die großen Abhängigkeiten Deutschlands von China rücken nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine wieder in den Fokus. Im Extremfall können wirtschaftliche Abhängigkeiten einer Gesellschaft sehr schaden, wie das Beispiel des russischen Gases derzeit aufzeigt. Doch wie kostspielig wäre es für Deutschland, sich von China unabhängiger zu machen? Das ifo-Institut hat diese Frage in mehreren Szenarien durchgerechnet. Felix Lee sprach mit dem Mitautor der Studie, Florian Dorn, über die hohen Kosten und welche Branchen besonders betroffen wären. Der ifo-Forscher rät deutschen Unternehmen, ihre Lieferketten stärker zu diversifizieren.
Nancy Pelosis Besuch in Taiwan und die Reaktionen aus China haben für große Aufregung gesorgt. Die großen westlichen Staaten waren in ihrer Reaktion sehr einig und verurteilten die Militärmanöver Chinas um Taiwan. Andere Länder aus der Region haben sich mit deutlichen Worten zurückgehalten oder den Pelosi-Besuch gar kritisiert, berichtet Frank Sieren. Australiens Außenministerin ruft nach Deeskalation. Südkoreas neuer Präsident hat Pelosi nicht mal empfangen. Allzu verwunderlich ist die Zurückhaltung nicht. Wer legt sich schon gerne mit dem wirtschaftlich und militärisch viel stärkeren “Bully” an, der zudem derzeit noch seine militärischen Muskeln spielen lässt?
Herr Dorn, Ihrer Studie zufolge würde ein Handelskrieg mit China die Deutschen fast sechsmal so viel kosten wie der Brexit. Die deutsche Wirtschaft büßte im Zuge des Brexits rund 0,14 Prozent an Wirtschaftsleistung ein. Warum halten Sie einen BIP-Verlust von knapp 0,9 Prozent im Falle eines Handelskriegs mit China dennoch für dramatisch?
Das klingt zwar wenig. Die Prozentwerte beziehen sich aber auf einen langfristigen Niveaueffekt der Wirtschaftsleistung. Die realen Wachstumsverluste in der Übergangsphase im Falle eines Handelskriegs mit China würden weitaus größer ausfallen. Deutschland als Exportnation müsste sein Geschäftsmodell neu ausrichten. Ganze Branchen würden Einbrüche erleben.
Welche Branchen wären besonders betroffen?
Insbesondere Branchen im verarbeitenden Gewerbe, die stark im internationalen Handel verflochten sind. Die größten Verlierer wäre die Automobilindustrie. Hier würde es einen Wertschöpfungsverlust von rund 8,3 Milliarden Dollar geben, das entspricht einem Minus von rund 8,5 Prozent. Auch die Maschinenbauer mit einem Minus von über 5 Milliarden Dollar und Unternehmen, die Transportausrüstung herstellen, wären massiv betroffen. Sie müssten auf günstige Vorleistungsgüter aus China verzichten, die sie dann teurer aus anderen Ländern beziehen müssten. Zugleich würde der große Absatzmarkt Chinas für sie wegbrechen.
VW, BASF oder Siemens produzieren für den chinesischen Markt zum großen Teil vor Ort. Würde ein Handelskrieg wirklich so viele Arbeitsplätze hierzulande vernichten?
Zwar produzieren diese Unternehmen in China. Aber trotzdem beziehen sie viele Vorprodukte von Fabriken und Zulieferern hier in Deutschland. Fallen diese Aufträge weg, würde das auch hier viele Arbeitsplätze kosten.
Für wie wahrscheinlich halten Sie das Szenario eines Handelskriegs?
Darüber mag ich nicht spekulieren. Was wichtig ist – und das hat nicht zuletzt der Ukraine-Krieg gezeigt: Dass wir auf unterschiedliche Szenarien vorbereitet sind. Die aktuellen Spannungen zwischen China und Taiwan, beziehungsweise China und den USA zeigen, wie groß das Konfliktpotenzial ist. Und Deutschland und Europa könnten da schnell mit einbezogen werden. Insofern sollten die Unternehmen lieber schon jetzt mit der Diversifizierung beginnen, um einseitige und kritische Abhängigkeiten von bestimmten Märkten und autoritären Regimen zu verringern.
Ist die Studie nicht Beleg dafür, dass die deutsche Abhängigkeit von China längst zu groß ist und wir uns deswegen auf keinen Fall an einem Handelskrieg beteiligen sollten?
Natürlich wäre es wünschenswert, Handelskriege zu vermeiden. De-Globalisierung oder Handelskriege machen immer ärmer. Aber man sollte nicht blauäugig in die Zukunft blicken und sagen: Das wird schon nicht passieren, denn das schadet ja beiden Seiten. Die Entscheidung eines Handelskriegs wird aber nicht allein von Deutschland getroffen, sondern ein Handelskrieg kann auch umgekehrt von China gestartet werden. Sicherlich sollten sich Unternehmen nicht ohne Not von wichtigen Handelspartnern abwenden. Ich würde parallel dennoch bereits jetzt stärker auf Freihandelsabkommen mit gleichgesinnten Nationen wie etwa den USA setzen. Das sollte das Ziel der deutschen und europäischen Wirtschaftspolitik sein.
Wäre eine Rückverlagerung vieler Betriebe aus China, also eine Nationalisierung von Lieferketten, nicht eine Lösung?
Nein, im Gegenteil: Eine Rückverlagerung der Produktion nach Deutschland, die EU oder auch in benachbarte Regionen, würde noch deutlich höhere Kosten für die Wertschöpfung in Deutschland bedeuten. Das liegt daran, dass die Produktion dadurch deutlich teurer wird. Wir würden in Wirtschaftsbereichen die Produktion und Beschäftigung hochfahren, die im Vergleich zu anderen Branchen hierzulande unproduktiv wären. Außerdem würden wir die Preise unserer Produkte im Welthandel nach oben treiben und an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Im Endeffekt würde es dabei zu weniger Nachfrage im In- und Ausland nach vielen dieser Waren kommen. Durch Rückverlagerung würde die deutsche reale Wirtschaftsleistung im Niveau um etwa 9,9 Prozent sinken. Wir würden also deutlich an Wertschöpfung und Wohlstand verlieren.
Was wären dann die Alternativen zu China?
