Table.Briefing: China

Jack Ma ist zurück + Seidenstraße in Not

Liebe Leserin, lieber Leser,

es war die Nachricht des Tages: Jack Ma ist zurück in China. Bilder zeigen den ehemaligen Alibaba-Chef auf der Sonnenterrasse einer Schule in Hangzhou. Dort habe er mit dem Schulleiter über die künftige Ausrichtung des Bildungssektors in China gesprochen, wird von chinesischen Medien kolportiert. Marcel Grzanna zeigt, warum die tief gefallene Symbolfigur der chinesischen Tech-Branche nun einen Wiederaufstieg feiern darf. Die KP braucht die heimischen Privatunternehmen.

Doch aufgepasst: Nicht jeder Firmenchef sollte sich auf eine derart gefeierte Rückkehr verlassen. Der Investmentbanker Bao Fan erfährt derzeit schmerzlich, wie schnell man bei Xi Jinping in Ungnade fallen kann.

Unsere zweite Analyse widmet sich ebenfalls einem verlockend klingenden Versprechen: In Ländern wie Pakistan, wo westliche Firmen vor Investitionen zurückschrecken, springt China in die Bresche und sorgt für die dringend notwendige Unterstützung. Eine neue Studie des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel), der Weltbank, von AidData und der Harvard Kennedy School hat dieses Versprechen auf seine wirtschaftliche Nachhaltigkeit hin untersucht. Das Ergebnis: Chinas Seidenstraße ist in Not. Denn immer mehr Schuldner können ihre Seidenstraßen-Kredite nicht zurückzahlen.

Finn Mayer-Kuckuk zeigt, dass Chinas riesige Infrastruktur-Initiative von Anfang an nicht wirtschaftlich, sondern politisch motiviert war. Denn wer so viel Geld vergibt, will sich Einfluss erkaufen und Märkte beeinflussen. Und in der Tat: Chinas Prestigeprojekt verzerrt zunehmend das internationale Finanzgefüge. Die Folgen sind allerdings nicht nur entlang der Seidenstraße zu spüren, sondern bis tief in den Westen.

Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht

Ihr
Michael Radunski
Bild von Michael  Radunski

Analyse

Jack Ma: Vom Geächteten zur Symbolfigur

Jack Ma besucht die Yungu-Schule, die von Alibaba gegründet wurde.

Die Kraft der Bilder hat in autokratischen Staaten nahezu überbordende Bedeutung. Als am Montag ein Foto von Alibaba-Gründer Jack Ma auf der Sonnenterrasse einer Schule in Hangzhou in die Welt gesetzt wurde, folgten umgehend optimistische Interpretationen. Die öffentliche Rückkehr des Alibaba-Gründers in die Volksrepublik wurde als Symbol dafür gewertet, dass der Tech-Sektor in China ein Stück weit aus dem Würgegriff der Behörden entlassen werden könnte.

Ma, so wurde berichtet, habe mit dem Leiter der Yungu-Schule über die künftige Ausrichtung des Bildungssektors in China gesprochen und dabei die wachsende Bedeutung von innovativen Technologien diskutiert. Es sei um die Frage gegangen, wie sich der Mensch Künstliche Intelligenz zunutze machen könne, um Probleme zu lösen, statt von den Technologien der Zukunft kontrolliert zu werden.

Dass nun ausgerechnet wieder Jack Ma zu dieser Frage Anregungen vermitteln darf, die weit über den Campus der Schule hinaus Interesse wecken dürften, gilt einerseits als Signal an Investoren aus aller Welt, dass deren Kapital bei chinesischen Tech-Firmen gut angelegt ist. Andererseits als Signal an den chinesischen Privatsektor, dass der Staat dessen Unterstützung benötigt und fördert.

Li Qiang als Strippenzieher?

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass Chinas neuer Ministerpräsident Li Qiang dem 58-Jährigen schon seit Ende vergangenen Jahres mehrfach über Mittelsmänner angetragen haben soll, im Land wieder öffentlich in Erscheinung zu treten. Li hoffe demnach darauf, den privaten Firmen neuen Anlass zu geben, an die unternehmerische Freiheit im Land zu glauben.

Deswegen war auch der Ort für die verbreitete Fotoaufnahme von großer symbolischer Bedeutung. Die Yungu-Schule war vor sechs Jahren von Alibaba unter dem Leitsatz “Lokal handeln und global denken” gegründet worden. Die Einrichtung sieht sich als “Mittel zur Verwirklichung individualisierter Bildung durch fortschrittliche Technologien wie Big Data, Cloud-Computing und Internet der Dinge (IoT)”.

In den vergangenen Jahren hatten Alibaba und andre Firmen aus dem Tech-Sektor wenig zum öffentlichen Diskurs beitragen dürfen, da dies der Regulierungswut des Staates widersprach. Stattdessen waren die Topmanager der Branche gezwungen, den Behörden nach dem Mund zu reden. Die Zustimmung sollte Einigkeit propagieren zwischen privaten Unternehmen und der Kommunistischen Partei auf dem Weg Chinas zum “gemeinsamen Wohlstand”. Doch internationale Investoren fühlten sich zunehmend abgeschreckt. Prognosen zur Entwicklung des Sektors schienen weniger von der Innovationskraft und Marktakzeptanz der Unternehmen abhängig zu sein, als von der staatlichen Regulierungswut.

Ma als Bedrohung für das Machtmonopol

Ma persönlich hatte für das harte Durchgreifen wohl ungewollt den Auslöser geliefert. Sein zu forsches Auftreten gegenüber der Partei diente als Startschuss. Ma hatte die Regulatoren des Landes als rückwärtsgewandt dargestellt, die Staatsbanken als altmodisch, das System als unflexibel. Diese vernichtende Bewertung verstand Parteichef Xi Jinping vordergründig als Gefahr für die gesellschaftliche Rückbesinnung auf sozialistische Werte. Doch wohl auch als Bedrohung für das Machtmonopol der Partei.

Ma tauchte erst monatelang nicht mehr in der Öffentlichkeit auf, zog sich schrittweise von allen Firmenposten zurück und verkündete schließlich, er wolle seine Zeit künftig mehr zum Malen statt fürs Unternehmertum nutzen. Zuletzt hatte er China sogar verlassen und war bis Ende vergangener Woche rund ein Jahr lang nicht mehr zurückgekehrt.

Doch weil Ma eben mehr ist als ein Unternehmensgründer, sondern vielmehr von der Generation Y als Star einer Popkultur verehrt wird, besann sich offenbar auch die Partei eines Besseren.

Star einer Popkultur in China: Jack Ma rockt die Gala zum 20. Geburtstag von Alibaba.

Die teilweise Rehabilitierung des Aufmüpfigen könnte jedoch auch ein Hinweis auf den wahren Zustand der chinesischen Wirtschaft sein. Die Null-Covid-Strategie hat die Konjunktur des Landes arg gebeutelt – vermutlich mehr, als staatliche Daten und Statistiken es verraten.

Dabei gab es zumindest aus Sicht internationaler Investoren schon im vergangenen Jahr Zeichen der Entspannung. So hatte JP Morgan seine Bewertung von Aktien der Branchengrößen nach oben korrigiert und prognostiziert, dass die Papiere eine höhere Gesamtrendite erzielen könnten als der Durchschnitt der Aktien im Erfassungsbereich der Analysten.

