Table.Briefing: China

Melonis Ansagen + Bevölkerung schrumpft schneller

  • Nach Wahl droht “Belt and Road” in Italien das Aus
  • Zahl der Chinesen nimmt schneller ab als erwartet
  • Menschenrechts-Politiker erwägen Einladung für IOC-Chef
  • Solarenergie überholt Windkraft
  • Nordkorea bezieht wieder Waren vom großen Nachbarn
  • 709-Rechtsanwalt Zhou frei
  • Philippinen suchen das Gespräch mit Peking
  • Kunststudentin beißt sich an deutschem Brot fest
Liebe Leserin, lieber Leser,

das Wahlergebnis in Italien ist für viele ein Schock: Die rechtsnationale Partei Fratelli d’Italia von Giorgia Meloni hat die Abstimmung gewonnen und wird aller Voraussicht nach zusammen mit der rechtspopulistischen Lega und der konservativen Forza Italia die nächste Regierung in Rom stellen. Es ist der dramatische Rechtsruck eines Gründungsmitglieds der Europäischen Union.

Und auch für China könnte der Wahlsieg Melonis zum Albtraum werden, wie Marcel Grzanna analysiert. Schon im Wahlkampf hat Meloni öffentlich über den Ausstieg Italiens aus der Neuen Seidenstraße nachgedacht. Doch nun geht es längst nicht nur um das Prestigeobjekt von Chinas Staatspräsident Xi Jinping. Vielmehr hat sich Meloni offenbar einen neuen Partner ausgesucht – und diese Verbindung dürfte Chinas Führung in Peking in Rage versetzen.

Auch unsere zweite Analyse birgt schlechte Nachrichten für Peking: Jahrzehntelang war es ein Anliegen der chinesischen Regierung, das Bevölkerungswachstum zu bremsen. Doch nun droht Chinas Bevölkerung schon in diesem Jahr eine dramatische Trendwende: Überalterung, Männerüberschuss und die traditionelle Abwertung von Mädchen stellen die KP vor eine riesige Herausforderung. Ning Wang zeigt, wie die Führung in Peking versucht, gegenzusteuern – und dabei aber bislang die falschen Schwerpunkte setzt.

Zu guter Letzt möchte ich Sie noch auf unser nächstes Table.Live-Briefing aufmerksam machen. Am morgigen Mittwoch um 11:30 Uhr lautet das Thema “Taiwan: Ukraine 2.0? – Die deutsche und die transatlantische Taiwan-Strategie“. Für die spannende Diskussion mit ausgewählten Experten können Sie sich hier kostenlos anmelden.

Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht 

Ihr
Michael Radunski
Bild von Michael  Radunski

Analyse

Neuer Seidenstraße droht in Italien die Sackgasse

Italiens Wahlsiegerin Giorgia Meloni schlägt China-kritische Töne an - so könnte auch die Neue Seidenstraße auf Eis gelegt werden.
Italiens Wahlsiegerin Giorgia Meloni schlägt China-kritische Töne an.

Mit dem Wahlsieg der Rechtspopulisten in Italien erhalten Chinas Ambitionen in der drittgrößten Volkswirtschaft der EU einen herben Dämpfer. Wenn die designierte Regierungschefin Giorgia Meloni ihre Ankündigungen wahrmacht, könnte die Zusammenarbeit zwischen Rom und Peking zum Ausbau der Neuen Seidenstraße schon bald beendet sein. Meloni hatte wenige Tage vor dem Triumph ihrer Bruderschaft Italiens einen potenziellen Ausstieg ihres Landes aus der chinesischen “Belt and Road”-Initiative (BRI) angedroht.

In einem Interview am vergangenen Freitag mit der taiwanesischen Nachrichtenagentur CNA hatte Meloni die vertragliche Abmachung der italienischen Vorgängerregierung mit der Volksrepublik zur Kooperation beim Infrastrukturprojekt als “großen Fehler” bezeichnet. Es fiele ihr schwer, sagte sie, die politischen Rahmenbedingungen zu erkennen, die nötig wären, um das Memorandum zur Fortsetzung der italienischen Integration in das Projekt “morgen zu unterschreiben”.

Im Jahr 2019 hatte Italiens damalige Regierung das BRI-Protokoll unterzeichnet. Seitdem hätten sich jedoch zahlreiche neue Erkenntnisse ergeben. Chinas Menschenrechtsverbrechen in Xinjiang, die Beschneidung Hongkonger Bürgerrechte und zuletzt Chinas militärische Drohungen gegenüber Taiwan sowie die Haltung Pekings zu Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine.

“Inakzeptables Verhalten Pekings”

Schlimmer noch als Italiens Ausstieg aus der Neue Seidenstraße könnte in Peking aber Melonis Versprechen an Taiwan wahrgenommen werden. Die designierte Regierungschefin betonte, dass “Taiwan eine fundamentale Frage für Italien” darstelle. Die Entwicklungen der vergangenen Monate habe sie “sehr aufmerksam und mit Unbehagen” verfolgt. “Dies ist ein inakzeptables Verhalten Pekings, das wir gemeinsam mit allen Demokratien der freien Welt scharf verurteilen”, sagte Meloni.

Ende Juli hatte die Politikerin ein Foto mit Andrea Sing-Ying Lee, dem taiwanischen Vertreter in Italien, auf Twitter veröffentlicht. Besonders auffallend dabei: Meloni selbst sprach von ihm als “Botschafter” – eine Formulierung, die formell falsch ist, weil Italien und Taiwan offiziell keine diplomatischen Beziehungen pflegen. Die italienische Journalistin Giulia Pompili, die Chinas Aktivitäten in ihrem Heimatland seit Jahren genau verfolgt, bewertete das als ein Zeichen an Peking, das Meloni setzen wollte.

Was die Bezeichnung “fundamental” für die italienische China-Politik konkret bedeutet, ließ Meloni noch offen und ist vermutlich auch nicht allein ihre Entscheidung. Dennoch muss man sich in Peking auf eine Veränderung italienischer Willkommenskultur einstellen. Zumal es nicht nur um BRI geht, sondern generell um chinesische Investitionen.

Hintertür zur Neuverhandlung bleibt einen offen

Francesca Ghiretti, Analystin beim Berliner China-Forschungsinstitut Merics, hatte im Gespräch mit China.Table kürzlich sogar vermutet, dass mit einem Wahlsieg der Rechten eine “schizophrene” China-Politik einziehen könnte. Schon jetzt prüft das Land Investitionen aus China im europäischen Vergleich vergleichsweise streng. Und in den vergangenen Jahren wurden schon mehrere chinesische Vorhaben gestoppt.

Auch die Migrations-feindliche Gesinnung des rechten Bündnisses um die Bruderschaft Italiens könnte soziale und wirtschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen. Zehntausende Chinesen bilden im Norden des Landes eine regelrechte Exklave der Volksrepublik, die für Italiens Accessoire- und Modeindustrie wertvolle Zulieferungen leistet. Auch überschwemmen in Italien produzierte Billigartikel aus chinesischer Herstellung die Souvenirläden des Landes. Ob ein rechtes Bündnis eine fortschreitende Sinisierung von Teilen seiner Industrie in Zukunft noch zulassen wird, scheint fraglich zu sein.