In einem Szenario haben wir die Entkopplung der westlichen Länder von China simuliert, kombiniert mit einem Handelsabkommen zwischen der EU und den USA. Ein solches US-europäisches Handelsabkommen könnte die negativen Auswirkungen der Entkopplung des Westens von China zwar nicht vollständig ausgleichen. Durch die erwarteten Gewinne im Handel mit dem großen Markt der USA würden die Kosten netto aber auf einem ähnlichen Niveau liegen wie die erwarteten Kosten des Brexits. In diesem Szenario wüssten wir zumindest, was auf uns zukäme.
Florian Dorn, 36, ist Ökonom am ifo-Institut, Direktor von EconPol Europe, und lehrt an der Ludwig-Maximillians-Universität München Finanzwissenschaften und Wirtschaftspolitik.
Kein Zweifel: Die demokratische Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi hat in Taiwan für wichtige Werte des Westens geworben: “Selbstbestimmung, eigenständige Regierung, Demokratie, Freiheit, menschliche Würde und Menschenrechte“, wie sie in einem Text in der Washington Post schreibt. Doch ihre Reise als reinen Kampf für die westliche Freiheit zu stilisieren, greift zu kurz. Es ging nicht nur um Moral, sondern auch um wirtschaftliche und geopolitische Interessen.
Es ging um die Sicherung von Lieferketten. Denn auch die USA sind auf Mikrochips aus Taiwan angewiesen. Das Land hat einen Weltmarktanteil von über 60 Prozent. Die Versorgung muss gesichert bleiben.
Und man kann mutmaßen, ob es Pelosi vielleicht auch um eine persönliche Profilierung gegangen ist. Für die 82-Jährige, die nach den Kongresswahlen im Oktober abtreten wird, war es die wohl letzte Chance, eine Rolle auf der weltpolitischen Bühne zu spielen. Auch deshalb ist sie möglicherweise nach Taiwan gereist, obwohl ihr Parteikollege, der amerikanische Präsident Joe Biden, skeptisch war.
Biden gab Äußerungen seiner Militärberater an, die sagten, es sei “keine gute Idee”. Zudem spürt Biden den Druck, innenpolitische Wünsche und außenpolitische Realitäten auszutarieren. Das wird immer schwieriger, da andere Länder die Macht haben, ihre Interessen deutlicher zu vertreten als früher.
Ihre Reise sei ja nichts Neues gewesen, meinte Pelosi: Schon vor 25 Jahren reiste ihr Vorgänger Newt Gingrich nach Taiwan. Doch der war Republikaner und der damalige Präsident Bill Clinton ein Demokrat. Nun lässt die Demokratin Pelosi ihren Parteifreund Biden alt aussehen. Sie profiliert sich auch auf seine Kosten. Das Weiße Haus stellte derweil klar: An der Ein-China-Politik wird nicht gerüttelt. Pelosi sei nicht die Regierung und handele nicht in ihrem Auftrag. Nur wenige Länder weltweit erkennen Taiwan als eigenständigen Staat an.
Doch andererseits existiert Taiwan mit einer von Peking unabhängigen Regierung. Das Land ist wirtschaftlich sehr erfolgreich und wird von den USA militärisch unterstützt. Peking findet daher, Pelosis Reise rüttle am Status Quo, der die Existenz nur eines Chinas vorgibt. Deshalb reagierte Chinas Führung heftig und aus internationaler Sicht zum Teil völlig überzogenen. Peking führte beispiellose Militärmanöver durch, drang in die Zwölf-Meilen-Zone Taiwans ein und feuert Raketen ab, die über die Insel flogen. Peking argumentiert, Taiwan sei kein eigenständiges Land. Die im internationalen Recht festgelegten Zonen würden deshalb nicht gelten.
Die G7-Staaten bezeichneten Pelosis Besuch derweil als “normal” und die Reaktion Pekings als “aggressiv”. Sie werfen Peking vor, den Status quo unilateral ändern zu wollen. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock sagte: “Wir akzeptieren nicht, wenn das internationale Recht gebrochen wird und ein größerer Nachbar völkerrechtswidrig seinen kleinen Nachbarn überfällt – das gilt natürlich auch für China”. Am Ende ergänzt ein Sprecher der Bundesregierung Baerbocks Aussagen: “Deutschland erkennt das Ein-China-Prinzip weiterhin an.”
Weil der Nationalismus in der Volksrepublk hochkocht, kann die Eskalation eine ungewollte Eigendynamik annehmen. “Macht keine Machtdemonstration, wenn ihr nicht die Power habt”, schreibt einer von vielen auf Weibo, Chinas Twitter, “welch ein Gesichtsverlust.” Chinas Führung könnte sich zu Wiedergutmachung gezwungen sehen.
Entsprechend kritische Stimmen – gehäuft in Asien – werfen Pelosi vor, ihre persönlichen Interessen vor Parteiinteressen gestellt und dabei auch noch die Stabilität der Weltordnung riskiert zu haben. Aber auch aus dem Westen gibt es Kritik: Pulitzer-Preisträgerin Jane Perlez, Leiterin des China-Büros der New York Times, schreibt von einer “unnötigen Provokation”, die “abschreckend auf Washingtons Alliierte in Asien wirkt”.
Der britische Economist urteilte: “Die Reise sollte die Stärke der USA zeigen und hat stattdessen deren Konfusion gezeigt.” Der ehemalige australische Premierminister und Sinologe Kevin Rudd hält die Reise für “unklug”, weil sie die Spannungen erhöhe. Penny Wong, die Außenministerin von Australien, einem der engsten Alliierten der Amerikaner in der Region, zeigte sich besorgt: “Alle Parteien sollten ihr Bestes tun, um die Spannungen zu deeskalieren. Wir wollen Frieden und Stabilität in der Taiwan-Straße.”
“Ein armseliges diplomatisches Signal aus Washington seinen Partnern und Alliierten in der Region” gegenüber, findet der südkoreanischen Wissenschaftler Seong-Hyon Lee vom Fairbank Center for Chinese Studies in Harvard. Auch Susan Ashton Thornton, die inzwischen pensionierte ehemalige Staatssekretärin für Ostasien und bis dahin eine der erfahrensten China-Spezialistinnen im US-Außenministerium, kritisiert die Pelosi-Reise: “Sie erfolgt aufgrund von innenpolitischen Kalkulationen”. Es sei besser, mit China zusammenzuarbeiten, so Ashton Thornton.