Milliardär Bao Fan bleibt verschwunden

Freies Unternehmertum wird aber auch mit einem Jack Ma auf dem Präsentierteller weiter an der Leine der Partei bleiben. Parteichef Xi wird von seiner Linie kaum abweichen. Seit Jahren schon verschwinden immer wieder namhafte Firmenbosse oder Prominente in China, die viel Einfluss und Geld angehäuft haben. Fosun-Gründer Guo Guangchang, Investment-Unternehmer Xiao Jianhua, Mode-Milliardär Zhou Chengjian, Immobilienmogul Ren Zhiqiang, aber auch die Schauspielerin Fan Bingbing oder der Genforscher He Jiankui waren allesamt von heute auf morgen teils monatelang spurlos verschwunden, angeblich um chinesische Behörden bei Ermittlungen in Strafverfahren zu unterstützen.

Der jüngste Fall betrifft den Investmentbanker Bao Fan. Er befindet sich seit Wochen an einem unbekannten Ort. Baos Unternehmen, die China Renaissance Holdings, betreut unter anderem den chinesischen Fahrservice Didi Chuxing und den Lieferservice Meituan – zwei Schwergewichte in Chinas Tech-Industrie. Diese Verbindung in die Internetbranche mag reiner Zufall sein. Die Zuversicht in den chinesischen Privatsektor stärkt sie wohl nicht. Jack Mas Rückkehr nach China scheint insofern zeitlich bestens koordiniert.

  • Alibaba
  • Bao Fan
  • Internet
  • Jack Ma
  • Technologie
  • Wirtschaftswachstum

Teure Rettung von Seidenstraßen-Partnern

Die chinesische Regierung muss immer mehr Seidenstraßen-Partner vor der Zahlungsunfähigkeit retten. Bis Ende 2021 hat China 240 Milliarden Dollar für Rettungsdarlehen an mehr als 20 Länder ausgezahlt. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel), der Weltbank, von AidData und der Harvard Kennedy School, die China.Table vorab vorliegt.

Die Zahlen zeigen: Statt die Probleme einzugestehen, gewähren Chinas Staatsbanken lieber frische Kredite, damit die Schuldner die ursprünglichen Darlehen offiziell tilgen können. Einen Schuldenerlass gibt es der Studie zufolge nur selten. Zu den Empfängern der Kredite gehören Ägypten, Argentinien, Ecuador, Laos, die Mongolei, Pakistan, Surinam, Sri Lanka, die Türkei, die Ukraine, Venezuela und Weißrussland.

Politisch zur Rettung verpflichtet

Peking schiebt die Probleme damit allerdings nur auf die lange Bank. Denn durch eine Umschuldung hat der Kreditnehmer bekanntlich nicht mehr Geld. “Wenn man einen Schuldner retten will, der in Verzug ist oder kurz davor steht, muss man sich im Klaren darüber sein, ob man versucht, ein kurzfristiges Liquiditätsproblem oder ein langfristiges Solvenzproblem zu lösen”, sagt Studienautorin Carmen Reinhart von der Harvard Kennedy School.

Die chinesische Regierung betreibt die Umschuldung der Seidenstraßenpartner aus mehreren Gründen.

  • Die Belt-and-Road-Initiative (BRI) ist politisch gewollt. Misserfolge will Staatschef Xi Jinping möglichst verdecken.
  • Die ursprünglichen Kredite stammen von chinesischen Staatsbanken. Indem Peking den Partnerländern hilft, rettet es indirekt die eigenen Banken. Die Regierung steht hier aber auch in der Pflicht, weil es die Institute zur Teilnahme an der BRI verpflichtet hat.
  • Die Empfängerländer werden noch enger an China gebunden. Dazu passt der vergleichsweise hohe Zinssatz um fünf Prozent für das rettende Geld.

Schuldenlast bremst BRI

Wer einen Haufen uneinbringlicher Kredite zu bewältigen hat, verleiht nur ungern noch mehr Geld. Das zeigt sich auch in der Seidenstraßen-Statistik. “Die reguläre Kreditvergabe für neue Infrastruktur- und Energieprojekte haben chinesische Banken als Folge der umfangreichen Rettungskredite drastisch reduziert, was Fragen zur Zukunft der Neuen Seidenstraße aufwirft“, heißt es in der Studie.

Wenn die Seidenstraßen-Kredite nicht nur keine Rendite erbringen, sondern im Gegenteil immer mehr Geld kosten, kann China die BRI vermutlich nicht im derzeitigen Stil durchhalten. Auch die reiche Volksrepublik hat kein Geld zu verschenken. Die Finanzierung der BRI erfolgt bewusst in Form von Darlehen, nicht in Form von milden Gaben, sonst wäre sie innenpolitisch kaum zu vermitteln. Bankkredite, deren Rückzahlung gar nicht erst vorgesehen ist, sind jedoch sinnlos und gefährden das System.

Internationale Marktverzerrung

Doch Chinas Gebaren hat zunehmend auch internationale Auswirkungen, weit über die BRI hinaus. Während das Land bis 2012 in der internationalen Kreditlandschaft kaum eine Rolle spielte, ist China nun einer der wichtigsten Akteure geworden. Die Seidenstraßen-Initiative umfasst rund 150 Länder. China vergibt Kredite für Brücken, Straßen, Häfen, Kraftwerke, Stromleitungen und dergleichen. Chinas Auslandskredite werden auf mehr als 600 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Wer so viel Geld vergibt, kauft sich Einfluss und beeinflusst die Märkte. Wenn die Mittel jedoch nicht nach Kriterien wie Kreditwürdigkeit und Erfolgsaussichten zugeteilt werden, verzerren sie das Finanzgefüge. “Chinas Handeln hat deutliche Auswirkungen auf das globale Finanz- und Währungssystem, das unserer Einschätzung nach weniger institutionalisiert, weniger transparent und fragmentierter wird”, sagt IfW-Ökonom Christoph Trebesch, ein Mitautor der Studie.

Die USA haben sich seinerzeit ähnlich verhalten

Ein solches Verhalten aufstrebender Mächte ist jedoch weder neu noch überraschend. “Wir sehen klare historische Parallelen zu der Zeit, als die USA ihren Aufstieg als globale Finanzmacht begannen.” Ab den 1930er Jahren und insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg hat die US-Regierung sich ähnlich verhalten, um sich Einfluss gegen den erstarkenden Ostblock zu erkaufen.

Den Verdacht, dass die Seidenstraße China viel kostet, steht seit Beginn des Projekts im Jahr 2013 im Raum. Die Infrastruktur-Initiative ist allerdings in erster Linie nicht wirtschaftlich, sondern politisch motiviert. Auch innerhalb China gibt es immer wieder Kritik an den Milliardenkrediten für unsichere Empfänger. Xi Jinping hat abweichende Meinungen aber stets unterdrücken lassen.

