Table.Briefing: China

Fleischloses Fleisch im Trend + Finanzplatz Hongkong von Peking bevorzugt + Druck gegen Konfuzius Institute weltweit steigt

  • Neuer Markt: Fleischloses Fleisch
  • Streit um Konfuzius-Institute: “Big Brother is watching you”
  • Wie Hongkong von Pekings Feldzug gegen Didi profitiert
  • EU-Außenminister legen Vorschläge für BRI-Alternative vor
  • Huawei und Verizon legen Patentstreit bei
  • Svolt und Stellantis gehen Partnerschaft ein
  • Jedes zweite Unternehmen verstößt gegen Umweltauflagen
  • Tencent soll exklusive Rechte an Musiklabels abstoßen
  • Im Portrait: Florian W. Mehring – Verhandlungstrainer
Liebe Leserin, lieber Leser,

gläubige Buddhisten haben schon vor Jahrhunderten die Vorzüge von vegetarischen Fisch- und Fleischalternativen erkannt. Nun scheint auch die Generation der jungen und gesundheitsbewussten Chinesen diese uralte Tradition wiederzuentdecken. Ausländischen Firmen wie auch heimischen Anbietern eröffnet sich ein riesiger neuer Absatzmarkt, der Wettstreit um die beste Ente aus Pflanzenprotein und geräuchertem Fisch aus Seitan ist in vollem Gange, berichtet Frank Sieren. Davon profitieren nicht nur die vegetarischen Gourmets, selbst für den Staat bietet der neue Ernährungstrend etliche Vorteile.  

Die chinesischen Konfuzius-Institute stehen derweil schon länger in der Kritik. Die Vorwürfe reichen von simpler Staatspropaganda bis hin zu heimlichen Spionage-Aktivitäten für die KP. Marcel Grzanna berichtet, wie in Japan und Südkorea der Unmut weiter zunimmt. Ein Blick in die nahe Slowakei zeigt, dass die sachliche Beweisführung längst auf der Strecke bleibt. Der Ton wird im wahrsten Sinne des Wortes immer rauer.

Ziemlich rabiat sind die chinesischen Behörden zuletzt gegen den Fahrdienst-Vermittler Didi Chuxing vorgegangen. Dabei handelt es sich um keinen Einzelfall, wie unser Autorenteam in Peking aufzeigt: Etliche chinesische Firmen haben wegen des aktuellen Drucks ihre Börsengänge in New York abgesagt. Doch es gibt auch einen Profiteur bei der Geschichte: Hongkong.

Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht

Ihr
Michael Radunski
Bild von Michael  Radunski

Analyse

Fleischloses Fleisch

Den Durchbruch für pflanzliches Fleisch ermöglichte Gabrielle Guan, eine der bekanntesten Schauspielerinnen in China. Sie machte Werbung für chinesische Maultaschen, die mit Fleisch auf pflanzlicher Basis gefüllt sind – und löste damit eine gigantische Welle aus. In nur wenigen Tagen wurde das Suchwort zhíwùròu – pflanzliches Fleisch – 600 Millionen Mal auf Weibo gesucht. Die Beratungsgesellschaft Euromonitor geht davon aus, dass Chinas Industrie für pflanzliches Fleisch 2023 schon ein Volumen von 13 Milliarden US-Dollar haben wird. 

Gerade bei jüngeren Verbrauchern aus der gesundheitsbewussten Mittelschicht wächst die Offenheit für Fleischalternativen, da sie als gesünder und weniger umweltschädlich gelten. So betont auch Omnifoods, dass alle neuen Produkte aus nicht gentechnisch veränderten Sojabohnen, Erbsen und Reis hergestellt werden. Sie seien frei von Transfetten und Cholesterin und eigneten sich für eine vegane und buddhistische Ernährung.

Omnifoods ist dabei nur einer von mehreren “Fake-Meat”-Herstellern die den chinesischen Markt entern wollen. So ist das an der Nasdaq gelistete US-Startup Beyond Meat in China bereits eine Kooperation mit dem Fast-Food-Anbieter KFC und der Kaffeehaus-Kette Starbucks eingegangen. Im Juni erklärte Yum China, das die Rechte zum Betrieb von KFC, Pizza Hut und Taco Bell im Land besitzt, dass es für einen begrenzten Zeitraum den Beyond Burger anbieten werde. Um den Bedarf zu decken, hat Beyond Meat sogar eine neue Produktionsstätte in der Nähe von Schanghai errichtet. Zudem ist seit diesem Monat ein vegetarischer Meat Wrap in 2800 Filialen in 28 Städten in China erhältlich.

Die Produkte des ebenfalls aus dem Silicon Valley stammenden Wettbewerbers Impossible Foods sind bereits in Hongkong erhältlich und warten derzeit nur noch auf die behördliche Erlaubnis, um auf dem Festland verkauft zu werden. Bislang handelte es sich bei den Angeboten zwar vor allem um “Limited Editions”, aber die Anbieter sind zuversichtlich, dass China bald einer der größten Abnehmer sein wird.

Im Mai kündigte der Schweizer Lebensmittel- und Getränkegigant Nestle an, in Tianjin eine Fabrik für “Fake Meat” zu bauen. Es wäre die erste des Unternehmens in ganz Asien. Die Fleisch-Alternativen von Nestle werden bislang vor allem auf Alibabas Online-Plattform Tmall und in den luxuriösen Hema-Supermärkten in Peking und Schanghai verkauft.

Kopf-an-Kopf-Rennen mit heimischen Anbietern

Neben den internationalen Playern existieren in China längst zahlreiche lokale Anbieter pflanzenbasierter Alternativen wie Whole Perfect Food, Zhenmeat, Zhiai Shenghuo oder Starfield, das im vergangenen Jahr mehr als zehn Millionen Dollar an Funding einsammeln konnte. Whole Perfect Food mit Hauptsitz in Shenzhen gibt es sogar schon seit 1993 – einer Zeit, in der Vegetarismus noch eine Nische war. Schon seit Jahren verkauft das Unternehmen seine Produkte in Ländern wie Portugal, Großbritannien, Neuseeland oder Australien.

Hey Tea, eine der beliebtesten Milchtee-Marken Chinas, hat Ende Mai einen neuen “Fake Meat”-Burger aus heimischer Produktion in sein Menü aufgenommen. Im September vergangenen Jahres startete Zhenmeat eine Kooperation mit einer Hotpot-Restaurant-Kette in der Provinz Sichuan.

Dabei geht es längst nicht nur um Fleisch, sondern auch um Meeresfrüchte. Der aus Hongkong stammende Produzent von Fleischalternativen Omnifoods, der vor allem für die Herstellung des pflanzlichen Schweinefleischersatzes Omnipork bekannt ist, hat kürzlich eine Reihe von artifiziellen Meeresfrüchten auf dem chinesischen Festland und in Hongkong auf den Markt gebracht. Geschmacklich sollen etwa der Thunfisch- oder Lachsersatz mit echtem Fisch identisch sein. Auch der Preis soll sich im selben Rahmen bewegen. Die Green Monday Holdings, zu der das 2018 gegründete Omnifoods gehört, hatte im vergangenen Herbst 70 Millionen US-Dollar an Finanzmitteln einsammeln können. Das Unternehmen erklärte, es werde mit dem Kapital die Forschung stärken, seine Einzelhandelsnetze erweitern und seine Produktionskapazitäten und Lieferketten ausbauen.

Gute Gründe für weniger Fleisch

Ob fake Fisch oder fake Fleisch, China hat gute Gründe auf diese neuen Nahrungsalternativen zu setzen. Das Land ist der größte Fleischkonsument der Welt, die Nachfrage nach Schweine- und Rindfleisch steigt stetig an. Vielerorts ist Fleisch noch immer ein Statussymbol und ein stabiler Preis daher wichtig für die soziale Zufriedenheit (China.Table berichtete). Aus diesem Grund hat Peking sogar staatliche Schweinefleischreserven angelegt. Und natürlich will sich Peking auch bei Fleischimporten so unabhängig wie möglich vom Ausland machen. 

Der CO2-Fußabdruck der Fleischindustrie ist ebenfalls riesig, was das Land nur schwer mit seinen Klimazielen vereinbaren kann. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen stammen rund 14,5 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen aus der Viehzucht. Zudem kam es in China in den vergangenen Jahren immer wieder zu Lebensmittelskandalen. Das Corona-Virus, das von Tieren auf den Menschen übertragen wurde, hat die Verbraucher zusätzlich verunsichert. 

Peking warb bereits 2016 dafür, den Fleischkonsum in der Bevölkerung um 50 Prozent zu reduzieren. Ein Jahr später hatte der chinesische Staat als Teil eines Handelsabkommens mit Israel 300 Millionen US-Dollar in Start-ups investiert, die sich auf Laborfleisch für den Massenkonsum spezialisiert haben. 

Riesige Investitionen

Trotzdem ist die Akzeptanz für “Fake Meat” in der Bevölkerung noch relativ niedrig. In einer Umfrage von Southern Metropolis Daily in der Provinz Guangdong im April gaben 52 Prozent von 2065 Befragten an, dass sie nicht bereit seien, artifizielles Fleisch zu probieren, während 33 Prozent angaben, bereits einige Produkte probiert zu haben. Nur acht Prozent gaben an, dass künstliches Fleisch tatsächlich gut schmecke.

Laut einem im August veröffentlichten Bericht des globalen Marktforschers Ipsos gaben 74 Prozent der Befragten an, sie seien besorgt, dass pflanzliche Fleischersatzprodukte zu viele Zusatzstoffe enthalten würden, während 64 Prozent Bedenken über das Fehlen von Industriestandards äußerten. Zudem beschwerten sich viele Chinesen über die hohen Preise. So kostet eine “Fake-Meat”-Lasagne bei Starbucks umgerechnet zehn US-Dollar. 

All das zeigt vor allem eines: Die chinesischen Verbraucher sind noch unentschieden. Die Venture-Capital-Firmen gehen jedoch davon aus, dass sich das bald ändern wird. Allein im Jahr 2020 sind die Investitionen um 500 Prozent gestiegen. Von den 740 Millionen, die im vergangenen Jahr in den chinesischen Essens- und Gesundheitssektor investiert wurden, gingen zehn Prozent in Start-ups für fleischloses Fleisch.

In diesem Jahr verstärkt sich der Trend noch. Das chinesische Start-up Youkuai hat kürzlich in der A-Runde bereits 7,3 Millionen US-Dollar von dem singapurischen VC-Unternehmen Trirec eingesammelt. Auch europäische Player laufen sich warm: “pflanzliches Fleisch hat ein riesiges Potenzial. Peking will einen eigenen Champion”, heißt es auf der Website des Züricher VC-Unternehmens Blue Horizon Ventures. Die Schweizer haben gerade einen entsprechenden Fond aufgelegt. Ursprünglich sollte er 100 Millionen Euro umfassen. Am Ende wurden es 183 Millionen Euro. 

