Table.Briefing: China

Kurseinbruch bei Didi + Neues im Fall Meng

  • Folgen an der Wall Street für Didi
  • Wende im Huawei-Fall Meng?
  • Hongkongs Medien im Griff des Nationalen Sicherheitsgesetzes
  • IfW: Stau bei Containerschiffen dauert an
  • Merkel und Macron sprechen mit Xi
  • Autoabsätze im Juni stark rückläufig
  • Bericht: Außenminister der EU drängen auf mehr Konnektivität
  • Hisense erhält erstmals TÜV-Zertifikat
  • Im Portrait: Li Ying – erste Fußballerin Chinas outet sich
  • Personalien: Qualcomm CEO Christiano Amon: “Wir werden in China groß rauskommen”
Liebe Leserin, lieber Leser,

als der chinesische Fahrdienst-Vermittler Didi vor einer Woche in New York an die Börse geht, war der Jubel groß. Doch er währt nicht lange. Schon zwei Tage später beginnt Peking einen rabiaten Feldzug gegen das Unternehmen. Unser Autorenteam aus Peking zeigt, dass Chinas Behörden dabei nicht gänzlich unerwartet zuschlugen. Die Auswirkungen sind allerdings selbst an den US-Börsen zu spüren.

Seit Dezember 2018 steht Huaweis Finanzvorständin Meng Wanzhou in Kanada unter Hausarrest. Es ist ein politisch brisanter Fall. Nun bahnt sich eine überraschende Wende an, berichtet Frank Sieren. Das vermeintliche Opfer HSBC scheint mit der Beschuldigten Meng zusammenzuarbeiten – und Meng somit zu entlasten. Ob das auch Auswirkungen auf die in China inhaftierten Kanadier Michael Spavor und Michael Kovrig hat, ist allerdings völlig offen.

Derweil zieht sich die Schlinge um Hongkongs Medienhäuser immer weiter zu. Nach dem erzwungenen Aus der Tageszeitung Apple Daily müssen auch andere chinakritische Medien in Finanzmetropole um ihre Zukunft bangen. Das Nationale Sicherheitsgesetz schwebe wie ein Damoklesschwert über den Redaktionen, analysiert Marcel Grzanna. Selbst um die traditionsreiche South China Morning Post ranken sich bereits Gerüchte, wie sie in ein Vehikel Pekinger Propaganda umfunktioniert werden könnte.

Zuletzt möchte ich Sie noch auf unser heutiges Porträt hinweisen. Felix Lee zeigt darin, wie Chinas Profifußballerin Li Ying für Schlagzeilen sorgt – allerdings nicht mit einem spektakulären Tor, sondern mit einer ganz besonderen Liebeserklärung. An ihre Freundin! Pekings Behörden scheint das nicht sonderlich zu erfreuen.

Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht

Ihr
Michael Radunski
Bild von Michael  Radunski

Analyse

Didi und die Folgen an der Wall Street

Die entsetzte Reaktion von Investoren auf die neueste Runde in Chinas Tech-Crackdown ließ nicht lange auf sich warten. Direkt nach dem Handelsstart in Hongkong am Montagmorgen gingen fast sämtliche dort gelisteten chinesischen Technologie-Aktien auf Talfahrt. Später setzte sich die Verkaufswelle von chinesischen Papieren an der New Yorker Börse fort.

Auslöser für den Kurseinbruch war Pekings kurz zuvor vollzogener Schlag gegen gleich drei chinesische Tech-Firmen, die in den USA gelistet sind. Den Anfang machte die Pekinger Cyber-Aufsichtsbehörde CAC ausgerechnet mit dem Fahrdienst-Vermittler Didi Chuxing, der seinen Börsengang erst am vergangenen Mittwoch hingelegt hatte (China.Table berichtete). Zwei Tage später gab die Behörde bekannt, im Zusammenhang mit Verstößen gegen das Nationale Sicherheitsgesetz und das Cybersicherheitsgesetz gegen Didi zu ermitteln. Was das genau bedeuten soll? Details wurden nicht genannt. 

Didi-App muss gelöscht werden

Die eigentliche Bombe platzte dann am Sonntagabend, als die Aufsichtsbehörde plötzlich die Löschung der Didi-App aus sämtlichen chinesischen App-Stores anordnete. Bei einer Untersuchung seien “schwerwiegende Verstöße” bei der Erhebung und Verwendung personenbezogener Daten durch Didi festgestellt worden, hieß es. Das Unternehmen müsse die Probleme zunächst lösen. Didi teilte mit, dass man daran arbeite, seine App gemäß den regulatorischen Anforderungen zu korrigieren. Eine ausführliche Erklärung, was das alles mit der nationalen Sicherheit zu tun haben soll, gab es aber auch am Montag nicht. Doch für Anleger ist der Schaden längst da: Die Didi-Aktie verlor im frühen Handel in New York mehr als neun Prozent.

Ebenfalls bergab ging es mit der Full Truck Alliance, einem chinesischen Fahrdienst-Vermittler für Lastwagen, sowie den Papieren der Kanzhu Gruppe, der Muttergesellschaft der chinesischen Rekrutierungsplattform Boss Zhipin. Beide Firmen waren nach Didi am Montag wegen der gleichen vagen Vorwürfe ins Visier der CAC geraten. 

Intransparenz größtes Problem

Westliche Anleger sind zunehmend beunruhigt darüber, mit welcher härte Peking in den vergangenen Monaten gegen seine börsengelisteten Tech-Firmen vorgegangen ist. Bemängelt wird vor allem die Intransparenz. 

Wo ausführliche Erklärungen der Behörden fehlen, wird spekuliert. Im Falle von Didi und der anderen zwei abgestraften Firmen heißt es nun etwa, dass es möglicherweise gar nicht um Datensicherheit gehe, sondern die Regierung nicht glücklich darüber sei, dass die Unternehmen für ihre Börsengänge New York und nicht Hongkong, Shanghai oder Shenzhen gewählt hätten. 

Wie schon beim im vergangenen Jahr plötzlich abgesagten Börsengang der Ant-Gruppe, dem Finanzarm des chinesischen Internet-Riesen Alibaba, ist auch im Falle von Didi kaum ersichtlich, ob es Peking tatsächlich um eine bessere Regulierung der Branche geht oder ob der Firma aus einem ganz anderen Grund die tiefgelbe Karte gezeigt wurde. Auch der Börsengang von Ant war nur Tage nach einer kritischen Rede von Alibaba-Gründer Jack Ma abgesagt worden, in der er mit Chinas Finanz-Regulatoren hart ins Gericht gegangen war. Ma selbst ist seitdem kaum noch in der Öffentlichkeit aufgetreten. 

Anleger halten sich zurück

Doch auch Didi selbst muss sich von Anlegern kritische Fragen gefallen lassen: Hat das Unternehmen seinen Börsengang extra beschleunigt, weil es wusste, dass Peking dem Unternehmen im Nacken sitzt? Die Anzeichen für Probleme waren kaum zu übersehen. Die Wettbewerbsaufsichtsbehörde SAMR hatte schließlich nicht nur eine Rekordstrafe gegen Alibaba verhängt, sondern auch Didi auf dem Radar: Das Unternehmen gehörte im April zu 34 Firmen, die die SAMR zu einem Treffen einlud und ihnen “schwere Strafen” androhte, sollten die Firmen in Zukunft gegen Regeln verstoßen.

An der Wall Street blickt man vor dem Hintergrund solcher Vorgänge immer skeptischer auf chinesische Technologie-Werte. Das anhaltend harte Vorgehen der chinesischen Regulatoren dürfte die Bewertungen chinesischer Internetplattformen “weiterhin belasten”glaubt etwa Matthew Kanterman, Analyst bei Bloomberg Intelligence. Auch die US-Investmentgesellschaft BlackRock scheint keine große Lust mehr auf chinesische Tech-Aktien zu haben. “Wir werden uns von den großen, dominanten Plattformen erstmal etwas fern halten”, ließ Blackrock-Portfoliomanagerin Lucy Liu kürzlich verlauten. Gregor Koppenburg/Joern Petring 

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Wende im Huawei-Fall Meng?

Als am 1. Dezember 2018 Meng Wanzhou, die Tochter von Huawei-Firmengründer Ren Zhengfei in Vancouver von den kanadischen Behörden auf Antrag der USA verhaftet wird, sitzen der damalige US-Präsident Donald Trump und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping in trauter Atmosphäre am Rande des G20-Gipfels in Buenos Aires beim privaten Abendessen zusammen. Doch der entspannte Schein trügt.

Denn die amerikanische Justiz wirft Meng vor, sie habe 2013 gegenüber der HSBC “in betrügerischer Absicht” die Wahrheit über Huaweis Verhältnis zu einer dritten Firma (Skycom) verschwiegen und damit nicht ausreichend über Geschäftsbeziehungen zum Iran informiert. Die Bank habe deshalb das Risiko nicht angemessen evaluieren können. Zudem habe Meng ausschließlich Junior-Mitarbeiter informiert, nicht die Führungsebene. Huawei hingegen bestreitet all das.

Da die Geschäfte in US-Dollar abgewickelt wurden, beanspruchen die US-Behörden für sich einzugreifen, obwohl im vorliegenden Fall die Protagonisten eine Chinesin und eine britische Bank sind. Auch das ist einer der Gründe, warum China seine eigene Weltwährung aufbauen will und zahlreiche Drittländer sich dafür interessieren. Zudem hatten die Amerikaner Geschäfte mit dem Iran verboten. Ein Verbot allerdings, das Trump der Welt aufgezwungen hatte. Unter anderen Europa, Russland und China halten die Sanktionen für falsch, genauso wie Trumps Vorgänger Barack Obama. Er hatte 2016 die Sanktionen gegen den Iran aufgehoben, nachdem das Land versichert hatte, kein Uran mehr anzureichern. Davon wollte Trump 2018 nichts mehr wissen, obwohl Iran alle Auflagen des Deals mit Obama erfüllt hatte und obwohl selbst die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) Iran Vertragstreue bescheinigte. Zudem wollte der Iran damals über weitere Zugeständnisse verhandeln. “Der Iran lügt”, behauptete Donald Trump – ohne Belege zu liefern. Alle Unternehmen weltweit, die mit dem Iran weiter Geschäfte machten, würden bestraft. 

