in China-Kreisen geht als Witz herum, dass es sogar einen “Fünfjahresplan für Abwasser” gibt – dabei entspricht das einfach nur der Realität. In der Klimapolitik stellen die vielen Pläne Pekings derzeit allerdings eher einen Dschungel dar als einen klaren Fahrplan. Christiane Kühl hat die jüngsten Entwicklungen analysiert und legt dar, warum es zwischen den zahlreichen Plänen auch schon mal zu Widersprüchen kommt. Insgesamt zeigt der Trend beim Klimaschutz jedoch in die richtige Richtung. Was allerdings noch fehlt, ist eine konkrete Obergrenze für den Ausstoß von Klimagasen. Diese würde ein deutliches Signal an Unternehmen, lokale Regierungen und die Gesellschaft senden, sagen Experten.
Bei konkreten Maßnahmen zum Klimaschutz setzt China viel auf Marktkräfte – beispielsweise durch den Emissionshandel und Green Finance. Doch Experten betonen auch die Bedeutung administrativer Maßnahmen. Jüngst haben die Behörden neue Klimaziele für 97 Staatsunternehmen festgesetzt. Sie sollen zu Vorreitern werden, heißt es. Vor allem Vorgaben zum Ausbau der erneuerbaren Energien könnten in der Praxis große Wirkung entfalten.
Dass sich der Klimaschutz auch für Anleger lohnt, zeigt unser Team aus Peking in einem Börsenausblick für das Jahr 2022. Schon im letzten Jahr stiegen die Börsenkurse von Firmen aus dem Bereich der Klimatechnologien überdurchschnittlich stark. Die konstant hohe Nachfrage nach erneuerbaren Energien, E-Autos und Energiespeichern wird die Kurse wahrscheinlich auch im neuen Jahr weiter beflügeln.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start ins neue Jahr!
Auch China ringt um die effizientesten Regeln für den Übergang zur Klimaneutralität. Die Transformation des Energiesektors und der Schwerindustrie sind dabei die schwierigsten Brocken. Derzeit sieht es so aus, als stände ein Teil der chinesischen Führung auf dem Gaspedal und ein anderer auf der Bremse. Über die Neujahrstage veröffentlichte das Entwicklungsforschungszentrum (Development Research Center) der Regierung einen Bericht, demzufolge die CO2-Wende zwei Jahre früher kommen könnte als bisher erwartet. Der Höhepunkte der Treibhausgas-Emissionen könne schon 2028 erfolgen, nicht erst 2030, so die staatlichen Forscher. Gründe sind geringeres Wachstum und ein schnelleres Greifen der Klimaschutz-Maßnahmen.
Im Dezember hatte die Central Economic Work Conference der Kommunistischen Führungsspitze jedoch noch ganz andere Signale gesendet: Bedeutet die Betonung von Kohle als “Basis” der Energieversorgung bis 2030 einen bevorstehenden Boom fossiler Energieträger? Verabschiedet sich China mit dem Ende von Energiespar-Deckeln auch von den Klimazielen? Oder sind die stattdessen einzuführenden Emissions-Quoten nicht ohnehin die bessere Größe? Beobachter zeigten sich zunächst sowohl besorgt als auch optimistisch.
Nis Grünberg, Klimaexperte vom Mercator Institute for China Studies (Merics) sieht in den jüngsten Entwicklungen eine Fortführung der bisherigen Klimapolitik. Die formulierten Sätze stehen demnach Chinas sogenannten 30/60-Zielen nicht entgegen: Emissionshöhepunkt vor 2030, Klimaneutralität spätestens 2060. “Eine Schwierigkeit bei der Analyse ist, dass derzeit vieles auf verschiedenen Gleisen zugleich passiert”, sagt Grünberg. Auf der Central Economic Work Conference sei es um makroökonomische Fragen gegangen und die Rolle von Energieverbrauch und Treibhausgasen in der Industrie. “Dabei werden Themen wie Klima oder Umwelt eher nur grob umrissen.”
Parallel befassen sich weitere Stellen von Partei und Regierung mit dem Klimaschutz. So beinhalten sowohl die Fünfjahrespläne der Zentralregierung, als auch die Einzelpläne für bestimmte Industrien oder Ministerien Klimavorgaben. Am konkretesten aber seien die sogenannten 1+N-Pläne, sagt Grünberg: “Sie bilden das oberste Rahmenwerk für die Dekarbonisierung. Diese Pläne zeigen, wie Chinas Wirtschaft in Richtung der 30/60-Ziele getrimmt werden soll. Darin geht es um Sektoren, Industrien und Technologien.” Der erste N-Aktionsplan wurde im Oktober herausgegeben und befasst sich mit dem Pfad bis 2030 (China.Table berichtete). Grünberg erwartet, dass schon bald weitere N-Pläne folgen: “Vier andere Pläne sind bereits bestätigt und liegen in den letzten Zügen, mindestens zehn wurden insgesamt angekündigt.”
Noch seien diese Maßnahmenpakete der verschiedenen Akteure nicht aneinander angeglichen, sagt Grünberg. “All dies ist Neuland für die verschiedenen Politik-Bereiche. Die Detailschärfe wird weiter wachsen, und da wird es sicher immer mal wieder zu vorübergehenden Widersprüchen kommen.” Das sei aber eigentlich ein gutes Zeichen, findet der Merics-Experte. “Denn die Widersprüche zeigen, wie viel Aktivität es gerade gibt. Alle haben das Signal gehört und bauen jetzt ihre eigenen Klimaschutz-Pläne. Die Koordinierung all dieser Policies ist eben extrem kompliziert.” Das brauche Zeit.
Wirtschaftliche Trends und Krisen, sowie die Reaktionen der Politik darauf, haben zudem sofort Auswirkungen auf den Energieverbrauch und die Emissionen. Im dritten Quartal gingen Chinas Emissionen im Jahresvergleich erstmals wieder zurück. Sie lagen um 0,5 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Im ersten Halbjahr waren sie im Vorjahresvergleich wegen der Corona-Pandemie Anfang 2020 und der raschen Erholung Anfang 2021 noch neun Prozent höher gewesen als Anfang 2020.