China hat eine reiche Tradition, für die fleischlose Küche der Buddhisten täuschend echte Imitate zu kreieren – von der Ente aus Pflanzenprotein bis hin zu geräuchertem Fisch aus Seitan. Viele vegetarische Restaurants befinden sich in der Nähe von Tempeln. Das Shenzhener Unternehmen Whole Perfect Food hat sich darauf spezialisiert, alte buddhistische Rezepte zu sammeln und mittels moderner industrieller Techniken zu Massenprodukten zu verarbeiten. “Dies könnte zu Chinas globaler Softpower werden”, sagt der Marketingchef Zhou Qiyu. “Was die Amerikaner gerade anfangen, machen wir schon seit Jahrhunderten.”

  • Ernährung
  • Lebensmittel
  • Nachhaltigkeit
  • Nestlé

Streit um Konfuzius-Institute: “Big Brother is watching you”

Post vom Konfuzius-Institut: Der Direktor des Central European Institute of Asian Studies (CEIAS) in Bratislava, Matej Šimalčík, traute seinen Augen nicht, als er die E-Mail las. “Wer hat denn diesen Blödsinn verzapft? Lassen Sie uns bitte mit diesem Müll in Ruhe”, stand dort salopp geschrieben. Der Absender der dubiosen Zeilen: Luboslav Štora, Leiter des Konfuzius-Instituts an der Slowakischen Universität für Technologie (STU), eines von drei Konfuzius-Instituten des Landes.

Štora war ein Forschungspapier bitter aufgestoßen, in dem Šimalčík und sein Team die Verbindungen slowakischer Universitäten zu chinesischen Einrichtungen und Unternehmen beleuchten. Darin geht es auch um intransparente Technologietransfers durch die öffentlichen Hochschulen des Landes nach China und die mögliche Verwendung dieser Technologien zur Gesichtserkennung. Im Gespräch mit China.Table warnt Šimalčík davor, dass europäische Innovationen die digitale Überwachung in der Volksrepublik helfen zu optimieren, beispielsweise bei der Kontrolle der muslimischen Uiguren in der Autonomen Region Xinjiang. Šimalčík fürchtet, dass europäische Hochschulen dem chinesischen Überwachungsstaat zuarbeiten, solange mangelnde Transparenz im System verhindere, dass man die Empfänger der Transfers unzweifelhaft nachvollziehen kann.

Štora kommentierte die Aussagen in seiner E-Mail zynisch. “Big Brother is watching you”, schrieb er an den CEIAS-Direktor. Šimalčík machte den Schriftwechsel daraufhin öffentlich, weil er der Meinung war, der Ton des Schreibens sei unangemessen gewesen. Als der Direktor des Konfuzius-Instituts von Journalisten mit seinen Aussagen konfrontiert wurde, sagte dieser, er habe lediglich einen Scherz machen wollen, um die vermeintliche Absurdität des Forschungspapiers zu kontern. Denn von Gesichtserkennung im öffentlichen Raum in China habe er, Štora, noch nie etwas gehört.

Man mag ihm das glauben oder nicht. Doch die Diskussionen um die Integrität der Konfuzius-Institute bekommen durch Štoras E-Mail-Flüche eher neues Futter, als dass sie abklingen. Denn Form und Inhalt seiner Äußerungen erinnern an chinesische Diplomaten, die in Wolfskrieger-Manier unliebsame Themen lautstark niederzubrüllen versuchen. Die Parallele liefert der chinakritischen Gemeinschaft Anlass genug, um sich einmal mehr bestätigt zu fühlen, dass die Institute nur vordergründig chinesische Kultur und Sprache vermitteln wollen.

Japanische Regierung will Antworten von den Universitäten

Weltweit wächst das Misstrauen, dass die über 500 Konfuzius-Institute in rund 160 Ländern die öffentliche Meinung in den Gastländern im Sinne der autoritären Regierung in Peking beeinflussen wollen. Mehr noch besteht sogar der Verdacht, dass sie den chinesischen Geheimdiensten zuarbeiten. Im besonders chinakritischen Japan, wo die Regierung kürzlich die Kommunistische Partei Chinas und die Volksbefreiungsarmee für einen umfangreichen Cyberangriff auf 200 Unternehmen und Forschungseinrichtungen verantwortlich machte, hat das Bildungsministerium deswegen jetzt eine Untersuchung eingeleitet. Neben der Beeinflussung durch chinesische Propaganda fürchtet das Land auch einen Technologieklau durch die enge Zusammenarbeit an den japanischen Unis – ähnlich wie die Forscher des CEIAS in der Slowakei.

Alle Universitäten Japans, an denen die 14 Konfuzius-Institute beherbergt sind, müssen Details der Zusammenarbeit offenlegen: gemeinsame Forschungen, Finanzierungen, Teilnehmerzahlen. Man müsse den Einrichtungen völlige Transparenz abverlangen oder sie abschaffen, sagte Bildungsminister Koichi Haguida. Es macht sich das ungute Gefühl in Japan breit, dass eigentlich niemand so genau weiß, was hinter der Fassade der Institute genau steckt.

“Die größte Sorge bei uns in Japan ist, dass die Einrichtungen den Zweck verfolgen, Sympathien für die Versionen von Geschichte, Kultur und Politik der Kommunistischen Partei zu schaffen”, sagte Yoichi Shimada, Professor für Internationale Beziehungen zu This Week in Asia. Bei den Verwaltungen der japanischen Universitäten hingegen rennen die Chinesen oftmals offene Türen ein, wenn es um mögliche Kooperationen geht. Denn den Unis bieten sie eine gute Grundlage, um finanzstarke Studenten aus der Volksrepublik nach Japan zu locken und gleichzeitig stabile Verbindungen in die zweitgrößte Volkswirtschaft aufzubauen. Diese können ihrerseits in weiteren lukrativen Kooperationen münden.

Ende Juni brach sich das Misstrauen auch in Südkorea Bahn, wo mehr Konfuzius-Institute operieren als in jedem anderen asiatischen Land: 22. Eine Gruppe von Aktivisten demonstrierte vor der chinesischen Botschaft in Seoul gegen die “Werkzeuge für Gehirnwäsche”. Man der Öffentlichkeit die “wahre Natur” der Institute aufzeigen, erklärte die Gruppe, angeführt von einer ehemaligen Mitarbeiterin des Kulturministeriums. Koreanischen Politikern und Akademikern warf sie vor, aus Sorge vor wirtschaftlichen Konsequenzen nicht entschieden genug, mehr Transparenz schaffen zu wollen. Es sei bedauernswert, dass Politik und akademische Kreise offenbar geglaubt haben, die Einrichtungen seien vergleichbar mit den deutschen Goethe-Instituten, der französischen Alliance Francaise oder dem British Council.

Dutzende Schließungen in den USA

In den USA, wo die Zahl der Konfuzius-Institute im Land (CIUS) zwischenzeitlich auf 110 Standorte angewachsen war, veranlasste das Außenministerium deshalb schon im Sommer vergangenen Jahres eine offizielle Kennzeichnung der Einrichtungen als Auslandsvertretungen. Als solche sind sie nun dazu verpflichtet, Personal und Eigentum bei den US-Behörden anzuzeigen. CIUS sei eine Organisation, die vom chinesischen Bildungsministerium geführt werde, weswegen die Konfuzius-Institute nun “als das bezeichnet werden, was sie sind”, hieß es. Anfang März dieses Jahres entschied der US-Senat zudem, dass Universitäten, die ein Konfuzius-Institut beherbergen, keine Finanzhilfen mehr aus dem Regierungshaushalt erhalten werden. Zahlreiche Einrichtungen haben seitdem dicht gemacht oder ihre Schließung angekündigt. Aktuell zählt die National Association of Scholars, eine konservative Lobbygruppe, weniger als 50 Standorte.

Peking weist die Verdächtigungen gegen die Institute derweil scharf zurück. Offiziell gelten sie als Schlüsselelement für die Modernisierung des chinesischen Bildungssystems, das gleichzeitig als Werkzeug zur Wirtschaftsförderung genutzt werden soll. Ziel sei es, ihre regionale Verteilung “zu optimieren”, wie das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei schriftlich fixierte. Verstärkt sollen sie auch in den Anrainerstaaten der Neue-Seidenstraße-Initiative aufgebaut werden.

In Deutschland gibt es bislang 19 Niederlassungen. Der überwiegende Teil davon ist an öffentlichen Hochschulen als eingetragener Verein untergebracht.

  • Japan
  • Konfuzius-Institute
  • Kultur
  • Propaganda
  • Spionage
  • Südkorea

Wie Hongkong von Pekings Feldzug gegen Didi profitiert

Als der chinesische Fahrdienst-Vermittler Didi Chuxing vor zwei Wochen in New York an die Börse ging, war der Jubel groß (China.Table berichtete). Doch er währte nicht lange. Schon zwei Tage später begann Peking einen rabiaten Feldzug gegen den Uber-Rivalen. Die Regulatoren ordneten an, die Didi-App bis auf weiteres aus allen chinesischen App-Stores zu löschen. Neue Nutzer dürfen sich vorerst nicht mehr auf der Plattform anmelden. Der Didi-Kurs hat seitdem über 20 Prozent an Wert verloren (China.Table berichtete).

Peking, so schildern Beobachter, war von Anfang an unglücklich darüber, dass Didi New York und nicht einen heimischen Börsenplatz gewählt hatte. Kurz zuvor sollen die Regulatoren noch versucht haben, Didi von seinem Vorhaben abzubringen, doch stattdessen beschleunigte das Unternehmen seine Bemühungen für den Börsengang.

Konkrete Pläne der Cyber-Aufsicht

Die chinesische Regierung, das wurde in den vergangenen Tagen deutlich, will nun im großen Stil gegen chinesische Börsengänge an der Wall Street vorgehen. Über das Wochenende stellte Chinas Cyber-Aufsichtsbehörde CAC Pläne vor, wonach Internetfirmen, die über Daten von mehr als einer Million Nutzer verfügen (also praktisch jedes Unternehmen), künftig geplante Börsengänge im Ausland erst bei der CAC prüfen lassen müssen. 

Demnach soll untersucht werden, ob der geplante Börsengang eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstellen könnte, weil ausländische Staaten möglicherweise Zugriff auf sensible Daten erhalten könnten. Die Vorstellung der neuen Regeln durch die CAC folgt auf eine Mitteilung des chinesischen Staatsrates, der bereits vergangene Woche schärfere Kontrollen für Börsengänge angekündigt hatte. 