Die Außenminister der Asean-Staaten, die parallel in Kambodscha tagten, äußerten die Befürchtung, die Reise könne die “Region destabilisieren, zu ernsten Konfrontation unter führenden Mächten führen.” Der neue südkoreanische Präsident Yoon Suk-Yeol verzichtete im Gegensatz zum japanischen Premierminister Fumio Kishida derweil auf ein Treffen mit Pelosi und telefonierte stattdessen mit der Politikerin. Analysten glauben, Yoon habe sich nicht weiter in den Konflikt zwischen den USA und China hineinziehen lassen wollen.
Japans Premier Kishida soll Pelosi derweil gebeten haben, klarzustellen: “Wir wollen den Status Quo in Taiwan und der Region nicht ändern.” Chinas Außenminister Wang Yi hatte sich zuvor geweigert, seinen neuen japanischen Amtskollegen Yoshimasa Hayashi zum ersten Mal zu treffen.
Das chinesische Militär hat die Manöver rund um Taiwan auch am Montag fortgesetzt. Die östlichen Streitkräfte der Volksbefreiungsarmee erklärten, weitere Übungen zur U-Bootabwehr und zur Verteidigung auf See vor der Insel durchzuführen. Ursprünglich hatte das Militär einen Vier-Tage-Drill bis einschließlich Sonntag in den Gewässern rund um Taiwan angekündigt.
Die Fortsetzung gilt nach dem Besuch der hochrangigen US-Politikerin Nancy Pelosi in der vergangenen Woche in Taiwan als weitere Drohgebärde der Volksrepublik gegenüber dem Nachbarland. Das taiwanische Verteidigungsministerium bestätigte am Montag die neuerliche Präsenz von chinesischen Kriegsschiffen und Kampfflugzeugen rund um die Insel. Bis einschließlich Sonntagnachmittag hatte das Ministerium 66 Kampfflugzeuge und 14 Kriegsschiffe der Volksbefreiungsarmee registriert, die an den Manövern der vergangenen Woche teilgenommen hatten.
Weitere Übungen, bei denen scharf geschossen wird, hat das chinesische Militär vor der eigenen Küste in Guangdong angekündigt. Von Dienstag bis Donnerstag wird ein Teil der dortigen Küste gesperrt. Feuerübungen sind zudem in der Bohai-See im Nordosten Chinas seit Montag für einen ganzen Monat im Gange. Etwas weiter südlich im Gelben Meer sind bis Mitte August ähnliche Manöver geplant.
Während chinesische Analysten durch die Manöver der Vorwoche die Basis für regelmäßige vergleichbare Übungen der Volksbefreiungsarmee geschaffen sehen, glauben taiwanische Beobachter an einen moralischen Schub für die Bevölkerung des Inselstaats und wachsende Ressentiments gegenüber der Volksrepublik. grz
Hongkong wird die Zeit der obligatorischen Hotel-Quarantäne nach der Einreise von sieben auf drei Tage reduzieren. Ab kommenden Freitag gelten die neuen Bestimmungen, die einen Mittelweg bieten sollen zwischen wirtschaftlicher Produktivität und dem Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus.
Die neuen Regeln sehen vor, dass alle Fluggäste nach der Ankunft nur noch drei Tage lang strikt isoliert in einem Hotel verbringen müssen. Für den Fall eines negativen Tests ist es den Einreisenden nach 72 Stunden gestattet, in ihre eigenen vier Wände zurückzukehren oder in ein Hotel ihrer Wahl. Für weitere vier Tage danach dürfen die Betroffenen keine öffentlichen Einrichtungen oder Ämter betreten, sich allerdings frei in der Stadt bewegen. In der Hochphase der Pandemie mussten Einreisende bis zu 21 Tage in die Isolation.
Man wolle die Auswirkungen der Quarantäne auf die wirtschaftlichen Aktivitäten in der Stadt vermindern, begründete Regierungschef John Lee die Entscheidung. Dennoch kritisierte die britische Handelskammer die verbliebene Zwangs-Quarantäne als Bremsklotz für die Wirtschaft. “Es ist unwahrscheinlich, dass (die Reduzierung auf drei Tage) den breiteren Geschäfts- und Touristenreisen zugutekommt”, sagte Exekutivdirektor David Graham der Nachrichtenagentur Bloomberg. Man ermutige die Regierung, die Quarantäne bei negativen Testergebnissen gänzlich zu streichen. Dies sei für die Geschäftsaussichten Hongkongs von entscheidender Bedeutung. grz
Der chinesische Technologie-Konzern Baidu hat als erste Firma in der Volksrepublik grünes Licht für den Betrieb von völlig autonom agierenden Robotaxis im öffentlichen Straßenverkehr erhalten. Die Lizenzen gelten ab sofort in den zwei chinesischen Metropolen Chongqing und Wuhan, wie der Google-Konkurrent am Montag mitteilte. Dort könnten Robotaxis Passagiere nun ohne zusätzliche Sicherheitsfahrer befördern.
Das sei ein Wendepunkt im Umgang mit selbstfahrenden Autos, erklärte Baidu. Der Betrieb der Robotaxis ist zunächst auf bestimmte Zeiträume tagsüber eingeschränkt. Baidu startet mit jeweils fünf Wagen in den zwei Städten und verhandelt bereits über eine Ausweitung des Angebots auf Millionenstädte wie Peking und Shanghai. Inzwischen hat die Robo-Sparte des chinesischen Konzerns nach eigenen Angaben mehr als eine Million Fahrten in zehn chinesischen Städten absolviert.
Baidu konkurriert mit dem von Toyota mitfinanzierten Startup Pony.ai. Das darf Robotaxis in Peking bereits eingeschränkt einsetzen, muss aber weiterhin einen Begleiter auf dem Beifahrersitz haben. Erst vor wenigen Tagen hat Pony.ai den Service in Peking gestartet. In einem 60 Quadratkilometer großen Gebiet im südlichen Peking können Kunden seit Anfang August Robo-Taxis buchen. Allerdings können die Kunden noch nicht an jedem beliebigen Ort zu- oder aussteigen, sondern an 250 ausgewählten Standorten.
