“Wir befinden uns nun in unbekanntem Gewässer”, sagt der Chefvolkswirt der China Industrial Bank. Er meint damit die Lage des Yuan – und wie man dessen Sinkflug Herr werden will. Die chinesische Währung war zuletzt in der Finanzkrise 2008 so wenig wert wie heute. Während die USA Zinsen erhöhen und der Dollar stark ist, kommt dieser Hebel für die chinesischen Zentralbanker nicht infrage. Zu groß ist das Risiko für die angeschlagene Wirtschaft, die unter massiven Problemen leidet. Die abwartende Haltung der Wirtschaftsakteure in den Wochen vor dem Parteitag macht es nicht besser, schreibt Frank Sieren in seiner Analyse. Und berichtet, wie China den Yuan dennoch zur Weltwährung erheben will.
Wenn Gebetsrufe wegen “Lärmschutz” ausbleiben, statt Minaretten die rote Flagge der Volksrepublik vom Moschee-Dach in den Himmel ragt und alle arabischen Schriftzeichen von den Wänden der Halal-Restaurants entfernt worden sind – dann sieht man die Kultur der muslimischen Bevölkerung in China noch ein bisschen weniger. Muslime gibt es nicht nur in Xinjiang. Ein Großteil der Muslime in China sind Hui, die sowohl kulturell als auch religiös weitgehend assimiliert sind. Und dennoch geraten auch die Hui vermehrt ins Visier der Behörden. “Religionen in China müssen chinesisch ausgerichtet sein” und “sich an die sozialistische Gesellschaft anpassen”, so Xi Jinping. Einige Beobachtungen aus China teilt Fabian Kretschmer.
Anzugschulter an Anzugschulter – und nichts als Krawatten. Wenn Top-Treffen in Wirtschaft oder Politik reine Männerveranstaltungen sind, folgen hierzulande blitzschnell bissige Online-Kommentare und Memes. In China wurde die Gleichberechtigung von Frauen vermeintlich schon von Mao propagiert. “Frauen tragen die Hälfte des Himmels“, soll er zu Kulturrevolutionszeiten gesagt haben. Die Worte wurden zum Szeneslogan der 68er-Protestgeneration, doch offenbar wurden sie Mao nur in den Mund gelegt. In der Welt der Politik haben es Frauen in China schwer, berichtet Johnny Erling. Nur eine habe überhaupt Chancen auf einen Spitzenplatz in der nächsten Politbüro-Riege.
Ich wünsche Ihnen eine abwechslungsreiche Lektüre und ein erholsames Wochenende.
Die Welt steckt in einer Wirtschaftskrise. Die Amerikaner erhöhen die Zinsen und es passiert, was in den vergangenen Jahrzehnten stets passiert ist: die Investoren flüchten zum US-Dollar. Dank der steigenden Nachfrage ist die Währung nun so teuer wie seit 20 Jahren nicht mehr. Gleichzeitig ist der chinesische Yuan auf den niedrigsten Wert seit 2008 gefallen und das, obwohl die Währung gar nicht frei handelbar ist. Und obwohl China, gemessen an Devisenreserven, der Auslandsverschuldung und der Handelsbilanz, viel besser dasteht als die USA.
Allerdings wird das Wachstum dieses Jahr sehr niedrig ausfallen. Vor allem wegen der Null-Covid-Politik, dem Einbruch des Immobiliengeschäftes sowie der generell abwartenden Haltung der chinesischen Wirtschaftsakteure vor dem 20. Parteitag der kommunistischen Partei. Für den Yuan bedeutet das den größten Jahresverlust seit 1994. Allerdings ist auch der Euro auf dem niedrigsten Stand seit 20 Jahren. Das Britische Pfund ist auf einem Allzeittief. Und auch der japanische Yen ist stark unter Druck. Das heißt: Im internationalen Vergleich steht der Yuan also noch ganz gut da. Das ist allerdings nur ein schwacher Trost für die Zentralbanker, die sich gegen den sinkenden Yuan stemmen müssen. Der Einbruch kam, nachdem die US-Zentralbank die Zinsen in mehreren Schritten um 75 Basispunkte erhöht hat und weitere Maßnahmen ankündigte.
Das Problem des Yuan hat sich schon im April angekündigt, als die Erträge für 10-Jahres Staatsanleihen erstmals seit einer Dekade höher waren, als die der staatlichen chinesischen Bonds. Ein deutliches Zeichen für den internationalen Vertrauensverlust, von dem man noch nicht sagen kann, wie nachhaltig er ist. Die chinesischen Zentralbanker stehen vor dem Problem, dass es sich dabei um Probleme handelt, die viel tiefgreifender sind und im Grunde nicht mit den Hebeln einer Zentralbank aus der Welt geschafft werden können. “Wir befinden uns nun in unbekanntem Gewässer”, sagt Lu Zhangwei, Chefvolkswirt der Industrial Bank. “Diese Lage hat es seit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik nicht gegeben. Der Immobiliensektor absorbiert nicht mehr genug Investments und seine Rolle als Beschleuniger der Kreditvergabe ist schwächer geworden.”
Doch handelt es sich dabei um ein vorübergehendes Phänomen, das der Null-Covid-Politik und den politischen Verwerfungen des 20. Parteitages geschuldet ist? Oder hat das Zögern der Investoren tieferliegende Gründe? Einer dieser Gründe könnte sein, dass das Vertrauen zwischen Investoren und Regierung nachhaltig gestört ist. Das jedoch wird man frühestens im ersten Quartal 2023 sehen, falls die Null-Covid-Politik faktisch aufgegeben wird und sich die neue Regierung nach der Tagung des Nationalen Volkskongresses im kommenden März fest installiert hat. Es geht dann vor allem darum, den Konsum wieder anzukurbeln, der inzwischen 54 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts ausmacht.
Immerhin scheint der Boden für den Yuan einstweilen erreicht. Am vergangenen Mittwoch erholte sich der Onshore Yuan um 0.3 Prozent nach acht Schüben des Abstiegs. Die Zentralbank hatte zuvor eine deutliche Warnung an all diejenigen ausgesprochen, die auf einen taumelnden Yuan setzen: “Wetten Sie nicht auf eine Abwertung des Yuan. Dieses Spiel wird früher oder später mit Verlusten enden.” Der Yuan habe schon “einige Runden” an “externen Schocks überlebt” und die Zentralbank habe “viel Erfahrung”, solche Krisen zu managen. Allerdings ist es schon ein großer Schock. Das International Institute of Finance hat berechnet, dass allein zwischen Februar und Juli 80 Milliarden US-Dollar das Land verlassen haben. Peking wies daraufhin die Banken an, ausländische Risiko-Reserven von 20 Prozent anzulegen. Die Zentralbank kann zudem den täglichen Handelsspielraum einschränken. Aber es ist nicht einmal klar, ob die leichte Erholung des Yuan zum Dollar überhaupt etwas mit den Maßnahmen zu tun hat, denn parallel hat sich auch der Euro deutlich erholt.