Zwar ist bei den Regulatoren von einer “Prüfung” von Anträgen die Rede, Beobachter gehen jedoch davon aus, dass die Cyber-Aufsicht zum Ziel hat, so gut wie gar keine Börsengänge in den USA mehr zuzulassen. “Die Unternehmen verstehen von selbst, was die Stunde geschlagen hat”, kommentiert ein Hongkonger Investmentbanker. 

Tatsächlich haben nach dem Vorgehen gegen Didi bereits eine ganze Reihe chinesischer Unternehmen Konsequenzen gezogen. Chinas beliebteste Fitness-App Keep kündigte vergangene Woche an, seine Pläne für einen Börsengang in den USA zu begraben. Auch Ximalaya, Chinas größte Podcasting-Plattform, hat sich laut einem Bericht der Financial Times dazu entschlossen, nicht in New York an die Börse zu gehen. “Nach Gesprächen mit den zuständigen Aufsichtsbehörden sind wir zu dem Schluss gekommen, dass eine Notierung in Hongkong als bevorzugtes Ergebnis angesehen würde”, zitierte die FT eine mit dem Vorgang vertraute Person. Laut der Nachrichtenagentur Reuters hat auch LinkDoc Technology, ein chinesischer Anbieter von medizinischen Datenlösungen, seine IPO-Pläne in New York auf Eis gelegt. Und wie das Wall Street Journal am Montag berichtete, gab ByteDance, das chinesische Unternehmen hinter der Kurzvideo-App Tiktok, schon vor Monaten seine Pläne für einen Börsengang im Ausland auf, nachdem es von den chinesischen Regulatoren vor einem solchen Schritt gewarnt worden war.

Spannungen zwischen USA und China: Hongkong wird profitieren

Damit steht auch viel für die US-Finanzindustrie auf dem Spiel (China.Table berichtete), denn für sie waren die chinesischen Börsengänge bislang ein einträgliches Geschäft. Allein in diesem Jahr sind schon 37 chinesische Firmen in New York an die Börse gegangen, mehr als im gesamten Vorjahr zusammen. Insgesamt sind rund 250 chinesische Firmen in New York gelistet, die zusammen auf eine Marktkapitalisierung von über zwei Billionen US-Dollar kommen. 

Besonders die chinesische Sonderverwaltungsregion Hongkong könnte von den neuen Regeln profitieren. Chinesische Gründer, die ihre Firmen an die Börse bringen wollen, haben hier den Vorteil, dass die beim Börsengang eingenommenen Millionen ähnlich wie in New York nicht Chinas strengen Kapitalkontrolle unterliegen. Ihr Vermögen ist also nicht in der Volksrepublik “gefangen”. Gleichzeitig gilt der Hongkonger Finanzplatz als reifer als Shenzhen oder Shanghai und zieht mehr ausländische Investoren an. Hongkong hatte bereits im vergangenen Jahr vor dem Hintergrund der angespannten Beziehungen zwischen den USA und China einen Boom bei Börsengängen chinesischer Firmen erlebt.  Gregor Koppenburg/ Jörn Petring

  • Autoindustrie
  • Börse
  • Didi
  • Finanzen
  • Hongkong
  • USA

News

EU-Außenminister:innen legen Vorschläge für BRI-Alternative vor

Mehr strategische Partnerschaften, mehr Geld, mehr Sichtbarkeit – die EU-Außenminister:innen haben am Montag den Druck auf die EU-Kommission erhöht, eine europäische Alternative für die “Belt and Road”-Initiative (BRI) zu schaffen. In dem Schlussfolgerungspapier wird China nicht direkt benannt. Allerdings betonen die Minister:innen in der EU-Erklärung mit dem Titel “Ein global vernetztes Europa”, dass “andere wichtige Volkswirtschaften ihre eigenen Ansätze und Instrumente für die Konnektivität entwickelt” hätten. Bundesaußenminister Heiko Maas wurde vor dem Treffen deutlicher: China nutze seine wirtschaftlichen und finanziellen Möglichkeiten weltweit, um seinen politischen Einfluss zu erhöhen, sagte Maas in Brüssel. “Es nützt nichts, darüber zu jammern. Wir müssen selbst Alternativen anbieten.” Das gelte unter anderem für Südosteuropa, Afrika und Zentralasien.

Vorschläge für europäische “Belt and Road”-Alternative

Konkret fordern die EU-Minister:innen:

  • Reichweite: Die bereits bestehenden strategischen Partnerschaften der EU mit Japan und Indien ausbauen (China.Table berichtete) und eine Konnektivitätspartnerschaft mit ASEAN sowie Partnerschaftsprojekte mit den USA und weiteren “gleichgesinnten Ländern und Regionen” anstreben.
  • Finanzierung: Die EU-Kommission müsse gemeinsam mit den Mitgliedstaaten und deren Finanz- und Entwicklungsinstitutionen sowie der Europäischen Investitionsbank, der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und anderen internationalen Finanzinstitutionen mehr finanzielle Mittel für Projekte der Initiativen aufbringen. Investitionen des Privatsektors müssten gestärkt werden. Eine konkrete Zahl wird in dem Papier jedoch nicht genannt.
  • Sichtbarkeit: Spätestens im März kommenden Jahres muss die EU-Kommission eine Liste von Infrastrukturprojekten “mit großer Wirkung und Sichtbarkeit” vorlegen. Dazu könnten Bahnstrecken, Pläne für Hafenerweiterungen oder Daten- und Stromtrassen in Afrika, Asien oder Lateinamerika zählen. Die Brüsseler Behörde soll außerdem aufzeigen, welche Initiativen und Projekte im Rahmen der EU-Konnektivitätsstrategie von 2018 bereits umgesetzt wurden.
  • Branding: Die Initiativen sollen unter einem gemeinsamen Namen öffentlichkeitswirksam vermarktet werden – und damit die chinesische “Belt and Road”-Propaganda herausfordern. Die Marketingstrategie “sollte einen erkennbaren Markennamen und ein gemeinsam entwickeltes Logo enthalten”, heißt es in der Schlussfolgerung.
  • Zugang: Die EU müsse sich weiterhin verstärkt für gleiche Wettbewerbsbedingungen, einen fairen Zugang zu Märkten und zum öffentlichen Beschaffungswesen für europäische Firmen in Drittländern einsetzen, um dort ausländische Direktinvestitionsmöglichkeiten für den Privatsektor zu fördern. ari
  • Neue Seidenstraße

Huawei und Verizon legen Patentstreit bei

Der chinesische Telekommunikationsausrüster Huawei und sein US-Konkurrent Verizon Communications haben ihren Rechtsstreit um angebliche Patentrechtsverstöße beigelegt. Das verkündeten beide Konzerne am Montag. Die vertrauliche Abmachung kommt überraschend. Erst vor wenigen Tagen wurde vor einem Gericht in Texas offiziell ein Prozess in der Auseinandersetzung eröffnet.

Im Februar 2020 hatte der chinesische Hersteller Klage gegen Verizon eingereicht. Diese wurde von zwei US-Bezirksgerichten in Texas angenommen. Damals behauptete Huawei, Verizon verwende in mehreren Bereichen Huawei-Patente, ohne die entsprechende Genehmigung eingeholt zu haben. Dazu gehören Computernetzwerke, Download-Sicherheit und Videokommunikation. Entsprechend forderte Huawei Entschädigungszahlungen sowie Lizenzgebühren. An beiden Gerichten wurden die Klagen nun zurückgezogen.

Verizon: Huawei-Klage als “PR-Gag”

Verizon bezeichnete daraufhin die Klage als “einen PR-Gag” und einen “hinterhältigen Angriff auf unser Unternehmen und das gesamte Tech-Ökosystem”. Zudem reichte man Gegenklage gegen den chinesischen Hersteller ein und behauptete seinerseits, das chinesische Unternehmen habe vielmehr Verizons Patentrechte verletzt.

Noch im vergangenen Jahr hatte Huawei angeführt, dass man “einfach darum bittet, dass Verizon die Investitionen von Huawei in Forschung und Entwicklung respektiert, indem es entweder für die Nutzung unserer Patente bezahlt oder davon absieht, sie zu nutzen.”

Am Montag zeigte man sich bei Verizon nun “glücklich über die Einigung” hinsichtlich der Patentstreitigkeiten. Auch an Huaweis Firmensitz in Shenzhen ist man eigenen Angaben zufolge zufrieden, dass “durch die Abmachung der Rechtsstreit zwischen Verizon und Huawei beigelegt werden konnte. Die Einzelheiten der Abmachung sind allerdings vertraulich.

Das chinesische Unternehmen besitzt eigenen Angaben zufolge weltweit 100.000 Patente, wobei 10.000 davon in den USA angemeldet sind. Im Juni 2019 berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, dass Huawei von Verizon die Zahlung von einer Milliarde US-Dollar gefordert habe für die Verwendung von 230 firmeneigenen Patenten. rad

  • Huawei
  • Patente
  • Smartphone
  • Smartphones
  • Technologie

Svolt und Stellantis gehen Partnerschaft ein

Der chinesische Batteriehersteller Svolt und der Opel-Mutterkonzern Stellantis gehen eine Batteriepartnerschaft ein. Ab 2025 will Stellantis seine Lithium-Ionen-Batterien auch von Svolt beziehen, verkündete der chinesische Batteriehersteller zu Wochenbeginn. Stellantis – das auch Chrysler, Citroën, Fiat und Peugeot zu seinen Marken zählt – bekommt dann von der Batteriezelle über den Hochvoltspeicher bis hin zum Batteriemangementsystem von Svolt. Durch die Partnerschaft wird das chinesische Unternehmen ein Teil der globalen EV-Batterie-Beschaffungsstrategie von Stellantis mit mehr als 130 GWh bis 2025 und 260 GWh bis 2030.

“Wir freuen uns sehr, dass wir mit Stellantis einen renommierten Kunden für unsere hochwertigen Lithium-Ionen-Batterien und Batteriesysteme gewinnen konnten und künftig mit Batterien beliefern dürfen”, erklärt Maxim Hantsch-Kramskoj, Vizepräsident von Sales & Marketing Svolt Europe.

