ein Feuerwerk an wenig aussagekräftigen Plattitüden, kombiniert mit altbekannten Forderungen und Vorwürfen: Auf den ersten Blick scheint der Besuch von Bidens oberstem Sicherheitsberater Jake Sullivan in China nicht zu spannenden Ergebnissen geführt zu haben.
Doch der genaue Blick, den Christiane Kühl in ihrer Analyse auf die Reise wirft, offenbart: Der US-Präsident versucht damit, auf den letzten Metern seiner Präsidentschaft noch einmal zu deeskalieren und die aus US-Sicht größte Bedrohung China einzuhegen. Sullivan bringt für diesen Job ausgezeichnete Voraussetzungen mit.
Auch an anderer Stelle versuchen Mächtige derzeit, Weichen zu stellen: Chinas Führung strebt neue Gesetze an, um klassische Rollenmodelle stärker in der Gesellschaft zu verankern. Dadurch soll die von der Ein-Kind-Politik verursachte dramatische Überalterung der Gesellschaft gebremst werden.
Glückliche, traditionell aufgestellte Familien kriegen mehr Kinder, so das Kalkül. Doch das gehe nicht mehr auf, schreibt Fabian Peltsch. Chinesinnen heiraten nämlich genau deswegen ungern, weil sie als Ehefrau so viele Einschränkungen in Kauf nehmen müssen. Reformen, die ihre Rechte stärken, würden höchstwahrscheinlich eher zu einem Kindersegen führen als erschwerte Scheidungen und erleichterte Hochzeiten.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in das Ende der Woche!
Dass Washington China – und nicht Russland – als größte Sicherheitsbedrohung ansieht, ist kein Geheimnis. Wie wichtig ein Arrangement mit der Volksrepublik für Joe Biden noch auf den letzten Metern seiner Präsidentschaft ist, zeigt sich jetzt darin, dass er erstmals seinen Nationalen Sicherheitsberater Jake Sullivan nach Peking schickte, und das gleich für drei Tage. Das Ziel: die angespannten Beziehungen zu kontrollieren und eine Eskalation zu verhindern.
Kern der Reise Sullivans war das ausgedehnte Treffen mit Außenminister Wang Yi an einem See bei Peking am Dienstag und Mittwoch, das nach Ansicht mancher Beobachter sogar ein letztes Gipfeltreffen zwischen Biden und Chinas Staatschef Xi Jinping vorzubereiten versuchte. Zumindest werde es wohl bald ein Telefongespräch der beiden Präsidenten geben, meint Wang Zichen, der mit seinem Newsletter Pekingnology chinesische Dokumente analysiert. Auch das Weiße Haus sprach von einem möglichen “Telefonat auf Führungsebene in den kommenden Wochen”.
Die USA und China hatten das Treffen vorab beide als “neue Runde strategischer Kommunikation” bezeichnet. Es baue auf den Beschlüssen des Gipfeltreffens zwischen Biden und Xi in San Francisco im November 2023 auf, die unter anderem die Wiederaufnahme des bilateralen Militärdialogs und Kooperation bei der KI-Sicherheit vorsahen. Über beide Themen sei nun gesprochen worden, ebenso wie über Zusammenarbeit in der Drogenbekämpfung.
Generell bewertete das Weiße Haus die Gespräche zwischen Wang und Sullivan als “offen, sachlich und konstruktiv”. Es ist in den Transkripten das Bemühen erkennbar, trotz aller Konflikte halbwegs stabile Beziehungen zu erhalten und eine Konfrontation zu vermeiden.
Dennoch bleiben die üblichen Konfliktlinien sichtbar. Wang Yi bekräftigte wenig überraschend seine bekannten Positionen gegenüber Taiwan oder im Südchinesischen Meer. Sullivan betonte ebenso wenig überraschend, dass die USA auch weiterhin verhindern würden, dass “fortschrittliche US-Technologien zur Untergrabung unserer nationalen Sicherheit eingesetzt werden.” Ein Ende des Chipkriegs ist also nicht in Sicht.
Aus Pekinger Sicht muss sich vor allem Washington bewegen und China endlich auf Augenhöhe begegnen. “Für eine reibungslose Interaktion zwischen China und den USA ist es wichtig, sich gegenseitig gleichwertig zu behandeln“, zitiert das chinesische Transkript Wang Yi. “Interaktionen auf der Grundlage einer Position der Stärke zu führen, ist nicht der richtige Weg für Nationen, sich zu engagieren.” Sullivan habe zugestimmt, dass beide Seiten einander gleich behandeln sollten und dass der Wettbewerb gesund und fair sein sollte. Das ist allerdings eine so grundsätzliche Frage, dass sie kaum bei einem Treffen gelöst werden kann. In Washington ist bislang keine ausgeprägte Neigung erkennbar, China als ebenbürtig anzuerkennen.
Vorteilhaft für die Begegnungen von Sullivan und Wang Yi ist, dass sie sich bereits viermal getroffen haben: in Wien, auf Malta, in Washington und zuletzt im Januar in Bangkok. Unter anderem bereiteten die beiden den Gipfel der Präsidenten in San Francisco vor. “Der strategische Kommunikationskanal zwischen den beiden hat eine wichtige Rolle beim verantwortungsvollen Umgang mit Wettbewerb und Spannungen gespielt”, teilte das Weiße Haus vor Sullivans Abreise mit. Jedes Mal hätten sie zehn bis zwölf Stunden zusammengesessen. Das ist eine lange Zeit, die das ungewöhnliche Verhältnis zwischen Wang und Sullivan noch einmal belegt.
Daher sahen auch manche chinesische Beobachter im Vorfeld der Reise Sullivan in einer anderen Rolle als Außenminister Antony Blinken und andere Kabinettsmitglieder der Biden-Regierung. “Sowohl für China als auch für die USA ist diese Reise der wertvollste Besuch für die China-Diplomatie während Bidens Amtszeit. Sullivan ist der ‘Stratege’ von Bidens Außenpolitik”, schrieb etwa der Kommentator Lu Cen auf einer Plattform für US-China-Beziehungen. Lu war aufgefallen, dass das Weiße Haus vor Sullivans Reise mehr von Kooperation sprach als vor Besuchen der US-Minister in China, die man in Peking meist als sehr fordernd erlebe.
Das Weiße Haus habe erwähnt, dass “China und die USA einige wichtige Bereiche gefunden haben, in denen sie kooperieren können, obwohl sie im Wettbewerb stehen, und dass sie konstruktive Wege gefunden haben, um gemeinsam Herausforderungen anzugehen, die keine Seite einseitig lösen kann”, schreibt Lu.
Ob es eine Trendwende gibt, ist völlig offen. Aber immerhin teilte Washington nach dem Treffen zum Beispiel mit, dass Sullivan und Wang “die nächsten Schritte zur Verringerung des Stroms illegaler synthetischer Drogen, die weitere Rückführung von Migranten ohne Papiere und die Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden” erörterten. Auch betonten sie, wie wichtig konkrete Fortschritte für den Kampf gegen die Klimakrise seien. Der neue US-Klimazar John Podesta werde demnächst nach China reisen, hieß es.