Trump verhehlte gleichzeitig nicht, dass Meng ein politisches Faustpfand im Machtkampf zwischen den USA und China ist. “Wenn ich der Auffassung bin, dass es gut für das Land ist, gut für das größte Handelsabkommen aller Zeiten sein wird, gut für die nationale Sicherheit ist, würde ich sicherlich eingreifen.” 

Die HSBC kooperiert nun mit Huawei         

Unter der Trump-Regierung sah sich die HSBC offensichtlich genötigt, mit den USA gegen Huawei zu kooperieren. Diesen Druck gibt es offensichtlich nun nicht mehr. Am 12. April bereits informieren Mengs Anwälte ein Hongkonger Gericht, dass beide Seiten sich geeinigt hätten und ihre Klage über die Preisgabe von internen Dokumenten zurückzögen. Die Bank stellt nunmehr den Anwälten von Meng Informationen zu Verfügung. Sehr ungewöhnlich: Eine des Betrugs Beschuldigte bekommt Beweise vom Opfer, die die Beschuldigte entlasten

Aus den Dokumenten gehe hervor, dass die entscheidenden Manager der Bank weder über das eigentliche Verhältnis von Huawei und Skycom im Dunklen gelassen wurden, noch dass sie ausschließlich die von der US-Justiz als Hauptbeweis präsentierte Huawei-Power-Point-Präsentation als Grundlage genommen hätten. “Diese HSBC-Dokumente zeigen die falsche und irreführende Natur des US-Auslieferungsantrags, auf die sich die kanadischen Gerichte nicht verlassen sollen”, kommentiert ein Sprecher von Huawei Kanada gegenüber China.Table.  

Der zuständige HSBC-Mitarbeiter soll mehrere Risikoanalysen unterzeichnet haben, aus denen hervorgeht, dass die Zusammenhänge bekannt waren und nichts verschwiegen wurde. Es handele sich dabei um einen Managing Director und Deputy Head of Global Banking China. Huawei “versuche alle Sanktionsvorschriften einzuhalten“, so der Manager. Er sei “ziemlich beruhigt.” Zudem behauptet die Verteidigung beweisen zu können, den US-Behörden sei bekannt gewesen, dass die Vorwürfe falsch waren, die in dem Auslieferungsantrag gegen Meng formuliert wurden. Selbst die Power-Point-Präsentation sei nur unvollständig und verzerrend wiedergegeben wurde, obwohl sie vollständig vorgelegen habe. Der Vorwurf gegen die US-Justiz: Es wurden Fakten unterschlagen.

Noch keine endgültige Entscheidung

Bis ein US-Gericht die Schuld oder Unschuld von Meng und Huawei festgestellt hat, ist es aber noch ein langer Weg. Denn es geht in dieser Phase des Verfahrens noch nicht um die diese Frage, sondern für die Verteidigung nur darum nachzuweisen, dass das kanadische Gericht den mangelhaften Auslieferungsantrag ablehnen muss. Die Hürde ist allerdings hoch. Nach kanadischem Recht muss der Antrag “offensichtlich unzulässig” sein und nicht nur “wahrscheinlich unzulässig.” Die Richterin Heather Holmes soll Mitte der Woche darüber entscheiden.

Zuversichtlich stimmt die Verteidigung, dass Holmes immer wieder durchblicken ließ, auch sie hege Zweifel an der Korrektheit der Vorwürfe der US-Justiz und der Ordnungsmäßigkeit des Verfahrens. 

Im Oktober 2020 entschied sie, dass die Anwälte Mengs Argumente und Beweise vortragen dürfen. Des Weiteren ließ die Richterin eine Untersuchung zu, in der geklärt werden sollte, ob wesentliche Rechte von Meng bei ihrer Verhaftung am Flughafen in Vancouver verletzt wurden. Sie war nach Darstellungen der Verteidigung verhört worden, ohne die Möglichkeit zu haben, einen Anwalt dazuzunehmen. Außerdem seien elektronische Geräte beschlagnahmt worden. Die Verteidigung äußert den Verdacht, die kanadische Grenzpolizei habe ihren rechtlichen Spielraum überdehnt, um den US-Behörden Informationen für das Verfahren zu beschaffen. Dies wurde von den kanadischen Behörden entschieden zurückgewiesen. 

“Wir sind überzeugt, dass wir unschuldig sind”, sagt Huawei-Gründer Ren Zhengfei. “Wenn ein Gericht uns bestrafen würde, nach dem es ein Urteil gesprochen hat, wären wir in der Lage, das zu verstehen, denn wir respektieren die rechtlichen Verfahren. Aber die USA spielen nach ihren eigenen Spielregeln. Ich weiß nicht, wie ich das verstehen soll.” An der Entscheidung hängt auch das Schicksal der beiden kanadischen Staatsbürger Michael Kovrig und Michael Spavor, die in China unmittelbar nach Mengs Festnahme verhaftet wurden und seitdem ohne fairen Prozess in einem chinesischen Gefängnis sitzen.

Kanadische Juristen stellen sich hinter Meng

Unabhängige kanadische Prozessbeobachter wie der Jurist  Richard Kurland, einer der bekanntesten und renommiertesten kanadischen Einwanderungsanwälte und Chefredakteur von Lexbase, sprachen schon vor Monaten davon, dass der US-Auslieferungsantrag wie “ein Schweizer Käse” sei: voller Löcher. 

Auch Gary Botting, einer der führenden kanadischen Auslieferungsverteidiger und ehemaliger Journalist der Hongkonger Zeitung South China Morning Post ist fest davon überzeugt, dass das gesamte Vorgehen gegen Huaweis Finanzchefin politische Motive habe. “Huawei war und ist ein politisches Ziel. Die Verhaftung von Frau Meng hat Huawei ein Messer in den Bauch gestochen, als sie auf dem Weg war, die 5G-Technologie von Huawei in Mexiko anzubieten. So wie ich es sehe, haben die Vereinigten Staaten ganz unverhohlen die Hilfe Kanadas in Anspruch genommen, um jeden Versuch von Huawei zu vereiteln, seine Technologie in Nordamerika auszubauen und zu erweitern. Dies ist ein Beispiel für US-Hegemonie im großen Stil”. Botting gilt dennoch als chinakritisch. 1989 vertrat Botting das erste Dutzend chinesischer Dissidenten, die in Kanada Asyl suchten, nachdem sie kurz nach der blutigen Niederschlagung der Protestbewegung aus Peking fliehen mussten. 

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Damoklesschwert über Hongkongs Medien

Die Behörden in Hongkong haben in den vergangenen Monaten deutlich gemacht, dass sie das Nationale Sicherheitsgesetz dazu nutzen, um jede oppositionelle Stimme in der Stadt zum Schweigen zu bringen. Dazu gehören auch Medien, die Pekings zunehmende Kontrolle kritisieren oder an der Rechtsstaatlichkeit der Hongkonger Justiz zweifeln. Der Tageszeitung Apple Daily sind die verschärften rechtlichen Rahmenbedingungen bereits zum Verhängnis geworden. Festnahmen und staatliche Gängelungen haben dafür gesorgt, dass das Blatt Ende Juni nach 26 Jahren zum letzten Mal erschienen ist.

Auch über der renommierten, englischsprachigen Zeitung South China Morning Post schwebt das Sicherheitsgesetz wie ein Damoklesschwert. Zwar hat die Zeitung seit der Übernahme durch die von Jack Ma gegründete Alibaba Group im Jahr 2015 bereits an Bissigkeit eingebüßt. Dennoch ist sie noch immer eine Institution, die seit 117 Jahren den Aufstieg Hongkongs zur liberalen Wirtschaftsmetropole und ihren Wandel zu einem zunehmend autoritär geführten Außenposten Pekings begleitet hat. Meist kritisch, gründlich und oft auch investigativ.

Dass es für die Post ähnlich dramatisch enden könnte wie für Apple Daily, ist aber unwahrscheinlich. Ihr Geschichte, aber vor allem ihre internationale Reputation machen das Blatt auch für die chinesische Regierung als Vehikel für ihre Propaganda interessant. Statt sie auszuschalten, liegt es in Pekings Interesse, den Fortbestand der Zeitung zu gewährleisten, aber dafür den Einfluss auf ihre Inhalte zu erhöhen. Schon seit der Übernahme durch Alibaba für knapp 270 Millionen US-Dollar hat sich das Blatt verändert. Zwischen die kritische Berichterstattung schlichen sich zunehmend pro-chinesische Töne, die Pekings Politik verteidigten, statt sie – wie zuvor üblich – journalistisch misstrauisch zu bewerten.

Ihr früherer Kolumnist Stephen Vines hatte sich deshalb schon 2018 dazu entschieden, nicht mehr für die Zeitung zu schreiben. Unter Jack Ma habe die Post entschieden, “sich mehr als bereitwillig für die Propagandabemühungen des chinesischen Staates einzusetzen.” Vines verwies auf ein vermeintlich unabhängiges Interview mit dem schwedischen Verleger Gui Minhai, der in Hongkong china-kritische Bücher publiziert hatte. Nach seiner Verschleppung in die Volksrepublik war Gui zu einem öffentlichen Geständnis im Staatsfernsehen gezwungen worden. Für das Interview mit der Post zog er dann noch einmal das Büßerhemd an und betonte die Rechtmäßigkeit seiner Verhaftung durch chinesische Behörden.

Nur noch ein “Anschein von Unabhängigkeit”

Für Vines war es ein klares Zeichen dafür, dass die Zeitung ihre Unabhängigkeit verloren hatte. Es herrsche nur noch ein “Anschein von Unabhängigkeit, der jedoch ernsthaft untergraben wird durch die Bereitschaft, den schlimmsten Aspekten der chinesischen Propagandamaschinerie zu dienen“, sagte er. Dabei hatte der neue Geschäftsführer Gary Liu bei der Übernahme durch Alibaba angekündigt, dass man “sicherlich nicht die Sichtweisen und Wünsche Pekings vertreten” werde.

