in keinem Land auf der Welt leben inzwischen so viele Superreiche wie in der Volksrepublik. Einer, der davon besonders profitiert: Patrick Chou. Der in Deutschland aufgewachsene Unternehmer verkauft Luxusautos und Sportwagen. Im Interview mit Frank Sieren erzählt Chou, warum der Absatz in der Corona-Pandemie stieg und warum auch junge Menschen zu seinen Kunden gehören. Chou ist davon überzeugt, dass deutsche Hersteller den Markt für Luxusautos noch lange dominieren werden. Sie sollten aber achtsam bleiben und dürfen die Trends nicht verschlafen, rät Chou.
Einer dieser Trends sind E-Autos. Sie gelten als die Hoffnung zur Emissionsreduktion im Verkehr. China ist zwar der größte Markt für Autos mit alternativen Antrieben. Doch ein Problem bleibt bestehen: die hohe Abhängigkeit vom Kohlestrom. Der dreckige Stromträger verringert den Klimanutzen der E-Autos, schreibt Nico Beckert in seiner Analyse. Er hat die wichtigsten Kennziffern zur Marktentwicklung bei E-Autos und Batterien in den relevanten Märkten zusammengetragen.
Und dann hegt China große Ambitionen bei der Entwicklung von Brennstoffzellen für Nutzfahrzeuge. Vom ambitioniertem Ziel, bereits 2030 über eine Million Brennstoffzellenautos auf chinesischen Straßen fahren zu sehen, ist die Regierung zwar abgerückt; nun wird dieses Ziel für 2035 angestrebt. Aber die ausländische Konkurrenz sollte nicht nur tatenlos zusehen, wie aus der Grafik von Sinolytics hervorgeht. Sonst droht sie tatsächlich abgehängt zu werden.
Viele neue Erkenntnisse wünscht
Patrick Chou ist einer der erfolgreichsten Selfmade-Unternehmer aus Deutschland in China. 1996 ging er als Sohn einer chinesischen Familie aus Deutschland zurück nach China. Dort baute der heute 52-Jährige ein Vertriebsnetzwerk für Luxusautos auf. Chou gehört heute zu den größten Porsche-Händlern weltweit. Sein Unternehmen Better Life Group hat Filialen in vielen Regionen Chinas. Das Unternehmen erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 1,2 Milliarden Euro. Vor ein paar Monaten hat Chou Better Life erfolgreich an die Hongkonger Börse gebracht. Das Interview können Sie in voller Länge als Video ansehen.
Herr Chou, wie lange werden die deutschen Hersteller von Luxusautos in China noch führend sein?
Ich denke noch sehr, sehr lange. Denn seit Jahrzehnten sind vor allem die deutschen und britischen Autohersteller fast die einzigen im Premiumsegment.
Aber kommen da nicht auch chinesische Hersteller nach? Einige neue E-Autos versprechen doch schon viel?
Von den Ultra-Luxusautos sind die meisten von ihnen aber preislich noch weit entfernt. Und bei denen, die ähnliche Preise haben, da stimmt die Qualität noch nicht. Die europäischen Standards sind einfach noch andere. Die Europäer haben diesbezüglich ein anderes Wertesystem.
Und die Chinesen sehen den Unterschied?
Ja. Und während der Corona-Pandemie hat das Interesse noch einmal zugenommen. Einerseits an den deutschen Luxusautos, aber vor allem auch an Ultra-Luxusfahrzeugen, wie der MB G-Klasse, Maybach, Bentley, Porsche oder Rolls-Royce. Also an Fahrzeugen, die über 200.000 Euro kosten. Die Wartezeiten für solche Autos betragen in China derzeit 6 bis 18 Monate. Wenn man bei der Ausstattung Sonderwünsche hat, dauert es noch länger. Die Autohändler in diesem Segment haben nur ein Problem: Wo bekommen sie schnell genügend Autos her? Wir leben in goldenen Zeiten.
Warum ausgerechnet während Corona?
Da kommen verschiedene Gründe zusammen. Man kann wegen der Pandemie nicht mehr reisen. Ein, zwei Wohnungen hat man schon. Zu viel Essen und Trinken ist ungesund. Vor allem aber: Die Menschen sind durch Covid nachdenklicher geworden. Sie haben mehr das Gefühl, jetzt leben und genießen zu müssen. Und das Schutzbedürfnis ist größer. Das liegt es nahe, sich ein schönes, neues Auto zu kaufen. Eines, das noch keiner hat.
Aber denken auch junge Leute so?
Gerade junge Leute. Das Durchschnittsalter unserer Kunden liegt zwischen 30 und 35 Jahren.
Erstaunlich: Der durchschnittliche deutsche Porschefahrer ist um die 60. Woran liegt das?
Es leben in China vergleichsweise viele Menschen, die sehr jung sehr erfolgreich sind. Und dann gibt es bereits Erben der Aufbruchsgeneration. Beide Gruppen sind nicht nur kaufkräftig, sondern auch sehr konsumfreudig. Sie sind zudem nicht markentreu, sondern probieren einfach die Marken durch. Also müssen wir ihnen immer neue Autos und Marken anbieten.
Das sind dann vor allem Männer?
