ist es naiv, wenn Kiel eine Partnerschaft mit der chinesischen Hafenstadt Qingdao eingehen will? Oder sinnvoll, um im Gespräch zu bleiben? Die Mehrheit der Stadtversammlung ist dafür, dagegen sind unter anderem die CDU und das Sicherheitsinstitut der Kieler Universität. Zwischen Deutschland und China gibt es gut 100 Städtepartnerschaften. Doch bei Kiel und Qingdao gibt es einen Haken, wie Christiane Kühl analysiert. Denn die Hauptstadt Schleswig-Holsteins ist – ebenso wie Qingdao – ein Marinestützpunkt. Auch werden dort U-Boote gebaut. Nun ist eine neue Stadtregierung am Ruder und muss sich entscheiden, ob sie das Projekt vorantreibt.
Sicher ist eine Zunahme von Extremwetterlagen. Sie sind Folge des Klimawandels, der in China dieses Jahr erneut zu Rekordtemperaturen führt. Wie in den vergangenen zwei Jahren könnte der zu erwartende Hitzesommer zu Stromknappheit führen und die Konjunkturentwicklung bedrohen, schreibt Jörn Petring. Unter anderem, weil die Pegelstände der Wasserkraftwerke sinken und die Stromnachfrage durch Klimaanlagen steigt.
Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht
Kiel hat seit vergangenem Donnerstag eine neue Stadtpräsidentin: Bettina Aust von den Grünen, die im Mai die Kommunalwahl gewonnen hatten. Damit liegt ein seit Monaten umstrittenes Projekt nun auf ihrem Schreibtisch: die geplante Städtepartnerschaft mit der chinesischen Hafenstadt Qingdao. Nur zwei Tage vor der Kommunalwahl hatte die Kieler Ratsversammlung noch einmal dafür gestimmt, die Gespräche mit Qingdao fortzusetzen, damals noch unter SPD-Führung. Die CDU-Fraktion hatte einen Stopp der Gespräche beantragt, andere Parteien zumindest gewisse Bedingungen gestellt.
Anfang März hatte der Hauptausschuss der Stadt Kiel beschlossen, mit Qingdao Gespräche über eine Partnerschaft zu führen. Die Ratsversammlung stimmte dann mehrheitlich dafür, eine Kooperation mit Qingdao in Bereichen wie Umwelt- und Meeresschutz, Nachhaltigkeit und Wissenschaft zu prüfen. “Auch wenn Chinas Haltung zum Krieg in der Ukraine, zur Unabhängigkeit von Taiwan, zu Menschenrechtsverletzungen und zum Umgang mit Minderheiten nicht unseren Vorstellungen von Demokratie entspricht, halte ich es dennoch für notwendig, im Gespräch zu bleiben”, sagte der langjährige Stadtpräsident Hans-Werner Tovar von der SPD damals. Die Partnerschaft solle bewusst auch dafür genutzt werden, politisch kritische Themen anzusprechen.
Schon länger arbeiten die 250.000-Einwohnerstadt Kiel und die Neun-Millionen-Metropole Qingdao zusammen. Die Kieler mit ihrer olympischen Erfahrung von 1972 halfen Qingdao, ein Segelzentrum für die Pekinger Sommerspiele 2008 aufzubauen. Die Hafenstadt der Provinz Shandong war von 1898 bis 1919 deutsche Kolonie gewesen, zu erkennen bis heute an traditionellen Gebäuden. Seit 2013 gibt es dort einen deutsch-chinesischen Ökopark. Beide Städte verfügen über Handelshäfen, Promenaden mit Meerblick und Strände. Die Ocean University of Qingdao kooperiert seit langem mit dem Kieler Helmholtz Center for Ocean Research, kurz Geomar.
Doch noch etwas verbindet beide Städte, und da liegt das Problem: Kiel und Qingdao sind Marinestützpunkte. In Kiel befindet sich eines von drei Ostsee-Marinestützpunktkommandos der Bundeswehr. Die Werft Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) baut in Kiel U-Boote. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer bei konventionellen U-Booten und führend in der Entwicklung neuer Über- und Unterwassertechnologien für die Marine. Qingdao wiederum ist Stützpunkt der chinesischen U-Bootflotte und Zentrum der chinesischen Unterwasser-Seekriegsführung, wie der frühere deutsche Botschafter in China Michael Schaefer kürzlich in einem Gastbeitrag für Table.Media schrieb: “Die Marine-U-Boot-Akademie zählt zu den wichtigsten Ausbildungseinrichtungen der chinesischen Volksbefreiungsarmee.”
Kritiker warnen daher vor chinesischer Spionage bei TKMS und in den Marinestandorten der Bundeswehr. Und die Ocean University of Qingdao ist zwar berühmt für zivile Unterwasserforschung, doch kann diese nach Ansicht der Kritiker eben auch für militärische Zwecke genutzt werden – abgeschöpfte Erkenntnisse vom Geomar inklusive. Das Geomar wollte sich gegenüber Table.Media lieber nicht zu der Debatte äußern.
Zu den profiliertesten Kritikern gehört neben der CDU-Ratsfraktion das Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel (ISPK). “Dass die Förderung des Segelsports zentrales Anliegen Qingdaos ist, darf angesichts der geopolitischen Trends und der Ziele und Methoden Pekings in internationalen Kooperationen bezweifelt werden”, warnte etwa Sarah Kirchberger, Leiterin der Abteilung Strategische Entwicklung in Asien-Pazifik, in einem Positionspapier vom April. Institutsdirektor Joachim Krause sagte dem NDR, China habe eine lange Tradition des Missbrauchs von Städtepartnerschaften und wissenschaftlichen Kontakten, “um Informationen abzufischen, die vor allen Dingen für das Militär und in diesem Fall für die Marine der Volksrepublik von entscheidender Bedeutung sind”. Speziell gehe es China um die U-Boot-Technik und Unterwasser-Kriegsführung.
Krause hatte SPD-Stadtpräsident Tovar im März als “hochgradig naiv” bezeichnet. Der wehrte sich: “Wer mich naiv nennt, hat nicht den Hauch einer Ahnung von kommunaler Außenpolitik”, sagte er im Mai der Zeitung Kieler Nachrichten. Den Verdacht, die Chinesen könnten in Kiel spionieren, hält Tovar für “albern”. Wenn China spionieren wolle, bräuchte es dafür nicht die Städtepartnerschaft, sagte er der New York Times, die im Mai überraschend ausführlich über die Debatte in Kiel berichtete.