Andere Experten sehen hinter den krisenbedingten Schwankungen aber auch den insgesamt positiven Trend. “Der Rückgang der Emissionen aus fossilen Brennstoffen und Zement im Vergleich zum Vorjahr ist eine deutliche Trendwende”, urteilt der China-Experte Lauri Myllyvirta vom Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) in Helsinki. Die Gründe, die Myllyvirta dafür sieht, sind eine Gemengelage aus politischen Entscheidungen: “Bemühungen zur Zähmung des außer Kontrolle geratenen Immobilienbaus, himmelhohe Kohlepreise und die Stromrationierung.” Stahl- und Zementproduktion seien infolge des lahmenden Bausektors rückläufig.
Was genau hat die Wirtschaftskonferenz also beschlossen? Sie hat in erwartbarer Weise Stabilität im Wirtschaftssystem beschworen. Das Wort kam im Abschlusspapier 25 Mal vor. Selbst im Covid-Jahr waren es nur 13 Erwähnungen. Peking identifizierte die sichere Versorgung mit Primärgütern wie Agrarprodukten, Mineralien und Energie als eine von fünf “bedeutenden theoretischen und praktischen Fragen”. Zu diesen fünf zählte das Papier aber auch die angepeilte Klimaneutralität.
Nur ein paar Sätze stehen zum Klima in dem Dokument. Doch diese beinhalten zwei bedeutende Änderungen:
Der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen soll laut Papier auf Basis “sicherer und zuverlässiger alternativer Energiequellen” erfolgen. Doch es hieß darin auch, China solle Kohle auf “saubere und effiziente Weise nutzen”, denn sie sei bis auf Weiteres die Basis der Stromerzeugung. Nach der Konferenz forderte Staatschef Xi Jinping lokale Kader auf, ihren Ansatz für die Umsetzung nationaler CO2-Emissionsziele anzupassen. Dass die Provinzen im Sommer und Herbst den Strom abdrehten, um ihre Energieverbrauchsziele für 2021 doch noch zu erreichen, war eine der Ursachen für die aktuelle Stromkrise.
Das Papier sei das erste offizielle Dokument, das von einem “Auslaufen” fossiler Brennstoffe spreche, lobte Lauri Myllyvirta. Doch zugleich preise der Text “saubere Kohle”. Es sei also vieles unklar. “Die Schlüsselfrage für Chinas Klimaschutzbemühungen wird sein, ob tatsächlich neue Investitionen in kohlenstoffarme und saubere Projekte fließen.”
Dass fossile Rohstoffe für die Infustrieproduktion künftig keinen Begrenzungen mehr unterliegen, hat Folgen für die verschiedensten Sektoren. Die Klima-Analystin Yan Qin von Refinitiv sieht in der Regel “einen ziemlichen Schub für Kohlechemikalien”. Profitieren werden interessanterweise nach einem Bericht der South China Morning Post aber auch die Lieferketten für den Ausbau von Wind- und Fotovoltaikanlagen. Denn auch diese beinhalten fossile Rohstoffe, die bislang gedeckelt waren. Das habe gelegentlich zu Lieferengpässen geführt, schreibt das Blatt unter Berufung auf Citic-Analysten.
Vernünftig ist jedenfalls der Umstieg vom Energieverbrauch auf CO2-Emissionen als Parameter für die Dekarbonisierung. “Man möchte nicht mehr vorschreiben, wie viel Energie eine Firma oder eine Branche verbrauchen dürfen”, sagt Grünberg: “Sondern wie klimaschädlich diese Energie sein darf.” Das sei sinnvoll, denn der Energieverbrauch werde in China auf jeden Fall weiter steigen. “Es würde wenig Sinn machen, die wirtschaftliche Entwicklung zu deckeln, wenn die eingesetzte Energie sauber ist.”
Auch Ma Jun, Direktor des unabhängigen Institute of Public and Environmental Affairs in Peking begrüßte die Reform. Jetzt müsse es allerdings schnell auch eine konkrete Obergrenze für den CO2-Ausstoß geben, “die ein klares Signal an lokale Regierungen, Unternehmen und die Gesellschaft sendet, und damit Transformation und Investitionen besser steuert.”
Pro Kopf verbrauchen Chinesen laut Grünberg derzeit nur etwa halb so viel Energie wie im OECD-Durchschnitt. Bisher tragen Wind und Sonne aber nur rund neun Prozent zu Chinas Stromerzeugung bei. Auch deshalb ist ein Ausbau dringend nötig – und zugleich ein rasches Ende der Kohle wenig realistisch.
Der Wandel wird laut Grünberg auch dadurch erschwert, dass es dabei nicht allein um das Klima geht, sondern neben Wirtschaft und Energie auch um soziale Fragen. “Die Schwerindustrie, Gas- oder Kohlenproduktionen sind riesig und haben einen gewaltigen sozialen Fußabdruck”, sagt Grünberg. Wo die in diesen Industrien voraussichtlich verschwindenden Arbeitsplätze (China.Table berichtete) neu geschaffen werden können, ist völlig unklar. Kohleprovinzen wie Shanxi haben daher eine Transformation vor sich, die die Übergangsprobleme deutscher Kohlereviere wohl weit in den Schatten stellen dürften.
Anleger in chinesische Aktien mussten 2021 starke Nerven haben. Während die globalen Börsen kräftig zulegten, verzeichneten viele chinesische Papiere einen Rückgang. Der Index MSCI China sackte im vergangenen Jahr um 19 Prozent ab, während der globale Index MSCI World ein Plus von 17 Prozent schaffte. Verantwortlich für die schlechte Performance waren vor allem chinesische Tech-Unternehmen, die in diesem Jahr regulatorische Maßnahmen der Regierung über sich ergehen lassen mussten.
