Table.Briefing: China

Chinas Industrie soll Emissionen senken + Erneuerbare aus Wüsten

  • Peking präsentiert Klimaplan für den Industriesektor
  • Strom aus der Wüste: 200 Gigawatt-Projekt wird konkreter
  • China erreicht Meilenstein bei Windenergie
  • Grüner Wasserstoff von Sinopec
  • Mehr Diesel aus China
Liebe Leserin, lieber Leser,

ohne China sind die Pariser Klimaziele kaum zu erreichen. Und ohne einen Umbau der CO2-intensiven Industrien – Stahl, Zement, Petro-Chemie, Bau – wird China seine eigenen Vorgaben kaum schaffen. Das Industrieministerium hat deswegen jetzt den passenden Fünfjahresplan vorgelegt. Die kommenden fünf Jahre werden darin als der “entscheidende Zeitraum” bezeichnet, um die Emissionen zu senken. Und dennoch enthält der Plan erneut keine absoluten Reduktionsziele und scheut vor ambitionierten Vorgaben zurück. Doch Peking geht häufig nach diesem Muster vor: Geringe Ziele setzen und sie weit übertreffen. Lesen Sie die Details zum Klimaplan und Neuigkeiten zum chinesischen Emissionshandel in unserer Analyse.

Abseits des geduldigen Papiers treibt Peking den Umbau des Energiesystems jedoch voran. Ein großes Programm zum Ausbau der erneuerbaren Energien in den Wüsten des Landes startet bald in die zweite Phase. Bis 2023 sollen bis zu 200 Gigawatt an neuen Wind- und Solarkraftwerken entstehen. Zum Vergleich: Derzeit steht China bei 300 Gigawatt installierter Windenergie-Kapazität, wie die Behörden jüngst bekannt gaben.

Viele neue Erkenntnisse wünscht

Ihr
Nico Beckert
Bild von Nico  Beckert

Analyse

Klimaplan für die Industrie: realistisch statt ambitioniert

Es sind Unternehmensnamen, die kaum in den Schlagzeilen auftauchen. Doch für das Weltklima sind sie relevanter als ganze Staaten. China Baowu, der größte Stahlproduzent der Welt, verursacht mehr CO2-Emissionen als Pakistan. Der chinesische Autobauer Saic Motors produziert CO2-Emissionen vergleichbar mit denen Argentiniens. Und der Hersteller von Baumaterial, China National Building Material Group, steht bei den Emissionen auf einer Stufe mit der Industrienation Frankreich.

Damit China seine Klimaziele erreichen kann, muss der Industriesektor seine Emissionen massiv senken. Derzeit ist er für 27 Prozent der chinesischen Emissionen direkt verantwortlich. Indirekt, das heißt durch die Nachfrage nach Strom, trägt der Sektor weitere 28 Prozent zum CO2-Ausstoß Chinas bei. Jüngst hat die Volksrepublik deswegen einen Fünfjahresplan für die grüne Entwicklung der Industrie im Rahmen des übergreifenden 14. Fünfjahresplans vorgestellt. Das Dokument ist einer der Sektorpläne, die im Herbst angekündigt wurden. Sie sollen die Klimaziele Chinas herunterbrechen (China.Table berichtete).

Der Plan hält fest, dass das “Problem der Umweltverschmutzung in Schlüsselregionen und -industrien noch nicht gelöst wurde”. Gleichzeitig sei die aktuelle Fünfjahresperiode, der Zeitraum von 2021 bis 2025 entscheidend, um “den Klimawandel zu bewältigen”. Die Regierung in Peking muss in diesen Jahren die Weichen stellen, um bis 2030 den Höchststand der CO2-Emissionen zu erreichen.

Anders als Deutschland keine absoluten Ziele

Chinas Plan sieht mehrere große Zielmarken vor, enthält jedoch keine absoluten Ziele zur Minderung der Emissionen:

  • Die Energieeffizienz soll steigen. Die Energieintensität des Industriesektors soll pro produzierter Einheit um 13,5 Prozent sinken.
  • Wachstum ohne Reue: CO2-intensive Industrien sollen durch Sektoren wie den Tech-Sektor verdrängt werden, die weniger Energie benötigen.
  • Insgesamt soll die CO2-Intensität des Industriesektors in Relation zur Wertschöpfung um 18 Prozent sinken.

Konkret bedeutet das 18 Prozent-Ziel: Wenn die industrielle Wertschöpfung um mehr als vier Prozent pro Jahr steigt, können die CO2-Emissionen des Sektors absolut weiter ansteigen, rechnet der Klimaexperte Lauri Myllyvirta vom Centre for Research on Energy and Clean Air in Helsinki vor.