  • Finanzen
  • Handel
  • Neue Seidenstraße

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News

Li: “Werden uns an die Regeln halten”

Premierminister Li Qiang hat den Bossen multinationaler Konzerne ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum versprochen. Am Montag sprach der neue Regierungschef im Rahmen des China Development Forums in Peking vor hochrangigen Wirtschaftsvertretern und sagte dabei auch zu, dass die Volksrepublik “unter allen Umständen” auf Öffnungspolitik setzen werde. Li betonte, dass sein Land tief in die internationalen Lieferketten integriert sei und sich in der Rolle als Lokomotive der Weltwirtschaft sehe.

Auch um Entwicklungen einer möglichen Abkopplung vorzubeugen, versicherte Li gegenüber den Teilnehmern, dass sich China an die hohen Standards der internationalen Wirtschafts- und Handelsregeln anpassen werde. Man werde die Öffnung der Volksrepublik “stetig und systematisch ausbauen und danach streben, ein erstklassiges Geschäftsumfeld zu schaffen, das marktorientiert, rechtsstaatlich fundiert und internationalisiert ist.”

Bereits am Sonntag hatte Vizepremierminister Ding Xuexiang an Ort und Stelle versprochen, dass Chinas Strategie der “Dual Circulation” auch weiterhin den Marktzugang für ausländische Firmen beinhalte. Das China Development Forum findet jährlich in Peking statt. Neben Allianz-Vorstandschef Oliver Bäte, BMW-Chef Oliver Zipse und Roland Busch von Siemens waren unter anderen auch Apple-CEO Tim Cook, Pfizer-Chef Albert Bourla und Ray Dalio, Gründer des weltgrößten Hedgefonds Bridgewater Associates, zu Gast.

Apple-Chef trifft Handelsminister

Handelsminister Wang Wentao hat sich am Montag mit Cook getroffen. Wie aus dem Handelsministerium zu hören war, tauschten die beiden Ansichten über die Entwicklung des Unternehmens in China aus. Zudem sei über die Stabilisierung von Industrie- und Lieferketten gesprochen worden. China sei bereit, ein gutes Umfeld und gute Dienstleistungen für ausländische Unternehmen zu bieten, auch für Apple, sagte der Minister.

Apple CEO Tim Cook am Wochenende auf dem China Development Forum in Peking.

Das Treffen ist insofern wichtig, als dass Apple zuletzt vermehrt nach alternativen Standorten zu China gesucht hat. So plane der US-Technologiekonzern beispielsweise sein iPhone 14 in Indien zu fertigen. Und auch die Kopfhörertypen AirPods und Beats sollen zukünftig in Indien produziert werden. grz/rad

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Saudi Aramco investiert Milliarden in China

Saudi Aramco will für 3,6 Milliarden US-Dollar zehn Prozent der Anteile am chinesischen Konzern Rongsheng Petrochemical erwerben. Zudem wird Aramco zusammen mit chinesischen Partnern im Nordosten Chinas Ölraffinerie und Petrochemie-Anlage bauen. Das gut zwölf Milliarden US-Dollar teure Werk in der Provinz Liaoning soll ab dem zweiten Quartal gebaut werden und 2026 voll funktionsfähig sein. Damit vergrößert der weltgrößte Ölproduzent erheblich seine Raffineriepräsenz in China.

Es scheint, als würde Chinas jüngster diplomatischer Erfolg im Nahen Osten sich damit auch wirtschaftlich auszahlen: Vor wenigen Wochen war es Peking gelungen, eine Einigung zwischen den lange zerstrittenen Staaten Iran und Saudi-Arabien zu erzielen.

Rongsheng besitzt eine 51-prozentige Beteiligung an Zhejiang Petroleum and Chemical Co., die wiederum den größten integrierten Raffinerie- und Chemiekomplex in China betreibt, mit einer Kapazität zur Verarbeitung von 800.000 Barrel Rohöl pro Tag und zur Produktion von 4,2 Millionen Tonnen Ethylen pro Jahr.

Neue Raffinerie in Liaoning

Schon am Sonntag wurden die Pläne über den Bau eines riesigen Raffinerie- und Petrochemiekomplex bekannt. Aramco werde das Projekt zusammen mit North Huajin Chemical und Panjin Xincheng in Panjin in der Provinz Liaoning errichten. Das gab Aramco-CEO Amin Nasser am Sonntag auf dem China Development Forum in Peking bekannt.

Das Aramco-Projekt war ursprünglich schon 2019 vereinbart worden, während des Besuchs von Kronprinz Mohammed bin Salman in Peking. Aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen strikten Abriegelung Chinas wurde es jedoch verschoben. Nun fällt es deutlich größer aus als ursprünglich geplant. Saudi Aramco wird 30 Prozent besitzen. 51 Prozent gehen an Norinco Group, die Muttergesellschaft von North Huajin Chemical. Panjin Xincheng erhält die restlichen 19 Prozent.

Mit den neuen Investitionen baut Aramco seine Marktposition als wichtiger Rohöl-Lieferant der Volksrepublik aus. Es sind die ersten großen Deals seit dem Besuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping im Dezember. Dabei hatte er für die Abrechnung von Öl-Geschäften in Yuan statt Dollar plädiert, um den Einfluss der USA zurückzudrängen. rad

  • Handel
  • Naher Osten

Taiwans Ex-Präsident in Shanghai gelandet

Ma Ying-jeou ist am Montag in China gelandet. Am Flughafen Pudong in Shanghai wurde der ehemalige Präsident Taiwans von chinesischen Beamten empfangen, darunter Chen Yuanfeng, stellvertretender Leiter des chinesischen Büros für Taiwan-Angelegenheiten. Ma sagte, er hoffe, Frieden zu schaffen und die Beziehungen zu verbessern.

Ma ist der erste amtierende oder ehemalige Präsident Taiwans, der die Volksrepublik besucht. Vor der Abreise hatte der 73-Jährige gesagt, er sei sehr glücklich, auf eine Reise zu gehen, bei der er mit Studenten sprechen und den Gräbern seiner Vorfahren in China Respekt zollen werde.

Taiwans aktuelle Präsidentin Tsai Ing-wen hingegen kritisierte Mas Besuch. Aus ihrer Partei DPP hieß es am Montag, die Reise sei unangemessen, weil mit Honduras gerade ein langjähriger Verbündeter Taiwans die Beziehungen zu Taipeh zugunsten Pekings beendet hat.

Ma ist Mitglied der Kuomintang (KMT) und war von 2008 bis 2016 Präsident Taiwans. Die KMT befürwortet enge Beziehungen zu China und ist überzeugt, angesichts der Spannungen in der Taiwanstraße sei es dringend erforderlich, den Dialog mit China zu suchen. Auch Präsidentin Tsai hatte Peking zu Gesprächen aufgefordert. China hat ihr Ansinnen jedoch wiederholt mit der Begründung zurückgewiesen, Tsai sei eine Separatistin. rad

China mahnt friedliche Lösung für Ukraine an

China hat seine Forderung nach einer “friedlichen Lösung” des Ukraine-Krieges am Montag wiederholt. Zuvor hatte Russland angekündigt, taktische Atomwaffen im benachbarten Weißrussland zu stationieren. “Unter den gegenwärtigen Umständen sollten sich alle Parteien auf diplomatische Bemühungen konzentrieren, um die Ukraine-Krise friedlich zu lösen und gemeinsam die Entspannung der Situation voranzutreiben”, sagte die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums.