Tatsächlich zeigt der Fall exemplarisch auf, dass Kommunen oftmals ganz anders ticken, als der Bund oder akademische Experten. Kommunalpolitik arbeitet am Konkreten, schaut auf Standortvorteile – und nicht so sehr auf übergeordnete Strategiekonzepte oder Risiken. Das zeigte sich auch im Streit um den Einstieg des chinesischen Staatskonzerns Cosco in einem Hamburger Containerterminal. Die Hansestadt sprach sich quer durch die politische Bank für den Deal aus, während im Bund vor allem Grüne und FDP dagegen waren. Am Ende steht als Kompromiss eine geschrumpfte Minderheitsbeteiligung von 24,9 Prozent, für die eine Cosco-Zusage allerdings noch aussteht.
Erschwerend kommt hinzu, dass in den Rathäusern vielfach die China-Expertise fehlt. Krause sieht dieses Problem auch in der Kieler Ratsversammlung.
Qingdao gehört seit 2022 zu den 16 locker mit Kiel “befreundeten Städten” – ebenso wie übrigens Hangzhou, Hauptstadt der seit 35 Jahren mit Schleswig-Holstein verpartnerten Küstenprovinz Zhejiang – und möchte dies nun zur formalen Partnerschaft ausbauen. Mit 13 Städtepartnerschaften ist Kiel unter deutschen Städten besonders aktiv – zum Vergleich: München betreibt nur acht Partnerschaften. Die Partnerschaften mit zwei russischen Städten hat Kiel seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine allerdings suspendiert.
“Der Aufbau der internationalen Kontakte nach dem Zweiten Weltkrieg diente vor allem der Völkerverständigung und der Unterstützung der außenpolitischen Ziele der Bundesrepublik Deutschland”, heißt es in einem Papier der Stadt zur Internationalisierung. “In den vergangenen Jahren richteten Städte ihre internationalen Kontakte stärker auf projektbezogene Zusammenarbeit und das interkommunale Lernen aus. Hinzugekommen ist die Erkenntnis, dass Pflege und Ausbau der internationalen Beziehungen auch den Standort stärken.” Aus einer nationalen ist demnach über die Jahre eine kommunale Perspektive geworden.
In Deutschland bestehen mehr als 100 Städtepartnerschaften mit China – die Hafenstädte Hamburg und Bremen sind seit Mitte der 1980-er Jahre mit Shanghai beziehungsweise Dalian im Nordosten Chinas verpartnert. Hamburg und Shanghai gehören zu den jeweils größten Hafenumschlagplätzen ihrer Region. Zwischen Bremen und Dalian geht es laut NDR vor allem um die für Bremen wichtigen Themen Raumfahrt und Satellitenbau, Elektromobilität und Windenergie.
Doch nun hat sich der Blick auf China verdüstert: Statt als aufstrebender Partner gilt die Volksrepublik nun vor allem als Wettbewerber und Systemrivale. In China seien Städtepartnerschaften nicht auf kommunaler Ebene aufgehängt, sondern werden von höheren Stellen strategisch vorangetrieben, warnen kritische Experten wie etwa Mareike Ohlberg vom Global Marshall Fund. “Die naive Vorstellung, es handele sich hier nur um einen zivilgesellschaftlichen Austausch, wäre absurd. In China ist alles dem Einparteienstaat untergeordnet”, meint auch Ex-Botschafter Schaefer, der die Partnerschaft Kiels mit Qingdao trotzdem nicht rundheraus ablehnt. Wichtig sei es, an diese Entscheidung nüchtern und im Bewusstsein potenzieller Risiken heranzugehen und sich richtige China-Experten ins Boot zu holen, empfiehlt Schaefer.
Die Grünen waren in der Stadtkoalition mit der SPD unter bestimmten Bedingungen auch für die Partnerschaftsgespräche. Von Bettina Aust gab es in den ersten Tagen nach Amtsantritt zwar zunächst keine öffentlichen Aussagen zu Qingdao. Doch wie es weitergeht, dürfte sich bald zeigen.
Noch früher als im vergangenen Jahr kämpft China in diesem Frühsommer mit ungewöhnlich hohen Temperaturen, die den Wirtschaftsaufschwung weiter bremsen könnten. Shanghai verzeichnete vor zwei Wochen mit 36,1 Grad die höchste Mai-Temperatur seit über 100 Jahren. Insgesamt meldeten 446 chinesische Städte im vergangenen Monat Rekordtemperaturen. In Peking soll es laut Vorhersage in dieser Woche bis zu 40 Grad heiß werden.
Fast das ganze Land ist von der frühen Hitzewelle betroffen. Schon jetzt klagen Landwirte über die Hitze. Berichte von verendeten Schweinen, Fischen und anderen Tieren machen in sozialen Netzwerken die Runde. Zudem warnen die Behörden vor schweren Ernteausfällen. Diese könnten je nach Region entweder durch extreme Trockenheit oder extreme Regenfälle ausgelöst werden.
Die hohen Temperaturen wecken Erinnerungen an die beiden Vorjahre, als in verschiedenen Regionen Chinas der Strom rationiert werden musste.
Damals entstand Stromknappheit, weil der Energieverbrauch durch den Großeinsatz der vielen Klimaanlagen gegen die Hitze in die Höhe getrieben wurde. Parallel fehlte Strom, weil viele Flüsse wegen anhaltender Trockenheit deutlich weniger Wasser führten. Folglich sanken in den Stauseen hinter Wasserkraftwerken die Pegel, teilweise auf historische Tiefstände, was sich auf die Energieproduktion der Wasserkraftwerke auswirkte. Lokale Behörden versuchen dann in der Regel, mit Kohle-Strom nachzuhelfen – was schlecht fürs Klima ist.
Für Peking waren die massiven Stromausfälle der vergangenen zwei Jahre ein großes Ärgernis. Denn es zeigte die Schwächen des Strommanagements. Quer durchs Land mussten Kohlekraftwerke auf Hochtouren laufen, um die Engpässe auszugleichen – auch wenn dies zu höheren Treibhausgas-Emissionen führte. China baut zwar derzeit die Kapazitäten erneuerbarer Energien wie Solar und Wind – und auch Kernkraft – massiv aus, doch das braucht Zeit.
Die Engpässe haben Millionen betroffener Menschen vor Augen geführt, dass auch die chinesische Führung nicht in der Lage ist, alles perfekt zu planen.
Bisher mussten in diesem Jahr zwar noch keine nennenswerten Zwangsmaßnahmen verhängt werden. Allerdings hat der meteorologische Sommer auch erst vor zwei Wochen begonnen. Probleme bei der Stromversorgung zeichnen sich aber bereits ab. Ausgerechnet Guangdong, das mit seinen vielen Fabriken eine Schlüsselprovinz für Chinas Wachstum ist, scheint wieder vor großen Herausforderungen zu stehen.
Guangdong bezieht einen Großteil seines Stroms aus der weiter westlich gelegenen Provinz Yunnan. Dort werden sieben der zehn größten Wasserkraftwerke Chinas betrieben. Doch zwischen Januar und April hat es dort 60 Prozent weniger geregnet als im Vorjahr. Die Folge: Schon jetzt leitet Yunnan deutlich weniger Strom nach Guangdong.