Insgesamt wirken die Ziele im Vergleich zu Chinas Fähigkeiten nicht allzu ambitioniert. In der Zeit von 2015 bis 2020 fiel die Energieintensität bereits um 16 Prozent und somit stärker als das jetzt gesetzte Ziel. Außerdem spielen Dienstleistungen eine immer größere Rolle für Chinas Konjunktur. Diese stoßen ohnehin nicht so viel Treibhausgase aus. Als dritter Faktor sinkt das Wachstum insgesamt, was ebenfalls das Emissionswachstum dämpft. Da zudem die Intensität sinkt, könnten Chinas Industrie-Emissionen ihren Höchststand möglicherweise schon bald erreichen, so Myllyvirta. Wenn auf diese Weise sowohl die Rolle der Industrie schrumpft als auch deren Kohle- und Ölverbrauch, dann rücken die Planziele in greifbare Nähe.

Allerdings kritisiert Myllyvirta auch, dass die Politik zwar viele Ambitionen formuliert, aber keine konkreten Wegmarken zur Erreichung der hohen Ziele benennt: “Es wird gehofft und erwartet, dass die Ziele übertroffen werden, aber es gibt keine Garantien”. Allerdings wird der Plan noch auf weitere Pläne für die einzelnen Industriesektoren heruntergebrochen werden, wie in China üblich. Dort könnten sich dann Zwischenziele finden.

Um die Emissionen zu senken, nennt der Plan einige Vorhaben. So soll die Industrie unterstützt werden, von Kohlestrom auf Gas und erneuerbare Energien umzusteigen. Parallel soll der Wasserstoff an Bedeutung gewinnen. Die Produktion von Kohlestrom soll sauberer werden. Allerdings weisen Energieexperten darauf hin, dass hier kaum noch Verbesserungspotenzial vorhanden ist, da viele Kohlekraftwerke schon umgerüstet wurden. Auch sollen Produktionsprozesse verbessert werden, sodass weniger Energie verbraucht wird. “Rückständige Produktionskapazitäten”, also alte Fabriken und Kraftwerke, sollen stillgelegt werden. Allerdings werden hier keine konkreten Ziele genannt, was die Wirksamkeit dieses “Slogans” (Myllyvirta) anzweifeln lässt.

Stabilität der Entwicklung behält Priorität

Allerdings enthält der Plan wenig Aussagen darüber, wie Peking die Ziele politisch erreichen möchte. Der Bereich Green Finance, also die Finanzierung grüner Investitionen, soll gestärkt werden. In einem Satz werden zudem Steuererleichterungen für Unternehmen erwähnt, die sich in den Bereichen Umweltschutz und Energieeffizienz engagieren.

Gar nicht erwähnt wird der nationale Emissionshandel, den China im Sommer 2021 gestartet hat. Eigentlich sollte der Handel mit Emissionsrechten von Beginn an auch einige Industriesektoren umfassen, wurde dann jedoch nur für den Energiesektor und hier vor allem für Kohlekraftwerke gestartet (China.Table berichtete). Allerdings gibt es Anzeichen, dass zumindest der Aluminium- und Zementsektor ab 2023 am Emissionshandel teilnehmen müssen. Bis 2025 könnten alle Industriesektoren zur Teilnahme verpflichtet werden, wie Zhang Xiliang, einer der führenden Köpfe hinter dem Emissionshandel, kürzlich erläuterte. Andere Analysten gehen sogar davon aus, dass die beiden Sektoren Zement und Aluminium schon im kommenden Jahr in den Handel aufgenommen werden könnten.

Insgesamt bringt der 14. Fünfjahresplan für die grüne Entwicklung der Industrie keine aufsehenerregenden neuen Impulse. Allerdings ist das recht typisch für die Mentalität der chinesischen Planer. Die Verantwortlichen setzen sich lieber kleine Ziele, die sie dann weit übertreffen, statt ehrgeizige Ziele, die sie verfehlen könnten.