Weltweit stecken Autokonzerne und Technologiefirmen Milliarden in die Entwicklung und den Betrieb selbstfahrender Autos. China wie auch die USA sind bei den Genehmigungen weiter als andere. In San Francisco sind bereits Robotaxis ohne Fahrer des Startups Cruis auf ausgewählten Straßen unterwegs. nib/rtr
Das französische Pharma-Unternehmen Sanofi ist mit 300 Millionen Euro beim chinesischen Bio-Tech-Unternehmen Innovent Biologics eingestiegen. Die beiden Unternehmen wollen in China gemeinsam zwei Krebs-Medikamente entwickeln, wie das Wirtschaftsportal Caixin berichtet. Laut Unternehmensangaben hat Innovent eine Lizenzvereinbarung mit Sanofi für die exklusive Vermarktung der Medikamente abgeschlossen.
Sanofi hat mit der Investition fast vier Prozent von Innovent übernommen. Zudem wurde eine Vereinbarung geschlossen, die es Sanofi erlaubt, weitere 300 Millionen zu investieren und seinen Anteil damit zu verdoppeln. nib
Bei einem Unfall in einer Kohlemine in Shanxi sind fünf Bergleute ums Leben gekommen. Am Freitag war ein Dach eingestürzt und hatte die Kumpel in der Mine eingeschlossen. Die Bergungsarbeiten dauerten bis zum Montag an. Im Laufe des Tages wurde dann der Tod der fünf Bergleute gemeldet. Shanxi ist die größte Kohle-Provinz Chinas. Dort werden pro Jahr 1,2 Milliarden Tonnen des fossilen Brennstoffs gefördert.
In diesem Jahr planen die Minen in der Provinz eine Ausweitung der Produktion um elf Prozent, wie Bloomberg berichtet. In der Vergangenheit hatten die Behörden die Sicherheitsbestimmungen in den Minen erhöht. Als Folge davon gab es weniger Unglücke. Nach der Energiekrise im zweiten Halbjahr des vergangenen Jahres, hat Peking die Minen jedoch angewiesen, die Produktion wieder zu erhöhen, ob die Sicherheitsbestimmungen immer eingehalten werden, ist unklar.
In den ersten sieben Monaten des Jahres 2022 kam es zu 86 Unfällen in Kohleminen mit 129 Todesopfern. Laut Behördenangaben ist die Anzahl der Unfälle im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 24 Prozent gesunken. nib
Ein Wirtschaftsenglisch-Kurs an der Uni sollte die Karriere von Sonja Peterson nachhaltig prägen. “Darin lehrte unser Professor auf Englisch Umweltökonomie, weil er das offensichtlich als sein Thema entdeckt hatte”, erinnert sich Peterson. “Das fand ich total faszinierend.” Sie studierte damals Wirtschaftsmathematik in Hamburg, die Verbindung von Umwelt und Marktwirtschaft – etwa durch die Bepreisung von CO2 – hatte sie vor dem Englischkurs nicht auf dem Schirm.
Inzwischen forscht Peterson dazu als Klima-Ökonomin am Kiel Institut für Weltwirtschaft, kurz IfW. Seit 2002 hat die Wirtschaftsmathematikerin und Volkswirtin dort ihren Schreibtisch – inzwischen sogar mit Blick auf die nur wenige Meter entfernte Ostsee. “Wenn ich denn da bin”, gibt sie zu, denn gerade sitzt sie im Homeoffice.
Am IfW stieg sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin ein und wurde Leiterin des Forschungsbereichs Umwelt und natürliche Ressourcen “Inzwischen habe ich zwei Hüte auf: Ich bin sowohl Forscherin als auch Wissenschaftsmanagerin.” Und so kümmert sie sich einerseits um Forschungsanträge und den wissenschaftlichen Nachwuchs. Andererseits beschäftigt sie sich seit rund 20 Jahren mit Fragen rund um die internationale und europäische Klimapolitik. “Da kommt man an China natürlich nicht vorbei”, sagt sie. Inzwischen könne sich das Land nicht mehr auf die Position eines Entwicklungslandes mit niedrigen Pro-Kopf-Emissionen zurückziehen.
Immerhin lägen die Emissionen pro Einwohner auf einem ähnlichen Niveau wie in Deutschland. Sie sieht aber auch Fortschritte in der chinesischen Klimapolitik: “Seit Anfang 2021 gibt es ein nationales Emissionshandelssystem, das sehe ich als einen Riesenschritt.” Das sei zwar bisher zu wenig ambitioniert, was Preis, Geltungsbereich und Reduktionsziele angehe. “Aber trotzdem ist es ein wichtiger Einstieg, die Institutionen zu schaffen, um dann darauf aufzubauen.”
Sie selbst war noch nicht im Reich der Mitte, auch wenn sie immer wieder mit chinesischen Kollegen zusammengearbeitet hat. Ob sie eine Reise plane, wenn die Corona-Regeln es wieder erlauben? “Dafür bräuchte es schon einen sehr guten Grund”, sagt Peterson. “Ich versuche, meinen persönlichen Carbon-Footprint niedrig zu halten und Langstreckenflüge zu vermeiden.” Die gebürtige Bielefelderin blickt daher primär aus Kiel auf die Weltwirtschaft, hält Vorträge und als Honorarprofessorin auch Vorlesungen an der Kieler Uni.
Und sie freut sich, wenn die Mathematikerin in ihr durchkommen kann: “Hin und wieder kann ich auch mal abtauchen mit meinem Modell.” Ihr Modell, das ist das DART-Modell des Instituts, mit dem sich simulieren lässt, welche ökonomischen Auswirkungen die Einführung klimapolitischer Instrumente hat. Was sie sich gerade für die Klimapolitik wünscht? “Dass sich der Aufwärtstrend der vergangenen Jahre fortsetzt und immer mehr Treibhausgasemissionen mit einem Preis versehen werden.” Paul Meerkamp
Chang Che ist zur New York Times gewechselt und schreibt dort in Zukunft über den technologischen Wandel in China. Zuvor war der Journalist für die unabhängige Medienfirma SupChina tätig.
Helen Yang wird Vorsitzende des China-Geschäfts des französischen Vermögensverwalters Natixis Investment Managers. Yang verfügt über 15 Jahre Erfahrung in dem Sektor in China. Zuvor war sie unter anderem für den Versicherer Ping An und Fosun International tätig.