2021 haben in der Boomprovinz viele Fabriken ihre Produktion zeitweise einstellen müssen, weil nicht genügend Strom zur Verfügung stand. Im vergangenen Jahr war vor allem die Provinz Sichuan von Fabrikschließungen betroffen. Solche Ausfälle kann sich China besonders in diesem Jahr eigentlich nicht leisten. Schließlich hoffen Ökonomen nach dem Ende der Null-Corona-Politik auf einen kräftigen Aufschwung. Doch nach einem starken Jahresauftakt enttäuschten zuletzt eine ganze Reihe von Konjunkturindikatoren.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.
Chinas installierte Kapazität zur nicht-fossilen Stromerzeugung (非化石能源发电装机容量) beträgt erstmals mehr als die Hälfte der gesamten Stromerzeugungskapazitäten des Landes. Das berichtet Xinhua unter Berufung auf die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission. Mit 50,9 Prozent liegen damit die Kapazitäten für Fotovoltaik, Windenergie, Wasserkraft, Atomenergie und andere kohlenstoffneutrale Stromerzeugungsformen erstmals höher als für Kohlestrom. Gas spielt in Chinas Stromerzeugung kaum eine Rolle. Ursprünglich hatte China sich nach Angaben des Staatssenders CGTN das Ziel gesetzt, die fossilen Kraftwerkskapazitäten bis 2025 zu überholen.
China beschleunigt derzeit den Ausbau der Kapazitäten vor allem für Solar- und Windenergie. Der Fachdienst Carbon Brief zitierte am Dienstag Berichte, wonach China am Wochenende den Bau einer Ultrahochspannungs-Stromleitung von Ningxia nach Hunan gestartet habe. Die Leitung solle erneuerbaren Strom aus der Wüste Gobi und anderen unfruchtbaren Regionen in die Regionen bringen, wo er gebraucht werde. In nordchinesischen Wüstengebieten entstehe derzeit der weltgrößte Fotovoltaik-Park der Welt.
Bei der tatsächlichen Stromerzeugung liegen die nicht-fossilen Energieträger anteilig etwas niedriger als die Kapazitäten, da es mit Übertragung und Speicherung immer wieder hakt. Auch sind Erneuerbare von der Witterung abhängig und daher weniger stabil. ck
Die chinesische Zentralbank hat am Dienstag zum ersten Mal seit zehn Monaten den kurzfristigen Kreditzins gesenkt. Damit will sie das Vertrauen der Märkte wiederherzustellen und die ins Stocken geratene Erholung stützen, die den politischen Entscheidungsträgern zunehmend Sorgen bereitet.
“Die Entscheidung der Zentralbank, den Zinssatz zu senken, kam für den Markt nicht völlig überraschend”, sagte Ken Cheung, leitender Devisenstratege für Asien bei der japanischen Mizuho Bank. “Die Geschäftsbanken haben bereits die Einlagenzinsen gesenkt, und auch Zentralbankchef Yi Gang hatte kürzlich eine stärkere antizyklische Anpassung ins Gespräch gebracht.” Konkret senkte die People’s Bank of China ihren Sieben-Tage-Reverse-Repo-Satz am Dienstag von zwei Prozent auf 1,9 Prozent. Der Ansatz von Chinas Zentralbank, die Geldpolitik zur Wachstumsstützung zu lockern, stellt international gesehen eine Ausnahme dar. Die wichtigsten anderen Zentralbanken der Welt erhöhen derzeit die Zinssätze, um steigenden Verbraucherpreisen entgegenzuwirken.
Angesichts der mauen Wirtschaft erwägt China laut einem Agenturbericht auch neue Konjunkturspritzen. Die Führung in Peking habe mindestens ein Dutzend Maßnahmen ins Auge gefasst, berichtete Bloomberg News unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Dabei gehe es darum, den angeschlagenen Immobiliensektor zu stützen und die Inlandsnachfrage anzukurbeln. rtr/ck
Experten des Central European Digital Media Observatory (CEDMO) haben gewarnt, dass China versuchen könnte, die EU- und weitere europäische Wahlen zu beeinflussen. “Was wir aus anderen Ländern wissen – weil China im indopazifischen Raum am aktivsten ist – ist, dass es aktiv versucht hat, dies zu tun, indem es Stimmen kaufte, indem es bestimmte politische Kandidaten in den Vordergrund drängte oder Kritiker anderer politischer Kandidaten durch Desinformation diskreditierte”, sagte CEDMO-Forscherin Ivana Karásková der Plattform Euractiv.
Konkrete Anzeichen für eine Einmischung Chinas gebe es bisher nicht. Karásková rief jedoch zu Wachsamkeit auf. Es bestehe auch die Gefahr, dass China bestimmte Bevölkerungsgruppen ins Visier zu nehmen beginne, beispielsweise die extreme Rechte oder Linke, deren Wähler mit der aktuellen Lage unzufrieden sind. Die EU-Wahl wird voraussichtlich vom 6. bis 9. Juni 2024 in den Mitgliedsstaaten stattfinden. ari
Die Rechercheorganisation Correctiv hat ein umfangreiches Dossier über Pan Jianwei veröffentlicht. Der chinesische Wissenschaftler hat in Heidelberg und Hefei zu Quantenkommunikation geforscht. Der profilierte Physiker war an einigen der größten Durchbrüche der anwendungsbezogenen Quantenforschung in China beteiligt, beispielsweise an einem Satelliten für ein Kommunikationsexperiment und Chinas größten Quantencomputer.
Die Uni Heidelberg steht nun jedoch in der Kritik, einen zu großen Abfluss von Wissen nach China zugelassen zu haben. China setzt sich derzeit in der Hochtechnik an die Spitze. Viele der Technologien haben auch militärische Anwendungen. fin
China zieht einem Medienbericht zufolge seinen umstrittenen Botschafter in Frankreich Lu Shaye ab. Der berüchtigte “Wolfskrieger”-Diplomat solle neuer Präsident der CPAFFC (Chinese People’s Association for Friendship with Foreign Countries) werden, berichtet die Hongkonger Zeitung Sing Tao Daily. Lu würde mit dem neuen Posten ein beruflicher Aufstieg zuteil, nachdem er zuletzt für viele Negativ-Schlagzeilen in Europa gesorgt hatte.
Eine rote Linie überschritt Lu wohl im April. Da hatte der Botschafter im französischen Fernsehen den Status ehemaliger Sowjetrepubliken als souveräne Nationen infrage gestellt. Diese umstrittenen Aussagen hatte er erst vor wenigen Tagen verteidigt und dabei die fehlende Meinungsfreiheit in Frankreich beklagt. Seine Aussagen wurden über eine für Falschnachrichten berüchtige Plattform namens Réseau International verbreitet.