Der Handelsriese Alibaba, der als erstes von den Regulatoren in die Mangel genommen wurde, verlor in nur einem Jahr knapp 50 Prozent seines Börsenwertes. Meituan, der größte Essenslieferdienst Chinas, büßte gut 25 Prozent ein. Für den Uber-Konkurrenten Didi ging es ebenfalls steil bergab, weil Peking mit dem Börsengang des Unternehmens im Sommer in New York nicht einverstanden war. Das zwingt Didi nun dazu, an die Hongkonger Börse umzusiedeln.
Doch nach der Talfahrt rechnen viele Analysten damit, dass es 2022 endlich wieder bergauf gehen dürfte. Die US-Bank JPMorgan geht sogar davon aus, dass der MSCI China in den kommenden zwölf Monaten um rund 40 Prozent steigen und damit den Rest der Welt abhängen wird. Auch beim Vermögensverwalter Fidelity herrschen optimistische Töne vor. “Die Geschichte lehrt uns, dass dies normalerweise die Zeiten sind, die die attraktivsten Möglichkeiten bieten”, sagte Fidelity China-Analyst Dale Nicholls kürzlich gegenüber Bloomberg. Marktbeobachter sehen viel Potenzial. Sie rechnen damit, dass der Tech-Crackdown in China im kommenden Jahr an Intensität verlieren dürfte. Zudem signalisierten die Behörden eine Lockerung der Geldpolitik, um die zuletzt etwas schwächelnde Wirtschaft zu stützen. Gleichzeitig gehen Beobachter davon aus, dass sich der Boom bei grünen Aktien in China fortsetzen wird.
Der CSI New Energy, ein Aktienindex, der große chinesische Firmen in dem Bereich zusammenfasst, legte 2021 gegen den Trend um 37 Prozent zu. Das Beispiel verdeutlicht, dass sich die derzeitigen Eingriffe der chinesischen Regierung nicht pauschal gegen den Aktienmarkt und privatwirtschaftliche Aktivitäten richten. Während Internet-Firmen die strengeren Regeln zu schaffen machen, profitieren Hersteller von Solarzellen, Windturbinen und Elektroautos von den ambitionierten Klimaplänen der Führung (China.Table berichtete).
Chinas Präsident Xi Jinping hatte im vergangenen Jahr zugesagt, dass China vor 2060 kohlendioxidneutral sein will. Der Ausstoß von Klimagasen soll vor 2030 seinen Höhepunkt erreichen. Klimapolitik ist auch ein wichtiger Bestandteil des derzeit laufenden 14. Fünfjahresplans der Regierung. “Die politischen Risiken für die Branche sind gering”, sagte der Hongkonger Analyst Stanley Chan kürzlich der South China Morning Post. Erhebliches Interesse zeigten Anleger in den vergangenen Monaten etwa an der China Longyuan Power Group, dem größten chinesischen Betreiber von Windfarmen. Auch der weltgrößte Batteriehersteller CATL und der chinesische Solarproduzent Longi erreichten erst kürzlich wieder neue Höchststände an der Börse. Weiterhin positiv werden auch die Aussichten für chinesische Hersteller von E-Autos wie Nio und BYD gesehen.
Zwar rechnen Analysten mit einer Erholung der chinesischen Aktienmärkte im neuen Jahr. Jedoch gibt es auch eine große Unbekannte. So sorgt die Frage, wie es an Chinas Immobilienmarkt weitergehen wird, weiterhin für erhebliche Verunsicherung. Längst zieht der Fall Evergrande immer weitere Kreise: Zuletzt stufte die US-Ratingagentur Fitch auch den kleineren Immobilienentwickler Kaisa herunter. Und auch die Aoyuan-Gruppe berichtete jüngst von finanziellen Schwierigkeiten. Die Rating-Agentur S&P erwartet, dass es in den kommenden Monaten mehr Zahlungsausfälle bei den chinesischen Immobilienentwicklern geben wird. Gregor Koppenburg/Jörn Petring
China hat 97 “zentralen Staatsunternehmen” vorgeschrieben, den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen in den nächsten Jahren zu senken. Zudem sollen die Unternehmen ihre Kapazitäten für die Erzeugung von erneuerbaren Energien erhöhen. Das geht aus einer behördlichen Anordnung von 30. Dezember 2021 hervor. Beim Energieverbrauch und den Treibhausgasemissionen werden jedoch abermals keine absoluten Ziele gesetzt. Vielmehr sollen bis 2025 die Energieeffizienz, das heißt der Energieverbrauch in Relation zur Produktion der Unternehmen um 15 Prozent, und die CO2-Emissionen in Relation zur Produktion um 18 Prozent im Vergleich zu 2020 reduziert werden. Bis 2030 sollen die Emissionen in Relation zur Produktion um 65 Prozent fallen – hier allerdings im Vergleich zu 2005.
Zudem sollen erneuerbare Energien bis 2025 mehr als 50 Prozent der Stromerzeugungskapazität der zentralen Staatsunternehmen ausmachen. Die Vorgabe zum Ausbau der erneuerbaren Energien bedeutet, dass “in den nächsten vier Jahren Hunderte Gigawatt an Solar- und Windkraftanlagen gebaut werden”, schreibt die Energieexpertin Yan Qin von Refinitiv, einem Anbieter von Finanzmarktdaten, auf Twitter.
