das Missverhältnis zwischen der Menge an Waren, die Deutschland in China einkauft und die Deutschland nach China verkauft, wird immer größer. Das Handelsbilanzdefizit Deutschlands mit China hat 2022 sogar ein Rekordniveau erreicht. Da drängt sich die Frage auf: Wie soll unter diesen Umständen eine politische Befreiung von der Abhängigkeit gelingen?
Wir erwarten von der Politik, Peking gegenüber unsere Werte klar zu formulieren, zu vertreten und durchzusetzen und tun genau das Gegenteil dessen, was ihr dabei helfen könnte. Wir kaufen und konsumieren mehr chinesische Produkte statt weniger. Offensichtlich ist die strategisch sinnvolle Überlegung, die Abhängigkeit von einem autokratischen System so gering zu halten wie möglich, um die eigenen Freiheiten zu bewahren, “den Deutschen am Ende doch weniger wichtig als die Frage, wie viel am Ende des Monats noch im Geldbeutel ist“, schlussfolgert Frank Sieren.
Wem die Frage nach einer wachsenden Abhängigkeit von der Volksrepublik am Herzen liegt, kann in der anstehenden Gesetzinitiative der EU-Kommission zur Sicherung kritischer Rohstoffe einen Hoffnungsschimmer sehen. Brüssel plane eine Initiative auf vier Säulen: strategische Prioritäten, Monitoring und Risikomanagement, Stärkung der Wertschöpfungskette innerhalb der EU und Gleichbehandlung mit Drittstaaten. Auch Umwelt- und Sozialstandards sollen gestärkt werden, schreiben Leonie Düngefeld und Amelie Richter.
Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, der allerdings keinen Tag zu früh kommt. Die Kommission hat die Vorlage des Entwurfs bereits mehrfach vorverlegt, damit sie schon Anfang März in die Beratung gehen kann. Auch das darf man als gutes Zeichen werten, dass an Schlüsselstellen der europäischen Politik die Dringlichkeit bewusst geworden ist, die Abhängigkeit von China nicht noch weiter zu erhöhen.
Im Jahr 2022 hat sich ein jahrzehntelanger Handelstrend weiter zugespitzt: Deutschland hat mehr aus China importiert als je zuvor. Die Einfuhr erreichte den Rekordwert von 195 Milliarden Euro. Der Wert der aus China eingekauften Waren nahm im Vergleich zum Vorjahr auf einen Schlag um 37 Prozent oder rund 50 Milliarden Euro zu. So lautet die Einschätzung von Germany Trade & Invest (GTAI). “Damit steigt die Abhängigkeit vom Beschaffungsmarkt China”, urteilen die Experten.
China ist so zum siebten Mal in Folge Deutschlands wichtigster Handelspartner. Eine kurz- oder mittelfristige Entflechtung erscheint dadurch illusorischer denn je. Die gestiegene Inflation verstärkt den Trend sogar noch. Je schwieriger die wirtschaftliche Lage ist und je höher die Teuerungsrate, desto mehr preiswerte Waren fragen die Deutschen nach. Die beste Mischung aus Preis und Qualität bietet aus Sicht vieler Importeure aber weiterhin China. Für den großen Markt dort können die Hersteller in hoher Stückzahl produzieren und damit weltweit günstigere Preise anbieten.
Zugleich gerät der Handel immer weiter aus dem Gleichgewicht, denn China fragt seinerseits weniger Güter aus dem Ausland nach. Der Handelsüberschuss des Landes steigt auf hohem Niveau. Umgekehrt muss Deutschland gegenüber China ein immer höheres Handelsdefizit verkraften. Im vergangenen Jahr betrug die Differenz zwischen Ein- und Ausfuhren 88 Milliarden Euro, berichtet die GTAI. Das ist ebenfalls ein Rekord.
Das Handelsungleichgewicht ist allerdings kein Phänomen, das nur Deutschland betrifft. Auch die USA, die sich eigentlich ausdrücklich von China abwenden wollten, führen weiterhin enorme Mengen an Waren von dort ein. Ein Drittel aller Seecontainer kommt aus China in den USA an.
Das entspricht auch dem Gesamtbild des Welthandels. Allein 2022 konnte China seine Exporte, in der Landeswährung Renminbi gemessen, um über sieben Prozent steigern. Die Einfuhr ging nur um gut ein Prozent hoch. Das zeigen Zahlen der chinesischen Zollbehörde. Zum ersten Mal übersteigt das chinesische Welt-Handelsvolumen den Wert von 40 Billionen Yuan, das sind 5,5 Billionen Euro. Insgesamt ist Chinas Anteil an den Weltexporten in den vergangenen Jahrzehnten steil angestiegen, während der deutsche Anteil leicht abgeschmolzen ist.
Die Pandemie, als beispielsweise Masken knapp waren, und der Ukrainekrieg haben in Deutschland eigentlich das Bewusstsein verstärkt, dass Lieferabhängigkeiten zur realen Gefahr werden können. Die Regierung setzt in ihren verschiedenen Strategien daher derzeit auch auf eine bessere weltweite Verteilung der Beschaffungs- und Absatzmärkte. Von einer Entkopplung ist in der Statistik aber nichts zu erkennen.
Doch eine Diversifizierung braucht eben auch viel Zeit. Ein Freihandelsabkommen mit dem südamerikanischen Handelsraum Mercosur, das Bundeskanzler Olaf Scholz auf seiner Südamerika-Reise voranbringen möchte, brächte zwar etwas Entlastung. Aber man sollte den Effekt nicht überschätzen. China steuert 18 Prozent zum globalen BIP bei, ganz Mercosur nur gut drei Prozent. Der Handel zwischen Mercosur und der EU beträgt rund ein Drittel des Handels der EU mit China. Das Handelsvolumen zwischen China und der EU hat im vergangenen Jahr erstmals die Schwelle von 300 Milliarden Euro überschritten.
Ein anderer Vergleich: Der Handel Chinas mit den Mercosur-Ländern ist auch ohne chinesisches Freihandelsabkommen schon über 60 Prozent größer als der Handel zwischen EU und Mercosur. Beide Weltgegenden liefern zudem völlig unterschiedliche Produkte. Aus Mercosur kommen vor allem Lebensmittel, Fleisch, Geflügel, Zucker oder Olivenöl. Aus China kommt Elektronik.