Lu hat zudem öffentlich französische und europäische Forschende und Thinktanks beleidigt. Der Diplomat gilt generell als Musterbeispiel eines “Wolfskriegers”. Als solche werden chinesische Diplomaten bezeichnet, die die Volksrepublik in der Presse und in Online-Netzwerken auf ruppige Art und Weise vertreten. cyb
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ist mit einer Delegation zu einem dreitägigen Besuch in China eingetroffen. Offenbar hofft die palästinensische Regierung auf die Unterstützung Pekings bei ihren Bemühungen um Staatlichkeit. Abbas wird in Peking nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa hochrangig empfangen. Sowohl Ministerpräsident Li Qiang als auch Staatschef Xi Jinping werden demnach mit ihm zusammentreffen. Am Dienstag kam es bereits zu einem Treffen der beiden Außenminister Qin Gang und Riyad al-Maliki. Über Inhalte des Treffens war zunächst nichts bekannt.
Xi war im Dezember am Rande eines Besuches in Saudi-Arabien bereits mit Abbas zusammengetroffen und hatte ihm zugesichert, sich für eine “baldige, gerechte und dauerhafte Lösung der palästinensischen Frage” einzusetzen. China habe “die gerechte Sache des palästinensischen Volkes zur Wiederherstellung seiner legitimen nationalen Rechte immer entschieden unterstützt”, sagte kürzlich zudem Außenamtssprecher Wang Wenbin.
Im Mai hatte Chinas UN-Botschafter Geng Shuang Israels jüngste Ausweitung der Siedlungen im Westjordanland kritisiert. Der für China zuständige Palästinenservertreter Abbas Zaki zeigte sich im Interview mit Xinhua erfreut, dass “China sich stärker in Nahost-Angelegenheiten engagiert”. China will sich als Vermittler in regionalen Konflikten etablieren und bot sich zuletzt auch als Vermittler im seit Jahrzehnten andauernden Nahost-Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern an. ck
“Wenn du auch nur Chinesisch verstanden hast, dann bist du hier richtig” – so beginnen die Folgen des China-Podcasts “süßsauer” von Yang und Steffen. Zuvor stimmt Yang durch ein paar einleitende chinesische Worte auf das jeweilige Thema ein. Mit viel Humor und Insidertipps spricht das deutsch-chinesische Duo über Nischenthemen rund um das große Reich der Mitte: “Wir fügen der bestehenden medialen Berichterstattung in Deutschland einen weiteren Blickwinkel hinzu und zeigen Facetten, die nicht so stark beachtet werden.”
Angestoßen durch kleine Anekdoten sprechen die Wahl-Kölner über die chinesische Trink- und Badekultur, die LGBTQ+ Community und vieles mehr. Yang favorisiert insbesondere die Folgen, in denen er viel aus seiner Kindheit erzählt: “Am meisten gefällt mir die Folge ,China im Jahr 2005′, weil das ein absolutes Highlight meines Lebens war: zum ersten Mal bei KFC essen.” Die Zuhörerschaft erfährt, dass die Fastfoodkette in China einen anderen Stellenwert hat als beispielsweise in Europa oder den USA. Insbesondere Anfang der 2000-er Jahre war KFC dort bemerkenswert teuer und extrem beliebt – etwas, das man sich nur gelegentlich gönnen kann. In Japan hat sich gar die Tradition etabliert, bei KFC den Weihnachtsfestschmaus einzunehmen.
Politische Analysen sparen die zwei in ihrem Podcast aus. Lieber berichten sie aus ihrem persönlichen Erfahrungsschatz und verbinden dies mit Wissenswertem. “Wir zeigen neue Seiten am Land der Mitte auf, indem wir die Themen auch mit einem Augenzwinkern angehen”, sagt Steffen. Und Yang fügt hinzu: “Bei kulturellen Themen ist man viel offener als bei politischen.” Anstatt zu polarisieren, möchten sie durch ihren Podcast lieber verbinden, informieren, inspirieren, unterhalten. Und damit man aus jeder Folge auch auf jeden Fall etwas Handfestes mitnimmt, haben sie die Rubriken ,Klischeekiller’ und ‘Wörterbuch’ etabliert. Auf diese Weise wird mit einigen Vorurteilen abgerechnet – und die Hörerschaft erweitert ihr Chinesisch-Vokabular.
Und welche zwei Persönlichkeiten verbergen sich nun hinter den sympathischen Stimmen? Yang ist Nordchinese und seit 2015 in Deutschland. Er wandelt auf den Spuren von Gauß – dem ersten Deutschen, den er durch die Schule kennenlernte – und studierte Elektrotechnik in Braunschweig. Steffen Eggebrecht kommt aus Rostock. Obwohl Norddeutsche als wortkarg gelten, arbeitet er in der Kommunikation.
Die Gegensätzlichkeit der beiden Podcaster macht den Reiz ihrer Audio-Produktion aus: “Wir sprechen ganz offen darüber, was unsere Kulturen verbindet und warum sich manches unterscheidet.” Was wiederum die beiden Männer gemein haben, ist das Interesse an der jeweils anderen Kultur sowie der Spaß daran, ihre Erkenntnisse und Erlebnisse medial zu teilen.
Das erfreut inzwischen monatlich über 1.500 Hörende. Ihr Medium zählt damit zu den meistgehörten China-Podcasts in Deutschland. Angefangen haben die zwei 2019 mit einem Mikrofon, platziert auf einem Koffer. Seither entwickeln sie den Podcast stetig weiter. Inzwischen umfasst er über 40 Folgen. Dabei nehmen die beiden immer gern Themenvorschläge der Zuhörer auf. Juliane Scholübbers
Jan Heiland ist seit dem Frühjahr bei Mercedes-Benz in Peking neuer Projektleiter für eATS2.x-Systeme in China. eATS 2.0 ist die Bezeichnung des neuen Elektroantriebs von Mercedes, der ab 2024 zum Einsatz kommen soll. Offiziell heißt Heilands Bereich Electric Drive Systems China Market.
Gladys Chun ist neue Leiterin der ESG-Aktivitäten (Environment, Social and Governance) der Alibaba-Tochter Lazada. Chun war zuvor Justiziarin der E-Commerce-Marke. Sie folgt auf Janet Neo, die Lazada im vergangenen Jahr Richtung L’Oréal verlassen hatte.