Wie das Armdrücken zwischen den USA und China ausgeht, wird sich zeigen. An seinem langfristigen Ziel, den Yuan als Digitalwährung zu einer Weltwährung werden zu lassen, hält Peking jedenfalls fest. Zwischen Anfang August und Mitte September hat Peking 40 Tage lang Tests durchführen lassen. Es hat 160 Zahlungsvorgänge mit einem Wert von umgerechnet 21 Millionen Euro mit Hongkong, Thailand und den Vereinigten Arabischen Emiraten gegeben. In diesen Ländern werden ebenfalls digitale Währungen getestet.
Dies gilt unter Fachleuten als der weltweit erste Fall, bei dem eine reale Central Bank Digital Currency (CBDC) eingesetzt wird, um internationalen Handel abzuwickeln. Damit lässt sich in jedem Fall viel Zeit und Geld im Handel sparen. Über Blockchain-Strukturen lässt sich der Handel fast in Echtzeit abwickeln und Vermittler sind nicht mehr nötig. Zumindest in der Theorie.
Bisher gilt die Formel t+2, was bedeutet, dass der Geldtransfer erst zwei Tage nach dem Handelsgeschäft vollzogen werden kann. Das neue System würde also die Handelsgeschwindigkeit extrem erhöhen und könnte zum entscheidenden Werkzeug bei der Entwicklung von RCEP werden, der größten Freihandelszone der Welt, die China gemeinsam mit seinen asiatischen Nachbarn bildet. Ein solches System ist durchaus geeignet, das Vertrauen in den Yuan auch in Krisenzeiten erheblich zu stärken und den gegenwärtigen Trend umzudrehen.
Bereits seit Juli gibt es eine Kooperation der Zentralbank mit fünf anderen Ländern und der Bank for International Settlements, um bei diesem Thema voranzukommen. China, Indonesien, Malaysia, Hongkong, Singapur, und Chile werden umgerechnet jeweils 2,2 Millionen Euro zu dem Renminbi Liquidity Arrangement beitragen. Und inzwischen ist der Yuan die faktische Reservewährung der Russen. Das ist nicht unerheblich, da Russland zu den führenden Verkäufern von Bodenschätzen gehört und 170 der 194 Länder weltweit keine Sanktionen gegen Russland verhängt haben. Etwa 17 Prozent von Russlands Auslandsreserven werden in Yuan gehalten – Tendenz stark steigend. Das langfristige Ziel ist es, den chinesischen Handel immer mehr ohne den US-Dollar durchzuführen.
Bis dahin ist es allerdings noch ein langer Weg. Derzeit hat der Yuan im Welthandel einen Marktanteil von gut drei Prozent während der US-Dollar auf 87 Prozent kommt.
04.10.2022, 17:00 Uhr (23:00 Uhr Beijing Time)
Universitäten von Freiburg, Heidelberg, Tübingen und CNBW, Webinar: China-Kompetenz (nicht nur) für Schulen in Baden-Württemberg Mehr
05.10.2022, 18:00 Uhr (06.10.2002, 00:00 Uhr Beijing Time)
Fairbank Center for Chinese Studies, Webinar: Critical Issues Confronting China Series – Is Zero Covid Crippling Xi Jinping’s Domestic Agenda? Mehr
05.10.2022, 14:00 Uhr (20:00 Uhr Beijing Time)
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06.10.2022, 18:00 Uhr (07.10.2002, 00:00 Uhr Beijing Time)
The China Project, Webinar: What does the CHIPS Act mean for U.S.-China semiconductor competition? Mehr
07.10.2022, 09:00 Uhr (15:00 Uhr Beijing Time)
ti communication GmbH, Workshop: Verhandlungsführung China: Den Kaiser täuschen und das Meer überqueren Mehr
07.10.2022, 10:00 Uhr (16:00 Uhr Beijing Time)
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08.10.2022, 11:00 Uhr, vor Ort
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Taiwan erleichtert seine Einreisebestimmungen: Seit Donnerstag fällt bei der Ankunft am Flughafen der PCR-Test weg. Stattdessen erhalten Reisende vier Coronavirus-Schnelltests. Diese können in den ersten Tagen nach der Ankunft und während des “Self-Health-Managements” verwendet werden. Noch bis zum 13. Oktober bleibt die “3+4”-Quarantäneregel bestehen. Das heißt: Nach Ankunft in Taiwan müssen Reisende drei Tage in Quarantäne und vier Tage eine eigene Gesundheitskontrolle betreiben.
Sollte die Pandemiesituation in den nächsten drei Wochen stabil bleiben, sollen die Einreiseregeln ab dem 13. Oktober weiter gelockert werden. So soll dann die Pflicht zur Quarantäne in einem zertifizierten Hotel wegfallen. Reisende sollen dann nur verpflichtet werden, ihren Gesundheitsstatus für sieben Tage zu überwachen und täglich zu testen. Das ist die sogenannte “0+7”-Regel. Sie dürfen vor die Tür gehen, müssen aber eine Maske tragen und Abstand halten. ari
Die Reisetätigkeit während der “Golden Week” könnte laut einem Bericht von Reuters auf den niedrigsten Stand seit Jahren sinken. Die jährliche Ferienwoche, die dieses Jahr am kommenden Samstag beginnt, wird von den Chinesen traditionell für Reisen innerhalb und außerhalb des Landes genutzt.
Sorgen über eine Ausbreitung der Covid-19-Pandemie sowie wirtschaftliche Bedenken könnten die Menschen jedoch dazu veranlassen, dieses Jahr auf das Reisen zu verzichten. Das Flugdatenunternehmen VariFlight schätzt, dass etwa 7,8 Millionen Passagierreisen über die Feiertage mit dem Flugzeug unternommen werden – 16 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Verkehrsministerium prognostiziert einen Rückgang von 30 Prozent bei der Zahl der Straßenreisenden.
Chinas Gesundheitsbehörden hatten die Menschen in diesem Monat aufgefordert, während der Golden Week zu Hause zu bleiben. Reisende, die doch Züge und Flugzeuge benutzen oder Provinzgrenzen mit dem Bus überqueren wollen, benötigen ein negatives Coronavirus-Testergebnis, das weniger als 48 Stunden alt ist. rtr/fpe
China hat in vielen Ländern mittlerweile einen deutlich schlechteren Ruf als noch vor wenigen Jahren. Das hat eine Studie des US-amerikanischen Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center ergeben. Die Untersuchungen bilden den Zeitraum von 2002 bis 2022 ab. Demnach verschlechterte sich das Image der Volksrepublik in vielen der befragten Länder stetig zwischen 2002 und 2017. Ab 2019 und 2020 ist dann ein sehr deutliches Ansteigen der negativen Einschätzung zu beobachten.
Besonders deutlich ist die Veränderung in Südkorea, Japan und Australien. 2002 blickten in Südkorea 31 Prozent der Befragten negativ auf China. 2022 sind es bereits 80 Prozent. In Japan stieg die Zahl im gleichen Zeitraum von 42 Prozent auf 87 Prozent. In Australien verschlechterte sich Chinas Image ab 2017 rapide, inzwischen blicken 86 Prozent negativ auf das Land.
In Deutschland gaben im Jahr 2005 insgesamt 37 Prozent der Befragten an, eine schlechte Meinung von China zu haben. 2022 sind es mit 74 Prozent doppelt so viele. In den USA nahm die negative Sicht von 79 Prozent im Jahr 2020 auf 82 Prozent im Jahr 2022 zu.
