Table.Briefing: China

Flugzeugabsturz in Guangxi + Flüssiggas-Aufkauf

  • Flug der China Eastern mit 132 Menschen an Bord abgestürzt
  • Wettrennen um Flüssiggas: China sichert sich Lieferungen
  • Hongkong lockert trotz hoher Infektionszahlen
  • VW greift nach Rohstoffen für E-Autos
  • Regierung senkt Steuern für kleine Unternehmen
  • Evergrande-Aktien vom Handel ausgesetzt
  • Standpunkt Zhang Jun: Die USA werden Chinas Aufstieg nicht bremsen
Liebe Leserin, lieber Leser,

ein Flugzeugabsturz ist auch dann eine große Nachricht, wenn durch Krieg und Pandemie täglich viele Menschen sterben. Der Schrecken im globalen Maßstab verdrängt nicht die regionalen und persönlichen Tragödien. Und wir haben gelernt, uns auf das Flugzeug als sicheres Verkehrsmittel zu verlassen. Umso größer der Schock, rauchende Trümmer an einem Berghang zu sehen. Schließlich nehmen wir in China den Flieger oft fast wie einen Bus, um die riesigen Distanzen zu überwinden.

Genauso ein Routineflug zwischen Provinzhauptstädten war es, der am Montag abgestürzt ist. Flug MU5735 war auf dem Weg von Kunming nach Guangzhou. Im Osten von Guangxi ist die Maschine überraschend und fast ungebremst in einen Bambuswald gefallen. Unsere Anteilnahme gilt den 132 Opfern der Katastrophe.

Deutschland sorgt sich derweil um den Nachschub an Gas und Öl – trotz der schrecklichen Ereignisse ist auch das nicht nur eine legitime Sorge, sondern wegen der Frage nach Heizung und Transport sogar essenziell. Um einen Ausfall des russischen Gases auszugleichen, kommt vor allem der Import von Flüssiggas infrage. Es lässt sich auch ohne Pipelines transportieren. Doch ausgerechnet beim Einkauf von Flüssiggas ist China mit seiner hohen Nachfrage ein harter Konkurrent auf dem Weltmarkt, analysiert Ning Wang.

Ihr
Finn Mayer-Kuckuk
Bild von Finn  Mayer-Kuckuk

Analyse

Flugzeug in Guangxi abgestürzt

Das Bild zeigt die Aufprallstelle des abgestürzten Flugzeuges in Guangxi. Es ist ein bewaldeter Hügel zu sehen, der in Flammen steht.
Handy-Foto der Absturzstelle vom Montagnachmittag

Bei einem Flugzeugabsturz in Südchina sind 132 Menschen gestorben. Flug MU5735 war auf dem Weg von Baoshan in der Nähe der Grenze zu Vietnam in Yunnan über die Provinzhauptstadt Kunming nach Guangzhou. Zur Ursache des Absturzes ist noch nichts bekannt.

Die Autonome Region Guangxi mobilisierte Rettungskräfte, doch es gilt als ausgeschlossen, dass Insassen der Boeing 737 überlebt haben. Das Auswärtige Amt konnte am Montag noch nicht sagen, ob sich deutsche Staatsbürger an Bord befanden. Die chinesischen Behörden hatten sich bis zum Abend noch nicht beim Generalkonsulat in Guangzhou gemeldet.

Präsident Xi Jinping ordnete eine zügige Aufklärung der Ursache an. Die US-Luftfahrtaufsicht NTSB schickt einen Repräsentanten, der an der Untersuchung teilnehmen soll. Laut Einschätzung von Luftfahrtexperten werden vermutlich erst der Flugdatenschreiber und der Cockpit-Stimmrekorder Aufschluss über den Hergang der Katastrophe geben. Bisher sei es unmöglich, über die Gründe auch nur zu spekulieren. Es sei aber generell ungewöhnlich, dass Flugzeuge bei gutem Wetter aus ihrer Reiseflughöhe abstürzen. Meist sind es Start, Landung oder außergewöhnliche Situationen, bei denen sich Unglücke ereignen.

Auf der Karte ist der Ort des Flugzeugabsturzes in Guangxi markiert.

Der Flug startete um kurz nach 13 Uhr planmäßig in Kunming, drehte nach Osten und gewann wie vorgesehen an Höhe. Zwischen 14.19 Uhr und 14.22 Uhr fiel die Flughöhe dann jedoch laut Flightradar24 um 6.000 Meter auf 2.700 Meter über dem Meeresspiegel. Das Flugzeug ist also von einem Moment auf den anderen in den freien Fall übergegangen. Wenige Sekunden später endet die Übermittlung von Daten in einer Höhe von 900 Metern über dem Meeresspiegel. Je nach Höhe der Berge muss das schon fast der Moment des Absturzes gewesen sein. Ein Video zeigt ein Flugzeug, das vertikal auf den Boden zurast. Auch auf dem Dashcam-Video eines Autofahrers ist ein ungebremster Absturz erkennbar.

Die Absturzstelle liegt in der Nähe der Stadt Wuzhou in der Autonomen Region Guangxi. Die Gegend ist bergig und bewaldet. China Eastern hat eine Hotline für Angehörige der Passagiere eingerichtet. Das Unternehmen lässt seine Flugzeuge vom Typ 737-800 vorerst am Boden. Der abgestürzte Flieger gehörte nicht zur Modellreihe 737 Max, die nach Problemen mit dem Bordcomputer erst seit kurzem wieder in die Luft darf.

Chinas Flugsicherheit genießt einen guten Ruf

Die Wartung von Flugzeugen durch Chinas teilstaatliche Fluggesellschaften hat grundsätzlich einen sehr guten Ruf. Zu den Anbietern von Wartungsdiensten gehören neben einheimischen chinesischen Firmen auch westliche Namen wie Spirit und Honeywell. Das Geschäft mit Inlandsflügen befindet sich schon längst wieder auf dem Niveau vor der Pandemie. Das weltweit verbreitete Problem, dass Piloten aus der Übung geraten sind, hat China Eastern also tendenziell nicht.

Mit dem Absturz am Montag endet für die chinesische Luftfahrt eine lange Zeit ohne große, tödliche Unfälle. Zuletzt war 2010 eine Maschine von Henan Airlines abgestürzt. Von 96 Menschen an Bord starben 44. Der einzige große Unfall bei China Eastern liegt noch länger zurück. Er ereignete sich 1989. Einer in Russland gebauten Antonow gelang der Start nicht. Sie stürzte am Flughafen Shanghai in einen Fluss. Damals starben 34 Menschen. Seit dem Wechsel auf eine Flotte moderner Flugzeuge verlief der Betrieb ohne Abstürze und fast ohne Todesfälle.

China Eastern ist fast so groß wie die Lufthansa

China Eastern ist die achtgrößte Fluggesellschaft der Welt. Vor der Pandemie transportierte das Unternehmen laut Statista 130 Millionen Passagiere jährlich, fast so viel wie die Lufthansa, die auf 145 Millionen kam. Das Durchschnittsalter der Flotte beträgt 7,3 Jahre. Das Unternehmen hat 583 Maschinen im Einsatz. Es besitzt im aktiven Dienst 480 Flugzeuge von Airbus und Boeing für die Kurz- und Mittelstrecke sowie 91 Flugzeuge für die Langstrecke. Gut drei Viertel der Flugzeuge stammen vom europäischen Anbieter Airbus.

Der Markenname China Eastern ist 1988 entstanden, als das Flugbetriebsamt CAAC in sechs privatwirtschaftlich arbeitende Firmen aufgeteilt wurde. Wie der Name schon sagt, liegt das Kerngebiet der Streckenangebote im Osten des Landes. Das wichtigste Drehkreuz ist Shanghai. Von hier aus bieten die Strecken nach Kunming eine wichtige Verkehrsverbindung ins Landesinnere.

Flugzeugabsturz in Guangxi

Auf chinesischen Sozialmedien spekulierten Flug-Enthusiasten über Kürzungen beim Etat für Kontrolle und Reparaturen bei China Eastern. Doch da die Ursache noch völlig unklar ist, lässt sich auch hier kein Zusammenhang zu dem Absturz herstellen. Laut Geschäftsberichten sanken die Wartungskosten von 2019 auf 2021 um zwölf Prozent. Doch das kann mit dem Ausfall eines großen Teils des internationalen Geschäfts zusammenhängen.

