Table.Briefing: China

Chinas Hochwasser-Vorsorge + Autoexporteure drängen nach Europa

  • So wappnet China sich gegen Fluten
  • Autohersteller setzen auf Absatz im Ausland
  • Steuervorteile sollen Geburtenrate heben
  • Buddhisten spenden Biontech an Taiwan
  • Nanjings Flughafen im Corona-Lockdown
  • Internet-Regulierer verbannt Inhalte mit Kindern
  • US-Vizeministerin Sherman reist nach Tianjin
  • Im Portrait: Die metamenschliche Ayayi
Liebe Leserin, lieber Leser,

die schwersten Regenfälle seit Jahrzehnten haben in der Millionenmetropole Zhengzhou massive Überschwemmungen ausgelöst. Innerhalb nur einer Stunde am Dienstag regnete es nach Angaben offizieller Stellen 201,9 Millimeter. Im Zeitraum von drei Tagen von Samstag- bis Dienstagabend wurden rund 617 Millimeter gemessen – womit fast die Menge erreicht wurde, gut 640 Millimeter, die sonst durchschnittlich innerhalb eines ganzen Jahres auf die Stadt herabregnet.

Die Volksrepublik weiß nicht erst seit der Katastrophe in der Provinz Henan, dass große Teile des Landes anfällig für Überschwemmungen sind. Unsere Kollegen Jörn Petring und Gregor Koppenburg werfen einen Blick auf die bisherigen Schritte der chinesischen Regierung, um den Naturgewalten Grenzen zu setzen. Ihre Analyse zeigt: Zu lange wurde auf Talsperren und Dämme gesetzt, nun gibt es jedoch ein Umdenken in den zuständigen Behörden.

In Zhengzhou ist die Lage weiterhin sehr angespannt. In den sozialen Netzwerken teilen Nutzer:innen und Influencer:innen Hilfsangebote und Notrufnummern für die Betroffenen. Schnell verbreitete sich auch ein Video, das eine Jugendkapelle zeigt, die am Ostbahnhof der Stadt für die Gestrandeten spielt. Gleichzeitig nehmen jedoch auch Meldungen darüber zu, dass kritische Posts zensiert werden.

Blogger:innen und Influencer:innen ist öffentliche Kritik an Peking schon mehrfach zum Verhängnis geworden. Eine neue Art von Werbegesichtern kommt der Regierung und Unternehmen da gerade recht: Mit dem Computer erschaffene Metamenschen ohne Meinung. Frank Sieren stellt Ihnen heute im Portrait den jüngsten und bereits sehr erfolgreichen Zuwachs der KI-Influencer:innen, Ayayi, vor.

Ihre
Amelie Richter
Bild von Amelie  Richter

Analyse

China setzt im Kampf gegen Überschwemmungen auf Schwammstädte

Nach den schwersten Regenfällen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen herrscht in Zhengzhou Chaos. Seit Dienstag rauschte in der Zehn-Millionen-Hauptstadt so viel Regen vom Himmel wie sonst in acht Monaten. Die Behörden sprachen bis Mittwochabend von mindestens 25 Toten in der Region, sieben wurden vermisst, – die tatsächliche Opferzahl dürfte in Anbetracht der schrecklichen Bilder jedoch noch steigen. In der umliegenden Provinz Henan waren über eine Million Menschen betroffen (China.Table berichtete).

Auf Videos waren mehrspurige Straßen zu sehen, die sich in reißende Ströme verwandelten und Menschen mitrissen. Die Fluten überschwemmten auch die U-Bahn, wo Hunderte Menschen zeitweise in Zügen und auch in Tunneln eingeschlossen waren. Bedroht ist auch die historische Stadt Luoyang. Das Militär musste am Dienstagabend einen Staudamm sprengen, um Flutwasser abzulassen. Auch das berühmte Shaolin-Kloster und die Longmen-Grotten mit Tausenden antiken Buddha-Statuen ist wegen der Fluten gefährdet.

Chinas Staatsmedien sprechen von einer “Jahrhundertflut”. Für Zhengzhou, die Hauptstadt der Provinz Henan, war es tatsächlich ein außergewöhnlich heftiges Unwetter. In anderen Teilen Chinas sind tödliche Überschwemmungen jedoch leider eine ganz normale saisonale Erscheinung. Allein im vergangenen Sommer kamen nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua landesweit 200 Menschen nach schweren Regenfällen ums Leben. Und auch das sind nur die offiziellen Zahlen. 

Jahr für Jahr viele Opfer

Die Regierung weiß, dass große Teile des Landes anfällig für schwere Überschwemmungen sind. Der Klimawandel verschärft die Lage weiter. Vor dem Hintergrund der Jahr für Jahr erneut hoch ausfallenden Opferzahlen zerbrechen sich chinesische Experten seit langer Zeit darüber den Kopf, wie sie der Naturgewalten Herr werden können. 

Zu viel Asphalt: In der Zehnmillionenmetropole kann das viele Regenwasser nicht abfließen.

Lange versuchte China, Überschwemmungen mit technischen Großprojekten wie gewaltigen Talsperren und Deichen zu kontrollieren. Entlang des Jangtse-Flusses wurden fast 34.000 Kilometer Deiche gebaut. Der Drei-Schluchten-Staudamm am Jangtse, der über zwölf Jahre gebaut wurde, diente hauptsächlich dem Hochwasserschutz. Das umstrittene Projekt, das 2006 fertiggestellt wurde, zwang 1,4 Millionen Menschen zur Umsiedlung. Experten hofften, dass es selbst den schlimmsten Überschwemmungen standhalten würde. Das Vertrauen in seine Fähigkeiten hat jedoch abgenommen. Das Jangtse-Becken ist immer noch häufig von Wasserschäden betroffen und der Fluss ist weiterhin die Quelle der tödlichsten Überschwemmungen des Landes.

Natürliche Überschwemmungsgebiete

In den letzten Jahren hat sich so ein Umdenken eingestellt. China verlagert seine Hochwasserschutzmethoden hin zu naturbasierteren Lösungen. Ein Kern der Strategie ist etwa die Wiederherstellung natürlicher Überschwemmungsgebiete mit vielen Bäumen und anderen Pflanzen, die zuvor bei künstlichen Begradigungen von Flüssen verloren gegangen waren. 

Auch wurde viel Geld in die Hand genommen, um das sogenannte hydrologische Monitoring zu verstärken, also die elektronische Erfassung von Flussdaten zur Vorhersage von Wasserständen und Fluten. Diese Bemühungen haben geholfen, deutlich schneller auf Katastrophen reagieren zu können und Schäden zu reduzieren. 

Bereits 2015 startete China zudem die sogenannte Initiative Schwammstädte, die darauf abzielt, dass städtische Flächen nicht mehr komplett versiegelten Betonwüsten gleichen, sondern die Böden wieder deutlich mehr Regenwasser aufnehmen können. In vielen Städten wird seitdem etwa mit grasbewachsenen Dächern, Grünstreifen entlang von Straßen, wasserabsorbierenden Gehwegen und neuen Feuchtgebieten versucht, die Wassermaßen bei starken Regenfällen zu kontrollieren.

Noch ein langer Weg

Perfekt funktioniert das noch lange nicht überall, wie jeder weiß, der einmal einen kräftigen Sommerregen in Peking erlebt hat, wo Gulli-Deckel schonmal an der höchsten Stelle der Kreuzung installiert sind und eine Kanalisation nur rudimentär vorhanden ist. 