Als zentrale Staatsunternehmen gelten 97 Unternehmen, die im Auftrag der chinesischen Regierung kommerzielle Tätigkeiten ausüben. Viele davon sind in Energie-intensiven Sektoren wie der Stahlindustrie, dem Bauwesen, der Luftfahrt, Telekommunikation, Stromerzeugung und im Bergbau tätig, wie die South China Morning Post berichtet. Die zentralen Staatsunternehmen sind laut Yan Qin für 90 Prozent der nationalen Öl- und Gasversorgung, 60 Prozent der Stromversorgung und 25 Prozent der Kohleversorgung verantwortlich. Sie “spielen eine wichtige Rolle für die Wirtschaft, gleichzeitig gehören sie aber auch zu den Hauptverursachern von Kohlenstoffemissionen. Sie sollten eine Vorbildfunktion bei der Erreichung der Klimaziele spielen”, erklärte die State-owned Assets Supervision and Administration Commission (SASAC) des Staatsrats, die die Richtlinie erlassen hat. nib
Die chinesische Zentralbank hat die erste Milliarden-Tranche für Kredite bereitgestellt, die speziell für “grüne Projekte” eingesetzt werden sollen. Die Tranche umfasst rund 13 Milliarden US-Dollar wie das chinesische Wirtschaftsmagazin Caixin berichtet.
Das Kreditprogramm wurde im vergangenen November beschlossen und ist Teil von Chinas Bemühungen, mit finanziellen Mitteln den Weg hin zur CO2-Neutralität des Landes zu erreichen. Banken können sich von nun an bei der Zentralbank melden und anschließend das Geld für emissionsreduzierende Projekte verleihen.
Mithilfe der Zentralbankunterstützung haben die Banken mittlerweile 140 Milliarden Yuan zur Verfügung gestellt. Rund 2.800 Unternehmen haben solch grüne Kredite bereits in Anspruch genommen. Mit ihren Vorhaben können die CO2-Emissionen um fast 29 Millionen Tonnen reduziert werden, erklärte ein Beamter der Zentralbank am vergangenen Donnerstag in Peking.
China war 2020 für mehr als 30 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Ende Oktober hatte die Führung in Peking deshalb einen Klima-Aktionsplan vorgelegt, um die Emissionen im Land zu senken und bis zum Jahr 2030 den Höchststand bei den CO2-Emissionen zu erreichen (China.Table berichtete). Insgesamt werden in dem Aktionsplan neun übergeordnete Bereiche aufgezählt, in denen Emissionen gesenkt werden sollen – vom Energiebereich über den Bau- bis hin zum Transportsektor. Auch die Zentralbank soll finanzielle Mittel und Anreize setzen, um Chinas Klimaziele zu erreichen.
Diese Ziele lauten: Der Kohleverbrauch soll “strikt kontrolliert” werden und im Zeitraum zwischen 2026 und 2030 sinken. Bis 2030 soll der Anteil des Verbrauchs nicht-fossiler Energieträger 25 Prozent erreichen. Die Kohlendioxidemissionen pro BIP-Einheit sollen bis 2030 im Vergleich zu 2005 um mehr als 65 Prozent sinken. rad
Die Stadtregierung von Peking hat neue Daten zur Luftqualität für das vergangene Jahr vorgelegt. Demnach habe die Hauptstadt erstmals alle sechs Ziele für bessere Luftqualität eingehalten. Erstmals wurde auch das Ziel erreicht, den Anteil von Kleinstpartikeln – Feinstaub mit einem Durchmesser von 2,5 Mikrometer und kleiner – auf unter 35 Mikrogramm pro Kubikmeter zu senken. Experten sehen das als großen Fortschritt, da der Wert vor einigen Jahren noch bei 100 Mikrogramm lag.
Andererseits liegt dieser Feinstaub-Wert in Peking noch immer siebenmal höher als der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Wert. Die noch immer hohe Feinstaubbelastung gehe mit einem 45 Prozent höheren Lungenkrebsrisiko, einem 40 Prozent erhöhten Risiko für Schlaganfälle und Diabetes im Erwachsenenalter und einem 70 Prozent höheren Risiko für Herzerkrankungen einher, so ein Experte auf Twitter.
Li Shuo von Greenpeace Ostasien schrieb zu den Daten aus Peking: “Fortschritte sind möglich, wenn der politische Wille vorhanden ist. Doch in weiten Teilen von Hebei, Henan, Shanxi, Shandong und Sichuan ist die Situation noch immer miserabel. Die Luftverschmutzung ist ein nationales Problem, was durch diese neuen Zahlen aus Peking noch deutlicher wird.” nib
China kürzt die Subventionen für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben im kommenden Jahr. Die Regierung hatte bereits im April 2020 angekündigt, die staatlichen Beihilfen für diese Autos schrittweise zu kürzen, erst um zehn Prozent, dann 20 Prozent und 2022 schließlich um 30 Prozent. Die Förderung läuft nun am 31. Dezember 2022 komplett aus, teilte das Finanzministerium auf seiner Internetseite mit. Fahrzeuge, die nach diesem Datum zugelassen werden, erhalten keinen Zuschuss mehr. Ziel sei ein “sanfter Subventionsrückgang” mit einem Übergang zu anderen wirksamen Instrumenten zur Förderung von Autos mit alternativen Antrieben.
Unter die Fahrzeuge mit alternativen Antrieben (auch: New Energy Vehicles (NEV)) fallen Fahrzeuge mit Elektro-, Hybrid- und Wasserstoffantrieb. Zudem kündigte das Ministerium an, die Sicherheitskontrollen für solche Autos zu verstärken, um Unfälle zu vermeiden. China, weltgrößter Automarkt, hat das Ziel, dass bis 2025 ein Fünftel aller Neuzulassungen auf Elektro-, Hybrid- und Wasserstoffautos entfallen. rtr/fin
Ao Hong ist neuer Vorstandsvorsitzender der China Rare Earth Group. Das neu gegründete Unternehmen vereint drei staatliche Produzenten, die Seltene Erden produzieren. Die Zusammenführung soll die heimische Herstellung der Industriemetalle bündeln und ihre Förderung effizienter machen. Ao war bisher Direktor des staatlichen Metallkonzerns Chinalco. Die Kommission zur Kontrolle und Verwaltung von Staatsvermögen (SASAC) hat jüngst Chinalco, China Minmetals und Ganzhou Rare Earth Group fusioniert. China ist weltweit führend in der Produktion der gefragten Elemente und kontrolliert bis zu 90 Prozent des Sektors der Verarbeitung von Seltenen Erden.
in China-Kreisen geht als Witz herum, dass es sogar einen “Fünfjahresplan für Abwasser” gibt – dabei entspricht das einfach nur der Realität. In der Klimapolitik stellen die vielen Pläne Pekings derzeit allerdings eher einen Dschungel dar als einen klaren Fahrplan. Christiane Kühl hat die jüngsten Entwicklungen analysiert und legt dar, warum es zwischen den zahlreichen Plänen auch schon mal zu Widersprüchen kommt. Insgesamt zeigt der Trend beim Klimaschutz jedoch in die richtige Richtung. Was allerdings noch fehlt, ist eine konkrete Obergrenze für den Ausstoß von Klimagasen. Diese würde ein deutliches Signal an Unternehmen, lokale Regierungen und die Gesellschaft senden, sagen Experten.