  • Industrie
  • Luftfahrt

Der große Hunger nach Flüssiggas

Das Bild zeigt einen Frachter, auf dem LNG nach China importiert wird. Der Frachter dockt dabei in Tianjin an.
Angedockt – die erste Lieferung von Flüssigerdgas von Qatar Petroleum erreicht das LNG-Terminal in Tianjin

Russlands Krieg in der Ukraine gefährdet die Energieversorgung Deutschlands und vieler anderer EU-Staaten. Intern berät die Bundesregierung schon über Notfallpläne, welche Unternehmen und Sektoren bei einem Gas-Embargo zuerst verzichten müssten. Innerhalb kürzester Zeit will Deutschland seine Gasabhängigkeit von Russland nun beenden. Erst am Wochenende war Wirtschafts- und Klimaminister Habeck deswegen in Katar zu Besuch, um Deutschland Erdgas-Importe zu sichern. Das Emirat ist einer der weltweit größten Exporteure von Flüssigerdgas (Liquified Natural Gas, LNG). Doch bisher liefert Katar vor allem nach Asien.

Denn während sich Deutschland jahrelang auf Russland als Hauptlieferant verlassen hat, haben China und andere Staaten Asiens ihre Importe schon früher diversifiziert. Auch, wenn das LNG teurer ist, da es erst energie- und kostenintensiv aufgearbeitet werden muss. Das führte kürzlich zu der skurrilen Situation, dass China drei LNG-Lieferungen aus den USA an Europa weiterverkauft hat – mit einem saftigen Preisaufschlag (China.Table berichtete).

Deutschland steigt spät ein, um seine Gas-Importe zu diversifizieren. Währenddessen unterzeichnen LNG-Käufer aus China immer mehr Verträge für langfristige Lieferungen. Zwar hat auch China in den vergangenen Jahren noch knapp die Hälfte seines Bedarfs durch kurzfristige Bestellungen gedeckt. Doch Experten registrieren eine Verschiebung hin zu Verträgen für Lieferungen, die weit in der Zukunft liegen. Sindre Knutsson von der Beratungsfirma Rystad Energy hat für die ersten beiden Monate dieses Jahres sogar einen Rückgang des kurzfristig bestellten Anteils auf zehn bis zwanzig Prozent ausgemacht. Die Wende zu Langfristverträgen hat also schon vor dem Beginn der Invasion in die Ukraine begonnen.

Peking sichert sich langfristige Verträge

Grund für das Bedürfnis nach langfristiger Absicherung sind die steigenden Preise. Im Februar verdoppelte sich sogar das Bestellvolumen Chinas bei russischen Anbietern im Vorjahresvergleich. Auch ohne den Angriffskrieg Putins in der Ukraine war schon klar, dass russisches Gas künftig vermehrt nach Peking gehen soll statt nach Europa. Grund ist die Strategie, auf möglichst viele verschiedene Bezugsquellen auszuweiten. Gazprom-Chef Alexej Miller kündigte fast zeitgleich Pläne für den Bau einer weiteren Pipeline nach China an. Der russische Anteil an den Lieferungen in Richtung China betrug auch nach der Verdoppelung nur acht Prozent.

Im vergangenen Jahr bereits haben China und Südkorea die weltweite Nachfrage nach LNG angeführt. China steigerte seine LNG-Importe um 12 Millionen Tonnen auf 79 Millionen Tonnen und überholte damit Japan als weltweit größten LNG-Importeur, wie Daten von S&P Global Commodity Insights zeigen. Energie-Experten prognostizieren, dass die Volksrepublik 2022 zum größten Importeur von LNG aufsteigen wird. Dabei kauft China erst seit 2006 Erdgas aus dem Ausland.

Im Jahr 2019, vor der weltweiten Pandemie, deckte China seinen Bedarf an Erdgas zu über 42 Prozent durch ausländische Quellen ab. Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert, dass im Jahr 2030 über 60 Prozent des chinesischen Erdgasbedarfs durch Importe gedeckt werden müssen. Einen Teil davon soll LNG übernehmen.

Doch trotz der LNG-Importe ist auch Russland weiterhin ein wichtiger Lieferant für China. 2014, im Jahr der russischen Krim-Annektion, unterzeichneten China und Russland einen 30-Jahres-Vertrag über 400 Milliarden US-Dollar zur Lieferung von russischem Erdgas nach China. Seit Dezember 2019 liefert die 55-Milliarden-Dollar teure Pipeline “Power of Siberia” erste Erdgaslieferungen von Russland nach China (China.Table berichtete). Als Putin und Xi sich am 4. Februar im Vorfeld der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Peking persönlich trafen, einigten sich beide auf weitere Gaslieferungen aus Russland.

Diversifizierung wichtiger als der Preis

Doch Russland ist bisher nur ein kleiner Lieferant für China. Die größten Teile der LNG-Lieferungen kamen bisher vor allem aus Australien, Katar, Malaysia und Turkmenistan. Laut dem Energie-Analysehaus Wood Mackenzie verbrauchte China im vergangenen Jahr schätzungsweise 370 Milliarden Kubikmeter LNG. Bis 2025 soll dies auf 475 Milliarden Kubikmeter ansteigen, wobei bis zur Hälfte des Bedarfs importiert werden muss.

Dass Peking dennoch keine zu großen Abhängigkeiten eingehen will und seine Quellen diversifiziert, zeigen auch die jüngsten Zukäufe aus den USA. Wegen Verzögerungen bei LNG-Exportprojekten in Kanada, an denen Chinas Staatskonzern Petrochina beteiligt ist, und in Mosambik, wo sowohl Petrochina als auch der Energieriese China National Offshore Oil (CNOOC) investiert haben, wurden Gaslieferungen aus den USA attraktiv. Noch 2019 kam der gesamte Gashandel zwischen beiden Ländern im Zusammenhang der Handelsstreitigkeiten zwischen Peking und Washington unter der Regierung von Donald Trump zum Stillstand. Danach allerdings haben nordamerikanische LNG-Exporteure ihre Kapazitäten aufgrund der Nachfrage in den großen asiatischen Volkswirtschaften wieder erweitert.

Chinas Staatsfirmen bauen zudem die Lager-Infrastruktur aus, um die erwarteten Lieferungen überhaupt aufnehmen zu können. Die China National Offshore Oil Corporation baut derzeit sechs der weltweit größten LNG-Speichertanks. Die Fundamente stehen schon, wie der führende Anbieter von LNG in China kürzlich bekannt gab.

Bis 2040 steigt die Nachfrage nach LNG auf über 700 Millionen Tonnen

Wie beliebt das verflüssigte Erdgas auf den Weltmärkten werden könnte, zeigt der neuste LNG-Bericht von Shell. Bis zum Jahr 2040 werden mehr als 700 Millionen Tonnen pro Jahr nachgefragt werden, so die Prognosen. Das wäre ein Anstieg von 90 Prozent gegenüber dem Jahr 2021. Es wird erwartet, dass Asien – vor allem China – den Großteil dieses Wachstums verbrauchen wird, da die inländische Gasproduktion zurückgeht, die Wirtschaft wächst und LNG Emissions-intensivere Energiequellen ersetzt. In den kommenden Monaten und Jahren wird es einen Run auf LNG geben.

Die große Frage ist: Wie können sich Deutschland und Europa kurzfristig Anteile am Weltmarktangebot sichern, wenn ein großer Teil des LNG in langfristigen Verträgen gehandelt wird? Und wie weit werden die Preise für Flüssigerdgas weiter steigen? Auf Robert Habeck werden noch viele anspruchsvolle Reisen zukommen. Und China wird ein zahlungskräftiger und gut vernetzter Konkurrent um die knappe Ressource bleiben.

  • Energie
  • Geopolitik
  • Klima

News

Hongkong lockert Corona-Vorschriften

Das von Corona gebeutelte Hongkong hebt einige Flugverbote auf und verkürzt die Quarantäne-Zeiten. Regierungschefin Carrie Lam gab am Montag einen entsprechenden Katalog von Lockerungen bekannt. Die neuen Vorschriften markieren eine dramatische Abkehr von der Zero-Covid-Politik Hongkongs, urteilt Nikkei Asia. Ab dem 1. April dürfen ankommende Flüge aus neun Staaten wieder in Hongkong landen, darunter Flüge aus Frankreich, den USA, Australien, Großbritannien und Kanada. Deutschland gehört laut Informationen der South China Morning Post nicht zu den neun Ländern.

Die Hotelquarantäne für geimpfte, ankommende Passagiere wird von zwei auf eine Woche verkürzt, wenn die Reisenden an den letzten drei Tagen der Isolation negativ getestet werden. Allerdings gelten die gelockerten Einreisebedingungen nur für Hongkonger. Touristen ist der Besuch der Stadt weiterhin untersagt. Maßnahmen des Social Distancings sollen ab dem 21. April in drei Phasen über drei Monate gelockert werden – unter der Bedingung, dass es nicht zu einem Anstieg der Falle kommt. In der ersten Phase sollen Restaurants wieder länger öffnen dürfen. Auch religiöse Einrichtungen, Fitnessstudios, Sportstätten und andere Einrichtungen sollen wieder öffnen. In der zweiten Phase können dann auch wieder Bars und Pubs Gäste empfangen. Kindergärten, Grund- und internationale Schulen sollen schon ab dem 19. April wieder im Präsenzbetrieb stattfinden. Weiterführende Schulen sollen nach dem 22. April folgen.