Ganz und gar nicht. Erstaunlicherweise sind zum Beispiel fast die Hälfte der chinesischen Porschekäufer Frauen. Wir haben einen Betrieb in Chengdu, da sind sogar 67 Prozent der Käuferinnen Frauen. In Deutschland hingegen sind über 70 Prozent Männer.
Sie wollen aber auch zeigen, dass sie es geschafft haben, Gewinner des chinesischen Booms sind?
Klar. Man möchte noch mehr verdienen, mehr arbeiten, und dafür weniger Freizeit haben. In der wenigen Freizeit möchte man dann auch schnell etwas von seinem Geld und Erfolg haben. Und da ist es sinnvoll, sich französische Luxusmode zu kaufen oder eben Luxusautos, die man sofort genießen kann, wenn man das Büro verlässt. Ein Genuss, der übrigens von allen gesehen werden darf. Erfolg wird in China gezeigt, nicht versteckt.
Aber wird das bei der nächsten Generation auch noch so sein?
In der Generation Z, die nach 1995 geboren ist, werden Männer und Frauen einen noch größeren Einfluss auf unser Geschäft haben. Denn sie gelten als noch offener und internationaler als die Generation davor. Sie interessieren sich noch mehr für exklusive Spielzeuge. Von dieser Generation erwarte ich eine weitere Absatzsteigerung.
Aber ist das nicht die Generation, die eher ein vernetztes E-Auto kauft?
Vernetzt in jedem Fall, ein E-Auto im Luxusbereich nicht unbedingt, und auch nur dann, wenn der Luxusfaktor stimmt. Deshalb ist es wichtig, dass die deutschen Hersteller bei der Vernetzung sehr zügig aufholen. Die Chinesen sind bei diesen Themen bereits führend und sehr verwöhnt.
Und werden die Deutschen das schaffen?
Hoffentlich. Was zum Beispiel die S-Klasse in diesem Bereich bietet, ist schon sehr beeindruckend.
Sie haben also keine Angst vor den neuen chinesischen E-Autos?
Das sind rollende Betriebssysteme, fahrende Computer. Das ist ein völlig anderes Geschäft. Das spielt im unteren und mittleren Preissegment schon eine große Rolle. Aber noch nicht bei uns. Dennoch: Ich beobachte das ganz genau.
Gibt es schon chinesische Hersteller, die im Ultra-Luxussegment mitspielen?
Nein. Im Grunde noch keinen. Aber die Entwicklungsgeschwindigkeit ist unglaublich schnell. Da muss man sehr wach sein. Das sagen wir den deutschen Luxusherstellern immer wieder: Fühlt euch nicht zu sicher. Nehmt die Herausforderung an. Auch, wenn sie noch weit entfernt scheint. Wer heute nicht in durch künstliche Intelligenz gestützter Connectivity denkt, kommt schnell ins Hintertreffen. Aber die Ultraluxushersteller lernen Connectivity schneller als die chinesischen Hersteller lernen, wie Ultraluxus geht. Dazu braucht es jahrzehntelange Erfahrung.
Welches ist eigentlich ihr Lieblingsauto?
Das sage ich nicht. (lacht)
Wie anders werden die Kunden in Ihren Autohäusern betreut?
Der größte Unterschied ist, dass wir viel mehr über die Kunden wissen als in Deutschland. Wir können viel mehr Daten sammeln, und die Bereitschaft ist auch viel größer, uns diese Daten zu geben. Und die Gruppe, die wir betreuen, ist viel größer. Da die meisten Kunden mehrere Autos haben, aber pro Familie nur zwei Fahrzeuge erlaubt sind, und es eine begrenzte Anzahl von Nummernschildern gibt, wird der größere Verwandtenkreis einbezogen, um seinen Autopool aufzubauen. Allein ein Nummernschild in Shanghai kostet derzeit übrigens rund 12.000 bis 13.000 Euro.
Bremst das die Kauffreude nicht?
Wenn Sie ein Auto für 200.000 oder 300.000 Euro kaufen, fallen die Kosten für ein Nummernschild nicht so ins Gewicht. Und generell in Peking und Schanghai zu leben, ist heute schon teurer als in Berlin oder München. Das darf man nicht vergessen. Dass die Kauffreude nicht gebremst ist, zeigt dieser Vergleich deutlich: Allein in Peking werden pro Jahr mehr Luxusautos verkauft als in Japan insgesamt.
Sehen ihre Autohäuser anders aus als die in Deutschland?
Zu uns kommen die Kunden, weil sie sich bei uns wohlfühlen und das als Erlebnis betrachten. Am Wochenende geht es bei uns zu wie in einem gut gefüllten Luxuskaufhaus. Und wir bieten den Kunden auch ein gutes Mittagessen, wenn sie zu uns kommen.
Als sie 1996 nach China gekommen sind, war der Markt jedoch noch sehr klein.
Ja. Etwa 500.000 Fahrzeuge. Heute sind es rund 20 Millionen. Ich habe mit einer Werkstatt angefangen. Die ersten richtigen Autohäuser gab es erst um das Jahr 2000. Den ersten Audi-Vertrag hatten wir 1999. 2001 kam Porsche dazu. Damals wurden rund 10 Porsche im Jahr in China verkauft. Heute sind es rund 100.000. Bei Audi waren es damals immerhin schon 17.000 im Jahr. Heute sind es 60.000 bis 70.000 Fahrzeuge im Monat. Das alles ist also in nur 20 Jahren entstanden. Heute machen wir einen Umsatz von über einer Milliarde Euro und sind nicht verschuldet.