Innerhalb von Minuten können sich so noch immer Straßen in knietiefe Flüsse verwandeln. Und das, obwohl die chinesische Hauptstadt ihre Lektion eigentlich längst gelernt haben müsste: Nach heftigen Regengüssen starben in Peking im Sommer 2012 nach offiziellen Angaben mindestens 77 Menschen. Die Bilder aus Zhengzhou erinnern an das, was sich damals in Peking abspielte. Gregor Koppenburg/Joern Petring 

  • Henan
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  • Überflutungen
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Autos für die Welt: China setzt auf Export

Für den erfahrenen Autoexperten Michael Dunne war es Mitte Juli die Zahl der Woche: 103 Prozent. Um diesen Prozentsatz waren zwischen Januar und Mai die Autoexporte aus China gestiegen. Wie der chinesische Personenwagenverband (CPCA) bekannt gab, hatten sich die Ausfuhren gegenüber dem Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt. Rund 760.000 Pkw wurden demnach bis Mai aus dem Land in die Welt verschifft – und damit die Gesamtzahl des Coronajahrs 2020 bereits erreicht. “China startet einen unerbittlichen Vorstoß in die Märkte weltweit”, sagt Dunne. “Haltet Ausschau nach mehr chinesischen Modellen auf deutschen, britischen, italienischen und vor allem australischen Straßen. Dorthin haben sich Chinas Exporte 2020 verdoppelt.”

Nach Angaben der Statistiker vom Zollamt in Shanghai exportierte die Volksrepublik im Jahr 2020 Autos in 128 Länder. Die größten fünf Exportmärkte waren 2020 laut Dunne Saudi-Arabien, Bangladesch, Ägypten, Chile und Russland. Das sind noch die altbekannten Absatzmärkte in Schwellenländern. Doch Europa einschließlich Russland sei 2021 nun der größte Wachstumstreiber gewesen, schreibt die staatliche Zeitung China Daily. Nach CPCA-Daten legten die Exporte nach Russland um 35.352 Autos auf 44.339 zu. Jene nach Großbritannien sprangen um 18.689 auf 27.780 Fahrzeuge. Die Gesamtzahl mag niedrig sein, aber die Sprünge sind gewaltig. “Die Überseemärkte haben sich besser entwickelt als erwartet“, sagte CPCA-Generalsekretär Cui Dongshu der Global Times.

Sättigung am Heimatmarkt China

Immer mehr Hersteller steigen ins Exportgeschäft ein. Neben altbekannten Exporteuren wie Chery und Geely schicken inzwischen auch Shanghai Automotive, BYD und seit neuestem Chinas Elektro-Startups ihre Autos ins Ausland. Hinzu kommen ausländische Marken, die vor Ort produzieren. Japanische Hersteller exportieren seit vielen Jahren, ebenso wie GM. Geely-Tochter Volvo nutzt seine neuen Fabriken in Chengdu und Daqing für Exporte. BMW startete im November Ausfuhren des Elektromodells iX3 – zunächst in kleinem Rahmen. Auch die junge Geely-Marke Lynk & Co liefert das Modell 01 nach Europa – eine spätere Produktion ist nicht ausgeschlossen. Der Anteil ausländischer Marken an den Exporten sinkt zwar, liegt aber noch immer bei knapp 30 Prozent.

Exporte werden zum wichtigen Geschäftsfeld, denn der lokale Markt wächst vor allem für Autos mit Verbrennungsmotor nicht mehr so stark: Im ersten Halbjahr 2021 lagen die Pkw-Absätze noch 1,4 Prozent unter dem gleichen Zeitraum 2019 – also dem letzten Jahr vor der Pandemie. Das hat auch mit dem weltweiten Chipmangel zu tun, der die Produktion in China beeinträchtigt. Im Juni ging die Produktion gegenüber dem Vorjahresmonat sogar zurück – und für den Monat gibt es noch keine Exportdaten. Es ist für eine abschließende Analyse also noch zu früh. Doch der Trend scheint angesichts eines sich zumindest entlang der Küste sättigenden Marktes zu mehr Ausfuhren zu gehen. Die Kapazität für den Autobau liege in China bei rund 40 Millionen im Jahr, während der Absatz in China sich seit Jahren bei rund 22 Millionen Autos eingependelt habe, so Dunne. Export erscheint da wie ein natürlicher Ausweg.

Das zeigt ein Beispiel: Der koreanische Hersteller Kia etwa musste nach einer Studie von LMC Automotive 2019 in China einen Absatzrückgang von 20 Prozent auf 300.000 Autos schlucken. Große Teile der Kapazität seien ungenutzt gewesen. Daher habe das Unternehmen noch während des Jahres damals auf Export umgestellt – und bereits 2019 zumindest 50.000 Autos für den Export gebaut und aus China exportiert. Immerhin.

Exporte von Elektroautos steigen

Auch der Export von Elektroautos nahm nach Berichten staatlicher Medien stark zu – vor allem nach Westeuropa. Treiber des Elektro-Exportbooms war bislang interessanterweise vor allem Tesla. Von 20.000 exportierten Elektroautos waren laut der Zeitung Global Times im Mai 11.500 Model 3 und Model Y aus Teslas Gigafactory in Shanghai – mehr als die Hälfte. Die lokalen Marken werden aber wohl nachlegen. “Es ist heute kein Geheimnis, dass die meisten Elektro-Startups globale Ambitionen haben,” meint Tu Le, Managing Director der Beratungsfirma Sino Auto Insights in Peking. Beim Export von Elektroautos gebe es noch viel Wachstumspotenzial, sagte auch CPCA-Generalsekretär Cui. “Es wird erwartet, dass es in diesem Jahr einen Anstieg um 100.000 Elektromodelle geben wird.” 2020 waren es 222.900 gewesen; es war coronabedingt ein Minus von 12,5 Prozent gegenüber 2019.

Europa werde voraussichtlich in der Zukunft einen weit größeren Zustrom von Elektroautos Made in China verzeichnen, prognostizierte kürzlich das Fachmagazin Automotive Logistics. Volvo, Polestar und BMW bauten in China bereits eine Reihe von Elektrofahrzeugen für den europäischen Markt in China, so das Blatt: “Und sobald die globalen Bestrebungen der chinesischen OEMs an Fahrt gewinnen, wird dieser Strom noch zunehmen. MG hat mit seinen preisgünstigen Elektroauto-Angeboten bereits einen Fuß in die Tür gesetzt.”

Die einst britische Marke MG aus Oxford gehört seit 2005 zu Shanghai Automotive (SAIC) und ist ein Beispiel dafür, wie chinesische Marken mithilfe von Elektroautos eine Präsenz in Europa aufbauen können. Nachdem die Marke mit konventionellen Autos in Großbritannien wenig Erfolg hatte, startete SAIC dort 2019 den Verkauf des kompakten Elektro-Sportgeländewagens MG ZS EV, von dem das Unternehmen dank eines günstigen Preises sowie guter Reichweite und guter Crashtest-Ergebnisse seither Zehntausende verkauft hat – inzwischen auch in den Niederlanden, Frankreich, Italien und Norwegen. Demnächst will SAIC nun mit einer neuen Premium-Elektromarke namens R Auto in Europa einsteigen. Nach Norwegen haben auch BYD sowie die Elektro-Startups Nio, Xpeng and Aiways ihre Stromer bereits verschifft. Sie alle sind derzeit dabei, sich dort eine Präsenz aufzubauen und verkaufen die ersten Modelle.

Europa ist kein Einheitsmarkt

Die chinesischen Marken profitieren bei ihrem Vorstoß von großzügigen Subventionen in mehreren Ländern Europas für den Kauf von Elektroautos – während diese auf ihrem Heimatmarkt gerade abgeschafft wurden. Trotzdem ist ein schneller Erfolg nicht garantiert. Elektro oder Verbrenner: Autofahrende werden Zeit brauchen, sich an chinesische Marken zu gewöhnen, so wie einst an japanische und koreanische Modelle. In einer kürzlichen Umfrage des China.Table zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey konnten sich 69 Prozent der Befragten in Deutschland noch nicht vorstellen, ein Auto eines chinesischen Herstellers zu kaufen.

Norwegen ist als Elektroauto-Hochburg Europas da schon eher ideal für den Europa-Einstieg, zumindest für die Elektro-Startups aus China. Die Elektro-Hersteller dürften Europa aber nicht für einen homogenen Markt halten, warnte Experte Tu Le schon im Winter auf einer Konferenz. “Chinesische Elektroauto-Hersteller müssen sich wirklich auf einzelne europäische Länder konzentrieren, anstatt Europa als einen einzigen großen Markt zu betrachten”, sagte Le. “Was sie in Zukunft mit neuen Mitteln tun und wo sie investieren, könnte ein wichtiger Indikator dafür sein, wie erfolgreich sie sein werden.”