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Kein Ende der Hitzewelle in Sicht: Chinas Amt für Meteorologie sagt für einige Landesteile auch in den kommenden Tagen Temperaturen von mehr als 40 Grad voraus. Trotz brütender Hitze – wie hier in Fuyang im zentralchinesischen Anhui – scheint es manchen Verkehrsteilnehmerinnen wichtiger zu sein, die eigene Haut keiner direkten Sonneneinstrahlung auszusetzen.
die großen Abhängigkeiten Deutschlands von China rücken nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine wieder in den Fokus. Im Extremfall können wirtschaftliche Abhängigkeiten einer Gesellschaft sehr schaden, wie das Beispiel des russischen Gases derzeit aufzeigt. Doch wie kostspielig wäre es für Deutschland, sich von China unabhängiger zu machen? Das ifo-Institut hat diese Frage in mehreren Szenarien durchgerechnet. Felix Lee sprach mit dem Mitautor der Studie, Florian Dorn, über die hohen Kosten und welche Branchen besonders betroffen wären. Der ifo-Forscher rät deutschen Unternehmen, ihre Lieferketten stärker zu diversifizieren.
Nancy Pelosis Besuch in Taiwan und die Reaktionen aus China haben für große Aufregung gesorgt. Die großen westlichen Staaten waren in ihrer Reaktion sehr einig und verurteilten die Militärmanöver Chinas um Taiwan. Andere Länder aus der Region haben sich mit deutlichen Worten zurückgehalten oder den Pelosi-Besuch gar kritisiert, berichtet Frank Sieren. Australiens Außenministerin ruft nach Deeskalation. Südkoreas neuer Präsident hat Pelosi nicht mal empfangen. Allzu verwunderlich ist die Zurückhaltung nicht. Wer legt sich schon gerne mit dem wirtschaftlich und militärisch viel stärkeren “Bully” an, der zudem derzeit noch seine militärischen Muskeln spielen lässt?
Herr Dorn, Ihrer Studie zufolge würde ein Handelskrieg mit China die Deutschen fast sechsmal so viel kosten wie der Brexit. Die deutsche Wirtschaft büßte im Zuge des Brexits rund 0,14 Prozent an Wirtschaftsleistung ein. Warum halten Sie einen BIP-Verlust von knapp 0,9 Prozent im Falle eines Handelskriegs mit China dennoch für dramatisch?
Das klingt zwar wenig. Die Prozentwerte beziehen sich aber auf einen langfristigen Niveaueffekt der Wirtschaftsleistung. Die realen Wachstumsverluste in der Übergangsphase im Falle eines Handelskriegs mit China würden weitaus größer ausfallen. Deutschland als Exportnation müsste sein Geschäftsmodell neu ausrichten. Ganze Branchen würden Einbrüche erleben.
Welche Branchen wären besonders betroffen?
Insbesondere Branchen im verarbeitenden Gewerbe, die stark im internationalen Handel verflochten sind. Die größten Verlierer wäre die Automobilindustrie. Hier würde es einen Wertschöpfungsverlust von rund 8,3 Milliarden Dollar geben, das entspricht einem Minus von rund 8,5 Prozent. Auch die Maschinenbauer mit einem Minus von über 5 Milliarden Dollar und Unternehmen, die Transportausrüstung herstellen, wären massiv betroffen. Sie müssten auf günstige Vorleistungsgüter aus China verzichten, die sie dann teurer aus anderen Ländern beziehen müssten. Zugleich würde der große Absatzmarkt Chinas für sie wegbrechen.
VW, BASF oder Siemens produzieren für den chinesischen Markt zum großen Teil vor Ort. Würde ein Handelskrieg wirklich so viele Arbeitsplätze hierzulande vernichten?
Zwar produzieren diese Unternehmen in China. Aber trotzdem beziehen sie viele Vorprodukte von Fabriken und Zulieferern hier in Deutschland. Fallen diese Aufträge weg, würde das auch hier viele Arbeitsplätze kosten.
Für wie wahrscheinlich halten Sie das Szenario eines Handelskriegs?
Darüber mag ich nicht spekulieren. Was wichtig ist – und das hat nicht zuletzt der Ukraine-Krieg gezeigt: Dass wir auf unterschiedliche Szenarien vorbereitet sind. Die aktuellen Spannungen zwischen China und Taiwan, beziehungsweise China und den USA zeigen, wie groß das Konfliktpotenzial ist. Und Deutschland und Europa könnten da schnell mit einbezogen werden. Insofern sollten die Unternehmen lieber schon jetzt mit der Diversifizierung beginnen, um einseitige und kritische Abhängigkeiten von bestimmten Märkten und autoritären Regimen zu verringern.
Ist die Studie nicht Beleg dafür, dass die deutsche Abhängigkeit von China längst zu groß ist und wir uns deswegen auf keinen Fall an einem Handelskrieg beteiligen sollten?
Natürlich wäre es wünschenswert, Handelskriege zu vermeiden. De-Globalisierung oder Handelskriege machen immer ärmer. Aber man sollte nicht blauäugig in die Zukunft blicken und sagen: Das wird schon nicht passieren, denn das schadet ja beiden Seiten. Die Entscheidung eines Handelskriegs wird aber nicht allein von Deutschland getroffen, sondern ein Handelskrieg kann auch umgekehrt von China gestartet werden. Sicherlich sollten sich Unternehmen nicht ohne Not von wichtigen Handelspartnern abwenden. Ich würde parallel dennoch bereits jetzt stärker auf Freihandelsabkommen mit gleichgesinnten Nationen wie etwa den USA setzen. Das sollte das Ziel der deutschen und europäischen Wirtschaftspolitik sein.
Wäre eine Rückverlagerung vieler Betriebe aus China, also eine Nationalisierung von Lieferketten, nicht eine Lösung?
Nein, im Gegenteil: Eine Rückverlagerung der Produktion nach Deutschland, die EU oder auch in benachbarte Regionen, würde noch deutlich höhere Kosten für die Wertschöpfung in Deutschland bedeuten. Das liegt daran, dass die Produktion dadurch deutlich teurer wird. Wir würden in Wirtschaftsbereichen die Produktion und Beschäftigung hochfahren, die im Vergleich zu anderen Branchen hierzulande unproduktiv wären. Außerdem würden wir die Preise unserer Produkte im Welthandel nach oben treiben und an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Im Endeffekt würde es dabei zu weniger Nachfrage im In- und Ausland nach vielen dieser Waren kommen. Durch Rückverlagerung würde die deutsche reale Wirtschaftsleistung im Niveau um etwa 9,9 Prozent sinken. Wir würden also deutlich an Wertschöpfung und Wohlstand verlieren.
Was wären dann die Alternativen zu China?
