Table.Briefing: China

VDA-Chefin Hildegard Müller im Interview + Ericsson müht sich ab

  • VDA-Chefin: “Wir dürfen China nicht isolieren”
  • Ericsson an den Rand gedrängt
  • BMWs Joint Venture-Partner in Finanzskandal verwickelt
  • China zahlt künftig Gas in Rubel und Yuan
  • Kundendaten müssen im Land bleiben
  • Tools: Arbeitsvisa wieder leichter erhältlich
  • Personalien: Uwe Pichler-Necek ist neuer Managing Director von Porsche in China
Liebe Leserin, lieber Leser,

die Autobranche befindet sich in einem der größten Umbrüche ihrer Geschichte. Das Verbrenner-Aus im Jahr 2035 ist so gut wie sicher. Dabei hängt noch immer etwa die Hälfte der Arbeitsplätze in der deutschen Autoindustrie am Verbrennungsmotor. Die Angst, in dieser kritischen Zeit auf den chinesischen Markt verzichten zu müssen, wächst – auch angesichts geopolitischer Spannungen zwischen dem Westen und China. Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), sieht Handlungsbedarf. “Wir brauchen eine integrierte China-Strategie”, sagt sie im Gespräch mit Table.Media. 

Europa müsse sich diversifizieren, resilienter werden, betont die VDA-Chefin mit Nachdruck. Isolieren dürfe man China bei aller gebotenen Vorsicht jedoch nicht. “Einfach raus aus China – das ist nicht die Lösung.” Denn eines dürfe man ebenfalls nicht vergessen: Auch China habe noch immer großes Interesse an unserem Engagement.

Auf dieses Interesse hofft auch Ericsson. Obwohl es der schwedische Kommunikationsausrüster in China nicht leicht hat, will der Konzern trotzdem im Reich der Mitte bleiben. Denn trotz aller Hürden, die die chinesischen Behörden in den Weg legen – der chinesische Markt ist schon jetzt deutlich größer als der heimische, analysiert Frank Sieren. Ericsson könne es sich gar nicht leisten, den chinesischen Markt aufzugeben. Das Grundproblem für viele global agierende Unternehmen.

Ihr
Felix Lee
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Interview

“Einfach raus aus China ist keine Lösung”

Hildegard Müller ist Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) - sie sieht in der Abkehr von Deutschlands Automobilindustrie von China keine Lösung.
Hildegard Müller ist Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA)

Das Verbrenner-Aus im Jahr 2035 ist so gut wie sicher. BMW, Mercedes und VW sind vorbereitet, schon Ende des Jahrzehnts überwiegend batterieelektrisch zu fahren. Sind es also eher Phantomschmerzen, wenn die Branche stöhnt?

Es ist zur früh für eine abschließende Bewertung. Schließlich steht der Trilog (Verhandlungen innerhalb der EU-Institutionen, Anm. d. Red.) noch aus. Ich warne allerdings ausdrücklich davor, im EU-Gesetzgebungsverfahren das Ambitionsniveau noch weiter in die Höhe zu treiben. Vielmehr gilt es, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die ambitionierten Ziele auch erreicht werden können und die Menschen bei der Transformation mitgenommen werden.

Gleichzeitig steht fest: Die Branche wird es schaffen, auf den relevanten Märkten das E-Auto anzubieten. Die Automobilindustrie hat die Herausforderung der Transformation angenommen. Sie investiert dafür rund 220 Milliarden Euro bis 2026 in Forschung und Entwicklung, vor allem in die Elektromobilität. Dazu kommen bis 2030 noch mindestens 100 Milliarden Euro für den Umbau von Werken. Der Autoindustrie kann also niemand vorwerfen, dass es an uns scheitert. Wir wollen den Hochlauf und treiben die Transformation.

Die Hersteller sind heute in doppelter Weise abhängig von China. BMW, Mercedes und VW brauchen China existenziell als Absatzmarkt wie auch als Lieferant. Hat sich die Industrie zu sehr abhängig gemacht von China?

Die Frage des Verhältnisses zu China geht weit über die Autoindustrie hinaus. Insgesamt beobachten wir auf der Welt fundamentale Veränderungen: Bislang hat die Ökonomie politische Veränderungen begleitet, unterstützt und stabilisiert. Die Tatsache, dass man wirtschaftlich im Gespräch war, hat auch politische Tatsachen geschaffen. Jetzt erleben wir, dass Geoökonomie von einigen als politische Strategie eingesetzt wird. Das ist eine Veränderung, über deren Folgen wir uns in Europa gerade erst bewusst werden.

Was folgt daraus?

Die Antwort kann und darf keine Abkehr von der Globalisierung sein. Der Angriffskrieg von Putin heißt im Gegenteil, dass wir mit noch mehr Ländern reden und zusammenarbeiten müssen. Wir müssen dabei natürlich stärker diversifizieren und Abhängigkeiten reduzieren. Ich werde nicht müde, zu wiederholen: Wir brauchen mehr Rohstoff-, mehr Energie und mehr Handelsabkommen. Es geht nicht, 15 Jahre lang mit Kanada über CETA zu verhandeln und wenn alles fertig ist, noch einmal nachverhandeln zu wollen. Wir brauchen eine Offensive für mehr rechtssichere Abkommen. Andere Staaten sind sehr aktiv, wenn es darum geht, sich Zugänge zu Rohstoffen und zu Energie zu sichern. Wir sind zu oft nicht dabei, sind viel zu langsam und verschlechtern damit zunehmend die Wettbewerbsbedingungen für Europa und damit auch für unsere Industrie. Es geht um den Wohlstand Europas in der Zukunft.

Und was ist mit dem unternehmerischen Engagement?

Die Unternehmen tun alles dafür, sich stärker zu diversifizieren und resilienter zu werden. Sie sind dabei, für Rohstoffe und Vorprodukte alternative Lieferanten zu finden, wo immer das möglich ist und Verträge zu schließen. Handelsabkommen geben den Rahmen, in denen diese Verträge rechtssicher geschlossen werden können. Die andere Frage sind die Absatzmärkte. Natürlich ist China dabei für unsere Branche sehr wichtig. Die Erträge, die wir auch dort machen, spielen die Gewinne ein, mit denen die Transformation bezahlt wird. Auch China hat im Übrigen Interesse an unserem Engagement.

Was heißt das?