Doch dass die Post als Teil des Alibaba-Imperiums an der Kette liegt, ist spätestens seit vergangenen Jahr unbestritten. Das Unternehmen geriet ins Visier der Regulierungsbehörden, Firmengründer Jack Ma wurde nach kritischen Äußerungen zu Chinas Finanzindustrie unter staatliche Beobachtung gestellt, wie chinesische Medien berichteten. Monatelang war er von der Bildfläche verschwunden und verzichtete seitdem auf jede Form von politischen Äußerungen. In diesem heiklen Umfeld für einen der größten Internetkonzerne der Welt liegt die Vermutung nah, dass die Post nicht mehr völlig unabhängig agieren kann.

Auch weil das Sicherheitsgesetz, das im Juli 2020 implementiert worden ist, ein unkalkulierbares Risiko für kritische Medien darstellt. Redakteure und Verlagsmitarbeiter der Apple Daily sitzen in Haft, weil das Blatt in Dutzenden Kolumnen internationale Sanktionen gegen die Stadt gefordert hatte. Das öffentliche Fernsehnetzwerk RTHK gerät regelmäßig unter Druck für die Darstellung pro-demokratischer Positionen. Mitarbeiter wurden entlassen, und vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die china-kritische Nachrichtensendung The Pulse eingestellt wird. Moderator der Sendung war ebenjener Stephen Vines, der 2018 die South China Morning Post verlassen hatte. Das pro-demokratische Onlineportal Stand News kündigte derweil an, Meinungsstücke und Kolumnen der vergangenen Monate wieder aus dem Netz zu nehmen – aus Angst vor einer möglichen Strafverfolgung. Auch wolle Stand News keine Spenden mehr annehmen, um dem Verdacht vorzubeugen, aus dem Ausland finanziert zu werden. Leicht könnten die Behörden daraus einen Verstoß gegen das Sicherheitsgesetz stricken.

Die Furcht, die Behörden gegen sich aufzubringen, spürt auch Tom Grundy, Gründer des Crowdfunding-Nachrichtenportals Hongkong Free Press (HKFP) “Wir haben noch nicht entschieden, wie wir weiter vorgehen wollen”, sagte Grundy zu China.Table. In einer öffentlichen Stellungnahme hatte die Redaktionsleitung lediglich die erschwerten Bedingungen festgestellt und das Versprechen abgegeben, weiter berichten zu wollen. “Wir können nicht vorhersagen, ob es genügend Luft zum Atmen gibt, um die normale journalistische Arbeit fortzusetzen”, hieß es dort.

Lam eine “Feindin der Pressefreiheit”

Die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen nahm deshalb auf ihrer am Montag veröffentlichten Liste der weltweit größten “Feindinnen und Feinde der Pressefreiheit”, die “in besonders drastischer Weise die rücksichtslose Unterdrückung der Pressefreiheit verkörpern“, erstmals Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam auf. Chinas Staatschef Xi Jinping ist ein alter Bekannter in der Liste von 37 Staats- und Regierungschefs.

Ob die South China Morning Post ihren Spagat zwischen dem Bemühen, unabhängig zu bleiben einerseits, und den Zwängen, als Plattform chinesischer Propaganda dienen zu müssen andererseits, langfristig bewältigen kann, bezweifeln Beobachter. Zumal es Gerüchte gibt, das Blatt könnte an einen anderen chinesischen Investor verkauft werden. Im März hatte Geschäftsführer Liu betont, dass es keinen Grund zur Sorge gebe. Doch nachdem bereits Alibabas Tätigkeiten im Finanzsektor unter die Fittiche der Regulatoren geraten ist, könnten auch die zahlreichen Medienbeteiligungen des Konzerns unter eine schärfere Kontrolle gestellt werden.

“Die Vorstellung, dass die Post zu einer Zeit verkauft werden könnte, in der in Peking über die Notwendigkeit gesprochen wird, dass ‘Patrioten’ Medienunternehmen leiten, ist sehr, sehr besorgniserregend”, sagt der Präsident des Foreign Correspondents’ Club in Hongkong, Keith Richburg. Peking hatte vor einigen Monaten die Parole “Patrioten für Hongkong” ausgegeben, um sicherzustellen, dass Schlüsselpositionen der Stadt in Politik, Verwaltung, Justiz und Wirtschaft künftig nur noch im Sinne der chinesischen Regierung besetzt werden. Damit soll ein öffentlicher Konsens über die Dringlichkeit der verschärften Gesetzgebung erzielt werden.

Das Nationale Sicherheitsgesetz war der Stadt im vergangenen Jahr vom Ständigen Ausschuss des Nationalen Volkskongresses in Peking auferlegt worden. Es war die Reaktion auf die Massenproteste in Hongkong, die 2019 begonnen und sich gegen den Verlust von vertraglich zugesicherten, demokratischen Bürgerrechten in der Stadt gerichtet hatten.

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News

Stau bei Containerschiffen dauert an

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sagt eine massive Behinderung der globalen Güterströme voraus. Ursache sei ein Stau im Container-Schiffsverkehr im Süden Chinas (China.Table berichtete). “Die Anzahl wartender Schiffe im chinesischen Perlflussdelta ist ungewöhnlich hoch. Einzelne Häfen wie Yantian haben weniger als die Hälfte ihrer üblichen Menge verschifft”, berichtete das Kieler Institut für Weltwirtschaft am Montag. “Gegenwärtig sind bereits knapp fünf Prozent aller Containerschiff-Kapazitäten durch Staus an den chinesischen Häfen gebunden. Das ist mehr als in der ersten Corona-Welle.” Der Stau habe zudem dazu geführt, dass im Roten Meer zwischen Nordafrika und der arabischen Halbinsel laut IfW “aktuell zehn Prozent weniger Frachtschiffe unterwegs, als zu erwarten wäre”.

Ausgelöst wurde der Stau durch Coronavirus-Infektionen unter den Hafenmitarbeitern. Der Stau im chinesischen Hafen Yantian gilt mittlerweile als schwerwiegenderes Problem als der Stau Ende März am Suezkanal, der durch den Unfall des Containerfrachters “Ever Given” verursacht wurde.

Zuletzt hatte Maersk als weltweit größte Container-Reederei seinen Kunden gegenüber angedeutet, dass der Stau in Yantian sich langsam auflöse. Dennoch warnt Maersk, dass es zu “einer Abwärtsspirale für benachbarte Häfen kommen” könnte, wenn ein Hafen betroffen sei. niw

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Merkel und Macron sprechen mit Xi

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron haben sich am Montag mit Chinas Staatschef Xi Jinping in einer Videokonferenz ausgetauscht. Dabei sei über die Beziehungen zwischen der Europäischen Union und China beraten sowie über den internationalen Handel, Klimaschutz und Biodiversität gesprochen worden, teilte ein Regierungssprecher in Berlin mit. Merkel und Macron haben demnach für weitere Anpassungen bei kurzfristigen CO2-Einsparzielen und für zusätzliche gemeinsame Anstrengungen zum Schutz der Biodiversität bei der für Oktober geplanten 15. Vertragsstaatenkonferenz zur Biodiversitätskonvention im chinesischen Kunming geworben.

“Das Gespräch drehte sich außerdem um die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie, die globale Impfstoffversorgung sowie internationale und regionale Themen”, hieß es in einer Mitteilung von Regierungssprecher Steffen Seibert. Weitere Details wurden nicht genannt.

Der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge warb Xi bei Macron und Merkel für die “Belt and Road”-Initiative als “Chance”. Er schlug demnach zudem eine engere Zusammenarbeit von China, Frankreich, Deutschland und afrikanischen Staaten vor, um Projekte in Afrika gemeinsam zu entwickeln. Zudem wurde die “gegenseitige Unterstützung bei der erfolgreichen Ausrichtung der Olympischen Winterspiele in Peking und der Olympischen Sommerspiele in Paris” betont, wie es im Xinhua-Bericht weiter hieß. Merkel und Macron sprachen sich demnach dafür aus, das Investitionsabkommen zwischen EU und China (CAI) zeitnah voranzubringen und umzusetzen. Derzeit liegt das Abkommen auf Eis. ari

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  • Xi Jinping

Autoabsätze im Juni stark rückläufig

Die Absätze der Hersteller von Autos und Nutzfahrzeugen sind laut Daten des chinesischen Verbands der Automobilhersteller (CAAM) im Juni deutlich zurückgegangen. Laut vorläufigen Berechnungen sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 16,3 Prozent weniger Autos verkauft worden. Schon im Vormonat Mai seien die Absätze um 9,5 Prozent gefallen, teilte die CAAM am Montag in Peking mit. Davor verzeichnete der chinesische Automarkt seit April 2020 in 13 aufeinander folgenden Monaten einen Aufstieg.

Insgesamt können die Autohersteller in China jedoch für das erste Halbjahr ein starkes Umsatzplus verbuchen. Zwischen Januar und Juni stieg der Absatz laut CAAM um 24,8 Prozent auf 12,8 Millionen Fahrzeuge gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Besonders in den ersten drei Monaten des Jahres 2020 hatte die Corona-Pandemie den chinesischen Automarkt quasi lahmgelegt. niw

  • Autoindustrie
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  • Finanzen
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Bericht: Außenminister der EU drängen auf mehr Konnektivität

Die Außenminister der EU wollen sich in der kommenden Woche Medienberichten zufolge für einen schnelleren Fortschritt der europäischen “Konnektivitäts-Initiative” aussprechen. Damit will man vor allem Chinas “Neue Seidenstraße” kontern. In einer sogenannten Schlussfolgerung des Rats der EU-Außenminister soll am kommenden Montag ein “geostrategischer Ansatz für die Konnektivität” gefordert werden. Auch ein Ziel für “weltweit sichtbare Projekte und Maßnahmen mit großer Wirkung” soll gesetzt werden, berichtet die Financial Times am Montag unter Berufung auf EU-Kreise. Demnach wird in der Schlussfolgerung zudem ein gemeinsamer Vorstoß der EU-Hauptstädte mit den nationalen Entwicklungsbanken, der Europäischen Investitionsbank sowie der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung angeregt, um Projekte konkret zu finanzieren. Diese sollten auch in den mehrjährigen EU-Finanzrahmen von 2021 bis 2027 mit einfließen, zitiert die Zeitung aus dem Entwurf der Schlussfolgerung.