Hongkong kämpft derzeit mit dem schlimmsten Coronavirus-Ausbruch seit Beginn der Pandemie. In den vergangenen Monaten hat Hongkong mehr als eine Million Infektionen verzeichnet. Über 5.600 Menschen starben. Vor allem ältere, ungeimpfte Bürger starben (China.Table berichtete). Aufgrund der Vielzahl der Infektionen haben gut zehn Prozent der in Hongkong lebenden EU-Bürger die Stadt verlassen. nib

  • Coronavirus
  • Gesundheit
  • Hongkong

Volkswagen sichert sich Rohstoffe für E-Autos

Angesichts der steigenden Rohstoffpreise sichert sich der Volkswagen-Konzern die für das Wachstum in der Elektromobilität benötigten Mengen an Nickel und Kobalt in China durch Partnerschaften. Dazu unterzeichneten die Wolfsburger Absichtserklärungen mit den Firmen Huayou Cobalt und Tsingshan Group zur Gründung von zwei Gemeinschaftsunternehmen. Eines soll sich auf die Weiterverarbeitung von Batterierohstoffen in Indonesien konzentrieren. Das andere soll sich auf die Herstellung von Nickel- und Kobaltsulfaten sowie von Kathodenmaterial für Lithium-Ionen-Batterien spezialisieren. Die beiden Joint-Ventures sollen dazu beitragen, die Kosten pro Batterie langfristig um 30 bis 50 Prozent zu senken, wie Volkswagen in China mitteilte.

Die Preise für E-Auto-Rohstoffe sind in jüngster Zeit stark gestiegen. Der CEO von Li Auto, Li Xiang, nannte den Preisanstieg am Wochenende in einem Social-Media-Beitrag sogar “absurd”, wie Bloomberg berichtet. Li geht davon aus, dass viele Hersteller ihre Preise anheben müssen, sobald die Batterielieferanten anfangen, höhere Preise zu verlangen. nib/rtr

  • Autoindustrie

Steuer-Geschenk für kleine Unternehmen

Die chinesische Regierung greift heimischen Kleinunternehmen mit milliardenschweren Steuersenkungen unter die Arme. Für sie seien Steuererleichterungen von fast einer Billion Yuan (rund 143 Milliarden Euro) beschlossen worden, so der staatliche Sender CCTV am Montag nach einer Kabinettssitzung. China werde außerdem Maßnahmen ergreifen, um das Vertrauen in die Märkte zu stärken und die Entwicklung der Kapitalmärkte stabil und gesund zu halten.

Der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt macht das Aufflammen der Coronavirus-Pandemie zu schaffen. Die Ausbreitung der hochinfektiösen Omikron-Variante hat in diesem Monat wichtige Produktionszentren wie Shenzhen und Dongguan getroffen. Dort standen in vielen Werken die Bänder still – von Fabriken für den Bau von Computer-Zubehör wie Flash-Laufwerken bis hin zu Autoteilen.

Die Regierung will in diesem Jahr ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von etwa 5,5 Prozent erreichen. Dafür dürfte die Zentralbank in den kommenden Monaten ihre Zinsen senken, um mit billigeren Krediten sowohl die Investitionen als auch den Konsum anzuschieben, sagen Experten. Das chinesische Kabinett hat diese geldpolitische Unterstützung auch zugesagt. Allerdings haben die Offiziellen auch davor gewarnt, den Markt nicht mit Liquidität zu überschwemmen, wie Bloomberg berichtet. rtr/nib

  • Coronavirus
  • Finanzen
  • Gesundheit
  • Steuern

Aktien von Evergrande aus dem Handel genommen

Die Börse in Hongkong hat am Montag die Aktien des angeschlagenen Immobilienentwicklers Evergrande vom Handel ausgesetzt. Auch der Handel mit Anteilsscheinen der E-Auto-Tochter Evergrande NEV und einer Dienstleistungstochter wurde vorerst eingestellt, wie Bloomberg berichtet. Das Unternehmen und die Börse haben keine offiziellen Gründe genannt.

Im Januar hatte der hoch verschuldete Konzern angekündigt, in den nächsten sechs Monaten einen vorläufigen Restrukturierungsplan vorzulegen. Das Unternehmen hat Verbindlichkeiten in Höhe von umgerechnet gut 300 Milliarden US-Dollar. Zulieferer hatten in jüngster Vergangenheit Druck gemacht, damit ausstehende Zahlungen geleistet werden. Auch Immobilienkäufer hatten vor einigen Evergrande-Büros protestiert, da sie in Vorauszahlungen geleistet haben und um die Fertigstellung ihrer Häuser und Wohnungen bangen (China.Table berichtete). nib

  • Evergrande
  • Hongkong
  • Immobilien

Presseschau

Flugzeugabsturz in China: Boeing 737 mit 132 Insassen verunglückt TAGESSPIEGEL
China’s President Xi calls for ‘all-out efforts’ to find Eastern jet crash survivors REUTERS
China and Russia’s military relationship likely to deepen with Ukraine war WASHINGTONPOST
EU Set to Line Up With Biden to Warn China Against Helping Putin BLOOMBERG
Pressed to choose sides on Ukraine, China trade favors the West REUTERS
China rührt Zinsen trotz Ukraine- und Corona-Krise nicht an HANDELSBLATT
Ukraine war: Asian nations feel economic brunt of conflict DW
Chinese stocks are on a roller coaster with no end in sight CNN
China’s position on the Russia-Ukraine war is becoming more difficult to maintain FORTUNE
Geopolitik nach der Ukraine-Invasion: Sorge um Apples Taiwan-Abhängigkeit HEISE
Ernährungssicherheit: Chinas Operation Kornkammer SUEDDEUTSCHE
Saudi Arabia and China: New best friends? DW
Das große China-Risiko – Einige Dax-Konzerne könnten Konflikte wie mit Russland kaum verkraften HANDELSBLATT
Volkswagen sichert sich in China Rohstoffe für E-Autos HANDELSBLATT
Shanghai schließt Disneyland, Hongkong lockert trotz neuer Höchstwerte SPIEGEL
Hong Kong will lift its bans on flights and cut quarantine times NYTIMES
China’s zero-Covid policy is showing signs of strain. But ditching it now could be a disaster CNN
Why China is skeptical of local journalists working for Western media DW
China’s Big Tech Firms Are Axing Thousands of Workers WSJ

Standpunkt

Chinas Absicherung gegen geopolitische Schocks

Von Zhang Jun
Zu sehen ist Zhang Jun, Direktor des Thinktanks China Center for Economic Studies in Shanghai: Er schreibt über die Absicherung Chinas gegenüber geopolitischen Schocks.
Zhang Jun ist Direktor des Thinktanks China Center for Economic Studies in Shanghai.

In Hinblick auf geopolitische Auswirkungen könnte wohl nichts von größerer Bedeutung sein als der Schwenk der Vereinigten Staaten von strategischer Kooperation hin zu einem strategischen Wettbewerb mit China. Wie aus einem Ende letzten Jahres veröffentlichten Bruegel-Bericht hervorgeht, stimmt dieser Sinneswandel zahlreiche Beobachter pessimistisch, wenn es um die chinesischen Wirtschaftsaussichten geht. Man geht offenbar davon aus, dass China keine andere Wahl hat, als von seinem erfolgreichen Entwicklungspfad abzuweichen und einen weniger florierenden Kurs mit einer Hinwendung nach innen einzuschlagen, und dies unter einem Staat, der vollständige Kontrolle über die Wirtschaft ausübt, um sich gegen geopolitische Schocks abzusichern. Doch bei Chinas Bestrebungen, in gewissen Bereichen seine wirtschaftliche Unabhängigkeit zu fördern, handelt es sich um vernünftige Reaktionen auf externen Druck – und keineswegs um Anzeichen des Niedergangs seines Wirtschaftsmodells oder seiner Perspektiven.

In den letzten Jahren haben die USA ihre Bemühungen zur “Eindämmung” des chinesischen Aufstiegs intensiviert. Neben der Einführung von Zöllen und nichttarifären Hemmnissen für Einfuhren aus China wurden chinesische Investitionen eingeschränkt, indem man beispielsweise chinesische Unternehmen daran hinderte, Firmen in einigen High-Tech-Sektoren in den USA zu erwerben. Außerdem setzten die USA weiterhin chinesische Firmen auf ihre sogenannte Entity List. Dadurch verwehrte man diesen Unternehmen den Zugang zu amerikanisch kontrollierten kritischen Technologien wie Halbleitern, hielt US-Kapital von einigen strategischen Branchen Chinas fern und verdrängte chinesische Unternehmen von US-Börsen.