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News

Steuervorteile für mehr Geburten

Chinas Staatsrat hat am Dienstag Maßnahmen zur Erhöhung der Geburtenrate beschlossen. Dazu gehört die Änderung des Einkommenssteuergesetzes. Eltern sollen zukünftig Betreuungskosten für Kinder unter drei Jahren steuerlich absetzen können, so das Wirtschaftsportal Caixin. Die Zentralregierung will demzufolge mehr finanzielle Mittel aufwenden, um erschwingliche Kinderbetreuungsplätze zugänglich zu machen. Staatliche Unternehmen würden dazu angehalten, sich an der Verbesserung der Kinderbetreuung zu beteiligen. Lokale Regierungen sollen Eltern von Minderjährigen bei der Anmietung von öffentlichen Wohnungen und dem Kauf von Wohnungen unterstützen. Ob die Maßnahmen fruchten, ist unklar. Cai Fang, Demograf und Ökonom von der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, sagte kürzlich: “Der Rückgang der Geburtenrate ist ein im Grunde unumkehrbarer langfristiger Trend.

Chinas Bevölkerungswachstum hat sich deutlich verlangsamt, wie der letzte Zensus aufgezeigt hat. Die Fruchtbarkeitsrate liegt nur noch bei 1,3 Kindern pro Frau im gebärfähigen Alter. Vor den jetzt angekündigten Maßnahmen wurde schon die Drei-Kind-Politik eingeführt. Die hohen Lebenshaltungskosten, neue Lebensentwürfe und Karriereplanungen sowie Probleme bei der Kinderbetreuung gelten als Ursachen für das geringe Bevölkerungswachstum (China.Table berichtete). nib

  • Demografie
  • Drei-Kind-Politik
  • Gesellschaft
  • Kinder
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Buddhisten spenden Impfstoff für Taiwan

Taiwan hat weiter Probleme an dem auch unter Taiwaner:innen heiß begehrten Corona-Impfstoff von Biontech zu kommen. Das Mainzer Unternehmen darf die taiwanische Regierung nicht direkt beliefern. Ihren Angaben zufolge hat die Volksrepublik eine Vereinbarung, die schon zu Jahresbeginn unterzeichnet werden sollte, verhindert – was Peking allerdings bestreitet. Nun springt die buddhistische Hilfsorganisation Tzu Chi ein.

Auf ihrer Facebook-Seite kündigte die Organisation an, fünf Millionen Dosen des Biontech/Pfizer-Impfstoffs für Taiwan erwerben zu wollen. “Sobald der Vertrag erfolgreich unterzeichnet ist, werden alle gekauften Impfstoffe der zuständigen Behörde zur Verwendung durch die Öffentlichkeit gespendet”, schreibt die humanitäre Organisation. Taiwans Regierung bedankte sich bei Tzu Chi.

Die Tzu Chi Foundation wurde 1966 von der buddhistischen Nonne Dharma Cheng Yen in Hualien an der Ostküste von Taiwan gegründet. Die Organisation begann mit 30 Frauen, die jeden Tag zwei Cents spendeten, um hilfsbedürftigen Menschen zu helfen. Ab den späten 1980er-Jahren verzeichnete der Buddhismus nicht nur in Taiwan, sondern auch in Europa und Nordamerika einen verstärkten Zulauf. Tzu Chi zählte 1994 vier Millionen Mitglieder, heute sind es über zehn Millionen in über 50 Ländern und 500 Vertretungen weltweit. Zu einer ihrer wichtigsten Unterorganisationen gehört die Tzu Chi International Medical Association (TIMA). Ihre Helferinnen sind meistens an ihren blau-weißen Uniformen zu erkennen, die blauen Himmel und weiße Wolken symbolisieren sollen.

Vor knapp zwei Wochen haben auch die beiden taiwanischen Technologiekonzerne Foxconn TSMC angekündigt, für insgesamt rund 300 Millionen Dollar rund zehn Millionen Dosen Corona-Impfstoff direkt von Biontech aus Deutschland zu beziehen, um Taiwan damit zu versorgen. flee 

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Neun Corona-Fälle, mehr als 400 gestrichene Flüge

Die Behörden von Nanjing haben unter Mitarbeiter:innen des Flughafens neun Corona-Fälle entdeckt. Deshalb wurden bis Mittwochabend mehr als 400 Flüge gestrichen. Zudem veranlasste die Stadt Nanjing Massentests in vier Gebieten in unmittelbarer Nähe des Flughafens. Wer die acht Millionen Einwohner zählende Yangtze-Metropole verlassen will, muss einen negativen Coronatest nachweisen. Die Behörden hatten die Neuinfektionen bei Routinetests festgestellt. Die infizierten Angestellten wurden sofort isoliert und sind in Quarantäne. Die Behörden gehen nach eigenen Angaben davon aus, dass die Fälle eingeschleppt worden sind.

Anders als in Europa, Nord- und Südamerika verfolgen Chinas Behörden eine strenge “Null-Covid-Politik”. Sobald Neuinfektionen auftreten, reagieren sie sofort mit Massentests, Ausgangsbeschränkungen, Kontaktverfolgung und Quarantäne in der ganzen Region. Zudem gelten die mit am schärfsten Ein- und Ausreise-Bestimmungen weltweit. Wer im Ausland war, muss bei der Rückkehr sofort mindestens zwei Wochen in eine Quarantäneeinrichtung. Impfungen und Tests genügen nicht.

Trotzdem kommt es auch in China regelmäßig zu Ausbrüchen, die lokal begrenzt von den Behörden mit großem Aufwand unter Kontrolle gebracht werden. Die meisten Neuinfektionen gab es zuletzt in der Provinz Yunnan an der Grenze zu Myanmar im Südwesten Chinas. Die Präfektur Dehong verzeichnet 267 Infizierte in Krankenhäusern, sowie weitere 31 asymptomatische Infektionen, berichtet die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. flee

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  • Gesundheit
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Schädliche Inhalte für Kinder: Regulierer rügt Online-Plattformen

Chinas Internet-Behörde CAC hat mehrere der größten Online-Plattformen des Landes angewiesen, unangemessene kinderbezogene Inhalte zu entfernen. Kuaishou, Tencents Messaging-Tool QQ, Alibabas Taobao und Weibo müssten die illegalen Inhalte “korrigieren” und “bereinigen”, hieß es in einer Mitteilung der Behörde. Die Plattformen erhielten zudem eine Geldstrafe. CAC erklärte, die Operation konzentriere sich auf Online-Probleme, die die “körperliche und geistige Gesundheit von Minderjährigen gefährden”. Als Beispiele nannte der Regulierer, dass Kinder in Livestreams als Influencer:innen genutzt werden, sowie pornografische und gewalttätige Inhalte. Auch gegen Cybermobbing und “Internet-Sucht” sei unzureichend vorgegangen worden, bemängelte CAC.

Den Plattformen wurde eine Frist gesetzt, um die Inhalte zu entfernen. CAC nannte in der Mitteilung jedoch keine Details zur Höhe der Geldstrafen oder wie lange die Unternehmen die Richtlinien einhalten müssen. Chinas große Internetfirmen werden immer genauer unter die Lupe genommen, da Peking seinen Einfluss auf die Technologiebranche festigt. Erst zu Beginn des Monats hatten die Regulierer die Fahrdienst-App Didi Chuxing aus App-Stores entfernen lassen. Die Begründung listete Verstöße gegen Datenschutzregeln auf (China.Table berichtete). ari

  • Cybersicherheit
  • Didi
  • Internet
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  • Technologie
  • Weibo

US-Vizeministerin Sherman trifft Wang Yi

Die stellvertretende US-Außenministerin Wendy Sherman reist an diesem Wochenende nach China. Sherman will dort Konfliktthemen ansprechen, aber auch über die gemeinsamen Interessen beider Länder diskutieren, teilte das US-Außenministerium am Mittwoch mit. Die US-Diplomatin wird ab Sonntag in Tianjin Vertreter der chinesischen Regierung treffen, darunter auch Außenminister Wang Yi. Sherman besucht China im Rahmen einer mehrtägigen Asienreise. US-Medienberichten legten nahe, dass es in der Vorbereitung des Treffens Unstimmigkeiten gegeben habe, weshalb der China-Besuch nicht offiziell mit dem Rest der Asien-Reise angekündigt worden war. Peking habe Sherman zunächst lediglich einen Vertreter mit niedrigerem diplomatischen Rang treffen lassen wollen, berichtete unter anderem The Economic Times.

