die Bürger von Peking feiern in herrlichem Maiwetter die möglicherweise letzten Tage vor einem Lockdown. Bisher rätseln viele Bürger, ob und wann die Ausgangssperren kommen, wie unser Team aus Peking berichtet. Aber wie immer passen sich die Pekinger flexibel an die Maßnahmen an: Restaurants stellen zum Beispiel einfach die Tische auf die Straße, da sie drinnen nicht mehr servieren dürfen. 51 neue Fälle verzeichnete Peking am Mittwoch. Noch ist das eine beruhigend niedrige Zahl. Positiv stimmt auch die Meldung, dass China die Quarantänezeiten für Einreisende aus dem Ausland leicht verkürzen wird.
Die schöne Frühlingssonne nutzt derweil auch der Energieversorgung, die rapide auf erneuerbare Quellen umgestellt wird. In den Wüstengebieten des Westens entstehen dazu riesige Wind- und Fotovoltaikanlagen. Doch die Volksrepublik setzt beim Klimaschutz zugleich stark auf die ebenfalls emissionsfreie Atomkraft. Peking hat sich selbst gewaltige Nuklear-Ausbauziele für die nächsten Jahrzehnte gesetzt. Nico Beckert analysiert, warum die Ausbaupläne langsamer vorankommen als geplant und wie es in China mit der schwierigen Suche nach einem Endlager bestellt ist.
Die Volksrepublik ist zugleich weltweit führend bei der Digitalisierung im Mobilitätssektor. Die Technik-affinen Kunden des Landes verlangen Hightech im Auto, und das vor allem bei den elektrischen Fahrzeugen für die Zukunft. Deutsche Autobauer hinken den chinesischen Konkurrenten um Jahre hinterher, wie Christian Domke Seidel analysiert. Er erklärt, wie Volkswagen mithilfe seiner Software-Tochter Cariad Abhilfe auf dem größten Einzelmarkt des Konzerns schaffen will. Cariad soll nach dem Willen von Vorstandschef Diess aus VW einen “softwareorientierten Mobilitätskonzern” machen.
Die Temperaturen in Peking sind Anfang Mai zum ersten Mal im Jahr über 30 Grad geklettert, und das sieht man im Stadtbild. Während der Feiertage zum Anfang des Wonnemonats sind die beliebteren Treffpunkte der Stadt mit Menschen überfüllt. Wie zum Beispiel die Shopping-Meile im Stadtteil Sanlitun, wo die Geschäfte ganz normal geöffnet sind. Wie üblich stehen etwa zwei Dutzend Fotografen auf der Einkaufsmeile und schießen wild Fotos jeder stylish aussehenden Pekingerin, die vorbeiflaniert – oder laufen ihnen gar mit gezückten Videokameras hinterher. Ein junger, exzentrisch gekleideter Mann mit Hut und Brille macht mit lautem Singen und Tanzbewegungen auf sich aufmerksam. Ein junger Vater filmt seine Tochter bei der Tanzeinlage mit dem Handy. Vermutlich wird das Video bei Tiktok landen.
Etwa 430 lokal übertragene Fälle werden insgesamt für Peking angegeben. Allein 51 neue Infektionen meldete die Hauptstadt am Mittwoch. Wegen der hohen Fallzahlen durften Cafés und Restaurants seit den Feiertagen keine Menschen im Innenraum bewirten – Hol- und Lieferdienste blieben aber erlaubt. Auch Shoppingmalls und Geschäfte durften weiter öffnen.
“Alles ist wie immer“, findet ein Pekinger. “Man kann nur nicht ins Café und muss sich einen anderen Platz zum Sitzen suchen.” Daher sitzen die Menschen dicht an dicht auf den wenigen Bänken unter den Bäumen oder weichen auf die Stufen vor dem großen Apple Store von Sanlitun aus. In den Händen halten sie Kalt- oder Heißgetränke und unterhalten sich, machen Selfies. Manche tragen Masken, andere nicht. Auf ihren Hemden tragen die meisten einen dunkelvioletten Aufkleber mit der Aufschrift “Taikooli”. Diesen verteilen die Wachleute der Einkaufsmeile an alle, die beim Eintritt auf die Plaza einen gültigen Coronatest aus den letzten 48 Stunden und einen grünen “Health Code” vorzeigen konnten. Wer den Aufkleber trägt, darf dann frei das Gelände verlassen und wieder betreten – und braucht auch in Geschäften nicht noch einmal die Coronavirus-Freiheit nachzuweisen.
Am Mittwoch wurden die Corona-Maßnahmen leicht verschärft. Die Stadt gab bekannt, 60 U-Bahnstationen und über 150 Buslinien vorerst zu schließen. Arbeitnehmende sollten öffentliche Verkehrsmittel auf dem Weg zur Arbeit meiden. Der am stärksten betroffene Distrikt Chaoyang forderte die Bürger nach einem Bericht der Global Times auf, ab Donnerstag wenn möglich von zuhause zu arbeiten. Auch Pekings Schulen bleiben die ganze Woche über geschlossen. Alle weiteren Maßnahmen der Feiertage bleiben vorerst bestehen.
Die Maßnahmen selbst sorgen bereits seit Wochen immer wieder für Überraschungen und Verwirrung. Wer die geschlossenen U-Bahnstationen auf einer Karte durchzählt, kommt auf 66 statt 60 Stationen. Manche Shopping-Center lassen die Gäste nur mit einem Coronatest innerhalb von 24 Stunden herein, anderen reichen 48 Stunden.
Ähnliche Unterschiede gibt es bei den Arbeitgebern. Viele versuchen sich mithilfe vorauseilenden Gehorsams abzusichern, um weiter offen bleiben zu können und verlangen daher ebenfalls alle 24 Stunden neue Tests. Eine Pekingerin äußert sich besorgt – allerdings nicht so sehr über eine mögliche Ansteckung. “Die Sorgen, die ich mir wegen des Virus mache, sind bei weitem nicht so groß wie die Sorgen, die ich mir darüber mache, was die Maßnahmen für meinen Arbeitsplatz bedeuten könnten“, sagt die junge Berufstätige.
Damit spielt sie auf den möglichen Lockdown an, der wie ein Damoklesschwert über der Stadt hängt. Seit Wochen macht das Thema in Gerüchten die Runde (China.Table berichtete). Hamsterkäufe sorgten allerdings nur kurzfristig für leere Regale. Doch umso größer war die allgemeine Verstimmung darüber, dass Lieferdienste nicht mehr nachkamen und daher Bestellungen stornierten. Schon zum Beginn der Mai-Feiertage waren die Engpässe allerdings weitgehend behoben. Denn letztlich bewahrheiteten sich die vielen Lockdown-Gerüchte bislang doch noch nicht.
Viele Expats haben sich trotzdem zur Sicherheit schon einmal mit Dingen eingedeckt, die im Falle des Lockdowns wohl schwierig zu bekommen sein werden: Schokolade, Wein oder andere Genussmittel, die im Zweifelsfall wohl nicht direkt als notwendige Lebensmittel durchgehen würden.
Manche Pekinger leben aufgrund des Hin und Hers über den möglicherweise bevorstehenden Lockdown einfach nur im Hier und Jetzt. “Klar, er könnte jeden Moment kommen. Und bevor das passiert, erfahren wir wohl eh nichts davon. Da genießen wir lieber jetzt so viel vom schönen Wetter wie wir können. So lange es eben noch geht“, sagt einer.
Vor vielen Teststationen herrscht Gedränge; das Angebot ist unterschiedlich. Manche Tests sind kostenlos, andere kosten etwa 25 Yuan (circa 3,50 Euro). Abstandsregeln werden hier selten eingehalten oder durchgesetzt. Dass das ein gewisses Ansteckungsrisiko birgt, ist den Pekingern bewusst – und sie äußern das offen in sozialen Medien wie Wechat. Auch haben Ältere ein paar Probleme an den Teststationen. Denn da geht alles nur per Handy-App und mit Wechat-Bezahlung. Nicht jeder Pekinger Rentner hat es damit leicht. “Haben Sie keine Kinder oder Enkel, die es für sie bezahlen können?”, fragen die jungen Mitarbeiter in Sicherheitsanzügen immer wieder.