Eine Frage der Zeit bis China technologisch zu den USA aufschließt

Wie mein Ko-Autor, Shuo Shi, und ich in einer 2020 erschienenen Arbeit zeigen, könnte diese Politik nur zu eskalierenden strategischen Kosten für die USA führen. Und entgegen der landläufigen Meinung sind ihre längerfristigen Auswirkungen womöglich sehr begrenzt, geschweige denn ausreichend, um den Aufstieg der chinesischen Wirtschaft zu beenden.

Ein noch bedeutenderer Punkt wird in dieser Diskussion übersehen. China hat hinsichtlich seiner technologischen Stärke gemessen am Wert des akkumulierten Sach- und Humankapitals bereits eine kritische Schwelle überschritten. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis China technologisch zu den USA aufschließt.

Die chinesische Führung machte deutlich, dass sich das Land schneller in Richtung weltweiter technologischer Parität bewegen muss, um die Gefahr aufgrund geopolitischer Auswirkungen zu mildern. In den letzten Jahren hat die Regierung die Ausgaben erhöht, um Chinas Kapazitäten in grundlegenden und strategischen Sektoren zu stärken, darunter Bildung, Wissenschaft und Technologie, Landwirtschaft und erneuerbare Energien. Außerdem wurde die rasche Entwicklung von Branchen der Spitzentechnologie wie Big Data, Cloud Computing, 5G und künstliche Intelligenz unterstützt.

5G-Ausbau ist nicht nur eine Reaktion auf geopolitische Schocks

In ähnlicher Weise hat China gemäß seines Fünfjahresplans auch sein digitales Infrastruktursystem ausgebaut. Laut Angaben des chinesischen Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie hat China bereits 1,4 Millionen 5G-Basisstationen errichtet – mehr als 60 Prozent der weltweiten Gesamtzahl. Allein im letzten Jahr wurden über 650.000 dieser Stationen gebaut.

Bei diesen Bemühungen handelt es sich nicht einfach nur um eine Reaktion auf die Eindämmungsstrategien der USA und geopolitische Schocks, sondern größtenteils um eine Antwort auf die sich von innen ergebende Notwendigkeit, ein weiter fortgeschrittenes Stadium der wirtschaftlichen Entwicklung zu erreichen. In Anbetracht dieser Sachlage haben die Bestrebungen der USA zur Eindämmung Chinas vielleicht am meisten dazu beigetragen, Chinas Schwächen zu verdeutlichen und weitere Fortschritte bei deren Beseitigung anzustoßen.

Die chinesischen Behörden glauben nicht, dass die amerikanische Eindämmungspolitik China aus dem bestehenden globalen Wirtschaftssystem herausdrängen, geschweige denn, ihr Land dazu bringen wird, ein nach innen gerichtetes, staatlich kontrolliertes Entwicklungsmodell anzustreben. Prognosen, wonach die US-Politik derartige Wirkungen entfalten würde, unterschätzen die Zuwächse im Bereich Wettbewerbsfähigkeit, die Chinas wirtschaftlichem Aufstieg in den letzten zwei Jahrzehnten vorangetrieben haben sowie auch dessen tiefgreifende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. 

Peking will weiter Verbindung zu internationalen Märkten

China hat die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt aufgebaut und enormes Sach- und Humankapital angehäuft. Außerdem ist das Land eng in die weltweite Produktion eingebunden – und bildet dabei ihren zentralen Angelpunkt – und hat ergänzend dazu Beziehungen zu fortgeschrittenen Volkswirtschaften aufgebaut. Es ist daher sehr unwahrscheinlich, dass China in umfassender Weise aus den globalen Lieferketten verdrängt wird.

Tatsächlich verfolgte China auch während des Aufbaus von Widerstandskraft im Inneren auch weiterhin die Wirtschaftsliberalisierung, wie etwa durch die Verbesserung des Geschäftsklimas, die Schaffung eines offeneren Finanzsektors und die Errichtung zahlreicher weiterer Freihandelszonen. Und die Regierung setzt sich auch weiterhin für die Liberalisierung des Binnenmarktes ein, um die Verbindung zu den internationalen Märkten aufrechtzuerhalten.

Abgesehen von den geopolitischen Herausforderungen muss sich China mit eigenen innerstaatlichen Problemen auseinandersetzen, angefangen bei der Fertilitätskrise. Obwohl die chinesische Regierung ihre übermäßig restriktive Geburtenpolitik gelockert hat, sind Erfahrungen in Ostasien ein Hinweis darauf, dass die Geburtenrate, wenn auch langsamer, doch weiter sinken könnte.

Rentenalter in China wird steigen

Um dem Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter Einhalt zu gebieten, wird China wohl bald das Rentenalter anheben. Zur Absicherung gegen die Auswirkungen einer alternden Bevölkerung auf das künftige Wirtschaftswachstum, wird die Regierung weiterhin die Investitionen in Bildung erhöhen, um so die Qualifikationen der Arbeitskräfte zu fördern und langfristig die Arbeitsproduktivität zu steigern.

Um das Wachstumspotenzial der Wirtschaft zu steigern und auszuschöpfen, gilt es für China, sich dringend produktivitätssteigernden Strukturreformen zu verpflichten. Hier sollte China Lehren aus ostasiatischen Volkswirtschaften ziehen, wo auf eine Phase hohen Wachstums fast immer eine Verlangsamung des Wachstums der totalen Faktorproduktivität folgte.

Eine dieser Lehren besteht darin, dem politischen Druck zu widerstehen, Ressourcen in weniger produktive Regionen zu leiten. Eine andere Lehre ist, Überinvestitionen in Bereiche wie Immobilien zu vermeiden, die nicht viel zum Produktivitätswachstum beitragen und makroökonomische Instabilität verursachen.

Reformen müssen beschleunigt werden

Aus diesem Grund muss die chinesische Regierung herausfordernde Strukturreformen in Angriff nehmen, im Rahmen derer Fehlallokation von Ressourcen korrigiert werden und ein Produktivitätswachstum ermöglicht wird, für das nach wie vor großer Spielraum besteht. So sollte China beispielsweise seine Wirtschaft stärker für privates Kapital öffnen. Dies würde dazu beitragen, zusätzliche Ressourcen in produktivere, unternehmerische Sektoren zu lenken, die sie effizienter und kreativer einsetzen würden als staatliche Unternehmen.

Das Wachstums- und Produktivitätspotenzial Chinas ist noch lange nicht ausgeschöpft und weder die Eindämmungspolitik der USA noch geopolitische Schocks werden diese Entwicklung bremsen. Um jedoch sein Potenzial auszuschöpfen, muss China – wie schon Ende der 1990er Jahre – seine Bemühungen um Strukturreformen beschleunigen und die Ressourcenallokation durch die Förderung eines gerechteren, wettbewerbsfähigeren und stärker marktorientierten Systems verbessern.

Zhang Jun ist Dekan der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Fudan und Direktor der in Shanghai ansässigen Denkfabrik China Center for Economic Studies. Übersetzung: Helga Klinger-Groier.

Copyright: Project Syndicate, 2022.
www.project-syndicate.org

  • Geopolitik
  • USA

Personalien

Ivan Gonzalez wird zum 1. Juli neuer CEO des Bereichs Reinsurance China von Swiss Re. Gonzalez ist seit 21 Jahren bei Swiss Re tätig und fing 2001 als Finanzanalyst bei dem Unternehmen an. Zuletzt war er CEO von Swiss Re Corporate Solutions in Nordamerika.

Xinyu Liu ist von SAIC zum CEO von MG Motor Europe befördert worden. Liu wechselte 2019 vom Joint Venture SAIC-Volkswagen Group in China zu MG und wurde 2020 zum CEO von MG in Frankreich ernannt. Er hat zwei Jahrzehnte bei SAIC verbracht, zuletzt als Geschäftsführer der Skoda-Sparte bei SAIC-Volkswagen.