Ich wünsche mir eine bessere Begleitung durch die Politik. Wir brauchen eine integrierte China-Strategie. Hier sehe ich aber sehr viel Stillstand, sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene. Einfach raus aus China – das ist nicht die Lösung. Dafür ist das Land und seine wirtschaftliche Bedeutung zu groß. Wir können China nicht isolieren. Das wäre naiv – und sowohl politisch als auch wirtschaftlich fatal.

Mercedes hat gerade die verschärfte Luxusstrategie verkündet. Das ist ja noch einmal eine verstärkte Ausrichtung auf den chinesischen Markt. Wo sehen Sie Bestrebungen, unabhängiger vom Absatzmarkt China zu werden?

Ich äußere mich zu Strategien einzelner Unternehmen grundsätzlich nicht. Natürlich ist es geboten, zum Beispiel Indien oder zum Beispiel den Asien-Pazifikraum als Absatzmarkt besser zu erschließen. Das geht aber nicht über Nacht.

Die Chipkrise hat die Hersteller viel Geschäft gekostet. Ist es sinnvoller, die Chips hier teurer selbst zu produzieren, statt sie mit Risiko aus Asien zu importieren?

Bei Chips haben wir kein System, das allein von den Gesetzen des Marktes dominiert wird. Vielmehr haben einige Staaten aktive Industriepolitik betrieben und mit viel Subventionen dafür gesorgt, dass Fabriken angesiedelt wurden. Europa hat das lange abgelehnt. Langsam wacht man auf. Es wird höchste Zeit, die EU-Wettbewerbsregeln an die sich verändernden geostrategischen Bedingungen anzupassen. Hier wird schnell als unerlaubte Beihilfe gesehen, was Europa weltweit stärken könnte.

Was heißt das denn?

Die EU hat ja eine Kurskorrektur vorgenommen und zahlreiche IPCEIs (Important Projects of Common European Interest, d. Red.) auch zur Chipproduktion aufgelegt. Dieser Weg ist in diesem Fall richtig: Die Produktion in Europa halte ich für wichtig, um die Industrie resilienter zu machen. 

Rechnen Sie mit dem Einbrechen der Absatzzahlen deutscher Hersteller in China durch die Null-Covid-Strategie?

Nein. Unsere neue Prognose für den chinesischen Markt geht aktuell von einem Plus von neun Prozent aus. Es kämen dann rund 23 Millionen Pkw auf den chinesischen Markt. Offensichtlich wird die Nachfrage nach Autos in China auch dadurch stimuliert, dass das Land die Steuern auf den Kauf zum Teil gesenkt hat. Wir müssen zudem abwarten, ob sich die Lage bei den Lieferketten entspannt. Davon ist abhängig, ob die Hersteller an den europäischen Standorten die Produktionszahlen wieder hochfahren können.  

Hildegard Müller war von 2002 bis 2008 für die CDU Mitglied des Deutschen Bundestages. Von 2005 bis 2008 war sie Staatsministerin im Bundeskanzleramt und Beauftragte für die Bund-Länder-Koordination in der Regierung von Angela Merkel. Seit Februar 2020 ist die 55-Jährige Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie. 

  • Autoindustrie
  • Chips

Analyse

Ericsson setzt weiter auf China

Seit dem Ausschluss Huaweis aus dem schwedischen 5G-Netz hat es Ericsson in China nicht mehr leicht.
Seit dem Ausschluss Huaweis aus dem schwedischen 5G-Netz hat es Ericsson in China nicht mehr leicht.

Ericsson hält am chinesischen Markt fest. Der schwedische Kommunikationsausrüster möchte noch umfassender am Bau chinesischer 5G-Netze beteiligt werden. Das erklärte Fang Ying, Präsident von Ericssons China-Geschäft, bei einer Pressekonferenz Mitte August. Vor allem im Bereich privater 5G-Netze seien die Wachstumschancen vielversprechend. Ericsson will vor allem chinesische Unternehmen mit 5G-Mobilfunklösungen unterstützen, heißt es. Das wird nicht einfach. Denn Schweden hatte sich im Oktober 2020 aus “Sicherheitsgründen” dem US-Boykott gegen den chinesischen Netzwerkausrüster und Handyhersteller Huawei angeschlossen.

Schwedens Regulierungsbehörde hatte allen 5G-Teilnehmern vorgeschrieben, bis zum Jahr 2025 Ausrüstung von Huawei und ZTE aus ihrem bestehenden Netzwerk auszubauen. Huawei hat dagegen geklagt und vergangenen Juni die Klage verloren. Nun hat Ericsson wiederum Schwierigkeiten, im größten und weiterhin am schnellsten wachsenden 5G-Markt der Welt Aufträge zu erhalten.

In den vergangenen drei Jahren hat China ein hohes Tempo beim Aufbau von Basisstationen an den Tag gelegt. Im November stellte das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologie einen Plan vor, nachdem die Zahl der 5G-Basisstationen im Land bis Ende 2025 auf 3,64 Millionen Stück erhöht werden soll. Das hieße, auf 10.000 Menschen kämen dann 26 Basisstationen. 2020 kamen nur fünf auf 10.000 Menschen. Insgesamt hat China nach Angaben des Ministeriums derzeit bereits mehr als 1,6 Millionen 5G-Basisstationen installiert. Doch in diesem Markt teilzuhaben, ist für Ericsson schwierig.

Schon Mitte 2021 warnte das Unternehmen vor dem Risiko von “Kollateralschäden aufgrund der schwierigen chinesisch-schwedischen Beziehungen.” Das Chinageschäft macht zwar nur acht Prozent des Geschäftes von Ericsson aus. Doch dieser Anteil sollte eigentlich stark zunehmen, da China der größte Wachstumsmarkt ist. Stattdessen hat der Einbruch im chinesischen Markt Ericssons Wachstum 2021 halbiert. Statt acht Prozent ist das Unternehmen nur um vier Prozent gewachsen. Die Umsätze von 27 Milliarden kommen an die besten Jahre mit bis zu 35 Milliarden US-Dollar (2011) nicht heran. Den Umsatzrückgang in China bezifferte Ericsson im Gesamtjahr auf eine Milliarde US-Dollar.