Damit schreckt China weiterhin von einer öffentlichen Kritik an Russland zurück. Das ist bemerkenswert. Xi Jinping und Wladimir Putin hatten sich erst vor wenigen Tagen gemeinsam gegen den Einsatz von Atomwaffen außerhalb der nationalen Territorien ausgesprochen.

Es wäre das erste Mal seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, dass russische Atomwaffen außerhalb ihrer Grenzen stationiert würden. Putin hatte seit seinem Überfall auf die Ukraine schon mehrmals nukleare Drohungen ausgesprochen. rad

  • Atomwaffen
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Presseschau

Kritik aus der Regierung – Für bessere Beziehungen: Ehemaliger Präsident Taiwans in China eingetroffen RND
Interview zu Taiwan-Konflikt: “Merkel ist offenbar falsch beraten worden” N-TV
Anger in Taiwan, boasting in China in wake of Honduras switch THEGUARDIAN
Angst vor Waffenlieferungen Chinas an Russland: Macron und von der Leyen reisen nach Peking FR
Im Schatten von Putins Krieg schmiedet Xi eine neue Geld-Allianz FOCUS
“Putin hat Xi gedemütigt”: Ex-Diplomat sieht China mit Atomwaffen-Plan brüskiert MERKUR
Xi and Putin’s plan for a ‘new era’: How to read between the lines ELPAIS
Abhängigkeit künftig noch größer? Deutsche Konzerne ignorieren Regierungskurs zu China N-TV
China: Zentralregierung verschuldet sich so schnell wie nie zuvor FINANZMARKTWELT
China: Wirtschaft – von Euphorie zu Ernüchterung und Enttäuschung FINANZMARKTWELT
Angestellter eines Pharmakonzerns – Japanischer Staatsbürger in China verhaftet: Tokio fordert Freilassung RND
Verschwundener Milliardär – Alibaba-Gründer Jack Ma: Chinas bekanntester Unternehmer ist zurück RND
Zwangsarbeit in China: Was bringt das Lieferkettengesetz? TAGESSCHAU
Strafe für Deloitte: China verschärft Aufsicht über die “Big Four” HANDELSBLATT
Saudi Aramco landet Doppelschlag in China BOERSEN-ZEITUNG
China Energy plans 1000 MW floating solar plant in Zimbabwe REUTERS
Chinesische Banken zeigen Interesse an Kryptounternehmen in Hongkong FINANZEN
Vier Jahre musste die Art Basel Hong Kong wegen Covid pausieren. Nun ist sie zurück – in einer völlig veränderten Stadt STERN
China entwickelt eine aktive Tarnung für U-Boote FUTUREZONE
With a diplomatic flurry, European leaders will push China on peacemaking claim SCMP

Heads

Beste-Fopma – “Dumme Fragen, einfach gestellt”

Nicole Beste-Fopma ist Autorin und freie Journalistin. Sie hat mehrere Jahre in Shanghai und Singapur gelebt.

Als Nicole Beste-Fopma 2019 das erste Mal nach China reist, hat sie ihr Herz bereits bei der Landung verloren. Noch im selben Jahr zieht sie mit ihrem Mann nach Shanghai, später weiter ins chinesisch geprägte Singapur. Beste-Fopma ist Autorin und freie Journalistin – eine Tätigkeit, die keinen festen Wohnsitz braucht.

Gemeinsam mit Alexandra Steffens-Klein schrieb sie das Buch “111 Ort in Shanghai, die man gesehen haben muss” und leitete von Asien aus das “LOB-Magazin”, ein Magazin zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. “Ich glaube, dass kaum jemand gemerkt hat, dass ich im Ausland gelebt habe”, erinnert sie sich. “Außer bei Videokonferenzen im Winter, wenn alle in dicken Pullis da saßen und ich im Sommerkleid.”

“Warum können Chinesen überall schlafen?”

Mittlerweile lebt Beste-Fopma wieder in Deutschland, aber ihre Zeit in Shanghai und Singapur prägt sie immer noch – und führte zum nächsten Buch “China: Dumme Fragen, einfach gestellt”. “Als Alexandra und ich durch Shanghai streiften, sind immer wieder Fragen aufgekommen”, erzählt die Autorin, und nennt einige Beispiele: “Warum können Chinesen eigentlich überall schlafen? Was hat die Ananas mit dem chinesischen Neujahrsfest zu tun? Und warum haben die meisten Chinesen keine grauen Haare?”

Die beiden Frauen begannen mit der Recherche. “Wir kamen aus dem Lachen und Staunen bald nicht mehr heraus” – die Antworten wollten sie nicht für sich behalten und schrieben sie auf. Das Ergebnis erscheint kommenden Herbst.

Familienzusammenhalt in China

Als Mutter von mittlerweile vier Kindern, die sie viele Jahre alleinerziehend großgezogen hat, musste Beste-Fopma schon früh Beruf und Familie miteinander vereinbaren. Daraus ist eine Vision gewachsen, die sie unter anderem mit dem LOB-Magazin verfolgt, das sie selbst gegründet hat: “Ich will, dass alle ihr Leben so gestalten können, wie sie es sich wünschen – ohne dafür potenzielle Karriereeinbußen hinnehmen zu müssen.” Ideen hierfür will Beste-Fopma gemeinsam mit anderen Akteuren diskutieren, im Rahmen eines neuen Formats, dem “LOB VeinbarkeitsBarCamp” – sicher auch mit Inspirationen aus Fernost.

Die Zeit in China und Singapur hat Beste-Fopma gezeigt, wie es gelingen kann, die Vereinbarkeit ganz anders zu leben als in Deutschland. “In Shanghai und Singapur gehen die Kinder in Ganztagsschulen. Die Mütter und Väter haben also Zeit für den Job”, erklärt sie. Außerdem sei der Familienzusammenhalt sehr groß, in beiden Ländern zögen nach der Geburt üblicherweise die Großeltern zu der jungen Familie, um sie zu unterstützen. “In China werden die Frauen fünf Jahre vor den Männern pensioniert, um genau diese Aufgabe – die Betreuung der Enkelkinder – zu übernehmen.”

Obwohl Beste-Fopma Mao ungern zitiert, tut sie es im Gespräch dennoch: “Die Hälfte des Himmels wird von den Frauen getragen”, das habe er einmal gesagt. “Ich habe den Eindruck, dass es in China selbstverständlicher ist, dass auch die Frauen erwerbstätig sind.” Svenja Napp

Personalie

Richard Bergmann ist seit Jahresbeginn Senior Project Manager Audi Q4 e-tron China. Bergmann ist seit fast zehn Jahren bei der Audi AG beschäftigt und war zuletzt Senior Project Manager Audi A3 China.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

  • Audi

Dessert

Nicht Fußball, nicht Tennis, sondern Basketball ist in Taipan (Guizhou) offenbar Volkssport Nummer 1. Am Wochenende spielten auf dem Dorfplatz die Mannschaft von Tongren und Bijie um Platz 3 im lokalen Dorf-Turnier. Tausende Zuschauer wollten dabei sein – notfalls mit langer Leiter und dem strömenden Regen zum Trotz.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    es war die Nachricht des Tages: Jack Ma ist zurück in China. Bilder zeigen den ehemaligen Alibaba-Chef auf der Sonnenterrasse einer Schule in Hangzhou. Dort habe er mit dem Schulleiter über die künftige Ausrichtung des Bildungssektors in China gesprochen, wird von chinesischen Medien kolportiert. Marcel Grzanna zeigt, warum die tief gefallene Symbolfigur der chinesischen Tech-Branche nun einen Wiederaufstieg feiern darf. Die KP braucht die heimischen Privatunternehmen.