Wer sich von gefährdeten Ecken der Stadt fernhalten möchte, kann das ganz entspannt über die App Gaode Ditu tun. In dieser Landkarten- und Navigationsapp sind nämlich nicht nur die neuesten Staus verzeichnet, sondern auch die abgeriegelten Wohnanlagen. Sie zeigt auch, wie vereinzelt und punktuell die Abriegelungen bislang noch sind. Es handelt sich meist um einzelne Quartiere, die zu Hochrisiko-Gebieten erklärt werden.
Peking-typisch fällt auch die Reaktion vieler Restaurantbetreiber auf das Bewirtungsverbot in den Innenräumen aus. Viele stellen einfach einen Tisch in die Eingangstür, an dem man bestellen und dann das Essen mitnehmen kann. Andere stellen kurzerhand kleine Tische und Plastikhocker auf die Straße und bewirten die Gäste dort.
Und so herrscht in Peking in diesen Tagen hauptsächlich gemütliche Sommerstimmung mit entspanntem Sitzen auf den Straßen. In den Parks und kleineren Grünstreifen spielen Rentner Karten oder machen Sport. Auf einem Platz am Grünstreifen, der im Volksmund “erster Ring” genannt wird, müssen sich die Pekinger Rentner allerdings einschränken. Den beliebten Platz hat die Stadtverwaltung nämlich in eine mobile Corona-Teststation umfunktioniert. Jetzt stehen die Zelte und Container genau da, wo die Rentner sonst abends ihre berühmten Massentänze veranstalten. Gregor Koppenburg/Jörn Petring
Um die Klimaziele zu erreichen, setzt China auch auf die Atomkraft. Jüngst hat die Regierung den Bau von sechs neuen Reaktoren bewilligt. In den nächsten 15 Jahren sollen 150 Reaktoren gebaut werden, wie der Vorsitzende des staatlichen Energiekonzerns China General Nuclear Power Group angekündigt hat. Das allein sind mehr als Deutschland je hatte. Die Volksrepublik ist schon jetzt zu einem der größten Produzenten von Atomstrom aufgestiegen. In den letzten dreißig Jahren hat China 54 Reaktoren errichtet, 20 weitere befinden sich im Bau.
Derzeit macht der Atomstrom jedoch nur gut fünf Prozent des chinesischen Strommixes aus. China produziert dennoch mehr Strom aus der Kernspaltung als durch Solarenergie (3,6 Prozent). Der aktuelle Fünfjahresplan sieht vor, dass die Kernenergie bis 2025 auf 70 Gigawatt Kapazität anwächst – von derzeit gut 50 Gigawatt. Zwischen 2022 und 2025 müssten also jährlich fünf Gigawatt an neuer AKW-Kapazität ans Netz gehen – gut fünf Reaktoren pro Jahr.
So ambitioniert diese Ziele klingen, die Realität vor Ort bleibt dahinter zurück. Zwischen 2016 und 2018 haben die Behörden keinen einzigen AKW-Neubau genehmigt (China.Table berichtete). Eigentlich sollten schon vor zwei Jahren 58 Gigawatt an AKW-Kapazität am Netz sein. Dieses Ziel wurde jedoch um einige Gigawatt verfehlt. Nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima von 2011 waren auch in China die Behörden vorsichtiger geworden. Damals verfügte die Regierung eine gründliche Sicherheitsprüfung und verhängte ein Moratorium für neue Projekte. Auch der Bau schon bewilligter Reaktoren verzögerte sich. An zwei Reaktoren wird schon seit 2012 gebaut, an drei weiteren seit 2015. Dabei sollten ursprünglich einige dieser Reaktoren innerhalb von vier Jahren fertiggestellt werden, wie ein Bauherr und Betreiber versichert hatte.
Laut dem Beratungs- und Analyseunternehmen Sinolytics kommt der Atom-Ausbau nun jedoch wieder in Schwung. “Chinas Regierung hat sich nun eindeutig zu einem raschen Ausbau seiner Kernenergiekapazität verpflichtet“, schreiben die Experten (China.Table berichtete). Die Atomenergie solle “aktiv und ordnungsgemäß gefördert werden”, so Chinas Nationale Energiebehörde in ihrem aktuellen Energie-Arbeitsleitfaden. Konkrete Ausbauziele werden – anders als bei anderen Energieträgern – zwar nicht genannt. Doch erstmals seit zehn Jahren betonen die Behörden den “aktiven Ausbau” der Kernenergie.
Der Atomausbau hilft, die Energiesicherheit des Landes sicherzustellen. Das Thema hat durch die Stromausfälle des letzten Jahres stark an politischer Relevanz gewonnen. “Die Kernenergie ist insofern ideal, als sie dazu beitragen kann, Chinas Energiesicherheit zu verbessern, die Abhängigkeit von Energie-Importen zu verringern und die Dekarbonisierungsziele zu erreichen”, sagt Bin Yan von Sinolytics gegenüber China.Table.
Es gibt allerdings Zweifel daran, ob China seine hoch gesteckten Ausbauziele erreichen kann. Die Zahl der Neuzulassungen steige nur sehr langsam, so die Experten von Trivium China, ebenfalls ein Beratungs- und Analyseunternehmen. China steht dabei vor dem Problem, dass AKWs große Projekte sind. “Der massive Umfang der derzeitigen Nuklearprojekte ist ein Hauptgrund für Verzögerungen bei den Bauarbeiten“, sagt Cory Combs von Trivium China gegenüber China.Table.
Kleinere, modulare Reaktoren befinden sich hingegen noch immer erst in der Entwicklung. Niemand wisse, wann diese kleineren Reaktoren wirtschaftlich tragfähig werden, so Combs. Das Ziel, 150 Reaktoren zu bauen, mache viel mehr Sinn, wenn es sich um kleinere, modulare Reaktoren handele. Diese könnten sich in Zukunft, quasi als Massenprodukte, industriell herstellen lassen. Das senkt im Vergleich zur derzeitigen Generation von AKWs die Kosten. Aufgrund der langen Bauzeit von im Durchschnitt sechs Jahren pro Reaktor geht der World Nuclear Industry Status Report davon aus, dass China bis 2030 über circa 100 Gigawatt an Atom-Kapazität verfügen wird.
Ein weiteres Problem betrifft die Standorte von AKWs. Die derzeit üblichen Reaktoren brauchen einen sicheren Zugang zu Kühlwasser, so Combs. Deshalb werden fast alle Reaktoren an den Küsten Chinas gebaut. Der Bau von bis zu 150 AKWs würde das Stromnetz an den Küsten allerdings überlasten. Combs sagt, dass “150 Reaktoren der aktuellen Generation entlang der Küste aus netztechnischer Sicht nicht machbar sind“. Eine mögliche Lösung liege in einer massiven Ausweitung der Energieübertragung und des Energiehandels zwischen den Provinzen. Doch solch eine politische Reform steckt noch in den Kinderschuhen. Neuere Reaktoren, die kein Kühlwasser brauchen, würden zwar seit Jahren entwickelt, aber sind noch nicht wirtschaftlich. Trotz dieser Probleme ist die Atomkraft aber “eine wichtige Säule für Chinas saubere Energiezukunft”, so Combs.
Für das Klima könnten die Verzögerungen beim Atom-Ausbau negative Folgen haben. Denn Kernkraftwerke liefern – abgesehen von sicherheitsbedingten Ausfällen – zuverlässig Strom. Sie sind nicht von Wind und Sonne abhängig. Es ist also wahrscheinlich, dass die Grundlast in China noch länger durch Kohlestrom gedeckt wird. Das sehen auch die Behörden so. “Die Kohlekraft wird noch lange eine wichtige Rolle bei der Gewährleistung der Energieversorgungssicherheit spielen”, so der Vizedirektor der Nationalen Energiebehörde Chinas.