Die Handelszahlen sind in der heutigen Zeit zwar insgesamt mit Vorsicht zu betrachten. In den vergangenen Jahren haben alle großen Volkswirtschaften eine starke Produktionsbasis in China aufgebaut. Allen voran Deutschland. Die Produkte, die deutsche Unternehmen vor Ort für den chinesischen Markt herstellen, tauchen in der Handels-Statistik nicht mehr auf. Allenfalls zugelieferte Spezialteile hinterlassen dort noch Spuren.
So oder so steht die Entwicklung aber in einem krassen Missverhältnis zum Wunsch der deutschen Politik und weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit nach mehr Unabhängigkeit von China. Der Bedarf an preisgünstigen chinesischen Waren dürfte auch in diesem Jahr weiter ansteigen. Während die Weltbank für China von einer Erholung auf ein Wachstum von um die fünf Prozent ausgeht, erwartet sie für die USA nur ein Wachstum von 0,5 Prozent und für Europa gar nur ein Wachstum von 0,1 Prozent.
Gerade in schweren Zeiten scheinen die Handelspartner kaum auf China verzichten zu können. Das übergeordnete Ziel der Verringerung von Abhängigkeiten ist den Deutschen offenbar am Ende doch weniger wichtig als die Frage, wie viel am Ende des Monats noch im Geldbeutel ist.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat in Chile mit Präsident Gabriel Boric eine neue Rohstoffpartnerschaft angekündigt. Die Bundesregierung erhofft sich besseren Zugang zu knappen, aber wichtigen Mineralien – und damit auch mehr Unabhängigkeit von China. Denn die Versorgung mit vielen kritischen Rohstoffen ist stark auf wenige Länder konzentriert. Bei Lithium, das für die Herstellung von Batterien für E-Autos benötigt wird, ist Chile größter EU-Lieferant – noch vor der Volksrepublik.
Bei Magnesium ist China weiterhin das größte Lieferland für die EU. Gut 93 Prozent kommen laut EU-Kommission von dort, schwere Seltene Erden sogar zu 98 Prozent. Der Druck ist groß, diese Abhängigkeiten zu vermindern. So wächst auch die Erwartung EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton, der für das geplante EU-Gesetzespaket zur Versorgung mit kritischen Rohstoffen federführend ist.
Brüssel drückt aufs Tempo: Die EU hat den Termin für den Critical Raw Materials Act schon mehrmals vorverlegt. Die Kommission will den Entwurf am 8. März vorstellen. “Das Gesetz wird für den schwedischen Ratsvorsitz in den kommenden Monaten oberste Priorität haben“, verkündete Schwedens Energieministerin Ebba Busch – im Kiruna-Bergwerk, wo es kürzlich einen gigantischen Fund Seltener Erden gab.
Die EU-Kommission plant eine Initiative auf vier Säulen: Definition strategischer Prioritäten, Monitoring und Risikomanagement, Stärkung der Wertschöpfungskette innerhalb der EU, und Fokus auf Gleichbehandlung mit Drittstaaten. Auch Umwelt- und Sozialstandards sollen gestärkt werden. Oberstes Ziel bleibt die Versorgungssicherheit.
Peter Handley, Leiter des Referats für energieintensive Industrien, Rohstoffe und Wasserstoff in der zuständigen EU-Generaldirektion, betont: “Unser Ziel ist, eine widerstandsfähige Lieferkette zu gewährleisten und unsere Versorgungssicherheit für die Dinge zu verbessern, die wir für unseren grünen und digitalen Wandel benötigen.”
Die EU-Kommission will mehrere Baustellen angehen. Neben der geringen Diversifizierung der Bezugsquellen sollen auch der Mangel an Investitionen in Projekte in der EU, die begrenzte öffentliche Akzeptanz sowie soziale und ökologische Auswirkungen der Thematik adressiert werden.
Ein Netzwerk mit den nationalen Agenturen soll Informationen austauschen und Überwachungsmaßnahmen ermöglichen. Dazu gehören etwa die Entwicklung von Frühwarnmechanismen, die Durchführung von Stresstests für kritische Versorgungsketten und die Kartierung strategischer Bodenschätze. Die Einrichtung einer staatlichen Rohstoffagentur steht als Idee im Raum.
Strategisch wichtige Projekte in der EU und Partnerländern sollen ein spezielles Kennzeichen erhalten. “Gemeinsam mit unseren Mitgliedsstaaten und Partnern verleihen wir Projekten, die für einen bestimmten kritischen Rohstoff strategisch wichtig sind, ein Label”, hatte Kommissionsvizepräsident Maroš Šefčovič im Interview mit Europe.Table angekündigt. Die EU würde dann bei den jeweiligen Machbarkeitsstudien helfen und im Gegenzug verlangen, dass Umwelt- und Sozialstandards eingehalten werden.
Um nötige Gelder zu sichern, hatten Deutschland und Frankreich in einem informellen Papier im EU-Rat die Einrichtung eines öffentlich-privaten Investmentfonds für Rohstoffprojekte vorgeschlagen. Die Idee traf auch in der Industrie auf Zustimmung. Die Kommission plant außerdem, Genehmigungen für Projekte in der EU zu vereinfachen. Die Zivilgesellschaft fordert jedoch eine stärkere Einbindung in die Vorbereitungen des Gesetzespakets.
Im gesamten EU-Binnenmarkt sollen nachhaltig gleiche Wettbewerbsbedingungen geschaffen werden:
Ein Bündnis von vier Nichtregierungsorganisationen, darunter das European Environmental Bureau (EEB) und PowerShift, fordert ein EU-weites Gesamtziel zur Verringerung des materiellen Fußabdrucks. Die Kommission müsse “nicht nur auf Veränderungen auf der Angebotsseite reagieren, sondern auch aktiv auf die Nachfrageseite einwirken“.
Laut Kommission könnten die Prioritäten und Ziele der EU-Maßnahmen durch die Bestimmung strategischer kritischer Rohstoffe festgelegt werden. In diesem Jahr überarbeitet sie die Liste kritischer Rohstoffe. Einen Termin hat sie dafür bislang nicht angekündigt. Die letzte Version von 2020 enthält dreißig Rohstoffe.
Wie “kritisch” ein Rohstoff ist, wird bislang anhand wirtschaftlicher Kriterien bewertet. Dabei seien auch Umwelt- und Menschenrechte beim Abbau entscheidend, sagt Tobias Kind-Rieper, Naturschützer beim WWF. “Die Frage der Rohstoffsicherheit muss mit einer solchen Risikobewertung einhergehen. Die Liste kritischer Rohstoffe sähe dann anders aus.”