Sherman ist nach dem US-Klimagesandten John Kerry die zweite ranghohe US-Repräsentantin, die seit dem Amtsantritt von Präsident Joe Biden nach China reist. Auch Kerry absolvierte bei seiner Reise Mitte April keinen offiziellen Besuch in Peking, sondern traf sich in Shanghai mit seinem chinesischen Kollegen zu Gesprächen über die Klimapolitik. US-Außenminister Antony Blinken war im März mit seinem Kollegen Wang Yi in Alaska zu Beratungen zusammengekommen. Bei dem Ministertreffen in Anchorage lieferten sich beide Seiten heftige Wortgefechte vor laufenden Kameras. Der Besuch der US-Diplomatin wird nun als potenzielle Vorbereitung für ein Treffen auf höchster Ebene zwischen Xi Jinping und Biden gesehen (China.Table berichtete). ari

  • Antony Blinken
  • Diplomatie
  • Geopolitik
  • USA
  • Wang Yi
  • Wendy Sherman

Presseschau

China flooding kills a dozen people in industrial centre Zhengzhou FT (PAY)
Apple’s Biggest iPhone Production Site Hit By Flooding in Central China WSJ (PAY)
China offers baby bonuses, with births on track for new low in 2021 SCMP
Could Russia’s newly unveiled Checkmate rival China’s FC-31 in global market? GLOBALTIMES (STAATSMEDIUM)
US official to visit China as diplomatic stand-off resolved FT (PAY)
US hackers attacked thousands of servers in China, news report claims SCMP
Hong Kong police arrest former Apple Daily senior editor INDEPENDENT
Chinas Kommunisten: »Alle wussten, was ihnen drohte, wenn sie die Macht verloren« SPIEGEL
China will Öffnung des Finanzsektors für ausländische Investoren vorantreiben WIWO
Chinas Strafe wegen Corona: Auch Deutschland will nun Flüge streichen TAGESSCHAU

Portrait

Ayayi – metamenschliche Influencerin

Ayayi ist eine künstlich erschaffene Influencerin.
Die künstlich erschaffene Influencerin Ayayi

Sie ist gerade einmal zwei Monate alt – zählt trotzdem aber schon fast 90.000 Follower. Ayayi heißt sie. Und mit ihrer blonden Bob-Frisur könnte man sie auf den ersten Blick tatsächlich für einen Menschen aus Fleisch und Blut halten. Ist sie aber nicht. Stattdessen ist Ayayi eine digital programmierte, hyperrealistisch wirkende Frau, die einer chinesischen Mittzwanzigerin nachempfunden ist. Im Mai wurde sie erstmals auf der E-Commerce-Plattform Xiaohongshu (Little Red Book oder kurz RED) vorgestellt – und ging viral. Bereits mit ihrem ersten Post kam Ayayi auf drei Millionen Views.

Ayayi: Werbegesicht ohne politische Probleme

Wie eine real humane Influencerin kann auch Ayayi von Firmen für ihre Events als Moderatorin gebucht werden. Die französische Kosmetik- und Parfümmarke Guerlain meldete umgehend Interesse an, mit ihr für Werbezwecke zusammenarbeiten zu wollen. Sie war denn auch bereits bei dem Disney-Event “Mickey: Die einzigartige Original-Ausstellung” in Shanghai und hat ihre Eindrücke auf Xiaohongshu geteilt. Guerlain hat sie zur “Beloved Garden”-Party eingeladen. Dass sie nie dort war, lässt sich im Netz nicht verifizieren. Sie ist auch bereits auf einem Foto mit dem Hongkonger Star William Chan zu sehen. Und sie entwickelt zudem eine neue Partnerschaft mit No Problem, einem Label für virtuelle Musiker. Politisch macht sie keine Probleme. Artig hat sie zum Start des bemannten Raumschiffes Shenzhou gratuliert.

Die jüngsten 3D-Techniken lassen Licht und Schatten vor allem im Gesicht inzwischen perfekt imitieren, sodass kein Unterschied mehr zu einer realen Person im Netz zu erkennen ist. Ein halbes Jahr hat die Entwicklerfirma Ranmai Technology gebraucht, um Ayayi zu entwickeln. Dazu wurden rund 40 Versionen von ihr hergestellt. Ayayi wurde auf den Geschmack und die Präferenzen der Generation Z zurechtgeschnitten, die nach 1996 geboren wurden. Die Influencerin sieht auch sehr viel realistischer aus als Hatsune Miku, eine virtuelle Sängerin, die 2007 in Japan online ging. Bisher gibt es 51 Meta-Menschen weltweit.

Screenshot des Profils von Ayayi auf der E-Commerce-Plattform Xiaohongshu

Rund 75 Milliarden US-Dollar setzt Chinas E-Commerce-Sektor jährlich um. Influencer:innen oder Key Opinion Leader (KOL) spielen beim Verkaufen dabei eine zentrale Rolle. Alle großen chinesischen Firmen vertreiben ihre Produkte daher heute via Live-Streaming. Allein Alibaba verkaufte im Jahr 2020 über seine Plattform Taobao Waren im Wert von mehr als 60 Milliarden US-Dollar per Livestream, ein Plus von rund 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auf Taobao finden sich heute über 4.000 Live-Stream-Hosts

Dabei setzen die Firmen auf bekannte Gesichter, die für Kundenbindung und Vertrauen in die Produkte sorgen und Nachfrage schaffen, wo vorher keine war. Durch Live-Streaming berühmt gewordene Online-Verkäufer:innen wie der charismatische Li Jiaqi, der mit seinen Lippenstift-Tests regelmäßig Verkaufsrekorde bricht, werden für Chinas Wirtschaft immer wichtiger.

Mit der zunehmenden Marktmacht der Influencer wächst jedoch auch die staatliche Kontrolle. Im Mai haben Chinas Aufsichtsbehörden neue Regeln zur Regulierung von Livestreaming-Plattformen erlassen. Anbieter wie Kuaishou müssen nun sicherstellen, dass sie weder “rechtswidrige noch für den Verkauf über Live-Streaming ungeeignete” Produkte und Dienstleistungen anbieten, teilte die Cyberspace Administration of China (CAC) auf Website mit. Dazu gehört das Anbieten von gefälschten Produkten, aber auch das Fälschen von Zuschauerzahlen, die Förderung von Schneeballsystemen oder das Promoten von illegalen Glücksspielen.

Digitale Pendants kommen den Unternehmern gerade recht

Auch die Influencer selbst können bei Staat und Unternehmen schnell in Ungnade fallen. So kam es in den vergangenen Monaten immer wieder zu Verwarnungen oder sogar Berufsverboten. Zu den Gründen gehörte ein verschwenderischer Umgang mit Lebensmitteln oder der Verkauf gepanschter Diät-Pillen durch Live-Streaming-Hosts. Virtuelle Influencer wie die eingangs erwähnte Ayayi kommen da gerade recht. Sie werden nicht in Skandale verwickelt, können rund um die Uhr arbeiten und sind wirtschaftlich risikoärmer und politisch formbarer als ihre menschlichen Pendants.