In einem Szenario haben wir die Entkopplung der westlichen Länder von China simuliert, kombiniert mit einem Handelsabkommen zwischen der EU und den USA. Ein solches US-europäisches Handelsabkommen könnte die negativen Auswirkungen der Entkopplung des Westens von China zwar nicht vollständig ausgleichen. Durch die erwarteten Gewinne im Handel mit dem großen Markt der USA würden die Kosten netto aber auf einem ähnlichen Niveau liegen wie die erwarteten Kosten des Brexits. In diesem Szenario wüssten wir zumindest, was auf uns zukäme.
Florian Dorn, 36, ist Ökonom am ifo-Institut, Direktor von EconPol Europe, und lehrt an der Ludwig-Maximillians-Universität München Finanzwissenschaften und Wirtschaftspolitik.
Kein Zweifel: Die demokratische Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi hat in Taiwan für wichtige Werte des Westens geworben: “Selbstbestimmung, eigenständige Regierung, Demokratie, Freiheit, menschliche Würde und Menschenrechte“, wie sie in einem Text in der Washington Post schreibt. Doch ihre Reise als reinen Kampf für die westliche Freiheit zu stilisieren, greift zu kurz. Es ging nicht nur um Moral, sondern auch um wirtschaftliche und geopolitische Interessen.
Es ging um die Sicherung von Lieferketten. Denn auch die USA sind auf Mikrochips aus Taiwan angewiesen. Das Land hat einen Weltmarktanteil von über 60 Prozent. Die Versorgung muss gesichert bleiben.
Und man kann mutmaßen, ob es Pelosi vielleicht auch um eine persönliche Profilierung gegangen ist. Für die 82-Jährige, die nach den Kongresswahlen im Oktober abtreten wird, war es die wohl letzte Chance, eine Rolle auf der weltpolitischen Bühne zu spielen. Auch deshalb ist sie möglicherweise nach Taiwan gereist, obwohl ihr Parteikollege, der amerikanische Präsident Joe Biden, skeptisch war.
Biden gab Äußerungen seiner Militärberater an, die sagten, es sei “keine gute Idee”. Zudem spürt Biden den Druck, innenpolitische Wünsche und außenpolitische Realitäten auszutarieren. Das wird immer schwieriger, da andere Länder die Macht haben, ihre Interessen deutlicher zu vertreten als früher.
Ihre Reise sei ja nichts Neues gewesen, meinte Pelosi: Schon vor 25 Jahren reiste ihr Vorgänger Newt Gingrich nach Taiwan. Doch der war Republikaner und der damalige Präsident Bill Clinton ein Demokrat. Nun lässt die Demokratin Pelosi ihren Parteifreund Biden alt aussehen. Sie profiliert sich auch auf seine Kosten. Das Weiße Haus stellte derweil klar: An der Ein-China-Politik wird nicht gerüttelt. Pelosi sei nicht die Regierung und handele nicht in ihrem Auftrag. Nur wenige Länder weltweit erkennen Taiwan als eigenständigen Staat an.
Doch andererseits existiert Taiwan mit einer von Peking unabhängigen Regierung. Das Land ist wirtschaftlich sehr erfolgreich und wird von den USA militärisch unterstützt. Peking findet daher, Pelosis Reise rüttle am Status Quo, der die Existenz nur eines Chinas vorgibt. Deshalb reagierte Chinas Führung heftig und aus internationaler Sicht zum Teil völlig überzogenen. Peking führte beispiellose Militärmanöver durch, drang in die Zwölf-Meilen-Zone Taiwans ein und feuert Raketen ab, die über die Insel flogen. Peking argumentiert, Taiwan sei kein eigenständiges Land. Die im internationalen Recht festgelegten Zonen würden deshalb nicht gelten.
Die G7-Staaten bezeichneten Pelosis Besuch derweil als “normal” und die Reaktion Pekings als “aggressiv”. Sie werfen Peking vor, den Status quo unilateral ändern zu wollen. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock sagte: “Wir akzeptieren nicht, wenn das internationale Recht gebrochen wird und ein größerer Nachbar völkerrechtswidrig seinen kleinen Nachbarn überfällt – das gilt natürlich auch für China”. Am Ende ergänzt ein Sprecher der Bundesregierung Baerbocks Aussagen: “Deutschland erkennt das Ein-China-Prinzip weiterhin an.”
Weil der Nationalismus in der Volksrepublk hochkocht, kann die Eskalation eine ungewollte Eigendynamik annehmen. “Macht keine Machtdemonstration, wenn ihr nicht die Power habt”, schreibt einer von vielen auf Weibo, Chinas Twitter, “welch ein Gesichtsverlust.” Chinas Führung könnte sich zu Wiedergutmachung gezwungen sehen.
Entsprechend kritische Stimmen – gehäuft in Asien – werfen Pelosi vor, ihre persönlichen Interessen vor Parteiinteressen gestellt und dabei auch noch die Stabilität der Weltordnung riskiert zu haben. Aber auch aus dem Westen gibt es Kritik: Pulitzer-Preisträgerin Jane Perlez, Leiterin des China-Büros der New York Times, schreibt von einer “unnötigen Provokation”, die “abschreckend auf Washingtons Alliierte in Asien wirkt”.
Der britische Economist urteilte: “Die Reise sollte die Stärke der USA zeigen und hat stattdessen deren Konfusion gezeigt.” Der ehemalige australische Premierminister und Sinologe Kevin Rudd hält die Reise für “unklug”, weil sie die Spannungen erhöhe. Penny Wong, die Außenministerin von Australien, einem der engsten Alliierten der Amerikaner in der Region, zeigte sich besorgt: “Alle Parteien sollten ihr Bestes tun, um die Spannungen zu deeskalieren. Wir wollen Frieden und Stabilität in der Taiwan-Straße.”
“Ein armseliges diplomatisches Signal aus Washington seinen Partnern und Alliierten in der Region” gegenüber, findet der südkoreanischen Wissenschaftler Seong-Hyon Lee vom Fairbank Center for Chinese Studies in Harvard. Auch Susan Ashton Thornton, die inzwischen pensionierte ehemalige Staatssekretärin für Ostasien und bis dahin eine der erfahrensten China-Spezialistinnen im US-Außenministerium, kritisiert die Pelosi-Reise: “Sie erfolgt aufgrund von innenpolitischen Kalkulationen”. Es sei besser, mit China zusammenzuarbeiten, so Ashton Thornton.