Die Forscher führen Ihre Ergebnisse unter anderem auf politische Ereignisse wie Chinas Umgang mit Covid-19, den Handelskrieg mit den USA und den Aufbau einer verstärkten Militärpräsenz im südchinesischen Meer zurück.
Untersucht wurde auch, wie die Länder die Politik von Xi Jinping einschätzen. In entwickelten Ländern besteht demnach aktuell ein sehr geringes Vertrauen in Chinas Staatsführer. Für Entwicklungsländer liegen kaum aktuelle Daten vor. Der Pew Research Center begründet dies mit schwierigen Bedingungen für die Erhebungen aufgrund von Corona. jul
Beim Gipfeltreffen mit mehr als einem Dutzend Staatsoberhäuptern und Vertretern pazifischer Inselstaaten haben die Vereinigten Staaten am Donnerstag ein neues Strategiepapier für die gemeinsamen Beziehungen veröffentlicht. Demnach wollen die USA die Staaten der Region in Bereichen wie dem Klimaschutz unterstützen und ihnen helfen, von China unabhängig zu bleiben.
“Der Wohlstand und die Sicherheit der USA hängen davon ab, dass die pazifische Region frei und offen bleibt”, heißt es in dem Papier. Zu den Herausforderungen gehören demnach “zunehmender Druck und wirtschaftlicher Zwang durch die Volksrepublik China, die den Frieden, den Wohlstand und die Sicherheit der Region und damit auch der Vereinigten Staaten zu untergraben drohen“.
Um die Region zu unterstützen, haben die USA laut einem Bericht von Reuters ein Paket mit mehr als 810 Millionen US-Dollar für erweiterte Programme zur Unterstützung der Inseln aufgelegt, zusätzlich zu den 1,5 Milliarden Dollar, die in den letzten zehn Jahren bereitgestellt wurden.
Im Rahmen zukünftiger Pläne wollen die Vereinigten Staaten auch ihre diplomatische und militärische Präsenz in der Region verstärken. Washington versprach in diesem Jahr, drei neue Botschaften in Kiribati, Tonga und auf den Salomonen zu eröffnen. Auch die Rückkehr von US-Friedenskorps-Freiwilligen nach Fidschi, Tonga, Samoa und Vanuatu in diesem Jahr sei vorgesehen.
Der strategische Wettbewerb im Pazifik hatte sich in diesem Jahr verschärft, nachdem China ein Sicherheitsabkommen mit den Salomonen unterzeichnet hatte. Das hatte in den USA und weiteren westlichen Staaten die Sorge befeuert, China könnte in der Region eine dauerhafte Militärpräsenz aufbauen. (China.Table berichtete). rtr/fpe
Chinaexperten in aller Welt rätseln, wer in drei Wochen neben Parteichef Xi Jinping mit in der neuen Inneren Führung des Landes sitzen darf. Bereits bekannt, aber wenig hilfreich für ihre Prognosen, sind die Namen der 2.296 Delegierten. Sie werden sich am 16. Oktober zum 20. Parteitag in Peking versammeln und wie vor fünf Jahren ein neues Zentralkomitee (ZK) wählen. Rund zwei Drittel der bislang 370 Vollmitglieder und Kandidaten werden neu im ZK sitzen. Aber es ist nur die unterste Ebene in der dreistufigen Pyramide der Parteimacht. Das ZK soll aus seinen Reihen die 25 Topfunktionäre für das Politbüro bestimmen, der nächsthöheren Plattform der Macht. Erst danach werden auch die Namen von sieben seiner Mitglieder bekannt, darunter Xi, die in den Ständigen Ausschuss des Politbüros aufsteigen. Als Mitglieder der Inneren Führung bedienen sie die eigentlichen Schalthebel der Parteiherrschaft. Voraussichtlich wird keine einzige Frau unter ihnen sein.
Xi Jinping lässt sich heute schon als Steuermann des Vereins der Patriarchen huldigen. Er hat sich seinen Platz durch die Änderung von Parteistatut und Verfassung selbst verschafft. Nur zwei Dinge sind gewiss: Je höher die Macht der Partei konzentriert ist, desto undurchsichtiger werden ihre Schachzüge und desto weniger Frauen nimmt sie mit an Bord.
Immer weiter entfernt sich China vom einstigen Anspruch, ein Land zu sein, dessen Frauen die Hälfte des Himmels mittragen können. Und das Mao Zedong zugeschriebene weltberühmte Bonmot hat er auch nie gesagt. Verbürgt ist nur ein als Witz gemeinter Spruch des Großen Vorsitzenden vom Sommer 1964. Als der passionierte Schwimmer durch Pekings Stausee Miyun schwamm, wurde er von kraulenden Sportlerinnen überholt. Die Volkszeitung schrieb am 27. Mai 1965, was Mao ihnen hinterherrief: “Die Zeiten haben sich geändert. Männer und Frauen sind gleich. Was den Genossen Männern gelingt, schaffen auch die Genossinnen.”
Chinas schönster Mythos von der “Hälfte des Himmels” wurde zu einem der meistzitierten Mao-Worte während der Kulturrevolution und zum Szeneslogan der 68er-Protestgenerationen und Fraueninitiativen im Ausland. Pekinger Sozialwissenschaftlerinnen durchforschten nach Maos Tod systematisch alle seine Schriften und Reden. “Sie fanden kein solches Zitat”, sagte mir einst die Pekinger Frauenanwältin Guo Jianmei. Auch nicht in der roten Mao-Bibel, wie das 370 Seiten-Buch mit den “Worten des Vorsitzenden” genannt wird, das Chinesen in Stadt und Land während der Kulturrevolution auswendig lernten und von dem sich Millionen Idealisten in Europa begeistern ließen. Auf sechs Seiten schrieb Mao über Frauen. Er betrachtete sie als Mitkämpferinnen für seine Revolution und als Arbeitskräfte für Chinas Aufbau. Er forderte, sie aus der feudalen Unterdrückung und unmenschlichen Abhängigkeitsverhältnissen zu befreien, ihnen gleichen Lohn für gleiche Arbeit und gleiche Erziehung zu ermöglichen. Aber es ging Mao nie um ihre Teilhabe an seiner Macht.
Die Wortprägung von der “Hälfte des Himmels” verselbstständigte sich zum Kultwort. Bücher, wie das der französischen Frauenaktivistin Claudie Broyelle, “Die Hälfte des Himmels. Frauenemanzipation und Kindererziehung in China”, brachten sie in viele Sprachen und Dutzenden Auflagen nach Europa und in die USA. Broyelle hatte es nach einer nur zweiwöchigen Studienreise durch das China von 1971 geschrieben. Als sie mit ihrem Mann später in China arbeitete, distanzierte sie sich von ihrer Naivität in dem 1977 erschienenen Buch ” Zweite Rückkehr aus China”. 1980 zog das Ehepaar radikal einen Schlussstrich unter ihre frühere Schwärmerei in “Mao ohne Maske”. In der französischen Ausgabe hieß der Titel: “Apocalypse Mao”,
Wo es um die Teilhabe an politischer Macht geht, konnte noch keine chinesische Frau an den Parteigranden vorbeischwimmen. Unter Xis Herrschaft hat sich die Kluft zwischen den Geschlechtern erweitert. Die leninistisch organisierte Kommunistische Partei akzeptiert keine Seiteneinsteiger. Unter Xi sind zivilgesellschaftliche NGOs und emanzipative Aktionen wieder stärker unterdrückt worden, ebenso wie die ersten Ableger der MeToo-Bewegung. Solche Themen poppen nur noch als virtuelle Protest-Tweets in privaten Chaträumen auf.