    Doch aufgepasst: Nicht jeder Firmenchef sollte sich auf eine derart gefeierte Rückkehr verlassen. Der Investmentbanker Bao Fan erfährt derzeit schmerzlich, wie schnell man bei Xi Jinping in Ungnade fallen kann.

    Unsere zweite Analyse widmet sich ebenfalls einem verlockend klingenden Versprechen: In Ländern wie Pakistan, wo westliche Firmen vor Investitionen zurückschrecken, springt China in die Bresche und sorgt für die dringend notwendige Unterstützung. Eine neue Studie des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel), der Weltbank, von AidData und der Harvard Kennedy School hat dieses Versprechen auf seine wirtschaftliche Nachhaltigkeit hin untersucht. Das Ergebnis: Chinas Seidenstraße ist in Not. Denn immer mehr Schuldner können ihre Seidenstraßen-Kredite nicht zurückzahlen.

    Finn Mayer-Kuckuk zeigt, dass Chinas riesige Infrastruktur-Initiative von Anfang an nicht wirtschaftlich, sondern politisch motiviert war. Denn wer so viel Geld vergibt, will sich Einfluss erkaufen und Märkte beeinflussen. Und in der Tat: Chinas Prestigeprojekt verzerrt zunehmend das internationale Finanzgefüge. Die Folgen sind allerdings nicht nur entlang der Seidenstraße zu spüren, sondern bis tief in den Westen.

    Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht

    Ihr
    Michael Radunski
    Bild von Michael  Radunski

    Analyse

    Jack Ma: Vom Geächteten zur Symbolfigur

    Jack Ma besucht die Yungu-Schule, die von Alibaba gegründet wurde.

    Die Kraft der Bilder hat in autokratischen Staaten nahezu überbordende Bedeutung. Als am Montag ein Foto von Alibaba-Gründer Jack Ma auf der Sonnenterrasse einer Schule in Hangzhou in die Welt gesetzt wurde, folgten umgehend optimistische Interpretationen. Die öffentliche Rückkehr des Alibaba-Gründers in die Volksrepublik wurde als Symbol dafür gewertet, dass der Tech-Sektor in China ein Stück weit aus dem Würgegriff der Behörden entlassen werden könnte.

    Ma, so wurde berichtet, habe mit dem Leiter der Yungu-Schule über die künftige Ausrichtung des Bildungssektors in China gesprochen und dabei die wachsende Bedeutung von innovativen Technologien diskutiert. Es sei um die Frage gegangen, wie sich der Mensch Künstliche Intelligenz zunutze machen könne, um Probleme zu lösen, statt von den Technologien der Zukunft kontrolliert zu werden.

    Dass nun ausgerechnet wieder Jack Ma zu dieser Frage Anregungen vermitteln darf, die weit über den Campus der Schule hinaus Interesse wecken dürften, gilt einerseits als Signal an Investoren aus aller Welt, dass deren Kapital bei chinesischen Tech-Firmen gut angelegt ist. Andererseits als Signal an den chinesischen Privatsektor, dass der Staat dessen Unterstützung benötigt und fördert.

    Li Qiang als Strippenzieher?

    Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass Chinas neuer Ministerpräsident Li Qiang dem 58-Jährigen schon seit Ende vergangenen Jahres mehrfach über Mittelsmänner angetragen haben soll, im Land wieder öffentlich in Erscheinung zu treten. Li hoffe demnach darauf, den privaten Firmen neuen Anlass zu geben, an die unternehmerische Freiheit im Land zu glauben.

    Deswegen war auch der Ort für die verbreitete Fotoaufnahme von großer symbolischer Bedeutung. Die Yungu-Schule war vor sechs Jahren von Alibaba unter dem Leitsatz “Lokal handeln und global denken” gegründet worden. Die Einrichtung sieht sich als “Mittel zur Verwirklichung individualisierter Bildung durch fortschrittliche Technologien wie Big Data, Cloud-Computing und Internet der Dinge (IoT)”.

    In den vergangenen Jahren hatten Alibaba und andre Firmen aus dem Tech-Sektor wenig zum öffentlichen Diskurs beitragen dürfen, da dies der Regulierungswut des Staates widersprach. Stattdessen waren die Topmanager der Branche gezwungen, den Behörden nach dem Mund zu reden. Die Zustimmung sollte Einigkeit propagieren zwischen privaten Unternehmen und der Kommunistischen Partei auf dem Weg Chinas zum “gemeinsamen Wohlstand”. Doch internationale Investoren fühlten sich zunehmend abgeschreckt. Prognosen zur Entwicklung des Sektors schienen weniger von der Innovationskraft und Marktakzeptanz der Unternehmen abhängig zu sein, als von der staatlichen Regulierungswut.

    Ma als Bedrohung für das Machtmonopol

    Ma persönlich hatte für das harte Durchgreifen wohl ungewollt den Auslöser geliefert. Sein zu forsches Auftreten gegenüber der Partei diente als Startschuss. Ma hatte die Regulatoren des Landes als rückwärtsgewandt dargestellt, die Staatsbanken als altmodisch, das System als unflexibel. Diese vernichtende Bewertung verstand Parteichef Xi Jinping vordergründig als Gefahr für die gesellschaftliche Rückbesinnung auf sozialistische Werte. Doch wohl auch als Bedrohung für das Machtmonopol der Partei.

    Ma tauchte erst monatelang nicht mehr in der Öffentlichkeit auf, zog sich schrittweise von allen Firmenposten zurück und verkündete schließlich, er wolle seine Zeit künftig mehr zum Malen statt fürs Unternehmertum nutzen. Zuletzt hatte er China sogar verlassen und war bis Ende vergangener Woche rund ein Jahr lang nicht mehr zurückgekehrt.

    Doch weil Ma eben mehr ist als ein Unternehmensgründer, sondern vielmehr von der Generation Y als Star einer Popkultur verehrt wird, besann sich offenbar auch die Partei eines Besseren.

    Star einer Popkultur in China: Jack Ma rockt die Gala zum 20. Geburtstag von Alibaba.

    Die teilweise Rehabilitierung des Aufmüpfigen könnte jedoch auch ein Hinweis auf den wahren Zustand der chinesischen Wirtschaft sein. Die Null-Covid-Strategie hat die Konjunktur des Landes arg gebeutelt – vermutlich mehr, als staatliche Daten und Statistiken es verraten.

    Dabei gab es zumindest aus Sicht internationaler Investoren schon im vergangenen Jahr Zeichen der Entspannung. So hatte JP Morgan seine Bewertung von Aktien der Branchengrößen nach oben korrigiert und prognostiziert, dass die Papiere eine höhere Gesamtrendite erzielen könnten als der Durchschnitt der Aktien im Erfassungsbereich der Analysten.