Dass sich die Bemühungen der EU gegen die “Belt and Road”-Initiative (BRI) Chinas richten, ist den Berichten zufolge in dem Text nicht explizit erwähnt. Vielmehr wird für einen weltweiten Ausbau der europäischen Konnektivität geworben. Die EU-Außenminister treffen sich am kommenden Montag in der belgischen Hauptstadt. Brüssel sucht derzeit nach Wegen, um vor allem in Ost- und Mitteleuropa, aber auch Drittländern in Zentralasien und Afrika, eine Alternative zur BRI und anderen Infrastruktur-Projekten Chinas aufzubauen. Konkrete Schritte dafür stehen jedoch noch aus.

Bereits Mitte Juni hatten sich die sieben führenden Industrienationen bei ihrem G7-Gipfel in Großbritannien dafür ausgesprochen, der BRI eine eigene Infrastrukturinitiative entgegenzusetzen. Die Initiative mit dem Namen “Build Back Better World” (3BW) soll nach US-Angaben hunderte Milliarden Dollar an öffentlichen und privaten Geldern für Investitionen in Entwicklungsländer mobilisieren. ari

  • Neue Seidenstraße

Hisense erhält erstmals TÜV-Zertifikat

Hisense Smart TV ist erstmalig vom TÜV Rheinland für Datenschutz zertifiziert worden. Der Hisense Plattform-Smart-TV VIDAA 72671 wurde für Produkt-Cybersicherheits- und Datenschutz-Standardzertifizierung ausgezeichnet. Damit ist Hisense die erste TV-Marke weltweit, die diese Auszeichnung erhält.

Das Zertifikat geht auf den im Juni 2020 von dem Europäischen Institut für Telekommunikationsnormen veröffentlichten Standard “ETSI EN 303 645” zurück, mit dem grundlegende Anforderungen an Cybersicherheit von IoT-Produkten für Verbraucher geregelt werden sollen, wie zum Beispiel der Schutz der Privatsphäre und die Verhinderung von Netzwerkangriffen wie DDoS-Angriffe. Auf dieser Grundlage werden die technischen und organisatorischen Maßnahmen zur Bekämpfung von Cybersicherheitsmängeln und Schutz vor Netzwerkangriffen bewertet.

“Der europäische Markt war schon immer ein wichtiger Teil der Internationalisierungsstrategie von Hisense. Mit Deutschland als Schlüsselmarkt, legt Hisense aber auch Wert auf die Entwicklung weiterer westeuropäischer Märkte wie Spanien, Italien, Großbritannien und Frankreich. Um die Risiken für die dortigen Anwender zu reduzieren, hält sich Hisense strikt an die Anforderungen der DSGVO und steht in intensiver Kommunikation mit dem TÜV Rheinland”, teilt der Elektronikkonzern aus Qingdao mit. bw

  • Datenschutz
  • Technologie

Presseschau

Hong Kong police say mourning officer’s attacker is like backing terrorism THE GUARDIAN
Chinese Regulators Suggested Didi Delay Its U.S. IPO WSJ
Chinese-owned firm acquires UK’s largest semiconductor manufacturer THE GUARDIAN
China’s Belt and Road Initiative should stop financing new coal power FT (PAY)
Pakistan-China relationship is a factor for stability in the region and beyond: Pakistani Ambassador GLOBALTIMES (STAATSMEDIUM)
Merkel und Macron sprechen mit Chinas Staats- und Parteichef Xi NZZ
IfW: Weiter Stau im Container-Schiffsverkehr in China FAZ
Kampf um die Datenmacht: Peking will die volle Kontrolle zurück HANDELSBLATT
Internet: Weitere Online-Dienste geraten in China ins Visier SUEDDEUTSCHE
Satellitenbilder aus China: Was hinter Pekings Raketensilos steckt WELT (PAY)

Portrait

Li Ying – erste Fußballerin Chinas outet sich

Spitzenfußballerin Li Ying bei der Frauen WM 2019 in Südafrika freut sich über ihren Sieg
Spitzenfußballerin Li Ying bei der Frauen WM 2019 in Südafrika freut sich über ihren Sieg


Es war ein Eintrag, wie er in den chinesischen sozialen Medien tagtäglich wahrscheinlich millionenfach zu finden ist: “Du bist die Quelle und das Ziel all meiner Zärtlichkeit”, schreibt eine 28-Jährige. Doch zwei Dinge machen ihren Tweet auf Sina Weibo, dem chinesischen Twitter-Pendant, gesellschaftspolitisch so besonders. Bei der Verfasserin handelt es sich um die bekannte Fußballnationalspielerin Li Ying. Und: Die Liebeserklärung gilt ihrer Freundin, der Influencerin Chen Leilei. 

Angehängt an den Eintrag sind zwei Bilder. Auf einem sind sie zu sehen, wie sie sich verliebt in die Augen schauen. Auf dem anderen ist eine Torte abgebildet mit einer leuchtenden Kerze. Sie symbolisiert ihr einjähriges Beziehungs-Jubiläum. Es ist das erste Mal, dass sich eine chinesische Spitzensportlerin outet und ihre homosexuelle Partnerschaft in aller Öffentlichkeit bekannt gibt.

Spitzensportlerin vor Nationalmannschaft

Li Ying ist seit Jahren eine der beliebtesten Spielerinnen der chinesischen Frauenmannschaft im Fußball. Geboren und aufgewachsen in einem Dorf in der Nähe der südwestchinesischen Metropole Chongqing spielte sie schon mit 19 Jahren in der Frauenprofiliga, erst bei Xizi Hangzhou, seit 2015 für die Shangdong Ladies. Die Stürmerin stand schon in 116 Länderspielen auf dem Platz. Und anders als beim chinesischen Männerfußball sind die Frauen international richtig erfolgreich. Bei der Frauen WM 2019 schafften sie es ins Achtelfinale, ein Jahr zuvor bei der Asienmeisterschaft auf den dritten Platz. Bei beiden Turnieren schoss Li Ying für ihr Land die meisten Tore. Im Januar wurde sie als erste Fußballerin Chinas ins “Asiatische Team des Jahrzehnts” gewählt, eine Auszeichnung der International Federation of Football History and Statistics (IFFHS).

Offiziell ist in China gleichgeschlechtliche Liebe seit 1997 entkriminalisiert. Seit 2001 steht Homosexualität nicht mehr auf der Liste der Geisteskrankheiten. Umfragen in Metropolen zufolge hat eine Mehrheit auch nichts gegen Schwule und Lesben – so lange niemand in der eigenen Familie homosexuell lebt. Das hat zur Folge, dass die meisten Homosexuellen ihre sexuelle Orientierung für sich behalten. Über 90 Prozent der Lesben und Schwulen mittleren Alters leben angeblich in einer heterosexuellen Ehe. In den vergangenen Jahren haben sich aber vor allem unter den Internet-Stars und Influencerinnen deutlich mehr Prominente zu ihrer Homosexualität bekannt als das noch vor zehn oder 15 Jahren der Fall war. 

Warnende Stimmen nach Li Yings Outing

Li Yings Eintrag mit ihrem Outing ging in den sozialen Medien sofort viral. Während viele Kommentare ihren Schritt unterstützten, gab es auch warnende Stimmen. “Ich wünsche ihr das Beste … aber ich hoffe, es wird ihre Karriere in keiner Weise beeinträchtigen”, schrieb ein Weibo-Nutzer. Der prominente Fußballkommentator und Blogger Zhao Zhen, der über fünf Millionen Follower auf Weibo hat, stellte fest: “Homosexualität im Frauenfußball ist kein Geheimnis mehr.” Li Ying sei aber die Erste, die mutig genug ist, ihre sexuelle Orientierung und Freundin auch öffentlich zu machen. Ihr gebühre sehr viel Respekt.

Dennoch war Li Yings Beitrag nur wenige Stunden nach ihrer Veröffentlichung wieder gelöscht. Einige Nutzer spekulieren, dass Li von den Behörden unter Druck gesetzt worden ist. Felix Lee

  • Fußball
  • Gesellschaft
  • Sport

Personalien

Christiano Amon ist neuer CEO von Qualcomm. Er hat vorher als Präsident von Qualcomm die Entwicklung gesteuert, leitete die 5G-Strategie und trieb die Expansion und Diversifizierung des Geschäfts voran, um mehrere Branchen zu bedienen. In seinem ersten Interview als CEO sagte Amon, dass das Unternehmen trotz der politischen Spannungen mit einem Umsatzwachstum in China rechne, vor allem im Kerngeschäft mit Smartphone-Chips. “Wir werden in China groß rauskommen”, sagte er und betonte, dass die US-Sanktionen gegen Huawei Technologies seinem Unternehmen die Möglichkeit biete, deutlich mehr Einnahmen zu erzielen.

Sum Huang ist neue CEO der Künstleragentur Endeavour China. Die Tochtergesellschaft von Endeavour wurde 2016 durch eine Investmentgruppe gegründet, zu der Sequoia Capital China, Tencent und Tochtergesellschaften von FountainVest Partners gehören. Huang ist Jurymitglied der Bafta China Breakthrough Awards und Gastdozent an Institutionen wie der London School of Economics und der Shanghai Jiaotong University. Er folgt auf Michael Ma, der das Unternehmen im vergangenen Sommer verlassen hatte, um als China-CEO der NBA zu arbeiten. Vor Huangs Ernennung war John Steere ein Jahr lang Interims-CEO von Endeavour China.