Eine endgültige Absage an die Neue Seidenstraße bedeuten Melonis Aussagen allerdings noch nicht. Sie symbolisieren zunächst einmal nur die Entschlossenheit, dem chinesischen Selbstverständnis etwas entgegenstellen und nicht um jeden Preis Investitionen aus der Volksrepublik akzeptieren zu wollen. Die Hintertür für Neuverhandlung über die Bedingungen einer italienischen Kooperation ließ Meloni aber wohl ganz bewusst offen.

Peking appelliert an italienischen Pragmatismus

In Peking hat man unterdessen die Drohungen durchaus zur Kenntnis genommen und scheint besorgt zu sein über das Resultat des Urnenganges. Zumal die china-kritische Rhetorik Teil des Wahlkampfes war, und viele Wähler in einer größeren Distanz zur Volksrepublik offenbar keinen Grund sehen, die Rechtspopulisten nicht zu wählen.

China und Italien seien “strategisch globale Partner”, kommentierte ein Sprecher des chinesischen Außenamtes am Montag das Resultat. Die gesunde und stabile Entwicklung der bilateralen Beziehungen liege im Interesse beider Seiten. “Wir hoffen, dass die neue italienische Regierung weiterhin eine positive und pragmatische Politik gegenüber China verfolgen und den Geist des gegenseitigen Respekts und Vertrauens unterstützen wird”, sagte der Sprecher.

  • Geopolitik
  • Handel
  • Italien
  • Neue Seidenstraße

Chinas Bevölkerung schrumpft schneller als erwartet

Zahl der Geburten in China: Chinas Bevölkerung schrumpft schneller als erwartet.

Es war eine unscheinbare Meldung. Das Gesundheitsamt in Peking gab im August bekannt, dass die Bevölkerungszahl des Landes ihren Höhepunkt erreicht habe und zwischen 2023 und 2025 beginne, kleiner zu werden. “Der Wendepunkt steht vor der Tür”, fasst es Yong Cai, Soziologe an der University of North Carolina, in einem Beitrag der Fachzeitschrift Nature zusammen. “Ich wäre nicht überrascht, wenn Ende dieses Jahres ein Bevölkerungsrückgang gemeldet wird.” Dass es dazu kommen wird, scheint fast unausweichlich.

Aber sollte der Rückgang tatsächlich früher eintreten, als zuletzt berechnet worden war, hätte das gravierende Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung Chinas.

Nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie fallen die Geburtenraten in der Volksrepublik rapide. Im vergangenen Jahr wurden laut den Daten des Nationalen Statistikbüros nur noch zehn Millionen Geburten verzeichnet – so wenig Kinder waren zuletzt 1949 in der Volksrepublik auf die Welt gekommen (China.Table berichtete). Dass die Geburtenrate rückläufig ist, lässt sich seit mehr als fünf Jahren beobachten. Offiziell wurden im vergangenen Jahr pro Frau nur noch 1,3 Kinder geboren. Die inoffizielle Zahl soll laut einigen Demografen sogar nur bei 1,15 liegen. Der Arbeitskräftemangel, der dadurch entstehen wird, ist für Chinas Wunsch nach wirtschaftlichen Aufschwung fatal.

Auch wenn die chinesische Regierung in den vergangenen zehn Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen hat, die Geburtenraten zu steigern und Anreize zu schaffen, ist sie dabei zu wenig auf die Ängste und Sorgen der jungen Menschen eingegangen.

Kinder in China sind teuer

Diese haben Angst vor den Kosten. Einem Kind eine solide Ausbildung und damit eine halbwegs gesicherte Zukunft zu ermöglichen, würde im Durchschnitt 485.000 Yuan (umgerechnet 69.700 Euro) kosten, so die Schätzungen des Yuwa Bevölkerungsinstituts in Peking. In der Hauptstadt oder in Shanghai müssten Familien für die Erziehung ihrer Kinder mit 969.000 bzw. 1,026 Millionen Yuan sogar mehr als das Doppelte aufbringen.

Ein Blick ins Ausland zeigt, wie groß die Last für Eltern in China ist: Die Kosten für die Erziehung eines Kindes bis zu seinem 18. Lebensjahr belaufen sich in Ländern wie Deutschland auf das 3,64-fache und in den USA das 4,26-fache des BIP pro Kopf; in China handelt es sich fast um das Siebenfache.

Zudem zeigt die Studie von Yuwa, dass gerade Familien mit niedrigem und mittlerem Einkommen bei der Geburt eines zweiten Kindes mit einem Rückgang ihrer Einkünfte um 8,6 Prozent rechnen müssen. Auch kehren etwa ein Fünftel der Frauen nach der Geburt eines zweiten Kindes nicht mehr zurück an ihren Arbeitsplatz. Dagegen haben bisher weder verbesserte Rechte im Mutterschutz, noch finanzielle Anreize geholfen. Experten glauben, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird. Damit wird Chinas Bevölkerung immer älter – und der Druck auf Peking wächst.

Heutige Folgen der Ein-Kind-Politik

Aber es sind nicht nur finanzielle Zwänge, die bei der jüngeren Bevölkerungsschicht Vorbehalte gegenüber dem Kinderkriegen erzeugen. Für viele junge Frauen scheint es schlicht unmöglich, Kind und Karriere gleichzeitig zu verwirklichen.

Aktuelle Maßnahmen wie eine Umfrage, um herauszubekommen, warum junge Menschen nicht mehr heiraten und Kinder bekommen wollen, wie sie das oberste staatliche Planungsbüro der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) Anfang des Monats in der Provinz Hunan gestartet hat, kommen nicht nur zu spät, sie bieten vor allem keine Alternative zu der von der KP zu lange verfolgten Strategie, die Bevölkerungszahl zu deckeln.

Dass es Pekings Ein-Kind-Politik von 1980 bis 2016 war, die die Gesellschaftsentwicklung Chinas stark manipuliert hat, wird häufig außen vor gelassen. Die Behörden setzten die Maßnahmen so radikal um, dass zwischen den Jahren 1970 und 2000 die Reproduktionszahl der Bevölkerung von 2,5 Prozent auf 0,7 Prozent fiel. 

Die politisch orientierten Maßnahmen von damals haben noch weitere gravierende Folgen: So hat China ein großes Ungleichgewicht von Frauen zu Männern in den Jahrgängen, die in die Zeit der Ein-Kind-Politik fallen (China.Table berichtete).

Frauen über 30 ohne Kinder haftet ein Stigma an

Trotz all dieser Probleme hat sich die Wahrnehmung der Menschen aber bislang kaum verändert. Unverheirateten Frauen über 30 haftet noch immer häufig das Stigma “über dem Verfallsdatum” an. Bis heute schadet das der Beziehung von Müttern zu ihren Töchtern und führt zu enormen und bisher nicht wissenschaftlich untersuchten psychologischen Störungen. Wenn sie zudem auch keine Kinder bekommen, gelten sie schnell als egoistisch, weil sie ihre eigenen Interessen vor die Belange der Familie stellen würden. Hinzu kommen Vorurteile gegenüber Mädchen im Alltag.