“Wir sehen den Bedarf, dass nicht nur über ,kritische Rohstoffe’ eine Richtlinie gelegt werden sollte”, sagt Daniel Quantz von der Wirtschaftsvereinigung Metalle. “Vielmehr müssen durch die Kommission auch andere Metalle wie Kupfer und Aluminium mit in den Blick genommen werden.” Leonie Düngefeld/Amelie Richter
Chinas Gesundheitsbehörden haben in Virusproben haben nach eigenen Angaben trotz hoher Fallzahlen bisher keine unbekannte Mutante gefunden. Demnach dominieren weiterhin die Covid-Stämme BA.5.2 und BF.7 das Infektionsgeschehen im Land. Vor der aktuellen Welle wurde befürchtet, dass die hohen Infektionszahlen eine neue Variante hervorbringen.
Das Zentrum für Epidemiologie und Prävention warnte jedoch am Montag vor der weiteren Entwicklung. Die Ferien zum Frühlingsfest seien noch im Gange. Wenn in den Universitäten das Semester wieder beginne, könne es zu einer neuen Durchmischung kommen. In den Krankenhäusern, die an das Schnellmeldesystem angeschlossen seien, laufe intensive Überwachung der Fall- und Sterbezahlen.
Zugleich zeichnet sich für den weiteren Verlauf eine Entwarnung ab. Wegen einer Rückkehr der Neujahrs-Reisen auf 70 Prozent des Niveaus vor der Pandemie hat sich Corona zwar auch in den ländlichen Regionen stark verbreitet. Doch inzwischen scheinen die Ansteckungen bereits durchgerauscht zu sein, was auch den Projektionen und Schätzungen von Seuchenforschern entspricht. Das Land erfreut sich damit jetzt einer soliden Grundimmunität.
Das Ende der Corona-Restriktionen machte sich derweil positiv an den Kinokassen bemerkbar. Während der Neujahrsfeiertage strömten 129 Millionen Besucher in die Lichtspielhäuser des Landes. Nur ein einziges Mal wurden im gleichen Zeitraum mehr Kinogänger registriert. Die Umsätze beliefen sich auf 6,76 Milliarden Yuan, etwa 920 Millionen Euro. Kassenschlager waren chinesische Produktionen wie Zhang Yimou’s Full River Red, The Wandering Earth II oder Boonie Bears: Guardian Code. fin/grz
Politischer Richtungswechsel in der Prager Burg: Tschechiens frisch gewählter Präsident Petr Pavel hat kurz nach seinem Wahlsieg mit der Ukraine und Taiwan telefoniert und damit ein deutliches Zeichen gegen Russland und China gesetzt. Taiwans Präsidentin Tsai Ing-Wen gratulierte Pavel am Montag bei dem Gespräch. Er und Tsai bekräftigten, dass Tschechien und Taiwan “die Werte Freiheit, Demokratie und Menschenrechte teilen“, schrieb Pavel auf Twitter. Wir haben vereinbart, unsere Partnerschaft zu verstärken. Es war das erste offizielle Telefonat zwischen einem EU-Regierungschef und einer taiwanesischen Präsidentin überhaupt. Pavel bekundete zudem Interesse daran, Taiwan selbst zu besuchen.
Bereits am Sonntag hatte Pavel mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gesprochen. Der ehemalige Armeechef und Nato-General Pavel hatte am Samstag die tschechischen Präsidentschaftswahl gewonnen. Der 61-Jährige wird sein Amt Anfang März antreten und dann das amtierenden Staatsoberhaupt Miloš Zeman ersetzen. Zeman ist für seine Pro-Peking-Haltung bekannt. Pavel hatte vor der Wahl angekündigt, die Verbindungen seines Landes zu Taiwan, einem wichtigen Investor in der Tschechischen Republik, zu unterstützen. Prag verfolgt offiziell die Ein-China-Politik, genau wie die Europäische Union.
Prag distanziert sich zunehmend von Peking. Seit Ende 2021 eine neue Regierung unter Petr Fiala übernahm, tendiert das Land auch zu einen Austritt aus dem Kooperationsformat 14+1. Präsident Zeman galt dabei als einer der letzten Fürsprecher des Formats. ari
Chinas Chefdiplomat Wang Yi reist nach Moskau. Das berichtet die russische Tageszeitung Vedomosti. Demnach könnte der frühere Außenminister auch mit Staatspräsident Wladimir Putin zusammentreffen. Wann genau die Reise terminiert ist, blieb in dem Bericht noch offen. Seit seinem Abtritt von dem Regierungsamt koordiniert Wang auf Parteiebene die chinesische Außenpolitik.
Peking zählt seit Russlands Angriff auf die Ukraine zu den wohlgesonnen Partnern Putins. Die Volksrepublik gibt sich allerdings gerne als neutraler Beobachter, der zu Verhandlungen und Frieden aufruft. Allerdings beschuldigt Staatspräsident Xi Jinping die USA, durch Waffenlieferungen an die Ukraine ein längst möglíches Kriegsende verhindert zu haben. grz
Die chinesische Regierung hat zum wiederholten Mal die Vereinfachung des Systems zur Haushaltsregistrierung angekündigt. In einem Schreiben vom Wochenende erklärte ein Verbund aus 19 staatlichen Institutionen, die Erteilung der urbanen Hukou von Zugezogenen aus ländlichen Regionen deutlich beschleunigen zu wollen. An den Erhalt der Hukou am jeweiligen Wohnort sind zahlreiche Sozialleistungen geknüpft wie der Zugang zum örtlichen Gesundheitssystem oder dem Bildungswesen.
Integriert in das Schreiben sind unter anderem die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC), das Finanzministerium und die chinesische Zentralbank. Dort heißt es auch, dass die Beschäftigungsaussichten und die Lebensbedingungen in kleinen und mittleren Städten verbessert werden sollen, um die Umsiedlung zu fördern. Die Urbanisierung gilt als wichtige Stellschraube der Regierung, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.