Es liege nicht an den chinesischen Frauen, dass sie so schwer politisch aufsteigen können, “sondern am System”, sagte mir Anwältin Guo 2017, obwohl die Gleichberechtigung auf allen “Ebenen des Lebens, politisch, wirtschaftlich, kulturell, sozial und in der Familie im Artikel 48 des Grundgesetzes als Verfassungsgebot verankert ist.” Aber es fehlen die Ausführungsbestimmungen und eine Umsetzung über verbindliche Frauenquoten. So bleiben auch die besten Gesetze “schlafende Schönheiten.”
Unter 1,4 Milliarden Chinesen leben 689 Millionen Chinesinnen. 48,7 Prozent der Bevölkerung sind Frauen. Im 2017 neu gewählten Zentralkomitee der KP China sitzen nur 30 Frauen oder 7,9 Prozent unter den 376 Vollmitgliedern und Kandidaten, schreibt der international renommierte China-Fachmann Cheng Li in einer Spezial-Studie zur Frauenbeteiligung in Chinas Politik vor dem 20. Parteitag. Unter den 31 Provinz-Parteichefs Chinas gebe es nur eine Frau, die 62-jährige KP-Chefin von Guizhou, Chen Yiqin. Sie gilt als einzig mögliche Kandidatin für einen Einzug in den 25-köpfigen Männerklub des Politbüros. Einsame Stellung als Frau hält dort seit zehn Jahren die heute 72-jährige Vizeministerpräsidentin Sun Chunlan. In der Regierung sehe es nicht besser aus, schreibt Cheng Li: Unter Chinas elf Staatsräten sei eine Frau und alle 26 Minister sind Männer.
Obwohl das Organisationsbüro der Partei dafür plädierte, bei der Wahl der Delegierten für den 20. Parteitag mehr Frauen aufzustellen als ihr Anteil in der Partei ausmacht, wurden nur 619 Frauen unter den 2296 Delegierten gewählt, ein Anteil von 27 Prozent. In der mit 96 Millionen Mitgliedern größten Kommunistischen Partei der Welt sind 29,4 Prozent Genossinnen.
Wachsende Ungleichheiten stellt auch das Davoser-Weltwirtschaftsforum (WWF) fest in seinem jährlich veröffentlichten Gleichberechtigungsindex (Global Gender Gap Report). Danach kam China nach dem letzten Parteitag 2017 vor fünf Jahren bei der allgemeinen Gleichberechtigung nur auf Platz 100 bei 144 untersuchten Ländern. Im neuen Report 2022 rutschte es noch tiefer, auf Rang 102 unter 146 untersuchten Ländern. In der Frage ihrer Teilhabe an der politischen Macht sind Chinas Frauen mit Platz 120 eines der Schlusslichter.
Kritische Fragestellungen nach substanzieller politischer Mitbestimmung umging der Allchinesische Frauenverband. Seine mit dem Statistischen Amt gemeinsam erhobene “Vierte Umfrage 2020” zum gesellschaftlichen Status der Frauen in China lobt – bewusst vorsichtig und umständlich formuliert – die Fortschritte unter der Ära Xi. Die “weibliche ‘Hälfte der Himmels-Kraft’ finde einen weitergehenden Ausdruck in der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung.” (女性在经济社会发展中”半边天”力量进一步彰显).
Doch dabei bezieht sie sich vor allem auf das Engagement von Frauen in den Basisorganisationen, in den untersten Ebenen der sogenannten “demokratischen Verwaltung” (基层民主管理), sowie auf die “wichtige Rolle der Frauen in der Familie, bei der Unterstützung der Alten und Erziehung der Kinder”. Als Fortschritt hebt der Report mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit für Frauen hervor. Heute würden “18,8 Prozent der verheirateten Frauen eigene, auf ihren Namen laufende Immobilien und 39,9 Prozent diese gemeinsam mit ihrem Mann besitzen.”
“Wenn es um wirtschaftliche Macht geht, gehören Chinas Frauen längst zur Weltspitze”, sagte mir einst Rupert Hoogewerf, Herausgeber der jährlichen “Hurun-Milliardärslisten”. Unter dem Titel “Chinas reichste Frauen” zählte er 2017 unter seinen weltweit ermittelten 78 sogenannten “Selfmade-Frauen” mit einem Vermögen von je mindestens einer Milliarde US-Dollar, 49 Chinesinnen. Ende März 2022 veröffentlichte Hoogewerf seine jüngste Reichen-Liste. Trotz der Folgen der Covid-19-Pandemie stieg in der Volksrepublik die Zahl chinesischer Milliardärinnen auf 78 Frauen unter insgesamt weltweit 124 Milliardärinnen.
Chinas Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) habe die Voraussetzungen dafür geschaffen. Chinesische Unternehmerinnen konnten eigene “Business-Plattformen” entwickeln. Zudem habe das Ende der traditionellen Familienrolle durch die damalige Ein-Kind-Politik Geschäftskarrieren gefördert, meinte Hoogewerf. Anwältin Guo stimmte zu: Mangelnde Partizipation an der Macht müsste dazu nicht im Widerspruch stehen. “Wenn Wirtschaftsprozesse nicht mehr von oben geplant, sondern von der Marktnachfrage bestimmt werden, finden Frauen ein gleiches Spielfeld zur Entfaltung ihrer Talente vor.”
Parteichef Xi ist allerdings dabei, das frühere Reformmodell zugunsten von mehr Staatswirtschaft zu ändern. Wie weit er gehen wird, wird auch die personelle Zusammensetzung seiner neuen Führung nach dem Parteitag zeigen. Weil Außenstehende darüber nur spekulieren können, hat sich ein Thinktank der angesehenen US-Paulson Stiftung ein Wahlspiel ausgedacht. Für Xis neue Innere Führung hat es die 42 aussichtsreichsten Kandidaten nominiert. Nur zwei darunter sind Frauen, die aus Altersgründen eigentlich ausscheiden müssende 72-jährige Sun Chunlan, und als potenzieller Neuzugang die 62-jährige Parteichefin von Guizhou, Shen Yiqin. “Fantasy Football for China Nerds” nennt die Stiftung das Ratespiel. Ihr fehlt allerdings die Fantasie, sich für den Aufstieg in Chinas politischen Himmel noch mehr Frauen als Kandidatinnen vorzustellen.
Cihan Atalay ist seit September Senior Compliance Manager bei der Bank of China in Frankfurt. Die Bank of China Frankfurt Branch wurde im Mai 1989 als erstes chinesisches Kreditinstitut in Deutschland eröffnet. Atalay war zuvor unter anderem für Akbank, Commerzbank und Deutsche Bank tätig.