Und offenbar spielen auch nicht ökonomische Faktoren eine Rolle, die zu den Entscheidungen junger Frauen beitragen, kinderlos zu bleiben. Denn bisher haben die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen nichts daran ändern können, dass die chinesische Bevölkerung schrumpft.  

Ein Papier der chinesischen Zeitschrift Social Science Journal zitiert den Demografen Wei Chen von der renommierten Pekinger Renmin Universität. Wei vermutet, dass Chinas Bevölkerung vielleicht sogar schon im vergangenen Jahr ihre Spitze erreicht haben könnte. “China wird womöglich das Land mit dem schnellsten negativen Bevölkerungswachstum und der Bevölkerungsalterung der Welt werden”, warnt der Bevölkerungsforscher. Sein Fazit ist nicht nur für die KP ein Weckruf.

  • Demografie
  • Ein-Kind-Politik
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News

Olympia in Peking: Aufarbeitung mit IOC-Chef Bach gewünscht

Thomas Bach (links) beim Empfang durch Chinas Staatspräsident Xi: Eine Aufarbeitung von Olympia in Peking 2022 soll eventuell mit Thomas Bach  erfolgen.
Thomas Bach (links) beim Empfang durch Chinas Staatspräsident Xi

Der Menschenrechtsausschuss im Deutschen Bundestag will den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, in das Gremium einladen. Die Abgeordneten stimmten am vergangenen Mittwoch für einen entsprechenden Antrag, um mit Bach die Vergabe der Olympischen Winterspiele an die Volksrepublik China aufzuarbeiten.

Vor zwei Wochen hatte eine Delegation des Ausschusses den IOC-Sitz in Lausanne besucht, war dort allerdings nicht mit Bach zusammengetroffen. Stattdessen wurden die deutschen Politiker, die zuvor beim Menschenrechtsrat im benachbarten Genf zahlreiche Gespräche geführt hatten, von Vertretern der Kommunikationsabteilung sowie der Kommission für Menschenrechte im IOC empfangen.

“Der Besuch beim IOC war nicht zufriedenstellend. Ich hatte das Gefühl, dass unsere Fragen nur ausweichend beantwortet wurden. Die Antworten schienen vor allem die Absicht zu verfolgen, die Vergabe der Olympischen Spiele an Peking auch nachträglich zu rechtfertigen”, sagte die Ausschussvorsitzende Renata Alt. Das IOC beurteilte den Besuch dagegen positiv. “Es herrschte eine gute Gesprächsatmosphäre, die uns die Chance zu einem konstruktiven Austausch gegeben hat”, betonte ein Sprecher. grz

  • IOC
  • Menschenrechte
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  • Sport
  • Thomas Bach
  • Zivilgesellschaft

Wieder Güterverkehr mit Nordkorea

Nordkoreas wichtigste Handelsverbindung: Die Brücke zwischen Dandong und Sinuiju: China und Nordkorea haben den Güterverkehr wieder aufgenommen.
Nordkoreas wichtigste Handelsverbindung: Die Brücke zwischen Dandong und Sinuiju.

China und Nordkorea haben ihren grenzüberschreitenden Güterverkehr wieder aufgenommen. Das berichtete das chinesische Außenministerium in Peking am Montag. Damit endet eine fünf Monate dauernde Unterbrechung. Aufgrund der Corona-Pandemie hatte man im April dieses Jahres die Grenzen geschlossen.

Man werde sich mit den Behörden in Nordkorea koordinieren, um einen sicheren und stabilen Betrieb des Güterverkehrs zu gewährleisten, sagte Außenamtssprecher Wang Wenbin bei der regulären Pressekonferenz am Montag. Zuvor hatte bereits die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtet, dass ein Güterzug aus dem chinesischen Dandong in die nordkoreanische Stadt Sinuiju gefahren sei.

Die Bahnverbindung zwischen Dandong und Sinuiju ist Nordkoreas Hauptverbindung nach China, dem mit Abstand größten Handelspartner seines Landes. Trotz seiner Atomtests hält China diplomatisch weiter zum Regime um Machthaber Kim Jong-un (China.Table berichtete).

Die Zugübergänge zwischen China und Nordkorea waren am 29. April geschlossen worden. Damals kam es in Dandong zu einem Coronavirus-Ausbruch. Kurz darauf meldete auch Nordkorea seinen ersten Corona-Fall. Vergangenen Monat verkündete Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un den Sieg seines Landes über Corona. rad

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  • Nordkorea

Mehr Solarpanels als Windturbinen

China hat erstmals mehr Solarpanels als Windkraftanlagen im Einsatz: Die Solarkapazität sei im August um 1,9 Prozent auf rund 350 Gigawatt gestiegen und habe damit die Windleistung übertroffen, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Daten der Nationalen Energie-Behörde. Aus Windkraft konnten demnach im August rund 344 Gigawatt generiert werden. Laut einer BloombergNEF-Prognose wird die Volksrepublik bis Ende des Jahres auch zum ersten Mal jährlich mehr Kapazität aus Solarmodulen als aus Windturbinen zur Verfügung haben.

Der Vorsprung der Solar-Energie sei den stark ausgebauten Lieferketten im Land geschuldet, die die Produktionskosten gesenkt und die Verfügbarkeit gesteigert hätten. Vielerorts seien Solar-Module die billigste Energie-Option, wie BloombergNEF erklärte.

Selbst mit dem Anstieg der Preise für Solarpanels in diesem Jahr aufgrund einer Knappheit des Schlüsselmaterials Polysilizium liegen die Kosten für Solar-Energie in China laut BNEF bei etwa 44 US-Dollar pro Megawattstunde, verglichen mit 183 US-Dollar noch Anfang 2014. Weltweit hat die Solar-Energie Wind bereits 2019 überholt. Die NEF-Experten gehen davon aus, dass bis 2030 doppelt so viel Energie aus Sonnenkraft gewonnen wird wie aus Wind. ari

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  • Klima
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  • Windkraft

709-Rechtsanwalt freigelassen

Zhou Shifeng ist frei. Nach sieben Jahren im Gefängnis wurde der chinesische Rechtsanwalt am Wochenende freigelassen. Zhou wurde 2015 beim sogenannten 709-Crackdown festgenommen, einem landesweiten Vorgehen gegen Anwälte und Aktivisten. Unter dem damals gerade mal zwei Wochen alten “Gesetz zum Schutz der Nationalen Sicherheit” wurden mehr als 300 Personen festgenommen und verhört. Sieben von ihnen wurden anschließend wegen Subversion zu Haftstrafen zwischen drei und acht Jahren verurteilt. Zhou war einer von ihnen. Ihm wurde in Tianjin der Prozess gemacht und er wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt.

“Vielen Dank, dass Sie sich um meine Situation kümmern. Ich glaube, das zeigt die Sorge um die Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte in China”, sagte Zhou telefonisch der Zeitung South China Morning Post am Montag. Dem Zeitungsbericht zufolge habe Zhous Stimme am Telefon lebhaft geklungen. Er habe gegenüber dem Reporter jedoch sofort angemerkt, dass es kein guter Zeitpunkt für ihn sei, um über seine Situation zu sprechen.