Das Unternehmen hatte zuletzt angekündigt nicht nur in China, sondern auch im Saarland in Produktionsstandorte für seine Batterien zu investieren (China.Table berichtete). Für die neue Partnerschaft mit Stellantis kündigte der Batteriehersteller an, seine Produktionskapazitäten in China und die zukünftigen Produktionskapazitäten in Europa nutzen zu wollen. niw

  • Autoindustrie
  • Batterien
  • Opel
  • Stellantis
  • SVOLT
  • Technologie

Jedes zweite Unternehmen verstößt gegen Umweltauflagen

Jedes zweite von Umweltinspektoren in China begutachtete Unternehmen weist zahlreiche Probleme mit der Luftverschmutzung auf. Das Umweltministerium hat nach eigenen Angaben im Mai knapp 1.600 Unternehmen in intensiven Schlüsselindustrien wie Stahl, Chemie und Baumaterialien geprüft. Bei fast 900 Unternehmen stellte es demnach mehr als 1.900 Probleme im Bereich der Luftverschmutzung fest. Die Inspektionen fanden unangemeldet statt.

Laut dem Ministerium wurden Regelverstöße beim Ausstoß von Feinstaub, Stickoxiden und Schwefeldioxid erfasst. Einige der Unternehmen manipulierten demnach ihre technischen Einrichtungen zum Umweltschutz wie beispielsweise Anlagen zur Abgasreinigung. Die meisten Umweltsünder stammen aus den Bereichen Baumaterialien, Chemie und Pharmazie. Gegen knapp 270 Unternehmen werden nun weitere Ermittlungen eingeleitet. nib

  • Klima
  • Nachhaltigkeit
  • Umwelt
  • Verschmutzung

Tencent soll exklusive Rechte an Musiklabels abstoßen

Tencent Music soll seine Exklusiv-Rechte an Musiklabels auflösen. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge bereite Chinas Anti-Monopolbehörde einen entsprechenden Schritt vor. Dabei gehe es vor allem um Rechte, bei denen der Musik-Streamingdienst von Tencent mit kleineren Wettbewerbern konkurriert, berichtet Reuters. Zudem verhängte die Marktregulierungsbehörde SAMR wegen der versäumten Meldung der Zukäufe der Apps Kuwo und Kugou gegen Tencent eine Geldstrafe in Höhe von 500.000 Yuan (65.000 Euro). Damit fällt die Strafe deutlich milder aus als zu Beginn des Jahres zunächst angekündigt worden war. Damals hatten die Behörden gar den Zwangsverkauf der beiden Apps in Betracht gezogen.

“Ich persönlich denke, dass diese Strafe zu kurz greift und eher ein Segen für Tencent ist. Die Übernahmen schränken offensichtlich den Wettbewerb auf dem Markt ein, es musste ein Veto eingelegt werden”, sagte You Yunting, ein Anwalt bei DeBund Law Offices in Shanghai. “Die marktbeherrschende Stellung von Tencent Music wird dadurch zu wenig beeinträchtigt”, urteilt You gegenüber Reuters.

Alibaba und Tencent – Chinas Regierung geht gegen Internetgiganten vor

Peking ist dabei die Spielregeln für seine Internetgiganten neu zu justieren (China.Table berichtete). Als erstes Unternehmen musste dabei der E-Commerce-Händler Alibaba Ende vergangenen Jahres eine Rekordstrafe von 18 Milliarden Yuan (2,3 Milliarden Euro) zahlen. Als Grund wurde Missbrauch der Marktposition aufgeführt.

Erst im April berichtete Reuters, dass die SAMR eine Geldstrafe von mindestens zehn Milliarden Yuan gegenüber Tencent Holdings für sein Fehlverhalten aussprechen würde. Das Unternehmen zeigte sich zuletzt einsichtig. So hat Tencent vergangene Woche die Jugendschutzmaßnahmen für Spieler im Land verschärft. Nach 22 Uhr dürfen nur noch erwachsene Spieler per Gesichtserkennungssoftware weiterspielen. niw

  • Kultur
  • Markt
  • Musik
  • SAMR

Presseschau

Yellen Looks to Revive U.S.-EU Ties in Facing Down China, Russia BLOOMBERG (PAY)
Empty streets, suspended schools, work from home. Heaviest rain of the year tests Beijing’s emergency response GLOBALTIMES (STAATSMEDIUM)
Taiwan tech companies buy 10m Covid vaccine doses in deal that sidesteps China GUARDIAN
US sanctions on China will continue but Beijing ‘unlikely to escalate’ amid decoupling fears SCMP (PAY)
It’s coming home – China on tech FT (PAY)
RTHK to halt controversial radio show on mainland affairs; decision welcomed by pro-establishment groups GLOBALTIMES (STAATSMEDIUM)
China’s Zhu Rong rover zooms in on rocks in Mars space mission SCMP (PAY)
China drängt offenbar US-Zerstörer im Südchinesischen Meer ab SPIEGEL
Neue Seidenstraße: China handelt, Europa diskutiert DEUTSCHLANDFUNKKULTUR
Beispiellose nukleare Aufrüstung: Chinas geheimes Hütchenspiel mit 119 Atom-Silos TAGESSPIEGEL

Portrait

Florian W. Mehring – Verhandlungstrainer

Florian W. Mehring Verhandlungstrainer, Gründer Shanghai Meilin und Partner Qingdao Mandragore

Wenn es um China geht, hat der Westen immer noch nicht verstanden, dass die Volksrepublik ein Staat ist, der tief verwurzelt ist im kommunistischen Denken. Das bemerkt der Sinologe und Verhandlungswissenschaftler Florian W. Mehring in seiner Arbeit immer wieder. Im Westen geistert immer noch die Idee herum, dass die chinesische Kultur in erster Linie vom Konfuzianismus oder Buddhismus geprägt sei. “Dabei hat jeder Chinese wenigstens unbewusst marxistische Denkmethoden internalisiert”, sagt der 43-Jährige. Das mache sich insbesondere bei Geschäftsverhandlungen bemerkbar, so seine Erfahrungen.

Florian W. Mehring: “Chinesen sind ergebnisorientiert.”

Trifft die deutsche auf die chinesische Mentalität, zeigten sich die Schwierigkeiten in den unterschiedlichen Ansätzen sofort. “Die Deutschen sind verfahrensorientiert. Chinesen hingegen sind vergleichsweise stärker ergebnisorientiert.” Auf Prozesse übersetzt heißt das: Chinesen definieren gerne ein zentrales strategisches oder taktisches Ziel. Anschließend suchen sie kreativ den effektivsten Weg, um das Ziel zu erreichen. Auf deutscher Seite trifft man dieses Vorgehen allerdings selten. Bei Verhandlungen deuten die Chinesen das wiederum negativ. Das könne schon mal dazu führen, dass Chinesen ihren Gegenüber in Verhandlungen entweder als unfähig erachten oder ihm sogar unlautere Absichten unterstellen, so Florian W. Mehring.

Die Begeisterung für die uns fremde Mentalität der Chinesen begann bei Mehring früh. Seine Mutter ist zwar Japanerin, näher fühlt er sich allerdings der chinesischen Mentalität. Die Japaner seien den Deutschen gar nicht so unähnlich. Der Traditionsbegriff verbinde beide Länder. In China kann man nur wenig auf traditionelle Strukturen zurückschauen: “Das moderne China beginnt mit 1979 – kurz nach dem Tod von Mao. Viele Chinesen konnten nicht ins Familiengeschäft oder in feste Strukturen einsteigen, weil diese nicht mehr existierten oder heruntergewirtschaftet waren”, erklärt Mehring. Anschließend ist China zur Fabrik der Welt geworden. Da sich die Bedürfnisse des Marktes permanent änderten, konnten nur die Anpassungsfähigsten wirtschaftlich überleben. Chinesische Unternehmen sind deshalb “geschäftlich viel mutiger und kreativer”, sagt Florian W. Mehring.

Erste Übersetzung chinesischer Verhandlungsstrategien

Mit Chinesen hat er bereits in verschiedensten Bereichen zusammengearbeitet. Aktuell leitet er gemeinsam mit chinesischen Partnern ein Bildungsprojekt in Qingdao. Neben japanisch, deutsch und chinesisch spricht Mehring noch indonesisch und französisch. Geboren wurde er in Paris. Während der Schulzeit kam er schließlich nach Deutschland und studierte und promovierte an der Universität Freiburg. 2017 sorgte er für Aufsehen, als er “Die hohe Schule der Kriegskunst bei Geschäftsverhandlungen” ins Deutsche übersetzte und damit die chinesischen Verhandlungsstrategien für westliche Unternehmer zugänglich machte.

Mittlerweile lebt Mehring in einem kleinen Dorf in der Nähe von Luzern. “Mich hat eigentlich die romantische Idee der Basisdemokratie in die Schweiz gelockt”, sagt Mehring. Ohne Katastrophen sei diese auch wirklich ein gutes Instrument. In der Pandemie führe sie aber zu katastrophalen Ergebnissen. “Corona zeigt wieder einmal beispielhaft, dass uns die Chinesen mit ihrer zielorientierten Mentalität voraus sind. Dort war die Hauptpriorität von Anfang an, das Virus zu besiegen. Dem musste sich alles unterordnen.” Mittlerweile ist dieses Ziel weitgehend erreicht. David Renke

  • Deutschland
  • Diplomatie
  • Kultur

Personalien

Zhu Jianshi wurde zum neuen CEO von Futurity Brands China. Das Unternehmen fokussiert sich auf Lifestyle-Markenmanagement und hatte im vergangen Jahr die Marke Paul Frank übernommen. Stan Wan, Chairman des Unternehmens sagte, dass “Zhus Fachwissen und beträchtliche Erfahrung im Lizenz-, Mode- und Einzelhandelsgeschäft” einen neuen Kapitel eröffnen. Futurity Brand will vor allem durch Akquisitionen, Lizenzierung, Vertrieb, Design und strategische Lieferkettenfähigkeiten von Marken positionieren.

Deric Wong ist neuer Interim-CEO der japanischen Werbeagentur Dentsu International China. Er übernimmt wird die Aufgaben von Terrence Yung, der von seinem Posten als CEO der Mediensparte des Unternehmens zurücktritt. Yung war seit 2014 bei Dentsu und wurde erst im November 2020 vom COO zum Medien-CEO befördert. Chinesische Marken erobern im größten Verbrauchermarkt der Welt immer mehr Marktanteile von globalen Konkurrenten. Laut einem Forschungsbericht der E-Commerce-Plattform JD.com, stiegen die Transaktionen bei chinesischen Marken im vergangenen Jahr um 6 Prozent gegenüber ihren ausländischen Pendants.