Bei konkreten Maßnahmen zum Klimaschutz setzt China viel auf Marktkräfte – beispielsweise durch den Emissionshandel und Green Finance. Doch Experten betonen auch die Bedeutung administrativer Maßnahmen. Jüngst haben die Behörden neue Klimaziele für 97 Staatsunternehmen festgesetzt. Sie sollen zu Vorreitern werden, heißt es. Vor allem Vorgaben zum Ausbau der erneuerbaren Energien könnten in der Praxis große Wirkung entfalten.
Dass sich der Klimaschutz auch für Anleger lohnt, zeigt unser Team aus Peking in einem Börsenausblick für das Jahr 2022. Schon im letzten Jahr stiegen die Börsenkurse von Firmen aus dem Bereich der Klimatechnologien überdurchschnittlich stark. Die konstant hohe Nachfrage nach erneuerbaren Energien, E-Autos und Energiespeichern wird die Kurse wahrscheinlich auch im neuen Jahr weiter beflügeln.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start ins neue Jahr!
Auch China ringt um die effizientesten Regeln für den Übergang zur Klimaneutralität. Die Transformation des Energiesektors und der Schwerindustrie sind dabei die schwierigsten Brocken. Derzeit sieht es so aus, als stände ein Teil der chinesischen Führung auf dem Gaspedal und ein anderer auf der Bremse. Über die Neujahrstage veröffentlichte das Entwicklungsforschungszentrum (Development Research Center) der Regierung einen Bericht, demzufolge die CO2-Wende zwei Jahre früher kommen könnte als bisher erwartet. Der Höhepunkte der Treibhausgas-Emissionen könne schon 2028 erfolgen, nicht erst 2030, so die staatlichen Forscher. Gründe sind geringeres Wachstum und ein schnelleres Greifen der Klimaschutz-Maßnahmen.
Im Dezember hatte die Central Economic Work Conference der Kommunistischen Führungsspitze jedoch noch ganz andere Signale gesendet: Bedeutet die Betonung von Kohle als “Basis” der Energieversorgung bis 2030 einen bevorstehenden Boom fossiler Energieträger? Verabschiedet sich China mit dem Ende von Energiespar-Deckeln auch von den Klimazielen? Oder sind die stattdessen einzuführenden Emissions-Quoten nicht ohnehin die bessere Größe? Beobachter zeigten sich zunächst sowohl besorgt als auch optimistisch.
Nis Grünberg, Klimaexperte vom Mercator Institute for China Studies (Merics) sieht in den jüngsten Entwicklungen eine Fortführung der bisherigen Klimapolitik. Die formulierten Sätze stehen demnach Chinas sogenannten 30/60-Zielen nicht entgegen: Emissionshöhepunkt vor 2030, Klimaneutralität spätestens 2060. “Eine Schwierigkeit bei der Analyse ist, dass derzeit vieles auf verschiedenen Gleisen zugleich passiert”, sagt Grünberg. Auf der Central Economic Work Conference sei es um makroökonomische Fragen gegangen und die Rolle von Energieverbrauch und Treibhausgasen in der Industrie. “Dabei werden Themen wie Klima oder Umwelt eher nur grob umrissen.”
Parallel befassen sich weitere Stellen von Partei und Regierung mit dem Klimaschutz. So beinhalten sowohl die Fünfjahrespläne der Zentralregierung, als auch die Einzelpläne für bestimmte Industrien oder Ministerien Klimavorgaben. Am konkretesten aber seien die sogenannten 1+N-Pläne, sagt Grünberg: “Sie bilden das oberste Rahmenwerk für die Dekarbonisierung. Diese Pläne zeigen, wie Chinas Wirtschaft in Richtung der 30/60-Ziele getrimmt werden soll. Darin geht es um Sektoren, Industrien und Technologien.” Der erste N-Aktionsplan wurde im Oktober herausgegeben und befasst sich mit dem Pfad bis 2030 (China.Table berichtete). Grünberg erwartet, dass schon bald weitere N-Pläne folgen: “Vier andere Pläne sind bereits bestätigt und liegen in den letzten Zügen, mindestens zehn wurden insgesamt angekündigt.”
Noch seien diese Maßnahmenpakete der verschiedenen Akteure nicht aneinander angeglichen, sagt Grünberg. “All dies ist Neuland für die verschiedenen Politik-Bereiche. Die Detailschärfe wird weiter wachsen, und da wird es sicher immer mal wieder zu vorübergehenden Widersprüchen kommen.” Das sei aber eigentlich ein gutes Zeichen, findet der Merics-Experte. “Denn die Widersprüche zeigen, wie viel Aktivität es gerade gibt. Alle haben das Signal gehört und bauen jetzt ihre eigenen Klimaschutz-Pläne. Die Koordinierung all dieser Policies ist eben extrem kompliziert.” Das brauche Zeit.
Wirtschaftliche Trends und Krisen, sowie die Reaktionen der Politik darauf, haben zudem sofort Auswirkungen auf den Energieverbrauch und die Emissionen. Im dritten Quartal gingen Chinas Emissionen im Jahresvergleich erstmals wieder zurück. Sie lagen um 0,5 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Im ersten Halbjahr waren sie im Vorjahresvergleich wegen der Corona-Pandemie Anfang 2020 und der raschen Erholung Anfang 2021 noch neun Prozent höher gewesen als Anfang 2020.