Zhou ist Gründer der Pekinger Fengrui-Kanzlei, die prominente Regierungskritiker wie den Künstler Ai Weiwei oder auch die Journalistin und Mitarbeiterin der deutschen Wochenzeitung “ZEIT” Zhang Miao verteidigte. Das damalige Vorgehen ist inzwischen unter dem Begriff 中国709维权律师大抓捕事件 bekannt, wobei “709” auf das Datum zurückgeht: Es war der 9. Juli 2015. rad

  • Justiz
  • Menschenrechte
  • Zivilgesellschaft

Philippinen wollen Gespräche mit China

Trotz ihrer Territorial-Streitigkeiten im Südchinesischen Meer streben die Philippinen eine Zusammenarbeit mit China im Energiebereich an. Man sei daran interessiert, die Gespräche mit China über gemeinsame Öl- und Gasexplorationen im Südchinesischen Meer wieder aufzunehmen, sagte Präsident Ferdinand Marcos Jr. in einem Interview mit Bloomberg TV. Ziel sei es, die nationalen Energie-Quellen zu erweitern und zu diversifizieren.

Marcos versicherte in dem Interview, er wolle zusammen mit China eine Lösung finden. “Es gab Beispiele in der Region, wo es ähnlich unterschiedliche Ansichten über ausschließliche Wirtschaftszonen und Basislinien gab, wo es ihnen gelungen ist, einen Weg zu finden, um gemeinsame Erkundungen mit den Chinesen und den Amerikanern durchzuführen.” Marcos’ Vorgänger Rodrigo Duterte hatte im Juni die Gespräche mit Peking über Öl und Exploration im Südchinesischen Meer beendet.

Auch im Streit um Gebiete im Südchinesischen Meer stehen die Zeichen auf Annäherung. Man strebe einen Kompromiss mit China an, sagte Marcos und betonte jedoch zugleich, dass ein Abkommen nicht gegen die Gesetze seines Landes verstoßen dürfe. China beansprucht Teile des Südchinesischen Meeres, die auf philippinischem Territorium liegen. Marcos ist seit dem 30. Juni Präsident der Philippinen. Seit seinem Wahlsieg strebt er engere Beziehungen zu China an. rad

  • Energie
  • Geopolitik
  • Handel
  • Südchinesisches Meer

Presseschau

Seoul: China und Nordkorea nehmen offenbar Frachtverkehr wieder auf HANDELSBLATT
China rights report prompts Western-led call for UN debate REUTERS
Chinas Präsident Xi unter Druck: “Putsch in Peking” – Warum sich ein haltloses Gerüchte hartnäckig hält STUTTGARTER-NACHRICHTEN
Raus aus der Abhängigkeit von China – Apple produziert das iPhone 14 in Indien HANDELSBLATT
Größter Automarkt der Welt: BMW steht voll zu China FAZ
Auslandsinvestitionen in China: Die Gewinne aus China will man nicht missen ZEIT
Chinese EV maker Li Auto falls after it cuts delivery outlook; Beijing extends tax breaks for electric cars CNBC
For China’s Auto Market, Electric Isn’t the Future. It’s the Present. NYTIMES
Angebliche Verstöße gegen “Sicherheitsgesetz”: Hongkonger Kardinal wegen Hilfsfonds angeklagt SPIEGEL
Airlines add flights to Hong Kong but the aviation hub won’t be back to normal anytime soon CNN
China Reins In Its Belt and Road Program, $1 Trillion Later WSJ
China’s Mistakes Can Be America’s Gain THEATLANTIC
Studie aus China: Vielfalt der Dinosaurier ging schon vor Asteroideneinschlag zurück SPIEGEL
Weinanbau in China: Ein guter Tropfen aus der Wüste Gobi TAGESSCHAU

Heads

Feng Yitong – Heimatkunde mit Zeichenstift

Feng Yitong baut sich ein Leben als Illustratorin in Berlin auf.
Feng Yitong baut sich ein Leben als Illustratorin in Berlin auf.

“Es gibt 2300 verschiedene Brotsorten in Deutschland”, sagt Feng Yitong. “Und ich habe es mir zum Ziel gemacht, sie alle zu probieren.” Feng ist 26 Jahre alt und studiert im Masterstudiengang Illustration an der Universität der Künste in Berlin. “Schon während meines Bachelorstudiums in meiner Heimatstadt Xi’an habe ich davon geträumt, eines Tages nach Deutschland zu reisen und dort ein paar Jahre zu leben.” Nach ihrem chinesischen Uni-Abschluss nahm sie sich ein Jahr Zeit, lernte Deutsch und zeichnete jeden Tag, um an der Berliner Kunsthochschule angenommen zu werden. Mit Erfolg.

Seit sie nach Berlin gezogen ist, gibt es in ihren Zeichnungen zwei Schwerpunkte: die deutsche Sprache und das deutsche Brot. So heißt eine ihrer Illustrationen beispielsweise “Vielfältige deutsche Frühstücke” und zeigt augenzwinkernd Zeichnungen von unterschiedlichen Brotsorten. Darunter jeweils der Titel: Brot.

In ihren Illustrationen verarbeitet sie Eindrücke, die sie als Ausländerin in Berlin und Deutschland wahrnimmt. “Oft sind es Kleinigkeiten, wie diese Obsession mit Backwaren, die von den Deutschen gar nicht mehr wahrgenommen werden.” In einer weiteren Illustration hat Feng typische deutsche Nachnamen wie Schäfer, Neumann oder Schneider in Bilder verwandelt. Aktuell arbeitet sie an einem Werk zu interessanten Straßennamen in Berlin. In gewisser Weise erschließt sie sich ihre neue Heimat auf dem Papier.

Wenn man Feng fragt, was ihre Zeichnungen im Betrachter hervorrufen sollen, gibt sie sich bescheiden. “Ich möchte, dass die Menschen lachen, wenn sie meine Illustrationen sehen”, sagt sie. “Das ist alles.” Aber ein Lachen ist eigentlich schon so einiges in einer Zeit von Corona-Überdruss und bewaffneten Konflikten überall auf der Welt.

Im kommenden Jahr möchte Feng ihren Abschluss machen. “Ich möchte immer weiter zeichnen und hoffe, dass meine Illustrationen irgendwann von vielen Menschen gesehen werden.” Ihr Wunsch ist es, in Deutschland als freischaffende Illustratorin leben zu können – zumindest für einige Jahre. “Meine chinesische Heimat vermisse ich schon, aber ich habe eine tiefe Verbindung zu Berlin, obwohl ich hier erst seit eineinhalb Jahren lebe.” In der Hauptstadt gefallen ihr besonders die vielen Gärten und Parks. “Berlin wird auf Chinesisch mit ‘großer Wald’ übersetzt”, sagt sie. “Das finde ich schon poetisch.” Svenja Napp

  • Deutschland
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  • Kunst

Personalie

Jing Ning von Fidelity International gibt die Leitung von zwei Investitionsfonds ab. Die Leitung des Fidelity China Focus und des Fidelity China wird künftig Nitin Bajaj übernehmen.