Die Außenminister der Asean-Staaten, die parallel in Kambodscha tagten, äußerten die Befürchtung, die Reise könne die “Region destabilisieren, zu ernsten Konfrontation unter führenden Mächten führen.” Der neue südkoreanische Präsident Yoon Suk-Yeol verzichtete im Gegensatz zum japanischen Premierminister Fumio Kishida derweil auf ein Treffen mit Pelosi und telefonierte stattdessen mit der Politikerin. Analysten glauben, Yoon habe sich nicht weiter in den Konflikt zwischen den USA und China hineinziehen lassen wollen.
Japans Premier Kishida soll Pelosi derweil gebeten haben, klarzustellen: “Wir wollen den Status Quo in Taiwan und der Region nicht ändern.” Chinas Außenminister Wang Yi hatte sich zuvor geweigert, seinen neuen japanischen Amtskollegen Yoshimasa Hayashi zum ersten Mal zu treffen.
Das chinesische Militär hat die Manöver rund um Taiwan auch am Montag fortgesetzt. Die östlichen Streitkräfte der Volksbefreiungsarmee erklärten, weitere Übungen zur U-Bootabwehr und zur Verteidigung auf See vor der Insel durchzuführen. Ursprünglich hatte das Militär einen Vier-Tage-Drill bis einschließlich Sonntag in den Gewässern rund um Taiwan angekündigt.
Die Fortsetzung gilt nach dem Besuch der hochrangigen US-Politikerin Nancy Pelosi in der vergangenen Woche in Taiwan als weitere Drohgebärde der Volksrepublik gegenüber dem Nachbarland. Das taiwanische Verteidigungsministerium bestätigte am Montag die neuerliche Präsenz von chinesischen Kriegsschiffen und Kampfflugzeugen rund um die Insel. Bis einschließlich Sonntagnachmittag hatte das Ministerium 66 Kampfflugzeuge und 14 Kriegsschiffe der Volksbefreiungsarmee registriert, die an den Manövern der vergangenen Woche teilgenommen hatten.
Weitere Übungen, bei denen scharf geschossen wird, hat das chinesische Militär vor der eigenen Küste in Guangdong angekündigt. Von Dienstag bis Donnerstag wird ein Teil der dortigen Küste gesperrt. Feuerübungen sind zudem in der Bohai-See im Nordosten Chinas seit Montag für einen ganzen Monat im Gange. Etwas weiter südlich im Gelben Meer sind bis Mitte August ähnliche Manöver geplant.
Während chinesische Analysten durch die Manöver der Vorwoche die Basis für regelmäßige vergleichbare Übungen der Volksbefreiungsarmee geschaffen sehen, glauben taiwanische Beobachter an einen moralischen Schub für die Bevölkerung des Inselstaats und wachsende Ressentiments gegenüber der Volksrepublik. grz
Hongkong wird die Zeit der obligatorischen Hotel-Quarantäne nach der Einreise von sieben auf drei Tage reduzieren. Ab kommenden Freitag gelten die neuen Bestimmungen, die einen Mittelweg bieten sollen zwischen wirtschaftlicher Produktivität und dem Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus.
Die neuen Regeln sehen vor, dass alle Fluggäste nach der Ankunft nur noch drei Tage lang strikt isoliert in einem Hotel verbringen müssen. Für den Fall eines negativen Tests ist es den Einreisenden nach 72 Stunden gestattet, in ihre eigenen vier Wände zurückzukehren oder in ein Hotel ihrer Wahl. Für weitere vier Tage danach dürfen die Betroffenen keine öffentlichen Einrichtungen oder Ämter betreten, sich allerdings frei in der Stadt bewegen. In der Hochphase der Pandemie mussten Einreisende bis zu 21 Tage in die Isolation.
Man wolle die Auswirkungen der Quarantäne auf die wirtschaftlichen Aktivitäten in der Stadt vermindern, begründete Regierungschef John Lee die Entscheidung. Dennoch kritisierte die britische Handelskammer die verbliebene Zwangs-Quarantäne als Bremsklotz für die Wirtschaft. “Es ist unwahrscheinlich, dass (die Reduzierung auf drei Tage) den breiteren Geschäfts- und Touristenreisen zugutekommt”, sagte Exekutivdirektor David Graham der Nachrichtenagentur Bloomberg. Man ermutige die Regierung, die Quarantäne bei negativen Testergebnissen gänzlich zu streichen. Dies sei für die Geschäftsaussichten Hongkongs von entscheidender Bedeutung. grz
Der chinesische Technologie-Konzern Baidu hat als erste Firma in der Volksrepublik grünes Licht für den Betrieb von völlig autonom agierenden Robotaxis im öffentlichen Straßenverkehr erhalten. Die Lizenzen gelten ab sofort in den zwei chinesischen Metropolen Chongqing und Wuhan, wie der Google-Konkurrent am Montag mitteilte. Dort könnten Robotaxis Passagiere nun ohne zusätzliche Sicherheitsfahrer befördern.
Das sei ein Wendepunkt im Umgang mit selbstfahrenden Autos, erklärte Baidu. Der Betrieb der Robotaxis ist zunächst auf bestimmte Zeiträume tagsüber eingeschränkt. Baidu startet mit jeweils fünf Wagen in den zwei Städten und verhandelt bereits über eine Ausweitung des Angebots auf Millionenstädte wie Peking und Shanghai. Inzwischen hat die Robo-Sparte des chinesischen Konzerns nach eigenen Angaben mehr als eine Million Fahrten in zehn chinesischen Städten absolviert.
Baidu konkurriert mit dem von Toyota mitfinanzierten Startup Pony.ai. Das darf Robotaxis in Peking bereits eingeschränkt einsetzen, muss aber weiterhin einen Begleiter auf dem Beifahrersitz haben. Erst vor wenigen Tagen hat Pony.ai den Service in Peking gestartet. In einem 60 Quadratkilometer großen Gebiet im südlichen Peking können Kunden seit Anfang August Robo-Taxis buchen. Allerdings können die Kunden noch nicht an jedem beliebigen Ort zu- oder aussteigen, sondern an 250 ausgewählten Standorten.