2022 lebten rund zwei Drittel der chinesischen Bevölkerung in den urbanen Gebieten. Binnen eines Jahrzehnts stieg die Quote damit um rund zwölf Prozent in die Höhe geschnellt. Allerdings klafft zwischen der Anzahl der Stadtbevölkerung und all jenen, die eine entsprechende Haushaltsregistrierung besitzen, eine riesige Lücke. Deutlich weniger als die Hälfte aller Bürgerinnen und Bürger des Landes (45 Prozent) sind dort offiziell anerkannt. grz
Auf die Finanzspritzen seines chinesischen Besitzers, James Zhou, folgt für den französischen Fußball-Erstligist AJ Auxerre nun die politische Vereinnahmung. Am Sonntag führte der streitbare chinesische Botschafter in Paris, Lu Shaye, auf Einladung des Klubchefs den symbolischen Anstoß zum Punktspiel gegen den SC Montpellier aus. Lu gilt als einer der aggressivsten Wolfskrieger unter Chinas Diplomaten.
Lu hat als Botschafter in Paris den Ton gegenüber Kritikern verschärft. Unter anderem hatte er das Presseteam der Botschaft einen französischen Akademiker als “kleinen Schläger” und “verrückte Hyäne” bezeichnen lassen. Eine folgende Einbestellung durch das französische Außenministerium ignorierte Lu. Kürzlich sagte er in einem Interview, dass er sich geehrt fühle, als Wolfskrieger bezeichnet zu werden.
Investitionen in Fußballklubs mit Geld aus autoritär geführten Staaten wie China, Saudi-Arabien, Katar oder den Vereinigten Arabischen Emiraten kommen in Europa immer häufiger vor. Der AJ Auxerre befindet sich seit 2016 in chinesischer Hand. Damals übernahm der der chinesische Verpackungskonzern ORG Packagingdie Mehrheit der Anteile an der AJA Football SAOS, unter deren Dach der AJ Auxerre seinen Profifußball organisierten
Glück brachte der symbolische Anstoß von Lu Shaye dem Tabellenvorletzten der Ligue 1 derweil nicht. Der Aufsteiger verlor 0:2 und bleibt tief im Abstiegskampf stecken. grz
Dass bestimmte Begegnungen ganze Lebenswege verändern können, weiß Sarah Eaton sehr gut. Als sie an einer kleinen Uni in ihrer kanadischen Heimat Politik- und Asienwissenschaften studierte, lernte sie Marilyn McCullough kennen, eine Expertin im Bereich der modernen chinesischen Geschichte. “Sie war so talentiert und von ihrem Fach begeistert, dass ich gar nicht anders konnte, als mich anstecken zu lassen.”
McCullough wurde zu Eatons Mentorin und beeinflusste wesentlich deren weiteren Studien. “Ich wusste damals, dass ich mein Berufsleben in irgendeiner Weise mit China verbinden wollte.” Ihre Doktorarbeit schrieb Eaton an der Fakultät für Politikwissenschaften der Universität in Toronto, verbrachte aber den Großteil dieser Jahre in Peking und reiste durch China. Es war ein Schock, als McCullogh früh verstarb.
Nach ihrem Abschluss 2011 nahm Eaton verschiedene Professuren an Universitäten in Kanada, England und Deutschland an und erhielt schließlich 2019 einen Lehrstuhl für Transregionale Chinastudien an der Humboldt-Universität zu Berlin. “Ich habe hart für diesen Traum gearbeitet, aber am Ende war es auch Glück”, sagt sie. “Als ich meinen Abschluss machte, wurden viele China-Positionen an Universitäten geschaffen. Heute ist der akademische Jobmarkt schwieriger.” Sie hofft, dass das bekundete Interesse der deutschen Regierung an China-Kompetenz zu mehr Investitionen in entsprechende Forschungsfelder führt. “Das brauchen wir heute dringender denn je.”
In ihren eigenen Studien vergleicht Eaton Chinas politische, wirtschaftliche und umweltpolitische Entwicklungen mit denen anderer Länder. China aus einer transregionalen Perspektive zu betrachten, bedeutet für sie, sich auf die prägenden Verbindungspunkte zu konzentrieren, die das heutige China mit anderen Weltregionen verknüpfen. “Es ist nicht immer einfach, nützliche Vergleiche zu ziehen”, sagt sie. “Aber es ist auch problematisch, China so zu behandeln, als ob seine Modernisierungserfahrungen einzigartig wären.”
Als Verbindungspunkt, zumindest innerhalb Berlins, kann man auch das Berlin Contemporary China Network (BCCN) betrachten, das Eaton 2021 gemeinsam mit ihrer FU-Kollegin Genia Kostka gegründet hat. “An den Berliner Universitäten und Forschungsinstituten arbeiten viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu verschiedenen Aspekten des zeitgenössischen China, aber bisher hatten wir nicht viel miteinander zu tun.”
Das BCCN soll eine Gemeinschaft von China-Forschern schaffen, die Dozentinnen, Nachwuchswissenschaftler und Studentinnen aus verschiedenen Institutionen miteinander verbindet. Wie die ersten zwei Jahre bisher liefen? “Richtig gut”, sagt Eaton. “Ich fühle mich wie ein stolzer Elternteil.” Kürzlich hat das BCCN eine Förderung der Berlin University Alliance und dem Bildungsministerium erhalten.
Bei der Frage, was sie neben all den Projekten tue, um sich zu entspannen, muss Eaton lachen. “Ich habe vier Kinder und einen Hund.” Aber es gibt dann doch etwas, das sie für sich tut: Chinesisch kochen. “Damit kann ich meine Kinder nur selten beeindrucken.” Svenja Napp
Markus Clement ist jetzt auch Chief Operating Officer (COO) der EMAG-Gruppe. Er bleibt zugleich weiterhin Geschäftsführer der China-Landestochter des Maschinenbauers. Sein Büro befindet sich am Hauptsitz des Unternehmens in Salach in Baden-Württemberg.
Craig Alford wird CEO von China Dongsheng International. Zugleich wird Caren Currier Finanzchefin des Unternehmens. Die Firma aus der Provinz Jilin stellt dem offiziellen Geschäftszweck zufolge Körperpflege-Produkte her, investiert aber derzeit in ein Projekt zur Förderung von Lithium in Nevada.
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Das chinesische Neujahrsfest findet auch außerhalb Chinas statt. Hier mischen der malaysische Premier Anwar Ibrahim und der Premier von Singapur, Lee Hsien-Loong, ein traditionelles Gericht. “Yusheng” ist ein kantonesischer Sashimi-Salat, der Reichtum und Glück bringen soll. Malaysia und Singapur pflegen unterschiedliche Rezeptversionen von Yusheng.
das Missverhältnis zwischen der Menge an Waren, die Deutschland in China einkauft und die Deutschland nach China verkauft, wird immer größer. Das Handelsbilanzdefizit Deutschlands mit China hat 2022 sogar ein Rekordniveau erreicht. Da drängt sich die Frage auf: Wie soll unter diesen Umständen eine politische Befreiung von der Abhängigkeit gelingen?