Dessert

Normalerweise leidet Peking unter staubiger Trockenheit. Doch seit Sonntag regnet es stark. Leider viel zu stark. Selbst die Kindergärten und Schulen der Hauptstadt mussten vorübergehend geschlossen werden. Eine Wetterbesserung soll erst Mitte der Woche eintreten. Bis dahin bleiben Badelatschen das Schuhwerk der Stunde.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:

    • Neuer Markt: Fleischloses Fleisch
    • Streit um Konfuzius-Institute: “Big Brother is watching you”
    • Wie Hongkong von Pekings Feldzug gegen Didi profitiert
    • EU-Außenminister legen Vorschläge für BRI-Alternative vor
    • Huawei und Verizon legen Patentstreit bei
    • Svolt und Stellantis gehen Partnerschaft ein
    • Jedes zweite Unternehmen verstößt gegen Umweltauflagen
    • Tencent soll exklusive Rechte an Musiklabels abstoßen
    • Im Portrait: Florian W. Mehring – Verhandlungstrainer
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    gläubige Buddhisten haben schon vor Jahrhunderten die Vorzüge von vegetarischen Fisch- und Fleischalternativen erkannt. Nun scheint auch die Generation der jungen und gesundheitsbewussten Chinesen diese uralte Tradition wiederzuentdecken. Ausländischen Firmen wie auch heimischen Anbietern eröffnet sich ein riesiger neuer Absatzmarkt, der Wettstreit um die beste Ente aus Pflanzenprotein und geräuchertem Fisch aus Seitan ist in vollem Gange, berichtet Frank Sieren. Davon profitieren nicht nur die vegetarischen Gourmets, selbst für den Staat bietet der neue Ernährungstrend etliche Vorteile.  

    Die chinesischen Konfuzius-Institute stehen derweil schon länger in der Kritik. Die Vorwürfe reichen von simpler Staatspropaganda bis hin zu heimlichen Spionage-Aktivitäten für die KP. Marcel Grzanna berichtet, wie in Japan und Südkorea der Unmut weiter zunimmt. Ein Blick in die nahe Slowakei zeigt, dass die sachliche Beweisführung längst auf der Strecke bleibt. Der Ton wird im wahrsten Sinne des Wortes immer rauer.

    Ziemlich rabiat sind die chinesischen Behörden zuletzt gegen den Fahrdienst-Vermittler Didi Chuxing vorgegangen. Dabei handelt es sich um keinen Einzelfall, wie unser Autorenteam in Peking aufzeigt: Etliche chinesische Firmen haben wegen des aktuellen Drucks ihre Börsengänge in New York abgesagt. Doch es gibt auch einen Profiteur bei der Geschichte: Hongkong.

    Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht

    Ihr
    Michael Radunski
    Bild von Michael  Radunski

    Analyse

    Fleischloses Fleisch

    Den Durchbruch für pflanzliches Fleisch ermöglichte Gabrielle Guan, eine der bekanntesten Schauspielerinnen in China. Sie machte Werbung für chinesische Maultaschen, die mit Fleisch auf pflanzlicher Basis gefüllt sind – und löste damit eine gigantische Welle aus. In nur wenigen Tagen wurde das Suchwort zhíwùròu – pflanzliches Fleisch – 600 Millionen Mal auf Weibo gesucht. Die Beratungsgesellschaft Euromonitor geht davon aus, dass Chinas Industrie für pflanzliches Fleisch 2023 schon ein Volumen von 13 Milliarden US-Dollar haben wird. 

    Gerade bei jüngeren Verbrauchern aus der gesundheitsbewussten Mittelschicht wächst die Offenheit für Fleischalternativen, da sie als gesünder und weniger umweltschädlich gelten. So betont auch Omnifoods, dass alle neuen Produkte aus nicht gentechnisch veränderten Sojabohnen, Erbsen und Reis hergestellt werden. Sie seien frei von Transfetten und Cholesterin und eigneten sich für eine vegane und buddhistische Ernährung.

    Omnifoods ist dabei nur einer von mehreren “Fake-Meat”-Herstellern die den chinesischen Markt entern wollen. So ist das an der Nasdaq gelistete US-Startup Beyond Meat in China bereits eine Kooperation mit dem Fast-Food-Anbieter KFC und der Kaffeehaus-Kette Starbucks eingegangen. Im Juni erklärte Yum China, das die Rechte zum Betrieb von KFC, Pizza Hut und Taco Bell im Land besitzt, dass es für einen begrenzten Zeitraum den Beyond Burger anbieten werde. Um den Bedarf zu decken, hat Beyond Meat sogar eine neue Produktionsstätte in der Nähe von Schanghai errichtet. Zudem ist seit diesem Monat ein vegetarischer Meat Wrap in 2800 Filialen in 28 Städten in China erhältlich.

    Die Produkte des ebenfalls aus dem Silicon Valley stammenden Wettbewerbers Impossible Foods sind bereits in Hongkong erhältlich und warten derzeit nur noch auf die behördliche Erlaubnis, um auf dem Festland verkauft zu werden. Bislang handelte es sich bei den Angeboten zwar vor allem um “Limited Editions”, aber die Anbieter sind zuversichtlich, dass China bald einer der größten Abnehmer sein wird.

    Im Mai kündigte der Schweizer Lebensmittel- und Getränkegigant Nestle an, in Tianjin eine Fabrik für “Fake Meat” zu bauen. Es wäre die erste des Unternehmens in ganz Asien. Die Fleisch-Alternativen von Nestle werden bislang vor allem auf Alibabas Online-Plattform Tmall und in den luxuriösen Hema-Supermärkten in Peking und Schanghai verkauft.

    Kopf-an-Kopf-Rennen mit heimischen Anbietern

    Neben den internationalen Playern existieren in China längst zahlreiche lokale Anbieter pflanzenbasierter Alternativen wie Whole Perfect Food, Zhenmeat, Zhiai Shenghuo oder Starfield, das im vergangenen Jahr mehr als zehn Millionen Dollar an Funding einsammeln konnte. Whole Perfect Food mit Hauptsitz in Shenzhen gibt es sogar schon seit 1993 – einer Zeit, in der Vegetarismus noch eine Nische war. Schon seit Jahren verkauft das Unternehmen seine Produkte in Ländern wie Portugal, Großbritannien, Neuseeland oder Australien.

    Hey Tea, eine der beliebtesten Milchtee-Marken Chinas, hat Ende Mai einen neuen “Fake Meat”-Burger aus heimischer Produktion in sein Menü aufgenommen. Im September vergangenen Jahres startete Zhenmeat eine Kooperation mit einer Hotpot-Restaurant-Kette in der Provinz Sichuan.

    Dabei geht es längst nicht nur um Fleisch, sondern auch um Meeresfrüchte. Der aus Hongkong stammende Produzent von Fleischalternativen Omnifoods, der vor allem für die Herstellung des pflanzlichen Schweinefleischersatzes Omnipork bekannt ist, hat kürzlich eine Reihe von artifiziellen Meeresfrüchten auf dem chinesischen Festland und in Hongkong auf den Markt gebracht. Geschmacklich sollen etwa der Thunfisch- oder Lachsersatz mit echtem Fisch identisch sein. Auch der Preis soll sich im selben Rahmen bewegen. Die Green Monday Holdings, zu der das 2018 gegründete Omnifoods gehört, hatte im vergangenen Herbst 70 Millionen US-Dollar an Finanzmitteln einsammeln können. Das Unternehmen erklärte, es werde mit dem Kapital die Forschung stärken, seine Einzelhandelsnetze erweitern und seine Produktionskapazitäten und Lieferketten ausbauen.

    Gute Gründe für weniger Fleisch

    Ob fake Fisch oder fake Fleisch, China hat gute Gründe auf diese neuen Nahrungsalternativen zu setzen. Das Land ist der größte Fleischkonsument der Welt, die Nachfrage nach Schweine- und Rindfleisch steigt stetig an. Vielerorts ist Fleisch noch immer ein Statussymbol und ein stabiler Preis daher wichtig für die soziale Zufriedenheit (China.Table berichtete). Aus diesem Grund hat Peking sogar staatliche Schweinefleischreserven angelegt. Und natürlich will sich Peking auch bei Fleischimporten so unabhängig wie möglich vom Ausland machen. 

    Der CO2-Fußabdruck der Fleischindustrie ist ebenfalls riesig, was das Land nur schwer mit seinen Klimazielen vereinbaren kann. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen stammen rund 14,5 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen aus der Viehzucht. Zudem kam es in China in den vergangenen Jahren immer wieder zu Lebensmittelskandalen. Das Corona-Virus, das von Tieren auf den Menschen übertragen wurde, hat die Verbraucher zusätzlich verunsichert. 

    Peking warb bereits 2016 dafür, den Fleischkonsum in der Bevölkerung um 50 Prozent zu reduzieren. Ein Jahr später hatte der chinesische Staat als Teil eines Handelsabkommens mit Israel 300 Millionen US-Dollar in Start-ups investiert, die sich auf Laborfleisch für den Massenkonsum spezialisiert haben. 

    Riesige Investitionen

    Trotzdem ist die Akzeptanz für “Fake Meat” in der Bevölkerung noch relativ niedrig. In einer Umfrage von Southern Metropolis Daily in der Provinz Guangdong im April gaben 52 Prozent von 2065 Befragten an, dass sie nicht bereit seien, artifizielles Fleisch zu probieren, während 33 Prozent angaben, bereits einige Produkte probiert zu haben. Nur acht Prozent gaben an, dass künstliches Fleisch tatsächlich gut schmecke.

    Laut einem im August veröffentlichten Bericht des globalen Marktforschers Ipsos gaben 74 Prozent der Befragten an, sie seien besorgt, dass pflanzliche Fleischersatzprodukte zu viele Zusatzstoffe enthalten würden, während 64 Prozent Bedenken über das Fehlen von Industriestandards äußerten. Zudem beschwerten sich viele Chinesen über die hohen Preise. So kostet eine “Fake-Meat”-Lasagne bei Starbucks umgerechnet zehn US-Dollar. 

    All das zeigt vor allem eines: Die chinesischen Verbraucher sind noch unentschieden. Die Venture-Capital-Firmen gehen jedoch davon aus, dass sich das bald ändern wird. Allein im Jahr 2020 sind die Investitionen um 500 Prozent gestiegen. Von den 740 Millionen, die im vergangenen Jahr in den chinesischen Essens- und Gesundheitssektor investiert wurden, gingen zehn Prozent in Start-ups für fleischloses Fleisch.

    In diesem Jahr verstärkt sich der Trend noch. Das chinesische Start-up Youkuai hat kürzlich in der A-Runde bereits 7,3 Millionen US-Dollar von dem singapurischen VC-Unternehmen Trirec eingesammelt. Auch europäische Player laufen sich warm: “pflanzliches Fleisch hat ein riesiges Potenzial. Peking will einen eigenen Champion”, heißt es auf der Website des Züricher VC-Unternehmens Blue Horizon Ventures. Die Schweizer haben gerade einen entsprechenden Fond aufgelegt. Ursprünglich sollte er 100 Millionen Euro umfassen. Am Ende wurden es 183 Millionen Euro. 