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Teestunde im historischen Peking: Der Hinterhof nahe dem alten Trommelturm, in dem sich die beiden Männer erfrischen, befindet sich in der Pekinger Zentralachse (中轴线), die erstmals in der Yuan-Dynastie (1271-1368) angelegt worden war. Die in der Hauptstadt Hutongs (胡同) genannten traditionellen engen Gassen wurden in den letzten Jahren als Teil neuer Stadtentwicklungspläne massiv renoviert – manche sagen auch: gentrifiziert. Viele Ecken sind grüner und sauberer geworden, aber auch deutlich teurer.
ist es naiv, wenn Kiel eine Partnerschaft mit der chinesischen Hafenstadt Qingdao eingehen will? Oder sinnvoll, um im Gespräch zu bleiben? Die Mehrheit der Stadtversammlung ist dafür, dagegen sind unter anderem die CDU und das Sicherheitsinstitut der Kieler Universität. Zwischen Deutschland und China gibt es gut 100 Städtepartnerschaften. Doch bei Kiel und Qingdao gibt es einen Haken, wie Christiane Kühl analysiert. Denn die Hauptstadt Schleswig-Holsteins ist – ebenso wie Qingdao – ein Marinestützpunkt. Auch werden dort U-Boote gebaut. Nun ist eine neue Stadtregierung am Ruder und muss sich entscheiden, ob sie das Projekt vorantreibt.
Sicher ist eine Zunahme von Extremwetterlagen. Sie sind Folge des Klimawandels, der in China dieses Jahr erneut zu Rekordtemperaturen führt. Wie in den vergangenen zwei Jahren könnte der zu erwartende Hitzesommer zu Stromknappheit führen und die Konjunkturentwicklung bedrohen, schreibt Jörn Petring. Unter anderem, weil die Pegelstände der Wasserkraftwerke sinken und die Stromnachfrage durch Klimaanlagen steigt.
Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht
Kiel hat seit vergangenem Donnerstag eine neue Stadtpräsidentin: Bettina Aust von den Grünen, die im Mai die Kommunalwahl gewonnen hatten. Damit liegt ein seit Monaten umstrittenes Projekt nun auf ihrem Schreibtisch: die geplante Städtepartnerschaft mit der chinesischen Hafenstadt Qingdao. Nur zwei Tage vor der Kommunalwahl hatte die Kieler Ratsversammlung noch einmal dafür gestimmt, die Gespräche mit Qingdao fortzusetzen, damals noch unter SPD-Führung. Die CDU-Fraktion hatte einen Stopp der Gespräche beantragt, andere Parteien zumindest gewisse Bedingungen gestellt.
Anfang März hatte der Hauptausschuss der Stadt Kiel beschlossen, mit Qingdao Gespräche über eine Partnerschaft zu führen. Die Ratsversammlung stimmte dann mehrheitlich dafür, eine Kooperation mit Qingdao in Bereichen wie Umwelt- und Meeresschutz, Nachhaltigkeit und Wissenschaft zu prüfen. “Auch wenn Chinas Haltung zum Krieg in der Ukraine, zur Unabhängigkeit von Taiwan, zu Menschenrechtsverletzungen und zum Umgang mit Minderheiten nicht unseren Vorstellungen von Demokratie entspricht, halte ich es dennoch für notwendig, im Gespräch zu bleiben”, sagte der langjährige Stadtpräsident Hans-Werner Tovar von der SPD damals. Die Partnerschaft solle bewusst auch dafür genutzt werden, politisch kritische Themen anzusprechen.
Schon länger arbeiten die 250.000-Einwohnerstadt Kiel und die Neun-Millionen-Metropole Qingdao zusammen. Die Kieler mit ihrer olympischen Erfahrung von 1972 halfen Qingdao, ein Segelzentrum für die Pekinger Sommerspiele 2008 aufzubauen. Die Hafenstadt der Provinz Shandong war von 1898 bis 1919 deutsche Kolonie gewesen, zu erkennen bis heute an traditionellen Gebäuden. Seit 2013 gibt es dort einen deutsch-chinesischen Ökopark. Beide Städte verfügen über Handelshäfen, Promenaden mit Meerblick und Strände. Die Ocean University of Qingdao kooperiert seit langem mit dem Kieler Helmholtz Center for Ocean Research, kurz Geomar.
Doch noch etwas verbindet beide Städte, und da liegt das Problem: Kiel und Qingdao sind Marinestützpunkte. In Kiel befindet sich eines von drei Ostsee-Marinestützpunktkommandos der Bundeswehr. Die Werft Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) baut in Kiel U-Boote. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer bei konventionellen U-Booten und führend in der Entwicklung neuer Über- und Unterwassertechnologien für die Marine. Qingdao wiederum ist Stützpunkt der chinesischen U-Bootflotte und Zentrum der chinesischen Unterwasser-Seekriegsführung, wie der frühere deutsche Botschafter in China Michael Schaefer kürzlich in einem Gastbeitrag für Table.Media schrieb: “Die Marine-U-Boot-Akademie zählt zu den wichtigsten Ausbildungseinrichtungen der chinesischen Volksbefreiungsarmee.”
Kritiker warnen daher vor chinesischer Spionage bei TKMS und in den Marinestandorten der Bundeswehr. Und die Ocean University of Qingdao ist zwar berühmt für zivile Unterwasserforschung, doch kann diese nach Ansicht der Kritiker eben auch für militärische Zwecke genutzt werden – abgeschöpfte Erkenntnisse vom Geomar inklusive. Das Geomar wollte sich gegenüber Table.Media lieber nicht zu der Debatte äußern.
Zu den profiliertesten Kritikern gehört neben der CDU-Ratsfraktion das Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel (ISPK). “Dass die Förderung des Segelsports zentrales Anliegen Qingdaos ist, darf angesichts der geopolitischen Trends und der Ziele und Methoden Pekings in internationalen Kooperationen bezweifelt werden”, warnte etwa Sarah Kirchberger, Leiterin der Abteilung Strategische Entwicklung in Asien-Pazifik, in einem Positionspapier vom April. Institutsdirektor Joachim Krause sagte dem NDR, China habe eine lange Tradition des Missbrauchs von Städtepartnerschaften und wissenschaftlichen Kontakten, “um Informationen abzufischen, die vor allen Dingen für das Militär und in diesem Fall für die Marine der Volksrepublik von entscheidender Bedeutung sind”. Speziell gehe es China um die U-Boot-Technik und Unterwasser-Kriegsführung.
Krause hatte SPD-Stadtpräsident Tovar im März als “hochgradig naiv” bezeichnet. Der wehrte sich: “Wer mich naiv nennt, hat nicht den Hauch einer Ahnung von kommunaler Außenpolitik”, sagte er im Mai der Zeitung Kieler Nachrichten. Den Verdacht, die Chinesen könnten in Kiel spionieren, hält Tovar für “albern”. Wenn China spionieren wolle, bräuchte es dafür nicht die Städtepartnerschaft, sagte er der New York Times, die im Mai überraschend ausführlich über die Debatte in Kiel berichtete.