Kostenstruktur anpassen

Kurz darauf erklärte das Unternehmen, eines seiner fünf Forschungszentren in Nanjing zu schließen. Die Niederlassung war bereits im Jahr 2001 eröffnet worden. “Als Folge der Umsatzeinbußen in China müssen wir unsere Vertriebs- und Lieferorganisation in China verkleinern, was im vierten Quartal beginnen wird”, erklärte Borge Eckholm, Ericssons Präsident und Chief Executive, während einer Präsentation der Geschäftsergebnisse. “Kurzfristig müssen wir die Kostenstruktur so weit wie möglich anpassen.”

Bei Ericsson ist man nicht glücklich über die Entscheidung aus Stockholm, Huawei beim 5G-Ausbau in Schweden auszuschließen. Denn der chinesische Markt ist schon jetzt deutlich größer als der schwedische. Deshalb kann sich Eckholm auch nicht leisten, den chinesischen Markt aufzugeben. Im Mai hatte Ericsson im Rahmen einer Umstrukturierung eine neue Abteilung mit dem Namen Business Area Enterprise Wireless Solutions gegründet. Fang nannte jedoch noch keinen konkreten Zeitplan, wann die neuen 5G-Mobilfunklösungen von Ericsson in China verfügbar sein werden. Der Plan befinde sich noch in einer “Sondierungsphase”.

Besonders in den Bereichen Mobile Core Networks (MCN) und Multi-Access Edge Computing (MEC) hat China seit zwei Jahren enormen Bedarf. Der chinesische MCN-Markt erzielte im 2. Quartal 2022 eine zweistellige prozentuale Wachstumsrate. Zu den fünf weltweit führenden 5G-MCN-Anbietern im zweiten Quartal 2022 gehören Huawei, Ericsson, ZTE, Nokia und NEC. Doch auch in diesem Bereich ist Huawei Marktführer und das chinesische Unternehmen ZTE den Schweden dicht auf den Fersen.

Ericsson: Spielraum bleibt erhalten

Gleichzeitig jedoch haben China Unicom und China Telecom die Beteiligung Ericssons an ihren 5G-Netzwerkprojekten reduziert. Auch China Mobile hatte Ericsson im vergangenen Jahr mit nur zwei Prozent am Aufbau seines 5G-Netze beteiligt, verglichen mit einem Anteil von elf Prozent im Jahr 2020. Der Großteil des Auftrags im Volumen von 7,5 Milliarden Yuan (1,16 Milliarden US-Dollar) ging an die chinesischen Konzerne Huawei und ZTE.

Immerhin läuft es in anderen Teilen der Welt gut für Ericsson. Laut einer Studie von Trendforce wird Ericsson seinen globalen Marktanteil bei Basisstationen 2022 auf 24 Prozent steigern, verglichen mit 23,5 Prozent im Jahr 2021. Erst diesen Monat hat Bharti Airtel, Indiens führender Anbieter von Kommunikationslösungen, bekannt gegeben, seinen ersten 5G-Vertrag im Land an Ericsson zu vergeben. Das ist nur ein schwacher Trost im Vergleich zu dem, was in China geschäftlich verloren ging. Besonders bitter für Ericsson wird 6G in China. Bei Ericsson geht man davon aus, dass schon 2027 die globalen Standards in der neuen Technologie gesetzt werden könnten. In China dann ohne Ericsson.

  • 5G
  • Geopolitik
  • Handel
  • Huawei
  • Smartphone
  • Technologie

News

Finanzskandal bei BMW-Partner

Der BMW-Partner Brilliance China Automotive soll 1,2 Milliarden US-Dollar durch illegale Transaktionen unter Beteiligung des Mutterkonzerns veruntreut haben, wie das Wirtschaftsportal Caixin berichtet. Im Zeitraum zwischen 2019 und 2021 sollen demnach insgesamt 52,6 Milliarden Yuan (7,5 Milliarden US-Dollar) an Zahlungen für illegale Garantien und Finanzierungen von Brilliance China Automotive an den Mutterkonzern Huachen Automotive Group Holdings geflossen sein. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Wirtschaftsprüfungsunternehmens RSM Corporate Advisory, die von Brilliance China Automotive in Auftrag gegeben wurde.

Die Manager von Huachen sollen die Verantwortlichen bei Brilliance China Automotive bei den Geldflüssen nicht vorher kontaktiert haben. Dem Joint-Venture Partner von BMW sind dabei finanzielle Schäden entstanden. Brilliance China Automotive musste den Banken teilweise Schulden zurückzahlen, die der Mutterkonzern nicht zurückzahlen konnte, wie die Untersuchung zeigt.

Laut Caixin gab es zudem Darlehen von Tochtergesellschaften von Brilliance China Automotive an den Mutterkonzern in Höhe von 40 Milliarden Yuan (5,7 Milliarden US-Dollar), die weder den Aktionären zur Genehmigung vorgelegt, noch der Öffentlichkeit offengelegt wurden. Dadurch erlitt Brilliance China Automotive einen Verlust in Höhe von rund 2,35 Milliarden Yuan (340 Millionen US-Dollar). BMW hatte im Februar seinen Anteil am Joint Venture Brilliance China Automotive auf 75 Prozent erhöht. Das Münchener Unternehmen teilte auf Anfrage von China.Table mit, die “BMW Group und die Brilliance Group sind getrennte und unabhängige Unternehmen”. Man könne sich deswegen “zu den Aktivitäten der Brilliance Group” nicht äußern. nib

  • Autoindustrie
  • BMW
  • Finanzen

Peking plant Gazprom-Zahlungen in Yuan und Rubel

Statt wie bisher in US-Dollar, plant China seine Zahlungen an den russischen Gaskonzern Gazprom künftig mit chinesischen Yuan und Rubel abzuwickeln. Das kündigte Gazprom am Dienstag an, nachdem eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet wurde. Der CEO von Gazprom, Alexei Miller, sagte laut Reuters, die Zulassung von Zahlungen in russischen Rubel und chinesischen Yuan sei sowohl für Gazprom als auch für Pekings staatliche China National Petroleum Corporation “von beiderseitigem Vorteil”. Über die Details, beispielsweise wann die Zahlungen umgestellt werden, sprach Gazprom nicht.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte im März aufgrund der westlichen Sanktionen als Reaktion auf Russlands Angriffskrieg in der Ukraine, angewiesen, dass “unfreundliche Staaten” ihr Gas künftig nur noch in Rubel bezahlen könnten. China pflegt weiterhin enge Beziehungen zu Russland. Noch kurz vor der Invasion in der Ukraine hatten Xi und Putin eine Verlängerung der Gaslieferungen aus Russland unterzeichnet (China.Table berichtete). niw