Fabian Rostock ist seit August Head of Product Planning & Strategy bei Porsche China. In seiner neuen Position, für die Rostock von Stuttgart nach Shanghai gewechselt ist, organisiert er unter anderem die Produktpositionierung, die Preisgestaltung und die Mengenplanung vor Ort.
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Pfauenfedern und traditionelle Roben: Im Konfuziustempel von Qufu, Shandong, wird der Geburtstag des Philosophen mit ausgiebigen Ritualen zelebriert. Konfuzius wäre dieses Jahr 2.573 Jahre alt geworden. Er lebte vermutlich 551 bis 479 vor Christi.
“Wir befinden uns nun in unbekanntem Gewässer”, sagt der Chefvolkswirt der China Industrial Bank. Er meint damit die Lage des Yuan – und wie man dessen Sinkflug Herr werden will. Die chinesische Währung war zuletzt in der Finanzkrise 2008 so wenig wert wie heute. Während die USA Zinsen erhöhen und der Dollar stark ist, kommt dieser Hebel für die chinesischen Zentralbanker nicht infrage. Zu groß ist das Risiko für die angeschlagene Wirtschaft, die unter massiven Problemen leidet. Die abwartende Haltung der Wirtschaftsakteure in den Wochen vor dem Parteitag macht es nicht besser, schreibt Frank Sieren in seiner Analyse. Und berichtet, wie China den Yuan dennoch zur Weltwährung erheben will.
Wenn Gebetsrufe wegen “Lärmschutz” ausbleiben, statt Minaretten die rote Flagge der Volksrepublik vom Moschee-Dach in den Himmel ragt und alle arabischen Schriftzeichen von den Wänden der Halal-Restaurants entfernt worden sind – dann sieht man die Kultur der muslimischen Bevölkerung in China noch ein bisschen weniger. Muslime gibt es nicht nur in Xinjiang. Ein Großteil der Muslime in China sind Hui, die sowohl kulturell als auch religiös weitgehend assimiliert sind. Und dennoch geraten auch die Hui vermehrt ins Visier der Behörden. “Religionen in China müssen chinesisch ausgerichtet sein” und “sich an die sozialistische Gesellschaft anpassen”, so Xi Jinping. Einige Beobachtungen aus China teilt Fabian Kretschmer.
Anzugschulter an Anzugschulter – und nichts als Krawatten. Wenn Top-Treffen in Wirtschaft oder Politik reine Männerveranstaltungen sind, folgen hierzulande blitzschnell bissige Online-Kommentare und Memes. In China wurde die Gleichberechtigung von Frauen vermeintlich schon von Mao propagiert. “Frauen tragen die Hälfte des Himmels“, soll er zu Kulturrevolutionszeiten gesagt haben. Die Worte wurden zum Szeneslogan der 68er-Protestgeneration, doch offenbar wurden sie Mao nur in den Mund gelegt. In der Welt der Politik haben es Frauen in China schwer, berichtet Johnny Erling. Nur eine habe überhaupt Chancen auf einen Spitzenplatz in der nächsten Politbüro-Riege.
Ich wünsche Ihnen eine abwechslungsreiche Lektüre und ein erholsames Wochenende.
Die Welt steckt in einer Wirtschaftskrise. Die Amerikaner erhöhen die Zinsen und es passiert, was in den vergangenen Jahrzehnten stets passiert ist: die Investoren flüchten zum US-Dollar. Dank der steigenden Nachfrage ist die Währung nun so teuer wie seit 20 Jahren nicht mehr. Gleichzeitig ist der chinesische Yuan auf den niedrigsten Wert seit 2008 gefallen und das, obwohl die Währung gar nicht frei handelbar ist. Und obwohl China, gemessen an Devisenreserven, der Auslandsverschuldung und der Handelsbilanz, viel besser dasteht als die USA.
Allerdings wird das Wachstum dieses Jahr sehr niedrig ausfallen. Vor allem wegen der Null-Covid-Politik, dem Einbruch des Immobiliengeschäftes sowie der generell abwartenden Haltung der chinesischen Wirtschaftsakteure vor dem 20. Parteitag der kommunistischen Partei. Für den Yuan bedeutet das den größten Jahresverlust seit 1994. Allerdings ist auch der Euro auf dem niedrigsten Stand seit 20 Jahren. Das Britische Pfund ist auf einem Allzeittief. Und auch der japanische Yen ist stark unter Druck. Das heißt: Im internationalen Vergleich steht der Yuan also noch ganz gut da. Das ist allerdings nur ein schwacher Trost für die Zentralbanker, die sich gegen den sinkenden Yuan stemmen müssen. Der Einbruch kam, nachdem die US-Zentralbank die Zinsen in mehreren Schritten um 75 Basispunkte erhöht hat und weitere Maßnahmen ankündigte.
Das Problem des Yuan hat sich schon im April angekündigt, als die Erträge für 10-Jahres Staatsanleihen erstmals seit einer Dekade höher waren, als die der staatlichen chinesischen Bonds. Ein deutliches Zeichen für den internationalen Vertrauensverlust, von dem man noch nicht sagen kann, wie nachhaltig er ist. Die chinesischen Zentralbanker stehen vor dem Problem, dass es sich dabei um Probleme handelt, die viel tiefgreifender sind und im Grunde nicht mit den Hebeln einer Zentralbank aus der Welt geschafft werden können. “Wir befinden uns nun in unbekanntem Gewässer”, sagt Lu Zhangwei, Chefvolkswirt der Industrial Bank. “Diese Lage hat es seit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik nicht gegeben. Der Immobiliensektor absorbiert nicht mehr genug Investments und seine Rolle als Beschleuniger der Kreditvergabe ist schwächer geworden.”
Doch handelt es sich dabei um ein vorübergehendes Phänomen, das der Null-Covid-Politik und den politischen Verwerfungen des 20. Parteitages geschuldet ist? Oder hat das Zögern der Investoren tieferliegende Gründe? Einer dieser Gründe könnte sein, dass das Vertrauen zwischen Investoren und Regierung nachhaltig gestört ist. Das jedoch wird man frühestens im ersten Quartal 2023 sehen, falls die Null-Covid-Politik faktisch aufgegeben wird und sich die neue Regierung nach der Tagung des Nationalen Volkskongresses im kommenden März fest installiert hat. Es geht dann vor allem darum, den Konsum wieder anzukurbeln, der inzwischen 54 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts ausmacht.
Immerhin scheint der Boden für den Yuan einstweilen erreicht. Am vergangenen Mittwoch erholte sich der Onshore Yuan um 0.3 Prozent nach acht Schüben des Abstiegs. Die Zentralbank hatte zuvor eine deutliche Warnung an all diejenigen ausgesprochen, die auf einen taumelnden Yuan setzen: “Wetten Sie nicht auf eine Abwertung des Yuan. Dieses Spiel wird früher oder später mit Verlusten enden.” Der Yuan habe schon “einige Runden” an “externen Schocks überlebt” und die Zentralbank habe “viel Erfahrung”, solche Krisen zu managen. Allerdings ist es schon ein großer Schock. Das International Institute of Finance hat berechnet, dass allein zwischen Februar und Juli 80 Milliarden US-Dollar das Land verlassen haben. Peking wies daraufhin die Banken an, ausländische Risiko-Reserven von 20 Prozent anzulegen. Die Zentralbank kann zudem den täglichen Handelsspielraum einschränken. Aber es ist nicht einmal klar, ob die leichte Erholung des Yuan zum Dollar überhaupt etwas mit den Maßnahmen zu tun hat, denn parallel hat sich auch der Euro deutlich erholt.