Der Automarkt ist ja stark reguliert. Macht das Spaß als Unternehmer?
Man muss sehr schnell reagieren können, extrem flexibel sein. Für jede Regulierung, jede Marktverwerfung muss man sofort eine Antwort haben, man hat keine Zeit. Die Spielregeln werden zum Teil ohne Vorwarnung von heute auf morgen geändert.
Vor einigen Monaten haben Sie ein neues Kapitel aufgeschlagen. Sie haben ihr Unternehmen an der Hongkonger Börse listen lassen. Warum?
Wir können das Geld, das wir durch den Börsengang eingesammelt haben, investieren um zu wachsen. Und die Börsenregeln zwingen unser Team zu mehr Transparenz und Effizienz. Auf lange Sicht macht das ein Unternehmen wertvoller. Kurzfristig ist es allerdings sehr nervenaufreibend, wenn man plötzlich die ganzen Regeln und Gesetze einhalten muss. Nun sagst nicht du selbst, ob die Zahlen stimmen, sondern Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer sagen es Dir. Da muss man sich richtig zusammenreißen, damit man das Geldverdienen nicht vergisst. Wir sind mit 1,2 Milliarden Umsatz ja noch klein und müssen wachsen, indem wir Wettbewerber kaufen.
Sie sammeln alte chinesische Kunst, aber auch moderne Kunst. Warum?
Weil ich es hasse, mich zu langweilen. Ich mag aber nicht immer Autos verkaufen. Chinesische Kunst ist sehr interessant. Und ich muss ja schließlich auch Geld ausgeben. Nur Geld verdienen macht keinen Sinn.
Ihr Spezialgebiet?
Ich sammle Stein-Buddhas.
Können Sie sich vorstellen, nur noch Kunst zu sammeln?
Nein. Mein Sohn sammelt schon fleißig. Das ist doch schon eine schöne Mini-Dynastie: Die erste Generation hat Restaurants betrieben, die zweite Autos verkauft, die dritte handelt womöglich mit Kunst.
Pünktlich zur UN-Klimakonferenz haben die Datenanalysten von Bloomberg New Energy Finance (BNEF) ein neues Factbook zu emissionsfreien Fahrzeugen publiziert. Sie zeigen, dass der Markt für Elektroautos weiter boomt. Im ersten Halbjahr 2021 waren 7,2 Prozent der weltweit verkauften Autos elektrisch. Noch vor zwei Jahren waren es lediglich 2,6 Prozent gewesen. Die Experten sagen für das Jahr 2040 voraus, dass 70 Prozent aller Auto-Verkäufe emissionsfreie Fahrzeuge sein werden – und sind damit optimistischer als bei früheren Prognosen.
Doch trotz des rasanten Wachstums und der guten Prognosen ist der Verkehrssektor laut BNEF noch weit entfernt von einem Null-Emissions-Pfad und der Erreichung der Klimaziele. Schon 2035 dürften weltweit keine Autos mit Verbrenner-Antrieb mehr verkauft werden, wenn der Verkehrssektor bis 2050 das Ziel der Netto-Null-Emissionen erreichen soll. Denn Autos, die 2035 verkauft werden, werden aller Voraussicht nach noch 2050 auf den Straßen fahren und dabei für Emissionen sorgen.
China war im 1. Halbjahr 2021 wieder der größte Markt für Elektroautos. 2020 hatte Europa die Volksrepublik bei den Verkäufen erstmals überholt gehabt. Doch schon flacht die zuletzt steile chinesische Wachstumskurve wieder leicht ab. Demgegenüber zogen die Verkäufe von E-Autos in den großen europäischen Automärkten – Deutschland, Frankreich und Italien – in den letzten Jahren rapide an.
Allerdings unterscheiden sich Europa und China beim Antriebsstrang der verkauften Autos. In der Volksrepublik sind die meisten E-Autos rein batteriebetriebene Fahrzeuge. Bei diesen ist China weiterhin weltweit führend, denn in Europa teilen sich die Verkäufe fast gleichmäßig zwischen batteriebetriebenen und Plug-in-Autos mit E- und Verbrenner-Antrieb auf. In der Volksrepublik sind laut BNEF mittlerweile 4,3 Millionen reine Elektroautos zugelassen. In Europa sind es 2,2 Millionen.
An den Plug-in-Hybriden gibt es jedoch regelmäßig Kritik, dass die Autofahrenden den Wagen zu häufig als Verbrenner nutzen. Vor allem als Dienstwagen schneiden Plug-in-Hybride schlecht ab. Sie haben nach Studien des Fraunhofer Instituts lediglich einen elektrischen Fahranteil von 18 Prozent. Einen Klimavorteil gegenüber Verbrennern haben die Plug-in-Autos jedoch erst ab einer elektrischen Nutzung von 50 Prozent.