Ayayi ist nicht die erste über künstliche Intelligenz gesteuerte virtuelle Influencerin. Bereits seit Mai 2020 tritt die Influencerin Ling im Netz auf und macht dort für Tesla ebenso Werbung wie für Vogue und Nayuki Tea & Bakery. Doch so gut umgesetzt wie Ayayi sieht Ling nicht aus. Frank Sieren

  • E-Commerce
  • Künstliche Intelligenz
  • Social Media
  • Technologie
  • Werbung

Dessert

Was in Deutschland noch umstritten ist, wird in China nun umgesetzt: Impfung der 12-bis 17-Jährigen. Am Mittwoch hat die landesweite Kampagne begonnen.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    • So wappnet China sich gegen Fluten
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    • Nanjings Flughafen im Corona-Lockdown
    • Internet-Regulierer verbannt Inhalte mit Kindern
    • US-Vizeministerin Sherman reist nach Tianjin
    • Im Portrait: Die metamenschliche Ayayi
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    die schwersten Regenfälle seit Jahrzehnten haben in der Millionenmetropole Zhengzhou massive Überschwemmungen ausgelöst. Innerhalb nur einer Stunde am Dienstag regnete es nach Angaben offizieller Stellen 201,9 Millimeter. Im Zeitraum von drei Tagen von Samstag- bis Dienstagabend wurden rund 617 Millimeter gemessen – womit fast die Menge erreicht wurde, gut 640 Millimeter, die sonst durchschnittlich innerhalb eines ganzen Jahres auf die Stadt herabregnet.

    Die Volksrepublik weiß nicht erst seit der Katastrophe in der Provinz Henan, dass große Teile des Landes anfällig für Überschwemmungen sind. Unsere Kollegen Jörn Petring und Gregor Koppenburg werfen einen Blick auf die bisherigen Schritte der chinesischen Regierung, um den Naturgewalten Grenzen zu setzen. Ihre Analyse zeigt: Zu lange wurde auf Talsperren und Dämme gesetzt, nun gibt es jedoch ein Umdenken in den zuständigen Behörden.

    In Zhengzhou ist die Lage weiterhin sehr angespannt. In den sozialen Netzwerken teilen Nutzer:innen und Influencer:innen Hilfsangebote und Notrufnummern für die Betroffenen. Schnell verbreitete sich auch ein Video, das eine Jugendkapelle zeigt, die am Ostbahnhof der Stadt für die Gestrandeten spielt. Gleichzeitig nehmen jedoch auch Meldungen darüber zu, dass kritische Posts zensiert werden.

    Blogger:innen und Influencer:innen ist öffentliche Kritik an Peking schon mehrfach zum Verhängnis geworden. Eine neue Art von Werbegesichtern kommt der Regierung und Unternehmen da gerade recht: Mit dem Computer erschaffene Metamenschen ohne Meinung. Frank Sieren stellt Ihnen heute im Portrait den jüngsten und bereits sehr erfolgreichen Zuwachs der KI-Influencer:innen, Ayayi, vor.

    Ihre
    Amelie Richter
    Bild von Amelie  Richter

    Analyse

    China setzt im Kampf gegen Überschwemmungen auf Schwammstädte

    Nach den schwersten Regenfällen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen herrscht in Zhengzhou Chaos. Seit Dienstag rauschte in der Zehn-Millionen-Hauptstadt so viel Regen vom Himmel wie sonst in acht Monaten. Die Behörden sprachen bis Mittwochabend von mindestens 25 Toten in der Region, sieben wurden vermisst, – die tatsächliche Opferzahl dürfte in Anbetracht der schrecklichen Bilder jedoch noch steigen. In der umliegenden Provinz Henan waren über eine Million Menschen betroffen (China.Table berichtete).

    Auf Videos waren mehrspurige Straßen zu sehen, die sich in reißende Ströme verwandelten und Menschen mitrissen. Die Fluten überschwemmten auch die U-Bahn, wo Hunderte Menschen zeitweise in Zügen und auch in Tunneln eingeschlossen waren. Bedroht ist auch die historische Stadt Luoyang. Das Militär musste am Dienstagabend einen Staudamm sprengen, um Flutwasser abzulassen. Auch das berühmte Shaolin-Kloster und die Longmen-Grotten mit Tausenden antiken Buddha-Statuen ist wegen der Fluten gefährdet.

    Chinas Staatsmedien sprechen von einer “Jahrhundertflut”. Für Zhengzhou, die Hauptstadt der Provinz Henan, war es tatsächlich ein außergewöhnlich heftiges Unwetter. In anderen Teilen Chinas sind tödliche Überschwemmungen jedoch leider eine ganz normale saisonale Erscheinung. Allein im vergangenen Sommer kamen nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua landesweit 200 Menschen nach schweren Regenfällen ums Leben. Und auch das sind nur die offiziellen Zahlen. 

    Jahr für Jahr viele Opfer

    Die Regierung weiß, dass große Teile des Landes anfällig für schwere Überschwemmungen sind. Der Klimawandel verschärft die Lage weiter. Vor dem Hintergrund der Jahr für Jahr erneut hoch ausfallenden Opferzahlen zerbrechen sich chinesische Experten seit langer Zeit darüber den Kopf, wie sie der Naturgewalten Herr werden können. 

    Zu viel Asphalt: In der Zehnmillionenmetropole kann das viele Regenwasser nicht abfließen.

    Lange versuchte China, Überschwemmungen mit technischen Großprojekten wie gewaltigen Talsperren und Deichen zu kontrollieren. Entlang des Jangtse-Flusses wurden fast 34.000 Kilometer Deiche gebaut. Der Drei-Schluchten-Staudamm am Jangtse, der über zwölf Jahre gebaut wurde, diente hauptsächlich dem Hochwasserschutz. Das umstrittene Projekt, das 2006 fertiggestellt wurde, zwang 1,4 Millionen Menschen zur Umsiedlung. Experten hofften, dass es selbst den schlimmsten Überschwemmungen standhalten würde. Das Vertrauen in seine Fähigkeiten hat jedoch abgenommen. Das Jangtse-Becken ist immer noch häufig von Wasserschäden betroffen und der Fluss ist weiterhin die Quelle der tödlichsten Überschwemmungen des Landes.

    Natürliche Überschwemmungsgebiete

    In den letzten Jahren hat sich so ein Umdenken eingestellt. China verlagert seine Hochwasserschutzmethoden hin zu naturbasierteren Lösungen. Ein Kern der Strategie ist etwa die Wiederherstellung natürlicher Überschwemmungsgebiete mit vielen Bäumen und anderen Pflanzen, die zuvor bei künstlichen Begradigungen von Flüssen verloren gegangen waren. 

    Auch wurde viel Geld in die Hand genommen, um das sogenannte hydrologische Monitoring zu verstärken, also die elektronische Erfassung von Flussdaten zur Vorhersage von Wasserständen und Fluten. Diese Bemühungen haben geholfen, deutlich schneller auf Katastrophen reagieren zu können und Schäden zu reduzieren. 

    Bereits 2015 startete China zudem die sogenannte Initiative Schwammstädte, die darauf abzielt, dass städtische Flächen nicht mehr komplett versiegelten Betonwüsten gleichen, sondern die Böden wieder deutlich mehr Regenwasser aufnehmen können. In vielen Städten wird seitdem etwa mit grasbewachsenen Dächern, Grünstreifen entlang von Straßen, wasserabsorbierenden Gehwegen und neuen Feuchtgebieten versucht, die Wassermaßen bei starken Regenfällen zu kontrollieren.

    Noch ein langer Weg

    Perfekt funktioniert das noch lange nicht überall, wie jeder weiß, der einmal einen kräftigen Sommerregen in Peking erlebt hat, wo Gulli-Deckel schonmal an der höchsten Stelle der Kreuzung installiert sind und eine Kanalisation nur rudimentär vorhanden ist. 