Am Donnerstag kam Sullivan vor der Abreise dann noch mit General Zhang Youxia zusammen, der unter Staatschef Xi Jinping Vizevorsitzender der Zentralen Militärkommission ist. Solche Begegnungen sind äußerst selten. “Ihr Vorschlag, sich mit mir zu treffen, zeigt Ihre hohe Wertschätzung für den militärischen Sicherheitsbereich und die Beziehungen zwischen unseren beiden Armeen”, sagte denn auch General Zhang. Sullivan betonte, dass er das Treffen “angesichts der Weltlage” und der Notwendigkeit, die Beziehungen zwischen den USA und China “verantwortungsvoll” zu gestalten, für “sehr wichtig” halte.
Auch hier blieben die Themen altbekannt. Sullivan sprach unter anderem Bedenken Washingtons über Chinas Unterstützung für Russlands Rüstungsindustrie und die Bemühungen um eine Feuerpause im Gaza-Krieg an. Zudem betonte er die Wichtigkeit von Frieden und Stabilität an der Taiwanstraße. Zhang forderte chinesischen Angaben zufolge hingegen, dass die USA Waffenlieferungen an Taiwan einstellen, ebenso wie die Verbreitung von – aus chinesischer Sicht – falschen Darstellungen über die demokratische Inselrepublik. Ob es in Nuancen eine Annäherung gab, ist nicht bekannt. Aber gerade der Militärdialog darf in der angespannten Lage in Fernost als ein Fortschritt gesehen werden.
Die chinesische Regierung hat diesen Monat ein neues Gesetz vorgeschlagen, das die Registrierung von Ehen erleichtern soll. Demnach sollen Paare mit ihrem Personalausweis überall im Land eine Heirat beantragen können. Bisher war dafür eine offizielle Haushaltsregistrierung, der sogenannte Hukou, erforderlich. Er bestimmte, dass man nur an Orten heiraten konnte, an denen man auch registriert ist.
Sollte das Gesetz angenommen werden, wird auch die bereits 2021 eingeführte “30-Tage-Regel” ein Teil des neuen Pakets werden. Dabei handelt es sich um eine 30-tägige Bedenkzeit, die nach der offiziellen Einreichung einer Scheidung zu laufen beginnt. In dieser Zeit sollen beide Parteien nochmal in sich gehen und ihren Antrag gegebenenfalls wieder zurückziehen können. Nach Angaben des Ministeriums für zivile Angelegenheiten, die den Vorschlag eingereicht hat, sei die Maßnahme ein Beitrag zu einer “familienfreundliche Gesellschaft”. “Im Impuls” eingeforderte Scheidungen sollen unkompliziert wieder rückgängig gemacht werden können.
Bürger können noch bis zum 11. September ihre Meinung zu dem vorgeschlagenen Gesetz äußern. Schon vor dem Ende der Frist hat es für hitzige Diskussionen gesorgt. Auf Social-Media-Kanälen diskutieren Chinesen und Chinesinnen darüber, dass die Maßnahmen es insbesondere für Frauen schwerer machen, aus toxischen und missbräuchlichen Beziehungen zu entfliehen. “Warum verbietet man die Scheidung nicht gleich ganz?”, kommentierte ein User ironisch unter einen Beitrag auf Weibo.
Mit der Förderung traditioneller Familienmodelle will Peking den sinkenden Geburtenraten entgegenwirken, die 2023 ein neues Rekordtief von rund neun Millionen Neugeborenen erreichten. Nach Prognosen der Vereinten Nationen könnte Chinas Bevölkerung bis zum Jahr 2100 von 1,4 Milliarden auf 800 Millionen schrumpfen.
Aber schon lange vorher wird die Überalterung die Sozialsysteme und das Wirtschaftswachstum an die Belastungsgrenze bringen. Deshalb fordert Staats- und Parteichef Xi Jinping die Beamten des Landes auf, “eine neue Art von Ehe- und Gebärkultur zu fördern”. In einigen Provinzen gibt es bereits offiziell geförderte Heiratsbörsen und Ehe-Vorbereitungskurse.
Die Ehe hat als Institution in China in den vergangenen Jahren stark gelitten. Nach einem Höchststand im Jahr 2013 ging die Rate der Eheschließungen bis 2022 kontinuierlich zurück. 2023 stieg sie zwar kurzzeitig zum ersten Mal in neun Jahren erneut an. Aber das war dem Ende von “Zero-Covid” geschuldet: Viele Menschen hatten ihre Hochzeitspläne während der Pandemiejahre aufgeschoben. Der allgemeine Trend bleibt rückläufig. Die Zahl der landesweit registrierten Eheschließungen lag im ersten Quartal bei knapp zwei Millionen, ein Rückgang um rund 170.000 Paare im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Als Ursache für den Rückgang macht die Regierung unter anderem ein unausgeglichenes Geschlechterverhältnis aus, das auf die Ein-Kind-Politik zurückgeht. Nach offiziellen Daten gibt es in China 17,52 Millionen mehr Männer im Alter zwischen 20 und 40 Jahren als Frauen. Auch heiraten die Chinesen immer später: Laut Volkszählungsdaten lag das Durchschnittsalter bei der ersten Eheschließung in China im Jahr 2010 bei knapp 26 Jahren für Männer und 24 Jahren für Frauen. Nur zehn Jahre später, 2020, lag es bei Männern etwa vier Jahre und bei Frauen knapp drei Jahre höher.
Ein Grund, den die Regierung weniger direkt adressieren will, ist der Wertewandel unter jungen Chinesen. Viele ziehen eine Heirat nicht mehr in Betracht, da sie vor allem die Nachteile sehen. Da sind zum einen die hohen Kosten einer Heirat. Paare geben nicht selten Millionen von Yuan aus, um die Verwandtschaft bei den Feierlichkeiten zu bewirten, die mit ihrer Opulenz in vielen Familien noch immer als Statussymbol gelten. Wer als Mann nicht schon vorher ein Haus, ein Auto und anderen Besitz angehäuft hat, gilt zudem oft als schwer zu vermitteln.
“Der Abwärtstrend bei den Eheschließungen in China wird jedoch vor allem von Frauen getragen, insbesondere von städtischen und gebildeten Frauen”, erklärt die Journalistin und Autorin Zhang Lijia gegenüber Table.Briefings. Sie hat in China Umfragen zu dem Thema vorgenommen und schreibt gerade ein Buch über die sich wandelnde Einstellung junger Chinesinnen zur Ehe. Aus ihren Recherchen gehe hervor, dass chinesische Frauen viel weniger an einer Heirat interessiert sind als Männer. Der Grund: “Frauen haben in einer Ehe potenziell viel mehr zu verlieren und viel weniger zu gewinnen”, sagt Zhang. Im Allgemeinen übernehmen sie mehr Aufgaben im Haushalt und bei der Kinderbetreuung. Und im Falle einer Scheidung werden sie oftmals benachteiligt.
Gerichte neigten dazu, Scheidungsanträge zu verschleppen. Entscheidungen fallen oft nicht zugunsten der Frauen aus, erklärt Xin He, ein Juraprofessor an der Universität Hongkong, der über die Benachteiligung von Frauen in Scheidungsfällen in China geschrieben hat. He stellte fest, dass die Gerichte aus politischem Interesse an der sozialen Stabilität oft einfache Wege wählen, um Scheidungsfälle zu regeln, was zu Verharmlosung häuslicher Gewalt und zum Verlust des Sorgerechts für die Kinder führen könne.