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    Die Kraftwerke sollen in der Nähe von bestehenden Stromleitungen errichtet werden, sodass nur ein geringer Teil des Stroms verloren geht. Auch sollen die Kraftwerke in der Nähe von Kohle- und Gaskraftwerken entstehen, die bei sogenannten Dunkelflauten, wenn keine Sonne scheint und es windstill ist, als Ersatz fungieren sollen, wie Bloomberg berichtet. Wie auch andere Staaten steht China aufgrund des Klimaschutzes vor einem weitreichenden Umbau seines Energiesystems. Die hohe Abhängigkeit vom Kohlestrom und Sorgen um die Energiesicherheit stellen das Land vor große Herausforderungen (China.Table berichtete). nib

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      Das Projekt besteht laut Sinopec aus fünf Abschnitten: photovoltaische Stromerzeugung, Stromübertragung und -umwandlung, Wasserstoff aus Wasserelektrolyse, Wasserstoffspeicherung und Wasserstofftransport. Den in der Anlage produzierten grünen Wasserstoff will der Konzern demnach an die konzerneigene Sinopec Tahe Refining & Chemical liefern, die bislang mit Erdgas und anderen fossilen Energieträgern produzierten Wasserstoff nutzt. Die Kohlendioxidemissionen werden laut Sinopec dadurch künftig um 485.000 Tonnen pro Jahr niedriger liegen als bisher.

      Wasserstoff gilt als klimaneutrale Energieform, die vor allem in der Industrie für Produktionsprozesse in großer Hitze Sinn macht. Was allerdings nur dann gilt, wenn die aufwändige Herstellung des Wasserstoffes ausschließlich mit erneuerbaren Energien befeuert wird. Das ist in China bislang nur bei vier Prozent des produzierten Wasserstoffs der Fall. China ist bereits heute der weltgrößte Wasserstoffproduzent. Bislang nutzt es diesen aber hauptsächlich als Industrierohstoff – etwa zur Herstellung von Kunststoffen oder Chemikalien.

      Xinjiang ist eine der Fotovoltaik-Hochburgen Chinas. Es gibt allerdings Vorwürfe, dass in diesem Sektor auch uigurische Zwangsarbeiter eingesetzt werden. ck

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          In den vergangenen Monaten hatte sich China weitgehend aus dem Exportgeschäft zurückgezogen, um zunächst die eigene Nachfrage zu stillen. Dieser Rückzug fiel mit einer Erholung der Nachfrage und weltweit schrumpfenden Dieselvorräten zusammen. Kunden versuchten daher verstärkt in Indien und Südkorea Diesel einzukaufen. Die gesteigerte Nachfrage hat neben einem zumindest vorübergehenden Nachlassen der Coronapandemie laut Bloomberg weitere Gründe. In China stieg der Bedarf seit September saisonal bedingt durch eine stärkere Nachfrage aus der Fischerei und für die Ernte. Außerdem setzten Betriebe in ganz China angesichts von Stromrationierungen auf Dieselgeneratoren.

          Die Dieselproduktion in China stieg bereits im Oktober gegenüber dem Vormonat um 12,4 Prozent auf 14,52 Millionen Tonnen, wie das Wirtschaftsmagazin Caixin schreibt. Der Trend habe sich im November fortgesetzt, berichtet das Blatt ebenfalls unter Berufung auf JLC. Die Nachfrage auch aus der Bau- und Logistikbranche nach Diesel bleibe robust. Die Preise liegen ebenfalls hoch. Daher versorgten sich manche der vielfach auf eigene Rechnung operierenden Lastwagenfahrer Chinas zuletzt über den Schwarzmarkt. Diesel an der Tankstelle war ihnen schlicht zu teuer geworden. ck

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            China.Table Redaktion

            CHINA.TABLE REDAKTION

            Licenses:
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              Abseits des geduldigen Papiers treibt Peking den Umbau des Energiesystems jedoch voran. Ein großes Programm zum Ausbau der erneuerbaren Energien in den Wüsten des Landes startet bald in die zweite Phase. Bis 2023 sollen bis zu 200 Gigawatt an neuen Wind- und Solarkraftwerken entstehen. Zum Vergleich: Derzeit steht China bei 300 Gigawatt installierter Windenergie-Kapazität, wie die Behörden jüngst bekannt gaben.

              Viele neue Erkenntnisse wünscht

              Ihr
              Nico Beckert
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              Klimaplan für die Industrie: realistisch statt ambitioniert

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              Damit China seine Klimaziele erreichen kann, muss der Industriesektor seine Emissionen massiv senken. Derzeit ist er für 27 Prozent der chinesischen Emissionen direkt verantwortlich. Indirekt, das heißt durch die Nachfrage nach Strom, trägt der Sektor weitere 28 Prozent zum CO2-Ausstoß Chinas bei. Jüngst hat die Volksrepublik deswegen einen Fünfjahresplan für die grüne Entwicklung der Industrie im Rahmen des übergreifenden 14. Fünfjahresplans vorgestellt. Das Dokument ist einer der Sektorpläne, die im Herbst angekündigt wurden. Sie sollen die Klimaziele Chinas herunterbrechen (China.Table berichtete).