    Innerhalb von Minuten können sich so noch immer Straßen in knietiefe Flüsse verwandeln. Und das, obwohl die chinesische Hauptstadt ihre Lektion eigentlich längst gelernt haben müsste: Nach heftigen Regengüssen starben in Peking im Sommer 2012 nach offiziellen Angaben mindestens 77 Menschen. Die Bilder aus Zhengzhou erinnern an das, was sich damals in Peking abspielte. Gregor Koppenburg/Joern Petring 

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    Autos für die Welt: China setzt auf Export

    Für den erfahrenen Autoexperten Michael Dunne war es Mitte Juli die Zahl der Woche: 103 Prozent. Um diesen Prozentsatz waren zwischen Januar und Mai die Autoexporte aus China gestiegen. Wie der chinesische Personenwagenverband (CPCA) bekannt gab, hatten sich die Ausfuhren gegenüber dem Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt. Rund 760.000 Pkw wurden demnach bis Mai aus dem Land in die Welt verschifft – und damit die Gesamtzahl des Coronajahrs 2020 bereits erreicht. “China startet einen unerbittlichen Vorstoß in die Märkte weltweit”, sagt Dunne. “Haltet Ausschau nach mehr chinesischen Modellen auf deutschen, britischen, italienischen und vor allem australischen Straßen. Dorthin haben sich Chinas Exporte 2020 verdoppelt.”

    Nach Angaben der Statistiker vom Zollamt in Shanghai exportierte die Volksrepublik im Jahr 2020 Autos in 128 Länder. Die größten fünf Exportmärkte waren 2020 laut Dunne Saudi-Arabien, Bangladesch, Ägypten, Chile und Russland. Das sind noch die altbekannten Absatzmärkte in Schwellenländern. Doch Europa einschließlich Russland sei 2021 nun der größte Wachstumstreiber gewesen, schreibt die staatliche Zeitung China Daily. Nach CPCA-Daten legten die Exporte nach Russland um 35.352 Autos auf 44.339 zu. Jene nach Großbritannien sprangen um 18.689 auf 27.780 Fahrzeuge. Die Gesamtzahl mag niedrig sein, aber die Sprünge sind gewaltig. “Die Überseemärkte haben sich besser entwickelt als erwartet“, sagte CPCA-Generalsekretär Cui Dongshu der Global Times.

    Sättigung am Heimatmarkt China

    Immer mehr Hersteller steigen ins Exportgeschäft ein. Neben altbekannten Exporteuren wie Chery und Geely schicken inzwischen auch Shanghai Automotive, BYD und seit neuestem Chinas Elektro-Startups ihre Autos ins Ausland. Hinzu kommen ausländische Marken, die vor Ort produzieren. Japanische Hersteller exportieren seit vielen Jahren, ebenso wie GM. Geely-Tochter Volvo nutzt seine neuen Fabriken in Chengdu und Daqing für Exporte. BMW startete im November Ausfuhren des Elektromodells iX3 – zunächst in kleinem Rahmen. Auch die junge Geely-Marke Lynk & Co liefert das Modell 01 nach Europa – eine spätere Produktion ist nicht ausgeschlossen. Der Anteil ausländischer Marken an den Exporten sinkt zwar, liegt aber noch immer bei knapp 30 Prozent.

    Exporte werden zum wichtigen Geschäftsfeld, denn der lokale Markt wächst vor allem für Autos mit Verbrennungsmotor nicht mehr so stark: Im ersten Halbjahr 2021 lagen die Pkw-Absätze noch 1,4 Prozent unter dem gleichen Zeitraum 2019 – also dem letzten Jahr vor der Pandemie. Das hat auch mit dem weltweiten Chipmangel zu tun, der die Produktion in China beeinträchtigt. Im Juni ging die Produktion gegenüber dem Vorjahresmonat sogar zurück – und für den Monat gibt es noch keine Exportdaten. Es ist für eine abschließende Analyse also noch zu früh. Doch der Trend scheint angesichts eines sich zumindest entlang der Küste sättigenden Marktes zu mehr Ausfuhren zu gehen. Die Kapazität für den Autobau liege in China bei rund 40 Millionen im Jahr, während der Absatz in China sich seit Jahren bei rund 22 Millionen Autos eingependelt habe, so Dunne. Export erscheint da wie ein natürlicher Ausweg.

    Das zeigt ein Beispiel: Der koreanische Hersteller Kia etwa musste nach einer Studie von LMC Automotive 2019 in China einen Absatzrückgang von 20 Prozent auf 300.000 Autos schlucken. Große Teile der Kapazität seien ungenutzt gewesen. Daher habe das Unternehmen noch während des Jahres damals auf Export umgestellt – und bereits 2019 zumindest 50.000 Autos für den Export gebaut und aus China exportiert. Immerhin.

    Exporte von Elektroautos steigen

    Auch der Export von Elektroautos nahm nach Berichten staatlicher Medien stark zu – vor allem nach Westeuropa. Treiber des Elektro-Exportbooms war bislang interessanterweise vor allem Tesla. Von 20.000 exportierten Elektroautos waren laut der Zeitung Global Times im Mai 11.500 Model 3 und Model Y aus Teslas Gigafactory in Shanghai – mehr als die Hälfte. Die lokalen Marken werden aber wohl nachlegen. “Es ist heute kein Geheimnis, dass die meisten Elektro-Startups globale Ambitionen haben,” meint Tu Le, Managing Director der Beratungsfirma Sino Auto Insights in Peking. Beim Export von Elektroautos gebe es noch viel Wachstumspotenzial, sagte auch CPCA-Generalsekretär Cui. “Es wird erwartet, dass es in diesem Jahr einen Anstieg um 100.000 Elektromodelle geben wird.” 2020 waren es 222.900 gewesen; es war coronabedingt ein Minus von 12,5 Prozent gegenüber 2019.

    Europa werde voraussichtlich in der Zukunft einen weit größeren Zustrom von Elektroautos Made in China verzeichnen, prognostizierte kürzlich das Fachmagazin Automotive Logistics. Volvo, Polestar und BMW bauten in China bereits eine Reihe von Elektrofahrzeugen für den europäischen Markt in China, so das Blatt: “Und sobald die globalen Bestrebungen der chinesischen OEMs an Fahrt gewinnen, wird dieser Strom noch zunehmen. MG hat mit seinen preisgünstigen Elektroauto-Angeboten bereits einen Fuß in die Tür gesetzt.”

    Die einst britische Marke MG aus Oxford gehört seit 2005 zu Shanghai Automotive (SAIC) und ist ein Beispiel dafür, wie chinesische Marken mithilfe von Elektroautos eine Präsenz in Europa aufbauen können. Nachdem die Marke mit konventionellen Autos in Großbritannien wenig Erfolg hatte, startete SAIC dort 2019 den Verkauf des kompakten Elektro-Sportgeländewagens MG ZS EV, von dem das Unternehmen dank eines günstigen Preises sowie guter Reichweite und guter Crashtest-Ergebnisse seither Zehntausende verkauft hat – inzwischen auch in den Niederlanden, Frankreich, Italien und Norwegen. Demnächst will SAIC nun mit einer neuen Premium-Elektromarke namens R Auto in Europa einsteigen. Nach Norwegen haben auch BYD sowie die Elektro-Startups Nio, Xpeng and Aiways ihre Stromer bereits verschifft. Sie alle sind derzeit dabei, sich dort eine Präsenz aufzubauen und verkaufen die ersten Modelle.

    Europa ist kein Einheitsmarkt

    Die chinesischen Marken profitieren bei ihrem Vorstoß von großzügigen Subventionen in mehreren Ländern Europas für den Kauf von Elektroautos – während diese auf ihrem Heimatmarkt gerade abgeschafft wurden. Trotzdem ist ein schneller Erfolg nicht garantiert. Elektro oder Verbrenner: Autofahrende werden Zeit brauchen, sich an chinesische Marken zu gewöhnen, so wie einst an japanische und koreanische Modelle. In einer kürzlichen Umfrage des China.Table zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey konnten sich 69 Prozent der Befragten in Deutschland noch nicht vorstellen, ein Auto eines chinesischen Herstellers zu kaufen.

    Norwegen ist als Elektroauto-Hochburg Europas da schon eher ideal für den Europa-Einstieg, zumindest für die Elektro-Startups aus China. Die Elektro-Hersteller dürften Europa aber nicht für einen homogenen Markt halten, warnte Experte Tu Le schon im Winter auf einer Konferenz. “Chinesische Elektroauto-Hersteller müssen sich wirklich auf einzelne europäische Länder konzentrieren, anstatt Europa als einen einzigen großen Markt zu betrachten”, sagte Le. “Was sie in Zukunft mit neuen Mitteln tun und wo sie investieren, könnte ein wichtiger Indikator dafür sein, wie erfolgreich sie sein werden.”