  • Geopolitik
  • Handel
  • Rohstoffe
  • Russland
  • Wladimir Putin

Neues Datentransfer-Gesetz in Kraft

Am vergangenen Donnerstag ist Chinas neues Datentransfergesetz in Kraft getreten. Das hat die zuständige Cyberspace Administration of China (CAC) auf ihrer Webseite bekannt gegeben. Aller Voraussicht wird das Gesetz zum grenzüberschreitenden Datentransfer dazu führen, dass ausländische Unternehmen ihre Daten vermehrt in China speichern. Bislang verlangen die Behörden der CAC von allen betroffenen Unternehmen, dass sie eine Reihe von Unterlagen ausfüllen und der Internet-Aufsichtsbehörde des Landes zur Überprüfung vorlegen, wie die South China Morning Post berichtet.

Zu den von der CAC geforderten Dokumenten gehört ein Selbstbewertungsbericht, der detaillierte Informationen über das Unternehmen, das Daten exportieren möchte, den Empfänger im Ausland und den Umgang mit den Daten enthält. Sobald die Dokumentation abgeschlossen ist, führt die Internetregulierungsbehörde eine Sicherheitsüberprüfung durch, die bis zu 45 Arbeitstage dauern kann.

Zuletzt hatten sich einige internationale Apps und Online-Dienste aus dem chinesischen Markt zurückgezogen. Grund war vor allem die Sorge um Chinas neue Digitalstrategie und die damit verbundenen finanziellen und bürokratischen Herausforderungen (China.Table berichtete). Für viele kleine und mittelständische Unternehmen lohnt sich der Mehraufwand demnach nicht mehr. niw

  • Apps
  • Daten
  • Datenschutz
  • Technologie

Tools

Befreiung vom PU-Letter-Zwang für das Arbeitsvisum

Von Guilia Interesse, Dezan Shira

Einige ausländische Reisende müssen ab sofort keinen PU-Letter mehr beantragen, wie das Shanghai Foreign Affairs Office uns bestätigt hat. Sie können auch ohne das Einladungsschreiben bei den zuständigen Behörden im Ausland ein Arbeitsvisum/Z-Visum beantragen. Dafür ist nur noch ihr “Notification Letter of Foreigner’s Work Permit” nötig. Folgende Gruppen kommen in den Genuss der Erleichterung:

  • Ausländer mit Arbeitserlaubnis sowie
  • Ausländische Familienangehörige, deren Ehepartner die Genehmigung erhalten hat, in China zu arbeiten (einschließlich derjenigen, die sich bereits im Land befinden), sowie deren Kinder unter 18 Jahren.

Wir gehen davon aus, dass die Änderungen nicht nur für Shanghai gelten, sondern bald auch auf andere Provinzen ausgedehnt werden.

Im Folgenden finden Sie einige Hinweise aus der oben genannten Bekanntmachung, die als allgemeine Referenz dienen sollen, bis die offizielle Auslegung bekannt gegeben wird:

  • Der Antrag für ein Arbeits-/Z-Visum, das Visum für private Angelegenheiten/S-Visum und das Visum für Familienzusammenführung/Q-Visum sind von der Vorlage eines PU-Einladungsschreibens befreit.
  • Ausländische Reisende, die aus anderen Gründen nach China kommen, wie zum Beispiel Geschäfts-/M-Visum, Austauschbesuch/F-Visum, müssen weiterhin ein PU-Einladungsschreiben beantragen.
  • Derzeit gibt es keine Neuigkeiten über die Öffnung von Visumanträgen für Visumarten wie Tourismus oder Studium.
  • Da diese Entwicklungen noch nicht offiziell bekannt gegeben wurden, empfehlen wir Ihnen, sich bei Ihrer Botschaft oder Ihrem Konsulat vor Ort zu erkundigen, ob Sie von dieser Aktualisierung betroffen sind. Das gilt insbesondere für diejenigen, deren Arbeitserlaubnis noch gültig ist, während die Aufenthaltserlaubnis bereits abgelaufen ist.

Was ist ein PU-Letter?

Der PU-Letter für China (auch als Einladungsschreiben bekannt) ist ein von der Regierung ausgestelltes Dokument, das Ausländer erhalten müssen, bevor sie verschiedene Arten von Visa beantragen können. Der PU-Letter wird von der Provinzbehörde für auswärtige Angelegenheiten ausgestellt, in der das chinesische Unternehmen ansässig ist, das den Antragsteller einlädt. Es liegt in der Verantwortung des Unternehmens selbst, den Brief über die jeweilige lokale Regierungsverwaltung zu beantragen.

PU-Letter wurden während des Ausbruchs der Epidemie eingeführt, um strengere Grenzbeschränkungen zu ermöglichen. Es ist seitdem nicht das erste Mal, dass der Zwang zum PU-Brief für bestimmte Gruppen von Reisenden wieder aufgehoben wurde. Die chinesische Regierung hat bereits angekündigt, dass in einigen Fällen auf ein Einladungsschreiben für Personen verzichtet wird, die mit chinesischen Covid-19-Impfstoffen geimpft wurden. Ausländische Antragsteller mussten jedoch nach wie vor individuell geprüft werden, da die offiziellen Voraussetzungen für die Zulassung lediglich als “wesentliche Geschäftstätigkeit in zahlreichen Branchen” eingestuft worden waren, was eine weit gefasste Definition darstellt.

Dieser Artikel ist zuerst im Asia Briefing erschienen, das von Dezan Shira Associates herausgegeben wird. Das Unternehmen berät internationale Investoren in Asien und unterhält Büros in China, Hongkong, Indonesien, Singapur, Russland und Vietnam.

  • Markt

Personalien

Uwe Pichler-Necek ist seit Juli Managing Director von Porsche Engineering in China. Porsche Engineering hatte erst Ende August seine Präsenz in Beijing mit einem neuen R&D Zentrum im Bezirk Chaoyang erweitert. Pichler-Necek war bereits im April zu Porsche Engineering in Shanghai dazugestossen, um den bisherigen Managing Director Kurt Schwaiger abzulösen. Schwaiger geht nach sechs Jahren China-Aufenthalt in Rente.