Zudem steht auch China vor dem Grundproblem der Atomkraft: der Endlagerung der Spaltprodukte. Und je mehr Reaktoren es gibt, desto mehr Atommüll muss irgendwo sicher eingelagert werden – und das über dutzende Jahrtausende. Auch in China gibt es noch kein Endlager. Seit 35 Jahren wird nach einer geeigneten Lagerstätte gesucht. Ebenso wie in Deutschland und anderswo ist nicht mit einer schnellen Lösung zu rechnen. Immerhin taucht das Thema der Endlager im aktuellen 14. Fünfjahresplan auf.
Und im vergangenen Sommer wurde in einem zur Provinz Gansu gehörenden Teil der Wüste Gobi ein Areal für den Bau eines Untertage-Labors ausgewählt. Bis 2040 soll das dortige Gestein analysiert werden. Dann fällt die Entscheidung, ob die Region für ein Endlager infrage kommt. Nach den Plänen der Regierung wird es noch bis zum Jahr 2050 dauern, bis ein mögliches Endlager fertiggestellt ist.
Auch die Endlagerung von schwach- bis mittelradioaktiven Abfällen stößt an ihre Grenzen. Die Volksrepublik verfügt zwar über drei Endlager für diese Abfälle. Doch die Kapazitäten dieser Lager seien “angespannt und unzureichend”, wie ein Beamter der Nationalen Behörde für nukleare Sicherheit einräumt. Derzeit werden daher neue Endlager für schwach- bis mittelradioaktive Abfälle gesucht. Doch die Arbeit werde von der “Nicht in meinem Hinterhof”-Mentalität und Ängsten der Öffentlichkeit vor Strahlung erschwert, so der Beamte. Keine Provinz wolle ein Endlager bauen, sondern die Abfälle in andere Provinzen transportieren. Auch das ist ein weltweit bekanntes Problem, das auch Deutschland kennt. Es sei Aufgabe der Zentralregierung, die Standorte weiterer Endlager zu bestimmen, sagte ein Experte gegenüber der South China Morning Post.
Anfang April sagten die Organisatoren die Auto-Messe in Peking ab. Die Pandemie und die Zero-Covid-Politik stehen dem Branchen-Treffen im Wege. Die Hersteller ließen es sich dennoch nicht nehmen, ihre Ideen von den Autos der Zukunft zu präsentieren. Audi zeigte das Urban Sphere Concept (China.Table berichtete), BMW den i7 und Mercedes den EQS. Alle drei erhielten Ohrfeigen von den Kritikern. Zwar sei erfreulich, dass die Deutschen aufgehört hätten, klassische Verbrenner einfach nur auf Elektroantrieb umzubauen. Von modernen Elektroautos würden sie dennoch nichts verstehen, urteilten die Fachmagazine. Die Modelle seien zu konservativ, die Technik hinke im Vergleich zu chinesischen Fahrzeugen um Jahre hinterher. Große Bildschirme verwechseln die Deutschen mit Intelligenz, wird Autoanalyst Lin Xiao in Shentu Car deutlich.
Die Verkaufszahlen bestätigen die harsche Einschätzung (China.Table berichtete). Im März 2022 verkaufte allein Nio rund 10.000 rein elektrische Fahrzeuge in der Premiumklasse (über 300.000 Yuan, rund 43.000 Euro) laut dem China Automotive Technology and Research Center (CATARC). Das sind mehr als doppelt so viele wie Audi (120 Stück), BMW (3.100) und Mercedes (1.200) zusammen.
Längst ist dem Volkswagen-Konzern das Problem bewusst (China.Table berichtete). Die Software-Tochter Cariad soll nun die Erlösung bringen. Als Basis dienen 30 Milliarden Euro, die bis zum Jahr 2026 investiert werden sollen. Cariad hat unter anderem Diconium übernommen, eine Softwarefirma aus Stuttgart, sowie Hella Aglaia, einen Spezialisten für Kamerasoftware. Etwa 5.000 Mitarbeiter arbeiten derzeit bei der VW-Tochter – davon 600 seit Ende April 2022 in der Niederlassung in China. Bis Ende 2023 sollen es 1.200 Angestellte sein. Immerhin 90 Prozent von ihnen sollen aus der Volksrepublik direkt kommen. China ist der größte Einzelmarkt für Volkswagen und weltweit führend in Sachen Digitalisierung im Mobilitätssektor.
Das große Ziel ist es, im Jahr 2026 ein Technikpaket zu haben, dass autonomes Fahren auf Level vier erlaubt. Dabei übernimmt das System dauerhaft die Kontrolle über das Fahrzeug. Lediglich in einzelnen Situationen soll der Fahrer kurzfristig das Steuer übernehmen. In China beherrscht der Nio ET7 dieses Level bereits. Doch der Zeitplan von Volkswagen dafür scheint schon jetzt zu wackeln. Der Marktstart diverser Projekte, die auf der neuen Software basieren, wurde nach hinten verschoben. Jan Becker, Chef des Software-Unternehmens Apex.AI, erklärt im Handelsblatt, dass kein deutscher Hersteller ein fertiges Betriebssystem habe. Ohne dieses könnten aber weder Tests durchgeführt, noch zusätzliche Anwendungen programmiert werden.
Cariad soll aus VW einen “softwareorientierten Mobilitätskonzern” machen, wie es Vorstandschef Herbert Diess nennt. Zwei Wege führen dorthin. Entweder entwickelt und programmiert VW alles selbst – oder aber die Lösungen kommen von Zulieferern und Partnerschaften. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile.
Ned Curic, Chief Technology Officer bei Stellantis, vertritt die Meinung, Autofirmen sollten Autos bauen und keine Software programmieren. Denn auch bei intelligenten Elektroautos sei das Fahrerlebnis wichtig. Diesen Vorsprung dürften die Hersteller nicht verspielen. Und lange Zeit sah es so aus, als beschreite auch Volkswagen diesen Weg.
Doch die Zwischenbilanz bei Software-Kooperationen sieht für VW nicht gut aus. Eine Partnerschaft mit Daimler ist ausgelaufen. Bei der gemeinsamen Entwicklung mit Bosch kriselt es. Und Beteiligungen an Waymo von Google oder ein Einstieg von Continental scheiterten. Aktuell verhandelt Volkswagen mit Huawei (China.Table berichtete) über die Übernahme einer Abteilung, die sich mit autonomem Fahren beschäftigt. Kostenpunkt: bis zu zehn Milliarden Euro. Ohne die Garantie, dass die dort angestellten Entwickler den Sprung zu Volkswagen überhaupt mitmachen.
Derweil muss Cariad also alleine an der Digitalisierung arbeiten. Das ist zwar teuer und langsam, doch hat auch Vorteile. Einerseits wäre VW unabhängiger von Handelskriegen oder politischen Entscheidungen. Entwickelt und baut Volkswagen ausschließlich in China, bedrohen Embargos und Zölle nicht gleich das gesamte Geschäftsmodell. Andererseits muss Volkswagen auch kein Stück vom Kuchen abgeben.
In China steht Cariad deswegen unter Druck. Ergebnisse müssen her. Der größte Elektroautomarkt der Welt mit den digitalsten Kunden gilt als wichtiger Maßstab. Chang Qing, der CEO von Cariad China, weiß um die Bedeutung und hat eine Kampfansage parat: “Wir werden unsere Produkte basierend auf den lokalen Kundenerwartungen mit China-Geschwindigkeit entwickeln, aktualisieren und kontinuierlich verbessern.” Zu hoffen bleibt, dass Wolfsburg bei der China-Geschwindigkeit mitkommt.