Wir erwarten von der Politik, Peking gegenüber unsere Werte klar zu formulieren, zu vertreten und durchzusetzen und tun genau das Gegenteil dessen, was ihr dabei helfen könnte. Wir kaufen und konsumieren mehr chinesische Produkte statt weniger. Offensichtlich ist die strategisch sinnvolle Überlegung, die Abhängigkeit von einem autokratischen System so gering zu halten wie möglich, um die eigenen Freiheiten zu bewahren, “den Deutschen am Ende doch weniger wichtig als die Frage, wie viel am Ende des Monats noch im Geldbeutel ist“, schlussfolgert Frank Sieren.
Wem die Frage nach einer wachsenden Abhängigkeit von der Volksrepublik am Herzen liegt, kann in der anstehenden Gesetzinitiative der EU-Kommission zur Sicherung kritischer Rohstoffe einen Hoffnungsschimmer sehen. Brüssel plane eine Initiative auf vier Säulen: strategische Prioritäten, Monitoring und Risikomanagement, Stärkung der Wertschöpfungskette innerhalb der EU und Gleichbehandlung mit Drittstaaten. Auch Umwelt- und Sozialstandards sollen gestärkt werden, schreiben Leonie Düngefeld und Amelie Richter.
Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, der allerdings keinen Tag zu früh kommt. Die Kommission hat die Vorlage des Entwurfs bereits mehrfach vorverlegt, damit sie schon Anfang März in die Beratung gehen kann. Auch das darf man als gutes Zeichen werten, dass an Schlüsselstellen der europäischen Politik die Dringlichkeit bewusst geworden ist, die Abhängigkeit von China nicht noch weiter zu erhöhen.
Im Jahr 2022 hat sich ein jahrzehntelanger Handelstrend weiter zugespitzt: Deutschland hat mehr aus China importiert als je zuvor. Die Einfuhr erreichte den Rekordwert von 195 Milliarden Euro. Der Wert der aus China eingekauften Waren nahm im Vergleich zum Vorjahr auf einen Schlag um 37 Prozent oder rund 50 Milliarden Euro zu. So lautet die Einschätzung von Germany Trade & Invest (GTAI). “Damit steigt die Abhängigkeit vom Beschaffungsmarkt China”, urteilen die Experten.
China ist so zum siebten Mal in Folge Deutschlands wichtigster Handelspartner. Eine kurz- oder mittelfristige Entflechtung erscheint dadurch illusorischer denn je. Die gestiegene Inflation verstärkt den Trend sogar noch. Je schwieriger die wirtschaftliche Lage ist und je höher die Teuerungsrate, desto mehr preiswerte Waren fragen die Deutschen nach. Die beste Mischung aus Preis und Qualität bietet aus Sicht vieler Importeure aber weiterhin China. Für den großen Markt dort können die Hersteller in hoher Stückzahl produzieren und damit weltweit günstigere Preise anbieten.
Zugleich gerät der Handel immer weiter aus dem Gleichgewicht, denn China fragt seinerseits weniger Güter aus dem Ausland nach. Der Handelsüberschuss des Landes steigt auf hohem Niveau. Umgekehrt muss Deutschland gegenüber China ein immer höheres Handelsdefizit verkraften. Im vergangenen Jahr betrug die Differenz zwischen Ein- und Ausfuhren 88 Milliarden Euro, berichtet die GTAI. Das ist ebenfalls ein Rekord.
Das Handelsungleichgewicht ist allerdings kein Phänomen, das nur Deutschland betrifft. Auch die USA, die sich eigentlich ausdrücklich von China abwenden wollten, führen weiterhin enorme Mengen an Waren von dort ein. Ein Drittel aller Seecontainer kommt aus China in den USA an.
Das entspricht auch dem Gesamtbild des Welthandels. Allein 2022 konnte China seine Exporte, in der Landeswährung Renminbi gemessen, um über sieben Prozent steigern. Die Einfuhr ging nur um gut ein Prozent hoch. Das zeigen Zahlen der chinesischen Zollbehörde. Zum ersten Mal übersteigt das chinesische Welt-Handelsvolumen den Wert von 40 Billionen Yuan, das sind 5,5 Billionen Euro. Insgesamt ist Chinas Anteil an den Weltexporten in den vergangenen Jahrzehnten steil angestiegen, während der deutsche Anteil leicht abgeschmolzen ist.
Die Pandemie, als beispielsweise Masken knapp waren, und der Ukrainekrieg haben in Deutschland eigentlich das Bewusstsein verstärkt, dass Lieferabhängigkeiten zur realen Gefahr werden können. Die Regierung setzt in ihren verschiedenen Strategien daher derzeit auch auf eine bessere weltweite Verteilung der Beschaffungs- und Absatzmärkte. Von einer Entkopplung ist in der Statistik aber nichts zu erkennen.
Doch eine Diversifizierung braucht eben auch viel Zeit. Ein Freihandelsabkommen mit dem südamerikanischen Handelsraum Mercosur, das Bundeskanzler Olaf Scholz auf seiner Südamerika-Reise voranbringen möchte, brächte zwar etwas Entlastung. Aber man sollte den Effekt nicht überschätzen. China steuert 18 Prozent zum globalen BIP bei, ganz Mercosur nur gut drei Prozent. Der Handel zwischen Mercosur und der EU beträgt rund ein Drittel des Handels der EU mit China. Das Handelsvolumen zwischen China und der EU hat im vergangenen Jahr erstmals die Schwelle von 300 Milliarden Euro überschritten.
Ein anderer Vergleich: Der Handel Chinas mit den Mercosur-Ländern ist auch ohne chinesisches Freihandelsabkommen schon über 60 Prozent größer als der Handel zwischen EU und Mercosur. Beide Weltgegenden liefern zudem völlig unterschiedliche Produkte. Aus Mercosur kommen vor allem Lebensmittel, Fleisch, Geflügel, Zucker oder Olivenöl. Aus China kommt Elektronik.