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Dessert

Ende der Woche ist es soweit: Am Samstag beginnt die Golden Week in China. Endlich Ferien. Auch die Führung in Peking scheint es kaum erwarten zu können: Der Platz des Himmlischen Friedens ist jedenfalls schon jetzt feierlich geschmückt.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    • Nordkorea bezieht wieder Waren vom großen Nachbarn
    • 709-Rechtsanwalt Zhou frei
    • Philippinen suchen das Gespräch mit Peking
    • Kunststudentin beißt sich an deutschem Brot fest
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    das Wahlergebnis in Italien ist für viele ein Schock: Die rechtsnationale Partei Fratelli d’Italia von Giorgia Meloni hat die Abstimmung gewonnen und wird aller Voraussicht nach zusammen mit der rechtspopulistischen Lega und der konservativen Forza Italia die nächste Regierung in Rom stellen. Es ist der dramatische Rechtsruck eines Gründungsmitglieds der Europäischen Union.

    Und auch für China könnte der Wahlsieg Melonis zum Albtraum werden, wie Marcel Grzanna analysiert. Schon im Wahlkampf hat Meloni öffentlich über den Ausstieg Italiens aus der Neuen Seidenstraße nachgedacht. Doch nun geht es längst nicht nur um das Prestigeobjekt von Chinas Staatspräsident Xi Jinping. Vielmehr hat sich Meloni offenbar einen neuen Partner ausgesucht – und diese Verbindung dürfte Chinas Führung in Peking in Rage versetzen.

    Auch unsere zweite Analyse birgt schlechte Nachrichten für Peking: Jahrzehntelang war es ein Anliegen der chinesischen Regierung, das Bevölkerungswachstum zu bremsen. Doch nun droht Chinas Bevölkerung schon in diesem Jahr eine dramatische Trendwende: Überalterung, Männerüberschuss und die traditionelle Abwertung von Mädchen stellen die KP vor eine riesige Herausforderung. Ning Wang zeigt, wie die Führung in Peking versucht, gegenzusteuern – und dabei aber bislang die falschen Schwerpunkte setzt.

    Zu guter Letzt möchte ich Sie noch auf unser nächstes Table.Live-Briefing aufmerksam machen. Am morgigen Mittwoch um 11:30 Uhr lautet das Thema “Taiwan: Ukraine 2.0? – Die deutsche und die transatlantische Taiwan-Strategie“. Für die spannende Diskussion mit ausgewählten Experten können Sie sich hier kostenlos anmelden.

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    Michael Radunski
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    Neuer Seidenstraße droht in Italien die Sackgasse

    Italiens Wahlsiegerin Giorgia Meloni schlägt China-kritische Töne an - so könnte auch die Neue Seidenstraße auf Eis gelegt werden.
    Italiens Wahlsiegerin Giorgia Meloni schlägt China-kritische Töne an.

    Mit dem Wahlsieg der Rechtspopulisten in Italien erhalten Chinas Ambitionen in der drittgrößten Volkswirtschaft der EU einen herben Dämpfer. Wenn die designierte Regierungschefin Giorgia Meloni ihre Ankündigungen wahrmacht, könnte die Zusammenarbeit zwischen Rom und Peking zum Ausbau der Neuen Seidenstraße schon bald beendet sein. Meloni hatte wenige Tage vor dem Triumph ihrer Bruderschaft Italiens einen potenziellen Ausstieg ihres Landes aus der chinesischen “Belt and Road”-Initiative (BRI) angedroht.

    In einem Interview am vergangenen Freitag mit der taiwanesischen Nachrichtenagentur CNA hatte Meloni die vertragliche Abmachung der italienischen Vorgängerregierung mit der Volksrepublik zur Kooperation beim Infrastrukturprojekt als “großen Fehler” bezeichnet. Es fiele ihr schwer, sagte sie, die politischen Rahmenbedingungen zu erkennen, die nötig wären, um das Memorandum zur Fortsetzung der italienischen Integration in das Projekt “morgen zu unterschreiben”.

    Im Jahr 2019 hatte Italiens damalige Regierung das BRI-Protokoll unterzeichnet. Seitdem hätten sich jedoch zahlreiche neue Erkenntnisse ergeben. Chinas Menschenrechtsverbrechen in Xinjiang, die Beschneidung Hongkonger Bürgerrechte und zuletzt Chinas militärische Drohungen gegenüber Taiwan sowie die Haltung Pekings zu Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine.

    “Inakzeptables Verhalten Pekings”

    Schlimmer noch als Italiens Ausstieg aus der Neue Seidenstraße könnte in Peking aber Melonis Versprechen an Taiwan wahrgenommen werden. Die designierte Regierungschefin betonte, dass “Taiwan eine fundamentale Frage für Italien” darstelle. Die Entwicklungen der vergangenen Monate habe sie “sehr aufmerksam und mit Unbehagen” verfolgt. “Dies ist ein inakzeptables Verhalten Pekings, das wir gemeinsam mit allen Demokratien der freien Welt scharf verurteilen”, sagte Meloni.

    Ende Juli hatte die Politikerin ein Foto mit Andrea Sing-Ying Lee, dem taiwanischen Vertreter in Italien, auf Twitter veröffentlicht. Besonders auffallend dabei: Meloni selbst sprach von ihm als “Botschafter” – eine Formulierung, die formell falsch ist, weil Italien und Taiwan offiziell keine diplomatischen Beziehungen pflegen. Die italienische Journalistin Giulia Pompili, die Chinas Aktivitäten in ihrem Heimatland seit Jahren genau verfolgt, bewertete das als ein Zeichen an Peking, das Meloni setzen wollte.

    Was die Bezeichnung “fundamental” für die italienische China-Politik konkret bedeutet, ließ Meloni noch offen und ist vermutlich auch nicht allein ihre Entscheidung. Dennoch muss man sich in Peking auf eine Veränderung italienischer Willkommenskultur einstellen. Zumal es nicht nur um BRI geht, sondern generell um chinesische Investitionen.

    Hintertür zur Neuverhandlung bleibt einen offen

    Francesca Ghiretti, Analystin beim Berliner China-Forschungsinstitut Merics, hatte im Gespräch mit China.Table kürzlich sogar vermutet, dass mit einem Wahlsieg der Rechten eine “schizophrene” China-Politik einziehen könnte. Schon jetzt prüft das Land Investitionen aus China im europäischen Vergleich vergleichsweise streng. Und in den vergangenen Jahren wurden schon mehrere chinesische Vorhaben gestoppt.

    Auch die Migrations-feindliche Gesinnung des rechten Bündnisses um die Bruderschaft Italiens könnte soziale und wirtschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen. Zehntausende Chinesen bilden im Norden des Landes eine regelrechte Exklave der Volksrepublik, die für Italiens Accessoire- und Modeindustrie wertvolle Zulieferungen leistet. Auch überschwemmen in Italien produzierte Billigartikel aus chinesischer Herstellung die Souvenirläden des Landes. Ob ein rechtes Bündnis eine fortschreitende Sinisierung von Teilen seiner Industrie in Zukunft noch zulassen wird, scheint fraglich zu sein.