Dessert

Was aussieht wie ein Fabrikgelände ist eine Aufnahme eines neu erbauten Quarantäne-Lagers in der Stadt Jilin, im Nordosten von China. Mit dem Bau ganzer Quarantäne-Dörfer versuchen die Behörden in der Volksrepublik erneute Ausbrüche von Corona-Infektionen schnell unter Kontrolle zu bringen. Der Staatssender CCTV berichtete, dass die Zimmer etwa 18 Quadratmeter groß sind und die Eingänge von außen per Videokamera überwacht werden. Selbst Kontaktpersonen werden in solche Quarantäne-Lager geschickt. Da hilft es auch nicht, dass die heimischen Medien dafür werben, dass die Unterkünfte mit eigenem Duschbad, Schreibtisch, Bett und WLAN ausgestattet sind.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    • Flug der China Eastern mit 132 Menschen an Bord abgestürzt
    • Wettrennen um Flüssiggas: China sichert sich Lieferungen
    • Hongkong lockert trotz hoher Infektionszahlen
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    • Regierung senkt Steuern für kleine Unternehmen
    • Evergrande-Aktien vom Handel ausgesetzt
    • Standpunkt Zhang Jun: Die USA werden Chinas Aufstieg nicht bremsen
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    ein Flugzeugabsturz ist auch dann eine große Nachricht, wenn durch Krieg und Pandemie täglich viele Menschen sterben. Der Schrecken im globalen Maßstab verdrängt nicht die regionalen und persönlichen Tragödien. Und wir haben gelernt, uns auf das Flugzeug als sicheres Verkehrsmittel zu verlassen. Umso größer der Schock, rauchende Trümmer an einem Berghang zu sehen. Schließlich nehmen wir in China den Flieger oft fast wie einen Bus, um die riesigen Distanzen zu überwinden.

    Genauso ein Routineflug zwischen Provinzhauptstädten war es, der am Montag abgestürzt ist. Flug MU5735 war auf dem Weg von Kunming nach Guangzhou. Im Osten von Guangxi ist die Maschine überraschend und fast ungebremst in einen Bambuswald gefallen. Unsere Anteilnahme gilt den 132 Opfern der Katastrophe.

    Deutschland sorgt sich derweil um den Nachschub an Gas und Öl – trotz der schrecklichen Ereignisse ist auch das nicht nur eine legitime Sorge, sondern wegen der Frage nach Heizung und Transport sogar essenziell. Um einen Ausfall des russischen Gases auszugleichen, kommt vor allem der Import von Flüssiggas infrage. Es lässt sich auch ohne Pipelines transportieren. Doch ausgerechnet beim Einkauf von Flüssiggas ist China mit seiner hohen Nachfrage ein harter Konkurrent auf dem Weltmarkt, analysiert Ning Wang.

    Ihr
    Finn Mayer-Kuckuk
    Bild von Finn  Mayer-Kuckuk

    Analyse

    Flugzeug in Guangxi abgestürzt

    Das Bild zeigt die Aufprallstelle des abgestürzten Flugzeuges in Guangxi. Es ist ein bewaldeter Hügel zu sehen, der in Flammen steht.
    Handy-Foto der Absturzstelle vom Montagnachmittag

    Bei einem Flugzeugabsturz in Südchina sind 132 Menschen gestorben. Flug MU5735 war auf dem Weg von Baoshan in der Nähe der Grenze zu Vietnam in Yunnan über die Provinzhauptstadt Kunming nach Guangzhou. Zur Ursache des Absturzes ist noch nichts bekannt.

    Die Autonome Region Guangxi mobilisierte Rettungskräfte, doch es gilt als ausgeschlossen, dass Insassen der Boeing 737 überlebt haben. Das Auswärtige Amt konnte am Montag noch nicht sagen, ob sich deutsche Staatsbürger an Bord befanden. Die chinesischen Behörden hatten sich bis zum Abend noch nicht beim Generalkonsulat in Guangzhou gemeldet.

    Präsident Xi Jinping ordnete eine zügige Aufklärung der Ursache an. Die US-Luftfahrtaufsicht NTSB schickt einen Repräsentanten, der an der Untersuchung teilnehmen soll. Laut Einschätzung von Luftfahrtexperten werden vermutlich erst der Flugdatenschreiber und der Cockpit-Stimmrekorder Aufschluss über den Hergang der Katastrophe geben. Bisher sei es unmöglich, über die Gründe auch nur zu spekulieren. Es sei aber generell ungewöhnlich, dass Flugzeuge bei gutem Wetter aus ihrer Reiseflughöhe abstürzen. Meist sind es Start, Landung oder außergewöhnliche Situationen, bei denen sich Unglücke ereignen.

    Auf der Karte ist der Ort des Flugzeugabsturzes in Guangxi markiert.

    Der Flug startete um kurz nach 13 Uhr planmäßig in Kunming, drehte nach Osten und gewann wie vorgesehen an Höhe. Zwischen 14.19 Uhr und 14.22 Uhr fiel die Flughöhe dann jedoch laut Flightradar24 um 6.000 Meter auf 2.700 Meter über dem Meeresspiegel. Das Flugzeug ist also von einem Moment auf den anderen in den freien Fall übergegangen. Wenige Sekunden später endet die Übermittlung von Daten in einer Höhe von 900 Metern über dem Meeresspiegel. Je nach Höhe der Berge muss das schon fast der Moment des Absturzes gewesen sein. Ein Video zeigt ein Flugzeug, das vertikal auf den Boden zurast. Auch auf dem Dashcam-Video eines Autofahrers ist ein ungebremster Absturz erkennbar.

    Die Absturzstelle liegt in der Nähe der Stadt Wuzhou in der Autonomen Region Guangxi. Die Gegend ist bergig und bewaldet. China Eastern hat eine Hotline für Angehörige der Passagiere eingerichtet. Das Unternehmen lässt seine Flugzeuge vom Typ 737-800 vorerst am Boden. Der abgestürzte Flieger gehörte nicht zur Modellreihe 737 Max, die nach Problemen mit dem Bordcomputer erst seit kurzem wieder in die Luft darf.

    Chinas Flugsicherheit genießt einen guten Ruf

    Die Wartung von Flugzeugen durch Chinas teilstaatliche Fluggesellschaften hat grundsätzlich einen sehr guten Ruf. Zu den Anbietern von Wartungsdiensten gehören neben einheimischen chinesischen Firmen auch westliche Namen wie Spirit und Honeywell. Das Geschäft mit Inlandsflügen befindet sich schon längst wieder auf dem Niveau vor der Pandemie. Das weltweit verbreitete Problem, dass Piloten aus der Übung geraten sind, hat China Eastern also tendenziell nicht.

    Mit dem Absturz am Montag endet für die chinesische Luftfahrt eine lange Zeit ohne große, tödliche Unfälle. Zuletzt war 2010 eine Maschine von Henan Airlines abgestürzt. Von 96 Menschen an Bord starben 44. Der einzige große Unfall bei China Eastern liegt noch länger zurück. Er ereignete sich 1989. Einer in Russland gebauten Antonow gelang der Start nicht. Sie stürzte am Flughafen Shanghai in einen Fluss. Damals starben 34 Menschen. Seit dem Wechsel auf eine Flotte moderner Flugzeuge verlief der Betrieb ohne Abstürze und fast ohne Todesfälle.

    China Eastern ist fast so groß wie die Lufthansa

    China Eastern ist die achtgrößte Fluggesellschaft der Welt. Vor der Pandemie transportierte das Unternehmen laut Statista 130 Millionen Passagiere jährlich, fast so viel wie die Lufthansa, die auf 145 Millionen kam. Das Durchschnittsalter der Flotte beträgt 7,3 Jahre. Das Unternehmen hat 583 Maschinen im Einsatz. Es besitzt im aktiven Dienst 480 Flugzeuge von Airbus und Boeing für die Kurz- und Mittelstrecke sowie 91 Flugzeuge für die Langstrecke. Gut drei Viertel der Flugzeuge stammen vom europäischen Anbieter Airbus.

    Der Markenname China Eastern ist 1988 entstanden, als das Flugbetriebsamt CAAC in sechs privatwirtschaftlich arbeitende Firmen aufgeteilt wurde. Wie der Name schon sagt, liegt das Kerngebiet der Streckenangebote im Osten des Landes. Das wichtigste Drehkreuz ist Shanghai. Von hier aus bieten die Strecken nach Kunming eine wichtige Verkehrsverbindung ins Landesinnere.

    Flugzeugabsturz in Guangxi

    Auf chinesischen Sozialmedien spekulierten Flug-Enthusiasten über Kürzungen beim Etat für Kontrolle und Reparaturen bei China Eastern. Doch da die Ursache noch völlig unklar ist, lässt sich auch hier kein Zusammenhang zu dem Absturz herstellen. Laut Geschäftsberichten sanken die Wartungskosten von 2019 auf 2021 um zwölf Prozent. Doch das kann mit dem Ausfall eines großen Teils des internationalen Geschäfts zusammenhängen.