Doch so positiv die Zahlen für China klingen: Die Abhängigkeit von Kohlestrom macht dort viel des theoretischen Klimafortschritts zunichte. Ein rein batteriebetriebenes E-Auto verursacht in China im Durchschnitt 36 Tonnen CO2, wenn die Herstellung und gesamte Nutzungsdauer betrachtet wird. Der größte Teil der Emissionen entsteht bei der Nutzung aufgrund des hohen Anteils der Kohle in Chinas Energiemix. Zwar verursachen die batteriebetriebenen E-Autos bei einer Nutzungsdauer von 250.000 Kilometern in China 18 Prozent weniger CO2 als Verbrenner. In Deutschland (49 Prozent weniger), Großbritannien (76 Prozent weniger) und den USA (60 Prozent weniger) ist dieser Vorsprung der Stromer beim CO2-Vergleich mit Verbrennern allerdings viel größer.
Die BNEF-Daten deuten auch darauf hin, dass viele E-Autos in Europa und den USA schon 2023 und 2024 wettbewerbsfähig mit Verbrennern sein werden. Dann müssten sie keine Subventionen mehr erhalten. Für den chinesischen Markt sind die Prognosen etwas pessimistischer. Einzig mittelgroße Elektroautos könnten 2023 ohne Subventionen schon ein ähnliches Preisniveau erreichen wie Verbrenner. Bei kleinen und großen E-Autos wird die Wettbewerbsfähigkeit für 2026, für E-SUVs erst 2028 prognostiziert.
Dennoch lässt China die direkten Subventionen für E-Autos schon Ende 2022 auslaufen. Um die Verbrenner aus dem Markt zu drängen, setzen die chinesischen Behörden mittlerweile stärker auf Vorgaben bei den Flottengrenzwerten und ein Kreditsystem mit Emissionspunkten. Bis 2025 wird der Flottengrenzwert auf vier Liter Verbrauch pro Fahrzeug reduziert. Die Experten von BNEF schätzen, dass E-Autos im Jahr 2023 in China schon deswegen 17 Prozent aller Verkäufe ausmachen müssen.
Die Volksrepublik hat bisher aber noch kein Enddatum für den Verkauf von Verbrennern beschlossen. Einzig die südchinesische Inselprovinz Hainan will ab 2030 keine neuen Verbrenner mehr zulassen. Reiche Boom-Städte könnten jedoch ebenfalls noch ein Verbrenner-Verbot beschließen, sagt Ilaria Mazzocco, China-Energieexpertin vom “Center for Strategic & International Studies” (China.Table berichtete).
Frappierend ist Chinas Dominanz bei E-Bussen. Circa 97 Prozent der weltweiten E-Busse fahren auf chinesischen Straßen. In diesem Bereich holen andere Staaten bisher nur langsam auf. Während in China fast 620.000 E-Busse fahren, sind es in Europa lediglich 8.700. Die Dominanz Chinas ist vor allem auf nationale Subventionen und die Politik der Kommunen zurückzuführen, die ihre Busflotten auf Null-Emissionen umstellen wollen. Allerdings laufen auch die Subventionen für E-Busse in China 2022 aus.
Ganz anders sieht es in der EU aus. Die Clean Vehicles Directive der EU setzt seit kurzem verbindliche Ziele zur Beschaffung emissionsarmer und CO2-freier Busse. Bis 2030 sollen 65 Prozent aller neu beschafften Busse alternative Kraftstoffe nutzen und die Hälfte der beschafften Busse muss emissionsfrei sein. Nicht zuletzt deshalb plant der chinesische Hersteller BYD die Ausweitung der Produktion in seinem Werk in Ungarn. Bis 2022 will das Unternehmen dort 1.000 Busse jährlich produzieren. Das ist eine Steigerung um das Fünffache der derzeitigen Produktion. Zum Vergleich: Der europäische Marktführer für E-Busse, Solaris, lieferte im letzten Jahr 457 E-Busse aus.
Bei den Batterien für E-Autos sinkt Europas Abhängigkeit von China in den kommenden Jahren etwas. Während in Europa heute lediglich sechs Prozent der Batterien hergestellt werden, werden es laut BNEF-Prognosen 2025 schon 18 Prozent sein. China bleibt allerdings der dominante Hersteller. 2025 werden in der Volksrepublik noch fast viermal mehr Batterien für E-Autos hergestellt werden als in Europa.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich ganz auf China konzentriert. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in China.
Der chinesische Technologiekonzern Build Your Dreams (BYD) hat Elektrobusse an die Deutsche Bahn AG in Deutschland geliefert. Die Übergabe der fünf elektrischen 12-Meter-Busse habe in Ettlingen bei Karlsruhe stattgefunden, wie BYD am Montag mitteilte. DB hatte mit BYD im März 2021 einen Rahmenvertrag über die Einführung von Elektrobussen im Jahr 2021 und darüber hinaus geschlossen. Die Elektrobusse wurden von Oosterhoud in den Niederlanden bis zum Zielort gefahren. Sie sollen im Landkreis Karlsruhe eingesetzt werden. Eine Ladung der 422-KWh-Batterie soll BYD zufolge eine Reichweite von rund 400 Kilometern haben. ari
Der Autokonzern Great Wall Motor (GWM) hat in München seine neue Europazentrale eröffnet. Damit werde die Stadt zum zentralen Standort für den kontinentaleuropäischen Markt, teilte das Unternehmen mit. “Als einer der erfolgreichsten Automobilhersteller Chinas haben wir bereits in vielen internationalen Märkten erfolgreich Fuß gefasst. Der Start in Europa ist ein wichtiger Meilenstein für Great Wall Motor. Wir haben auch für diesen Markt ehrgeizige Ziele“, sagte GWM-Chef Qiao Xianghua. In der Zentrale in der bayerischen Landeshauptstadt sollen ab dem kommenden Jahr rund 300 Angestellte arbeiten.