Andere Experten sehen hinter den krisenbedingten Schwankungen aber auch den insgesamt positiven Trend. “Der Rückgang der Emissionen aus fossilen Brennstoffen und Zement im Vergleich zum Vorjahr ist eine deutliche Trendwende”, urteilt der China-Experte Lauri Myllyvirta vom Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) in Helsinki. Die Gründe, die Myllyvirta dafür sieht, sind eine Gemengelage aus politischen Entscheidungen: “Bemühungen zur Zähmung des außer Kontrolle geratenen Immobilienbaus, himmelhohe Kohlepreise und die Stromrationierung.” Stahl- und Zementproduktion seien infolge des lahmenden Bausektors rückläufig.
Was genau hat die Wirtschaftskonferenz also beschlossen? Sie hat in erwartbarer Weise Stabilität im Wirtschaftssystem beschworen. Das Wort kam im Abschlusspapier 25 Mal vor. Selbst im Covid-Jahr waren es nur 13 Erwähnungen. Peking identifizierte die sichere Versorgung mit Primärgütern wie Agrarprodukten, Mineralien und Energie als eine von fünf “bedeutenden theoretischen und praktischen Fragen”. Zu diesen fünf zählte das Papier aber auch die angepeilte Klimaneutralität.
Nur ein paar Sätze stehen zum Klima in dem Dokument. Doch diese beinhalten zwei bedeutende Änderungen:
Der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen soll laut Papier auf Basis “sicherer und zuverlässiger alternativer Energiequellen” erfolgen. Doch es hieß darin auch, China solle Kohle auf “saubere und effiziente Weise nutzen”, denn sie sei bis auf Weiteres die Basis der Stromerzeugung. Nach der Konferenz forderte Staatschef Xi Jinping lokale Kader auf, ihren Ansatz für die Umsetzung nationaler CO2-Emissionsziele anzupassen. Dass die Provinzen im Sommer und Herbst den Strom abdrehten, um ihre Energieverbrauchsziele für 2021 doch noch zu erreichen, war eine der Ursachen für die aktuelle Stromkrise.
Das Papier sei das erste offizielle Dokument, das von einem “Auslaufen” fossiler Brennstoffe spreche, lobte Lauri Myllyvirta. Doch zugleich preise der Text “saubere Kohle”. Es sei also vieles unklar. “Die Schlüsselfrage für Chinas Klimaschutzbemühungen wird sein, ob tatsächlich neue Investitionen in kohlenstoffarme und saubere Projekte fließen.”
Dass fossile Rohstoffe für die Infustrieproduktion künftig keinen Begrenzungen mehr unterliegen, hat Folgen für die verschiedensten Sektoren. Die Klima-Analystin Yan Qin von Refinitiv sieht in der Regel “einen ziemlichen Schub für Kohlechemikalien”. Profitieren werden interessanterweise nach einem Bericht der South China Morning Post aber auch die Lieferketten für den Ausbau von Wind- und Fotovoltaikanlagen. Denn auch diese beinhalten fossile Rohstoffe, die bislang gedeckelt waren. Das habe gelegentlich zu Lieferengpässen geführt, schreibt das Blatt unter Berufung auf Citic-Analysten.
Vernünftig ist jedenfalls der Umstieg vom Energieverbrauch auf CO2-Emissionen als Parameter für die Dekarbonisierung. “Man möchte nicht mehr vorschreiben, wie viel Energie eine Firma oder eine Branche verbrauchen dürfen”, sagt Grünberg: “Sondern wie klimaschädlich diese Energie sein darf.” Das sei sinnvoll, denn der Energieverbrauch werde in China auf jeden Fall weiter steigen. “Es würde wenig Sinn machen, die wirtschaftliche Entwicklung zu deckeln, wenn die eingesetzte Energie sauber ist.”
Auch Ma Jun, Direktor des unabhängigen Institute of Public and Environmental Affairs in Peking begrüßte die Reform. Jetzt müsse es allerdings schnell auch eine konkrete Obergrenze für den CO2-Ausstoß geben, “die ein klares Signal an lokale Regierungen, Unternehmen und die Gesellschaft sendet, und damit Transformation und Investitionen besser steuert.”
Pro Kopf verbrauchen Chinesen laut Grünberg derzeit nur etwa halb so viel Energie wie im OECD-Durchschnitt. Bisher tragen Wind und Sonne aber nur rund neun Prozent zu Chinas Stromerzeugung bei. Auch deshalb ist ein Ausbau dringend nötig – und zugleich ein rasches Ende der Kohle wenig realistisch.
Der Wandel wird laut Grünberg auch dadurch erschwert, dass es dabei nicht allein um das Klima geht, sondern neben Wirtschaft und Energie auch um soziale Fragen. “Die Schwerindustrie, Gas- oder Kohlenproduktionen sind riesig und haben einen gewaltigen sozialen Fußabdruck”, sagt Grünberg. Wo die in diesen Industrien voraussichtlich verschwindenden Arbeitsplätze (China.Table berichtete) neu geschaffen werden können, ist völlig unklar. Kohleprovinzen wie Shanxi haben daher eine Transformation vor sich, die die Übergangsprobleme deutscher Kohlereviere wohl weit in den Schatten stellen dürften.
Anleger in chinesische Aktien mussten 2021 starke Nerven haben. Während die globalen Börsen kräftig zulegten, verzeichneten viele chinesische Papiere einen Rückgang. Der Index MSCI China sackte im vergangenen Jahr um 19 Prozent ab, während der globale Index MSCI World ein Plus von 17 Prozent schaffte. Verantwortlich für die schlechte Performance waren vor allem chinesische Tech-Unternehmen, die in diesem Jahr regulatorische Maßnahmen der Regierung über sich ergehen lassen mussten.