Dessert

Um die Wettervorhersagen in China zu verbessern, schickte Chinas Nationale Raumfahrtbehörde (CNSA) am Montag eine Rakete vom Typ Langer Marsch ins All. Im Gepäck: der Satellit Fengyun-3E (FY-3E). Er soll zudem noch Daten für die weltweite Klimaforschung sammeln.

  • Technologie

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:

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    • Autoabsätze im Juni stark rückläufig
    • Bericht: Außenminister der EU drängen auf mehr Konnektivität
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    • Personalien: Qualcomm CEO Christiano Amon: “Wir werden in China groß rauskommen”
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    als der chinesische Fahrdienst-Vermittler Didi vor einer Woche in New York an die Börse geht, war der Jubel groß. Doch er währt nicht lange. Schon zwei Tage später beginnt Peking einen rabiaten Feldzug gegen das Unternehmen. Unser Autorenteam aus Peking zeigt, dass Chinas Behörden dabei nicht gänzlich unerwartet zuschlugen. Die Auswirkungen sind allerdings selbst an den US-Börsen zu spüren.

    Seit Dezember 2018 steht Huaweis Finanzvorständin Meng Wanzhou in Kanada unter Hausarrest. Es ist ein politisch brisanter Fall. Nun bahnt sich eine überraschende Wende an, berichtet Frank Sieren. Das vermeintliche Opfer HSBC scheint mit der Beschuldigten Meng zusammenzuarbeiten – und Meng somit zu entlasten. Ob das auch Auswirkungen auf die in China inhaftierten Kanadier Michael Spavor und Michael Kovrig hat, ist allerdings völlig offen.

    Derweil zieht sich die Schlinge um Hongkongs Medienhäuser immer weiter zu. Nach dem erzwungenen Aus der Tageszeitung Apple Daily müssen auch andere chinakritische Medien in Finanzmetropole um ihre Zukunft bangen. Das Nationale Sicherheitsgesetz schwebe wie ein Damoklesschwert über den Redaktionen, analysiert Marcel Grzanna. Selbst um die traditionsreiche South China Morning Post ranken sich bereits Gerüchte, wie sie in ein Vehikel Pekinger Propaganda umfunktioniert werden könnte.

    Zuletzt möchte ich Sie noch auf unser heutiges Porträt hinweisen. Felix Lee zeigt darin, wie Chinas Profifußballerin Li Ying für Schlagzeilen sorgt – allerdings nicht mit einem spektakulären Tor, sondern mit einer ganz besonderen Liebeserklärung. An ihre Freundin! Pekings Behörden scheint das nicht sonderlich zu erfreuen.

    Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht

    Ihr
    Michael Radunski
    Bild von Michael  Radunski

    Analyse

    Didi und die Folgen an der Wall Street

    Die entsetzte Reaktion von Investoren auf die neueste Runde in Chinas Tech-Crackdown ließ nicht lange auf sich warten. Direkt nach dem Handelsstart in Hongkong am Montagmorgen gingen fast sämtliche dort gelisteten chinesischen Technologie-Aktien auf Talfahrt. Später setzte sich die Verkaufswelle von chinesischen Papieren an der New Yorker Börse fort.

    Auslöser für den Kurseinbruch war Pekings kurz zuvor vollzogener Schlag gegen gleich drei chinesische Tech-Firmen, die in den USA gelistet sind. Den Anfang machte die Pekinger Cyber-Aufsichtsbehörde CAC ausgerechnet mit dem Fahrdienst-Vermittler Didi Chuxing, der seinen Börsengang erst am vergangenen Mittwoch hingelegt hatte (China.Table berichtete). Zwei Tage später gab die Behörde bekannt, im Zusammenhang mit Verstößen gegen das Nationale Sicherheitsgesetz und das Cybersicherheitsgesetz gegen Didi zu ermitteln. Was das genau bedeuten soll? Details wurden nicht genannt. 

    Didi-App muss gelöscht werden

    Die eigentliche Bombe platzte dann am Sonntagabend, als die Aufsichtsbehörde plötzlich die Löschung der Didi-App aus sämtlichen chinesischen App-Stores anordnete. Bei einer Untersuchung seien “schwerwiegende Verstöße” bei der Erhebung und Verwendung personenbezogener Daten durch Didi festgestellt worden, hieß es. Das Unternehmen müsse die Probleme zunächst lösen. Didi teilte mit, dass man daran arbeite, seine App gemäß den regulatorischen Anforderungen zu korrigieren. Eine ausführliche Erklärung, was das alles mit der nationalen Sicherheit zu tun haben soll, gab es aber auch am Montag nicht. Doch für Anleger ist der Schaden längst da: Die Didi-Aktie verlor im frühen Handel in New York mehr als neun Prozent.

    Ebenfalls bergab ging es mit der Full Truck Alliance, einem chinesischen Fahrdienst-Vermittler für Lastwagen, sowie den Papieren der Kanzhu Gruppe, der Muttergesellschaft der chinesischen Rekrutierungsplattform Boss Zhipin. Beide Firmen waren nach Didi am Montag wegen der gleichen vagen Vorwürfe ins Visier der CAC geraten. 

    Intransparenz größtes Problem

    Westliche Anleger sind zunehmend beunruhigt darüber, mit welcher härte Peking in den vergangenen Monaten gegen seine börsengelisteten Tech-Firmen vorgegangen ist. Bemängelt wird vor allem die Intransparenz. 

    Wo ausführliche Erklärungen der Behörden fehlen, wird spekuliert. Im Falle von Didi und der anderen zwei abgestraften Firmen heißt es nun etwa, dass es möglicherweise gar nicht um Datensicherheit gehe, sondern die Regierung nicht glücklich darüber sei, dass die Unternehmen für ihre Börsengänge New York und nicht Hongkong, Shanghai oder Shenzhen gewählt hätten. 

    Wie schon beim im vergangenen Jahr plötzlich abgesagten Börsengang der Ant-Gruppe, dem Finanzarm des chinesischen Internet-Riesen Alibaba, ist auch im Falle von Didi kaum ersichtlich, ob es Peking tatsächlich um eine bessere Regulierung der Branche geht oder ob der Firma aus einem ganz anderen Grund die tiefgelbe Karte gezeigt wurde. Auch der Börsengang von Ant war nur Tage nach einer kritischen Rede von Alibaba-Gründer Jack Ma abgesagt worden, in der er mit Chinas Finanz-Regulatoren hart ins Gericht gegangen war. Ma selbst ist seitdem kaum noch in der Öffentlichkeit aufgetreten. 

    Anleger halten sich zurück

    Doch auch Didi selbst muss sich von Anlegern kritische Fragen gefallen lassen: Hat das Unternehmen seinen Börsengang extra beschleunigt, weil es wusste, dass Peking dem Unternehmen im Nacken sitzt? Die Anzeichen für Probleme waren kaum zu übersehen. Die Wettbewerbsaufsichtsbehörde SAMR hatte schließlich nicht nur eine Rekordstrafe gegen Alibaba verhängt, sondern auch Didi auf dem Radar: Das Unternehmen gehörte im April zu 34 Firmen, die die SAMR zu einem Treffen einlud und ihnen “schwere Strafen” androhte, sollten die Firmen in Zukunft gegen Regeln verstoßen.

    An der Wall Street blickt man vor dem Hintergrund solcher Vorgänge immer skeptischer auf chinesische Technologie-Werte. Das anhaltend harte Vorgehen der chinesischen Regulatoren dürfte die Bewertungen chinesischer Internetplattformen “weiterhin belasten”glaubt etwa Matthew Kanterman, Analyst bei Bloomberg Intelligence. Auch die US-Investmentgesellschaft BlackRock scheint keine große Lust mehr auf chinesische Tech-Aktien zu haben. “Wir werden uns von den großen, dominanten Plattformen erstmal etwas fern halten”, ließ Blackrock-Portfoliomanagerin Lucy Liu kürzlich verlauten. Gregor Koppenburg/Joern Petring 

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    Wende im Huawei-Fall Meng?

    Als am 1. Dezember 2018 Meng Wanzhou, die Tochter von Huawei-Firmengründer Ren Zhengfei in Vancouver von den kanadischen Behörden auf Antrag der USA verhaftet wird, sitzen der damalige US-Präsident Donald Trump und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping in trauter Atmosphäre am Rande des G20-Gipfels in Buenos Aires beim privaten Abendessen zusammen. Doch der entspannte Schein trügt.

    Denn die amerikanische Justiz wirft Meng vor, sie habe 2013 gegenüber der HSBC “in betrügerischer Absicht” die Wahrheit über Huaweis Verhältnis zu einer dritten Firma (Skycom) verschwiegen und damit nicht ausreichend über Geschäftsbeziehungen zum Iran informiert. Die Bank habe deshalb das Risiko nicht angemessen evaluieren können. Zudem habe Meng ausschließlich Junior-Mitarbeiter informiert, nicht die Führungsebene. Huawei hingegen bestreitet all das.

    Da die Geschäfte in US-Dollar abgewickelt wurden, beanspruchen die US-Behörden für sich einzugreifen, obwohl im vorliegenden Fall die Protagonisten eine Chinesin und eine britische Bank sind. Auch das ist einer der Gründe, warum China seine eigene Weltwährung aufbauen will und zahlreiche Drittländer sich dafür interessieren. Zudem hatten die Amerikaner Geschäfte mit dem Iran verboten. Ein Verbot allerdings, das Trump der Welt aufgezwungen hatte. Unter anderen Europa, Russland und China halten die Sanktionen für falsch, genauso wie Trumps Vorgänger Barack Obama. Er hatte 2016 die Sanktionen gegen den Iran aufgehoben, nachdem das Land versichert hatte, kein Uran mehr anzureichern. Davon wollte Trump 2018 nichts mehr wissen, obwohl Iran alle Auflagen des Deals mit Obama erfüllt hatte und obwohl selbst die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) Iran Vertragstreue bescheinigte. Zudem wollte der Iran damals über weitere Zugeständnisse verhandeln. “Der Iran lügt”, behauptete Donald Trump – ohne Belege zu liefern. Alle Unternehmen weltweit, die mit dem Iran weiter Geschäfte machten, würden bestraft. 

