millionen Euro Gesamtschaden: Hühnereigroße Hagelkörner in China sorgen für Panik N-TV
    Propaganda in China: Eine Studentin fand Deepfakes von sich BUSINESS INSIDER

    Heads

    Kou Aizhe – Vorreiter der Podcast-Szene in China 

    “你好,欢迎收听故事FM。我是爱哲,一个收集故事的人。在这里,我们用你的声音讲出你的故事。” – “Hallo und willkommen bei Gushi FM. Ich bin Aizhe, ein Mensch, der Geschichten sammelt. Hier erzählen wir deine Geschichte mit deiner eigenen Stimme.” 

    So beginnt fast jede Folge von Gushi FM, einem der beliebtesten Podcasts Chinas. Die Geschichten stammen von Menschen, die gewöhnlich erscheinen und zugleich Außergewöhnliches zu erzählen haben. Eine Sozialarbeiterin berichtet von ihren Erfahrungen mit weiblichen Gefängnisinsassen. Studierende davon, wie sie während ihrer Praktika in Chinas Großstädten aufgrund der horrenden Mieten direkt im Büro übernachten. Ein Mann beschreibt, wie er seinen Vater in eine Sterbeklinik in die Schweiz begleitete. In sieben Jahren wurden mittlerweile fast 800 Folgen zu verschiedensten Themen veröffentlicht – zusammen bilden sie ein Mosaik der chinesischen Gegenwartsgesellschaft

    Etwa drei Millionen Hörer verfolgen Gushi FM Woche für Woche auf Audioplattformen wie Xiǎoyǔzhòu (小宇宙) und Xǐmǎlāyǎ (喜马拉雅). Einige der – stets wahren – Geschichten macht Podcast-Gründer Kou Aizhe mit seinem Produktionsteam in Peking selbst ausfindig, andere werden von Hörerinnen und Hörern vorgeschlagen. 

    Wunsch nach Authentizität 

    In der Podcast-Szene Chinas war Gushi FM mit seinem Format des freien Erzählens ein Vorreiter. Für den 41-jährigen Kou ist der Erfolg seines Formats vor allem Ausdruck eines “Wunsches nach Authentizität”.  In China würde man in Mainstreammedien, sei es in Nachrichten oder Dokumentationen, selten ungefilterte Geschichten hören. “Meistens gibt es einen Erzähler, der alles mit schöner Stimme aufbereitet.” Durch seine Sendung wolle er Menschen die Möglichkeit geben, für sich selbst zu sprechen. 

    Von Grimms Märchen zum Geschichten-Podcast 

    Kous Vater war Bergbauarbeiter in Jilin, im kalten Nordosten Chinas, nah an der Grenze zu Nordkorea. Er vermittelte Kou von klein auf die Faszination für Geschichten. Eines seiner ersten Bücher waren Grimms Märchen.  

    Später studierte Kou Bibliothekswissenschaften, arbeitete auch einige Jahre als Bibliothekar – und langweilte sich. Durch einen Nebenjob bei einem schwedischen Fernsehsender in Peking lernte er in dieser Zeit das Handwerkszeug des Reporters. In dem Format des Geschichten-Podcasts erkannte er in China eine Marktlücke – und machte sich selbstständig

    Persönliche Geschichten mit sozialem Hintergrund 

    Mit den chinesischen Zensurbehörden kam Gushi FM Kou zufolge nur äußerst selten in Kontakt. Politische Fragen schwingen in den Geschichten aber oft implizit mit. So erzählen in einer Episode schwule und lesbische Paare von ihrem beschwerlichen Weg, Kinder großzuziehen. In mehreren Folgen berichten Frauen von ihren Erfahrungen mit sexueller Belästigung. Die Geschichten geben so Zeugnis davon, wie Menschen in China individuell mit gesellschaftlichen Problemen umgehen.  

    Viele Hörerinnen und Hörer des Podcasts stammen aus jüngeren Generationen. “Sie lieben Geschichten von früher, aus der Zeit der frühen Reform- und Öffnungsära”, sagt Kou. Es war eine Zeit des Aufbruchs, in der sich neue Möglichkeiten auftaten. Jüngere Menschen in China heute nimmt er dagegen als wenig optimistisch wahr. Die dominierende Grundhaltung hinter Begriffen wie tǎngpíng (躺平 – “Flachliegen“) und bǎilàn (摆烂 – “Es verrotten lassen”), die in den letzten Jahren aufgekommen sind, um die Stimmung unter jungen Menschen in China zu beschreiben, sei in etwa: “Wenn ich nur heil den Tag überstehe, bin ich schon zufrieden.” 

    “Man sieht Chinas Zukunft schon jetzt in Japan” 

    Kou zögert, als es darum geht, wie die dahinterstehenden Probleme gelöst werden könnten. Vielleicht helfe ein Blick über die Landesgrenzen hinaus. In den letzten Monaten war Kou auf Geschichtensuche in Japan. Das Land habe in den Neunzigerjahren bereits eine ähnliche Zeit der Stagnation und sinkenden Geburtenraten durchlebt. “Man sieht Chinas Zukunft schon jetzt in Japan.” Auch die Geschichten von Migrantinnen und Migranten, die in anderen alternden Gesellschaften als Arbeitskräfte angeworben werden, könnten Impulse dafür geben, in welche Richtung sich China entwickeln könne. Ob man aus diesen Impulsen Hoffnung ziehen möchte, überlässt Kou lieber seinen Hörerinnen und Hörern. Jedenfalls klingt es, als gebe es noch viele Geschichten zu erzählen. Leonardo Pape 

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    Personalien

    Seungmo Lim wird Leiter des Kia Design Center China. Lim war zuvor stellvertretender Leiter des Innovationsdesigns bei Geely Automobile und verfügt über mehr als ein Jahrzehnt Erfahrung in der Designabteilung von BMW in München.  

    Bufeng Lan hat im Europa-Büro des Online-Händlers Shein den Posten des Director of Construction & Maintenance übernommen. Zuvor war er drei Jahre bei China Unicom Europe tätig. Sein Einsatzort ist Breslau in Polen.  

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    Dessert

    Mikro-Dramen sind der neueste Trend in Chinas Unterhaltungsindustrie. Bei den sogenannten Wēiduǎnjù 微短剧 handelt es sich um Streaming-Serien, deren Folgen nicht mehr als zwei Minuten dauern. Sie gelten als leichte Unterhaltung für das Smartphone und drehen sich oftmals um Romanzen oder lustige Dialoge.

    Mittlerweile gibt es aber auch anspruchsvollere Produktionen, etwa die Zeitreisen-Liebeskomödie 我在八零年代当后妈 – zu Deutsch in etwa: “Ich bin in die 1980-er Jahre zurückgereist und wurde dort zur Stiefmutter”. Die 11.000 US-Dollar teure Serie war nach zehn Tagen im Kasten und spielte an nur einem einzigen Tag über 277.000 Dollar ein. Kein Wunder also, dass der Streaming-Gigant Douyin derzeit eine Mikro-Serie mit dem Hongkonger Starregisseur Stephen Chow (“Kung Fu Hustle”) plant.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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