“Viele Frauen sehen die Ehe nicht mehr als notwendigen Schritt im Leben oder als wesentliche Voraussetzung für ein glückliches Leben”, sagt die Autorin Zhang. China müsse sich zuallererst um die Gleichstellung der Geschlechter bemühen, wenn sich etwas grundlegend ändern soll. “Im Allgemeinen sind Frauen in einer gleichberechtigten Gesellschaft eher bereit, Kinder zu bekommen”, glaubt sie. Dazu gehören für sie auch mehr direkte finanzielle Anreize: “In einigen Regionen bieten die lokalen Regierungen Paaren, die früh heiraten, bereits Bargeld an, aber der Betrag ist in der Regel zu gering”, sagt Zhang.
Sie plädiert für großzügigere Leistungen für Elternurlaub, flexible Arbeitszeiten, subventionierte Kinderbetreuung sowie für die Verbilligung von Wohnraum und Bildung. All das würde sich weit günstiger auf die sinkenden Geburtenraten auswirken als halbgare Maßnahmen wie die bloße Erleichterung der Eheschließung.
Ab 01.09.2024
Konfuzius-Institut Metropole Ruhr, Ausstellung: Teewissen mit Leichtigkeit, Kunst und Humor | Illustrationen von Liyang Sheng (盛丽洋) Mehr
03.09.2024, 10:00 Uhr (16:00 Uhr Beijing time)
EU SME Centre, Webinar: IP Strategies and Market Access in China for Green Technologies Mehr
03.09.2024, 14:30 Uhr Beijing time
AHK Greater China, GCC Workshop (in Guangzhou): Improving Trust and Communication with German Headquarters Mehr
03.09.2024, 10:00 Uhr (16:00 Uhr Beijing time)
AHK Greater China, GCC Knowledge Hub (hybrid): Navigating Chinese and EU Sanctions – What Companies Need to Know Mehr
03.09.2024, 18:30 Uhr
Konfuzius-Institut Bremen e.V., Vortrag von Jürgen Schoer (vor Ort): Was versteht China unter dem “Sozialismus chinesischer Prägung im Neuen Zeitalter” und welche Folgen hat das Konzept für die künftige chinesische Innen-, Außen- und Global-Politik? Mehr
04.09.2024, 14:30 Beijing time
EU SME Centre, 2024 Sustainable Business Awards Conference & Ceremony (in Shanghai): Harnessing Technology for Biodiversity and Sustainable Business Growth Mehr
04.09.2024, 09:00 Uhr (15:00 Uhr Beijing time)
AHK Greater China, GCC Knowledge Hub (hybrid): Sourcing and Supply Chain Management: Navigating Complexities, Mitigating Risks, and Driving Sustainable Growth Mehr
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Konfuzius-Institut Hamburg e.V., Chinas Künste erleben: Auf den Spuren Chinas: Im Hamburger Yu Garden Mehr
09.09.2024, 16:00 Uhr
China Netzwerk Baden-Württemberg, CNBW Nähkästle (in Berlin): Wie geht es weiter mit Chinas Technologie-Aufholjagd? Mehr
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09.09.2024, 24:00 Uhr (10.09.2024, 06:00 Beijing time)
Fairbank Center for Chinese Studies, Webinar: Wan-an Chiang – Global Taipei: Bridging Tradition and Innovation Mehr
In Hongkong hat ein Gericht den Betreiber der pro-demokratischen Nachrichtenplattform Stand News und die beiden ehemaligen Chefredakteure, Chung Pui-kuen und Patrick Lam wegen Volksverhetzung verurteilt. Chung und Lam waren im Dezember 2021 von der nationalen Sicherheitspolizei verhaftet worden, Stand News wurde geschlossen.
Das Urteil erfolgte auf Basis eines Gesetzes aus der Kolonialzeit, das “Sedition Ordinance”, das 1938 erlassen wurde. Jahrzehntelang kam es nicht zur Anwendung, wird seit 2020 aber gegen Regierungsgegner eingesetzt. In der schriftlichen Begründung des Urteils heißt es, die Publikation habe die “Autonomie Hongkongs unterstützt und vorangetrieben”. Die Plattform sei zudem zu einem Werkzeug geworden, um die Behörden der Zentralregierung in Peking und die Hongkonger Regierung zu “verleumden und zu diffamieren”. Chung und Lam drohen bis zu zwei Jahre Haft.
Nachdem Peking im Juni 2020 ein strenges Gesetz zur nationalen Sicherheit erlassen hat, gehen die Behörden hart gegen die Medien in Hongkong vor. Der Fall Stand News gilt als einer der bedeutendsten Fälle, ebenso wie der von Apple Daily, eine weitere pro-demokratische Zeitung Hongkongs, die 2021 schließen musste. Auf der Liste der Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen steht Hongkong inzwischen nur noch auf Platz 135, obwohl es lange Zeit als Vorreiter für die Pressefreiheit in Asien galt.
Stand News wurde 2014 mit dem Ziel gegründet, sich für den “Schutz der Grundwerte Hongkongs wie Demokratie, Menschenrechte, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Gerechtigkeit” einzusetzen. Anerkennung gewann das Portal insbesondere durch seine Live-Berichterstattung über die Proteste im Jahr 2019. Auch über die Gerichtsverfahren gegen Demonstranten berichtete die Redaktion konsequent. jul
Der Erfolg seiner aktuellen Smartphone-Generation beschert Huawei einen Umsatz- und Gewinnsprung. Der chinesische Technologiekonzern gab am Donnerstag für das erste Halbjahr 2024 ein Umsatzplus von gut 34 Prozent auf umgerechnet 53 Milliarden Euro bekannt. Beim Nettogewinn legte das Unternehmen um 18 Prozent zu, auf rund sieben Milliarden Euro.
Huawei macht keine Angaben zum Absatz einzelner Produktgruppen. Das Unternehmen teilte lediglich mit, dass sich die Konsumsparte, zu der neben Smartphones auch PCs und Fahrassistenz-Systeme gehören, stark entwickelt habe. Dem Research-Haus Canalys zufolge verkaufte Huawei im Berichtszeitraum in China 22,2 Millionen Handys, 55 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Vor rund einem Jahr hatte Huawei mit der Vorstellung des Smartphone-Topmodells “Mate 60 Pro+” für Furore gesorgt. Wegen der US-Beschränkungen für Technologie-Exporte in die Volksrepublik werden die Geräte von Computerchips aus chinesischer Produktion angetrieben. Diese sind Analysten zufolge westlichen Prozessoren technologisch ebenbürtig. Seither jagt Huawei vor allem dem iPhone-Anbieter Apple Marktanteile ab. rtr
Peking wird keine vorläufigen Zölle auf EU-Weinbrand erheben, obwohl es festgestellt habe, dass der in China unter den Marktpreisen verkauft wurde. Diese Bekanntmachung des chinesischen Handelsministeriums verschafft beiden Seiten im angespannten Handelskonflikt ein wenig Luft.
Das Handelsministerium hat der Erklärung zufolge festgestellt, dass europäische Brennereien auf dem chinesischen Markt Branntwein mit einer Dumpingspanne von 30,6 bis 39 Prozent verkauft und dadurch die einheimische Industrie geschädigt hätten. “Vorläufige Antidumping-Maßnahmen werden in diesem Fall vorerst nicht ergriffen”, erklärte das Ministerium. Es ließ aber die Möglichkeit offen, dass Peking in Zukunft tätig werden könnte.
Zuvor hatte das Ministerium erklärt, dass die Untersuchung voraussichtlich vor dem 5. Januar 2025 enden werde, aber “unter besonderen Umständen” verlängert werden könne. China hat die EU-Staaten aufgefordert, die von der Kommission vorgeschlagenen Zusatzzölle von bis zu 36,3 Prozent auf in China hergestellte E-Fahrzeuge in der Abstimmung im Oktober abzulehnen. Die Entscheidung über die Zölle auf Branntwein deuten Experten daher als mögliche Verhandlungstaktik.