Tesla hat den Standort für den geplanten Bau einer zweiten Produktionslinie in Shanghai nahe seiner bestehenden Gigafactory 3 ausgewählt. Das berichtete die South China Morning Post am Mittwoch unter Berufung auf einen Brief des US-amerikanischen Elektroautobauers an die lokalen Behörden. Darin sprach Tesla nach dem Bericht von einer Jahreskapazität der neuen Montagelinie von 450.000 Autos im Jahr. Nach Abschluss der ersten Bauphase sollen dort Fahrzeuge vom Typ Model 3 und Model Y vom Band laufen.
Der Brief bestätige einen Bericht der Zeitung vom 25. Februar, wonach Tesla den Bau einer zweiten Produktionslinie in Shanghai beabsichtige, um seine Kapazität in China mehr als zu verdoppeln, hieß es. Tesla wolle damit die Rolle des Standorts Shanghai als weltweit “größtes Exportzentrum” festigen. 2019 liefen in der Gigafactory 3 die ersten Model 3-Fahrzeuge vom Band. 2021 produzierte Tesla in Shanghai fast 485.00 Model 3 und Model Y. 321.000 davon wurden in China verkauft, 117 Prozent mehr als 2020. Die restlichen über 160.000 Autos gingen in die wichtigsten Märkte von Tesla wie Deutschland und Japan.
Derzeit leidet die Tesla-Gigafactory ebenso wie andere Autofabriken unter dem Lockdown in Shanghai. Doch die Fabrik gehörte zu den ersten 666 Standorten, die unter Auflagen ihre Produktion bereits im April wieder hochfahren durften. Tesla litt zunächst ebenso wie viele an Störungen der Lieferkette. Nach Angaben des Fachmagazins InsideEVs produziert Tesla aber inzwischen wieder mit etwa 80 Prozent seiner Kapazität. Reuters berichtete diese Woche über Hilfe der Behörden für Tesla. Die Behörden organisierten im April den Transfer von rund 6.000 Arbeitern für die Closed-Loop-Produktion an den Standort und unterstützten Tesla bei der notwendigen Desinfektion der Fabrik. ck
Peking hat die Covid-Maßnahmen für Einreisende aus dem Ausland leicht gelockert. Einreisende müssen nur noch zehn Tage in Quarantäne-Einrichtungen bleiben, wie der Staatssender CCTV laut Reuters berichtet. Zuvor lag die Mindestdauer noch bei 14 Tagen. Nach dem Aufenthalt in den Einrichtungen müssen sich Einreisende jedoch auch weiterhin zu Hause für sieben weitere Tage isolieren. nib
Er habe gerade drei Wochen durchgearbeitet, sagt Christoph Trebesch; nun habe er endlich wieder etwas Luft, um nachzudenken – und mehr Zeit mit seinen Kindern zu verbringen. Kürzlich hat er einen Förderantrag beim Europäischen Forschungsrat eingereicht, in den er “alles reingeworfen” hat. Trebesch hofft auf eine Förderzusage. Der 42-jährige Ökonom ist anerkannter Experte für Schuldenkrisen – einem Thema, das medial viel zu wenig Aufmerksamkeit erhält.
Seit 2017 leitet Trebesch den Forschungsbereich Internationale Finanzmärkte und Makroökonomie am Kiel Institut für Weltwirtschaft. An der Universität Kiel lehrt er als Professor für Makroökonomie. Dabei hat er sich in den vergangenen Jahren insbesondere mit der Kreditvergabe Chinas beschäftigt. Aktuell bewegt ihn die Frage der politischen Macht im Finanzsystem. Seine neue Forschungsagenda dreht sich um die Frage, welche neue Weltordnung der Aufstieg Chinas mit sich bringt, erzählt Trebesch. Darum geht es auch in seinem Forschungsantrag.
Während das von der USA geprägte internationale System langsam erodiert, bewegen sich die Weltgeschehnisse zunehmend Richtung Asien, so Trebesch – wobei China bei dieser Verschiebung die entscheidende Rolle spielt. Die große Frage ist laut dem Wissenschaftler: Wird die Welt dank China noch globalisierter? Oder zerfällt sie wieder in verschiedene Einflusssphären? “Was kommt jetzt? Diese Frage treibt mich um”, sagt Trebesch.
Über China zu forschen, sieht der Kieler Volkswirtschaftler auch als Verpflichtung: “Dass ein Land in so kurzer Zeit einen solch großen internationalen Fußabdruck entwickelt, ist in der Geschichte selten – und unfassbar beeindruckend.” Als Ökonom müsse er einfach nach China gucken – auch angesichts der Tatsache, dass man noch viel zu wenig versteht, wie China als staatsgelenktes System entgegen der geläufigen Meinung so viel wirtschaftlichen Erfolg haben konnte. Zudem weiß die Forschung noch viel zu wenig darüber, wie Chinas Wachstumsmodell innerhalb des Landes funktioniert und wo die Risiken liegen. Es gibt dazu kaum Transparenz und wenig Daten: “Da stochern wir noch viel zu sehr im Nebel herum.”
Seine Faszination für internationale Fragen stammt aus seiner Jugend, erzählt Trebesch. “Der Blick nach Außen wurde mir in die Wiege gelegt.” Als Diplomatenkind ist ihm früh klargeworden, dass Deutschland und Europa nicht der Nabel der Welt sind. Geboren wurde Trebesch in Brüssel, aufgewachsen ist er in Bonn und Rom. In Berlin studierte er zuerst BWL an der Technischen Universität, dann VWL an der Freien Universität. International bekannt wurde Trebesch mit seiner Forschung zu historischen Schuldenkrisen und Schuldenschnitten; während der griechischen Finanzkrise war Trebesch daher ein gefragter Mann.
Mit Beginn des Kreditvergabebooms Chinas begann sich Trebesch vermehrt mit dessen Auswirkungen zu beschäftigen und machte sich auch hier international einen Namen. Obwohl er seit mehreren Jahren intensiv zu China forscht, war Trebesch allerdings selbst noch nie im Land. Das ist ihm fast unangenehm, sagt er. Denn eigentlich möchte er schon lange hin. “Aber zuerst kamen die Geburten unserer drei Kinder dazwischen. Und dann kam Corona.” Seine erste China-Reise wird also noch eine Weile warten müssen. Adrian Meyer
Matthias Lüttich ist neuer Head of Production System, Operational Excellence and Digitalization bei dem Joint Venture BMW Brilliance Automotive in Shenyang. Es ist bereits sein zweiter Posten bei BMW Brilliance. Von 2016 bis 2020 war Lüttich dort Head of Strategy & Business Control. In der Zwischenzeit arbeitete er bei der BMW Group in München als Leiter Programmplanung und Produktionssteuerung.
Michael Rothweiler ist neuer General Manager bei EMKA China mit Sitz in Tianjin. Die EMKA-Gruppe ist ein wichtiger Hersteller für Verschlüsse, Scharniere und Dichtungen, die in Schalt- und Steuerungsschränken zum Einsatz kommen. Bis April 2022 war Rothweiler Geschäftsführer bei Hahn+Kolb Werkzeuge GmbH, ebenfalls mit Sitz in Tianjin.
Hong Hao, China-Analyst bei Bocom International Holdings, hat das Unternehmen nach der Schließung seiner Sozialmedien-Accounts verlassen. Einem Firmensprecher zufolge hat Hong seinen Posten aus persönlichen Gründen niedergelegt. Seit Samstag ist Hongs Wechat-Account eingefroren. Zensoren gehen derzeit gegen kritische Posts zu den wirtschaftlichen Folgen der vielen Lockdowns vor.