Den Kunden gegenüber will GWM mit den beiden Automarken Wey und Ora auftreten (China.Table berichtete). Diese hatte der Konzern im September auf der IAA präsentiert. Beide Marken sollen vor allem durch ihre Nutzerorientierung überzeugen. Für Ora und Wey ist je eine App geplant, mit der die Nutzer mit der Marke und ihren Produkten interagieren können. Man wolle ein “Lifestyle-Ökosystem für europäische Nutzer”, das unter anderem einen Ladeservice und einen Wartungs- und Reparaturservice umfasse, teilte GWM mit. “Wir wollen das Auto zu einem emotionalen, intelligenten und bequemen dritten mobilen Raum machen”, sagt Qiao. Die Vernetzung von Fahrzeugen und mobilen Endgeräten wird zunehmend wichtiger (China.Table berichtete). ari
Wuling, das Joint Venture von General Motors und dem chinesischen Autokonzern SAIC, hat am Montag die “Nano”-Version des Wuling Hongguang Mini EV vorgestellt. Mit einer Länge von 2,50 Metern und einem Radstand von 1,60 Metern ist der Nano EV noch kleiner als das Standardmodell. Die Länge ist 42 Zentimeter kürzer, der Radstand 34 Zentimeter. Der schnittige Zweisitzer kommt mit einem 24 Kilowatt-Elektromotor. Er soll mit einer Batterie-Ladung 305 Kilometer weit fahren. Zur Kapazität des Akkus machte das Unternehmen mit Sitz im südwestlichen Liuzhou noch keine Angaben.
Der Wuling Hongguang Mini EV zählt in China nach wie vor zu den meistverkauften E-Autos (China.Table berichtete). Zwischen Januar und September machte er dort mehr als ein Fünftel der Neuzulassungen aus. Das Fahrzeug schließt in der Volksrepublik eine Lücke. Viele Chinesen, die zuvor nur mit Trikes und E-Scootern unterwegs waren, haben nun genug Kaufkraft, um sich einen günstigen Kleinstwagen als Einstiegsfahrzeug leisten zu können. Die im Nano erhältlichen Fahrer-Airbags und Parksensoren sind für diese Kundschaft geradezu Luxus. Je nach Ausstattung kostet der Nano umgerechnet zwischen 6.300 bis 8.300 Euro. Trotz der geringeren Maße ist er damit teurer als das Standardmodell. Der normal große Wuling Mini EV ist in China bereits ab 4.000 Euro zu haben. fpe
Der Autozulieferer ZF und Chinas größter Batteriehersteller CATL haben eine globale strategische Partnerschaft im Bereich Aftermarket-Services abgeschlossen. Das teilten beide Unternehmen am Samstag mit. Demnach umfasst die Zusammenarbeit unter anderem Servicenetzwerke, batteriebezogene Schulungen, Konnektivität und Wiederverwendung. Beide beabsichtigen laut der Mitteilung, den gegenseitigen Wissenstransfer zu erleichtern.
CATL sieht das Abkommen als wichtigen Schritt für seine Globalisierungsstrategie. “Die Partnerschaft mit ZF ist ein wichtiger Schritt zur Entwicklung einer globalen, umfassenden Wertschöpfungskette für Batterien. Mit der Unterstützung des weltweiten ZF-Netzwerks werden wir unseren globalen Aftermarket-Service weiter ausbauen”, so CATL-Geschäftsführer Zhou Jia. CATL wird ZF laut der Mitteilung Know-how im Bereich der Batterieschulung zur Verfügung stellen, das mit der DGUV-Hochspannungsschulung von ZF kombiniert wird (DGUV: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung). ck
Holger Scherr wird neuer Präsident und CEO des chinesischen Joint Ventures Beijing Foton Daimler Automotive (BFDA). Das beschloss der Vorstand der Daimler Truck AG kürzlich. Scherr folgt auf Kelley Platt, die Anfang 2022 in den Ruhestand geht. Sie hatte die Leitung von BFDA in Peking seit 2018 inne.
in keinem Land auf der Welt leben inzwischen so viele Superreiche wie in der Volksrepublik. Einer, der davon besonders profitiert: Patrick Chou. Der in Deutschland aufgewachsene Unternehmer verkauft Luxusautos und Sportwagen. Im Interview mit Frank Sieren erzählt Chou, warum der Absatz in der Corona-Pandemie stieg und warum auch junge Menschen zu seinen Kunden gehören. Chou ist davon überzeugt, dass deutsche Hersteller den Markt für Luxusautos noch lange dominieren werden. Sie sollten aber achtsam bleiben und dürfen die Trends nicht verschlafen, rät Chou.