Ein Sprecher der EU-Kommission sagte, die Entwicklung werde keinen Einfluss auf die Entscheidung über die E-Auto-Zölle haben und bezeichnete die beiden Untersuchungen als “getrennte Wege”. Die EU-Kommission verfolge die Untersuchung “sehr genau”; hieß es. Ihre detaillierte Bewertung zeige, dass die Ergebnisse der Untersuchung “fragwürdig” sei. rtr
Deng gilt in China nach wie vor als “Chefarchitekt der Reform und der Öffnung” und als Schlüsselfigur, die China auf den Weg des Wohlstands geführt hat. Doch die offiziellen Gedenkveranstaltungen zum 120. Jahrestag seiner Geburt am 22. August wird Xi Jinping nur zögernd abgenickt haben. Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2012 hat Xi die historischen Rolle Dengs auffällig heruntergespielt. Oft lässt er dessen Vermächtnis und das der Amtsinhaber zwischen Deng und sich selbst unerwähnt.
Einen derart wichtigen Gedenktag auszulassen, würde allerdings eindeutig zu weit gehen. Trotz seines offensichtlichen Strebens, einen wichtigeren Platz in der Geschichte einzunehmen als Deng, muss Xi hin und wieder sowohl Deng als auch Mao Zedong ehren, um die Legitimität des kommunistischen Regimes und damit auch seine eigene zu wahren.
Auch Deng tat etwas Ähnliches. Zwar wurde er zweimal von Mao Zedong abgesetzt. Als er 1980 von der italienischen Journalistin Oriana Fallaci interviewt wurde, verteidigte Deng jedoch die “Errungenschaften” Maos und bestand darauf, dass dessen Porträt, das seit 1949 am Tor des Himmlischen Friedens hängt, “für immer dort bleiben sollte”.
Deng verdient Anerkennung für seine Entscheidung, Maos endlose “proletarische Revolution” zu beenden und sich auf das Wirtschaftswachstum zu konzentrieren. Er wählte einen außenpolitisch eher sanften Ansatz, der ein günstiges Umfeld für ausländische Investitionen schuf und betrieb im Gegensatz zu Mao und Xi keinen Personenkult. Er sprach er mit einer bescheidenen und menschlichen Stimme, im krassen Gegensatz zu Xis aufgesetztem Stil. Und er stellte sicher, dass es bei den Machtkämpfem innerhalb der Kommunistischen Partei weniger brutal zuging.
Deng wiederholte immer wieder seine bekannten Parolen “Entwicklung ist der harte Grundsatz” und “Reich werden ist ruhmreich”. Zugleich ließ er nie ein unabhängiges Justizsystem zu, und alles, was mit Ideologie zu tun hatte, beließ er in der eisernen Hand der Kommunistischen Partei. So schuf Deng die chinesische Version des Konsumismus und hinterließ zugleich geistiges Ödland.
Die oft vernachlässigte Wahrheit ist: Hinter Dengs freundlichen Auftreten verbarg sich weiterhin ein skrupelloser Herrscher. Obwohl er versuchte, eine Amtszeitbegrenzung für Beamte einzuführen, blieb er selbst bis zu seinem Tod der oberste Herrscher. Auch setzte er zwei von ihm persönlich berufene Generalsekretäre ab, völlig zu Unrecht, weil sie nach seinen Ansichten zu liberal geworden waren.
Vor allem aber traf Deng die endgültige Entscheidung für das berüchtigte Tiananmen-Massaker im Jahr 1989. Der damalige Premier Li Peng wurde aufgrund seines stets unpopulären Images irrtümlich als “Schlächter von Tiananmen” bezeichnet. In Wirklichkeit war Li aber nur einer von mehreren Beteiligten, die darauf drängten. Der oberste Schlächter war Deng.
Deng ließ einige sogenannte politische Reformen zu, bei denen es sich eher um Verwaltungs- oder Organisationsreformen handelte, um die kommunistische Herrschaft effizienter und ein wenig menschlicher zu gestalten. Nach Tiananmen wurden politische Reformen zu einem Tabu. Mit dem Zusammenbruch der kommunistischen Regime in der Sowjetunion und in Osteuropa wuchs bei Deng und seinen Nachfolgern die Angst, dass in China etwas Ähnliches geschehen könnte. Folglich bauten sie die Macht der Partei weiter aus.
Die Kommunistische Partei arbeitet sehr hart daran, die Erinnerung an das Tiananmen-Massaker und Dengs verhängnisvolle Rolle darin zu verwischen. Zudem genießt er aufgrund des von ihm Ende der 1970er Jahre eingeleiteten Kurswechsels sowie seines Vorstoßes für eine weitere wirtschaftliche Öffnung Anfang der 1990er Jahre bei vielen Chinesen ein positives Ansehen. Insbesondere im Vergleich zu Xi, der in den Augen vieler Chinesen den von Deng eingeschlagenen Weg rückgängig gemacht hat.
Die Art und Weise, wie die Regierung Deng darstellt, ist keine Überraschung. Was jedoch ein wenig verwundert, ist die Tatsache, dass sich auch einige westliche Gelehrte dafür entschieden haben, seine Untaten zu verharmlosen. In einer kolossalen Biografie mit dem Titel “Deng Xiaoping und die Transformation Chinas” stellt der Harvard-Professor Ezra Vogel ihn als Retter der Nation dar und gibt sich alle Mühe, seine Taten im Jahr 1989 zu rechtfertigen.
Es bleibt mir ein Rätsel, warum sich viele im Westen so leicht von der kommunistischen Führung Chinas täuschen ließen. Von den 1930er bis in die 1970er Jahre hielt sich unter westlichen Journalisten und Intellektuellen der Mythos, Mao sei ein legitimer Staatsmann. Als 1972 die ersten westlichen Spitzenpolitiker mit chinesischen Führern zusammentrafen, äußerten sich sowohl Richard Nixon als auch Henry Kissinger wohlwollend über Mao und insbesondere über den damaligen Premier Zhou Enlai (1898-1976), der äußerlich sanftmütig und charismatisch wirkte, in Wirklichkeit aber ein heuchlerisches, brutales Chamäleon war.
Die späteren Premiers Zhu Rongji (im Amt von 1998 bis 2003) und Wen Jiabao (im Amt von 2003 bis 2013) ernteten die Bewunderung mancher Beobachter. Der kompetente, scharfzüngige Zhu galt als Wirtschaftszar und war führend an den Verhandlungen über Chinas Mitgliedschaft in der Welthandelsorganisation beteiligt. Auch wenn die New York Times den ansonsten so sympathischen Wen wegen des von seiner Familie angehäuften Vermögens unglücklicherweise als Beispiel für Korruption auf höchster Ebene ausmachte, war er doch unter seinesgleichen der Einzige, der sich offen für politische Reformen einsetzte.
Keiner von ihnen war dafür bekannt, etwas Bedeutsames unternommen zu haben, um politische Reformen anzustoßen. Am Ende gibt es unter Chinas Politikern mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Und das, was sie alle getan haben, zählt: Sie alle haben das Regime geschützt und aufrechterhalten.
Thomas Ingenlath verlässt seine Position als CEO von Polestar, das er seit 2017 mit aufgebaut hat. Der ehemalige Opel-Chef Michael Lohscheller übernimmt den Posten ab dem 1. Oktober. Polestar kämpft mit schwächelnden Verkäufen und hohen Verlusten. Der Absatz wurde auch durch den verzögerten Start des Polestar 3 ausgebremst.