Die Handelszahlen sind in der heutigen Zeit zwar insgesamt mit Vorsicht zu betrachten. In den vergangenen Jahren haben alle großen Volkswirtschaften eine starke Produktionsbasis in China aufgebaut. Allen voran Deutschland. Die Produkte, die deutsche Unternehmen vor Ort für den chinesischen Markt herstellen, tauchen in der Handels-Statistik nicht mehr auf. Allenfalls zugelieferte Spezialteile hinterlassen dort noch Spuren.
So oder so steht die Entwicklung aber in einem krassen Missverhältnis zum Wunsch der deutschen Politik und weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit nach mehr Unabhängigkeit von China. Der Bedarf an preisgünstigen chinesischen Waren dürfte auch in diesem Jahr weiter ansteigen. Während die Weltbank für China von einer Erholung auf ein Wachstum von um die fünf Prozent ausgeht, erwartet sie für die USA nur ein Wachstum von 0,5 Prozent und für Europa gar nur ein Wachstum von 0,1 Prozent.
Gerade in schweren Zeiten scheinen die Handelspartner kaum auf China verzichten zu können. Das übergeordnete Ziel der Verringerung von Abhängigkeiten ist den Deutschen offenbar am Ende doch weniger wichtig als die Frage, wie viel am Ende des Monats noch im Geldbeutel ist.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat in Chile mit Präsident Gabriel Boric eine neue Rohstoffpartnerschaft angekündigt. Die Bundesregierung erhofft sich besseren Zugang zu knappen, aber wichtigen Mineralien – und damit auch mehr Unabhängigkeit von China. Denn die Versorgung mit vielen kritischen Rohstoffen ist stark auf wenige Länder konzentriert. Bei Lithium, das für die Herstellung von Batterien für E-Autos benötigt wird, ist Chile größter EU-Lieferant – noch vor der Volksrepublik.
Bei Magnesium ist China weiterhin das größte Lieferland für die EU. Gut 93 Prozent kommen laut EU-Kommission von dort, schwere Seltene Erden sogar zu 98 Prozent. Der Druck ist groß, diese Abhängigkeiten zu vermindern. So wächst auch die Erwartung EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton, der für das geplante EU-Gesetzespaket zur Versorgung mit kritischen Rohstoffen federführend ist.
Brüssel drückt aufs Tempo: Die EU hat den Termin für den Critical Raw Materials Act schon mehrmals vorverlegt. Die Kommission will den Entwurf am 8. März vorstellen. “Das Gesetz wird für den schwedischen Ratsvorsitz in den kommenden Monaten oberste Priorität haben“, verkündete Schwedens Energieministerin Ebba Busch – im Kiruna-Bergwerk, wo es kürzlich einen gigantischen Fund Seltener Erden gab.
Die EU-Kommission plant eine Initiative auf vier Säulen: Definition strategischer Prioritäten, Monitoring und Risikomanagement, Stärkung der Wertschöpfungskette innerhalb der EU, und Fokus auf Gleichbehandlung mit Drittstaaten. Auch Umwelt- und Sozialstandards sollen gestärkt werden. Oberstes Ziel bleibt die Versorgungssicherheit.
Peter Handley, Leiter des Referats für energieintensive Industrien, Rohstoffe und Wasserstoff in der zuständigen EU-Generaldirektion, betont: “Unser Ziel ist, eine widerstandsfähige Lieferkette zu gewährleisten und unsere Versorgungssicherheit für die Dinge zu verbessern, die wir für unseren grünen und digitalen Wandel benötigen.”
Die EU-Kommission will mehrere Baustellen angehen. Neben der geringen Diversifizierung der Bezugsquellen sollen auch der Mangel an Investitionen in Projekte in der EU, die begrenzte öffentliche Akzeptanz sowie soziale und ökologische Auswirkungen der Thematik adressiert werden.
Ein Netzwerk mit den nationalen Agenturen soll Informationen austauschen und Überwachungsmaßnahmen ermöglichen. Dazu gehören etwa die Entwicklung von Frühwarnmechanismen, die Durchführung von Stresstests für kritische Versorgungsketten und die Kartierung strategischer Bodenschätze. Die Einrichtung einer staatlichen Rohstoffagentur steht als Idee im Raum.
Strategisch wichtige Projekte in der EU und Partnerländern sollen ein spezielles Kennzeichen erhalten. “Gemeinsam mit unseren Mitgliedsstaaten und Partnern verleihen wir Projekten, die für einen bestimmten kritischen Rohstoff strategisch wichtig sind, ein Label”, hatte Kommissionsvizepräsident Maroš Šefčovič im Interview mit Europe.Table angekündigt. Die EU würde dann bei den jeweiligen Machbarkeitsstudien helfen und im Gegenzug verlangen, dass Umwelt- und Sozialstandards eingehalten werden.
Um nötige Gelder zu sichern, hatten Deutschland und Frankreich in einem informellen Papier im EU-Rat die Einrichtung eines öffentlich-privaten Investmentfonds für Rohstoffprojekte vorgeschlagen. Die Idee traf auch in der Industrie auf Zustimmung. Die Kommission plant außerdem, Genehmigungen für Projekte in der EU zu vereinfachen. Die Zivilgesellschaft fordert jedoch eine stärkere Einbindung in die Vorbereitungen des Gesetzespakets.
Im gesamten EU-Binnenmarkt sollen nachhaltig gleiche Wettbewerbsbedingungen geschaffen werden:
Ein Bündnis von vier Nichtregierungsorganisationen, darunter das European Environmental Bureau (EEB) und PowerShift, fordert ein EU-weites Gesamtziel zur Verringerung des materiellen Fußabdrucks. Die Kommission müsse “nicht nur auf Veränderungen auf der Angebotsseite reagieren, sondern auch aktiv auf die Nachfrageseite einwirken“.
Laut Kommission könnten die Prioritäten und Ziele der EU-Maßnahmen durch die Bestimmung strategischer kritischer Rohstoffe festgelegt werden. In diesem Jahr überarbeitet sie die Liste kritischer Rohstoffe. Einen Termin hat sie dafür bislang nicht angekündigt. Die letzte Version von 2020 enthält dreißig Rohstoffe.
Wie “kritisch” ein Rohstoff ist, wird bislang anhand wirtschaftlicher Kriterien bewertet. Dabei seien auch Umwelt- und Menschenrechte beim Abbau entscheidend, sagt Tobias Kind-Rieper, Naturschützer beim WWF. “Die Frage der Rohstoffsicherheit muss mit einer solchen Risikobewertung einhergehen. Die Liste kritischer Rohstoffe sähe dann anders aus.”