    Milliardär Bao Fan bleibt verschwunden

    Freies Unternehmertum wird aber auch mit einem Jack Ma auf dem Präsentierteller weiter an der Leine der Partei bleiben. Parteichef Xi wird von seiner Linie kaum abweichen. Seit Jahren schon verschwinden immer wieder namhafte Firmenbosse oder Prominente in China, die viel Einfluss und Geld angehäuft haben. Fosun-Gründer Guo Guangchang, Investment-Unternehmer Xiao Jianhua, Mode-Milliardär Zhou Chengjian, Immobilienmogul Ren Zhiqiang, aber auch die Schauspielerin Fan Bingbing oder der Genforscher He Jiankui waren allesamt von heute auf morgen teils monatelang spurlos verschwunden, angeblich um chinesische Behörden bei Ermittlungen in Strafverfahren zu unterstützen.

    Der jüngste Fall betrifft den Investmentbanker Bao Fan. Er befindet sich seit Wochen an einem unbekannten Ort. Baos Unternehmen, die China Renaissance Holdings, betreut unter anderem den chinesischen Fahrservice Didi Chuxing und den Lieferservice Meituan – zwei Schwergewichte in Chinas Tech-Industrie. Diese Verbindung in die Internetbranche mag reiner Zufall sein. Die Zuversicht in den chinesischen Privatsektor stärkt sie wohl nicht. Jack Mas Rückkehr nach China scheint insofern zeitlich bestens koordiniert.

    • Alibaba
    • Bao Fan
    • Internet
    • Jack Ma
    • Technologie
    • Wirtschaftswachstum

    Teure Rettung von Seidenstraßen-Partnern

    Die chinesische Regierung muss immer mehr Seidenstraßen-Partner vor der Zahlungsunfähigkeit retten. Bis Ende 2021 hat China 240 Milliarden Dollar für Rettungsdarlehen an mehr als 20 Länder ausgezahlt. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel), der Weltbank, von AidData und der Harvard Kennedy School, die China.Table vorab vorliegt.

    Die Zahlen zeigen: Statt die Probleme einzugestehen, gewähren Chinas Staatsbanken lieber frische Kredite, damit die Schuldner die ursprünglichen Darlehen offiziell tilgen können. Einen Schuldenerlass gibt es der Studie zufolge nur selten. Zu den Empfängern der Kredite gehören Ägypten, Argentinien, Ecuador, Laos, die Mongolei, Pakistan, Surinam, Sri Lanka, die Türkei, die Ukraine, Venezuela und Weißrussland.

    Politisch zur Rettung verpflichtet

    Peking schiebt die Probleme damit allerdings nur auf die lange Bank. Denn durch eine Umschuldung hat der Kreditnehmer bekanntlich nicht mehr Geld. “Wenn man einen Schuldner retten will, der in Verzug ist oder kurz davor steht, muss man sich im Klaren darüber sein, ob man versucht, ein kurzfristiges Liquiditätsproblem oder ein langfristiges Solvenzproblem zu lösen”, sagt Studienautorin Carmen Reinhart von der Harvard Kennedy School.

    Die chinesische Regierung betreibt die Umschuldung der Seidenstraßenpartner aus mehreren Gründen.

    • Die Belt-and-Road-Initiative (BRI) ist politisch gewollt. Misserfolge will Staatschef Xi Jinping möglichst verdecken.
    • Die ursprünglichen Kredite stammen von chinesischen Staatsbanken. Indem Peking den Partnerländern hilft, rettet es indirekt die eigenen Banken. Die Regierung steht hier aber auch in der Pflicht, weil es die Institute zur Teilnahme an der BRI verpflichtet hat.
    • Die Empfängerländer werden noch enger an China gebunden. Dazu passt der vergleichsweise hohe Zinssatz um fünf Prozent für das rettende Geld.

    Schuldenlast bremst BRI

    Wer einen Haufen uneinbringlicher Kredite zu bewältigen hat, verleiht nur ungern noch mehr Geld. Das zeigt sich auch in der Seidenstraßen-Statistik. “Die reguläre Kreditvergabe für neue Infrastruktur- und Energieprojekte haben chinesische Banken als Folge der umfangreichen Rettungskredite drastisch reduziert, was Fragen zur Zukunft der Neuen Seidenstraße aufwirft“, heißt es in der Studie.

    Wenn die Seidenstraßen-Kredite nicht nur keine Rendite erbringen, sondern im Gegenteil immer mehr Geld kosten, kann China die BRI vermutlich nicht im derzeitigen Stil durchhalten. Auch die reiche Volksrepublik hat kein Geld zu verschenken. Die Finanzierung der BRI erfolgt bewusst in Form von Darlehen, nicht in Form von milden Gaben, sonst wäre sie innenpolitisch kaum zu vermitteln. Bankkredite, deren Rückzahlung gar nicht erst vorgesehen ist, sind jedoch sinnlos und gefährden das System.

    Internationale Marktverzerrung

    Doch Chinas Gebaren hat zunehmend auch internationale Auswirkungen, weit über die BRI hinaus. Während das Land bis 2012 in der internationalen Kreditlandschaft kaum eine Rolle spielte, ist China nun einer der wichtigsten Akteure geworden. Die Seidenstraßen-Initiative umfasst rund 150 Länder. China vergibt Kredite für Brücken, Straßen, Häfen, Kraftwerke, Stromleitungen und dergleichen. Chinas Auslandskredite werden auf mehr als 600 Milliarden US-Dollar geschätzt.

    Wer so viel Geld vergibt, kauft sich Einfluss und beeinflusst die Märkte. Wenn die Mittel jedoch nicht nach Kriterien wie Kreditwürdigkeit und Erfolgsaussichten zugeteilt werden, verzerren sie das Finanzgefüge. “Chinas Handeln hat deutliche Auswirkungen auf das globale Finanz- und Währungssystem, das unserer Einschätzung nach weniger institutionalisiert, weniger transparent und fragmentierter wird”, sagt IfW-Ökonom Christoph Trebesch, ein Mitautor der Studie.

    Die USA haben sich seinerzeit ähnlich verhalten

    Ein solches Verhalten aufstrebender Mächte ist jedoch weder neu noch überraschend. “Wir sehen klare historische Parallelen zu der Zeit, als die USA ihren Aufstieg als globale Finanzmacht begannen.” Ab den 1930er Jahren und insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg hat die US-Regierung sich ähnlich verhalten, um sich Einfluss gegen den erstarkenden Ostblock zu erkaufen.

    Den Verdacht, dass die Seidenstraße China viel kostet, steht seit Beginn des Projekts im Jahr 2013 im Raum. Die Infrastruktur-Initiative ist allerdings in erster Linie nicht wirtschaftlich, sondern politisch motiviert. Auch innerhalb China gibt es immer wieder Kritik an den Milliardenkrediten für unsichere Empfänger. Xi Jinping hat abweichende Meinungen aber stets unterdrücken lassen.