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    Der große Hunger nach Flüssiggas

    Das Bild zeigt einen Frachter, auf dem LNG nach China importiert wird. Der Frachter dockt dabei in Tianjin an.
    Angedockt – die erste Lieferung von Flüssigerdgas von Qatar Petroleum erreicht das LNG-Terminal in Tianjin

    Russlands Krieg in der Ukraine gefährdet die Energieversorgung Deutschlands und vieler anderer EU-Staaten. Intern berät die Bundesregierung schon über Notfallpläne, welche Unternehmen und Sektoren bei einem Gas-Embargo zuerst verzichten müssten. Innerhalb kürzester Zeit will Deutschland seine Gasabhängigkeit von Russland nun beenden. Erst am Wochenende war Wirtschafts- und Klimaminister Habeck deswegen in Katar zu Besuch, um Deutschland Erdgas-Importe zu sichern. Das Emirat ist einer der weltweit größten Exporteure von Flüssigerdgas (Liquified Natural Gas, LNG). Doch bisher liefert Katar vor allem nach Asien.

    Denn während sich Deutschland jahrelang auf Russland als Hauptlieferant verlassen hat, haben China und andere Staaten Asiens ihre Importe schon früher diversifiziert. Auch, wenn das LNG teurer ist, da es erst energie- und kostenintensiv aufgearbeitet werden muss. Das führte kürzlich zu der skurrilen Situation, dass China drei LNG-Lieferungen aus den USA an Europa weiterverkauft hat – mit einem saftigen Preisaufschlag (China.Table berichtete).

    Deutschland steigt spät ein, um seine Gas-Importe zu diversifizieren. Währenddessen unterzeichnen LNG-Käufer aus China immer mehr Verträge für langfristige Lieferungen. Zwar hat auch China in den vergangenen Jahren noch knapp die Hälfte seines Bedarfs durch kurzfristige Bestellungen gedeckt. Doch Experten registrieren eine Verschiebung hin zu Verträgen für Lieferungen, die weit in der Zukunft liegen. Sindre Knutsson von der Beratungsfirma Rystad Energy hat für die ersten beiden Monate dieses Jahres sogar einen Rückgang des kurzfristig bestellten Anteils auf zehn bis zwanzig Prozent ausgemacht. Die Wende zu Langfristverträgen hat also schon vor dem Beginn der Invasion in die Ukraine begonnen.

    Peking sichert sich langfristige Verträge

    Grund für das Bedürfnis nach langfristiger Absicherung sind die steigenden Preise. Im Februar verdoppelte sich sogar das Bestellvolumen Chinas bei russischen Anbietern im Vorjahresvergleich. Auch ohne den Angriffskrieg Putins in der Ukraine war schon klar, dass russisches Gas künftig vermehrt nach Peking gehen soll statt nach Europa. Grund ist die Strategie, auf möglichst viele verschiedene Bezugsquellen auszuweiten. Gazprom-Chef Alexej Miller kündigte fast zeitgleich Pläne für den Bau einer weiteren Pipeline nach China an. Der russische Anteil an den Lieferungen in Richtung China betrug auch nach der Verdoppelung nur acht Prozent.

    Im vergangenen Jahr bereits haben China und Südkorea die weltweite Nachfrage nach LNG angeführt. China steigerte seine LNG-Importe um 12 Millionen Tonnen auf 79 Millionen Tonnen und überholte damit Japan als weltweit größten LNG-Importeur, wie Daten von S&P Global Commodity Insights zeigen. Energie-Experten prognostizieren, dass die Volksrepublik 2022 zum größten Importeur von LNG aufsteigen wird. Dabei kauft China erst seit 2006 Erdgas aus dem Ausland.

    Im Jahr 2019, vor der weltweiten Pandemie, deckte China seinen Bedarf an Erdgas zu über 42 Prozent durch ausländische Quellen ab. Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert, dass im Jahr 2030 über 60 Prozent des chinesischen Erdgasbedarfs durch Importe gedeckt werden müssen. Einen Teil davon soll LNG übernehmen.

    Doch trotz der LNG-Importe ist auch Russland weiterhin ein wichtiger Lieferant für China. 2014, im Jahr der russischen Krim-Annektion, unterzeichneten China und Russland einen 30-Jahres-Vertrag über 400 Milliarden US-Dollar zur Lieferung von russischem Erdgas nach China. Seit Dezember 2019 liefert die 55-Milliarden-Dollar teure Pipeline “Power of Siberia” erste Erdgaslieferungen von Russland nach China (China.Table berichtete). Als Putin und Xi sich am 4. Februar im Vorfeld der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Peking persönlich trafen, einigten sich beide auf weitere Gaslieferungen aus Russland.

    Diversifizierung wichtiger als der Preis

    Doch Russland ist bisher nur ein kleiner Lieferant für China. Die größten Teile der LNG-Lieferungen kamen bisher vor allem aus Australien, Katar, Malaysia und Turkmenistan. Laut dem Energie-Analysehaus Wood Mackenzie verbrauchte China im vergangenen Jahr schätzungsweise 370 Milliarden Kubikmeter LNG. Bis 2025 soll dies auf 475 Milliarden Kubikmeter ansteigen, wobei bis zur Hälfte des Bedarfs importiert werden muss.

    Dass Peking dennoch keine zu großen Abhängigkeiten eingehen will und seine Quellen diversifiziert, zeigen auch die jüngsten Zukäufe aus den USA. Wegen Verzögerungen bei LNG-Exportprojekten in Kanada, an denen Chinas Staatskonzern Petrochina beteiligt ist, und in Mosambik, wo sowohl Petrochina als auch der Energieriese China National Offshore Oil (CNOOC) investiert haben, wurden Gaslieferungen aus den USA attraktiv. Noch 2019 kam der gesamte Gashandel zwischen beiden Ländern im Zusammenhang der Handelsstreitigkeiten zwischen Peking und Washington unter der Regierung von Donald Trump zum Stillstand. Danach allerdings haben nordamerikanische LNG-Exporteure ihre Kapazitäten aufgrund der Nachfrage in den großen asiatischen Volkswirtschaften wieder erweitert.

    Chinas Staatsfirmen bauen zudem die Lager-Infrastruktur aus, um die erwarteten Lieferungen überhaupt aufnehmen zu können. Die China National Offshore Oil Corporation baut derzeit sechs der weltweit größten LNG-Speichertanks. Die Fundamente stehen schon, wie der führende Anbieter von LNG in China kürzlich bekannt gab.

    Bis 2040 steigt die Nachfrage nach LNG auf über 700 Millionen Tonnen

    Wie beliebt das verflüssigte Erdgas auf den Weltmärkten werden könnte, zeigt der neuste LNG-Bericht von Shell. Bis zum Jahr 2040 werden mehr als 700 Millionen Tonnen pro Jahr nachgefragt werden, so die Prognosen. Das wäre ein Anstieg von 90 Prozent gegenüber dem Jahr 2021. Es wird erwartet, dass Asien – vor allem China – den Großteil dieses Wachstums verbrauchen wird, da die inländische Gasproduktion zurückgeht, die Wirtschaft wächst und LNG Emissions-intensivere Energiequellen ersetzt. In den kommenden Monaten und Jahren wird es einen Run auf LNG geben.

    Die große Frage ist: Wie können sich Deutschland und Europa kurzfristig Anteile am Weltmarktangebot sichern, wenn ein großer Teil des LNG in langfristigen Verträgen gehandelt wird? Und wie weit werden die Preise für Flüssigerdgas weiter steigen? Auf Robert Habeck werden noch viele anspruchsvolle Reisen zukommen. Und China wird ein zahlungskräftiger und gut vernetzter Konkurrent um die knappe Ressource bleiben.

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    News

    Hongkong lockert Corona-Vorschriften

    Das von Corona gebeutelte Hongkong hebt einige Flugverbote auf und verkürzt die Quarantäne-Zeiten. Regierungschefin Carrie Lam gab am Montag einen entsprechenden Katalog von Lockerungen bekannt. Die neuen Vorschriften markieren eine dramatische Abkehr von der Zero-Covid-Politik Hongkongs, urteilt Nikkei Asia. Ab dem 1. April dürfen ankommende Flüge aus neun Staaten wieder in Hongkong landen, darunter Flüge aus Frankreich, den USA, Australien, Großbritannien und Kanada. Deutschland gehört laut Informationen der South China Morning Post nicht zu den neun Ländern.

    Die Hotelquarantäne für geimpfte, ankommende Passagiere wird von zwei auf eine Woche verkürzt, wenn die Reisenden an den letzten drei Tagen der Isolation negativ getestet werden. Allerdings gelten die gelockerten Einreisebedingungen nur für Hongkonger. Touristen ist der Besuch der Stadt weiterhin untersagt. Maßnahmen des Social Distancings sollen ab dem 21. April in drei Phasen über drei Monate gelockert werden – unter der Bedingung, dass es nicht zu einem Anstieg der Falle kommt. In der ersten Phase sollen Restaurants wieder länger öffnen dürfen. Auch religiöse Einrichtungen, Fitnessstudios, Sportstätten und andere Einrichtungen sollen wieder öffnen. In der zweiten Phase können dann auch wieder Bars und Pubs Gäste empfangen. Kindergärten, Grund- und internationale Schulen sollen schon ab dem 19. April wieder im Präsenzbetrieb stattfinden. Weiterführende Schulen sollen nach dem 22. April folgen.