Der Handelsriese Alibaba, der als erstes von den Regulatoren in die Mangel genommen wurde, verlor in nur einem Jahr knapp 50 Prozent seines Börsenwertes. Meituan, der größte Essenslieferdienst Chinas, büßte gut 25 Prozent ein. Für den Uber-Konkurrenten Didi ging es ebenfalls steil bergab, weil Peking mit dem Börsengang des Unternehmens im Sommer in New York nicht einverstanden war. Das zwingt Didi nun dazu, an die Hongkonger Börse umzusiedeln.
Doch nach der Talfahrt rechnen viele Analysten damit, dass es 2022 endlich wieder bergauf gehen dürfte. Die US-Bank JPMorgan geht sogar davon aus, dass der MSCI China in den kommenden zwölf Monaten um rund 40 Prozent steigen und damit den Rest der Welt abhängen wird. Auch beim Vermögensverwalter Fidelity herrschen optimistische Töne vor. “Die Geschichte lehrt uns, dass dies normalerweise die Zeiten sind, die die attraktivsten Möglichkeiten bieten”, sagte Fidelity China-Analyst Dale Nicholls kürzlich gegenüber Bloomberg. Marktbeobachter sehen viel Potenzial. Sie rechnen damit, dass der Tech-Crackdown in China im kommenden Jahr an Intensität verlieren dürfte. Zudem signalisierten die Behörden eine Lockerung der Geldpolitik, um die zuletzt etwas schwächelnde Wirtschaft zu stützen. Gleichzeitig gehen Beobachter davon aus, dass sich der Boom bei grünen Aktien in China fortsetzen wird.
Der CSI New Energy, ein Aktienindex, der große chinesische Firmen in dem Bereich zusammenfasst, legte 2021 gegen den Trend um 37 Prozent zu. Das Beispiel verdeutlicht, dass sich die derzeitigen Eingriffe der chinesischen Regierung nicht pauschal gegen den Aktienmarkt und privatwirtschaftliche Aktivitäten richten. Während Internet-Firmen die strengeren Regeln zu schaffen machen, profitieren Hersteller von Solarzellen, Windturbinen und Elektroautos von den ambitionierten Klimaplänen der Führung (China.Table berichtete).
Chinas Präsident Xi Jinping hatte im vergangenen Jahr zugesagt, dass China vor 2060 kohlendioxidneutral sein will. Der Ausstoß von Klimagasen soll vor 2030 seinen Höhepunkt erreichen. Klimapolitik ist auch ein wichtiger Bestandteil des derzeit laufenden 14. Fünfjahresplans der Regierung. “Die politischen Risiken für die Branche sind gering”, sagte der Hongkonger Analyst Stanley Chan kürzlich der South China Morning Post. Erhebliches Interesse zeigten Anleger in den vergangenen Monaten etwa an der China Longyuan Power Group, dem größten chinesischen Betreiber von Windfarmen. Auch der weltgrößte Batteriehersteller CATL und der chinesische Solarproduzent Longi erreichten erst kürzlich wieder neue Höchststände an der Börse. Weiterhin positiv werden auch die Aussichten für chinesische Hersteller von E-Autos wie Nio und BYD gesehen.
Zwar rechnen Analysten mit einer Erholung der chinesischen Aktienmärkte im neuen Jahr. Jedoch gibt es auch eine große Unbekannte. So sorgt die Frage, wie es an Chinas Immobilienmarkt weitergehen wird, weiterhin für erhebliche Verunsicherung. Längst zieht der Fall Evergrande immer weitere Kreise: Zuletzt stufte die US-Ratingagentur Fitch auch den kleineren Immobilienentwickler Kaisa herunter. Und auch die Aoyuan-Gruppe berichtete jüngst von finanziellen Schwierigkeiten. Die Rating-Agentur S&P erwartet, dass es in den kommenden Monaten mehr Zahlungsausfälle bei den chinesischen Immobilienentwicklern geben wird. Gregor Koppenburg/Jörn Petring
China hat 97 “zentralen Staatsunternehmen” vorgeschrieben, den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen in den nächsten Jahren zu senken. Zudem sollen die Unternehmen ihre Kapazitäten für die Erzeugung von erneuerbaren Energien erhöhen. Das geht aus einer behördlichen Anordnung von 30. Dezember 2021 hervor. Beim Energieverbrauch und den Treibhausgasemissionen werden jedoch abermals keine absoluten Ziele gesetzt. Vielmehr sollen bis 2025 die Energieeffizienz, das heißt der Energieverbrauch in Relation zur Produktion der Unternehmen um 15 Prozent, und die CO2-Emissionen in Relation zur Produktion um 18 Prozent im Vergleich zu 2020 reduziert werden. Bis 2030 sollen die Emissionen in Relation zur Produktion um 65 Prozent fallen – hier allerdings im Vergleich zu 2005.
Zudem sollen erneuerbare Energien bis 2025 mehr als 50 Prozent der Stromerzeugungskapazität der zentralen Staatsunternehmen ausmachen. Die Vorgabe zum Ausbau der erneuerbaren Energien bedeutet, dass “in den nächsten vier Jahren Hunderte Gigawatt an Solar- und Windkraftanlagen gebaut werden”, schreibt die Energieexpertin Yan Qin von Refinitiv, einem Anbieter von Finanzmarktdaten, auf Twitter.