Weltweit stecken Autokonzerne und Technologiefirmen Milliarden in die Entwicklung und den Betrieb selbstfahrender Autos. China wie auch die USA sind bei den Genehmigungen weiter als andere. In San Francisco sind bereits Robotaxis ohne Fahrer des Startups Cruis auf ausgewählten Straßen unterwegs. nib/rtr
Das französische Pharma-Unternehmen Sanofi ist mit 300 Millionen Euro beim chinesischen Bio-Tech-Unternehmen Innovent Biologics eingestiegen. Die beiden Unternehmen wollen in China gemeinsam zwei Krebs-Medikamente entwickeln, wie das Wirtschaftsportal Caixin berichtet. Laut Unternehmensangaben hat Innovent eine Lizenzvereinbarung mit Sanofi für die exklusive Vermarktung der Medikamente abgeschlossen.
Sanofi hat mit der Investition fast vier Prozent von Innovent übernommen. Zudem wurde eine Vereinbarung geschlossen, die es Sanofi erlaubt, weitere 300 Millionen zu investieren und seinen Anteil damit zu verdoppeln. nib
Bei einem Unfall in einer Kohlemine in Shanxi sind fünf Bergleute ums Leben gekommen. Am Freitag war ein Dach eingestürzt und hatte die Kumpel in der Mine eingeschlossen. Die Bergungsarbeiten dauerten bis zum Montag an. Im Laufe des Tages wurde dann der Tod der fünf Bergleute gemeldet. Shanxi ist die größte Kohle-Provinz Chinas. Dort werden pro Jahr 1,2 Milliarden Tonnen des fossilen Brennstoffs gefördert.
In diesem Jahr planen die Minen in der Provinz eine Ausweitung der Produktion um elf Prozent, wie Bloomberg berichtet. In der Vergangenheit hatten die Behörden die Sicherheitsbestimmungen in den Minen erhöht. Als Folge davon gab es weniger Unglücke. Nach der Energiekrise im zweiten Halbjahr des vergangenen Jahres, hat Peking die Minen jedoch angewiesen, die Produktion wieder zu erhöhen, ob die Sicherheitsbestimmungen immer eingehalten werden, ist unklar.
In den ersten sieben Monaten des Jahres 2022 kam es zu 86 Unfällen in Kohleminen mit 129 Todesopfern. Laut Behördenangaben ist die Anzahl der Unfälle im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 24 Prozent gesunken. nib
Ein Wirtschaftsenglisch-Kurs an der Uni sollte die Karriere von Sonja Peterson nachhaltig prägen. “Darin lehrte unser Professor auf Englisch Umweltökonomie, weil er das offensichtlich als sein Thema entdeckt hatte”, erinnert sich Peterson. “Das fand ich total faszinierend.” Sie studierte damals Wirtschaftsmathematik in Hamburg, die Verbindung von Umwelt und Marktwirtschaft – etwa durch die Bepreisung von CO2 – hatte sie vor dem Englischkurs nicht auf dem Schirm.
Inzwischen forscht Peterson dazu als Klima-Ökonomin am Kiel Institut für Weltwirtschaft, kurz IfW. Seit 2002 hat die Wirtschaftsmathematikerin und Volkswirtin dort ihren Schreibtisch – inzwischen sogar mit Blick auf die nur wenige Meter entfernte Ostsee. “Wenn ich denn da bin”, gibt sie zu, denn gerade sitzt sie im Homeoffice.
Am IfW stieg sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin ein und wurde Leiterin des Forschungsbereichs Umwelt und natürliche Ressourcen “Inzwischen habe ich zwei Hüte auf: Ich bin sowohl Forscherin als auch Wissenschaftsmanagerin.” Und so kümmert sie sich einerseits um Forschungsanträge und den wissenschaftlichen Nachwuchs. Andererseits beschäftigt sie sich seit rund 20 Jahren mit Fragen rund um die internationale und europäische Klimapolitik. “Da kommt man an China natürlich nicht vorbei”, sagt sie. Inzwischen könne sich das Land nicht mehr auf die Position eines Entwicklungslandes mit niedrigen Pro-Kopf-Emissionen zurückziehen.
Immerhin lägen die Emissionen pro Einwohner auf einem ähnlichen Niveau wie in Deutschland. Sie sieht aber auch Fortschritte in der chinesischen Klimapolitik: “Seit Anfang 2021 gibt es ein nationales Emissionshandelssystem, das sehe ich als einen Riesenschritt.” Das sei zwar bisher zu wenig ambitioniert, was Preis, Geltungsbereich und Reduktionsziele angehe. “Aber trotzdem ist es ein wichtiger Einstieg, die Institutionen zu schaffen, um dann darauf aufzubauen.”
Sie selbst war noch nicht im Reich der Mitte, auch wenn sie immer wieder mit chinesischen Kollegen zusammengearbeitet hat. Ob sie eine Reise plane, wenn die Corona-Regeln es wieder erlauben? “Dafür bräuchte es schon einen sehr guten Grund”, sagt Peterson. “Ich versuche, meinen persönlichen Carbon-Footprint niedrig zu halten und Langstreckenflüge zu vermeiden.” Die gebürtige Bielefelderin blickt daher primär aus Kiel auf die Weltwirtschaft, hält Vorträge und als Honorarprofessorin auch Vorlesungen an der Kieler Uni.
Und sie freut sich, wenn die Mathematikerin in ihr durchkommen kann: “Hin und wieder kann ich auch mal abtauchen mit meinem Modell.” Ihr Modell, das ist das DART-Modell des Instituts, mit dem sich simulieren lässt, welche ökonomischen Auswirkungen die Einführung klimapolitischer Instrumente hat. Was sie sich gerade für die Klimapolitik wünscht? “Dass sich der Aufwärtstrend der vergangenen Jahre fortsetzt und immer mehr Treibhausgasemissionen mit einem Preis versehen werden.” Paul Meerkamp
Chang Che ist zur New York Times gewechselt und schreibt dort in Zukunft über den technologischen Wandel in China. Zuvor war der Journalist für die unabhängige Medienfirma SupChina tätig.
Helen Yang wird Vorsitzende des China-Geschäfts des französischen Vermögensverwalters Natixis Investment Managers. Yang verfügt über 15 Jahre Erfahrung in dem Sektor in China. Zuvor war sie unter anderem für den Versicherer Ping An und Fosun International tätig.
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Kein Ende der Hitzewelle in Sicht: Chinas Amt für Meteorologie sagt für einige Landesteile auch in den kommenden Tagen Temperaturen von mehr als 40 Grad voraus. Trotz brütender Hitze – wie hier in Fuyang im zentralchinesischen Anhui – scheint es manchen Verkehrsteilnehmerinnen wichtiger zu sein, die eigene Haut keiner direkten Sonneneinstrahlung auszusetzen.