Sharleen Ziling Huang ist seit August China Market Lead bei der Agentur Pulse Advertising in Hamburg, die sich auf Influencer-Marketing spezialisiert hat. Die Firma hat kürzlich angekündigt, ein neues Büro in Shanghai zu eröffnen.
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Am Donnerstag ist es in Fuyang im Osten Chinas wieder sehr, sehr heiß geworden; selbst in der Nacht sanken die Temperaturen gerade einmal auf 30 Grad. Diese drei älteren Herren suchen im Schatten eines Parks an der Lindai Road Abkühlung – unter Zuhilfenahme ihrer Fächer. Etwa zeitgleich veröffentlichte die Nationale Gesundheitskommission der Volksrepublik die Information, dass die durchschnittliche Lebenserwartung in China nun 78,6 Jahre erreicht hat. In Deutschland liegt sie für Männer derzeit bei 78,2, für Frauen bei 83 Jahren.
ein Feuerwerk an wenig aussagekräftigen Plattitüden, kombiniert mit altbekannten Forderungen und Vorwürfen: Auf den ersten Blick scheint der Besuch von Bidens oberstem Sicherheitsberater Jake Sullivan in China nicht zu spannenden Ergebnissen geführt zu haben.
Doch der genaue Blick, den Christiane Kühl in ihrer Analyse auf die Reise wirft, offenbart: Der US-Präsident versucht damit, auf den letzten Metern seiner Präsidentschaft noch einmal zu deeskalieren und die aus US-Sicht größte Bedrohung China einzuhegen. Sullivan bringt für diesen Job ausgezeichnete Voraussetzungen mit.
Auch an anderer Stelle versuchen Mächtige derzeit, Weichen zu stellen: Chinas Führung strebt neue Gesetze an, um klassische Rollenmodelle stärker in der Gesellschaft zu verankern. Dadurch soll die von der Ein-Kind-Politik verursachte dramatische Überalterung der Gesellschaft gebremst werden.
Glückliche, traditionell aufgestellte Familien kriegen mehr Kinder, so das Kalkül. Doch das gehe nicht mehr auf, schreibt Fabian Peltsch. Chinesinnen heiraten nämlich genau deswegen ungern, weil sie als Ehefrau so viele Einschränkungen in Kauf nehmen müssen. Reformen, die ihre Rechte stärken, würden höchstwahrscheinlich eher zu einem Kindersegen führen als erschwerte Scheidungen und erleichterte Hochzeiten.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in das Ende der Woche!
Dass Washington China – und nicht Russland – als größte Sicherheitsbedrohung ansieht, ist kein Geheimnis. Wie wichtig ein Arrangement mit der Volksrepublik für Joe Biden noch auf den letzten Metern seiner Präsidentschaft ist, zeigt sich jetzt darin, dass er erstmals seinen Nationalen Sicherheitsberater Jake Sullivan nach Peking schickte, und das gleich für drei Tage. Das Ziel: die angespannten Beziehungen zu kontrollieren und eine Eskalation zu verhindern.
Kern der Reise Sullivans war das ausgedehnte Treffen mit Außenminister Wang Yi an einem See bei Peking am Dienstag und Mittwoch, das nach Ansicht mancher Beobachter sogar ein letztes Gipfeltreffen zwischen Biden und Chinas Staatschef Xi Jinping vorzubereiten versuchte. Zumindest werde es wohl bald ein Telefongespräch der beiden Präsidenten geben, meint Wang Zichen, der mit seinem Newsletter Pekingnology chinesische Dokumente analysiert. Auch das Weiße Haus sprach von einem möglichen “Telefonat auf Führungsebene in den kommenden Wochen”.
Die USA und China hatten das Treffen vorab beide als “neue Runde strategischer Kommunikation” bezeichnet. Es baue auf den Beschlüssen des Gipfeltreffens zwischen Biden und Xi in San Francisco im November 2023 auf, die unter anderem die Wiederaufnahme des bilateralen Militärdialogs und Kooperation bei der KI-Sicherheit vorsahen. Über beide Themen sei nun gesprochen worden, ebenso wie über Zusammenarbeit in der Drogenbekämpfung.
Generell bewertete das Weiße Haus die Gespräche zwischen Wang und Sullivan als “offen, sachlich und konstruktiv”. Es ist in den Transkripten das Bemühen erkennbar, trotz aller Konflikte halbwegs stabile Beziehungen zu erhalten und eine Konfrontation zu vermeiden.
Dennoch bleiben die üblichen Konfliktlinien sichtbar. Wang Yi bekräftigte wenig überraschend seine bekannten Positionen gegenüber Taiwan oder im Südchinesischen Meer. Sullivan betonte ebenso wenig überraschend, dass die USA auch weiterhin verhindern würden, dass “fortschrittliche US-Technologien zur Untergrabung unserer nationalen Sicherheit eingesetzt werden.” Ein Ende des Chipkriegs ist also nicht in Sicht.
Aus Pekinger Sicht muss sich vor allem Washington bewegen und China endlich auf Augenhöhe begegnen. “Für eine reibungslose Interaktion zwischen China und den USA ist es wichtig, sich gegenseitig gleichwertig zu behandeln“, zitiert das chinesische Transkript Wang Yi. “Interaktionen auf der Grundlage einer Position der Stärke zu führen, ist nicht der richtige Weg für Nationen, sich zu engagieren.” Sullivan habe zugestimmt, dass beide Seiten einander gleich behandeln sollten und dass der Wettbewerb gesund und fair sein sollte. Das ist allerdings eine so grundsätzliche Frage, dass sie kaum bei einem Treffen gelöst werden kann. In Washington ist bislang keine ausgeprägte Neigung erkennbar, China als ebenbürtig anzuerkennen.
Vorteilhaft für die Begegnungen von Sullivan und Wang Yi ist, dass sie sich bereits viermal getroffen haben: in Wien, auf Malta, in Washington und zuletzt im Januar in Bangkok. Unter anderem bereiteten die beiden den Gipfel der Präsidenten in San Francisco vor. “Der strategische Kommunikationskanal zwischen den beiden hat eine wichtige Rolle beim verantwortungsvollen Umgang mit Wettbewerb und Spannungen gespielt”, teilte das Weiße Haus vor Sullivans Abreise mit. Jedes Mal hätten sie zehn bis zwölf Stunden zusammengesessen. Das ist eine lange Zeit, die das ungewöhnliche Verhältnis zwischen Wang und Sullivan noch einmal belegt.
Daher sahen auch manche chinesische Beobachter im Vorfeld der Reise Sullivan in einer anderen Rolle als Außenminister Antony Blinken und andere Kabinettsmitglieder der Biden-Regierung. “Sowohl für China als auch für die USA ist diese Reise der wertvollste Besuch für die China-Diplomatie während Bidens Amtszeit. Sullivan ist der ‘Stratege’ von Bidens Außenpolitik”, schrieb etwa der Kommentator Lu Cen auf einer Plattform für US-China-Beziehungen. Lu war aufgefallen, dass das Weiße Haus vor Sullivans Reise mehr von Kooperation sprach als vor Besuchen der US-Minister in China, die man in Peking meist als sehr fordernd erlebe.