    Hongkong kämpft derzeit mit dem schlimmsten Coronavirus-Ausbruch seit Beginn der Pandemie. In den vergangenen Monaten hat Hongkong mehr als eine Million Infektionen verzeichnet. Über 5.600 Menschen starben. Vor allem ältere, ungeimpfte Bürger starben (China.Table berichtete). Aufgrund der Vielzahl der Infektionen haben gut zehn Prozent der in Hongkong lebenden EU-Bürger die Stadt verlassen. nib

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    • Gesundheit
    • Hongkong

    Volkswagen sichert sich Rohstoffe für E-Autos

    Angesichts der steigenden Rohstoffpreise sichert sich der Volkswagen-Konzern die für das Wachstum in der Elektromobilität benötigten Mengen an Nickel und Kobalt in China durch Partnerschaften. Dazu unterzeichneten die Wolfsburger Absichtserklärungen mit den Firmen Huayou Cobalt und Tsingshan Group zur Gründung von zwei Gemeinschaftsunternehmen. Eines soll sich auf die Weiterverarbeitung von Batterierohstoffen in Indonesien konzentrieren. Das andere soll sich auf die Herstellung von Nickel- und Kobaltsulfaten sowie von Kathodenmaterial für Lithium-Ionen-Batterien spezialisieren. Die beiden Joint-Ventures sollen dazu beitragen, die Kosten pro Batterie langfristig um 30 bis 50 Prozent zu senken, wie Volkswagen in China mitteilte.

    Die Preise für E-Auto-Rohstoffe sind in jüngster Zeit stark gestiegen. Der CEO von Li Auto, Li Xiang, nannte den Preisanstieg am Wochenende in einem Social-Media-Beitrag sogar “absurd”, wie Bloomberg berichtet. Li geht davon aus, dass viele Hersteller ihre Preise anheben müssen, sobald die Batterielieferanten anfangen, höhere Preise zu verlangen. nib/rtr

    • Autoindustrie

    Steuer-Geschenk für kleine Unternehmen

    Die chinesische Regierung greift heimischen Kleinunternehmen mit milliardenschweren Steuersenkungen unter die Arme. Für sie seien Steuererleichterungen von fast einer Billion Yuan (rund 143 Milliarden Euro) beschlossen worden, so der staatliche Sender CCTV am Montag nach einer Kabinettssitzung. China werde außerdem Maßnahmen ergreifen, um das Vertrauen in die Märkte zu stärken und die Entwicklung der Kapitalmärkte stabil und gesund zu halten.

    Der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt macht das Aufflammen der Coronavirus-Pandemie zu schaffen. Die Ausbreitung der hochinfektiösen Omikron-Variante hat in diesem Monat wichtige Produktionszentren wie Shenzhen und Dongguan getroffen. Dort standen in vielen Werken die Bänder still – von Fabriken für den Bau von Computer-Zubehör wie Flash-Laufwerken bis hin zu Autoteilen.

    Die Regierung will in diesem Jahr ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von etwa 5,5 Prozent erreichen. Dafür dürfte die Zentralbank in den kommenden Monaten ihre Zinsen senken, um mit billigeren Krediten sowohl die Investitionen als auch den Konsum anzuschieben, sagen Experten. Das chinesische Kabinett hat diese geldpolitische Unterstützung auch zugesagt. Allerdings haben die Offiziellen auch davor gewarnt, den Markt nicht mit Liquidität zu überschwemmen, wie Bloomberg berichtet. rtr/nib

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    • Steuern

    Aktien von Evergrande aus dem Handel genommen

    Die Börse in Hongkong hat am Montag die Aktien des angeschlagenen Immobilienentwicklers Evergrande vom Handel ausgesetzt. Auch der Handel mit Anteilsscheinen der E-Auto-Tochter Evergrande NEV und einer Dienstleistungstochter wurde vorerst eingestellt, wie Bloomberg berichtet. Das Unternehmen und die Börse haben keine offiziellen Gründe genannt.

    Im Januar hatte der hoch verschuldete Konzern angekündigt, in den nächsten sechs Monaten einen vorläufigen Restrukturierungsplan vorzulegen. Das Unternehmen hat Verbindlichkeiten in Höhe von umgerechnet gut 300 Milliarden US-Dollar. Zulieferer hatten in jüngster Vergangenheit Druck gemacht, damit ausstehende Zahlungen geleistet werden. Auch Immobilienkäufer hatten vor einigen Evergrande-Büros protestiert, da sie in Vorauszahlungen geleistet haben und um die Fertigstellung ihrer Häuser und Wohnungen bangen (China.Table berichtete). nib

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    • Immobilien

    Presseschau

    Flugzeugabsturz in China: Boeing 737 mit 132 Insassen verunglückt TAGESSPIEGEL
    China’s President Xi calls for ‘all-out efforts’ to find Eastern jet crash survivors REUTERS
    China and Russia’s military relationship likely to deepen with Ukraine war WASHINGTONPOST
    EU Set to Line Up With Biden to Warn China Against Helping Putin BLOOMBERG
    Pressed to choose sides on Ukraine, China trade favors the West REUTERS
    China rührt Zinsen trotz Ukraine- und Corona-Krise nicht an HANDELSBLATT
    Ukraine war: Asian nations feel economic brunt of conflict DW
    Chinese stocks are on a roller coaster with no end in sight CNN
    China’s position on the Russia-Ukraine war is becoming more difficult to maintain FORTUNE
    Geopolitik nach der Ukraine-Invasion: Sorge um Apples Taiwan-Abhängigkeit HEISE
    Ernährungssicherheit: Chinas Operation Kornkammer SUEDDEUTSCHE
    Saudi Arabia and China: New best friends? DW
    Das große China-Risiko – Einige Dax-Konzerne könnten Konflikte wie mit Russland kaum verkraften HANDELSBLATT
    Volkswagen sichert sich in China Rohstoffe für E-Autos HANDELSBLATT
    Shanghai schließt Disneyland, Hongkong lockert trotz neuer Höchstwerte SPIEGEL
    Hong Kong will lift its bans on flights and cut quarantine times NYTIMES
    China’s zero-Covid policy is showing signs of strain. But ditching it now could be a disaster CNN
    Why China is skeptical of local journalists working for Western media DW
    China’s Big Tech Firms Are Axing Thousands of Workers WSJ

    Standpunkt

    Chinas Absicherung gegen geopolitische Schocks

    Von Zhang Jun
    Zu sehen ist Zhang Jun, Direktor des Thinktanks China Center for Economic Studies in Shanghai: Er schreibt über die Absicherung Chinas gegenüber geopolitischen Schocks.
    Zhang Jun ist Direktor des Thinktanks China Center for Economic Studies in Shanghai.

    In Hinblick auf geopolitische Auswirkungen könnte wohl nichts von größerer Bedeutung sein als der Schwenk der Vereinigten Staaten von strategischer Kooperation hin zu einem strategischen Wettbewerb mit China. Wie aus einem Ende letzten Jahres veröffentlichten Bruegel-Bericht hervorgeht, stimmt dieser Sinneswandel zahlreiche Beobachter pessimistisch, wenn es um die chinesischen Wirtschaftsaussichten geht. Man geht offenbar davon aus, dass China keine andere Wahl hat, als von seinem erfolgreichen Entwicklungspfad abzuweichen und einen weniger florierenden Kurs mit einer Hinwendung nach innen einzuschlagen, und dies unter einem Staat, der vollständige Kontrolle über die Wirtschaft ausübt, um sich gegen geopolitische Schocks abzusichern. Doch bei Chinas Bestrebungen, in gewissen Bereichen seine wirtschaftliche Unabhängigkeit zu fördern, handelt es sich um vernünftige Reaktionen auf externen Druck – und keineswegs um Anzeichen des Niedergangs seines Wirtschaftsmodells oder seiner Perspektiven.

    In den letzten Jahren haben die USA ihre Bemühungen zur “Eindämmung” des chinesischen Aufstiegs intensiviert. Neben der Einführung von Zöllen und nichttarifären Hemmnissen für Einfuhren aus China wurden chinesische Investitionen eingeschränkt, indem man beispielsweise chinesische Unternehmen daran hinderte, Firmen in einigen High-Tech-Sektoren in den USA zu erwerben. Außerdem setzten die USA weiterhin chinesische Firmen auf ihre sogenannte Entity List. Dadurch verwehrte man diesen Unternehmen den Zugang zu amerikanisch kontrollierten kritischen Technologien wie Halbleitern, hielt US-Kapital von einigen strategischen Branchen Chinas fern und verdrängte chinesische Unternehmen von US-Börsen.