Tatsächlich zeigt der Fall exemplarisch auf, dass Kommunen oftmals ganz anders ticken, als der Bund oder akademische Experten. Kommunalpolitik arbeitet am Konkreten, schaut auf Standortvorteile – und nicht so sehr auf übergeordnete Strategiekonzepte oder Risiken. Das zeigte sich auch im Streit um den Einstieg des chinesischen Staatskonzerns Cosco in einem Hamburger Containerterminal. Die Hansestadt sprach sich quer durch die politische Bank für den Deal aus, während im Bund vor allem Grüne und FDP dagegen waren. Am Ende steht als Kompromiss eine geschrumpfte Minderheitsbeteiligung von 24,9 Prozent, für die eine Cosco-Zusage allerdings noch aussteht.
Erschwerend kommt hinzu, dass in den Rathäusern vielfach die China-Expertise fehlt. Krause sieht dieses Problem auch in der Kieler Ratsversammlung.
Qingdao gehört seit 2022 zu den 16 locker mit Kiel “befreundeten Städten” – ebenso wie übrigens Hangzhou, Hauptstadt der seit 35 Jahren mit Schleswig-Holstein verpartnerten Küstenprovinz Zhejiang – und möchte dies nun zur formalen Partnerschaft ausbauen. Mit 13 Städtepartnerschaften ist Kiel unter deutschen Städten besonders aktiv – zum Vergleich: München betreibt nur acht Partnerschaften. Die Partnerschaften mit zwei russischen Städten hat Kiel seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine allerdings suspendiert.
“Der Aufbau der internationalen Kontakte nach dem Zweiten Weltkrieg diente vor allem der Völkerverständigung und der Unterstützung der außenpolitischen Ziele der Bundesrepublik Deutschland”, heißt es in einem Papier der Stadt zur Internationalisierung. “In den vergangenen Jahren richteten Städte ihre internationalen Kontakte stärker auf projektbezogene Zusammenarbeit und das interkommunale Lernen aus. Hinzugekommen ist die Erkenntnis, dass Pflege und Ausbau der internationalen Beziehungen auch den Standort stärken.” Aus einer nationalen ist demnach über die Jahre eine kommunale Perspektive geworden.
In Deutschland bestehen mehr als 100 Städtepartnerschaften mit China – die Hafenstädte Hamburg und Bremen sind seit Mitte der 1980-er Jahre mit Shanghai beziehungsweise Dalian im Nordosten Chinas verpartnert. Hamburg und Shanghai gehören zu den jeweils größten Hafenumschlagplätzen ihrer Region. Zwischen Bremen und Dalian geht es laut NDR vor allem um die für Bremen wichtigen Themen Raumfahrt und Satellitenbau, Elektromobilität und Windenergie.
Doch nun hat sich der Blick auf China verdüstert: Statt als aufstrebender Partner gilt die Volksrepublik nun vor allem als Wettbewerber und Systemrivale. In China seien Städtepartnerschaften nicht auf kommunaler Ebene aufgehängt, sondern werden von höheren Stellen strategisch vorangetrieben, warnen kritische Experten wie etwa Mareike Ohlberg vom Global Marshall Fund. “Die naive Vorstellung, es handele sich hier nur um einen zivilgesellschaftlichen Austausch, wäre absurd. In China ist alles dem Einparteienstaat untergeordnet”, meint auch Ex-Botschafter Schaefer, der die Partnerschaft Kiels mit Qingdao trotzdem nicht rundheraus ablehnt. Wichtig sei es, an diese Entscheidung nüchtern und im Bewusstsein potenzieller Risiken heranzugehen und sich richtige China-Experten ins Boot zu holen, empfiehlt Schaefer.
Die Grünen waren in der Stadtkoalition mit der SPD unter bestimmten Bedingungen auch für die Partnerschaftsgespräche. Von Bettina Aust gab es in den ersten Tagen nach Amtsantritt zwar zunächst keine öffentlichen Aussagen zu Qingdao. Doch wie es weitergeht, dürfte sich bald zeigen.
Noch früher als im vergangenen Jahr kämpft China in diesem Frühsommer mit ungewöhnlich hohen Temperaturen, die den Wirtschaftsaufschwung weiter bremsen könnten. Shanghai verzeichnete vor zwei Wochen mit 36,1 Grad die höchste Mai-Temperatur seit über 100 Jahren. Insgesamt meldeten 446 chinesische Städte im vergangenen Monat Rekordtemperaturen. In Peking soll es laut Vorhersage in dieser Woche bis zu 40 Grad heiß werden.
Fast das ganze Land ist von der frühen Hitzewelle betroffen. Schon jetzt klagen Landwirte über die Hitze. Berichte von verendeten Schweinen, Fischen und anderen Tieren machen in sozialen Netzwerken die Runde. Zudem warnen die Behörden vor schweren Ernteausfällen. Diese könnten je nach Region entweder durch extreme Trockenheit oder extreme Regenfälle ausgelöst werden.
Die hohen Temperaturen wecken Erinnerungen an die beiden Vorjahre, als in verschiedenen Regionen Chinas der Strom rationiert werden musste.
Damals entstand Stromknappheit, weil der Energieverbrauch durch den Großeinsatz der vielen Klimaanlagen gegen die Hitze in die Höhe getrieben wurde. Parallel fehlte Strom, weil viele Flüsse wegen anhaltender Trockenheit deutlich weniger Wasser führten. Folglich sanken in den Stauseen hinter Wasserkraftwerken die Pegel, teilweise auf historische Tiefstände, was sich auf die Energieproduktion der Wasserkraftwerke auswirkte. Lokale Behörden versuchen dann in der Regel, mit Kohle-Strom nachzuhelfen – was schlecht fürs Klima ist.
Für Peking waren die massiven Stromausfälle der vergangenen zwei Jahre ein großes Ärgernis. Denn es zeigte die Schwächen des Strommanagements. Quer durchs Land mussten Kohlekraftwerke auf Hochtouren laufen, um die Engpässe auszugleichen – auch wenn dies zu höheren Treibhausgas-Emissionen führte. China baut zwar derzeit die Kapazitäten erneuerbarer Energien wie Solar und Wind – und auch Kernkraft – massiv aus, doch das braucht Zeit.
Die Engpässe haben Millionen betroffener Menschen vor Augen geführt, dass auch die chinesische Führung nicht in der Lage ist, alles perfekt zu planen.
Bisher mussten in diesem Jahr zwar noch keine nennenswerten Zwangsmaßnahmen verhängt werden. Allerdings hat der meteorologische Sommer auch erst vor zwei Wochen begonnen. Probleme bei der Stromversorgung zeichnen sich aber bereits ab. Ausgerechnet Guangdong, das mit seinen vielen Fabriken eine Schlüsselprovinz für Chinas Wachstum ist, scheint wieder vor großen Herausforderungen zu stehen.
Guangdong bezieht einen Großteil seines Stroms aus der weiter westlich gelegenen Provinz Yunnan. Dort werden sieben der zehn größten Wasserkraftwerke Chinas betrieben. Doch zwischen Januar und April hat es dort 60 Prozent weniger geregnet als im Vorjahr. Die Folge: Schon jetzt leitet Yunnan deutlich weniger Strom nach Guangdong.