    China hat eine reiche Tradition, für die fleischlose Küche der Buddhisten täuschend echte Imitate zu kreieren – von der Ente aus Pflanzenprotein bis hin zu geräuchertem Fisch aus Seitan. Viele vegetarische Restaurants befinden sich in der Nähe von Tempeln. Das Shenzhener Unternehmen Whole Perfect Food hat sich darauf spezialisiert, alte buddhistische Rezepte zu sammeln und mittels moderner industrieller Techniken zu Massenprodukten zu verarbeiten. “Dies könnte zu Chinas globaler Softpower werden”, sagt der Marketingchef Zhou Qiyu. “Was die Amerikaner gerade anfangen, machen wir schon seit Jahrhunderten.”

    • Ernährung
    • Lebensmittel
    • Nachhaltigkeit
    • Nestlé

    Streit um Konfuzius-Institute: “Big Brother is watching you”

    Post vom Konfuzius-Institut: Der Direktor des Central European Institute of Asian Studies (CEIAS) in Bratislava, Matej Šimalčík, traute seinen Augen nicht, als er die E-Mail las. “Wer hat denn diesen Blödsinn verzapft? Lassen Sie uns bitte mit diesem Müll in Ruhe”, stand dort salopp geschrieben. Der Absender der dubiosen Zeilen: Luboslav Štora, Leiter des Konfuzius-Instituts an der Slowakischen Universität für Technologie (STU), eines von drei Konfuzius-Instituten des Landes.

    Štora war ein Forschungspapier bitter aufgestoßen, in dem Šimalčík und sein Team die Verbindungen slowakischer Universitäten zu chinesischen Einrichtungen und Unternehmen beleuchten. Darin geht es auch um intransparente Technologietransfers durch die öffentlichen Hochschulen des Landes nach China und die mögliche Verwendung dieser Technologien zur Gesichtserkennung. Im Gespräch mit China.Table warnt Šimalčík davor, dass europäische Innovationen die digitale Überwachung in der Volksrepublik helfen zu optimieren, beispielsweise bei der Kontrolle der muslimischen Uiguren in der Autonomen Region Xinjiang. Šimalčík fürchtet, dass europäische Hochschulen dem chinesischen Überwachungsstaat zuarbeiten, solange mangelnde Transparenz im System verhindere, dass man die Empfänger der Transfers unzweifelhaft nachvollziehen kann.

    Štora kommentierte die Aussagen in seiner E-Mail zynisch. “Big Brother is watching you”, schrieb er an den CEIAS-Direktor. Šimalčík machte den Schriftwechsel daraufhin öffentlich, weil er der Meinung war, der Ton des Schreibens sei unangemessen gewesen. Als der Direktor des Konfuzius-Instituts von Journalisten mit seinen Aussagen konfrontiert wurde, sagte dieser, er habe lediglich einen Scherz machen wollen, um die vermeintliche Absurdität des Forschungspapiers zu kontern. Denn von Gesichtserkennung im öffentlichen Raum in China habe er, Štora, noch nie etwas gehört.

    Man mag ihm das glauben oder nicht. Doch die Diskussionen um die Integrität der Konfuzius-Institute bekommen durch Štoras E-Mail-Flüche eher neues Futter, als dass sie abklingen. Denn Form und Inhalt seiner Äußerungen erinnern an chinesische Diplomaten, die in Wolfskrieger-Manier unliebsame Themen lautstark niederzubrüllen versuchen. Die Parallele liefert der chinakritischen Gemeinschaft Anlass genug, um sich einmal mehr bestätigt zu fühlen, dass die Institute nur vordergründig chinesische Kultur und Sprache vermitteln wollen.

    Japanische Regierung will Antworten von den Universitäten

    Weltweit wächst das Misstrauen, dass die über 500 Konfuzius-Institute in rund 160 Ländern die öffentliche Meinung in den Gastländern im Sinne der autoritären Regierung in Peking beeinflussen wollen. Mehr noch besteht sogar der Verdacht, dass sie den chinesischen Geheimdiensten zuarbeiten. Im besonders chinakritischen Japan, wo die Regierung kürzlich die Kommunistische Partei Chinas und die Volksbefreiungsarmee für einen umfangreichen Cyberangriff auf 200 Unternehmen und Forschungseinrichtungen verantwortlich machte, hat das Bildungsministerium deswegen jetzt eine Untersuchung eingeleitet. Neben der Beeinflussung durch chinesische Propaganda fürchtet das Land auch einen Technologieklau durch die enge Zusammenarbeit an den japanischen Unis – ähnlich wie die Forscher des CEIAS in der Slowakei.

    Alle Universitäten Japans, an denen die 14 Konfuzius-Institute beherbergt sind, müssen Details der Zusammenarbeit offenlegen: gemeinsame Forschungen, Finanzierungen, Teilnehmerzahlen. Man müsse den Einrichtungen völlige Transparenz abverlangen oder sie abschaffen, sagte Bildungsminister Koichi Haguida. Es macht sich das ungute Gefühl in Japan breit, dass eigentlich niemand so genau weiß, was hinter der Fassade der Institute genau steckt.

    “Die größte Sorge bei uns in Japan ist, dass die Einrichtungen den Zweck verfolgen, Sympathien für die Versionen von Geschichte, Kultur und Politik der Kommunistischen Partei zu schaffen”, sagte Yoichi Shimada, Professor für Internationale Beziehungen zu This Week in Asia. Bei den Verwaltungen der japanischen Universitäten hingegen rennen die Chinesen oftmals offene Türen ein, wenn es um mögliche Kooperationen geht. Denn den Unis bieten sie eine gute Grundlage, um finanzstarke Studenten aus der Volksrepublik nach Japan zu locken und gleichzeitig stabile Verbindungen in die zweitgrößte Volkswirtschaft aufzubauen. Diese können ihrerseits in weiteren lukrativen Kooperationen münden.

    Ende Juni brach sich das Misstrauen auch in Südkorea Bahn, wo mehr Konfuzius-Institute operieren als in jedem anderen asiatischen Land: 22. Eine Gruppe von Aktivisten demonstrierte vor der chinesischen Botschaft in Seoul gegen die “Werkzeuge für Gehirnwäsche”. Man der Öffentlichkeit die “wahre Natur” der Institute aufzeigen, erklärte die Gruppe, angeführt von einer ehemaligen Mitarbeiterin des Kulturministeriums. Koreanischen Politikern und Akademikern warf sie vor, aus Sorge vor wirtschaftlichen Konsequenzen nicht entschieden genug, mehr Transparenz schaffen zu wollen. Es sei bedauernswert, dass Politik und akademische Kreise offenbar geglaubt haben, die Einrichtungen seien vergleichbar mit den deutschen Goethe-Instituten, der französischen Alliance Francaise oder dem British Council.

    Dutzende Schließungen in den USA

    In den USA, wo die Zahl der Konfuzius-Institute im Land (CIUS) zwischenzeitlich auf 110 Standorte angewachsen war, veranlasste das Außenministerium deshalb schon im Sommer vergangenen Jahres eine offizielle Kennzeichnung der Einrichtungen als Auslandsvertretungen. Als solche sind sie nun dazu verpflichtet, Personal und Eigentum bei den US-Behörden anzuzeigen. CIUS sei eine Organisation, die vom chinesischen Bildungsministerium geführt werde, weswegen die Konfuzius-Institute nun “als das bezeichnet werden, was sie sind”, hieß es. Anfang März dieses Jahres entschied der US-Senat zudem, dass Universitäten, die ein Konfuzius-Institut beherbergen, keine Finanzhilfen mehr aus dem Regierungshaushalt erhalten werden. Zahlreiche Einrichtungen haben seitdem dicht gemacht oder ihre Schließung angekündigt. Aktuell zählt die National Association of Scholars, eine konservative Lobbygruppe, weniger als 50 Standorte.

    Peking weist die Verdächtigungen gegen die Institute derweil scharf zurück. Offiziell gelten sie als Schlüsselelement für die Modernisierung des chinesischen Bildungssystems, das gleichzeitig als Werkzeug zur Wirtschaftsförderung genutzt werden soll. Ziel sei es, ihre regionale Verteilung “zu optimieren”, wie das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei schriftlich fixierte. Verstärkt sollen sie auch in den Anrainerstaaten der Neue-Seidenstraße-Initiative aufgebaut werden.

    In Deutschland gibt es bislang 19 Niederlassungen. Der überwiegende Teil davon ist an öffentlichen Hochschulen als eingetragener Verein untergebracht.

    • Japan
    • Konfuzius-Institute
    • Kultur
    • Propaganda
    • Spionage
    • Südkorea

    Wie Hongkong von Pekings Feldzug gegen Didi profitiert

    Als der chinesische Fahrdienst-Vermittler Didi Chuxing vor zwei Wochen in New York an die Börse ging, war der Jubel groß (China.Table berichtete). Doch er währte nicht lange. Schon zwei Tage später begann Peking einen rabiaten Feldzug gegen den Uber-Rivalen. Die Regulatoren ordneten an, die Didi-App bis auf weiteres aus allen chinesischen App-Stores zu löschen. Neue Nutzer dürfen sich vorerst nicht mehr auf der Plattform anmelden. Der Didi-Kurs hat seitdem über 20 Prozent an Wert verloren (China.Table berichtete).

    Peking, so schildern Beobachter, war von Anfang an unglücklich darüber, dass Didi New York und nicht einen heimischen Börsenplatz gewählt hatte. Kurz zuvor sollen die Regulatoren noch versucht haben, Didi von seinem Vorhaben abzubringen, doch stattdessen beschleunigte das Unternehmen seine Bemühungen für den Börsengang.

    Konkrete Pläne der Cyber-Aufsicht

    Die chinesische Regierung, das wurde in den vergangenen Tagen deutlich, will nun im großen Stil gegen chinesische Börsengänge an der Wall Street vorgehen. Über das Wochenende stellte Chinas Cyber-Aufsichtsbehörde CAC Pläne vor, wonach Internetfirmen, die über Daten von mehr als einer Million Nutzer verfügen (also praktisch jedes Unternehmen), künftig geplante Börsengänge im Ausland erst bei der CAC prüfen lassen müssen. 

    Demnach soll untersucht werden, ob der geplante Börsengang eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstellen könnte, weil ausländische Staaten möglicherweise Zugriff auf sensible Daten erhalten könnten. Die Vorstellung der neuen Regeln durch die CAC folgt auf eine Mitteilung des chinesischen Staatsrates, der bereits vergangene Woche schärfere Kontrollen für Börsengänge angekündigt hatte. 