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    Steuervorteile für mehr Geburten

    Chinas Staatsrat hat am Dienstag Maßnahmen zur Erhöhung der Geburtenrate beschlossen. Dazu gehört die Änderung des Einkommenssteuergesetzes. Eltern sollen zukünftig Betreuungskosten für Kinder unter drei Jahren steuerlich absetzen können, so das Wirtschaftsportal Caixin. Die Zentralregierung will demzufolge mehr finanzielle Mittel aufwenden, um erschwingliche Kinderbetreuungsplätze zugänglich zu machen. Staatliche Unternehmen würden dazu angehalten, sich an der Verbesserung der Kinderbetreuung zu beteiligen. Lokale Regierungen sollen Eltern von Minderjährigen bei der Anmietung von öffentlichen Wohnungen und dem Kauf von Wohnungen unterstützen. Ob die Maßnahmen fruchten, ist unklar. Cai Fang, Demograf und Ökonom von der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, sagte kürzlich: “Der Rückgang der Geburtenrate ist ein im Grunde unumkehrbarer langfristiger Trend.

    Chinas Bevölkerungswachstum hat sich deutlich verlangsamt, wie der letzte Zensus aufgezeigt hat. Die Fruchtbarkeitsrate liegt nur noch bei 1,3 Kindern pro Frau im gebärfähigen Alter. Vor den jetzt angekündigten Maßnahmen wurde schon die Drei-Kind-Politik eingeführt. Die hohen Lebenshaltungskosten, neue Lebensentwürfe und Karriereplanungen sowie Probleme bei der Kinderbetreuung gelten als Ursachen für das geringe Bevölkerungswachstum (China.Table berichtete). nib

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    Buddhisten spenden Impfstoff für Taiwan

    Taiwan hat weiter Probleme an dem auch unter Taiwaner:innen heiß begehrten Corona-Impfstoff von Biontech zu kommen. Das Mainzer Unternehmen darf die taiwanische Regierung nicht direkt beliefern. Ihren Angaben zufolge hat die Volksrepublik eine Vereinbarung, die schon zu Jahresbeginn unterzeichnet werden sollte, verhindert – was Peking allerdings bestreitet. Nun springt die buddhistische Hilfsorganisation Tzu Chi ein.

    Auf ihrer Facebook-Seite kündigte die Organisation an, fünf Millionen Dosen des Biontech/Pfizer-Impfstoffs für Taiwan erwerben zu wollen. “Sobald der Vertrag erfolgreich unterzeichnet ist, werden alle gekauften Impfstoffe der zuständigen Behörde zur Verwendung durch die Öffentlichkeit gespendet”, schreibt die humanitäre Organisation. Taiwans Regierung bedankte sich bei Tzu Chi.

    Die Tzu Chi Foundation wurde 1966 von der buddhistischen Nonne Dharma Cheng Yen in Hualien an der Ostküste von Taiwan gegründet. Die Organisation begann mit 30 Frauen, die jeden Tag zwei Cents spendeten, um hilfsbedürftigen Menschen zu helfen. Ab den späten 1980er-Jahren verzeichnete der Buddhismus nicht nur in Taiwan, sondern auch in Europa und Nordamerika einen verstärkten Zulauf. Tzu Chi zählte 1994 vier Millionen Mitglieder, heute sind es über zehn Millionen in über 50 Ländern und 500 Vertretungen weltweit. Zu einer ihrer wichtigsten Unterorganisationen gehört die Tzu Chi International Medical Association (TIMA). Ihre Helferinnen sind meistens an ihren blau-weißen Uniformen zu erkennen, die blauen Himmel und weiße Wolken symbolisieren sollen.

    Vor knapp zwei Wochen haben auch die beiden taiwanischen Technologiekonzerne Foxconn TSMC angekündigt, für insgesamt rund 300 Millionen Dollar rund zehn Millionen Dosen Corona-Impfstoff direkt von Biontech aus Deutschland zu beziehen, um Taiwan damit zu versorgen. flee 

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    Neun Corona-Fälle, mehr als 400 gestrichene Flüge

    Die Behörden von Nanjing haben unter Mitarbeiter:innen des Flughafens neun Corona-Fälle entdeckt. Deshalb wurden bis Mittwochabend mehr als 400 Flüge gestrichen. Zudem veranlasste die Stadt Nanjing Massentests in vier Gebieten in unmittelbarer Nähe des Flughafens. Wer die acht Millionen Einwohner zählende Yangtze-Metropole verlassen will, muss einen negativen Coronatest nachweisen. Die Behörden hatten die Neuinfektionen bei Routinetests festgestellt. Die infizierten Angestellten wurden sofort isoliert und sind in Quarantäne. Die Behörden gehen nach eigenen Angaben davon aus, dass die Fälle eingeschleppt worden sind.

    Anders als in Europa, Nord- und Südamerika verfolgen Chinas Behörden eine strenge “Null-Covid-Politik”. Sobald Neuinfektionen auftreten, reagieren sie sofort mit Massentests, Ausgangsbeschränkungen, Kontaktverfolgung und Quarantäne in der ganzen Region. Zudem gelten die mit am schärfsten Ein- und Ausreise-Bestimmungen weltweit. Wer im Ausland war, muss bei der Rückkehr sofort mindestens zwei Wochen in eine Quarantäneeinrichtung. Impfungen und Tests genügen nicht.

    Trotzdem kommt es auch in China regelmäßig zu Ausbrüchen, die lokal begrenzt von den Behörden mit großem Aufwand unter Kontrolle gebracht werden. Die meisten Neuinfektionen gab es zuletzt in der Provinz Yunnan an der Grenze zu Myanmar im Südwesten Chinas. Die Präfektur Dehong verzeichnet 267 Infizierte in Krankenhäusern, sowie weitere 31 asymptomatische Infektionen, berichtet die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. flee

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    Schädliche Inhalte für Kinder: Regulierer rügt Online-Plattformen

    Chinas Internet-Behörde CAC hat mehrere der größten Online-Plattformen des Landes angewiesen, unangemessene kinderbezogene Inhalte zu entfernen. Kuaishou, Tencents Messaging-Tool QQ, Alibabas Taobao und Weibo müssten die illegalen Inhalte “korrigieren” und “bereinigen”, hieß es in einer Mitteilung der Behörde. Die Plattformen erhielten zudem eine Geldstrafe. CAC erklärte, die Operation konzentriere sich auf Online-Probleme, die die “körperliche und geistige Gesundheit von Minderjährigen gefährden”. Als Beispiele nannte der Regulierer, dass Kinder in Livestreams als Influencer:innen genutzt werden, sowie pornografische und gewalttätige Inhalte. Auch gegen Cybermobbing und “Internet-Sucht” sei unzureichend vorgegangen worden, bemängelte CAC.

    Den Plattformen wurde eine Frist gesetzt, um die Inhalte zu entfernen. CAC nannte in der Mitteilung jedoch keine Details zur Höhe der Geldstrafen oder wie lange die Unternehmen die Richtlinien einhalten müssen. Chinas große Internetfirmen werden immer genauer unter die Lupe genommen, da Peking seinen Einfluss auf die Technologiebranche festigt. Erst zu Beginn des Monats hatten die Regulierer die Fahrdienst-App Didi Chuxing aus App-Stores entfernen lassen. Die Begründung listete Verstöße gegen Datenschutzregeln auf (China.Table berichtete). ari

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    US-Vizeministerin Sherman trifft Wang Yi

    Die stellvertretende US-Außenministerin Wendy Sherman reist an diesem Wochenende nach China. Sherman will dort Konfliktthemen ansprechen, aber auch über die gemeinsamen Interessen beider Länder diskutieren, teilte das US-Außenministerium am Mittwoch mit. Die US-Diplomatin wird ab Sonntag in Tianjin Vertreter der chinesischen Regierung treffen, darunter auch Außenminister Wang Yi. Sherman besucht China im Rahmen einer mehrtägigen Asienreise. US-Medienberichten legten nahe, dass es in der Vorbereitung des Treffens Unstimmigkeiten gegeben habe, weshalb der China-Besuch nicht offiziell mit dem Rest der Asien-Reise angekündigt worden war. Peking habe Sherman zunächst lediglich einen Vertreter mit niedrigerem diplomatischen Rang treffen lassen wollen, berichtete unter anderem The Economic Times.