    Trump verhehlte gleichzeitig nicht, dass Meng ein politisches Faustpfand im Machtkampf zwischen den USA und China ist. “Wenn ich der Auffassung bin, dass es gut für das Land ist, gut für das größte Handelsabkommen aller Zeiten sein wird, gut für die nationale Sicherheit ist, würde ich sicherlich eingreifen.” 

    Die HSBC kooperiert nun mit Huawei         

    Unter der Trump-Regierung sah sich die HSBC offensichtlich genötigt, mit den USA gegen Huawei zu kooperieren. Diesen Druck gibt es offensichtlich nun nicht mehr. Am 12. April bereits informieren Mengs Anwälte ein Hongkonger Gericht, dass beide Seiten sich geeinigt hätten und ihre Klage über die Preisgabe von internen Dokumenten zurückzögen. Die Bank stellt nunmehr den Anwälten von Meng Informationen zu Verfügung. Sehr ungewöhnlich: Eine des Betrugs Beschuldigte bekommt Beweise vom Opfer, die die Beschuldigte entlasten

    Aus den Dokumenten gehe hervor, dass die entscheidenden Manager der Bank weder über das eigentliche Verhältnis von Huawei und Skycom im Dunklen gelassen wurden, noch dass sie ausschließlich die von der US-Justiz als Hauptbeweis präsentierte Huawei-Power-Point-Präsentation als Grundlage genommen hätten. “Diese HSBC-Dokumente zeigen die falsche und irreführende Natur des US-Auslieferungsantrags, auf die sich die kanadischen Gerichte nicht verlassen sollen”, kommentiert ein Sprecher von Huawei Kanada gegenüber China.Table.  

    Der zuständige HSBC-Mitarbeiter soll mehrere Risikoanalysen unterzeichnet haben, aus denen hervorgeht, dass die Zusammenhänge bekannt waren und nichts verschwiegen wurde. Es handele sich dabei um einen Managing Director und Deputy Head of Global Banking China. Huawei “versuche alle Sanktionsvorschriften einzuhalten“, so der Manager. Er sei “ziemlich beruhigt.” Zudem behauptet die Verteidigung beweisen zu können, den US-Behörden sei bekannt gewesen, dass die Vorwürfe falsch waren, die in dem Auslieferungsantrag gegen Meng formuliert wurden. Selbst die Power-Point-Präsentation sei nur unvollständig und verzerrend wiedergegeben wurde, obwohl sie vollständig vorgelegen habe. Der Vorwurf gegen die US-Justiz: Es wurden Fakten unterschlagen.

    Noch keine endgültige Entscheidung

    Bis ein US-Gericht die Schuld oder Unschuld von Meng und Huawei festgestellt hat, ist es aber noch ein langer Weg. Denn es geht in dieser Phase des Verfahrens noch nicht um die diese Frage, sondern für die Verteidigung nur darum nachzuweisen, dass das kanadische Gericht den mangelhaften Auslieferungsantrag ablehnen muss. Die Hürde ist allerdings hoch. Nach kanadischem Recht muss der Antrag “offensichtlich unzulässig” sein und nicht nur “wahrscheinlich unzulässig.” Die Richterin Heather Holmes soll Mitte der Woche darüber entscheiden.

    Zuversichtlich stimmt die Verteidigung, dass Holmes immer wieder durchblicken ließ, auch sie hege Zweifel an der Korrektheit der Vorwürfe der US-Justiz und der Ordnungsmäßigkeit des Verfahrens. 

    Im Oktober 2020 entschied sie, dass die Anwälte Mengs Argumente und Beweise vortragen dürfen. Des Weiteren ließ die Richterin eine Untersuchung zu, in der geklärt werden sollte, ob wesentliche Rechte von Meng bei ihrer Verhaftung am Flughafen in Vancouver verletzt wurden. Sie war nach Darstellungen der Verteidigung verhört worden, ohne die Möglichkeit zu haben, einen Anwalt dazuzunehmen. Außerdem seien elektronische Geräte beschlagnahmt worden. Die Verteidigung äußert den Verdacht, die kanadische Grenzpolizei habe ihren rechtlichen Spielraum überdehnt, um den US-Behörden Informationen für das Verfahren zu beschaffen. Dies wurde von den kanadischen Behörden entschieden zurückgewiesen. 

    “Wir sind überzeugt, dass wir unschuldig sind”, sagt Huawei-Gründer Ren Zhengfei. “Wenn ein Gericht uns bestrafen würde, nach dem es ein Urteil gesprochen hat, wären wir in der Lage, das zu verstehen, denn wir respektieren die rechtlichen Verfahren. Aber die USA spielen nach ihren eigenen Spielregeln. Ich weiß nicht, wie ich das verstehen soll.” An der Entscheidung hängt auch das Schicksal der beiden kanadischen Staatsbürger Michael Kovrig und Michael Spavor, die in China unmittelbar nach Mengs Festnahme verhaftet wurden und seitdem ohne fairen Prozess in einem chinesischen Gefängnis sitzen.

    Kanadische Juristen stellen sich hinter Meng

    Unabhängige kanadische Prozessbeobachter wie der Jurist  Richard Kurland, einer der bekanntesten und renommiertesten kanadischen Einwanderungsanwälte und Chefredakteur von Lexbase, sprachen schon vor Monaten davon, dass der US-Auslieferungsantrag wie “ein Schweizer Käse” sei: voller Löcher. 

    Auch Gary Botting, einer der führenden kanadischen Auslieferungsverteidiger und ehemaliger Journalist der Hongkonger Zeitung South China Morning Post ist fest davon überzeugt, dass das gesamte Vorgehen gegen Huaweis Finanzchefin politische Motive habe. “Huawei war und ist ein politisches Ziel. Die Verhaftung von Frau Meng hat Huawei ein Messer in den Bauch gestochen, als sie auf dem Weg war, die 5G-Technologie von Huawei in Mexiko anzubieten. So wie ich es sehe, haben die Vereinigten Staaten ganz unverhohlen die Hilfe Kanadas in Anspruch genommen, um jeden Versuch von Huawei zu vereiteln, seine Technologie in Nordamerika auszubauen und zu erweitern. Dies ist ein Beispiel für US-Hegemonie im großen Stil”. Botting gilt dennoch als chinakritisch. 1989 vertrat Botting das erste Dutzend chinesischer Dissidenten, die in Kanada Asyl suchten, nachdem sie kurz nach der blutigen Niederschlagung der Protestbewegung aus Peking fliehen mussten. 

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    Damoklesschwert über Hongkongs Medien

    Die Behörden in Hongkong haben in den vergangenen Monaten deutlich gemacht, dass sie das Nationale Sicherheitsgesetz dazu nutzen, um jede oppositionelle Stimme in der Stadt zum Schweigen zu bringen. Dazu gehören auch Medien, die Pekings zunehmende Kontrolle kritisieren oder an der Rechtsstaatlichkeit der Hongkonger Justiz zweifeln. Der Tageszeitung Apple Daily sind die verschärften rechtlichen Rahmenbedingungen bereits zum Verhängnis geworden. Festnahmen und staatliche Gängelungen haben dafür gesorgt, dass das Blatt Ende Juni nach 26 Jahren zum letzten Mal erschienen ist.

    Auch über der renommierten, englischsprachigen Zeitung South China Morning Post schwebt das Sicherheitsgesetz wie ein Damoklesschwert. Zwar hat die Zeitung seit der Übernahme durch die von Jack Ma gegründete Alibaba Group im Jahr 2015 bereits an Bissigkeit eingebüßt. Dennoch ist sie noch immer eine Institution, die seit 117 Jahren den Aufstieg Hongkongs zur liberalen Wirtschaftsmetropole und ihren Wandel zu einem zunehmend autoritär geführten Außenposten Pekings begleitet hat. Meist kritisch, gründlich und oft auch investigativ.

    Dass es für die Post ähnlich dramatisch enden könnte wie für Apple Daily, ist aber unwahrscheinlich. Ihr Geschichte, aber vor allem ihre internationale Reputation machen das Blatt auch für die chinesische Regierung als Vehikel für ihre Propaganda interessant. Statt sie auszuschalten, liegt es in Pekings Interesse, den Fortbestand der Zeitung zu gewährleisten, aber dafür den Einfluss auf ihre Inhalte zu erhöhen. Schon seit der Übernahme durch Alibaba für knapp 270 Millionen US-Dollar hat sich das Blatt verändert. Zwischen die kritische Berichterstattung schlichen sich zunehmend pro-chinesische Töne, die Pekings Politik verteidigten, statt sie – wie zuvor üblich – journalistisch misstrauisch zu bewerten.

    Ihr früherer Kolumnist Stephen Vines hatte sich deshalb schon 2018 dazu entschieden, nicht mehr für die Zeitung zu schreiben. Unter Jack Ma habe die Post entschieden, “sich mehr als bereitwillig für die Propagandabemühungen des chinesischen Staates einzusetzen.” Vines verwies auf ein vermeintlich unabhängiges Interview mit dem schwedischen Verleger Gui Minhai, der in Hongkong china-kritische Bücher publiziert hatte. Nach seiner Verschleppung in die Volksrepublik war Gui zu einem öffentlichen Geständnis im Staatsfernsehen gezwungen worden. Für das Interview mit der Post zog er dann noch einmal das Büßerhemd an und betonte die Rechtmäßigkeit seiner Verhaftung durch chinesische Behörden.

    Nur noch ein “Anschein von Unabhängigkeit”

    Für Vines war es ein klares Zeichen dafür, dass die Zeitung ihre Unabhängigkeit verloren hatte. Es herrsche nur noch ein “Anschein von Unabhängigkeit, der jedoch ernsthaft untergraben wird durch die Bereitschaft, den schlimmsten Aspekten der chinesischen Propagandamaschinerie zu dienen“, sagte er. Dabei hatte der neue Geschäftsführer Gary Liu bei der Übernahme durch Alibaba angekündigt, dass man “sicherlich nicht die Sichtweisen und Wünsche Pekings vertreten” werde.