2021 haben in der Boomprovinz viele Fabriken ihre Produktion zeitweise einstellen müssen, weil nicht genügend Strom zur Verfügung stand. Im vergangenen Jahr war vor allem die Provinz Sichuan von Fabrikschließungen betroffen. Solche Ausfälle kann sich China besonders in diesem Jahr eigentlich nicht leisten. Schließlich hoffen Ökonomen nach dem Ende der Null-Corona-Politik auf einen kräftigen Aufschwung. Doch nach einem starken Jahresauftakt enttäuschten zuletzt eine ganze Reihe von Konjunkturindikatoren.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.
Chinas installierte Kapazität zur nicht-fossilen Stromerzeugung (非化石能源发电装机容量) beträgt erstmals mehr als die Hälfte der gesamten Stromerzeugungskapazitäten des Landes. Das berichtet Xinhua unter Berufung auf die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission. Mit 50,9 Prozent liegen damit die Kapazitäten für Fotovoltaik, Windenergie, Wasserkraft, Atomenergie und andere kohlenstoffneutrale Stromerzeugungsformen erstmals höher als für Kohlestrom. Gas spielt in Chinas Stromerzeugung kaum eine Rolle. Ursprünglich hatte China sich nach Angaben des Staatssenders CGTN das Ziel gesetzt, die fossilen Kraftwerkskapazitäten bis 2025 zu überholen.
China beschleunigt derzeit den Ausbau der Kapazitäten vor allem für Solar- und Windenergie. Der Fachdienst Carbon Brief zitierte am Dienstag Berichte, wonach China am Wochenende den Bau einer Ultrahochspannungs-Stromleitung von Ningxia nach Hunan gestartet habe. Die Leitung solle erneuerbaren Strom aus der Wüste Gobi und anderen unfruchtbaren Regionen in die Regionen bringen, wo er gebraucht werde. In nordchinesischen Wüstengebieten entstehe derzeit der weltgrößte Fotovoltaik-Park der Welt.
Bei der tatsächlichen Stromerzeugung liegen die nicht-fossilen Energieträger anteilig etwas niedriger als die Kapazitäten, da es mit Übertragung und Speicherung immer wieder hakt. Auch sind Erneuerbare von der Witterung abhängig und daher weniger stabil. ck
Die chinesische Zentralbank hat am Dienstag zum ersten Mal seit zehn Monaten den kurzfristigen Kreditzins gesenkt. Damit will sie das Vertrauen der Märkte wiederherzustellen und die ins Stocken geratene Erholung stützen, die den politischen Entscheidungsträgern zunehmend Sorgen bereitet.
“Die Entscheidung der Zentralbank, den Zinssatz zu senken, kam für den Markt nicht völlig überraschend”, sagte Ken Cheung, leitender Devisenstratege für Asien bei der japanischen Mizuho Bank. “Die Geschäftsbanken haben bereits die Einlagenzinsen gesenkt, und auch Zentralbankchef Yi Gang hatte kürzlich eine stärkere antizyklische Anpassung ins Gespräch gebracht.” Konkret senkte die People’s Bank of China ihren Sieben-Tage-Reverse-Repo-Satz am Dienstag von zwei Prozent auf 1,9 Prozent. Der Ansatz von Chinas Zentralbank, die Geldpolitik zur Wachstumsstützung zu lockern, stellt international gesehen eine Ausnahme dar. Die wichtigsten anderen Zentralbanken der Welt erhöhen derzeit die Zinssätze, um steigenden Verbraucherpreisen entgegenzuwirken.
Angesichts der mauen Wirtschaft erwägt China laut einem Agenturbericht auch neue Konjunkturspritzen. Die Führung in Peking habe mindestens ein Dutzend Maßnahmen ins Auge gefasst, berichtete Bloomberg News unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Dabei gehe es darum, den angeschlagenen Immobiliensektor zu stützen und die Inlandsnachfrage anzukurbeln. rtr/ck
Experten des Central European Digital Media Observatory (CEDMO) haben gewarnt, dass China versuchen könnte, die EU- und weitere europäische Wahlen zu beeinflussen. “Was wir aus anderen Ländern wissen – weil China im indopazifischen Raum am aktivsten ist – ist, dass es aktiv versucht hat, dies zu tun, indem es Stimmen kaufte, indem es bestimmte politische Kandidaten in den Vordergrund drängte oder Kritiker anderer politischer Kandidaten durch Desinformation diskreditierte”, sagte CEDMO-Forscherin Ivana Karásková der Plattform Euractiv.
Konkrete Anzeichen für eine Einmischung Chinas gebe es bisher nicht. Karásková rief jedoch zu Wachsamkeit auf. Es bestehe auch die Gefahr, dass China bestimmte Bevölkerungsgruppen ins Visier zu nehmen beginne, beispielsweise die extreme Rechte oder Linke, deren Wähler mit der aktuellen Lage unzufrieden sind. Die EU-Wahl wird voraussichtlich vom 6. bis 9. Juni 2024 in den Mitgliedsstaaten stattfinden. ari
Die Rechercheorganisation Correctiv hat ein umfangreiches Dossier über Pan Jianwei veröffentlicht. Der chinesische Wissenschaftler hat in Heidelberg und Hefei zu Quantenkommunikation geforscht. Der profilierte Physiker war an einigen der größten Durchbrüche der anwendungsbezogenen Quantenforschung in China beteiligt, beispielsweise an einem Satelliten für ein Kommunikationsexperiment und Chinas größten Quantencomputer.
Die Uni Heidelberg steht nun jedoch in der Kritik, einen zu großen Abfluss von Wissen nach China zugelassen zu haben. China setzt sich derzeit in der Hochtechnik an die Spitze. Viele der Technologien haben auch militärische Anwendungen. fin
China zieht einem Medienbericht zufolge seinen umstrittenen Botschafter in Frankreich Lu Shaye ab. Der berüchtigte “Wolfskrieger”-Diplomat solle neuer Präsident der CPAFFC (Chinese People’s Association for Friendship with Foreign Countries) werden, berichtet die Hongkonger Zeitung Sing Tao Daily. Lu würde mit dem neuen Posten ein beruflicher Aufstieg zuteil, nachdem er zuletzt für viele Negativ-Schlagzeilen in Europa gesorgt hatte.
Eine rote Linie überschritt Lu wohl im April. Da hatte der Botschafter im französischen Fernsehen den Status ehemaliger Sowjetrepubliken als souveräne Nationen infrage gestellt. Diese umstrittenen Aussagen hatte er erst vor wenigen Tagen verteidigt und dabei die fehlende Meinungsfreiheit in Frankreich beklagt. Seine Aussagen wurden über eine für Falschnachrichten berüchtige Plattform namens Réseau International verbreitet.