Wie das Armdrücken zwischen den USA und China ausgeht, wird sich zeigen. An seinem langfristigen Ziel, den Yuan als Digitalwährung zu einer Weltwährung werden zu lassen, hält Peking jedenfalls fest. Zwischen Anfang August und Mitte September hat Peking 40 Tage lang Tests durchführen lassen. Es hat 160 Zahlungsvorgänge mit einem Wert von umgerechnet 21 Millionen Euro mit Hongkong, Thailand und den Vereinigten Arabischen Emiraten gegeben. In diesen Ländern werden ebenfalls digitale Währungen getestet.
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Bisher gilt die Formel t+2, was bedeutet, dass der Geldtransfer erst zwei Tage nach dem Handelsgeschäft vollzogen werden kann. Das neue System würde also die Handelsgeschwindigkeit extrem erhöhen und könnte zum entscheidenden Werkzeug bei der Entwicklung von RCEP werden, der größten Freihandelszone der Welt, die China gemeinsam mit seinen asiatischen Nachbarn bildet. Ein solches System ist durchaus geeignet, das Vertrauen in den Yuan auch in Krisenzeiten erheblich zu stärken und den gegenwärtigen Trend umzudrehen.
Bereits seit Juli gibt es eine Kooperation der Zentralbank mit fünf anderen Ländern und der Bank for International Settlements, um bei diesem Thema voranzukommen. China, Indonesien, Malaysia, Hongkong, Singapur, und Chile werden umgerechnet jeweils 2,2 Millionen Euro zu dem Renminbi Liquidity Arrangement beitragen. Und inzwischen ist der Yuan die faktische Reservewährung der Russen. Das ist nicht unerheblich, da Russland zu den führenden Verkäufern von Bodenschätzen gehört und 170 der 194 Länder weltweit keine Sanktionen gegen Russland verhängt haben. Etwa 17 Prozent von Russlands Auslandsreserven werden in Yuan gehalten – Tendenz stark steigend. Das langfristige Ziel ist es, den chinesischen Handel immer mehr ohne den US-Dollar durchzuführen.
Bis dahin ist es allerdings noch ein langer Weg. Derzeit hat der Yuan im Welthandel einen Marktanteil von gut drei Prozent während der US-Dollar auf 87 Prozent kommt.
04.10.2022, 17:00 Uhr (23:00 Uhr Beijing Time)
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05.10.2022, 18:00 Uhr (06.10.2002, 00:00 Uhr Beijing Time)
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05.10.2022, 14:00 Uhr (20:00 Uhr Beijing Time)
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Taiwan erleichtert seine Einreisebestimmungen: Seit Donnerstag fällt bei der Ankunft am Flughafen der PCR-Test weg. Stattdessen erhalten Reisende vier Coronavirus-Schnelltests. Diese können in den ersten Tagen nach der Ankunft und während des “Self-Health-Managements” verwendet werden. Noch bis zum 13. Oktober bleibt die “3+4”-Quarantäneregel bestehen. Das heißt: Nach Ankunft in Taiwan müssen Reisende drei Tage in Quarantäne und vier Tage eine eigene Gesundheitskontrolle betreiben.
Sollte die Pandemiesituation in den nächsten drei Wochen stabil bleiben, sollen die Einreiseregeln ab dem 13. Oktober weiter gelockert werden. So soll dann die Pflicht zur Quarantäne in einem zertifizierten Hotel wegfallen. Reisende sollen dann nur verpflichtet werden, ihren Gesundheitsstatus für sieben Tage zu überwachen und täglich zu testen. Das ist die sogenannte “0+7”-Regel. Sie dürfen vor die Tür gehen, müssen aber eine Maske tragen und Abstand halten. ari
Die Reisetätigkeit während der “Golden Week” könnte laut einem Bericht von Reuters auf den niedrigsten Stand seit Jahren sinken. Die jährliche Ferienwoche, die dieses Jahr am kommenden Samstag beginnt, wird von den Chinesen traditionell für Reisen innerhalb und außerhalb des Landes genutzt.
Sorgen über eine Ausbreitung der Covid-19-Pandemie sowie wirtschaftliche Bedenken könnten die Menschen jedoch dazu veranlassen, dieses Jahr auf das Reisen zu verzichten. Das Flugdatenunternehmen VariFlight schätzt, dass etwa 7,8 Millionen Passagierreisen über die Feiertage mit dem Flugzeug unternommen werden – 16 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Verkehrsministerium prognostiziert einen Rückgang von 30 Prozent bei der Zahl der Straßenreisenden.
Chinas Gesundheitsbehörden hatten die Menschen in diesem Monat aufgefordert, während der Golden Week zu Hause zu bleiben. Reisende, die doch Züge und Flugzeuge benutzen oder Provinzgrenzen mit dem Bus überqueren wollen, benötigen ein negatives Coronavirus-Testergebnis, das weniger als 48 Stunden alt ist. rtr/fpe
China hat in vielen Ländern mittlerweile einen deutlich schlechteren Ruf als noch vor wenigen Jahren. Das hat eine Studie des US-amerikanischen Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center ergeben. Die Untersuchungen bilden den Zeitraum von 2002 bis 2022 ab. Demnach verschlechterte sich das Image der Volksrepublik in vielen der befragten Länder stetig zwischen 2002 und 2017. Ab 2019 und 2020 ist dann ein sehr deutliches Ansteigen der negativen Einschätzung zu beobachten.
Besonders deutlich ist die Veränderung in Südkorea, Japan und Australien. 2002 blickten in Südkorea 31 Prozent der Befragten negativ auf China. 2022 sind es bereits 80 Prozent. In Japan stieg die Zahl im gleichen Zeitraum von 42 Prozent auf 87 Prozent. In Australien verschlechterte sich Chinas Image ab 2017 rapide, inzwischen blicken 86 Prozent negativ auf das Land.
In Deutschland gaben im Jahr 2005 insgesamt 37 Prozent der Befragten an, eine schlechte Meinung von China zu haben. 2022 sind es mit 74 Prozent doppelt so viele. In den USA nahm die negative Sicht von 79 Prozent im Jahr 2020 auf 82 Prozent im Jahr 2022 zu.
Die Forscher führen Ihre Ergebnisse unter anderem auf politische Ereignisse wie Chinas Umgang mit Covid-19, den Handelskrieg mit den USA und den Aufbau einer verstärkten Militärpräsenz im südchinesischen Meer zurück.