Rebecca Huebler wechselt von der Unternehmensberatung BCG zu Sixt in München. Dort übernimmt sie die Rolle als Executive Director OEM Partnerships China.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unserer Personal-Rubrik an heads@table.media!

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    • Kundendaten müssen im Land bleiben
    • Tools: Arbeitsvisa wieder leichter erhältlich
    • Personalien: Uwe Pichler-Necek ist neuer Managing Director von Porsche in China
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    die Autobranche befindet sich in einem der größten Umbrüche ihrer Geschichte. Das Verbrenner-Aus im Jahr 2035 ist so gut wie sicher. Dabei hängt noch immer etwa die Hälfte der Arbeitsplätze in der deutschen Autoindustrie am Verbrennungsmotor. Die Angst, in dieser kritischen Zeit auf den chinesischen Markt verzichten zu müssen, wächst – auch angesichts geopolitischer Spannungen zwischen dem Westen und China. Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), sieht Handlungsbedarf. “Wir brauchen eine integrierte China-Strategie”, sagt sie im Gespräch mit Table.Media. 

    Europa müsse sich diversifizieren, resilienter werden, betont die VDA-Chefin mit Nachdruck. Isolieren dürfe man China bei aller gebotenen Vorsicht jedoch nicht. “Einfach raus aus China – das ist nicht die Lösung.” Denn eines dürfe man ebenfalls nicht vergessen: Auch China habe noch immer großes Interesse an unserem Engagement.

    Auf dieses Interesse hofft auch Ericsson. Obwohl es der schwedische Kommunikationsausrüster in China nicht leicht hat, will der Konzern trotzdem im Reich der Mitte bleiben. Denn trotz aller Hürden, die die chinesischen Behörden in den Weg legen – der chinesische Markt ist schon jetzt deutlich größer als der heimische, analysiert Frank Sieren. Ericsson könne es sich gar nicht leisten, den chinesischen Markt aufzugeben. Das Grundproblem für viele global agierende Unternehmen.

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    Felix Lee
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    Interview

    “Einfach raus aus China ist keine Lösung”

    Hildegard Müller ist Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) - sie sieht in der Abkehr von Deutschlands Automobilindustrie von China keine Lösung.
    Hildegard Müller ist Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA)

    Das Verbrenner-Aus im Jahr 2035 ist so gut wie sicher. BMW, Mercedes und VW sind vorbereitet, schon Ende des Jahrzehnts überwiegend batterieelektrisch zu fahren. Sind es also eher Phantomschmerzen, wenn die Branche stöhnt?

    Es ist zur früh für eine abschließende Bewertung. Schließlich steht der Trilog (Verhandlungen innerhalb der EU-Institutionen, Anm. d. Red.) noch aus. Ich warne allerdings ausdrücklich davor, im EU-Gesetzgebungsverfahren das Ambitionsniveau noch weiter in die Höhe zu treiben. Vielmehr gilt es, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die ambitionierten Ziele auch erreicht werden können und die Menschen bei der Transformation mitgenommen werden.

    Gleichzeitig steht fest: Die Branche wird es schaffen, auf den relevanten Märkten das E-Auto anzubieten. Die Automobilindustrie hat die Herausforderung der Transformation angenommen. Sie investiert dafür rund 220 Milliarden Euro bis 2026 in Forschung und Entwicklung, vor allem in die Elektromobilität. Dazu kommen bis 2030 noch mindestens 100 Milliarden Euro für den Umbau von Werken. Der Autoindustrie kann also niemand vorwerfen, dass es an uns scheitert. Wir wollen den Hochlauf und treiben die Transformation.

    Die Hersteller sind heute in doppelter Weise abhängig von China. BMW, Mercedes und VW brauchen China existenziell als Absatzmarkt wie auch als Lieferant. Hat sich die Industrie zu sehr abhängig gemacht von China?

    Die Frage des Verhältnisses zu China geht weit über die Autoindustrie hinaus. Insgesamt beobachten wir auf der Welt fundamentale Veränderungen: Bislang hat die Ökonomie politische Veränderungen begleitet, unterstützt und stabilisiert. Die Tatsache, dass man wirtschaftlich im Gespräch war, hat auch politische Tatsachen geschaffen. Jetzt erleben wir, dass Geoökonomie von einigen als politische Strategie eingesetzt wird. Das ist eine Veränderung, über deren Folgen wir uns in Europa gerade erst bewusst werden.

    Was folgt daraus?

    Die Antwort kann und darf keine Abkehr von der Globalisierung sein. Der Angriffskrieg von Putin heißt im Gegenteil, dass wir mit noch mehr Ländern reden und zusammenarbeiten müssen. Wir müssen dabei natürlich stärker diversifizieren und Abhängigkeiten reduzieren. Ich werde nicht müde, zu wiederholen: Wir brauchen mehr Rohstoff-, mehr Energie und mehr Handelsabkommen. Es geht nicht, 15 Jahre lang mit Kanada über CETA zu verhandeln und wenn alles fertig ist, noch einmal nachverhandeln zu wollen. Wir brauchen eine Offensive für mehr rechtssichere Abkommen. Andere Staaten sind sehr aktiv, wenn es darum geht, sich Zugänge zu Rohstoffen und zu Energie zu sichern. Wir sind zu oft nicht dabei, sind viel zu langsam und verschlechtern damit zunehmend die Wettbewerbsbedingungen für Europa und damit auch für unsere Industrie. Es geht um den Wohlstand Europas in der Zukunft.

    Und was ist mit dem unternehmerischen Engagement?

    Die Unternehmen tun alles dafür, sich stärker zu diversifizieren und resilienter zu werden. Sie sind dabei, für Rohstoffe und Vorprodukte alternative Lieferanten zu finden, wo immer das möglich ist und Verträge zu schließen. Handelsabkommen geben den Rahmen, in denen diese Verträge rechtssicher geschlossen werden können. Die andere Frage sind die Absatzmärkte. Natürlich ist China dabei für unsere Branche sehr wichtig. Die Erträge, die wir auch dort machen, spielen die Gewinne ein, mit denen die Transformation bezahlt wird. Auch China hat im Übrigen Interesse an unserem Engagement.

    Was heißt das?