Gegenverkehr wäre hier schlecht – Touristen fahren während der Maiferien am 3. Mai 2022 über eine spektakuläre Brücke durch die malerische Landschaft von Enshi in der zentralchinesischen Provinz Hubei.
die Bürger von Peking feiern in herrlichem Maiwetter die möglicherweise letzten Tage vor einem Lockdown. Bisher rätseln viele Bürger, ob und wann die Ausgangssperren kommen, wie unser Team aus Peking berichtet. Aber wie immer passen sich die Pekinger flexibel an die Maßnahmen an: Restaurants stellen zum Beispiel einfach die Tische auf die Straße, da sie drinnen nicht mehr servieren dürfen. 51 neue Fälle verzeichnete Peking am Mittwoch. Noch ist das eine beruhigend niedrige Zahl. Positiv stimmt auch die Meldung, dass China die Quarantänezeiten für Einreisende aus dem Ausland leicht verkürzen wird.
Die schöne Frühlingssonne nutzt derweil auch der Energieversorgung, die rapide auf erneuerbare Quellen umgestellt wird. In den Wüstengebieten des Westens entstehen dazu riesige Wind- und Fotovoltaikanlagen. Doch die Volksrepublik setzt beim Klimaschutz zugleich stark auf die ebenfalls emissionsfreie Atomkraft. Peking hat sich selbst gewaltige Nuklear-Ausbauziele für die nächsten Jahrzehnte gesetzt. Nico Beckert analysiert, warum die Ausbaupläne langsamer vorankommen als geplant und wie es in China mit der schwierigen Suche nach einem Endlager bestellt ist.
Die Volksrepublik ist zugleich weltweit führend bei der Digitalisierung im Mobilitätssektor. Die Technik-affinen Kunden des Landes verlangen Hightech im Auto, und das vor allem bei den elektrischen Fahrzeugen für die Zukunft. Deutsche Autobauer hinken den chinesischen Konkurrenten um Jahre hinterher, wie Christian Domke Seidel analysiert. Er erklärt, wie Volkswagen mithilfe seiner Software-Tochter Cariad Abhilfe auf dem größten Einzelmarkt des Konzerns schaffen will. Cariad soll nach dem Willen von Vorstandschef Diess aus VW einen “softwareorientierten Mobilitätskonzern” machen.
Die Temperaturen in Peking sind Anfang Mai zum ersten Mal im Jahr über 30 Grad geklettert, und das sieht man im Stadtbild. Während der Feiertage zum Anfang des Wonnemonats sind die beliebteren Treffpunkte der Stadt mit Menschen überfüllt. Wie zum Beispiel die Shopping-Meile im Stadtteil Sanlitun, wo die Geschäfte ganz normal geöffnet sind. Wie üblich stehen etwa zwei Dutzend Fotografen auf der Einkaufsmeile und schießen wild Fotos jeder stylish aussehenden Pekingerin, die vorbeiflaniert – oder laufen ihnen gar mit gezückten Videokameras hinterher. Ein junger, exzentrisch gekleideter Mann mit Hut und Brille macht mit lautem Singen und Tanzbewegungen auf sich aufmerksam. Ein junger Vater filmt seine Tochter bei der Tanzeinlage mit dem Handy. Vermutlich wird das Video bei Tiktok landen.
Etwa 430 lokal übertragene Fälle werden insgesamt für Peking angegeben. Allein 51 neue Infektionen meldete die Hauptstadt am Mittwoch. Wegen der hohen Fallzahlen durften Cafés und Restaurants seit den Feiertagen keine Menschen im Innenraum bewirten – Hol- und Lieferdienste blieben aber erlaubt. Auch Shoppingmalls und Geschäfte durften weiter öffnen.
“Alles ist wie immer“, findet ein Pekinger. “Man kann nur nicht ins Café und muss sich einen anderen Platz zum Sitzen suchen.” Daher sitzen die Menschen dicht an dicht auf den wenigen Bänken unter den Bäumen oder weichen auf die Stufen vor dem großen Apple Store von Sanlitun aus. In den Händen halten sie Kalt- oder Heißgetränke und unterhalten sich, machen Selfies. Manche tragen Masken, andere nicht. Auf ihren Hemden tragen die meisten einen dunkelvioletten Aufkleber mit der Aufschrift “Taikooli”. Diesen verteilen die Wachleute der Einkaufsmeile an alle, die beim Eintritt auf die Plaza einen gültigen Coronatest aus den letzten 48 Stunden und einen grünen “Health Code” vorzeigen konnten. Wer den Aufkleber trägt, darf dann frei das Gelände verlassen und wieder betreten – und braucht auch in Geschäften nicht noch einmal die Coronavirus-Freiheit nachzuweisen.
Am Mittwoch wurden die Corona-Maßnahmen leicht verschärft. Die Stadt gab bekannt, 60 U-Bahnstationen und über 150 Buslinien vorerst zu schließen. Arbeitnehmende sollten öffentliche Verkehrsmittel auf dem Weg zur Arbeit meiden. Der am stärksten betroffene Distrikt Chaoyang forderte die Bürger nach einem Bericht der Global Times auf, ab Donnerstag wenn möglich von zuhause zu arbeiten. Auch Pekings Schulen bleiben die ganze Woche über geschlossen. Alle weiteren Maßnahmen der Feiertage bleiben vorerst bestehen.
Die Maßnahmen selbst sorgen bereits seit Wochen immer wieder für Überraschungen und Verwirrung. Wer die geschlossenen U-Bahnstationen auf einer Karte durchzählt, kommt auf 66 statt 60 Stationen. Manche Shopping-Center lassen die Gäste nur mit einem Coronatest innerhalb von 24 Stunden herein, anderen reichen 48 Stunden.
Ähnliche Unterschiede gibt es bei den Arbeitgebern. Viele versuchen sich mithilfe vorauseilenden Gehorsams abzusichern, um weiter offen bleiben zu können und verlangen daher ebenfalls alle 24 Stunden neue Tests. Eine Pekingerin äußert sich besorgt – allerdings nicht so sehr über eine mögliche Ansteckung. “Die Sorgen, die ich mir wegen des Virus mache, sind bei weitem nicht so groß wie die Sorgen, die ich mir darüber mache, was die Maßnahmen für meinen Arbeitsplatz bedeuten könnten“, sagt die junge Berufstätige.
Damit spielt sie auf den möglichen Lockdown an, der wie ein Damoklesschwert über der Stadt hängt. Seit Wochen macht das Thema in Gerüchten die Runde (China.Table berichtete). Hamsterkäufe sorgten allerdings nur kurzfristig für leere Regale. Doch umso größer war die allgemeine Verstimmung darüber, dass Lieferdienste nicht mehr nachkamen und daher Bestellungen stornierten. Schon zum Beginn der Mai-Feiertage waren die Engpässe allerdings weitgehend behoben. Denn letztlich bewahrheiteten sich die vielen Lockdown-Gerüchte bislang doch noch nicht.
Viele Expats haben sich trotzdem zur Sicherheit schon einmal mit Dingen eingedeckt, die im Falle des Lockdowns wohl schwierig zu bekommen sein werden: Schokolade, Wein oder andere Genussmittel, die im Zweifelsfall wohl nicht direkt als notwendige Lebensmittel durchgehen würden.
Manche Pekinger leben aufgrund des Hin und Hers über den möglicherweise bevorstehenden Lockdown einfach nur im Hier und Jetzt. “Klar, er könnte jeden Moment kommen. Und bevor das passiert, erfahren wir wohl eh nichts davon. Da genießen wir lieber jetzt so viel vom schönen Wetter wie wir können. So lange es eben noch geht“, sagt einer.
Vor vielen Teststationen herrscht Gedränge; das Angebot ist unterschiedlich. Manche Tests sind kostenlos, andere kosten etwa 25 Yuan (circa 3,50 Euro). Abstandsregeln werden hier selten eingehalten oder durchgesetzt. Dass das ein gewisses Ansteckungsrisiko birgt, ist den Pekingern bewusst – und sie äußern das offen in sozialen Medien wie Wechat. Auch haben Ältere ein paar Probleme an den Teststationen. Denn da geht alles nur per Handy-App und mit Wechat-Bezahlung. Nicht jeder Pekinger Rentner hat es damit leicht. “Haben Sie keine Kinder oder Enkel, die es für sie bezahlen können?”, fragen die jungen Mitarbeiter in Sicherheitsanzügen immer wieder.