    Eine Frage der Zeit bis China technologisch zu den USA aufschließt

    Wie mein Ko-Autor, Shuo Shi, und ich in einer 2020 erschienenen Arbeit zeigen, könnte diese Politik nur zu eskalierenden strategischen Kosten für die USA führen. Und entgegen der landläufigen Meinung sind ihre längerfristigen Auswirkungen womöglich sehr begrenzt, geschweige denn ausreichend, um den Aufstieg der chinesischen Wirtschaft zu beenden.

    Ein noch bedeutenderer Punkt wird in dieser Diskussion übersehen. China hat hinsichtlich seiner technologischen Stärke gemessen am Wert des akkumulierten Sach- und Humankapitals bereits eine kritische Schwelle überschritten. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis China technologisch zu den USA aufschließt.

    Die chinesische Führung machte deutlich, dass sich das Land schneller in Richtung weltweiter technologischer Parität bewegen muss, um die Gefahr aufgrund geopolitischer Auswirkungen zu mildern. In den letzten Jahren hat die Regierung die Ausgaben erhöht, um Chinas Kapazitäten in grundlegenden und strategischen Sektoren zu stärken, darunter Bildung, Wissenschaft und Technologie, Landwirtschaft und erneuerbare Energien. Außerdem wurde die rasche Entwicklung von Branchen der Spitzentechnologie wie Big Data, Cloud Computing, 5G und künstliche Intelligenz unterstützt.

    5G-Ausbau ist nicht nur eine Reaktion auf geopolitische Schocks

    In ähnlicher Weise hat China gemäß seines Fünfjahresplans auch sein digitales Infrastruktursystem ausgebaut. Laut Angaben des chinesischen Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie hat China bereits 1,4 Millionen 5G-Basisstationen errichtet – mehr als 60 Prozent der weltweiten Gesamtzahl. Allein im letzten Jahr wurden über 650.000 dieser Stationen gebaut.

    Bei diesen Bemühungen handelt es sich nicht einfach nur um eine Reaktion auf die Eindämmungsstrategien der USA und geopolitische Schocks, sondern größtenteils um eine Antwort auf die sich von innen ergebende Notwendigkeit, ein weiter fortgeschrittenes Stadium der wirtschaftlichen Entwicklung zu erreichen. In Anbetracht dieser Sachlage haben die Bestrebungen der USA zur Eindämmung Chinas vielleicht am meisten dazu beigetragen, Chinas Schwächen zu verdeutlichen und weitere Fortschritte bei deren Beseitigung anzustoßen.

    Die chinesischen Behörden glauben nicht, dass die amerikanische Eindämmungspolitik China aus dem bestehenden globalen Wirtschaftssystem herausdrängen, geschweige denn, ihr Land dazu bringen wird, ein nach innen gerichtetes, staatlich kontrolliertes Entwicklungsmodell anzustreben. Prognosen, wonach die US-Politik derartige Wirkungen entfalten würde, unterschätzen die Zuwächse im Bereich Wettbewerbsfähigkeit, die Chinas wirtschaftlichem Aufstieg in den letzten zwei Jahrzehnten vorangetrieben haben sowie auch dessen tiefgreifende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. 

    Peking will weiter Verbindung zu internationalen Märkten

    China hat die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt aufgebaut und enormes Sach- und Humankapital angehäuft. Außerdem ist das Land eng in die weltweite Produktion eingebunden – und bildet dabei ihren zentralen Angelpunkt – und hat ergänzend dazu Beziehungen zu fortgeschrittenen Volkswirtschaften aufgebaut. Es ist daher sehr unwahrscheinlich, dass China in umfassender Weise aus den globalen Lieferketten verdrängt wird.

    Tatsächlich verfolgte China auch während des Aufbaus von Widerstandskraft im Inneren auch weiterhin die Wirtschaftsliberalisierung, wie etwa durch die Verbesserung des Geschäftsklimas, die Schaffung eines offeneren Finanzsektors und die Errichtung zahlreicher weiterer Freihandelszonen. Und die Regierung setzt sich auch weiterhin für die Liberalisierung des Binnenmarktes ein, um die Verbindung zu den internationalen Märkten aufrechtzuerhalten.

    Abgesehen von den geopolitischen Herausforderungen muss sich China mit eigenen innerstaatlichen Problemen auseinandersetzen, angefangen bei der Fertilitätskrise. Obwohl die chinesische Regierung ihre übermäßig restriktive Geburtenpolitik gelockert hat, sind Erfahrungen in Ostasien ein Hinweis darauf, dass die Geburtenrate, wenn auch langsamer, doch weiter sinken könnte.

    Rentenalter in China wird steigen

    Um dem Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter Einhalt zu gebieten, wird China wohl bald das Rentenalter anheben. Zur Absicherung gegen die Auswirkungen einer alternden Bevölkerung auf das künftige Wirtschaftswachstum, wird die Regierung weiterhin die Investitionen in Bildung erhöhen, um so die Qualifikationen der Arbeitskräfte zu fördern und langfristig die Arbeitsproduktivität zu steigern.

    Um das Wachstumspotenzial der Wirtschaft zu steigern und auszuschöpfen, gilt es für China, sich dringend produktivitätssteigernden Strukturreformen zu verpflichten. Hier sollte China Lehren aus ostasiatischen Volkswirtschaften ziehen, wo auf eine Phase hohen Wachstums fast immer eine Verlangsamung des Wachstums der totalen Faktorproduktivität folgte.

    Eine dieser Lehren besteht darin, dem politischen Druck zu widerstehen, Ressourcen in weniger produktive Regionen zu leiten. Eine andere Lehre ist, Überinvestitionen in Bereiche wie Immobilien zu vermeiden, die nicht viel zum Produktivitätswachstum beitragen und makroökonomische Instabilität verursachen.

    Reformen müssen beschleunigt werden

    Aus diesem Grund muss die chinesische Regierung herausfordernde Strukturreformen in Angriff nehmen, im Rahmen derer Fehlallokation von Ressourcen korrigiert werden und ein Produktivitätswachstum ermöglicht wird, für das nach wie vor großer Spielraum besteht. So sollte China beispielsweise seine Wirtschaft stärker für privates Kapital öffnen. Dies würde dazu beitragen, zusätzliche Ressourcen in produktivere, unternehmerische Sektoren zu lenken, die sie effizienter und kreativer einsetzen würden als staatliche Unternehmen.

    Das Wachstums- und Produktivitätspotenzial Chinas ist noch lange nicht ausgeschöpft und weder die Eindämmungspolitik der USA noch geopolitische Schocks werden diese Entwicklung bremsen. Um jedoch sein Potenzial auszuschöpfen, muss China – wie schon Ende der 1990er Jahre – seine Bemühungen um Strukturreformen beschleunigen und die Ressourcenallokation durch die Förderung eines gerechteren, wettbewerbsfähigeren und stärker marktorientierten Systems verbessern.

    Zhang Jun ist Dekan der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Fudan und Direktor der in Shanghai ansässigen Denkfabrik China Center for Economic Studies. Übersetzung: Helga Klinger-Groier.

    Copyright: Project Syndicate, 2022.
    www.project-syndicate.org

    • Geopolitik
    • USA

    Personalien

    Ivan Gonzalez wird zum 1. Juli neuer CEO des Bereichs Reinsurance China von Swiss Re. Gonzalez ist seit 21 Jahren bei Swiss Re tätig und fing 2001 als Finanzanalyst bei dem Unternehmen an. Zuletzt war er CEO von Swiss Re Corporate Solutions in Nordamerika.

    Xinyu Liu ist von SAIC zum CEO von MG Motor Europe befördert worden. Liu wechselte 2019 vom Joint Venture SAIC-Volkswagen Group in China zu MG und wurde 2020 zum CEO von MG in Frankreich ernannt. Er hat zwei Jahrzehnte bei SAIC verbracht, zuletzt als Geschäftsführer der Skoda-Sparte bei SAIC-Volkswagen.

    Dessert

    Was aussieht wie ein Fabrikgelände ist eine Aufnahme eines neu erbauten Quarantäne-Lagers in der Stadt Jilin, im Nordosten von China. Mit dem Bau ganzer Quarantäne-Dörfer versuchen die Behörden in der Volksrepublik erneute Ausbrüche von Corona-Infektionen schnell unter Kontrolle zu bringen. Der Staatssender CCTV berichtete, dass die Zimmer etwa 18 Quadratmeter groß sind und die Eingänge von außen per Videokamera überwacht werden. Selbst Kontaktpersonen werden in solche Quarantäne-Lager geschickt. Da hilft es auch nicht, dass die heimischen Medien dafür werben, dass die Unterkünfte mit eigenem Duschbad, Schreibtisch, Bett und WLAN ausgestattet sind.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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