    Ich wünsche mir eine bessere Begleitung durch die Politik. Wir brauchen eine integrierte China-Strategie. Hier sehe ich aber sehr viel Stillstand, sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene. Einfach raus aus China – das ist nicht die Lösung. Dafür ist das Land und seine wirtschaftliche Bedeutung zu groß. Wir können China nicht isolieren. Das wäre naiv – und sowohl politisch als auch wirtschaftlich fatal.

    Mercedes hat gerade die verschärfte Luxusstrategie verkündet. Das ist ja noch einmal eine verstärkte Ausrichtung auf den chinesischen Markt. Wo sehen Sie Bestrebungen, unabhängiger vom Absatzmarkt China zu werden?

    Ich äußere mich zu Strategien einzelner Unternehmen grundsätzlich nicht. Natürlich ist es geboten, zum Beispiel Indien oder zum Beispiel den Asien-Pazifikraum als Absatzmarkt besser zu erschließen. Das geht aber nicht über Nacht.

    Die Chipkrise hat die Hersteller viel Geschäft gekostet. Ist es sinnvoller, die Chips hier teurer selbst zu produzieren, statt sie mit Risiko aus Asien zu importieren?

    Bei Chips haben wir kein System, das allein von den Gesetzen des Marktes dominiert wird. Vielmehr haben einige Staaten aktive Industriepolitik betrieben und mit viel Subventionen dafür gesorgt, dass Fabriken angesiedelt wurden. Europa hat das lange abgelehnt. Langsam wacht man auf. Es wird höchste Zeit, die EU-Wettbewerbsregeln an die sich verändernden geostrategischen Bedingungen anzupassen. Hier wird schnell als unerlaubte Beihilfe gesehen, was Europa weltweit stärken könnte.

    Was heißt das denn?

    Die EU hat ja eine Kurskorrektur vorgenommen und zahlreiche IPCEIs (Important Projects of Common European Interest, d. Red.) auch zur Chipproduktion aufgelegt. Dieser Weg ist in diesem Fall richtig: Die Produktion in Europa halte ich für wichtig, um die Industrie resilienter zu machen. 

    Rechnen Sie mit dem Einbrechen der Absatzzahlen deutscher Hersteller in China durch die Null-Covid-Strategie?

    Nein. Unsere neue Prognose für den chinesischen Markt geht aktuell von einem Plus von neun Prozent aus. Es kämen dann rund 23 Millionen Pkw auf den chinesischen Markt. Offensichtlich wird die Nachfrage nach Autos in China auch dadurch stimuliert, dass das Land die Steuern auf den Kauf zum Teil gesenkt hat. Wir müssen zudem abwarten, ob sich die Lage bei den Lieferketten entspannt. Davon ist abhängig, ob die Hersteller an den europäischen Standorten die Produktionszahlen wieder hochfahren können.  

    Hildegard Müller war von 2002 bis 2008 für die CDU Mitglied des Deutschen Bundestages. Von 2005 bis 2008 war sie Staatsministerin im Bundeskanzleramt und Beauftragte für die Bund-Länder-Koordination in der Regierung von Angela Merkel. Seit Februar 2020 ist die 55-Jährige Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie. 

    • Autoindustrie
    • Chips

    Analyse

    Ericsson setzt weiter auf China

    Seit dem Ausschluss Huaweis aus dem schwedischen 5G-Netz hat es Ericsson in China nicht mehr leicht.
    Seit dem Ausschluss Huaweis aus dem schwedischen 5G-Netz hat es Ericsson in China nicht mehr leicht.

    Ericsson hält am chinesischen Markt fest. Der schwedische Kommunikationsausrüster möchte noch umfassender am Bau chinesischer 5G-Netze beteiligt werden. Das erklärte Fang Ying, Präsident von Ericssons China-Geschäft, bei einer Pressekonferenz Mitte August. Vor allem im Bereich privater 5G-Netze seien die Wachstumschancen vielversprechend. Ericsson will vor allem chinesische Unternehmen mit 5G-Mobilfunklösungen unterstützen, heißt es. Das wird nicht einfach. Denn Schweden hatte sich im Oktober 2020 aus “Sicherheitsgründen” dem US-Boykott gegen den chinesischen Netzwerkausrüster und Handyhersteller Huawei angeschlossen.

    Schwedens Regulierungsbehörde hatte allen 5G-Teilnehmern vorgeschrieben, bis zum Jahr 2025 Ausrüstung von Huawei und ZTE aus ihrem bestehenden Netzwerk auszubauen. Huawei hat dagegen geklagt und vergangenen Juni die Klage verloren. Nun hat Ericsson wiederum Schwierigkeiten, im größten und weiterhin am schnellsten wachsenden 5G-Markt der Welt Aufträge zu erhalten.

    In den vergangenen drei Jahren hat China ein hohes Tempo beim Aufbau von Basisstationen an den Tag gelegt. Im November stellte das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologie einen Plan vor, nachdem die Zahl der 5G-Basisstationen im Land bis Ende 2025 auf 3,64 Millionen Stück erhöht werden soll. Das hieße, auf 10.000 Menschen kämen dann 26 Basisstationen. 2020 kamen nur fünf auf 10.000 Menschen. Insgesamt hat China nach Angaben des Ministeriums derzeit bereits mehr als 1,6 Millionen 5G-Basisstationen installiert. Doch in diesem Markt teilzuhaben, ist für Ericsson schwierig.

    Schon Mitte 2021 warnte das Unternehmen vor dem Risiko von “Kollateralschäden aufgrund der schwierigen chinesisch-schwedischen Beziehungen.” Das Chinageschäft macht zwar nur acht Prozent des Geschäftes von Ericsson aus. Doch dieser Anteil sollte eigentlich stark zunehmen, da China der größte Wachstumsmarkt ist. Stattdessen hat der Einbruch im chinesischen Markt Ericssons Wachstum 2021 halbiert. Statt acht Prozent ist das Unternehmen nur um vier Prozent gewachsen. Die Umsätze von 27 Milliarden kommen an die besten Jahre mit bis zu 35 Milliarden US-Dollar (2011) nicht heran. Den Umsatzrückgang in China bezifferte Ericsson im Gesamtjahr auf eine Milliarde US-Dollar.