Wer sich von gefährdeten Ecken der Stadt fernhalten möchte, kann das ganz entspannt über die App Gaode Ditu tun. In dieser Landkarten- und Navigationsapp sind nämlich nicht nur die neuesten Staus verzeichnet, sondern auch die abgeriegelten Wohnanlagen. Sie zeigt auch, wie vereinzelt und punktuell die Abriegelungen bislang noch sind. Es handelt sich meist um einzelne Quartiere, die zu Hochrisiko-Gebieten erklärt werden.
Peking-typisch fällt auch die Reaktion vieler Restaurantbetreiber auf das Bewirtungsverbot in den Innenräumen aus. Viele stellen einfach einen Tisch in die Eingangstür, an dem man bestellen und dann das Essen mitnehmen kann. Andere stellen kurzerhand kleine Tische und Plastikhocker auf die Straße und bewirten die Gäste dort.
Und so herrscht in Peking in diesen Tagen hauptsächlich gemütliche Sommerstimmung mit entspanntem Sitzen auf den Straßen. In den Parks und kleineren Grünstreifen spielen Rentner Karten oder machen Sport. Auf einem Platz am Grünstreifen, der im Volksmund “erster Ring” genannt wird, müssen sich die Pekinger Rentner allerdings einschränken. Den beliebten Platz hat die Stadtverwaltung nämlich in eine mobile Corona-Teststation umfunktioniert. Jetzt stehen die Zelte und Container genau da, wo die Rentner sonst abends ihre berühmten Massentänze veranstalten. Gregor Koppenburg/Jörn Petring
Um die Klimaziele zu erreichen, setzt China auch auf die Atomkraft. Jüngst hat die Regierung den Bau von sechs neuen Reaktoren bewilligt. In den nächsten 15 Jahren sollen 150 Reaktoren gebaut werden, wie der Vorsitzende des staatlichen Energiekonzerns China General Nuclear Power Group angekündigt hat. Das allein sind mehr als Deutschland je hatte. Die Volksrepublik ist schon jetzt zu einem der größten Produzenten von Atomstrom aufgestiegen. In den letzten dreißig Jahren hat China 54 Reaktoren errichtet, 20 weitere befinden sich im Bau.
Derzeit macht der Atomstrom jedoch nur gut fünf Prozent des chinesischen Strommixes aus. China produziert dennoch mehr Strom aus der Kernspaltung als durch Solarenergie (3,6 Prozent). Der aktuelle Fünfjahresplan sieht vor, dass die Kernenergie bis 2025 auf 70 Gigawatt Kapazität anwächst – von derzeit gut 50 Gigawatt. Zwischen 2022 und 2025 müssten also jährlich fünf Gigawatt an neuer AKW-Kapazität ans Netz gehen – gut fünf Reaktoren pro Jahr.
So ambitioniert diese Ziele klingen, die Realität vor Ort bleibt dahinter zurück. Zwischen 2016 und 2018 haben die Behörden keinen einzigen AKW-Neubau genehmigt (China.Table berichtete). Eigentlich sollten schon vor zwei Jahren 58 Gigawatt an AKW-Kapazität am Netz sein. Dieses Ziel wurde jedoch um einige Gigawatt verfehlt. Nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima von 2011 waren auch in China die Behörden vorsichtiger geworden. Damals verfügte die Regierung eine gründliche Sicherheitsprüfung und verhängte ein Moratorium für neue Projekte. Auch der Bau schon bewilligter Reaktoren verzögerte sich. An zwei Reaktoren wird schon seit 2012 gebaut, an drei weiteren seit 2015. Dabei sollten ursprünglich einige dieser Reaktoren innerhalb von vier Jahren fertiggestellt werden, wie ein Bauherr und Betreiber versichert hatte.
Laut dem Beratungs- und Analyseunternehmen Sinolytics kommt der Atom-Ausbau nun jedoch wieder in Schwung. “Chinas Regierung hat sich nun eindeutig zu einem raschen Ausbau seiner Kernenergiekapazität verpflichtet“, schreiben die Experten (China.Table berichtete). Die Atomenergie solle “aktiv und ordnungsgemäß gefördert werden”, so Chinas Nationale Energiebehörde in ihrem aktuellen Energie-Arbeitsleitfaden. Konkrete Ausbauziele werden – anders als bei anderen Energieträgern – zwar nicht genannt. Doch erstmals seit zehn Jahren betonen die Behörden den “aktiven Ausbau” der Kernenergie.
Der Atomausbau hilft, die Energiesicherheit des Landes sicherzustellen. Das Thema hat durch die Stromausfälle des letzten Jahres stark an politischer Relevanz gewonnen. “Die Kernenergie ist insofern ideal, als sie dazu beitragen kann, Chinas Energiesicherheit zu verbessern, die Abhängigkeit von Energie-Importen zu verringern und die Dekarbonisierungsziele zu erreichen”, sagt Bin Yan von Sinolytics gegenüber China.Table.
Es gibt allerdings Zweifel daran, ob China seine hoch gesteckten Ausbauziele erreichen kann. Die Zahl der Neuzulassungen steige nur sehr langsam, so die Experten von Trivium China, ebenfalls ein Beratungs- und Analyseunternehmen. China steht dabei vor dem Problem, dass AKWs große Projekte sind. “Der massive Umfang der derzeitigen Nuklearprojekte ist ein Hauptgrund für Verzögerungen bei den Bauarbeiten“, sagt Cory Combs von Trivium China gegenüber China.Table.
Kleinere, modulare Reaktoren befinden sich hingegen noch immer erst in der Entwicklung. Niemand wisse, wann diese kleineren Reaktoren wirtschaftlich tragfähig werden, so Combs. Das Ziel, 150 Reaktoren zu bauen, mache viel mehr Sinn, wenn es sich um kleinere, modulare Reaktoren handele. Diese könnten sich in Zukunft, quasi als Massenprodukte, industriell herstellen lassen. Das senkt im Vergleich zur derzeitigen Generation von AKWs die Kosten. Aufgrund der langen Bauzeit von im Durchschnitt sechs Jahren pro Reaktor geht der World Nuclear Industry Status Report davon aus, dass China bis 2030 über circa 100 Gigawatt an Atom-Kapazität verfügen wird.
Ein weiteres Problem betrifft die Standorte von AKWs. Die derzeit üblichen Reaktoren brauchen einen sicheren Zugang zu Kühlwasser, so Combs. Deshalb werden fast alle Reaktoren an den Küsten Chinas gebaut. Der Bau von bis zu 150 AKWs würde das Stromnetz an den Küsten allerdings überlasten. Combs sagt, dass “150 Reaktoren der aktuellen Generation entlang der Küste aus netztechnischer Sicht nicht machbar sind“. Eine mögliche Lösung liege in einer massiven Ausweitung der Energieübertragung und des Energiehandels zwischen den Provinzen. Doch solch eine politische Reform steckt noch in den Kinderschuhen. Neuere Reaktoren, die kein Kühlwasser brauchen, würden zwar seit Jahren entwickelt, aber sind noch nicht wirtschaftlich. Trotz dieser Probleme ist die Atomkraft aber “eine wichtige Säule für Chinas saubere Energiezukunft”, so Combs.
Für das Klima könnten die Verzögerungen beim Atom-Ausbau negative Folgen haben. Denn Kernkraftwerke liefern – abgesehen von sicherheitsbedingten Ausfällen – zuverlässig Strom. Sie sind nicht von Wind und Sonne abhängig. Es ist also wahrscheinlich, dass die Grundlast in China noch länger durch Kohlestrom gedeckt wird. Das sehen auch die Behörden so. “Die Kohlekraft wird noch lange eine wichtige Rolle bei der Gewährleistung der Energieversorgungssicherheit spielen”, so der Vizedirektor der Nationalen Energiebehörde Chinas.