    Zwar ist bei den Regulatoren von einer “Prüfung” von Anträgen die Rede, Beobachter gehen jedoch davon aus, dass die Cyber-Aufsicht zum Ziel hat, so gut wie gar keine Börsengänge in den USA mehr zuzulassen. “Die Unternehmen verstehen von selbst, was die Stunde geschlagen hat”, kommentiert ein Hongkonger Investmentbanker. 

    Tatsächlich haben nach dem Vorgehen gegen Didi bereits eine ganze Reihe chinesischer Unternehmen Konsequenzen gezogen. Chinas beliebteste Fitness-App Keep kündigte vergangene Woche an, seine Pläne für einen Börsengang in den USA zu begraben. Auch Ximalaya, Chinas größte Podcasting-Plattform, hat sich laut einem Bericht der Financial Times dazu entschlossen, nicht in New York an die Börse zu gehen. “Nach Gesprächen mit den zuständigen Aufsichtsbehörden sind wir zu dem Schluss gekommen, dass eine Notierung in Hongkong als bevorzugtes Ergebnis angesehen würde”, zitierte die FT eine mit dem Vorgang vertraute Person. Laut der Nachrichtenagentur Reuters hat auch LinkDoc Technology, ein chinesischer Anbieter von medizinischen Datenlösungen, seine IPO-Pläne in New York auf Eis gelegt. Und wie das Wall Street Journal am Montag berichtete, gab ByteDance, das chinesische Unternehmen hinter der Kurzvideo-App Tiktok, schon vor Monaten seine Pläne für einen Börsengang im Ausland auf, nachdem es von den chinesischen Regulatoren vor einem solchen Schritt gewarnt worden war.

    Spannungen zwischen USA und China: Hongkong wird profitieren

    Damit steht auch viel für die US-Finanzindustrie auf dem Spiel (China.Table berichtete), denn für sie waren die chinesischen Börsengänge bislang ein einträgliches Geschäft. Allein in diesem Jahr sind schon 37 chinesische Firmen in New York an die Börse gegangen, mehr als im gesamten Vorjahr zusammen. Insgesamt sind rund 250 chinesische Firmen in New York gelistet, die zusammen auf eine Marktkapitalisierung von über zwei Billionen US-Dollar kommen. 

    Besonders die chinesische Sonderverwaltungsregion Hongkong könnte von den neuen Regeln profitieren. Chinesische Gründer, die ihre Firmen an die Börse bringen wollen, haben hier den Vorteil, dass die beim Börsengang eingenommenen Millionen ähnlich wie in New York nicht Chinas strengen Kapitalkontrolle unterliegen. Ihr Vermögen ist also nicht in der Volksrepublik “gefangen”. Gleichzeitig gilt der Hongkonger Finanzplatz als reifer als Shenzhen oder Shanghai und zieht mehr ausländische Investoren an. Hongkong hatte bereits im vergangenen Jahr vor dem Hintergrund der angespannten Beziehungen zwischen den USA und China einen Boom bei Börsengängen chinesischer Firmen erlebt.  Gregor Koppenburg/ Jörn Petring

    • Autoindustrie
    • Börse
    • Didi
    • Finanzen
    • Hongkong
    • USA

    News

    EU-Außenminister:innen legen Vorschläge für BRI-Alternative vor

    Mehr strategische Partnerschaften, mehr Geld, mehr Sichtbarkeit – die EU-Außenminister:innen haben am Montag den Druck auf die EU-Kommission erhöht, eine europäische Alternative für die “Belt and Road”-Initiative (BRI) zu schaffen. In dem Schlussfolgerungspapier wird China nicht direkt benannt. Allerdings betonen die Minister:innen in der EU-Erklärung mit dem Titel “Ein global vernetztes Europa”, dass “andere wichtige Volkswirtschaften ihre eigenen Ansätze und Instrumente für die Konnektivität entwickelt” hätten. Bundesaußenminister Heiko Maas wurde vor dem Treffen deutlicher: China nutze seine wirtschaftlichen und finanziellen Möglichkeiten weltweit, um seinen politischen Einfluss zu erhöhen, sagte Maas in Brüssel. “Es nützt nichts, darüber zu jammern. Wir müssen selbst Alternativen anbieten.” Das gelte unter anderem für Südosteuropa, Afrika und Zentralasien.

    Vorschläge für europäische “Belt and Road”-Alternative

    Konkret fordern die EU-Minister:innen:

    • Reichweite: Die bereits bestehenden strategischen Partnerschaften der EU mit Japan und Indien ausbauen (China.Table berichtete) und eine Konnektivitätspartnerschaft mit ASEAN sowie Partnerschaftsprojekte mit den USA und weiteren “gleichgesinnten Ländern und Regionen” anstreben.
    • Finanzierung: Die EU-Kommission müsse gemeinsam mit den Mitgliedstaaten und deren Finanz- und Entwicklungsinstitutionen sowie der Europäischen Investitionsbank, der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und anderen internationalen Finanzinstitutionen mehr finanzielle Mittel für Projekte der Initiativen aufbringen. Investitionen des Privatsektors müssten gestärkt werden. Eine konkrete Zahl wird in dem Papier jedoch nicht genannt.
    • Sichtbarkeit: Spätestens im März kommenden Jahres muss die EU-Kommission eine Liste von Infrastrukturprojekten “mit großer Wirkung und Sichtbarkeit” vorlegen. Dazu könnten Bahnstrecken, Pläne für Hafenerweiterungen oder Daten- und Stromtrassen in Afrika, Asien oder Lateinamerika zählen. Die Brüsseler Behörde soll außerdem aufzeigen, welche Initiativen und Projekte im Rahmen der EU-Konnektivitätsstrategie von 2018 bereits umgesetzt wurden.
    • Branding: Die Initiativen sollen unter einem gemeinsamen Namen öffentlichkeitswirksam vermarktet werden – und damit die chinesische “Belt and Road”-Propaganda herausfordern. Die Marketingstrategie “sollte einen erkennbaren Markennamen und ein gemeinsam entwickeltes Logo enthalten”, heißt es in der Schlussfolgerung.
    • Zugang: Die EU müsse sich weiterhin verstärkt für gleiche Wettbewerbsbedingungen, einen fairen Zugang zu Märkten und zum öffentlichen Beschaffungswesen für europäische Firmen in Drittländern einsetzen, um dort ausländische Direktinvestitionsmöglichkeiten für den Privatsektor zu fördern. ari
    • Neue Seidenstraße

    Huawei und Verizon legen Patentstreit bei

    Der chinesische Telekommunikationsausrüster Huawei und sein US-Konkurrent Verizon Communications haben ihren Rechtsstreit um angebliche Patentrechtsverstöße beigelegt. Das verkündeten beide Konzerne am Montag. Die vertrauliche Abmachung kommt überraschend. Erst vor wenigen Tagen wurde vor einem Gericht in Texas offiziell ein Prozess in der Auseinandersetzung eröffnet.

    Im Februar 2020 hatte der chinesische Hersteller Klage gegen Verizon eingereicht. Diese wurde von zwei US-Bezirksgerichten in Texas angenommen. Damals behauptete Huawei, Verizon verwende in mehreren Bereichen Huawei-Patente, ohne die entsprechende Genehmigung eingeholt zu haben. Dazu gehören Computernetzwerke, Download-Sicherheit und Videokommunikation. Entsprechend forderte Huawei Entschädigungszahlungen sowie Lizenzgebühren. An beiden Gerichten wurden die Klagen nun zurückgezogen.

    Verizon: Huawei-Klage als “PR-Gag”

    Verizon bezeichnete daraufhin die Klage als “einen PR-Gag” und einen “hinterhältigen Angriff auf unser Unternehmen und das gesamte Tech-Ökosystem”. Zudem reichte man Gegenklage gegen den chinesischen Hersteller ein und behauptete seinerseits, das chinesische Unternehmen habe vielmehr Verizons Patentrechte verletzt.

    Noch im vergangenen Jahr hatte Huawei angeführt, dass man “einfach darum bittet, dass Verizon die Investitionen von Huawei in Forschung und Entwicklung respektiert, indem es entweder für die Nutzung unserer Patente bezahlt oder davon absieht, sie zu nutzen.”

    Am Montag zeigte man sich bei Verizon nun “glücklich über die Einigung” hinsichtlich der Patentstreitigkeiten. Auch an Huaweis Firmensitz in Shenzhen ist man eigenen Angaben zufolge zufrieden, dass “durch die Abmachung der Rechtsstreit zwischen Verizon und Huawei beigelegt werden konnte. Die Einzelheiten der Abmachung sind allerdings vertraulich.

    Das chinesische Unternehmen besitzt eigenen Angaben zufolge weltweit 100.000 Patente, wobei 10.000 davon in den USA angemeldet sind. Im Juni 2019 berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, dass Huawei von Verizon die Zahlung von einer Milliarde US-Dollar gefordert habe für die Verwendung von 230 firmeneigenen Patenten. rad

    • Huawei
    • Patente
    • Smartphone
    • Smartphones
    • Technologie

    Svolt und Stellantis gehen Partnerschaft ein

    Der chinesische Batteriehersteller Svolt und der Opel-Mutterkonzern Stellantis gehen eine Batteriepartnerschaft ein. Ab 2025 will Stellantis seine Lithium-Ionen-Batterien auch von Svolt beziehen, verkündete der chinesische Batteriehersteller zu Wochenbeginn. Stellantis – das auch Chrysler, Citroën, Fiat und Peugeot zu seinen Marken zählt – bekommt dann von der Batteriezelle über den Hochvoltspeicher bis hin zum Batteriemangementsystem von Svolt. Durch die Partnerschaft wird das chinesische Unternehmen ein Teil der globalen EV-Batterie-Beschaffungsstrategie von Stellantis mit mehr als 130 GWh bis 2025 und 260 GWh bis 2030.

    “Wir freuen uns sehr, dass wir mit Stellantis einen renommierten Kunden für unsere hochwertigen Lithium-Ionen-Batterien und Batteriesysteme gewinnen konnten und künftig mit Batterien beliefern dürfen”, erklärt Maxim Hantsch-Kramskoj, Vizepräsident von Sales & Marketing Svolt Europe.

    Das Unternehmen hatte zuletzt angekündigt nicht nur in China, sondern auch im Saarland in Produktionsstandorte für seine Batterien zu investieren (China.Table berichtete). Für die neue Partnerschaft mit Stellantis kündigte der Batteriehersteller an, seine Produktionskapazitäten in China und die zukünftigen Produktionskapazitäten in Europa nutzen zu wollen. niw

    • Autoindustrie
    • Batterien
    • Opel
    • Stellantis
    • SVOLT
    • Technologie

    Jedes zweite Unternehmen verstößt gegen Umweltauflagen

    Jedes zweite von Umweltinspektoren in China begutachtete Unternehmen weist zahlreiche Probleme mit der Luftverschmutzung auf. Das Umweltministerium hat nach eigenen Angaben im Mai knapp 1.600 Unternehmen in intensiven Schlüsselindustrien wie Stahl, Chemie und Baumaterialien geprüft. Bei fast 900 Unternehmen stellte es demnach mehr als 1.900 Probleme im Bereich der Luftverschmutzung fest. Die Inspektionen fanden unangemeldet statt.