“Wir sehen den Bedarf, dass nicht nur über ,kritische Rohstoffe’ eine Richtlinie gelegt werden sollte”, sagt Daniel Quantz von der Wirtschaftsvereinigung Metalle. “Vielmehr müssen durch die Kommission auch andere Metalle wie Kupfer und Aluminium mit in den Blick genommen werden.” Leonie Düngefeld/Amelie Richter
Chinas Gesundheitsbehörden haben in Virusproben haben nach eigenen Angaben trotz hoher Fallzahlen bisher keine unbekannte Mutante gefunden. Demnach dominieren weiterhin die Covid-Stämme BA.5.2 und BF.7 das Infektionsgeschehen im Land. Vor der aktuellen Welle wurde befürchtet, dass die hohen Infektionszahlen eine neue Variante hervorbringen.
Das Zentrum für Epidemiologie und Prävention warnte jedoch am Montag vor der weiteren Entwicklung. Die Ferien zum Frühlingsfest seien noch im Gange. Wenn in den Universitäten das Semester wieder beginne, könne es zu einer neuen Durchmischung kommen. In den Krankenhäusern, die an das Schnellmeldesystem angeschlossen seien, laufe intensive Überwachung der Fall- und Sterbezahlen.
Zugleich zeichnet sich für den weiteren Verlauf eine Entwarnung ab. Wegen einer Rückkehr der Neujahrs-Reisen auf 70 Prozent des Niveaus vor der Pandemie hat sich Corona zwar auch in den ländlichen Regionen stark verbreitet. Doch inzwischen scheinen die Ansteckungen bereits durchgerauscht zu sein, was auch den Projektionen und Schätzungen von Seuchenforschern entspricht. Das Land erfreut sich damit jetzt einer soliden Grundimmunität.
Das Ende der Corona-Restriktionen machte sich derweil positiv an den Kinokassen bemerkbar. Während der Neujahrsfeiertage strömten 129 Millionen Besucher in die Lichtspielhäuser des Landes. Nur ein einziges Mal wurden im gleichen Zeitraum mehr Kinogänger registriert. Die Umsätze beliefen sich auf 6,76 Milliarden Yuan, etwa 920 Millionen Euro. Kassenschlager waren chinesische Produktionen wie Zhang Yimou’s Full River Red, The Wandering Earth II oder Boonie Bears: Guardian Code. fin/grz
Politischer Richtungswechsel in der Prager Burg: Tschechiens frisch gewählter Präsident Petr Pavel hat kurz nach seinem Wahlsieg mit der Ukraine und Taiwan telefoniert und damit ein deutliches Zeichen gegen Russland und China gesetzt. Taiwans Präsidentin Tsai Ing-Wen gratulierte Pavel am Montag bei dem Gespräch. Er und Tsai bekräftigten, dass Tschechien und Taiwan “die Werte Freiheit, Demokratie und Menschenrechte teilen“, schrieb Pavel auf Twitter. Wir haben vereinbart, unsere Partnerschaft zu verstärken. Es war das erste offizielle Telefonat zwischen einem EU-Regierungschef und einer taiwanesischen Präsidentin überhaupt. Pavel bekundete zudem Interesse daran, Taiwan selbst zu besuchen.
Bereits am Sonntag hatte Pavel mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gesprochen. Der ehemalige Armeechef und Nato-General Pavel hatte am Samstag die tschechischen Präsidentschaftswahl gewonnen. Der 61-Jährige wird sein Amt Anfang März antreten und dann das amtierenden Staatsoberhaupt Miloš Zeman ersetzen. Zeman ist für seine Pro-Peking-Haltung bekannt. Pavel hatte vor der Wahl angekündigt, die Verbindungen seines Landes zu Taiwan, einem wichtigen Investor in der Tschechischen Republik, zu unterstützen. Prag verfolgt offiziell die Ein-China-Politik, genau wie die Europäische Union.
Prag distanziert sich zunehmend von Peking. Seit Ende 2021 eine neue Regierung unter Petr Fiala übernahm, tendiert das Land auch zu einen Austritt aus dem Kooperationsformat 14+1. Präsident Zeman galt dabei als einer der letzten Fürsprecher des Formats. ari
Chinas Chefdiplomat Wang Yi reist nach Moskau. Das berichtet die russische Tageszeitung Vedomosti. Demnach könnte der frühere Außenminister auch mit Staatspräsident Wladimir Putin zusammentreffen. Wann genau die Reise terminiert ist, blieb in dem Bericht noch offen. Seit seinem Abtritt von dem Regierungsamt koordiniert Wang auf Parteiebene die chinesische Außenpolitik.
Peking zählt seit Russlands Angriff auf die Ukraine zu den wohlgesonnen Partnern Putins. Die Volksrepublik gibt sich allerdings gerne als neutraler Beobachter, der zu Verhandlungen und Frieden aufruft. Allerdings beschuldigt Staatspräsident Xi Jinping die USA, durch Waffenlieferungen an die Ukraine ein längst möglíches Kriegsende verhindert zu haben. grz
Die chinesische Regierung hat zum wiederholten Mal die Vereinfachung des Systems zur Haushaltsregistrierung angekündigt. In einem Schreiben vom Wochenende erklärte ein Verbund aus 19 staatlichen Institutionen, die Erteilung der urbanen Hukou von Zugezogenen aus ländlichen Regionen deutlich beschleunigen zu wollen. An den Erhalt der Hukou am jeweiligen Wohnort sind zahlreiche Sozialleistungen geknüpft wie der Zugang zum örtlichen Gesundheitssystem oder dem Bildungswesen.
Integriert in das Schreiben sind unter anderem die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC), das Finanzministerium und die chinesische Zentralbank. Dort heißt es auch, dass die Beschäftigungsaussichten und die Lebensbedingungen in kleinen und mittleren Städten verbessert werden sollen, um die Umsiedlung zu fördern. Die Urbanisierung gilt als wichtige Stellschraube der Regierung, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.