Das Weiße Haus habe erwähnt, dass “China und die USA einige wichtige Bereiche gefunden haben, in denen sie kooperieren können, obwohl sie im Wettbewerb stehen, und dass sie konstruktive Wege gefunden haben, um gemeinsam Herausforderungen anzugehen, die keine Seite einseitig lösen kann”, schreibt Lu.
Ob es eine Trendwende gibt, ist völlig offen. Aber immerhin teilte Washington nach dem Treffen zum Beispiel mit, dass Sullivan und Wang “die nächsten Schritte zur Verringerung des Stroms illegaler synthetischer Drogen, die weitere Rückführung von Migranten ohne Papiere und die Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden” erörterten. Auch betonten sie, wie wichtig konkrete Fortschritte für den Kampf gegen die Klimakrise seien. Der neue US-Klimazar John Podesta werde demnächst nach China reisen, hieß es.
Am Donnerstag kam Sullivan vor der Abreise dann noch mit General Zhang Youxia zusammen, der unter Staatschef Xi Jinping Vizevorsitzender der Zentralen Militärkommission ist. Solche Begegnungen sind äußerst selten. “Ihr Vorschlag, sich mit mir zu treffen, zeigt Ihre hohe Wertschätzung für den militärischen Sicherheitsbereich und die Beziehungen zwischen unseren beiden Armeen”, sagte denn auch General Zhang. Sullivan betonte, dass er das Treffen “angesichts der Weltlage” und der Notwendigkeit, die Beziehungen zwischen den USA und China “verantwortungsvoll” zu gestalten, für “sehr wichtig” halte.
Auch hier blieben die Themen altbekannt. Sullivan sprach unter anderem Bedenken Washingtons über Chinas Unterstützung für Russlands Rüstungsindustrie und die Bemühungen um eine Feuerpause im Gaza-Krieg an. Zudem betonte er die Wichtigkeit von Frieden und Stabilität an der Taiwanstraße. Zhang forderte chinesischen Angaben zufolge hingegen, dass die USA Waffenlieferungen an Taiwan einstellen, ebenso wie die Verbreitung von – aus chinesischer Sicht – falschen Darstellungen über die demokratische Inselrepublik. Ob es in Nuancen eine Annäherung gab, ist nicht bekannt. Aber gerade der Militärdialog darf in der angespannten Lage in Fernost als ein Fortschritt gesehen werden.
Die chinesische Regierung hat diesen Monat ein neues Gesetz vorgeschlagen, das die Registrierung von Ehen erleichtern soll. Demnach sollen Paare mit ihrem Personalausweis überall im Land eine Heirat beantragen können. Bisher war dafür eine offizielle Haushaltsregistrierung, der sogenannte Hukou, erforderlich. Er bestimmte, dass man nur an Orten heiraten konnte, an denen man auch registriert ist.
Sollte das Gesetz angenommen werden, wird auch die bereits 2021 eingeführte “30-Tage-Regel” ein Teil des neuen Pakets werden. Dabei handelt es sich um eine 30-tägige Bedenkzeit, die nach der offiziellen Einreichung einer Scheidung zu laufen beginnt. In dieser Zeit sollen beide Parteien nochmal in sich gehen und ihren Antrag gegebenenfalls wieder zurückziehen können. Nach Angaben des Ministeriums für zivile Angelegenheiten, die den Vorschlag eingereicht hat, sei die Maßnahme ein Beitrag zu einer “familienfreundliche Gesellschaft”. “Im Impuls” eingeforderte Scheidungen sollen unkompliziert wieder rückgängig gemacht werden können.
Bürger können noch bis zum 11. September ihre Meinung zu dem vorgeschlagenen Gesetz äußern. Schon vor dem Ende der Frist hat es für hitzige Diskussionen gesorgt. Auf Social-Media-Kanälen diskutieren Chinesen und Chinesinnen darüber, dass die Maßnahmen es insbesondere für Frauen schwerer machen, aus toxischen und missbräuchlichen Beziehungen zu entfliehen. “Warum verbietet man die Scheidung nicht gleich ganz?”, kommentierte ein User ironisch unter einen Beitrag auf Weibo.
Mit der Förderung traditioneller Familienmodelle will Peking den sinkenden Geburtenraten entgegenwirken, die 2023 ein neues Rekordtief von rund neun Millionen Neugeborenen erreichten. Nach Prognosen der Vereinten Nationen könnte Chinas Bevölkerung bis zum Jahr 2100 von 1,4 Milliarden auf 800 Millionen schrumpfen.
Aber schon lange vorher wird die Überalterung die Sozialsysteme und das Wirtschaftswachstum an die Belastungsgrenze bringen. Deshalb fordert Staats- und Parteichef Xi Jinping die Beamten des Landes auf, “eine neue Art von Ehe- und Gebärkultur zu fördern”. In einigen Provinzen gibt es bereits offiziell geförderte Heiratsbörsen und Ehe-Vorbereitungskurse.
Die Ehe hat als Institution in China in den vergangenen Jahren stark gelitten. Nach einem Höchststand im Jahr 2013 ging die Rate der Eheschließungen bis 2022 kontinuierlich zurück. 2023 stieg sie zwar kurzzeitig zum ersten Mal in neun Jahren erneut an. Aber das war dem Ende von “Zero-Covid” geschuldet: Viele Menschen hatten ihre Hochzeitspläne während der Pandemiejahre aufgeschoben. Der allgemeine Trend bleibt rückläufig. Die Zahl der landesweit registrierten Eheschließungen lag im ersten Quartal bei knapp zwei Millionen, ein Rückgang um rund 170.000 Paare im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Als Ursache für den Rückgang macht die Regierung unter anderem ein unausgeglichenes Geschlechterverhältnis aus, das auf die Ein-Kind-Politik zurückgeht. Nach offiziellen Daten gibt es in China 17,52 Millionen mehr Männer im Alter zwischen 20 und 40 Jahren als Frauen. Auch heiraten die Chinesen immer später: Laut Volkszählungsdaten lag das Durchschnittsalter bei der ersten Eheschließung in China im Jahr 2010 bei knapp 26 Jahren für Männer und 24 Jahren für Frauen. Nur zehn Jahre später, 2020, lag es bei Männern etwa vier Jahre und bei Frauen knapp drei Jahre höher.
Ein Grund, den die Regierung weniger direkt adressieren will, ist der Wertewandel unter jungen Chinesen. Viele ziehen eine Heirat nicht mehr in Betracht, da sie vor allem die Nachteile sehen. Da sind zum einen die hohen Kosten einer Heirat. Paare geben nicht selten Millionen von Yuan aus, um die Verwandtschaft bei den Feierlichkeiten zu bewirten, die mit ihrer Opulenz in vielen Familien noch immer als Statussymbol gelten. Wer als Mann nicht schon vorher ein Haus, ein Auto und anderen Besitz angehäuft hat, gilt zudem oft als schwer zu vermitteln.
“Der Abwärtstrend bei den Eheschließungen in China wird jedoch vor allem von Frauen getragen, insbesondere von städtischen und gebildeten Frauen”, erklärt die Journalistin und Autorin Zhang Lijia gegenüber Table.Briefings. Sie hat in China Umfragen zu dem Thema vorgenommen und schreibt gerade ein Buch über die sich wandelnde Einstellung junger Chinesinnen zur Ehe. Aus ihren Recherchen gehe hervor, dass chinesische Frauen viel weniger an einer Heirat interessiert sind als Männer. Der Grund: “Frauen haben in einer Ehe potenziell viel mehr zu verlieren und viel weniger zu gewinnen”, sagt Zhang. Im Allgemeinen übernehmen sie mehr Aufgaben im Haushalt und bei der Kinderbetreuung. Und im Falle einer Scheidung werden sie oftmals benachteiligt.