Untersucht wurde auch, wie die Länder die Politik von Xi Jinping einschätzen. In entwickelten Ländern besteht demnach aktuell ein sehr geringes Vertrauen in Chinas Staatsführer. Für Entwicklungsländer liegen kaum aktuelle Daten vor. Der Pew Research Center begründet dies mit schwierigen Bedingungen für die Erhebungen aufgrund von Corona. jul
Beim Gipfeltreffen mit mehr als einem Dutzend Staatsoberhäuptern und Vertretern pazifischer Inselstaaten haben die Vereinigten Staaten am Donnerstag ein neues Strategiepapier für die gemeinsamen Beziehungen veröffentlicht. Demnach wollen die USA die Staaten der Region in Bereichen wie dem Klimaschutz unterstützen und ihnen helfen, von China unabhängig zu bleiben.
“Der Wohlstand und die Sicherheit der USA hängen davon ab, dass die pazifische Region frei und offen bleibt”, heißt es in dem Papier. Zu den Herausforderungen gehören demnach “zunehmender Druck und wirtschaftlicher Zwang durch die Volksrepublik China, die den Frieden, den Wohlstand und die Sicherheit der Region und damit auch der Vereinigten Staaten zu untergraben drohen“.
Um die Region zu unterstützen, haben die USA laut einem Bericht von Reuters ein Paket mit mehr als 810 Millionen US-Dollar für erweiterte Programme zur Unterstützung der Inseln aufgelegt, zusätzlich zu den 1,5 Milliarden Dollar, die in den letzten zehn Jahren bereitgestellt wurden.
Im Rahmen zukünftiger Pläne wollen die Vereinigten Staaten auch ihre diplomatische und militärische Präsenz in der Region verstärken. Washington versprach in diesem Jahr, drei neue Botschaften in Kiribati, Tonga und auf den Salomonen zu eröffnen. Auch die Rückkehr von US-Friedenskorps-Freiwilligen nach Fidschi, Tonga, Samoa und Vanuatu in diesem Jahr sei vorgesehen.
Der strategische Wettbewerb im Pazifik hatte sich in diesem Jahr verschärft, nachdem China ein Sicherheitsabkommen mit den Salomonen unterzeichnet hatte. Das hatte in den USA und weiteren westlichen Staaten die Sorge befeuert, China könnte in der Region eine dauerhafte Militärpräsenz aufbauen. (China.Table berichtete). rtr/fpe
Chinaexperten in aller Welt rätseln, wer in drei Wochen neben Parteichef Xi Jinping mit in der neuen Inneren Führung des Landes sitzen darf. Bereits bekannt, aber wenig hilfreich für ihre Prognosen, sind die Namen der 2.296 Delegierten. Sie werden sich am 16. Oktober zum 20. Parteitag in Peking versammeln und wie vor fünf Jahren ein neues Zentralkomitee (ZK) wählen. Rund zwei Drittel der bislang 370 Vollmitglieder und Kandidaten werden neu im ZK sitzen. Aber es ist nur die unterste Ebene in der dreistufigen Pyramide der Parteimacht. Das ZK soll aus seinen Reihen die 25 Topfunktionäre für das Politbüro bestimmen, der nächsthöheren Plattform der Macht. Erst danach werden auch die Namen von sieben seiner Mitglieder bekannt, darunter Xi, die in den Ständigen Ausschuss des Politbüros aufsteigen. Als Mitglieder der Inneren Führung bedienen sie die eigentlichen Schalthebel der Parteiherrschaft. Voraussichtlich wird keine einzige Frau unter ihnen sein.
Xi Jinping lässt sich heute schon als Steuermann des Vereins der Patriarchen huldigen. Er hat sich seinen Platz durch die Änderung von Parteistatut und Verfassung selbst verschafft. Nur zwei Dinge sind gewiss: Je höher die Macht der Partei konzentriert ist, desto undurchsichtiger werden ihre Schachzüge und desto weniger Frauen nimmt sie mit an Bord.
Immer weiter entfernt sich China vom einstigen Anspruch, ein Land zu sein, dessen Frauen die Hälfte des Himmels mittragen können. Und das Mao Zedong zugeschriebene weltberühmte Bonmot hat er auch nie gesagt. Verbürgt ist nur ein als Witz gemeinter Spruch des Großen Vorsitzenden vom Sommer 1964. Als der passionierte Schwimmer durch Pekings Stausee Miyun schwamm, wurde er von kraulenden Sportlerinnen überholt. Die Volkszeitung schrieb am 27. Mai 1965, was Mao ihnen hinterherrief: “Die Zeiten haben sich geändert. Männer und Frauen sind gleich. Was den Genossen Männern gelingt, schaffen auch die Genossinnen.”
Chinas schönster Mythos von der “Hälfte des Himmels” wurde zu einem der meistzitierten Mao-Worte während der Kulturrevolution und zum Szeneslogan der 68er-Protestgenerationen und Fraueninitiativen im Ausland. Pekinger Sozialwissenschaftlerinnen durchforschten nach Maos Tod systematisch alle seine Schriften und Reden. “Sie fanden kein solches Zitat”, sagte mir einst die Pekinger Frauenanwältin Guo Jianmei. Auch nicht in der roten Mao-Bibel, wie das 370 Seiten-Buch mit den “Worten des Vorsitzenden” genannt wird, das Chinesen in Stadt und Land während der Kulturrevolution auswendig lernten und von dem sich Millionen Idealisten in Europa begeistern ließen. Auf sechs Seiten schrieb Mao über Frauen. Er betrachtete sie als Mitkämpferinnen für seine Revolution und als Arbeitskräfte für Chinas Aufbau. Er forderte, sie aus der feudalen Unterdrückung und unmenschlichen Abhängigkeitsverhältnissen zu befreien, ihnen gleichen Lohn für gleiche Arbeit und gleiche Erziehung zu ermöglichen. Aber es ging Mao nie um ihre Teilhabe an seiner Macht.
Die Wortprägung von der “Hälfte des Himmels” verselbstständigte sich zum Kultwort. Bücher, wie das der französischen Frauenaktivistin Claudie Broyelle, “Die Hälfte des Himmels. Frauenemanzipation und Kindererziehung in China”, brachten sie in viele Sprachen und Dutzenden Auflagen nach Europa und in die USA. Broyelle hatte es nach einer nur zweiwöchigen Studienreise durch das China von 1971 geschrieben. Als sie mit ihrem Mann später in China arbeitete, distanzierte sie sich von ihrer Naivität in dem 1977 erschienenen Buch ” Zweite Rückkehr aus China”. 1980 zog das Ehepaar radikal einen Schlussstrich unter ihre frühere Schwärmerei in “Mao ohne Maske”. In der französischen Ausgabe hieß der Titel: “Apocalypse Mao”,
Wo es um die Teilhabe an politischer Macht geht, konnte noch keine chinesische Frau an den Parteigranden vorbeischwimmen. Unter Xis Herrschaft hat sich die Kluft zwischen den Geschlechtern erweitert. Die leninistisch organisierte Kommunistische Partei akzeptiert keine Seiteneinsteiger. Unter Xi sind zivilgesellschaftliche NGOs und emanzipative Aktionen wieder stärker unterdrückt worden, ebenso wie die ersten Ableger der MeToo-Bewegung. Solche Themen poppen nur noch als virtuelle Protest-Tweets in privaten Chaträumen auf.