Als zentrale Staatsunternehmen gelten 97 Unternehmen, die im Auftrag der chinesischen Regierung kommerzielle Tätigkeiten ausüben. Viele davon sind in Energie-intensiven Sektoren wie der Stahlindustrie, dem Bauwesen, der Luftfahrt, Telekommunikation, Stromerzeugung und im Bergbau tätig, wie die South China Morning Post berichtet. Die zentralen Staatsunternehmen sind laut Yan Qin für 90 Prozent der nationalen Öl- und Gasversorgung, 60 Prozent der Stromversorgung und 25 Prozent der Kohleversorgung verantwortlich. Sie “spielen eine wichtige Rolle für die Wirtschaft, gleichzeitig gehören sie aber auch zu den Hauptverursachern von Kohlenstoffemissionen. Sie sollten eine Vorbildfunktion bei der Erreichung der Klimaziele spielen”, erklärte die State-owned Assets Supervision and Administration Commission (SASAC) des Staatsrats, die die Richtlinie erlassen hat. nib
Die chinesische Zentralbank hat die erste Milliarden-Tranche für Kredite bereitgestellt, die speziell für “grüne Projekte” eingesetzt werden sollen. Die Tranche umfasst rund 13 Milliarden US-Dollar wie das chinesische Wirtschaftsmagazin Caixin berichtet.
Das Kreditprogramm wurde im vergangenen November beschlossen und ist Teil von Chinas Bemühungen, mit finanziellen Mitteln den Weg hin zur CO2-Neutralität des Landes zu erreichen. Banken können sich von nun an bei der Zentralbank melden und anschließend das Geld für emissionsreduzierende Projekte verleihen.
Mithilfe der Zentralbankunterstützung haben die Banken mittlerweile 140 Milliarden Yuan zur Verfügung gestellt. Rund 2.800 Unternehmen haben solch grüne Kredite bereits in Anspruch genommen. Mit ihren Vorhaben können die CO2-Emissionen um fast 29 Millionen Tonnen reduziert werden, erklärte ein Beamter der Zentralbank am vergangenen Donnerstag in Peking.
China war 2020 für mehr als 30 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Ende Oktober hatte die Führung in Peking deshalb einen Klima-Aktionsplan vorgelegt, um die Emissionen im Land zu senken und bis zum Jahr 2030 den Höchststand bei den CO2-Emissionen zu erreichen (China.Table berichtete). Insgesamt werden in dem Aktionsplan neun übergeordnete Bereiche aufgezählt, in denen Emissionen gesenkt werden sollen – vom Energiebereich über den Bau- bis hin zum Transportsektor. Auch die Zentralbank soll finanzielle Mittel und Anreize setzen, um Chinas Klimaziele zu erreichen.
Diese Ziele lauten: Der Kohleverbrauch soll “strikt kontrolliert” werden und im Zeitraum zwischen 2026 und 2030 sinken. Bis 2030 soll der Anteil des Verbrauchs nicht-fossiler Energieträger 25 Prozent erreichen. Die Kohlendioxidemissionen pro BIP-Einheit sollen bis 2030 im Vergleich zu 2005 um mehr als 65 Prozent sinken. rad
Die Stadtregierung von Peking hat neue Daten zur Luftqualität für das vergangene Jahr vorgelegt. Demnach habe die Hauptstadt erstmals alle sechs Ziele für bessere Luftqualität eingehalten. Erstmals wurde auch das Ziel erreicht, den Anteil von Kleinstpartikeln – Feinstaub mit einem Durchmesser von 2,5 Mikrometer und kleiner – auf unter 35 Mikrogramm pro Kubikmeter zu senken. Experten sehen das als großen Fortschritt, da der Wert vor einigen Jahren noch bei 100 Mikrogramm lag.
Andererseits liegt dieser Feinstaub-Wert in Peking noch immer siebenmal höher als der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Wert. Die noch immer hohe Feinstaubbelastung gehe mit einem 45 Prozent höheren Lungenkrebsrisiko, einem 40 Prozent erhöhten Risiko für Schlaganfälle und Diabetes im Erwachsenenalter und einem 70 Prozent höheren Risiko für Herzerkrankungen einher, so ein Experte auf Twitter.
Li Shuo von Greenpeace Ostasien schrieb zu den Daten aus Peking: “Fortschritte sind möglich, wenn der politische Wille vorhanden ist. Doch in weiten Teilen von Hebei, Henan, Shanxi, Shandong und Sichuan ist die Situation noch immer miserabel. Die Luftverschmutzung ist ein nationales Problem, was durch diese neuen Zahlen aus Peking noch deutlicher wird.” nib
China kürzt die Subventionen für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben im kommenden Jahr. Die Regierung hatte bereits im April 2020 angekündigt, die staatlichen Beihilfen für diese Autos schrittweise zu kürzen, erst um zehn Prozent, dann 20 Prozent und 2022 schließlich um 30 Prozent. Die Förderung läuft nun am 31. Dezember 2022 komplett aus, teilte das Finanzministerium auf seiner Internetseite mit. Fahrzeuge, die nach diesem Datum zugelassen werden, erhalten keinen Zuschuss mehr. Ziel sei ein “sanfter Subventionsrückgang” mit einem Übergang zu anderen wirksamen Instrumenten zur Förderung von Autos mit alternativen Antrieben.
Unter die Fahrzeuge mit alternativen Antrieben (auch: New Energy Vehicles (NEV)) fallen Fahrzeuge mit Elektro-, Hybrid- und Wasserstoffantrieb. Zudem kündigte das Ministerium an, die Sicherheitskontrollen für solche Autos zu verstärken, um Unfälle zu vermeiden. China, weltgrößter Automarkt, hat das Ziel, dass bis 2025 ein Fünftel aller Neuzulassungen auf Elektro-, Hybrid- und Wasserstoffautos entfallen. rtr/fin
Ao Hong ist neuer Vorstandsvorsitzender der China Rare Earth Group. Das neu gegründete Unternehmen vereint drei staatliche Produzenten, die Seltene Erden produzieren. Die Zusammenführung soll die heimische Herstellung der Industriemetalle bündeln und ihre Förderung effizienter machen. Ao war bisher Direktor des staatlichen Metallkonzerns Chinalco. Die Kommission zur Kontrolle und Verwaltung von Staatsvermögen (SASAC) hat jüngst Chinalco, China Minmetals und Ganzhou Rare Earth Group fusioniert. China ist weltweit führend in der Produktion der gefragten Elemente und kontrolliert bis zu 90 Prozent des Sektors der Verarbeitung von Seltenen Erden.