    Eine endgültige Absage an die Neue Seidenstraße bedeuten Melonis Aussagen allerdings noch nicht. Sie symbolisieren zunächst einmal nur die Entschlossenheit, dem chinesischen Selbstverständnis etwas entgegenstellen und nicht um jeden Preis Investitionen aus der Volksrepublik akzeptieren zu wollen. Die Hintertür für Neuverhandlung über die Bedingungen einer italienischen Kooperation ließ Meloni aber wohl ganz bewusst offen.

    Peking appelliert an italienischen Pragmatismus

    In Peking hat man unterdessen die Drohungen durchaus zur Kenntnis genommen und scheint besorgt zu sein über das Resultat des Urnenganges. Zumal die china-kritische Rhetorik Teil des Wahlkampfes war, und viele Wähler in einer größeren Distanz zur Volksrepublik offenbar keinen Grund sehen, die Rechtspopulisten nicht zu wählen.

    China und Italien seien “strategisch globale Partner”, kommentierte ein Sprecher des chinesischen Außenamtes am Montag das Resultat. Die gesunde und stabile Entwicklung der bilateralen Beziehungen liege im Interesse beider Seiten. “Wir hoffen, dass die neue italienische Regierung weiterhin eine positive und pragmatische Politik gegenüber China verfolgen und den Geist des gegenseitigen Respekts und Vertrauens unterstützen wird”, sagte der Sprecher.

    • Geopolitik
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    Chinas Bevölkerung schrumpft schneller als erwartet

    Zahl der Geburten in China: Chinas Bevölkerung schrumpft schneller als erwartet.

    Es war eine unscheinbare Meldung. Das Gesundheitsamt in Peking gab im August bekannt, dass die Bevölkerungszahl des Landes ihren Höhepunkt erreicht habe und zwischen 2023 und 2025 beginne, kleiner zu werden. “Der Wendepunkt steht vor der Tür”, fasst es Yong Cai, Soziologe an der University of North Carolina, in einem Beitrag der Fachzeitschrift Nature zusammen. “Ich wäre nicht überrascht, wenn Ende dieses Jahres ein Bevölkerungsrückgang gemeldet wird.” Dass es dazu kommen wird, scheint fast unausweichlich.

    Aber sollte der Rückgang tatsächlich früher eintreten, als zuletzt berechnet worden war, hätte das gravierende Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung Chinas.

    Nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie fallen die Geburtenraten in der Volksrepublik rapide. Im vergangenen Jahr wurden laut den Daten des Nationalen Statistikbüros nur noch zehn Millionen Geburten verzeichnet – so wenig Kinder waren zuletzt 1949 in der Volksrepublik auf die Welt gekommen (China.Table berichtete). Dass die Geburtenrate rückläufig ist, lässt sich seit mehr als fünf Jahren beobachten. Offiziell wurden im vergangenen Jahr pro Frau nur noch 1,3 Kinder geboren. Die inoffizielle Zahl soll laut einigen Demografen sogar nur bei 1,15 liegen. Der Arbeitskräftemangel, der dadurch entstehen wird, ist für Chinas Wunsch nach wirtschaftlichen Aufschwung fatal.

    Auch wenn die chinesische Regierung in den vergangenen zehn Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen hat, die Geburtenraten zu steigern und Anreize zu schaffen, ist sie dabei zu wenig auf die Ängste und Sorgen der jungen Menschen eingegangen.

    Kinder in China sind teuer

    Diese haben Angst vor den Kosten. Einem Kind eine solide Ausbildung und damit eine halbwegs gesicherte Zukunft zu ermöglichen, würde im Durchschnitt 485.000 Yuan (umgerechnet 69.700 Euro) kosten, so die Schätzungen des Yuwa Bevölkerungsinstituts in Peking. In der Hauptstadt oder in Shanghai müssten Familien für die Erziehung ihrer Kinder mit 969.000 bzw. 1,026 Millionen Yuan sogar mehr als das Doppelte aufbringen.

    Ein Blick ins Ausland zeigt, wie groß die Last für Eltern in China ist: Die Kosten für die Erziehung eines Kindes bis zu seinem 18. Lebensjahr belaufen sich in Ländern wie Deutschland auf das 3,64-fache und in den USA das 4,26-fache des BIP pro Kopf; in China handelt es sich fast um das Siebenfache.

    Zudem zeigt die Studie von Yuwa, dass gerade Familien mit niedrigem und mittlerem Einkommen bei der Geburt eines zweiten Kindes mit einem Rückgang ihrer Einkünfte um 8,6 Prozent rechnen müssen. Auch kehren etwa ein Fünftel der Frauen nach der Geburt eines zweiten Kindes nicht mehr zurück an ihren Arbeitsplatz. Dagegen haben bisher weder verbesserte Rechte im Mutterschutz, noch finanzielle Anreize geholfen. Experten glauben, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird. Damit wird Chinas Bevölkerung immer älter – und der Druck auf Peking wächst.

    Heutige Folgen der Ein-Kind-Politik

    Aber es sind nicht nur finanzielle Zwänge, die bei der jüngeren Bevölkerungsschicht Vorbehalte gegenüber dem Kinderkriegen erzeugen. Für viele junge Frauen scheint es schlicht unmöglich, Kind und Karriere gleichzeitig zu verwirklichen.

    Aktuelle Maßnahmen wie eine Umfrage, um herauszubekommen, warum junge Menschen nicht mehr heiraten und Kinder bekommen wollen, wie sie das oberste staatliche Planungsbüro der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) Anfang des Monats in der Provinz Hunan gestartet hat, kommen nicht nur zu spät, sie bieten vor allem keine Alternative zu der von der KP zu lange verfolgten Strategie, die Bevölkerungszahl zu deckeln.

    Dass es Pekings Ein-Kind-Politik von 1980 bis 2016 war, die die Gesellschaftsentwicklung Chinas stark manipuliert hat, wird häufig außen vor gelassen. Die Behörden setzten die Maßnahmen so radikal um, dass zwischen den Jahren 1970 und 2000 die Reproduktionszahl der Bevölkerung von 2,5 Prozent auf 0,7 Prozent fiel. 

    Die politisch orientierten Maßnahmen von damals haben noch weitere gravierende Folgen: So hat China ein großes Ungleichgewicht von Frauen zu Männern in den Jahrgängen, die in die Zeit der Ein-Kind-Politik fallen (China.Table berichtete).

    Frauen über 30 ohne Kinder haftet ein Stigma an

    Trotz all dieser Probleme hat sich die Wahrnehmung der Menschen aber bislang kaum verändert. Unverheirateten Frauen über 30 haftet noch immer häufig das Stigma “über dem Verfallsdatum” an. Bis heute schadet das der Beziehung von Müttern zu ihren Töchtern und führt zu enormen und bisher nicht wissenschaftlich untersuchten psychologischen Störungen. Wenn sie zudem auch keine Kinder bekommen, gelten sie schnell als egoistisch, weil sie ihre eigenen Interessen vor die Belange der Familie stellen würden. Hinzu kommen Vorurteile gegenüber Mädchen im Alltag.