    Sherman ist nach dem US-Klimagesandten John Kerry die zweite ranghohe US-Repräsentantin, die seit dem Amtsantritt von Präsident Joe Biden nach China reist. Auch Kerry absolvierte bei seiner Reise Mitte April keinen offiziellen Besuch in Peking, sondern traf sich in Shanghai mit seinem chinesischen Kollegen zu Gesprächen über die Klimapolitik. US-Außenminister Antony Blinken war im März mit seinem Kollegen Wang Yi in Alaska zu Beratungen zusammengekommen. Bei dem Ministertreffen in Anchorage lieferten sich beide Seiten heftige Wortgefechte vor laufenden Kameras. Der Besuch der US-Diplomatin wird nun als potenzielle Vorbereitung für ein Treffen auf höchster Ebene zwischen Xi Jinping und Biden gesehen (China.Table berichtete). ari

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    Presseschau

    China flooding kills a dozen people in industrial centre Zhengzhou FT (PAY)
    Apple’s Biggest iPhone Production Site Hit By Flooding in Central China WSJ (PAY)
    China offers baby bonuses, with births on track for new low in 2021 SCMP
    Could Russia’s newly unveiled Checkmate rival China’s FC-31 in global market? GLOBALTIMES (STAATSMEDIUM)
    US official to visit China as diplomatic stand-off resolved FT (PAY)
    US hackers attacked thousands of servers in China, news report claims SCMP
    Hong Kong police arrest former Apple Daily senior editor INDEPENDENT
    Chinas Kommunisten: »Alle wussten, was ihnen drohte, wenn sie die Macht verloren« SPIEGEL
    China will Öffnung des Finanzsektors für ausländische Investoren vorantreiben WIWO
    Chinas Strafe wegen Corona: Auch Deutschland will nun Flüge streichen TAGESSCHAU

    Portrait

    Ayayi – metamenschliche Influencerin

    Ayayi ist eine künstlich erschaffene Influencerin.
    Die künstlich erschaffene Influencerin Ayayi

    Sie ist gerade einmal zwei Monate alt – zählt trotzdem aber schon fast 90.000 Follower. Ayayi heißt sie. Und mit ihrer blonden Bob-Frisur könnte man sie auf den ersten Blick tatsächlich für einen Menschen aus Fleisch und Blut halten. Ist sie aber nicht. Stattdessen ist Ayayi eine digital programmierte, hyperrealistisch wirkende Frau, die einer chinesischen Mittzwanzigerin nachempfunden ist. Im Mai wurde sie erstmals auf der E-Commerce-Plattform Xiaohongshu (Little Red Book oder kurz RED) vorgestellt – und ging viral. Bereits mit ihrem ersten Post kam Ayayi auf drei Millionen Views.

    Ayayi: Werbegesicht ohne politische Probleme

    Wie eine real humane Influencerin kann auch Ayayi von Firmen für ihre Events als Moderatorin gebucht werden. Die französische Kosmetik- und Parfümmarke Guerlain meldete umgehend Interesse an, mit ihr für Werbezwecke zusammenarbeiten zu wollen. Sie war denn auch bereits bei dem Disney-Event “Mickey: Die einzigartige Original-Ausstellung” in Shanghai und hat ihre Eindrücke auf Xiaohongshu geteilt. Guerlain hat sie zur “Beloved Garden”-Party eingeladen. Dass sie nie dort war, lässt sich im Netz nicht verifizieren. Sie ist auch bereits auf einem Foto mit dem Hongkonger Star William Chan zu sehen. Und sie entwickelt zudem eine neue Partnerschaft mit No Problem, einem Label für virtuelle Musiker. Politisch macht sie keine Probleme. Artig hat sie zum Start des bemannten Raumschiffes Shenzhou gratuliert.

    Die jüngsten 3D-Techniken lassen Licht und Schatten vor allem im Gesicht inzwischen perfekt imitieren, sodass kein Unterschied mehr zu einer realen Person im Netz zu erkennen ist. Ein halbes Jahr hat die Entwicklerfirma Ranmai Technology gebraucht, um Ayayi zu entwickeln. Dazu wurden rund 40 Versionen von ihr hergestellt. Ayayi wurde auf den Geschmack und die Präferenzen der Generation Z zurechtgeschnitten, die nach 1996 geboren wurden. Die Influencerin sieht auch sehr viel realistischer aus als Hatsune Miku, eine virtuelle Sängerin, die 2007 in Japan online ging. Bisher gibt es 51 Meta-Menschen weltweit.

    Screenshot des Profils von Ayayi auf der E-Commerce-Plattform Xiaohongshu

    Rund 75 Milliarden US-Dollar setzt Chinas E-Commerce-Sektor jährlich um. Influencer:innen oder Key Opinion Leader (KOL) spielen beim Verkaufen dabei eine zentrale Rolle. Alle großen chinesischen Firmen vertreiben ihre Produkte daher heute via Live-Streaming. Allein Alibaba verkaufte im Jahr 2020 über seine Plattform Taobao Waren im Wert von mehr als 60 Milliarden US-Dollar per Livestream, ein Plus von rund 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auf Taobao finden sich heute über 4.000 Live-Stream-Hosts

    Dabei setzen die Firmen auf bekannte Gesichter, die für Kundenbindung und Vertrauen in die Produkte sorgen und Nachfrage schaffen, wo vorher keine war. Durch Live-Streaming berühmt gewordene Online-Verkäufer:innen wie der charismatische Li Jiaqi, der mit seinen Lippenstift-Tests regelmäßig Verkaufsrekorde bricht, werden für Chinas Wirtschaft immer wichtiger.

    Mit der zunehmenden Marktmacht der Influencer wächst jedoch auch die staatliche Kontrolle. Im Mai haben Chinas Aufsichtsbehörden neue Regeln zur Regulierung von Livestreaming-Plattformen erlassen. Anbieter wie Kuaishou müssen nun sicherstellen, dass sie weder “rechtswidrige noch für den Verkauf über Live-Streaming ungeeignete” Produkte und Dienstleistungen anbieten, teilte die Cyberspace Administration of China (CAC) auf Website mit. Dazu gehört das Anbieten von gefälschten Produkten, aber auch das Fälschen von Zuschauerzahlen, die Förderung von Schneeballsystemen oder das Promoten von illegalen Glücksspielen.

    Digitale Pendants kommen den Unternehmern gerade recht

    Auch die Influencer selbst können bei Staat und Unternehmen schnell in Ungnade fallen. So kam es in den vergangenen Monaten immer wieder zu Verwarnungen oder sogar Berufsverboten. Zu den Gründen gehörte ein verschwenderischer Umgang mit Lebensmitteln oder der Verkauf gepanschter Diät-Pillen durch Live-Streaming-Hosts. Virtuelle Influencer wie die eingangs erwähnte Ayayi kommen da gerade recht. Sie werden nicht in Skandale verwickelt, können rund um die Uhr arbeiten und sind wirtschaftlich risikoärmer und politisch formbarer als ihre menschlichen Pendants.

    Ayayi ist nicht die erste über künstliche Intelligenz gesteuerte virtuelle Influencerin. Bereits seit Mai 2020 tritt die Influencerin Ling im Netz auf und macht dort für Tesla ebenso Werbung wie für Vogue und Nayuki Tea & Bakery. Doch so gut umgesetzt wie Ayayi sieht Ling nicht aus. Frank Sieren

    • E-Commerce
    • Künstliche Intelligenz
    • Social Media
    • Technologie
    • Werbung

    Dessert

    Was in Deutschland noch umstritten ist, wird in China nun umgesetzt: Impfung der 12-bis 17-Jährigen. Am Mittwoch hat die landesweite Kampagne begonnen.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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