Gerichte neigten dazu, Scheidungsanträge zu verschleppen. Entscheidungen fallen oft nicht zugunsten der Frauen aus, erklärt Xin He, ein Juraprofessor an der Universität Hongkong, der über die Benachteiligung von Frauen in Scheidungsfällen in China geschrieben hat. He stellte fest, dass die Gerichte aus politischem Interesse an der sozialen Stabilität oft einfache Wege wählen, um Scheidungsfälle zu regeln, was zu Verharmlosung häuslicher Gewalt und zum Verlust des Sorgerechts für die Kinder führen könne.
“Viele Frauen sehen die Ehe nicht mehr als notwendigen Schritt im Leben oder als wesentliche Voraussetzung für ein glückliches Leben”, sagt die Autorin Zhang. China müsse sich zuallererst um die Gleichstellung der Geschlechter bemühen, wenn sich etwas grundlegend ändern soll. “Im Allgemeinen sind Frauen in einer gleichberechtigten Gesellschaft eher bereit, Kinder zu bekommen”, glaubt sie. Dazu gehören für sie auch mehr direkte finanzielle Anreize: “In einigen Regionen bieten die lokalen Regierungen Paaren, die früh heiraten, bereits Bargeld an, aber der Betrag ist in der Regel zu gering”, sagt Zhang.
Sie plädiert für großzügigere Leistungen für Elternurlaub, flexible Arbeitszeiten, subventionierte Kinderbetreuung sowie für die Verbilligung von Wohnraum und Bildung. All das würde sich weit günstiger auf die sinkenden Geburtenraten auswirken als halbgare Maßnahmen wie die bloße Erleichterung der Eheschließung.
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In Hongkong hat ein Gericht den Betreiber der pro-demokratischen Nachrichtenplattform Stand News und die beiden ehemaligen Chefredakteure, Chung Pui-kuen und Patrick Lam wegen Volksverhetzung verurteilt. Chung und Lam waren im Dezember 2021 von der nationalen Sicherheitspolizei verhaftet worden, Stand News wurde geschlossen.
Das Urteil erfolgte auf Basis eines Gesetzes aus der Kolonialzeit, das “Sedition Ordinance”, das 1938 erlassen wurde. Jahrzehntelang kam es nicht zur Anwendung, wird seit 2020 aber gegen Regierungsgegner eingesetzt. In der schriftlichen Begründung des Urteils heißt es, die Publikation habe die “Autonomie Hongkongs unterstützt und vorangetrieben”. Die Plattform sei zudem zu einem Werkzeug geworden, um die Behörden der Zentralregierung in Peking und die Hongkonger Regierung zu “verleumden und zu diffamieren”. Chung und Lam drohen bis zu zwei Jahre Haft.
Nachdem Peking im Juni 2020 ein strenges Gesetz zur nationalen Sicherheit erlassen hat, gehen die Behörden hart gegen die Medien in Hongkong vor. Der Fall Stand News gilt als einer der bedeutendsten Fälle, ebenso wie der von Apple Daily, eine weitere pro-demokratische Zeitung Hongkongs, die 2021 schließen musste. Auf der Liste der Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen steht Hongkong inzwischen nur noch auf Platz 135, obwohl es lange Zeit als Vorreiter für die Pressefreiheit in Asien galt.
Stand News wurde 2014 mit dem Ziel gegründet, sich für den “Schutz der Grundwerte Hongkongs wie Demokratie, Menschenrechte, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Gerechtigkeit” einzusetzen. Anerkennung gewann das Portal insbesondere durch seine Live-Berichterstattung über die Proteste im Jahr 2019. Auch über die Gerichtsverfahren gegen Demonstranten berichtete die Redaktion konsequent. jul
Der Erfolg seiner aktuellen Smartphone-Generation beschert Huawei einen Umsatz- und Gewinnsprung. Der chinesische Technologiekonzern gab am Donnerstag für das erste Halbjahr 2024 ein Umsatzplus von gut 34 Prozent auf umgerechnet 53 Milliarden Euro bekannt. Beim Nettogewinn legte das Unternehmen um 18 Prozent zu, auf rund sieben Milliarden Euro.
Huawei macht keine Angaben zum Absatz einzelner Produktgruppen. Das Unternehmen teilte lediglich mit, dass sich die Konsumsparte, zu der neben Smartphones auch PCs und Fahrassistenz-Systeme gehören, stark entwickelt habe. Dem Research-Haus Canalys zufolge verkaufte Huawei im Berichtszeitraum in China 22,2 Millionen Handys, 55 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Vor rund einem Jahr hatte Huawei mit der Vorstellung des Smartphone-Topmodells “Mate 60 Pro+” für Furore gesorgt. Wegen der US-Beschränkungen für Technologie-Exporte in die Volksrepublik werden die Geräte von Computerchips aus chinesischer Produktion angetrieben. Diese sind Analysten zufolge westlichen Prozessoren technologisch ebenbürtig. Seither jagt Huawei vor allem dem iPhone-Anbieter Apple Marktanteile ab. rtr
Peking wird keine vorläufigen Zölle auf EU-Weinbrand erheben, obwohl es festgestellt habe, dass der in China unter den Marktpreisen verkauft wurde. Diese Bekanntmachung des chinesischen Handelsministeriums verschafft beiden Seiten im angespannten Handelskonflikt ein wenig Luft.
Das Handelsministerium hat der Erklärung zufolge festgestellt, dass europäische Brennereien auf dem chinesischen Markt Branntwein mit einer Dumpingspanne von 30,6 bis 39 Prozent verkauft und dadurch die einheimische Industrie geschädigt hätten. “Vorläufige Antidumping-Maßnahmen werden in diesem Fall vorerst nicht ergriffen”, erklärte das Ministerium. Es ließ aber die Möglichkeit offen, dass Peking in Zukunft tätig werden könnte.
Zuvor hatte das Ministerium erklärt, dass die Untersuchung voraussichtlich vor dem 5. Januar 2025 enden werde, aber “unter besonderen Umständen” verlängert werden könne. China hat die EU-Staaten aufgefordert, die von der Kommission vorgeschlagenen Zusatzzölle von bis zu 36,3 Prozent auf in China hergestellte E-Fahrzeuge in der Abstimmung im Oktober abzulehnen. Die Entscheidung über die Zölle auf Branntwein deuten Experten daher als mögliche Verhandlungstaktik.
Ein Sprecher der EU-Kommission sagte, die Entwicklung werde keinen Einfluss auf die Entscheidung über die E-Auto-Zölle haben und bezeichnete die beiden Untersuchungen als “getrennte Wege”. Die EU-Kommission verfolge die Untersuchung “sehr genau”; hieß es. Ihre detaillierte Bewertung zeige, dass die Ergebnisse der Untersuchung “fragwürdig” sei. rtr
Deng gilt in China nach wie vor als “Chefarchitekt der Reform und der Öffnung” und als Schlüsselfigur, die China auf den Weg des Wohlstands geführt hat. Doch die offiziellen Gedenkveranstaltungen zum 120. Jahrestag seiner Geburt am 22. August wird Xi Jinping nur zögernd abgenickt haben. Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2012 hat Xi die historischen Rolle Dengs auffällig heruntergespielt. Oft lässt er dessen Vermächtnis und das der Amtsinhaber zwischen Deng und sich selbst unerwähnt.