Einer dieser Trends sind E-Autos. Sie gelten als die Hoffnung zur Emissionsreduktion im Verkehr. China ist zwar der größte Markt für Autos mit alternativen Antrieben. Doch ein Problem bleibt bestehen: die hohe Abhängigkeit vom Kohlestrom. Der dreckige Stromträger verringert den Klimanutzen der E-Autos, schreibt Nico Beckert in seiner Analyse. Er hat die wichtigsten Kennziffern zur Marktentwicklung bei E-Autos und Batterien in den relevanten Märkten zusammengetragen.
Und dann hegt China große Ambitionen bei der Entwicklung von Brennstoffzellen für Nutzfahrzeuge. Vom ambitioniertem Ziel, bereits 2030 über eine Million Brennstoffzellenautos auf chinesischen Straßen fahren zu sehen, ist die Regierung zwar abgerückt; nun wird dieses Ziel für 2035 angestrebt. Aber die ausländische Konkurrenz sollte nicht nur tatenlos zusehen, wie aus der Grafik von Sinolytics hervorgeht. Sonst droht sie tatsächlich abgehängt zu werden.
Viele neue Erkenntnisse wünscht
Patrick Chou ist einer der erfolgreichsten Selfmade-Unternehmer aus Deutschland in China. 1996 ging er als Sohn einer chinesischen Familie aus Deutschland zurück nach China. Dort baute der heute 52-Jährige ein Vertriebsnetzwerk für Luxusautos auf. Chou gehört heute zu den größten Porsche-Händlern weltweit. Sein Unternehmen Better Life Group hat Filialen in vielen Regionen Chinas. Das Unternehmen erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 1,2 Milliarden Euro. Vor ein paar Monaten hat Chou Better Life erfolgreich an die Hongkonger Börse gebracht. Das Interview können Sie in voller Länge als Video ansehen.
Herr Chou, wie lange werden die deutschen Hersteller von Luxusautos in China noch führend sein?
Ich denke noch sehr, sehr lange. Denn seit Jahrzehnten sind vor allem die deutschen und britischen Autohersteller fast die einzigen im Premiumsegment.
Aber kommen da nicht auch chinesische Hersteller nach? Einige neue E-Autos versprechen doch schon viel?
Von den Ultra-Luxusautos sind die meisten von ihnen aber preislich noch weit entfernt. Und bei denen, die ähnliche Preise haben, da stimmt die Qualität noch nicht. Die europäischen Standards sind einfach noch andere. Die Europäer haben diesbezüglich ein anderes Wertesystem.
Und die Chinesen sehen den Unterschied?
Ja. Und während der Corona-Pandemie hat das Interesse noch einmal zugenommen. Einerseits an den deutschen Luxusautos, aber vor allem auch an Ultra-Luxusfahrzeugen, wie der MB G-Klasse, Maybach, Bentley, Porsche oder Rolls-Royce. Also an Fahrzeugen, die über 200.000 Euro kosten. Die Wartezeiten für solche Autos betragen in China derzeit 6 bis 18 Monate. Wenn man bei der Ausstattung Sonderwünsche hat, dauert es noch länger. Die Autohändler in diesem Segment haben nur ein Problem: Wo bekommen sie schnell genügend Autos her? Wir leben in goldenen Zeiten.
Warum ausgerechnet während Corona?
Da kommen verschiedene Gründe zusammen. Man kann wegen der Pandemie nicht mehr reisen. Ein, zwei Wohnungen hat man schon. Zu viel Essen und Trinken ist ungesund. Vor allem aber: Die Menschen sind durch Covid nachdenklicher geworden. Sie haben mehr das Gefühl, jetzt leben und genießen zu müssen. Und das Schutzbedürfnis ist größer. Das liegt es nahe, sich ein schönes, neues Auto zu kaufen. Eines, das noch keiner hat.
Aber denken auch junge Leute so?
Gerade junge Leute. Das Durchschnittsalter unserer Kunden liegt zwischen 30 und 35 Jahren.
Erstaunlich: Der durchschnittliche deutsche Porschefahrer ist um die 60. Woran liegt das?
Es leben in China vergleichsweise viele Menschen, die sehr jung sehr erfolgreich sind. Und dann gibt es bereits Erben der Aufbruchsgeneration. Beide Gruppen sind nicht nur kaufkräftig, sondern auch sehr konsumfreudig. Sie sind zudem nicht markentreu, sondern probieren einfach die Marken durch. Also müssen wir ihnen immer neue Autos und Marken anbieten.
Das sind dann vor allem Männer?
Ganz und gar nicht. Erstaunlicherweise sind zum Beispiel fast die Hälfte der chinesischen Porschekäufer Frauen. Wir haben einen Betrieb in Chengdu, da sind sogar 67 Prozent der Käuferinnen Frauen. In Deutschland hingegen sind über 70 Prozent Männer.
Sie wollen aber auch zeigen, dass sie es geschafft haben, Gewinner des chinesischen Booms sind?
Klar. Man möchte noch mehr verdienen, mehr arbeiten, und dafür weniger Freizeit haben. In der wenigen Freizeit möchte man dann auch schnell etwas von seinem Geld und Erfolg haben. Und da ist es sinnvoll, sich französische Luxusmode zu kaufen oder eben Luxusautos, die man sofort genießen kann, wenn man das Büro verlässt. Ein Genuss, der übrigens von allen gesehen werden darf. Erfolg wird in China gezeigt, nicht versteckt.