    Kostenstruktur anpassen

    Kurz darauf erklärte das Unternehmen, eines seiner fünf Forschungszentren in Nanjing zu schließen. Die Niederlassung war bereits im Jahr 2001 eröffnet worden. “Als Folge der Umsatzeinbußen in China müssen wir unsere Vertriebs- und Lieferorganisation in China verkleinern, was im vierten Quartal beginnen wird”, erklärte Borge Eckholm, Ericssons Präsident und Chief Executive, während einer Präsentation der Geschäftsergebnisse. “Kurzfristig müssen wir die Kostenstruktur so weit wie möglich anpassen.”

    Bei Ericsson ist man nicht glücklich über die Entscheidung aus Stockholm, Huawei beim 5G-Ausbau in Schweden auszuschließen. Denn der chinesische Markt ist schon jetzt deutlich größer als der schwedische. Deshalb kann sich Eckholm auch nicht leisten, den chinesischen Markt aufzugeben. Im Mai hatte Ericsson im Rahmen einer Umstrukturierung eine neue Abteilung mit dem Namen Business Area Enterprise Wireless Solutions gegründet. Fang nannte jedoch noch keinen konkreten Zeitplan, wann die neuen 5G-Mobilfunklösungen von Ericsson in China verfügbar sein werden. Der Plan befinde sich noch in einer “Sondierungsphase”.

    Besonders in den Bereichen Mobile Core Networks (MCN) und Multi-Access Edge Computing (MEC) hat China seit zwei Jahren enormen Bedarf. Der chinesische MCN-Markt erzielte im 2. Quartal 2022 eine zweistellige prozentuale Wachstumsrate. Zu den fünf weltweit führenden 5G-MCN-Anbietern im zweiten Quartal 2022 gehören Huawei, Ericsson, ZTE, Nokia und NEC. Doch auch in diesem Bereich ist Huawei Marktführer und das chinesische Unternehmen ZTE den Schweden dicht auf den Fersen.

    Ericsson: Spielraum bleibt erhalten

    Gleichzeitig jedoch haben China Unicom und China Telecom die Beteiligung Ericssons an ihren 5G-Netzwerkprojekten reduziert. Auch China Mobile hatte Ericsson im vergangenen Jahr mit nur zwei Prozent am Aufbau seines 5G-Netze beteiligt, verglichen mit einem Anteil von elf Prozent im Jahr 2020. Der Großteil des Auftrags im Volumen von 7,5 Milliarden Yuan (1,16 Milliarden US-Dollar) ging an die chinesischen Konzerne Huawei und ZTE.

    Immerhin läuft es in anderen Teilen der Welt gut für Ericsson. Laut einer Studie von Trendforce wird Ericsson seinen globalen Marktanteil bei Basisstationen 2022 auf 24 Prozent steigern, verglichen mit 23,5 Prozent im Jahr 2021. Erst diesen Monat hat Bharti Airtel, Indiens führender Anbieter von Kommunikationslösungen, bekannt gegeben, seinen ersten 5G-Vertrag im Land an Ericsson zu vergeben. Das ist nur ein schwacher Trost im Vergleich zu dem, was in China geschäftlich verloren ging. Besonders bitter für Ericsson wird 6G in China. Bei Ericsson geht man davon aus, dass schon 2027 die globalen Standards in der neuen Technologie gesetzt werden könnten. In China dann ohne Ericsson.

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    Finanzskandal bei BMW-Partner

    Der BMW-Partner Brilliance China Automotive soll 1,2 Milliarden US-Dollar durch illegale Transaktionen unter Beteiligung des Mutterkonzerns veruntreut haben, wie das Wirtschaftsportal Caixin berichtet. Im Zeitraum zwischen 2019 und 2021 sollen demnach insgesamt 52,6 Milliarden Yuan (7,5 Milliarden US-Dollar) an Zahlungen für illegale Garantien und Finanzierungen von Brilliance China Automotive an den Mutterkonzern Huachen Automotive Group Holdings geflossen sein. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Wirtschaftsprüfungsunternehmens RSM Corporate Advisory, die von Brilliance China Automotive in Auftrag gegeben wurde.

    Die Manager von Huachen sollen die Verantwortlichen bei Brilliance China Automotive bei den Geldflüssen nicht vorher kontaktiert haben. Dem Joint-Venture Partner von BMW sind dabei finanzielle Schäden entstanden. Brilliance China Automotive musste den Banken teilweise Schulden zurückzahlen, die der Mutterkonzern nicht zurückzahlen konnte, wie die Untersuchung zeigt.

    Laut Caixin gab es zudem Darlehen von Tochtergesellschaften von Brilliance China Automotive an den Mutterkonzern in Höhe von 40 Milliarden Yuan (5,7 Milliarden US-Dollar), die weder den Aktionären zur Genehmigung vorgelegt, noch der Öffentlichkeit offengelegt wurden. Dadurch erlitt Brilliance China Automotive einen Verlust in Höhe von rund 2,35 Milliarden Yuan (340 Millionen US-Dollar). BMW hatte im Februar seinen Anteil am Joint Venture Brilliance China Automotive auf 75 Prozent erhöht. Das Münchener Unternehmen teilte auf Anfrage von China.Table mit, die “BMW Group und die Brilliance Group sind getrennte und unabhängige Unternehmen”. Man könne sich deswegen “zu den Aktivitäten der Brilliance Group” nicht äußern. nib

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    Peking plant Gazprom-Zahlungen in Yuan und Rubel

    Statt wie bisher in US-Dollar, plant China seine Zahlungen an den russischen Gaskonzern Gazprom künftig mit chinesischen Yuan und Rubel abzuwickeln. Das kündigte Gazprom am Dienstag an, nachdem eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet wurde. Der CEO von Gazprom, Alexei Miller, sagte laut Reuters, die Zulassung von Zahlungen in russischen Rubel und chinesischen Yuan sei sowohl für Gazprom als auch für Pekings staatliche China National Petroleum Corporation “von beiderseitigem Vorteil”. Über die Details, beispielsweise wann die Zahlungen umgestellt werden, sprach Gazprom nicht.