    Und offenbar spielen auch nicht ökonomische Faktoren eine Rolle, die zu den Entscheidungen junger Frauen beitragen, kinderlos zu bleiben. Denn bisher haben die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen nichts daran ändern können, dass die chinesische Bevölkerung schrumpft.  

    Ein Papier der chinesischen Zeitschrift Social Science Journal zitiert den Demografen Wei Chen von der renommierten Pekinger Renmin Universität. Wei vermutet, dass Chinas Bevölkerung vielleicht sogar schon im vergangenen Jahr ihre Spitze erreicht haben könnte. “China wird womöglich das Land mit dem schnellsten negativen Bevölkerungswachstum und der Bevölkerungsalterung der Welt werden”, warnt der Bevölkerungsforscher. Sein Fazit ist nicht nur für die KP ein Weckruf.

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    Olympia in Peking: Aufarbeitung mit IOC-Chef Bach gewünscht

    Thomas Bach (links) beim Empfang durch Chinas Staatspräsident Xi: Eine Aufarbeitung von Olympia in Peking 2022 soll eventuell mit Thomas Bach  erfolgen.
    Thomas Bach (links) beim Empfang durch Chinas Staatspräsident Xi

    Der Menschenrechtsausschuss im Deutschen Bundestag will den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, in das Gremium einladen. Die Abgeordneten stimmten am vergangenen Mittwoch für einen entsprechenden Antrag, um mit Bach die Vergabe der Olympischen Winterspiele an die Volksrepublik China aufzuarbeiten.

    Vor zwei Wochen hatte eine Delegation des Ausschusses den IOC-Sitz in Lausanne besucht, war dort allerdings nicht mit Bach zusammengetroffen. Stattdessen wurden die deutschen Politiker, die zuvor beim Menschenrechtsrat im benachbarten Genf zahlreiche Gespräche geführt hatten, von Vertretern der Kommunikationsabteilung sowie der Kommission für Menschenrechte im IOC empfangen.

    “Der Besuch beim IOC war nicht zufriedenstellend. Ich hatte das Gefühl, dass unsere Fragen nur ausweichend beantwortet wurden. Die Antworten schienen vor allem die Absicht zu verfolgen, die Vergabe der Olympischen Spiele an Peking auch nachträglich zu rechtfertigen”, sagte die Ausschussvorsitzende Renata Alt. Das IOC beurteilte den Besuch dagegen positiv. “Es herrschte eine gute Gesprächsatmosphäre, die uns die Chance zu einem konstruktiven Austausch gegeben hat”, betonte ein Sprecher. grz

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    Wieder Güterverkehr mit Nordkorea

    Nordkoreas wichtigste Handelsverbindung: Die Brücke zwischen Dandong und Sinuiju: China und Nordkorea haben den Güterverkehr wieder aufgenommen.
    Nordkoreas wichtigste Handelsverbindung: Die Brücke zwischen Dandong und Sinuiju.

    China und Nordkorea haben ihren grenzüberschreitenden Güterverkehr wieder aufgenommen. Das berichtete das chinesische Außenministerium in Peking am Montag. Damit endet eine fünf Monate dauernde Unterbrechung. Aufgrund der Corona-Pandemie hatte man im April dieses Jahres die Grenzen geschlossen.

    Man werde sich mit den Behörden in Nordkorea koordinieren, um einen sicheren und stabilen Betrieb des Güterverkehrs zu gewährleisten, sagte Außenamtssprecher Wang Wenbin bei der regulären Pressekonferenz am Montag. Zuvor hatte bereits die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtet, dass ein Güterzug aus dem chinesischen Dandong in die nordkoreanische Stadt Sinuiju gefahren sei.

    Die Bahnverbindung zwischen Dandong und Sinuiju ist Nordkoreas Hauptverbindung nach China, dem mit Abstand größten Handelspartner seines Landes. Trotz seiner Atomtests hält China diplomatisch weiter zum Regime um Machthaber Kim Jong-un (China.Table berichtete).

    Die Zugübergänge zwischen China und Nordkorea waren am 29. April geschlossen worden. Damals kam es in Dandong zu einem Coronavirus-Ausbruch. Kurz darauf meldete auch Nordkorea seinen ersten Corona-Fall. Vergangenen Monat verkündete Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un den Sieg seines Landes über Corona. rad

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    Mehr Solarpanels als Windturbinen

    China hat erstmals mehr Solarpanels als Windkraftanlagen im Einsatz: Die Solarkapazität sei im August um 1,9 Prozent auf rund 350 Gigawatt gestiegen und habe damit die Windleistung übertroffen, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Daten der Nationalen Energie-Behörde. Aus Windkraft konnten demnach im August rund 344 Gigawatt generiert werden. Laut einer BloombergNEF-Prognose wird die Volksrepublik bis Ende des Jahres auch zum ersten Mal jährlich mehr Kapazität aus Solarmodulen als aus Windturbinen zur Verfügung haben.

    Der Vorsprung der Solar-Energie sei den stark ausgebauten Lieferketten im Land geschuldet, die die Produktionskosten gesenkt und die Verfügbarkeit gesteigert hätten. Vielerorts seien Solar-Module die billigste Energie-Option, wie BloombergNEF erklärte.

    Selbst mit dem Anstieg der Preise für Solarpanels in diesem Jahr aufgrund einer Knappheit des Schlüsselmaterials Polysilizium liegen die Kosten für Solar-Energie in China laut BNEF bei etwa 44 US-Dollar pro Megawattstunde, verglichen mit 183 US-Dollar noch Anfang 2014. Weltweit hat die Solar-Energie Wind bereits 2019 überholt. Die NEF-Experten gehen davon aus, dass bis 2030 doppelt so viel Energie aus Sonnenkraft gewonnen wird wie aus Wind. ari

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    709-Rechtsanwalt freigelassen

    Zhou Shifeng ist frei. Nach sieben Jahren im Gefängnis wurde der chinesische Rechtsanwalt am Wochenende freigelassen. Zhou wurde 2015 beim sogenannten 709-Crackdown festgenommen, einem landesweiten Vorgehen gegen Anwälte und Aktivisten. Unter dem damals gerade mal zwei Wochen alten “Gesetz zum Schutz der Nationalen Sicherheit” wurden mehr als 300 Personen festgenommen und verhört. Sieben von ihnen wurden anschließend wegen Subversion zu Haftstrafen zwischen drei und acht Jahren verurteilt. Zhou war einer von ihnen. Ihm wurde in Tianjin der Prozess gemacht und er wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt.

    “Vielen Dank, dass Sie sich um meine Situation kümmern. Ich glaube, das zeigt die Sorge um die Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte in China”, sagte Zhou telefonisch der Zeitung South China Morning Post am Montag. Dem Zeitungsbericht zufolge habe Zhous Stimme am Telefon lebhaft geklungen. Er habe gegenüber dem Reporter jedoch sofort angemerkt, dass es kein guter Zeitpunkt für ihn sei, um über seine Situation zu sprechen.