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    Li: “Werden uns an die Regeln halten”

    Premierminister Li Qiang hat den Bossen multinationaler Konzerne ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum versprochen. Am Montag sprach der neue Regierungschef im Rahmen des China Development Forums in Peking vor hochrangigen Wirtschaftsvertretern und sagte dabei auch zu, dass die Volksrepublik “unter allen Umständen” auf Öffnungspolitik setzen werde. Li betonte, dass sein Land tief in die internationalen Lieferketten integriert sei und sich in der Rolle als Lokomotive der Weltwirtschaft sehe.

    Auch um Entwicklungen einer möglichen Abkopplung vorzubeugen, versicherte Li gegenüber den Teilnehmern, dass sich China an die hohen Standards der internationalen Wirtschafts- und Handelsregeln anpassen werde. Man werde die Öffnung der Volksrepublik “stetig und systematisch ausbauen und danach streben, ein erstklassiges Geschäftsumfeld zu schaffen, das marktorientiert, rechtsstaatlich fundiert und internationalisiert ist.”

    Bereits am Sonntag hatte Vizepremierminister Ding Xuexiang an Ort und Stelle versprochen, dass Chinas Strategie der “Dual Circulation” auch weiterhin den Marktzugang für ausländische Firmen beinhalte. Das China Development Forum findet jährlich in Peking statt. Neben Allianz-Vorstandschef Oliver Bäte, BMW-Chef Oliver Zipse und Roland Busch von Siemens waren unter anderen auch Apple-CEO Tim Cook, Pfizer-Chef Albert Bourla und Ray Dalio, Gründer des weltgrößten Hedgefonds Bridgewater Associates, zu Gast.

    Apple-Chef trifft Handelsminister

    Handelsminister Wang Wentao hat sich am Montag mit Cook getroffen. Wie aus dem Handelsministerium zu hören war, tauschten die beiden Ansichten über die Entwicklung des Unternehmens in China aus. Zudem sei über die Stabilisierung von Industrie- und Lieferketten gesprochen worden. China sei bereit, ein gutes Umfeld und gute Dienstleistungen für ausländische Unternehmen zu bieten, auch für Apple, sagte der Minister.

    Apple CEO Tim Cook am Wochenende auf dem China Development Forum in Peking.

    Das Treffen ist insofern wichtig, als dass Apple zuletzt vermehrt nach alternativen Standorten zu China gesucht hat. So plane der US-Technologiekonzern beispielsweise sein iPhone 14 in Indien zu fertigen. Und auch die Kopfhörertypen AirPods und Beats sollen zukünftig in Indien produziert werden. grz/rad

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    Saudi Aramco investiert Milliarden in China

    Saudi Aramco will für 3,6 Milliarden US-Dollar zehn Prozent der Anteile am chinesischen Konzern Rongsheng Petrochemical erwerben. Zudem wird Aramco zusammen mit chinesischen Partnern im Nordosten Chinas Ölraffinerie und Petrochemie-Anlage bauen. Das gut zwölf Milliarden US-Dollar teure Werk in der Provinz Liaoning soll ab dem zweiten Quartal gebaut werden und 2026 voll funktionsfähig sein. Damit vergrößert der weltgrößte Ölproduzent erheblich seine Raffineriepräsenz in China.

    Es scheint, als würde Chinas jüngster diplomatischer Erfolg im Nahen Osten sich damit auch wirtschaftlich auszahlen: Vor wenigen Wochen war es Peking gelungen, eine Einigung zwischen den lange zerstrittenen Staaten Iran und Saudi-Arabien zu erzielen.

    Rongsheng besitzt eine 51-prozentige Beteiligung an Zhejiang Petroleum and Chemical Co., die wiederum den größten integrierten Raffinerie- und Chemiekomplex in China betreibt, mit einer Kapazität zur Verarbeitung von 800.000 Barrel Rohöl pro Tag und zur Produktion von 4,2 Millionen Tonnen Ethylen pro Jahr.

    Neue Raffinerie in Liaoning

    Schon am Sonntag wurden die Pläne über den Bau eines riesigen Raffinerie- und Petrochemiekomplex bekannt. Aramco werde das Projekt zusammen mit North Huajin Chemical und Panjin Xincheng in Panjin in der Provinz Liaoning errichten. Das gab Aramco-CEO Amin Nasser am Sonntag auf dem China Development Forum in Peking bekannt.

    Das Aramco-Projekt war ursprünglich schon 2019 vereinbart worden, während des Besuchs von Kronprinz Mohammed bin Salman in Peking. Aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen strikten Abriegelung Chinas wurde es jedoch verschoben. Nun fällt es deutlich größer aus als ursprünglich geplant. Saudi Aramco wird 30 Prozent besitzen. 51 Prozent gehen an Norinco Group, die Muttergesellschaft von North Huajin Chemical. Panjin Xincheng erhält die restlichen 19 Prozent.

    Mit den neuen Investitionen baut Aramco seine Marktposition als wichtiger Rohöl-Lieferant der Volksrepublik aus. Es sind die ersten großen Deals seit dem Besuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping im Dezember. Dabei hatte er für die Abrechnung von Öl-Geschäften in Yuan statt Dollar plädiert, um den Einfluss der USA zurückzudrängen. rad

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    Taiwans Ex-Präsident in Shanghai gelandet

    Ma Ying-jeou ist am Montag in China gelandet. Am Flughafen Pudong in Shanghai wurde der ehemalige Präsident Taiwans von chinesischen Beamten empfangen, darunter Chen Yuanfeng, stellvertretender Leiter des chinesischen Büros für Taiwan-Angelegenheiten. Ma sagte, er hoffe, Frieden zu schaffen und die Beziehungen zu verbessern.

    Ma ist der erste amtierende oder ehemalige Präsident Taiwans, der die Volksrepublik besucht. Vor der Abreise hatte der 73-Jährige gesagt, er sei sehr glücklich, auf eine Reise zu gehen, bei der er mit Studenten sprechen und den Gräbern seiner Vorfahren in China Respekt zollen werde.

    Taiwans aktuelle Präsidentin Tsai Ing-wen hingegen kritisierte Mas Besuch. Aus ihrer Partei DPP hieß es am Montag, die Reise sei unangemessen, weil mit Honduras gerade ein langjähriger Verbündeter Taiwans die Beziehungen zu Taipeh zugunsten Pekings beendet hat.

    Ma ist Mitglied der Kuomintang (KMT) und war von 2008 bis 2016 Präsident Taiwans. Die KMT befürwortet enge Beziehungen zu China und ist überzeugt, angesichts der Spannungen in der Taiwanstraße sei es dringend erforderlich, den Dialog mit China zu suchen. Auch Präsidentin Tsai hatte Peking zu Gesprächen aufgefordert. China hat ihr Ansinnen jedoch wiederholt mit der Begründung zurückgewiesen, Tsai sei eine Separatistin. rad

    China mahnt friedliche Lösung für Ukraine an

    China hat seine Forderung nach einer “friedlichen Lösung” des Ukraine-Krieges am Montag wiederholt. Zuvor hatte Russland angekündigt, taktische Atomwaffen im benachbarten Weißrussland zu stationieren. “Unter den gegenwärtigen Umständen sollten sich alle Parteien auf diplomatische Bemühungen konzentrieren, um die Ukraine-Krise friedlich zu lösen und gemeinsam die Entspannung der Situation voranzutreiben”, sagte die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums.