Aber wird das bei der nächsten Generation auch noch so sein?
In der Generation Z, die nach 1995 geboren ist, werden Männer und Frauen einen noch größeren Einfluss auf unser Geschäft haben. Denn sie gelten als noch offener und internationaler als die Generation davor. Sie interessieren sich noch mehr für exklusive Spielzeuge. Von dieser Generation erwarte ich eine weitere Absatzsteigerung.
Aber ist das nicht die Generation, die eher ein vernetztes E-Auto kauft?
Vernetzt in jedem Fall, ein E-Auto im Luxusbereich nicht unbedingt, und auch nur dann, wenn der Luxusfaktor stimmt. Deshalb ist es wichtig, dass die deutschen Hersteller bei der Vernetzung sehr zügig aufholen. Die Chinesen sind bei diesen Themen bereits führend und sehr verwöhnt.
Und werden die Deutschen das schaffen?
Hoffentlich. Was zum Beispiel die S-Klasse in diesem Bereich bietet, ist schon sehr beeindruckend.
Sie haben also keine Angst vor den neuen chinesischen E-Autos?
Das sind rollende Betriebssysteme, fahrende Computer. Das ist ein völlig anderes Geschäft. Das spielt im unteren und mittleren Preissegment schon eine große Rolle. Aber noch nicht bei uns. Dennoch: Ich beobachte das ganz genau.
Gibt es schon chinesische Hersteller, die im Ultra-Luxussegment mitspielen?
Nein. Im Grunde noch keinen. Aber die Entwicklungsgeschwindigkeit ist unglaublich schnell. Da muss man sehr wach sein. Das sagen wir den deutschen Luxusherstellern immer wieder: Fühlt euch nicht zu sicher. Nehmt die Herausforderung an. Auch, wenn sie noch weit entfernt scheint. Wer heute nicht in durch künstliche Intelligenz gestützter Connectivity denkt, kommt schnell ins Hintertreffen. Aber die Ultraluxushersteller lernen Connectivity schneller als die chinesischen Hersteller lernen, wie Ultraluxus geht. Dazu braucht es jahrzehntelange Erfahrung.
Welches ist eigentlich ihr Lieblingsauto?
Das sage ich nicht. (lacht)
Wie anders werden die Kunden in Ihren Autohäusern betreut?
Der größte Unterschied ist, dass wir viel mehr über die Kunden wissen als in Deutschland. Wir können viel mehr Daten sammeln, und die Bereitschaft ist auch viel größer, uns diese Daten zu geben. Und die Gruppe, die wir betreuen, ist viel größer. Da die meisten Kunden mehrere Autos haben, aber pro Familie nur zwei Fahrzeuge erlaubt sind, und es eine begrenzte Anzahl von Nummernschildern gibt, wird der größere Verwandtenkreis einbezogen, um seinen Autopool aufzubauen. Allein ein Nummernschild in Shanghai kostet derzeit übrigens rund 12.000 bis 13.000 Euro.
Bremst das die Kauffreude nicht?
Wenn Sie ein Auto für 200.000 oder 300.000 Euro kaufen, fallen die Kosten für ein Nummernschild nicht so ins Gewicht. Und generell in Peking und Schanghai zu leben, ist heute schon teurer als in Berlin oder München. Das darf man nicht vergessen. Dass die Kauffreude nicht gebremst ist, zeigt dieser Vergleich deutlich: Allein in Peking werden pro Jahr mehr Luxusautos verkauft als in Japan insgesamt.
Sehen ihre Autohäuser anders aus als die in Deutschland?
Zu uns kommen die Kunden, weil sie sich bei uns wohlfühlen und das als Erlebnis betrachten. Am Wochenende geht es bei uns zu wie in einem gut gefüllten Luxuskaufhaus. Und wir bieten den Kunden auch ein gutes Mittagessen, wenn sie zu uns kommen.
Als sie 1996 nach China gekommen sind, war der Markt jedoch noch sehr klein.
Ja. Etwa 500.000 Fahrzeuge. Heute sind es rund 20 Millionen. Ich habe mit einer Werkstatt angefangen. Die ersten richtigen Autohäuser gab es erst um das Jahr 2000. Den ersten Audi-Vertrag hatten wir 1999. 2001 kam Porsche dazu. Damals wurden rund 10 Porsche im Jahr in China verkauft. Heute sind es rund 100.000. Bei Audi waren es damals immerhin schon 17.000 im Jahr. Heute sind es 60.000 bis 70.000 Fahrzeuge im Monat. Das alles ist also in nur 20 Jahren entstanden. Heute machen wir einen Umsatz von über einer Milliarde Euro und sind nicht verschuldet.
Der Automarkt ist ja stark reguliert. Macht das Spaß als Unternehmer?
Man muss sehr schnell reagieren können, extrem flexibel sein. Für jede Regulierung, jede Marktverwerfung muss man sofort eine Antwort haben, man hat keine Zeit. Die Spielregeln werden zum Teil ohne Vorwarnung von heute auf morgen geändert.