    Doch dass die Post als Teil des Alibaba-Imperiums an der Kette liegt, ist spätestens seit vergangenen Jahr unbestritten. Das Unternehmen geriet ins Visier der Regulierungsbehörden, Firmengründer Jack Ma wurde nach kritischen Äußerungen zu Chinas Finanzindustrie unter staatliche Beobachtung gestellt, wie chinesische Medien berichteten. Monatelang war er von der Bildfläche verschwunden und verzichtete seitdem auf jede Form von politischen Äußerungen. In diesem heiklen Umfeld für einen der größten Internetkonzerne der Welt liegt die Vermutung nah, dass die Post nicht mehr völlig unabhängig agieren kann.

    Auch weil das Sicherheitsgesetz, das im Juli 2020 implementiert worden ist, ein unkalkulierbares Risiko für kritische Medien darstellt. Redakteure und Verlagsmitarbeiter der Apple Daily sitzen in Haft, weil das Blatt in Dutzenden Kolumnen internationale Sanktionen gegen die Stadt gefordert hatte. Das öffentliche Fernsehnetzwerk RTHK gerät regelmäßig unter Druck für die Darstellung pro-demokratischer Positionen. Mitarbeiter wurden entlassen, und vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die china-kritische Nachrichtensendung The Pulse eingestellt wird. Moderator der Sendung war ebenjener Stephen Vines, der 2018 die South China Morning Post verlassen hatte. Das pro-demokratische Onlineportal Stand News kündigte derweil an, Meinungsstücke und Kolumnen der vergangenen Monate wieder aus dem Netz zu nehmen – aus Angst vor einer möglichen Strafverfolgung. Auch wolle Stand News keine Spenden mehr annehmen, um dem Verdacht vorzubeugen, aus dem Ausland finanziert zu werden. Leicht könnten die Behörden daraus einen Verstoß gegen das Sicherheitsgesetz stricken.

    Die Furcht, die Behörden gegen sich aufzubringen, spürt auch Tom Grundy, Gründer des Crowdfunding-Nachrichtenportals Hongkong Free Press (HKFP) “Wir haben noch nicht entschieden, wie wir weiter vorgehen wollen”, sagte Grundy zu China.Table. In einer öffentlichen Stellungnahme hatte die Redaktionsleitung lediglich die erschwerten Bedingungen festgestellt und das Versprechen abgegeben, weiter berichten zu wollen. “Wir können nicht vorhersagen, ob es genügend Luft zum Atmen gibt, um die normale journalistische Arbeit fortzusetzen”, hieß es dort.

    Lam eine “Feindin der Pressefreiheit”

    Die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen nahm deshalb auf ihrer am Montag veröffentlichten Liste der weltweit größten “Feindinnen und Feinde der Pressefreiheit”, die “in besonders drastischer Weise die rücksichtslose Unterdrückung der Pressefreiheit verkörpern“, erstmals Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam auf. Chinas Staatschef Xi Jinping ist ein alter Bekannter in der Liste von 37 Staats- und Regierungschefs.

    Ob die South China Morning Post ihren Spagat zwischen dem Bemühen, unabhängig zu bleiben einerseits, und den Zwängen, als Plattform chinesischer Propaganda dienen zu müssen andererseits, langfristig bewältigen kann, bezweifeln Beobachter. Zumal es Gerüchte gibt, das Blatt könnte an einen anderen chinesischen Investor verkauft werden. Im März hatte Geschäftsführer Liu betont, dass es keinen Grund zur Sorge gebe. Doch nachdem bereits Alibabas Tätigkeiten im Finanzsektor unter die Fittiche der Regulatoren geraten ist, könnten auch die zahlreichen Medienbeteiligungen des Konzerns unter eine schärfere Kontrolle gestellt werden.

    “Die Vorstellung, dass die Post zu einer Zeit verkauft werden könnte, in der in Peking über die Notwendigkeit gesprochen wird, dass ‘Patrioten’ Medienunternehmen leiten, ist sehr, sehr besorgniserregend”, sagt der Präsident des Foreign Correspondents’ Club in Hongkong, Keith Richburg. Peking hatte vor einigen Monaten die Parole “Patrioten für Hongkong” ausgegeben, um sicherzustellen, dass Schlüsselpositionen der Stadt in Politik, Verwaltung, Justiz und Wirtschaft künftig nur noch im Sinne der chinesischen Regierung besetzt werden. Damit soll ein öffentlicher Konsens über die Dringlichkeit der verschärften Gesetzgebung erzielt werden.

    Das Nationale Sicherheitsgesetz war der Stadt im vergangenen Jahr vom Ständigen Ausschuss des Nationalen Volkskongresses in Peking auferlegt worden. Es war die Reaktion auf die Massenproteste in Hongkong, die 2019 begonnen und sich gegen den Verlust von vertraglich zugesicherten, demokratischen Bürgerrechten in der Stadt gerichtet hatten.

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    Stau bei Containerschiffen dauert an

    Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sagt eine massive Behinderung der globalen Güterströme voraus. Ursache sei ein Stau im Container-Schiffsverkehr im Süden Chinas (China.Table berichtete). “Die Anzahl wartender Schiffe im chinesischen Perlflussdelta ist ungewöhnlich hoch. Einzelne Häfen wie Yantian haben weniger als die Hälfte ihrer üblichen Menge verschifft”, berichtete das Kieler Institut für Weltwirtschaft am Montag. “Gegenwärtig sind bereits knapp fünf Prozent aller Containerschiff-Kapazitäten durch Staus an den chinesischen Häfen gebunden. Das ist mehr als in der ersten Corona-Welle.” Der Stau habe zudem dazu geführt, dass im Roten Meer zwischen Nordafrika und der arabischen Halbinsel laut IfW “aktuell zehn Prozent weniger Frachtschiffe unterwegs, als zu erwarten wäre”.

    Ausgelöst wurde der Stau durch Coronavirus-Infektionen unter den Hafenmitarbeitern. Der Stau im chinesischen Hafen Yantian gilt mittlerweile als schwerwiegenderes Problem als der Stau Ende März am Suezkanal, der durch den Unfall des Containerfrachters “Ever Given” verursacht wurde.

    Zuletzt hatte Maersk als weltweit größte Container-Reederei seinen Kunden gegenüber angedeutet, dass der Stau in Yantian sich langsam auflöse. Dennoch warnt Maersk, dass es zu “einer Abwärtsspirale für benachbarte Häfen kommen” könnte, wenn ein Hafen betroffen sei. niw

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    Merkel und Macron sprechen mit Xi

    Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron haben sich am Montag mit Chinas Staatschef Xi Jinping in einer Videokonferenz ausgetauscht. Dabei sei über die Beziehungen zwischen der Europäischen Union und China beraten sowie über den internationalen Handel, Klimaschutz und Biodiversität gesprochen worden, teilte ein Regierungssprecher in Berlin mit. Merkel und Macron haben demnach für weitere Anpassungen bei kurzfristigen CO2-Einsparzielen und für zusätzliche gemeinsame Anstrengungen zum Schutz der Biodiversität bei der für Oktober geplanten 15. Vertragsstaatenkonferenz zur Biodiversitätskonvention im chinesischen Kunming geworben.

    “Das Gespräch drehte sich außerdem um die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie, die globale Impfstoffversorgung sowie internationale und regionale Themen”, hieß es in einer Mitteilung von Regierungssprecher Steffen Seibert. Weitere Details wurden nicht genannt.

    Der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge warb Xi bei Macron und Merkel für die “Belt and Road”-Initiative als “Chance”. Er schlug demnach zudem eine engere Zusammenarbeit von China, Frankreich, Deutschland und afrikanischen Staaten vor, um Projekte in Afrika gemeinsam zu entwickeln. Zudem wurde die “gegenseitige Unterstützung bei der erfolgreichen Ausrichtung der Olympischen Winterspiele in Peking und der Olympischen Sommerspiele in Paris” betont, wie es im Xinhua-Bericht weiter hieß. Merkel und Macron sprachen sich demnach dafür aus, das Investitionsabkommen zwischen EU und China (CAI) zeitnah voranzubringen und umzusetzen. Derzeit liegt das Abkommen auf Eis. ari

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    Autoabsätze im Juni stark rückläufig

    Die Absätze der Hersteller von Autos und Nutzfahrzeugen sind laut Daten des chinesischen Verbands der Automobilhersteller (CAAM) im Juni deutlich zurückgegangen. Laut vorläufigen Berechnungen sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 16,3 Prozent weniger Autos verkauft worden. Schon im Vormonat Mai seien die Absätze um 9,5 Prozent gefallen, teilte die CAAM am Montag in Peking mit. Davor verzeichnete der chinesische Automarkt seit April 2020 in 13 aufeinander folgenden Monaten einen Aufstieg.

    Insgesamt können die Autohersteller in China jedoch für das erste Halbjahr ein starkes Umsatzplus verbuchen. Zwischen Januar und Juni stieg der Absatz laut CAAM um 24,8 Prozent auf 12,8 Millionen Fahrzeuge gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Besonders in den ersten drei Monaten des Jahres 2020 hatte die Corona-Pandemie den chinesischen Automarkt quasi lahmgelegt. niw

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    Bericht: Außenminister der EU drängen auf mehr Konnektivität

    Die Außenminister der EU wollen sich in der kommenden Woche Medienberichten zufolge für einen schnelleren Fortschritt der europäischen “Konnektivitäts-Initiative” aussprechen. Damit will man vor allem Chinas “Neue Seidenstraße” kontern. In einer sogenannten Schlussfolgerung des Rats der EU-Außenminister soll am kommenden Montag ein “geostrategischer Ansatz für die Konnektivität” gefordert werden. Auch ein Ziel für “weltweit sichtbare Projekte und Maßnahmen mit großer Wirkung” soll gesetzt werden, berichtet die Financial Times am Montag unter Berufung auf EU-Kreise. Demnach wird in der Schlussfolgerung zudem ein gemeinsamer Vorstoß der EU-Hauptstädte mit den nationalen Entwicklungsbanken, der Europäischen Investitionsbank sowie der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung angeregt, um Projekte konkret zu finanzieren. Diese sollten auch in den mehrjährigen EU-Finanzrahmen von 2021 bis 2027 mit einfließen, zitiert die Zeitung aus dem Entwurf der Schlussfolgerung.