              Der Plan hält fest, dass das “Problem der Umweltverschmutzung in Schlüsselregionen und -industrien noch nicht gelöst wurde”. Gleichzeitig sei die aktuelle Fünfjahresperiode, der Zeitraum von 2021 bis 2025 entscheidend, um “den Klimawandel zu bewältigen”. Die Regierung in Peking muss in diesen Jahren die Weichen stellen, um bis 2030 den Höchststand der CO2-Emissionen zu erreichen.

              Anders als Deutschland keine absoluten Ziele

              Chinas Plan sieht mehrere große Zielmarken vor, enthält jedoch keine absoluten Ziele zur Minderung der Emissionen:

              • Die Energieeffizienz soll steigen. Die Energieintensität des Industriesektors soll pro produzierter Einheit um 13,5 Prozent sinken.
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              Konkret bedeutet das 18 Prozent-Ziel: Wenn die industrielle Wertschöpfung um mehr als vier Prozent pro Jahr steigt, können die CO2-Emissionen des Sektors absolut weiter ansteigen, rechnet der Klimaexperte Lauri Myllyvirta vom Centre for Research on Energy and Clean Air in Helsinki vor.

              Insgesamt wirken die Ziele im Vergleich zu Chinas Fähigkeiten nicht allzu ambitioniert. In der Zeit von 2015 bis 2020 fiel die Energieintensität bereits um 16 Prozent und somit stärker als das jetzt gesetzte Ziel. Außerdem spielen Dienstleistungen eine immer größere Rolle für Chinas Konjunktur. Diese stoßen ohnehin nicht so viel Treibhausgase aus. Als dritter Faktor sinkt das Wachstum insgesamt, was ebenfalls das Emissionswachstum dämpft. Da zudem die Intensität sinkt, könnten Chinas Industrie-Emissionen ihren Höchststand möglicherweise schon bald erreichen, so Myllyvirta. Wenn auf diese Weise sowohl die Rolle der Industrie schrumpft als auch deren Kohle- und Ölverbrauch, dann rücken die Planziele in greifbare Nähe.

              Allerdings kritisiert Myllyvirta auch, dass die Politik zwar viele Ambitionen formuliert, aber keine konkreten Wegmarken zur Erreichung der hohen Ziele benennt: “Es wird gehofft und erwartet, dass die Ziele übertroffen werden, aber es gibt keine Garantien”. Allerdings wird der Plan noch auf weitere Pläne für die einzelnen Industriesektoren heruntergebrochen werden, wie in China üblich. Dort könnten sich dann Zwischenziele finden.

              Um die Emissionen zu senken, nennt der Plan einige Vorhaben. So soll die Industrie unterstützt werden, von Kohlestrom auf Gas und erneuerbare Energien umzusteigen. Parallel soll der Wasserstoff an Bedeutung gewinnen. Die Produktion von Kohlestrom soll sauberer werden. Allerdings weisen Energieexperten darauf hin, dass hier kaum noch Verbesserungspotenzial vorhanden ist, da viele Kohlekraftwerke schon umgerüstet wurden. Auch sollen Produktionsprozesse verbessert werden, sodass weniger Energie verbraucht wird. “Rückständige Produktionskapazitäten”, also alte Fabriken und Kraftwerke, sollen stillgelegt werden. Allerdings werden hier keine konkreten Ziele genannt, was die Wirksamkeit dieses “Slogans” (Myllyvirta) anzweifeln lässt.

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              Gar nicht erwähnt wird der nationale Emissionshandel, den China im Sommer 2021 gestartet hat. Eigentlich sollte der Handel mit Emissionsrechten von Beginn an auch einige Industriesektoren umfassen, wurde dann jedoch nur für den Energiesektor und hier vor allem für Kohlekraftwerke gestartet (China.Table berichtete). Allerdings gibt es Anzeichen, dass zumindest der Aluminium- und Zementsektor ab 2023 am Emissionshandel teilnehmen müssen. Bis 2025 könnten alle Industriesektoren zur Teilnahme verpflichtet werden, wie Zhang Xiliang, einer der führenden Köpfe hinter dem Emissionshandel, kürzlich erläuterte. Andere Analysten gehen sogar davon aus, dass die beiden Sektoren Zement und Aluminium schon im kommenden Jahr in den Handel aufgenommen werden könnten.

              Insgesamt bringt der 14. Fünfjahresplan für die grüne Entwicklung der Industrie keine aufsehenerregenden neuen Impulse. Allerdings ist das recht typisch für die Mentalität der chinesischen Planer. Die Verantwortlichen setzen sich lieber kleine Ziele, die sie dann weit übertreffen, statt ehrgeizige Ziele, die sie verfehlen könnten.

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