Einen derart wichtigen Gedenktag auszulassen, würde allerdings eindeutig zu weit gehen. Trotz seines offensichtlichen Strebens, einen wichtigeren Platz in der Geschichte einzunehmen als Deng, muss Xi hin und wieder sowohl Deng als auch Mao Zedong ehren, um die Legitimität des kommunistischen Regimes und damit auch seine eigene zu wahren.
Auch Deng tat etwas Ähnliches. Zwar wurde er zweimal von Mao Zedong abgesetzt. Als er 1980 von der italienischen Journalistin Oriana Fallaci interviewt wurde, verteidigte Deng jedoch die “Errungenschaften” Maos und bestand darauf, dass dessen Porträt, das seit 1949 am Tor des Himmlischen Friedens hängt, “für immer dort bleiben sollte”.
Deng verdient Anerkennung für seine Entscheidung, Maos endlose “proletarische Revolution” zu beenden und sich auf das Wirtschaftswachstum zu konzentrieren. Er wählte einen außenpolitisch eher sanften Ansatz, der ein günstiges Umfeld für ausländische Investitionen schuf und betrieb im Gegensatz zu Mao und Xi keinen Personenkult. Er sprach er mit einer bescheidenen und menschlichen Stimme, im krassen Gegensatz zu Xis aufgesetztem Stil. Und er stellte sicher, dass es bei den Machtkämpfem innerhalb der Kommunistischen Partei weniger brutal zuging.
Deng wiederholte immer wieder seine bekannten Parolen “Entwicklung ist der harte Grundsatz” und “Reich werden ist ruhmreich”. Zugleich ließ er nie ein unabhängiges Justizsystem zu, und alles, was mit Ideologie zu tun hatte, beließ er in der eisernen Hand der Kommunistischen Partei. So schuf Deng die chinesische Version des Konsumismus und hinterließ zugleich geistiges Ödland.
Die oft vernachlässigte Wahrheit ist: Hinter Dengs freundlichen Auftreten verbarg sich weiterhin ein skrupelloser Herrscher. Obwohl er versuchte, eine Amtszeitbegrenzung für Beamte einzuführen, blieb er selbst bis zu seinem Tod der oberste Herrscher. Auch setzte er zwei von ihm persönlich berufene Generalsekretäre ab, völlig zu Unrecht, weil sie nach seinen Ansichten zu liberal geworden waren.
Vor allem aber traf Deng die endgültige Entscheidung für das berüchtigte Tiananmen-Massaker im Jahr 1989. Der damalige Premier Li Peng wurde aufgrund seines stets unpopulären Images irrtümlich als “Schlächter von Tiananmen” bezeichnet. In Wirklichkeit war Li aber nur einer von mehreren Beteiligten, die darauf drängten. Der oberste Schlächter war Deng.
Deng ließ einige sogenannte politische Reformen zu, bei denen es sich eher um Verwaltungs- oder Organisationsreformen handelte, um die kommunistische Herrschaft effizienter und ein wenig menschlicher zu gestalten. Nach Tiananmen wurden politische Reformen zu einem Tabu. Mit dem Zusammenbruch der kommunistischen Regime in der Sowjetunion und in Osteuropa wuchs bei Deng und seinen Nachfolgern die Angst, dass in China etwas Ähnliches geschehen könnte. Folglich bauten sie die Macht der Partei weiter aus.
Die Kommunistische Partei arbeitet sehr hart daran, die Erinnerung an das Tiananmen-Massaker und Dengs verhängnisvolle Rolle darin zu verwischen. Zudem genießt er aufgrund des von ihm Ende der 1970er Jahre eingeleiteten Kurswechsels sowie seines Vorstoßes für eine weitere wirtschaftliche Öffnung Anfang der 1990er Jahre bei vielen Chinesen ein positives Ansehen. Insbesondere im Vergleich zu Xi, der in den Augen vieler Chinesen den von Deng eingeschlagenen Weg rückgängig gemacht hat.
Die Art und Weise, wie die Regierung Deng darstellt, ist keine Überraschung. Was jedoch ein wenig verwundert, ist die Tatsache, dass sich auch einige westliche Gelehrte dafür entschieden haben, seine Untaten zu verharmlosen. In einer kolossalen Biografie mit dem Titel “Deng Xiaoping und die Transformation Chinas” stellt der Harvard-Professor Ezra Vogel ihn als Retter der Nation dar und gibt sich alle Mühe, seine Taten im Jahr 1989 zu rechtfertigen.
Es bleibt mir ein Rätsel, warum sich viele im Westen so leicht von der kommunistischen Führung Chinas täuschen ließen. Von den 1930er bis in die 1970er Jahre hielt sich unter westlichen Journalisten und Intellektuellen der Mythos, Mao sei ein legitimer Staatsmann. Als 1972 die ersten westlichen Spitzenpolitiker mit chinesischen Führern zusammentrafen, äußerten sich sowohl Richard Nixon als auch Henry Kissinger wohlwollend über Mao und insbesondere über den damaligen Premier Zhou Enlai (1898-1976), der äußerlich sanftmütig und charismatisch wirkte, in Wirklichkeit aber ein heuchlerisches, brutales Chamäleon war.
Die späteren Premiers Zhu Rongji (im Amt von 1998 bis 2003) und Wen Jiabao (im Amt von 2003 bis 2013) ernteten die Bewunderung mancher Beobachter. Der kompetente, scharfzüngige Zhu galt als Wirtschaftszar und war führend an den Verhandlungen über Chinas Mitgliedschaft in der Welthandelsorganisation beteiligt. Auch wenn die New York Times den ansonsten so sympathischen Wen wegen des von seiner Familie angehäuften Vermögens unglücklicherweise als Beispiel für Korruption auf höchster Ebene ausmachte, war er doch unter seinesgleichen der Einzige, der sich offen für politische Reformen einsetzte.
Keiner von ihnen war dafür bekannt, etwas Bedeutsames unternommen zu haben, um politische Reformen anzustoßen. Am Ende gibt es unter Chinas Politikern mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Und das, was sie alle getan haben, zählt: Sie alle haben das Regime geschützt und aufrechterhalten.
Thomas Ingenlath verlässt seine Position als CEO von Polestar, das er seit 2017 mit aufgebaut hat. Der ehemalige Opel-Chef Michael Lohscheller übernimmt den Posten ab dem 1. Oktober. Polestar kämpft mit schwächelnden Verkäufen und hohen Verlusten. Der Absatz wurde auch durch den verzögerten Start des Polestar 3 ausgebremst.
Sharleen Ziling Huang ist seit August China Market Lead bei der Agentur Pulse Advertising in Hamburg, die sich auf Influencer-Marketing spezialisiert hat. Die Firma hat kürzlich angekündigt, ein neues Büro in Shanghai zu eröffnen.
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Am Donnerstag ist es in Fuyang im Osten Chinas wieder sehr, sehr heiß geworden; selbst in der Nacht sanken die Temperaturen gerade einmal auf 30 Grad. Diese drei älteren Herren suchen im Schatten eines Parks an der Lindai Road Abkühlung – unter Zuhilfenahme ihrer Fächer. Etwa zeitgleich veröffentlichte die Nationale Gesundheitskommission der Volksrepublik die Information, dass die durchschnittliche Lebenserwartung in China nun 78,6 Jahre erreicht hat. In Deutschland liegt sie für Männer derzeit bei 78,2, für Frauen bei 83 Jahren.