Zudem steht auch China vor dem Grundproblem der Atomkraft: der Endlagerung der Spaltprodukte. Und je mehr Reaktoren es gibt, desto mehr Atommüll muss irgendwo sicher eingelagert werden – und das über dutzende Jahrtausende. Auch in China gibt es noch kein Endlager. Seit 35 Jahren wird nach einer geeigneten Lagerstätte gesucht. Ebenso wie in Deutschland und anderswo ist nicht mit einer schnellen Lösung zu rechnen. Immerhin taucht das Thema der Endlager im aktuellen 14. Fünfjahresplan auf.
Und im vergangenen Sommer wurde in einem zur Provinz Gansu gehörenden Teil der Wüste Gobi ein Areal für den Bau eines Untertage-Labors ausgewählt. Bis 2040 soll das dortige Gestein analysiert werden. Dann fällt die Entscheidung, ob die Region für ein Endlager infrage kommt. Nach den Plänen der Regierung wird es noch bis zum Jahr 2050 dauern, bis ein mögliches Endlager fertiggestellt ist.
Auch die Endlagerung von schwach- bis mittelradioaktiven Abfällen stößt an ihre Grenzen. Die Volksrepublik verfügt zwar über drei Endlager für diese Abfälle. Doch die Kapazitäten dieser Lager seien “angespannt und unzureichend”, wie ein Beamter der Nationalen Behörde für nukleare Sicherheit einräumt. Derzeit werden daher neue Endlager für schwach- bis mittelradioaktive Abfälle gesucht. Doch die Arbeit werde von der “Nicht in meinem Hinterhof”-Mentalität und Ängsten der Öffentlichkeit vor Strahlung erschwert, so der Beamte. Keine Provinz wolle ein Endlager bauen, sondern die Abfälle in andere Provinzen transportieren. Auch das ist ein weltweit bekanntes Problem, das auch Deutschland kennt. Es sei Aufgabe der Zentralregierung, die Standorte weiterer Endlager zu bestimmen, sagte ein Experte gegenüber der South China Morning Post.
Anfang April sagten die Organisatoren die Auto-Messe in Peking ab. Die Pandemie und die Zero-Covid-Politik stehen dem Branchen-Treffen im Wege. Die Hersteller ließen es sich dennoch nicht nehmen, ihre Ideen von den Autos der Zukunft zu präsentieren. Audi zeigte das Urban Sphere Concept (China.Table berichtete), BMW den i7 und Mercedes den EQS. Alle drei erhielten Ohrfeigen von den Kritikern. Zwar sei erfreulich, dass die Deutschen aufgehört hätten, klassische Verbrenner einfach nur auf Elektroantrieb umzubauen. Von modernen Elektroautos würden sie dennoch nichts verstehen, urteilten die Fachmagazine. Die Modelle seien zu konservativ, die Technik hinke im Vergleich zu chinesischen Fahrzeugen um Jahre hinterher. Große Bildschirme verwechseln die Deutschen mit Intelligenz, wird Autoanalyst Lin Xiao in Shentu Car deutlich.
Die Verkaufszahlen bestätigen die harsche Einschätzung (China.Table berichtete). Im März 2022 verkaufte allein Nio rund 10.000 rein elektrische Fahrzeuge in der Premiumklasse (über 300.000 Yuan, rund 43.000 Euro) laut dem China Automotive Technology and Research Center (CATARC). Das sind mehr als doppelt so viele wie Audi (120 Stück), BMW (3.100) und Mercedes (1.200) zusammen.
Längst ist dem Volkswagen-Konzern das Problem bewusst (China.Table berichtete). Die Software-Tochter Cariad soll nun die Erlösung bringen. Als Basis dienen 30 Milliarden Euro, die bis zum Jahr 2026 investiert werden sollen. Cariad hat unter anderem Diconium übernommen, eine Softwarefirma aus Stuttgart, sowie Hella Aglaia, einen Spezialisten für Kamerasoftware. Etwa 5.000 Mitarbeiter arbeiten derzeit bei der VW-Tochter – davon 600 seit Ende April 2022 in der Niederlassung in China. Bis Ende 2023 sollen es 1.200 Angestellte sein. Immerhin 90 Prozent von ihnen sollen aus der Volksrepublik direkt kommen. China ist der größte Einzelmarkt für Volkswagen und weltweit führend in Sachen Digitalisierung im Mobilitätssektor.
Das große Ziel ist es, im Jahr 2026 ein Technikpaket zu haben, dass autonomes Fahren auf Level vier erlaubt. Dabei übernimmt das System dauerhaft die Kontrolle über das Fahrzeug. Lediglich in einzelnen Situationen soll der Fahrer kurzfristig das Steuer übernehmen. In China beherrscht der Nio ET7 dieses Level bereits. Doch der Zeitplan von Volkswagen dafür scheint schon jetzt zu wackeln. Der Marktstart diverser Projekte, die auf der neuen Software basieren, wurde nach hinten verschoben. Jan Becker, Chef des Software-Unternehmens Apex.AI, erklärt im Handelsblatt, dass kein deutscher Hersteller ein fertiges Betriebssystem habe. Ohne dieses könnten aber weder Tests durchgeführt, noch zusätzliche Anwendungen programmiert werden.
Cariad soll aus VW einen “softwareorientierten Mobilitätskonzern” machen, wie es Vorstandschef Herbert Diess nennt. Zwei Wege führen dorthin. Entweder entwickelt und programmiert VW alles selbst – oder aber die Lösungen kommen von Zulieferern und Partnerschaften. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile.
Ned Curic, Chief Technology Officer bei Stellantis, vertritt die Meinung, Autofirmen sollten Autos bauen und keine Software programmieren. Denn auch bei intelligenten Elektroautos sei das Fahrerlebnis wichtig. Diesen Vorsprung dürften die Hersteller nicht verspielen. Und lange Zeit sah es so aus, als beschreite auch Volkswagen diesen Weg.
Doch die Zwischenbilanz bei Software-Kooperationen sieht für VW nicht gut aus. Eine Partnerschaft mit Daimler ist ausgelaufen. Bei der gemeinsamen Entwicklung mit Bosch kriselt es. Und Beteiligungen an Waymo von Google oder ein Einstieg von Continental scheiterten. Aktuell verhandelt Volkswagen mit Huawei (China.Table berichtete) über die Übernahme einer Abteilung, die sich mit autonomem Fahren beschäftigt. Kostenpunkt: bis zu zehn Milliarden Euro. Ohne die Garantie, dass die dort angestellten Entwickler den Sprung zu Volkswagen überhaupt mitmachen.
Derweil muss Cariad also alleine an der Digitalisierung arbeiten. Das ist zwar teuer und langsam, doch hat auch Vorteile. Einerseits wäre VW unabhängiger von Handelskriegen oder politischen Entscheidungen. Entwickelt und baut Volkswagen ausschließlich in China, bedrohen Embargos und Zölle nicht gleich das gesamte Geschäftsmodell. Andererseits muss Volkswagen auch kein Stück vom Kuchen abgeben.
In China steht Cariad deswegen unter Druck. Ergebnisse müssen her. Der größte Elektroautomarkt der Welt mit den digitalsten Kunden gilt als wichtiger Maßstab. Chang Qing, der CEO von Cariad China, weiß um die Bedeutung und hat eine Kampfansage parat: “Wir werden unsere Produkte basierend auf den lokalen Kundenerwartungen mit China-Geschwindigkeit entwickeln, aktualisieren und kontinuierlich verbessern.” Zu hoffen bleibt, dass Wolfsburg bei der China-Geschwindigkeit mitkommt.