    Damit schreckt China weiterhin von einer öffentlichen Kritik an Russland zurück. Das ist bemerkenswert. Xi Jinping und Wladimir Putin hatten sich erst vor wenigen Tagen gemeinsam gegen den Einsatz von Atomwaffen außerhalb der nationalen Territorien ausgesprochen.

    Es wäre das erste Mal seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, dass russische Atomwaffen außerhalb ihrer Grenzen stationiert würden. Putin hatte seit seinem Überfall auf die Ukraine schon mehrmals nukleare Drohungen ausgesprochen. rad

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    Presseschau

    Kritik aus der Regierung – Für bessere Beziehungen: Ehemaliger Präsident Taiwans in China eingetroffen RND
    Interview zu Taiwan-Konflikt: “Merkel ist offenbar falsch beraten worden” N-TV
    Anger in Taiwan, boasting in China in wake of Honduras switch THEGUARDIAN
    Angst vor Waffenlieferungen Chinas an Russland: Macron und von der Leyen reisen nach Peking FR
    Im Schatten von Putins Krieg schmiedet Xi eine neue Geld-Allianz FOCUS
    “Putin hat Xi gedemütigt”: Ex-Diplomat sieht China mit Atomwaffen-Plan brüskiert MERKUR
    Xi and Putin’s plan for a ‘new era’: How to read between the lines ELPAIS
    Abhängigkeit künftig noch größer? Deutsche Konzerne ignorieren Regierungskurs zu China N-TV
    China: Zentralregierung verschuldet sich so schnell wie nie zuvor FINANZMARKTWELT
    China: Wirtschaft – von Euphorie zu Ernüchterung und Enttäuschung FINANZMARKTWELT
    Angestellter eines Pharmakonzerns – Japanischer Staatsbürger in China verhaftet: Tokio fordert Freilassung RND
    Verschwundener Milliardär – Alibaba-Gründer Jack Ma: Chinas bekanntester Unternehmer ist zurück RND
    Zwangsarbeit in China: Was bringt das Lieferkettengesetz? TAGESSCHAU
    Strafe für Deloitte: China verschärft Aufsicht über die “Big Four” HANDELSBLATT
    Saudi Aramco landet Doppelschlag in China BOERSEN-ZEITUNG
    China Energy plans 1000 MW floating solar plant in Zimbabwe REUTERS
    Chinesische Banken zeigen Interesse an Kryptounternehmen in Hongkong FINANZEN
    Vier Jahre musste die Art Basel Hong Kong wegen Covid pausieren. Nun ist sie zurück – in einer völlig veränderten Stadt STERN
    China entwickelt eine aktive Tarnung für U-Boote FUTUREZONE
    With a diplomatic flurry, European leaders will push China on peacemaking claim SCMP

    Heads

    Beste-Fopma – “Dumme Fragen, einfach gestellt”

    Nicole Beste-Fopma ist Autorin und freie Journalistin. Sie hat mehrere Jahre in Shanghai und Singapur gelebt.

    Als Nicole Beste-Fopma 2019 das erste Mal nach China reist, hat sie ihr Herz bereits bei der Landung verloren. Noch im selben Jahr zieht sie mit ihrem Mann nach Shanghai, später weiter ins chinesisch geprägte Singapur. Beste-Fopma ist Autorin und freie Journalistin – eine Tätigkeit, die keinen festen Wohnsitz braucht.

    Gemeinsam mit Alexandra Steffens-Klein schrieb sie das Buch “111 Ort in Shanghai, die man gesehen haben muss” und leitete von Asien aus das “LOB-Magazin”, ein Magazin zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. “Ich glaube, dass kaum jemand gemerkt hat, dass ich im Ausland gelebt habe”, erinnert sie sich. “Außer bei Videokonferenzen im Winter, wenn alle in dicken Pullis da saßen und ich im Sommerkleid.”

    “Warum können Chinesen überall schlafen?”

    Mittlerweile lebt Beste-Fopma wieder in Deutschland, aber ihre Zeit in Shanghai und Singapur prägt sie immer noch – und führte zum nächsten Buch “China: Dumme Fragen, einfach gestellt”. “Als Alexandra und ich durch Shanghai streiften, sind immer wieder Fragen aufgekommen”, erzählt die Autorin, und nennt einige Beispiele: “Warum können Chinesen eigentlich überall schlafen? Was hat die Ananas mit dem chinesischen Neujahrsfest zu tun? Und warum haben die meisten Chinesen keine grauen Haare?”

    Die beiden Frauen begannen mit der Recherche. “Wir kamen aus dem Lachen und Staunen bald nicht mehr heraus” – die Antworten wollten sie nicht für sich behalten und schrieben sie auf. Das Ergebnis erscheint kommenden Herbst.

    Familienzusammenhalt in China

    Als Mutter von mittlerweile vier Kindern, die sie viele Jahre alleinerziehend großgezogen hat, musste Beste-Fopma schon früh Beruf und Familie miteinander vereinbaren. Daraus ist eine Vision gewachsen, die sie unter anderem mit dem LOB-Magazin verfolgt, das sie selbst gegründet hat: “Ich will, dass alle ihr Leben so gestalten können, wie sie es sich wünschen – ohne dafür potenzielle Karriereeinbußen hinnehmen zu müssen.” Ideen hierfür will Beste-Fopma gemeinsam mit anderen Akteuren diskutieren, im Rahmen eines neuen Formats, dem “LOB VeinbarkeitsBarCamp” – sicher auch mit Inspirationen aus Fernost.

    Die Zeit in China und Singapur hat Beste-Fopma gezeigt, wie es gelingen kann, die Vereinbarkeit ganz anders zu leben als in Deutschland. “In Shanghai und Singapur gehen die Kinder in Ganztagsschulen. Die Mütter und Väter haben also Zeit für den Job”, erklärt sie. Außerdem sei der Familienzusammenhalt sehr groß, in beiden Ländern zögen nach der Geburt üblicherweise die Großeltern zu der jungen Familie, um sie zu unterstützen. “In China werden die Frauen fünf Jahre vor den Männern pensioniert, um genau diese Aufgabe – die Betreuung der Enkelkinder – zu übernehmen.”

    Obwohl Beste-Fopma Mao ungern zitiert, tut sie es im Gespräch dennoch: “Die Hälfte des Himmels wird von den Frauen getragen”, das habe er einmal gesagt. “Ich habe den Eindruck, dass es in China selbstverständlicher ist, dass auch die Frauen erwerbstätig sind.” Svenja Napp

    Personalie

    Richard Bergmann ist seit Jahresbeginn Senior Project Manager Audi Q4 e-tron China. Bergmann ist seit fast zehn Jahren bei der Audi AG beschäftigt und war zuletzt Senior Project Manager Audi A3 China.

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    • Audi

    Dessert

    Nicht Fußball, nicht Tennis, sondern Basketball ist in Taipan (Guizhou) offenbar Volkssport Nummer 1. Am Wochenende spielten auf dem Dorfplatz die Mannschaft von Tongren und Bijie um Platz 3 im lokalen Dorf-Turnier. Tausende Zuschauer wollten dabei sein – notfalls mit langer Leiter und dem strömenden Regen zum Trotz.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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