    Zhou ist Gründer der Pekinger Fengrui-Kanzlei, die prominente Regierungskritiker wie den Künstler Ai Weiwei oder auch die Journalistin und Mitarbeiterin der deutschen Wochenzeitung “ZEIT” Zhang Miao verteidigte. Das damalige Vorgehen ist inzwischen unter dem Begriff 中国709维权律师大抓捕事件 bekannt, wobei “709” auf das Datum zurückgeht: Es war der 9. Juli 2015. rad

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    Philippinen wollen Gespräche mit China

    Trotz ihrer Territorial-Streitigkeiten im Südchinesischen Meer streben die Philippinen eine Zusammenarbeit mit China im Energiebereich an. Man sei daran interessiert, die Gespräche mit China über gemeinsame Öl- und Gasexplorationen im Südchinesischen Meer wieder aufzunehmen, sagte Präsident Ferdinand Marcos Jr. in einem Interview mit Bloomberg TV. Ziel sei es, die nationalen Energie-Quellen zu erweitern und zu diversifizieren.

    Marcos versicherte in dem Interview, er wolle zusammen mit China eine Lösung finden. “Es gab Beispiele in der Region, wo es ähnlich unterschiedliche Ansichten über ausschließliche Wirtschaftszonen und Basislinien gab, wo es ihnen gelungen ist, einen Weg zu finden, um gemeinsame Erkundungen mit den Chinesen und den Amerikanern durchzuführen.” Marcos’ Vorgänger Rodrigo Duterte hatte im Juni die Gespräche mit Peking über Öl und Exploration im Südchinesischen Meer beendet.

    Auch im Streit um Gebiete im Südchinesischen Meer stehen die Zeichen auf Annäherung. Man strebe einen Kompromiss mit China an, sagte Marcos und betonte jedoch zugleich, dass ein Abkommen nicht gegen die Gesetze seines Landes verstoßen dürfe. China beansprucht Teile des Südchinesischen Meeres, die auf philippinischem Territorium liegen. Marcos ist seit dem 30. Juni Präsident der Philippinen. Seit seinem Wahlsieg strebt er engere Beziehungen zu China an. rad

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    Presseschau

    Seoul: China und Nordkorea nehmen offenbar Frachtverkehr wieder auf HANDELSBLATT
    China rights report prompts Western-led call for UN debate REUTERS
    Chinas Präsident Xi unter Druck: “Putsch in Peking” – Warum sich ein haltloses Gerüchte hartnäckig hält STUTTGARTER-NACHRICHTEN
    Raus aus der Abhängigkeit von China – Apple produziert das iPhone 14 in Indien HANDELSBLATT
    Größter Automarkt der Welt: BMW steht voll zu China FAZ
    Auslandsinvestitionen in China: Die Gewinne aus China will man nicht missen ZEIT
    Chinese EV maker Li Auto falls after it cuts delivery outlook; Beijing extends tax breaks for electric cars CNBC
    For China’s Auto Market, Electric Isn’t the Future. It’s the Present. NYTIMES
    Angebliche Verstöße gegen “Sicherheitsgesetz”: Hongkonger Kardinal wegen Hilfsfonds angeklagt SPIEGEL
    Airlines add flights to Hong Kong but the aviation hub won’t be back to normal anytime soon CNN
    China Reins In Its Belt and Road Program, $1 Trillion Later WSJ
    China’s Mistakes Can Be America’s Gain THEATLANTIC
    Studie aus China: Vielfalt der Dinosaurier ging schon vor Asteroideneinschlag zurück SPIEGEL
    Weinanbau in China: Ein guter Tropfen aus der Wüste Gobi TAGESSCHAU

    Heads

    Feng Yitong – Heimatkunde mit Zeichenstift

    Feng Yitong baut sich ein Leben als Illustratorin in Berlin auf.
    Feng Yitong baut sich ein Leben als Illustratorin in Berlin auf.

    “Es gibt 2300 verschiedene Brotsorten in Deutschland”, sagt Feng Yitong. “Und ich habe es mir zum Ziel gemacht, sie alle zu probieren.” Feng ist 26 Jahre alt und studiert im Masterstudiengang Illustration an der Universität der Künste in Berlin. “Schon während meines Bachelorstudiums in meiner Heimatstadt Xi’an habe ich davon geträumt, eines Tages nach Deutschland zu reisen und dort ein paar Jahre zu leben.” Nach ihrem chinesischen Uni-Abschluss nahm sie sich ein Jahr Zeit, lernte Deutsch und zeichnete jeden Tag, um an der Berliner Kunsthochschule angenommen zu werden. Mit Erfolg.

    Seit sie nach Berlin gezogen ist, gibt es in ihren Zeichnungen zwei Schwerpunkte: die deutsche Sprache und das deutsche Brot. So heißt eine ihrer Illustrationen beispielsweise “Vielfältige deutsche Frühstücke” und zeigt augenzwinkernd Zeichnungen von unterschiedlichen Brotsorten. Darunter jeweils der Titel: Brot.

    In ihren Illustrationen verarbeitet sie Eindrücke, die sie als Ausländerin in Berlin und Deutschland wahrnimmt. “Oft sind es Kleinigkeiten, wie diese Obsession mit Backwaren, die von den Deutschen gar nicht mehr wahrgenommen werden.” In einer weiteren Illustration hat Feng typische deutsche Nachnamen wie Schäfer, Neumann oder Schneider in Bilder verwandelt. Aktuell arbeitet sie an einem Werk zu interessanten Straßennamen in Berlin. In gewisser Weise erschließt sie sich ihre neue Heimat auf dem Papier.

    Wenn man Feng fragt, was ihre Zeichnungen im Betrachter hervorrufen sollen, gibt sie sich bescheiden. “Ich möchte, dass die Menschen lachen, wenn sie meine Illustrationen sehen”, sagt sie. “Das ist alles.” Aber ein Lachen ist eigentlich schon so einiges in einer Zeit von Corona-Überdruss und bewaffneten Konflikten überall auf der Welt.

    Im kommenden Jahr möchte Feng ihren Abschluss machen. “Ich möchte immer weiter zeichnen und hoffe, dass meine Illustrationen irgendwann von vielen Menschen gesehen werden.” Ihr Wunsch ist es, in Deutschland als freischaffende Illustratorin leben zu können – zumindest für einige Jahre. “Meine chinesische Heimat vermisse ich schon, aber ich habe eine tiefe Verbindung zu Berlin, obwohl ich hier erst seit eineinhalb Jahren lebe.” In der Hauptstadt gefallen ihr besonders die vielen Gärten und Parks. “Berlin wird auf Chinesisch mit ‘großer Wald’ übersetzt”, sagt sie. “Das finde ich schon poetisch.” Svenja Napp

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    Personalie

    Jing Ning von Fidelity International gibt die Leitung von zwei Investitionsfonds ab. Die Leitung des Fidelity China Focus und des Fidelity China wird künftig Nitin Bajaj übernehmen.

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    Dessert

    Ende der Woche ist es soweit: Am Samstag beginnt die Golden Week in China. Endlich Ferien. Auch die Führung in Peking scheint es kaum erwarten zu können: Der Platz des Himmlischen Friedens ist jedenfalls schon jetzt feierlich geschmückt.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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