    Laut dem Ministerium wurden Regelverstöße beim Ausstoß von Feinstaub, Stickoxiden und Schwefeldioxid erfasst. Einige der Unternehmen manipulierten demnach ihre technischen Einrichtungen zum Umweltschutz wie beispielsweise Anlagen zur Abgasreinigung. Die meisten Umweltsünder stammen aus den Bereichen Baumaterialien, Chemie und Pharmazie. Gegen knapp 270 Unternehmen werden nun weitere Ermittlungen eingeleitet. nib

    • Klima
    • Nachhaltigkeit
    • Umwelt
    • Verschmutzung

    Tencent soll exklusive Rechte an Musiklabels abstoßen

    Tencent Music soll seine Exklusiv-Rechte an Musiklabels auflösen. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge bereite Chinas Anti-Monopolbehörde einen entsprechenden Schritt vor. Dabei gehe es vor allem um Rechte, bei denen der Musik-Streamingdienst von Tencent mit kleineren Wettbewerbern konkurriert, berichtet Reuters. Zudem verhängte die Marktregulierungsbehörde SAMR wegen der versäumten Meldung der Zukäufe der Apps Kuwo und Kugou gegen Tencent eine Geldstrafe in Höhe von 500.000 Yuan (65.000 Euro). Damit fällt die Strafe deutlich milder aus als zu Beginn des Jahres zunächst angekündigt worden war. Damals hatten die Behörden gar den Zwangsverkauf der beiden Apps in Betracht gezogen.

    “Ich persönlich denke, dass diese Strafe zu kurz greift und eher ein Segen für Tencent ist. Die Übernahmen schränken offensichtlich den Wettbewerb auf dem Markt ein, es musste ein Veto eingelegt werden”, sagte You Yunting, ein Anwalt bei DeBund Law Offices in Shanghai. “Die marktbeherrschende Stellung von Tencent Music wird dadurch zu wenig beeinträchtigt”, urteilt You gegenüber Reuters.

    Alibaba und Tencent – Chinas Regierung geht gegen Internetgiganten vor

    Peking ist dabei die Spielregeln für seine Internetgiganten neu zu justieren (China.Table berichtete). Als erstes Unternehmen musste dabei der E-Commerce-Händler Alibaba Ende vergangenen Jahres eine Rekordstrafe von 18 Milliarden Yuan (2,3 Milliarden Euro) zahlen. Als Grund wurde Missbrauch der Marktposition aufgeführt.

    Erst im April berichtete Reuters, dass die SAMR eine Geldstrafe von mindestens zehn Milliarden Yuan gegenüber Tencent Holdings für sein Fehlverhalten aussprechen würde. Das Unternehmen zeigte sich zuletzt einsichtig. So hat Tencent vergangene Woche die Jugendschutzmaßnahmen für Spieler im Land verschärft. Nach 22 Uhr dürfen nur noch erwachsene Spieler per Gesichtserkennungssoftware weiterspielen. niw

    • Kultur
    • Markt
    • Musik
    • SAMR

    Presseschau

    Yellen Looks to Revive U.S.-EU Ties in Facing Down China, Russia BLOOMBERG (PAY)
    Empty streets, suspended schools, work from home. Heaviest rain of the year tests Beijing’s emergency response GLOBALTIMES (STAATSMEDIUM)
    Taiwan tech companies buy 10m Covid vaccine doses in deal that sidesteps China GUARDIAN
    US sanctions on China will continue but Beijing ‘unlikely to escalate’ amid decoupling fears SCMP (PAY)
    It’s coming home – China on tech FT (PAY)
    RTHK to halt controversial radio show on mainland affairs; decision welcomed by pro-establishment groups GLOBALTIMES (STAATSMEDIUM)
    China’s Zhu Rong rover zooms in on rocks in Mars space mission SCMP (PAY)
    China drängt offenbar US-Zerstörer im Südchinesischen Meer ab SPIEGEL
    Neue Seidenstraße: China handelt, Europa diskutiert DEUTSCHLANDFUNKKULTUR
    Beispiellose nukleare Aufrüstung: Chinas geheimes Hütchenspiel mit 119 Atom-Silos TAGESSPIEGEL

    Portrait

    Florian W. Mehring – Verhandlungstrainer

    Florian W. Mehring Verhandlungstrainer, Gründer Shanghai Meilin und Partner Qingdao Mandragore

    Wenn es um China geht, hat der Westen immer noch nicht verstanden, dass die Volksrepublik ein Staat ist, der tief verwurzelt ist im kommunistischen Denken. Das bemerkt der Sinologe und Verhandlungswissenschaftler Florian W. Mehring in seiner Arbeit immer wieder. Im Westen geistert immer noch die Idee herum, dass die chinesische Kultur in erster Linie vom Konfuzianismus oder Buddhismus geprägt sei. “Dabei hat jeder Chinese wenigstens unbewusst marxistische Denkmethoden internalisiert”, sagt der 43-Jährige. Das mache sich insbesondere bei Geschäftsverhandlungen bemerkbar, so seine Erfahrungen.

    Florian W. Mehring: “Chinesen sind ergebnisorientiert.”

    Trifft die deutsche auf die chinesische Mentalität, zeigten sich die Schwierigkeiten in den unterschiedlichen Ansätzen sofort. “Die Deutschen sind verfahrensorientiert. Chinesen hingegen sind vergleichsweise stärker ergebnisorientiert.” Auf Prozesse übersetzt heißt das: Chinesen definieren gerne ein zentrales strategisches oder taktisches Ziel. Anschließend suchen sie kreativ den effektivsten Weg, um das Ziel zu erreichen. Auf deutscher Seite trifft man dieses Vorgehen allerdings selten. Bei Verhandlungen deuten die Chinesen das wiederum negativ. Das könne schon mal dazu führen, dass Chinesen ihren Gegenüber in Verhandlungen entweder als unfähig erachten oder ihm sogar unlautere Absichten unterstellen, so Florian W. Mehring.

    Die Begeisterung für die uns fremde Mentalität der Chinesen begann bei Mehring früh. Seine Mutter ist zwar Japanerin, näher fühlt er sich allerdings der chinesischen Mentalität. Die Japaner seien den Deutschen gar nicht so unähnlich. Der Traditionsbegriff verbinde beide Länder. In China kann man nur wenig auf traditionelle Strukturen zurückschauen: “Das moderne China beginnt mit 1979 – kurz nach dem Tod von Mao. Viele Chinesen konnten nicht ins Familiengeschäft oder in feste Strukturen einsteigen, weil diese nicht mehr existierten oder heruntergewirtschaftet waren”, erklärt Mehring. Anschließend ist China zur Fabrik der Welt geworden. Da sich die Bedürfnisse des Marktes permanent änderten, konnten nur die Anpassungsfähigsten wirtschaftlich überleben. Chinesische Unternehmen sind deshalb “geschäftlich viel mutiger und kreativer”, sagt Florian W. Mehring.

    Erste Übersetzung chinesischer Verhandlungsstrategien

    Mit Chinesen hat er bereits in verschiedensten Bereichen zusammengearbeitet. Aktuell leitet er gemeinsam mit chinesischen Partnern ein Bildungsprojekt in Qingdao. Neben japanisch, deutsch und chinesisch spricht Mehring noch indonesisch und französisch. Geboren wurde er in Paris. Während der Schulzeit kam er schließlich nach Deutschland und studierte und promovierte an der Universität Freiburg. 2017 sorgte er für Aufsehen, als er “Die hohe Schule der Kriegskunst bei Geschäftsverhandlungen” ins Deutsche übersetzte und damit die chinesischen Verhandlungsstrategien für westliche Unternehmer zugänglich machte.

    Mittlerweile lebt Mehring in einem kleinen Dorf in der Nähe von Luzern. “Mich hat eigentlich die romantische Idee der Basisdemokratie in die Schweiz gelockt”, sagt Mehring. Ohne Katastrophen sei diese auch wirklich ein gutes Instrument. In der Pandemie führe sie aber zu katastrophalen Ergebnissen. “Corona zeigt wieder einmal beispielhaft, dass uns die Chinesen mit ihrer zielorientierten Mentalität voraus sind. Dort war die Hauptpriorität von Anfang an, das Virus zu besiegen. Dem musste sich alles unterordnen.” Mittlerweile ist dieses Ziel weitgehend erreicht. David Renke

    • Deutschland
    • Diplomatie
    • Kultur

    Personalien

    Zhu Jianshi wurde zum neuen CEO von Futurity Brands China. Das Unternehmen fokussiert sich auf Lifestyle-Markenmanagement und hatte im vergangen Jahr die Marke Paul Frank übernommen. Stan Wan, Chairman des Unternehmens sagte, dass “Zhus Fachwissen und beträchtliche Erfahrung im Lizenz-, Mode- und Einzelhandelsgeschäft” einen neuen Kapitel eröffnen. Futurity Brand will vor allem durch Akquisitionen, Lizenzierung, Vertrieb, Design und strategische Lieferkettenfähigkeiten von Marken positionieren.

    Deric Wong ist neuer Interim-CEO der japanischen Werbeagentur Dentsu International China. Er übernimmt wird die Aufgaben von Terrence Yung, der von seinem Posten als CEO der Mediensparte des Unternehmens zurücktritt. Yung war seit 2014 bei Dentsu und wurde erst im November 2020 vom COO zum Medien-CEO befördert. Chinesische Marken erobern im größten Verbrauchermarkt der Welt immer mehr Marktanteile von globalen Konkurrenten. Laut einem Forschungsbericht der E-Commerce-Plattform JD.com, stiegen die Transaktionen bei chinesischen Marken im vergangenen Jahr um 6 Prozent gegenüber ihren ausländischen Pendants.

    Dessert

    Normalerweise leidet Peking unter staubiger Trockenheit. Doch seit Sonntag regnet es stark. Leider viel zu stark. Selbst die Kindergärten und Schulen der Hauptstadt mussten vorübergehend geschlossen werden. Eine Wetterbesserung soll erst Mitte der Woche eintreten. Bis dahin bleiben Badelatschen das Schuhwerk der Stunde.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

    Licenses:

      Jetzt kostenlos anmelden und sofort weiterlesen

      Keine Bankdaten. Keine automatische Verlängerung.

      Sie haben bereits das Table.Briefing Abonnement?

      Anmelden und weiterlesen