Tesla hat den Standort für den geplanten Bau einer zweiten Produktionslinie in Shanghai nahe seiner bestehenden Gigafactory 3 ausgewählt. Das berichtete die South China Morning Post am Mittwoch unter Berufung auf einen Brief des US-amerikanischen Elektroautobauers an die lokalen Behörden. Darin sprach Tesla nach dem Bericht von einer Jahreskapazität der neuen Montagelinie von 450.000 Autos im Jahr. Nach Abschluss der ersten Bauphase sollen dort Fahrzeuge vom Typ Model 3 und Model Y vom Band laufen.
Der Brief bestätige einen Bericht der Zeitung vom 25. Februar, wonach Tesla den Bau einer zweiten Produktionslinie in Shanghai beabsichtige, um seine Kapazität in China mehr als zu verdoppeln, hieß es. Tesla wolle damit die Rolle des Standorts Shanghai als weltweit “größtes Exportzentrum” festigen. 2019 liefen in der Gigafactory 3 die ersten Model 3-Fahrzeuge vom Band. 2021 produzierte Tesla in Shanghai fast 485.00 Model 3 und Model Y. 321.000 davon wurden in China verkauft, 117 Prozent mehr als 2020. Die restlichen über 160.000 Autos gingen in die wichtigsten Märkte von Tesla wie Deutschland und Japan.
Derzeit leidet die Tesla-Gigafactory ebenso wie andere Autofabriken unter dem Lockdown in Shanghai. Doch die Fabrik gehörte zu den ersten 666 Standorten, die unter Auflagen ihre Produktion bereits im April wieder hochfahren durften. Tesla litt zunächst ebenso wie viele an Störungen der Lieferkette. Nach Angaben des Fachmagazins InsideEVs produziert Tesla aber inzwischen wieder mit etwa 80 Prozent seiner Kapazität. Reuters berichtete diese Woche über Hilfe der Behörden für Tesla. Die Behörden organisierten im April den Transfer von rund 6.000 Arbeitern für die Closed-Loop-Produktion an den Standort und unterstützten Tesla bei der notwendigen Desinfektion der Fabrik. ck
Peking hat die Covid-Maßnahmen für Einreisende aus dem Ausland leicht gelockert. Einreisende müssen nur noch zehn Tage in Quarantäne-Einrichtungen bleiben, wie der Staatssender CCTV laut Reuters berichtet. Zuvor lag die Mindestdauer noch bei 14 Tagen. Nach dem Aufenthalt in den Einrichtungen müssen sich Einreisende jedoch auch weiterhin zu Hause für sieben weitere Tage isolieren. nib
Er habe gerade drei Wochen durchgearbeitet, sagt Christoph Trebesch; nun habe er endlich wieder etwas Luft, um nachzudenken – und mehr Zeit mit seinen Kindern zu verbringen. Kürzlich hat er einen Förderantrag beim Europäischen Forschungsrat eingereicht, in den er “alles reingeworfen” hat. Trebesch hofft auf eine Förderzusage. Der 42-jährige Ökonom ist anerkannter Experte für Schuldenkrisen – einem Thema, das medial viel zu wenig Aufmerksamkeit erhält.
Seit 2017 leitet Trebesch den Forschungsbereich Internationale Finanzmärkte und Makroökonomie am Kiel Institut für Weltwirtschaft. An der Universität Kiel lehrt er als Professor für Makroökonomie. Dabei hat er sich in den vergangenen Jahren insbesondere mit der Kreditvergabe Chinas beschäftigt. Aktuell bewegt ihn die Frage der politischen Macht im Finanzsystem. Seine neue Forschungsagenda dreht sich um die Frage, welche neue Weltordnung der Aufstieg Chinas mit sich bringt, erzählt Trebesch. Darum geht es auch in seinem Forschungsantrag.
Während das von der USA geprägte internationale System langsam erodiert, bewegen sich die Weltgeschehnisse zunehmend Richtung Asien, so Trebesch – wobei China bei dieser Verschiebung die entscheidende Rolle spielt. Die große Frage ist laut dem Wissenschaftler: Wird die Welt dank China noch globalisierter? Oder zerfällt sie wieder in verschiedene Einflusssphären? “Was kommt jetzt? Diese Frage treibt mich um”, sagt Trebesch.
Über China zu forschen, sieht der Kieler Volkswirtschaftler auch als Verpflichtung: “Dass ein Land in so kurzer Zeit einen solch großen internationalen Fußabdruck entwickelt, ist in der Geschichte selten – und unfassbar beeindruckend.” Als Ökonom müsse er einfach nach China gucken – auch angesichts der Tatsache, dass man noch viel zu wenig versteht, wie China als staatsgelenktes System entgegen der geläufigen Meinung so viel wirtschaftlichen Erfolg haben konnte. Zudem weiß die Forschung noch viel zu wenig darüber, wie Chinas Wachstumsmodell innerhalb des Landes funktioniert und wo die Risiken liegen. Es gibt dazu kaum Transparenz und wenig Daten: “Da stochern wir noch viel zu sehr im Nebel herum.”
Seine Faszination für internationale Fragen stammt aus seiner Jugend, erzählt Trebesch. “Der Blick nach Außen wurde mir in die Wiege gelegt.” Als Diplomatenkind ist ihm früh klargeworden, dass Deutschland und Europa nicht der Nabel der Welt sind. Geboren wurde Trebesch in Brüssel, aufgewachsen ist er in Bonn und Rom. In Berlin studierte er zuerst BWL an der Technischen Universität, dann VWL an der Freien Universität. International bekannt wurde Trebesch mit seiner Forschung zu historischen Schuldenkrisen und Schuldenschnitten; während der griechischen Finanzkrise war Trebesch daher ein gefragter Mann.
Mit Beginn des Kreditvergabebooms Chinas begann sich Trebesch vermehrt mit dessen Auswirkungen zu beschäftigen und machte sich auch hier international einen Namen. Obwohl er seit mehreren Jahren intensiv zu China forscht, war Trebesch allerdings selbst noch nie im Land. Das ist ihm fast unangenehm, sagt er. Denn eigentlich möchte er schon lange hin. “Aber zuerst kamen die Geburten unserer drei Kinder dazwischen. Und dann kam Corona.” Seine erste China-Reise wird also noch eine Weile warten müssen. Adrian Meyer
Matthias Lüttich ist neuer Head of Production System, Operational Excellence and Digitalization bei dem Joint Venture BMW Brilliance Automotive in Shenyang. Es ist bereits sein zweiter Posten bei BMW Brilliance. Von 2016 bis 2020 war Lüttich dort Head of Strategy & Business Control. In der Zwischenzeit arbeitete er bei der BMW Group in München als Leiter Programmplanung und Produktionssteuerung.
Michael Rothweiler ist neuer General Manager bei EMKA China mit Sitz in Tianjin. Die EMKA-Gruppe ist ein wichtiger Hersteller für Verschlüsse, Scharniere und Dichtungen, die in Schalt- und Steuerungsschränken zum Einsatz kommen. Bis April 2022 war Rothweiler Geschäftsführer bei Hahn+Kolb Werkzeuge GmbH, ebenfalls mit Sitz in Tianjin.
Hong Hao, China-Analyst bei Bocom International Holdings, hat das Unternehmen nach der Schließung seiner Sozialmedien-Accounts verlassen. Einem Firmensprecher zufolge hat Hong seinen Posten aus persönlichen Gründen niedergelegt. Seit Samstag ist Hongs Wechat-Account eingefroren. Zensoren gehen derzeit gegen kritische Posts zu den wirtschaftlichen Folgen der vielen Lockdowns vor.
Gegenverkehr wäre hier schlecht – Touristen fahren während der Maiferien am 3. Mai 2022 über eine spektakuläre Brücke durch die malerische Landschaft von Enshi in der zentralchinesischen Provinz Hubei.