Lu hat zudem öffentlich französische und europäische Forschende und Thinktanks beleidigt. Der Diplomat gilt generell als Musterbeispiel eines “Wolfskriegers”. Als solche werden chinesische Diplomaten bezeichnet, die die Volksrepublik in der Presse und in Online-Netzwerken auf ruppige Art und Weise vertreten. cyb
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ist mit einer Delegation zu einem dreitägigen Besuch in China eingetroffen. Offenbar hofft die palästinensische Regierung auf die Unterstützung Pekings bei ihren Bemühungen um Staatlichkeit. Abbas wird in Peking nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa hochrangig empfangen. Sowohl Ministerpräsident Li Qiang als auch Staatschef Xi Jinping werden demnach mit ihm zusammentreffen. Am Dienstag kam es bereits zu einem Treffen der beiden Außenminister Qin Gang und Riyad al-Maliki. Über Inhalte des Treffens war zunächst nichts bekannt.
Xi war im Dezember am Rande eines Besuches in Saudi-Arabien bereits mit Abbas zusammengetroffen und hatte ihm zugesichert, sich für eine “baldige, gerechte und dauerhafte Lösung der palästinensischen Frage” einzusetzen. China habe “die gerechte Sache des palästinensischen Volkes zur Wiederherstellung seiner legitimen nationalen Rechte immer entschieden unterstützt”, sagte kürzlich zudem Außenamtssprecher Wang Wenbin.
Im Mai hatte Chinas UN-Botschafter Geng Shuang Israels jüngste Ausweitung der Siedlungen im Westjordanland kritisiert. Der für China zuständige Palästinenservertreter Abbas Zaki zeigte sich im Interview mit Xinhua erfreut, dass “China sich stärker in Nahost-Angelegenheiten engagiert”. China will sich als Vermittler in regionalen Konflikten etablieren und bot sich zuletzt auch als Vermittler im seit Jahrzehnten andauernden Nahost-Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern an. ck
“Wenn du auch nur Chinesisch verstanden hast, dann bist du hier richtig” – so beginnen die Folgen des China-Podcasts “süßsauer” von Yang und Steffen. Zuvor stimmt Yang durch ein paar einleitende chinesische Worte auf das jeweilige Thema ein. Mit viel Humor und Insidertipps spricht das deutsch-chinesische Duo über Nischenthemen rund um das große Reich der Mitte: “Wir fügen der bestehenden medialen Berichterstattung in Deutschland einen weiteren Blickwinkel hinzu und zeigen Facetten, die nicht so stark beachtet werden.”
Angestoßen durch kleine Anekdoten sprechen die Wahl-Kölner über die chinesische Trink- und Badekultur, die LGBTQ+ Community und vieles mehr. Yang favorisiert insbesondere die Folgen, in denen er viel aus seiner Kindheit erzählt: “Am meisten gefällt mir die Folge ,China im Jahr 2005′, weil das ein absolutes Highlight meines Lebens war: zum ersten Mal bei KFC essen.” Die Zuhörerschaft erfährt, dass die Fastfoodkette in China einen anderen Stellenwert hat als beispielsweise in Europa oder den USA. Insbesondere Anfang der 2000-er Jahre war KFC dort bemerkenswert teuer und extrem beliebt – etwas, das man sich nur gelegentlich gönnen kann. In Japan hat sich gar die Tradition etabliert, bei KFC den Weihnachtsfestschmaus einzunehmen.
Politische Analysen sparen die zwei in ihrem Podcast aus. Lieber berichten sie aus ihrem persönlichen Erfahrungsschatz und verbinden dies mit Wissenswertem. “Wir zeigen neue Seiten am Land der Mitte auf, indem wir die Themen auch mit einem Augenzwinkern angehen”, sagt Steffen. Und Yang fügt hinzu: “Bei kulturellen Themen ist man viel offener als bei politischen.” Anstatt zu polarisieren, möchten sie durch ihren Podcast lieber verbinden, informieren, inspirieren, unterhalten. Und damit man aus jeder Folge auch auf jeden Fall etwas Handfestes mitnimmt, haben sie die Rubriken ,Klischeekiller’ und ‘Wörterbuch’ etabliert. Auf diese Weise wird mit einigen Vorurteilen abgerechnet – und die Hörerschaft erweitert ihr Chinesisch-Vokabular.
Und welche zwei Persönlichkeiten verbergen sich nun hinter den sympathischen Stimmen? Yang ist Nordchinese und seit 2015 in Deutschland. Er wandelt auf den Spuren von Gauß – dem ersten Deutschen, den er durch die Schule kennenlernte – und studierte Elektrotechnik in Braunschweig. Steffen Eggebrecht kommt aus Rostock. Obwohl Norddeutsche als wortkarg gelten, arbeitet er in der Kommunikation.
Die Gegensätzlichkeit der beiden Podcaster macht den Reiz ihrer Audio-Produktion aus: “Wir sprechen ganz offen darüber, was unsere Kulturen verbindet und warum sich manches unterscheidet.” Was wiederum die beiden Männer gemein haben, ist das Interesse an der jeweils anderen Kultur sowie der Spaß daran, ihre Erkenntnisse und Erlebnisse medial zu teilen.
Das erfreut inzwischen monatlich über 1.500 Hörende. Ihr Medium zählt damit zu den meistgehörten China-Podcasts in Deutschland. Angefangen haben die zwei 2019 mit einem Mikrofon, platziert auf einem Koffer. Seither entwickeln sie den Podcast stetig weiter. Inzwischen umfasst er über 40 Folgen. Dabei nehmen die beiden immer gern Themenvorschläge der Zuhörer auf. Juliane Scholübbers
Jan Heiland ist seit dem Frühjahr bei Mercedes-Benz in Peking neuer Projektleiter für eATS2.x-Systeme in China. eATS 2.0 ist die Bezeichnung des neuen Elektroantriebs von Mercedes, der ab 2024 zum Einsatz kommen soll. Offiziell heißt Heilands Bereich Electric Drive Systems China Market.
Gladys Chun ist neue Leiterin der ESG-Aktivitäten (Environment, Social and Governance) der Alibaba-Tochter Lazada. Chun war zuvor Justiziarin der E-Commerce-Marke. Sie folgt auf Janet Neo, die Lazada im vergangenen Jahr Richtung L’Oréal verlassen hatte.
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Teestunde im historischen Peking: Der Hinterhof nahe dem alten Trommelturm, in dem sich die beiden Männer erfrischen, befindet sich in der Pekinger Zentralachse (中轴线), die erstmals in der Yuan-Dynastie (1271-1368) angelegt worden war. Die in der Hauptstadt Hutongs (胡同) genannten traditionellen engen Gassen wurden in den letzten Jahren als Teil neuer Stadtentwicklungspläne massiv renoviert – manche sagen auch: gentrifiziert. Viele Ecken sind grüner und sauberer geworden, aber auch deutlich teurer.