    Dass sich die Bemühungen der EU gegen die “Belt and Road”-Initiative (BRI) Chinas richten, ist den Berichten zufolge in dem Text nicht explizit erwähnt. Vielmehr wird für einen weltweiten Ausbau der europäischen Konnektivität geworben. Die EU-Außenminister treffen sich am kommenden Montag in der belgischen Hauptstadt. Brüssel sucht derzeit nach Wegen, um vor allem in Ost- und Mitteleuropa, aber auch Drittländern in Zentralasien und Afrika, eine Alternative zur BRI und anderen Infrastruktur-Projekten Chinas aufzubauen. Konkrete Schritte dafür stehen jedoch noch aus.

    Bereits Mitte Juni hatten sich die sieben führenden Industrienationen bei ihrem G7-Gipfel in Großbritannien dafür ausgesprochen, der BRI eine eigene Infrastrukturinitiative entgegenzusetzen. Die Initiative mit dem Namen “Build Back Better World” (3BW) soll nach US-Angaben hunderte Milliarden Dollar an öffentlichen und privaten Geldern für Investitionen in Entwicklungsländer mobilisieren. ari

    • Neue Seidenstraße

    Hisense erhält erstmals TÜV-Zertifikat

    Hisense Smart TV ist erstmalig vom TÜV Rheinland für Datenschutz zertifiziert worden. Der Hisense Plattform-Smart-TV VIDAA 72671 wurde für Produkt-Cybersicherheits- und Datenschutz-Standardzertifizierung ausgezeichnet. Damit ist Hisense die erste TV-Marke weltweit, die diese Auszeichnung erhält.

    Das Zertifikat geht auf den im Juni 2020 von dem Europäischen Institut für Telekommunikationsnormen veröffentlichten Standard “ETSI EN 303 645” zurück, mit dem grundlegende Anforderungen an Cybersicherheit von IoT-Produkten für Verbraucher geregelt werden sollen, wie zum Beispiel der Schutz der Privatsphäre und die Verhinderung von Netzwerkangriffen wie DDoS-Angriffe. Auf dieser Grundlage werden die technischen und organisatorischen Maßnahmen zur Bekämpfung von Cybersicherheitsmängeln und Schutz vor Netzwerkangriffen bewertet.

    “Der europäische Markt war schon immer ein wichtiger Teil der Internationalisierungsstrategie von Hisense. Mit Deutschland als Schlüsselmarkt, legt Hisense aber auch Wert auf die Entwicklung weiterer westeuropäischer Märkte wie Spanien, Italien, Großbritannien und Frankreich. Um die Risiken für die dortigen Anwender zu reduzieren, hält sich Hisense strikt an die Anforderungen der DSGVO und steht in intensiver Kommunikation mit dem TÜV Rheinland”, teilt der Elektronikkonzern aus Qingdao mit. bw

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    • Technologie

    Presseschau

    Hong Kong police say mourning officer’s attacker is like backing terrorism THE GUARDIAN
    Chinese Regulators Suggested Didi Delay Its U.S. IPO WSJ
    Chinese-owned firm acquires UK’s largest semiconductor manufacturer THE GUARDIAN
    China’s Belt and Road Initiative should stop financing new coal power FT (PAY)
    Pakistan-China relationship is a factor for stability in the region and beyond: Pakistani Ambassador GLOBALTIMES (STAATSMEDIUM)
    Merkel und Macron sprechen mit Chinas Staats- und Parteichef Xi NZZ
    IfW: Weiter Stau im Container-Schiffsverkehr in China FAZ
    Kampf um die Datenmacht: Peking will die volle Kontrolle zurück HANDELSBLATT
    Internet: Weitere Online-Dienste geraten in China ins Visier SUEDDEUTSCHE
    Satellitenbilder aus China: Was hinter Pekings Raketensilos steckt WELT (PAY)

    Portrait

    Li Ying – erste Fußballerin Chinas outet sich

    Spitzenfußballerin Li Ying bei der Frauen WM 2019 in Südafrika freut sich über ihren Sieg
    Spitzenfußballerin Li Ying bei der Frauen WM 2019 in Südafrika freut sich über ihren Sieg


    Es war ein Eintrag, wie er in den chinesischen sozialen Medien tagtäglich wahrscheinlich millionenfach zu finden ist: “Du bist die Quelle und das Ziel all meiner Zärtlichkeit”, schreibt eine 28-Jährige. Doch zwei Dinge machen ihren Tweet auf Sina Weibo, dem chinesischen Twitter-Pendant, gesellschaftspolitisch so besonders. Bei der Verfasserin handelt es sich um die bekannte Fußballnationalspielerin Li Ying. Und: Die Liebeserklärung gilt ihrer Freundin, der Influencerin Chen Leilei. 

    Angehängt an den Eintrag sind zwei Bilder. Auf einem sind sie zu sehen, wie sie sich verliebt in die Augen schauen. Auf dem anderen ist eine Torte abgebildet mit einer leuchtenden Kerze. Sie symbolisiert ihr einjähriges Beziehungs-Jubiläum. Es ist das erste Mal, dass sich eine chinesische Spitzensportlerin outet und ihre homosexuelle Partnerschaft in aller Öffentlichkeit bekannt gibt.

    Spitzensportlerin vor Nationalmannschaft

    Li Ying ist seit Jahren eine der beliebtesten Spielerinnen der chinesischen Frauenmannschaft im Fußball. Geboren und aufgewachsen in einem Dorf in der Nähe der südwestchinesischen Metropole Chongqing spielte sie schon mit 19 Jahren in der Frauenprofiliga, erst bei Xizi Hangzhou, seit 2015 für die Shangdong Ladies. Die Stürmerin stand schon in 116 Länderspielen auf dem Platz. Und anders als beim chinesischen Männerfußball sind die Frauen international richtig erfolgreich. Bei der Frauen WM 2019 schafften sie es ins Achtelfinale, ein Jahr zuvor bei der Asienmeisterschaft auf den dritten Platz. Bei beiden Turnieren schoss Li Ying für ihr Land die meisten Tore. Im Januar wurde sie als erste Fußballerin Chinas ins “Asiatische Team des Jahrzehnts” gewählt, eine Auszeichnung der International Federation of Football History and Statistics (IFFHS).

    Offiziell ist in China gleichgeschlechtliche Liebe seit 1997 entkriminalisiert. Seit 2001 steht Homosexualität nicht mehr auf der Liste der Geisteskrankheiten. Umfragen in Metropolen zufolge hat eine Mehrheit auch nichts gegen Schwule und Lesben – so lange niemand in der eigenen Familie homosexuell lebt. Das hat zur Folge, dass die meisten Homosexuellen ihre sexuelle Orientierung für sich behalten. Über 90 Prozent der Lesben und Schwulen mittleren Alters leben angeblich in einer heterosexuellen Ehe. In den vergangenen Jahren haben sich aber vor allem unter den Internet-Stars und Influencerinnen deutlich mehr Prominente zu ihrer Homosexualität bekannt als das noch vor zehn oder 15 Jahren der Fall war. 

    Warnende Stimmen nach Li Yings Outing

    Li Yings Eintrag mit ihrem Outing ging in den sozialen Medien sofort viral. Während viele Kommentare ihren Schritt unterstützten, gab es auch warnende Stimmen. “Ich wünsche ihr das Beste … aber ich hoffe, es wird ihre Karriere in keiner Weise beeinträchtigen”, schrieb ein Weibo-Nutzer. Der prominente Fußballkommentator und Blogger Zhao Zhen, der über fünf Millionen Follower auf Weibo hat, stellte fest: “Homosexualität im Frauenfußball ist kein Geheimnis mehr.” Li Ying sei aber die Erste, die mutig genug ist, ihre sexuelle Orientierung und Freundin auch öffentlich zu machen. Ihr gebühre sehr viel Respekt.

    Dennoch war Li Yings Beitrag nur wenige Stunden nach ihrer Veröffentlichung wieder gelöscht. Einige Nutzer spekulieren, dass Li von den Behörden unter Druck gesetzt worden ist. Felix Lee

    • Fußball
    • Gesellschaft
    • Sport

    Personalien

    Christiano Amon ist neuer CEO von Qualcomm. Er hat vorher als Präsident von Qualcomm die Entwicklung gesteuert, leitete die 5G-Strategie und trieb die Expansion und Diversifizierung des Geschäfts voran, um mehrere Branchen zu bedienen. In seinem ersten Interview als CEO sagte Amon, dass das Unternehmen trotz der politischen Spannungen mit einem Umsatzwachstum in China rechne, vor allem im Kerngeschäft mit Smartphone-Chips. “Wir werden in China groß rauskommen”, sagte er und betonte, dass die US-Sanktionen gegen Huawei Technologies seinem Unternehmen die Möglichkeit biete, deutlich mehr Einnahmen zu erzielen.

    Sum Huang ist neue CEO der Künstleragentur Endeavour China. Die Tochtergesellschaft von Endeavour wurde 2016 durch eine Investmentgruppe gegründet, zu der Sequoia Capital China, Tencent und Tochtergesellschaften von FountainVest Partners gehören. Huang ist Jurymitglied der Bafta China Breakthrough Awards und Gastdozent an Institutionen wie der London School of Economics und der Shanghai Jiaotong University. Er folgt auf Michael Ma, der das Unternehmen im vergangenen Sommer verlassen hatte, um als China-CEO der NBA zu arbeiten. Vor Huangs Ernennung war John Steere ein Jahr lang Interims-CEO von Endeavour China.

    Dessert

    Um die Wettervorhersagen in China zu verbessern, schickte Chinas Nationale Raumfahrtbehörde (CNSA) am Montag eine Rakete vom Typ Langer Marsch ins All. Im Gepäck: der Satellit Fengyun-3E (FY-3E). Er soll zudem noch Daten für die weltweite Klimaforschung sammeln.

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