Es liege nicht an den chinesischen Frauen, dass sie so schwer politisch aufsteigen können, “sondern am System”, sagte mir Anwältin Guo 2017, obwohl die Gleichberechtigung auf allen “Ebenen des Lebens, politisch, wirtschaftlich, kulturell, sozial und in der Familie im Artikel 48 des Grundgesetzes als Verfassungsgebot verankert ist.” Aber es fehlen die Ausführungsbestimmungen und eine Umsetzung über verbindliche Frauenquoten. So bleiben auch die besten Gesetze “schlafende Schönheiten.”
Unter 1,4 Milliarden Chinesen leben 689 Millionen Chinesinnen. 48,7 Prozent der Bevölkerung sind Frauen. Im 2017 neu gewählten Zentralkomitee der KP China sitzen nur 30 Frauen oder 7,9 Prozent unter den 376 Vollmitgliedern und Kandidaten, schreibt der international renommierte China-Fachmann Cheng Li in einer Spezial-Studie zur Frauenbeteiligung in Chinas Politik vor dem 20. Parteitag. Unter den 31 Provinz-Parteichefs Chinas gebe es nur eine Frau, die 62-jährige KP-Chefin von Guizhou, Chen Yiqin. Sie gilt als einzig mögliche Kandidatin für einen Einzug in den 25-köpfigen Männerklub des Politbüros. Einsame Stellung als Frau hält dort seit zehn Jahren die heute 72-jährige Vizeministerpräsidentin Sun Chunlan. In der Regierung sehe es nicht besser aus, schreibt Cheng Li: Unter Chinas elf Staatsräten sei eine Frau und alle 26 Minister sind Männer.
Obwohl das Organisationsbüro der Partei dafür plädierte, bei der Wahl der Delegierten für den 20. Parteitag mehr Frauen aufzustellen als ihr Anteil in der Partei ausmacht, wurden nur 619 Frauen unter den 2296 Delegierten gewählt, ein Anteil von 27 Prozent. In der mit 96 Millionen Mitgliedern größten Kommunistischen Partei der Welt sind 29,4 Prozent Genossinnen.
Wachsende Ungleichheiten stellt auch das Davoser-Weltwirtschaftsforum (WWF) fest in seinem jährlich veröffentlichten Gleichberechtigungsindex (Global Gender Gap Report). Danach kam China nach dem letzten Parteitag 2017 vor fünf Jahren bei der allgemeinen Gleichberechtigung nur auf Platz 100 bei 144 untersuchten Ländern. Im neuen Report 2022 rutschte es noch tiefer, auf Rang 102 unter 146 untersuchten Ländern. In der Frage ihrer Teilhabe an der politischen Macht sind Chinas Frauen mit Platz 120 eines der Schlusslichter.
Kritische Fragestellungen nach substanzieller politischer Mitbestimmung umging der Allchinesische Frauenverband. Seine mit dem Statistischen Amt gemeinsam erhobene “Vierte Umfrage 2020” zum gesellschaftlichen Status der Frauen in China lobt – bewusst vorsichtig und umständlich formuliert – die Fortschritte unter der Ära Xi. Die “weibliche ‘Hälfte der Himmels-Kraft’ finde einen weitergehenden Ausdruck in der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung.” (女性在经济社会发展中”半边天”力量进一步彰显).
Doch dabei bezieht sie sich vor allem auf das Engagement von Frauen in den Basisorganisationen, in den untersten Ebenen der sogenannten “demokratischen Verwaltung” (基层民主管理), sowie auf die “wichtige Rolle der Frauen in der Familie, bei der Unterstützung der Alten und Erziehung der Kinder”. Als Fortschritt hebt der Report mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit für Frauen hervor. Heute würden “18,8 Prozent der verheirateten Frauen eigene, auf ihren Namen laufende Immobilien und 39,9 Prozent diese gemeinsam mit ihrem Mann besitzen.”
“Wenn es um wirtschaftliche Macht geht, gehören Chinas Frauen längst zur Weltspitze”, sagte mir einst Rupert Hoogewerf, Herausgeber der jährlichen “Hurun-Milliardärslisten”. Unter dem Titel “Chinas reichste Frauen” zählte er 2017 unter seinen weltweit ermittelten 78 sogenannten “Selfmade-Frauen” mit einem Vermögen von je mindestens einer Milliarde US-Dollar, 49 Chinesinnen. Ende März 2022 veröffentlichte Hoogewerf seine jüngste Reichen-Liste. Trotz der Folgen der Covid-19-Pandemie stieg in der Volksrepublik die Zahl chinesischer Milliardärinnen auf 78 Frauen unter insgesamt weltweit 124 Milliardärinnen.
Chinas Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) habe die Voraussetzungen dafür geschaffen. Chinesische Unternehmerinnen konnten eigene “Business-Plattformen” entwickeln. Zudem habe das Ende der traditionellen Familienrolle durch die damalige Ein-Kind-Politik Geschäftskarrieren gefördert, meinte Hoogewerf. Anwältin Guo stimmte zu: Mangelnde Partizipation an der Macht müsste dazu nicht im Widerspruch stehen. “Wenn Wirtschaftsprozesse nicht mehr von oben geplant, sondern von der Marktnachfrage bestimmt werden, finden Frauen ein gleiches Spielfeld zur Entfaltung ihrer Talente vor.”
Parteichef Xi ist allerdings dabei, das frühere Reformmodell zugunsten von mehr Staatswirtschaft zu ändern. Wie weit er gehen wird, wird auch die personelle Zusammensetzung seiner neuen Führung nach dem Parteitag zeigen. Weil Außenstehende darüber nur spekulieren können, hat sich ein Thinktank der angesehenen US-Paulson Stiftung ein Wahlspiel ausgedacht. Für Xis neue Innere Führung hat es die 42 aussichtsreichsten Kandidaten nominiert. Nur zwei darunter sind Frauen, die aus Altersgründen eigentlich ausscheiden müssende 72-jährige Sun Chunlan, und als potenzieller Neuzugang die 62-jährige Parteichefin von Guizhou, Shen Yiqin. “Fantasy Football for China Nerds” nennt die Stiftung das Ratespiel. Ihr fehlt allerdings die Fantasie, sich für den Aufstieg in Chinas politischen Himmel noch mehr Frauen als Kandidatinnen vorzustellen.
Cihan Atalay ist seit September Senior Compliance Manager bei der Bank of China in Frankfurt. Die Bank of China Frankfurt Branch wurde im Mai 1989 als erstes chinesisches Kreditinstitut in Deutschland eröffnet. Atalay war zuvor unter anderem für Akbank, Commerzbank und Deutsche Bank tätig.
Fabian Rostock ist seit August Head of Product Planning & Strategy bei Porsche China. In seiner neuen Position, für die Rostock von Stuttgart nach Shanghai gewechselt ist, organisiert er unter anderem die Produktpositionierung, die Preisgestaltung und die Mengenplanung vor Ort.
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Pfauenfedern und traditionelle Roben: Im Konfuziustempel von Qufu, Shandong, wird der Geburtstag des Philosophen mit ausgiebigen Ritualen zelebriert. Konfuzius wäre dieses Jahr 2.573 Jahre alt geworden. Er lebte vermutlich 551 bis 479 vor Christi.