2022 lebten rund zwei Drittel der chinesischen Bevölkerung in den urbanen Gebieten. Binnen eines Jahrzehnts stieg die Quote damit um rund zwölf Prozent in die Höhe geschnellt. Allerdings klafft zwischen der Anzahl der Stadtbevölkerung und all jenen, die eine entsprechende Haushaltsregistrierung besitzen, eine riesige Lücke. Deutlich weniger als die Hälfte aller Bürgerinnen und Bürger des Landes (45 Prozent) sind dort offiziell anerkannt. grz
Auf die Finanzspritzen seines chinesischen Besitzers, James Zhou, folgt für den französischen Fußball-Erstligist AJ Auxerre nun die politische Vereinnahmung. Am Sonntag führte der streitbare chinesische Botschafter in Paris, Lu Shaye, auf Einladung des Klubchefs den symbolischen Anstoß zum Punktspiel gegen den SC Montpellier aus. Lu gilt als einer der aggressivsten Wolfskrieger unter Chinas Diplomaten.
Lu hat als Botschafter in Paris den Ton gegenüber Kritikern verschärft. Unter anderem hatte er das Presseteam der Botschaft einen französischen Akademiker als “kleinen Schläger” und “verrückte Hyäne” bezeichnen lassen. Eine folgende Einbestellung durch das französische Außenministerium ignorierte Lu. Kürzlich sagte er in einem Interview, dass er sich geehrt fühle, als Wolfskrieger bezeichnet zu werden.
Investitionen in Fußballklubs mit Geld aus autoritär geführten Staaten wie China, Saudi-Arabien, Katar oder den Vereinigten Arabischen Emiraten kommen in Europa immer häufiger vor. Der AJ Auxerre befindet sich seit 2016 in chinesischer Hand. Damals übernahm der der chinesische Verpackungskonzern ORG Packagingdie Mehrheit der Anteile an der AJA Football SAOS, unter deren Dach der AJ Auxerre seinen Profifußball organisierten
Glück brachte der symbolische Anstoß von Lu Shaye dem Tabellenvorletzten der Ligue 1 derweil nicht. Der Aufsteiger verlor 0:2 und bleibt tief im Abstiegskampf stecken. grz
Dass bestimmte Begegnungen ganze Lebenswege verändern können, weiß Sarah Eaton sehr gut. Als sie an einer kleinen Uni in ihrer kanadischen Heimat Politik- und Asienwissenschaften studierte, lernte sie Marilyn McCullough kennen, eine Expertin im Bereich der modernen chinesischen Geschichte. “Sie war so talentiert und von ihrem Fach begeistert, dass ich gar nicht anders konnte, als mich anstecken zu lassen.”
McCullough wurde zu Eatons Mentorin und beeinflusste wesentlich deren weiteren Studien. “Ich wusste damals, dass ich mein Berufsleben in irgendeiner Weise mit China verbinden wollte.” Ihre Doktorarbeit schrieb Eaton an der Fakultät für Politikwissenschaften der Universität in Toronto, verbrachte aber den Großteil dieser Jahre in Peking und reiste durch China. Es war ein Schock, als McCullogh früh verstarb.
Nach ihrem Abschluss 2011 nahm Eaton verschiedene Professuren an Universitäten in Kanada, England und Deutschland an und erhielt schließlich 2019 einen Lehrstuhl für Transregionale Chinastudien an der Humboldt-Universität zu Berlin. “Ich habe hart für diesen Traum gearbeitet, aber am Ende war es auch Glück”, sagt sie. “Als ich meinen Abschluss machte, wurden viele China-Positionen an Universitäten geschaffen. Heute ist der akademische Jobmarkt schwieriger.” Sie hofft, dass das bekundete Interesse der deutschen Regierung an China-Kompetenz zu mehr Investitionen in entsprechende Forschungsfelder führt. “Das brauchen wir heute dringender denn je.”
In ihren eigenen Studien vergleicht Eaton Chinas politische, wirtschaftliche und umweltpolitische Entwicklungen mit denen anderer Länder. China aus einer transregionalen Perspektive zu betrachten, bedeutet für sie, sich auf die prägenden Verbindungspunkte zu konzentrieren, die das heutige China mit anderen Weltregionen verknüpfen. “Es ist nicht immer einfach, nützliche Vergleiche zu ziehen”, sagt sie. “Aber es ist auch problematisch, China so zu behandeln, als ob seine Modernisierungserfahrungen einzigartig wären.”
Als Verbindungspunkt, zumindest innerhalb Berlins, kann man auch das Berlin Contemporary China Network (BCCN) betrachten, das Eaton 2021 gemeinsam mit ihrer FU-Kollegin Genia Kostka gegründet hat. “An den Berliner Universitäten und Forschungsinstituten arbeiten viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu verschiedenen Aspekten des zeitgenössischen China, aber bisher hatten wir nicht viel miteinander zu tun.”
Das BCCN soll eine Gemeinschaft von China-Forschern schaffen, die Dozentinnen, Nachwuchswissenschaftler und Studentinnen aus verschiedenen Institutionen miteinander verbindet. Wie die ersten zwei Jahre bisher liefen? “Richtig gut”, sagt Eaton. “Ich fühle mich wie ein stolzer Elternteil.” Kürzlich hat das BCCN eine Förderung der Berlin University Alliance und dem Bildungsministerium erhalten.
Bei der Frage, was sie neben all den Projekten tue, um sich zu entspannen, muss Eaton lachen. “Ich habe vier Kinder und einen Hund.” Aber es gibt dann doch etwas, das sie für sich tut: Chinesisch kochen. “Damit kann ich meine Kinder nur selten beeindrucken.” Svenja Napp
Markus Clement ist jetzt auch Chief Operating Officer (COO) der EMAG-Gruppe. Er bleibt zugleich weiterhin Geschäftsführer der China-Landestochter des Maschinenbauers. Sein Büro befindet sich am Hauptsitz des Unternehmens in Salach in Baden-Württemberg.
Craig Alford wird CEO von China Dongsheng International. Zugleich wird Caren Currier Finanzchefin des Unternehmens. Die Firma aus der Provinz Jilin stellt dem offiziellen Geschäftszweck zufolge Körperpflege-Produkte her, investiert aber derzeit in ein Projekt zur Förderung von Lithium in Nevada.
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Das chinesische Neujahrsfest findet auch außerhalb Chinas statt. Hier mischen der malaysische Premier Anwar Ibrahim und der Premier von Singapur, Lee Hsien-Loong, ein traditionelles Gericht. “Yusheng” ist ein kantonesischer Sashimi-Salat, der Reichtum und Glück bringen soll. Malaysia und Singapur pflegen unterschiedliche Rezeptversionen von Yusheng.