    Russlands Präsident Wladimir Putin hatte im März aufgrund der westlichen Sanktionen als Reaktion auf Russlands Angriffskrieg in der Ukraine, angewiesen, dass “unfreundliche Staaten” ihr Gas künftig nur noch in Rubel bezahlen könnten. China pflegt weiterhin enge Beziehungen zu Russland. Noch kurz vor der Invasion in der Ukraine hatten Xi und Putin eine Verlängerung der Gaslieferungen aus Russland unterzeichnet (China.Table berichtete). niw

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    Neues Datentransfer-Gesetz in Kraft

    Am vergangenen Donnerstag ist Chinas neues Datentransfergesetz in Kraft getreten. Das hat die zuständige Cyberspace Administration of China (CAC) auf ihrer Webseite bekannt gegeben. Aller Voraussicht wird das Gesetz zum grenzüberschreitenden Datentransfer dazu führen, dass ausländische Unternehmen ihre Daten vermehrt in China speichern. Bislang verlangen die Behörden der CAC von allen betroffenen Unternehmen, dass sie eine Reihe von Unterlagen ausfüllen und der Internet-Aufsichtsbehörde des Landes zur Überprüfung vorlegen, wie die South China Morning Post berichtet.

    Zu den von der CAC geforderten Dokumenten gehört ein Selbstbewertungsbericht, der detaillierte Informationen über das Unternehmen, das Daten exportieren möchte, den Empfänger im Ausland und den Umgang mit den Daten enthält. Sobald die Dokumentation abgeschlossen ist, führt die Internetregulierungsbehörde eine Sicherheitsüberprüfung durch, die bis zu 45 Arbeitstage dauern kann.

    Zuletzt hatten sich einige internationale Apps und Online-Dienste aus dem chinesischen Markt zurückgezogen. Grund war vor allem die Sorge um Chinas neue Digitalstrategie und die damit verbundenen finanziellen und bürokratischen Herausforderungen (China.Table berichtete). Für viele kleine und mittelständische Unternehmen lohnt sich der Mehraufwand demnach nicht mehr. niw

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    Befreiung vom PU-Letter-Zwang für das Arbeitsvisum

    Von Guilia Interesse, Dezan Shira

    Einige ausländische Reisende müssen ab sofort keinen PU-Letter mehr beantragen, wie das Shanghai Foreign Affairs Office uns bestätigt hat. Sie können auch ohne das Einladungsschreiben bei den zuständigen Behörden im Ausland ein Arbeitsvisum/Z-Visum beantragen. Dafür ist nur noch ihr “Notification Letter of Foreigner’s Work Permit” nötig. Folgende Gruppen kommen in den Genuss der Erleichterung:

    • Ausländer mit Arbeitserlaubnis sowie
    • Ausländische Familienangehörige, deren Ehepartner die Genehmigung erhalten hat, in China zu arbeiten (einschließlich derjenigen, die sich bereits im Land befinden), sowie deren Kinder unter 18 Jahren.

    Wir gehen davon aus, dass die Änderungen nicht nur für Shanghai gelten, sondern bald auch auf andere Provinzen ausgedehnt werden.

    Im Folgenden finden Sie einige Hinweise aus der oben genannten Bekanntmachung, die als allgemeine Referenz dienen sollen, bis die offizielle Auslegung bekannt gegeben wird:

    • Der Antrag für ein Arbeits-/Z-Visum, das Visum für private Angelegenheiten/S-Visum und das Visum für Familienzusammenführung/Q-Visum sind von der Vorlage eines PU-Einladungsschreibens befreit.
    • Ausländische Reisende, die aus anderen Gründen nach China kommen, wie zum Beispiel Geschäfts-/M-Visum, Austauschbesuch/F-Visum, müssen weiterhin ein PU-Einladungsschreiben beantragen.
    • Derzeit gibt es keine Neuigkeiten über die Öffnung von Visumanträgen für Visumarten wie Tourismus oder Studium.
    • Da diese Entwicklungen noch nicht offiziell bekannt gegeben wurden, empfehlen wir Ihnen, sich bei Ihrer Botschaft oder Ihrem Konsulat vor Ort zu erkundigen, ob Sie von dieser Aktualisierung betroffen sind. Das gilt insbesondere für diejenigen, deren Arbeitserlaubnis noch gültig ist, während die Aufenthaltserlaubnis bereits abgelaufen ist.

    Was ist ein PU-Letter?

    Der PU-Letter für China (auch als Einladungsschreiben bekannt) ist ein von der Regierung ausgestelltes Dokument, das Ausländer erhalten müssen, bevor sie verschiedene Arten von Visa beantragen können. Der PU-Letter wird von der Provinzbehörde für auswärtige Angelegenheiten ausgestellt, in der das chinesische Unternehmen ansässig ist, das den Antragsteller einlädt. Es liegt in der Verantwortung des Unternehmens selbst, den Brief über die jeweilige lokale Regierungsverwaltung zu beantragen.

    PU-Letter wurden während des Ausbruchs der Epidemie eingeführt, um strengere Grenzbeschränkungen zu ermöglichen. Es ist seitdem nicht das erste Mal, dass der Zwang zum PU-Brief für bestimmte Gruppen von Reisenden wieder aufgehoben wurde. Die chinesische Regierung hat bereits angekündigt, dass in einigen Fällen auf ein Einladungsschreiben für Personen verzichtet wird, die mit chinesischen Covid-19-Impfstoffen geimpft wurden. Ausländische Antragsteller mussten jedoch nach wie vor individuell geprüft werden, da die offiziellen Voraussetzungen für die Zulassung lediglich als “wesentliche Geschäftstätigkeit in zahlreichen Branchen” eingestuft worden waren, was eine weit gefasste Definition darstellt.

    Dieser Artikel ist zuerst im Asia Briefing erschienen, das von Dezan Shira Associates herausgegeben wird. Das Unternehmen berät internationale Investoren in Asien und unterhält Büros in China, Hongkong, Indonesien, Singapur, Russland und Vietnam.

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    Personalien

    Uwe Pichler-Necek ist seit Juli Managing Director von Porsche Engineering in China. Porsche Engineering hatte erst Ende August seine Präsenz in Beijing mit einem neuen R&D Zentrum im Bezirk Chaoyang erweitert. Pichler-Necek war bereits im April zu Porsche Engineering in Shanghai dazugestossen, um den bisherigen Managing Director Kurt Schwaiger abzulösen. Schwaiger geht nach sechs Jahren China-Aufenthalt in Rente.

    Rebecca Huebler wechselt von der Unternehmensberatung BCG zu Sixt in München. Dort übernimmt sie die Rolle als Executive Director OEM Partnerships China.

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    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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