Vor einigen Monaten haben Sie ein neues Kapitel aufgeschlagen. Sie haben ihr Unternehmen an der Hongkonger Börse listen lassen. Warum?
Wir können das Geld, das wir durch den Börsengang eingesammelt haben, investieren um zu wachsen. Und die Börsenregeln zwingen unser Team zu mehr Transparenz und Effizienz. Auf lange Sicht macht das ein Unternehmen wertvoller. Kurzfristig ist es allerdings sehr nervenaufreibend, wenn man plötzlich die ganzen Regeln und Gesetze einhalten muss. Nun sagst nicht du selbst, ob die Zahlen stimmen, sondern Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer sagen es Dir. Da muss man sich richtig zusammenreißen, damit man das Geldverdienen nicht vergisst. Wir sind mit 1,2 Milliarden Umsatz ja noch klein und müssen wachsen, indem wir Wettbewerber kaufen.
Sie sammeln alte chinesische Kunst, aber auch moderne Kunst. Warum?
Weil ich es hasse, mich zu langweilen. Ich mag aber nicht immer Autos verkaufen. Chinesische Kunst ist sehr interessant. Und ich muss ja schließlich auch Geld ausgeben. Nur Geld verdienen macht keinen Sinn.
Ihr Spezialgebiet?
Ich sammle Stein-Buddhas.
Können Sie sich vorstellen, nur noch Kunst zu sammeln?
Nein. Mein Sohn sammelt schon fleißig. Das ist doch schon eine schöne Mini-Dynastie: Die erste Generation hat Restaurants betrieben, die zweite Autos verkauft, die dritte handelt womöglich mit Kunst.
Pünktlich zur UN-Klimakonferenz haben die Datenanalysten von Bloomberg New Energy Finance (BNEF) ein neues Factbook zu emissionsfreien Fahrzeugen publiziert. Sie zeigen, dass der Markt für Elektroautos weiter boomt. Im ersten Halbjahr 2021 waren 7,2 Prozent der weltweit verkauften Autos elektrisch. Noch vor zwei Jahren waren es lediglich 2,6 Prozent gewesen. Die Experten sagen für das Jahr 2040 voraus, dass 70 Prozent aller Auto-Verkäufe emissionsfreie Fahrzeuge sein werden – und sind damit optimistischer als bei früheren Prognosen.
Doch trotz des rasanten Wachstums und der guten Prognosen ist der Verkehrssektor laut BNEF noch weit entfernt von einem Null-Emissions-Pfad und der Erreichung der Klimaziele. Schon 2035 dürften weltweit keine Autos mit Verbrenner-Antrieb mehr verkauft werden, wenn der Verkehrssektor bis 2050 das Ziel der Netto-Null-Emissionen erreichen soll. Denn Autos, die 2035 verkauft werden, werden aller Voraussicht nach noch 2050 auf den Straßen fahren und dabei für Emissionen sorgen.
China war im 1. Halbjahr 2021 wieder der größte Markt für Elektroautos. 2020 hatte Europa die Volksrepublik bei den Verkäufen erstmals überholt gehabt. Doch schon flacht die zuletzt steile chinesische Wachstumskurve wieder leicht ab. Demgegenüber zogen die Verkäufe von E-Autos in den großen europäischen Automärkten – Deutschland, Frankreich und Italien – in den letzten Jahren rapide an.
Allerdings unterscheiden sich Europa und China beim Antriebsstrang der verkauften Autos. In der Volksrepublik sind die meisten E-Autos rein batteriebetriebene Fahrzeuge. Bei diesen ist China weiterhin weltweit führend, denn in Europa teilen sich die Verkäufe fast gleichmäßig zwischen batteriebetriebenen und Plug-in-Autos mit E- und Verbrenner-Antrieb auf. In der Volksrepublik sind laut BNEF mittlerweile 4,3 Millionen reine Elektroautos zugelassen. In Europa sind es 2,2 Millionen.
An den Plug-in-Hybriden gibt es jedoch regelmäßig Kritik, dass die Autofahrenden den Wagen zu häufig als Verbrenner nutzen. Vor allem als Dienstwagen schneiden Plug-in-Hybride schlecht ab. Sie haben nach Studien des Fraunhofer Instituts lediglich einen elektrischen Fahranteil von 18 Prozent. Einen Klimavorteil gegenüber Verbrennern haben die Plug-in-Autos jedoch erst ab einer elektrischen Nutzung von 50 Prozent.
Doch so positiv die Zahlen für China klingen: Die Abhängigkeit von Kohlestrom macht dort viel des theoretischen Klimafortschritts zunichte. Ein rein batteriebetriebenes E-Auto verursacht in China im Durchschnitt 36 Tonnen CO2, wenn die Herstellung und gesamte Nutzungsdauer betrachtet wird. Der größte Teil der Emissionen entsteht bei der Nutzung aufgrund des hohen Anteils der Kohle in Chinas Energiemix. Zwar verursachen die batteriebetriebenen E-Autos bei einer Nutzungsdauer von 250.000 Kilometern in China 18 Prozent weniger CO2 als Verbrenner. In Deutschland (49 Prozent weniger), Großbritannien (76 Prozent weniger) und den USA (60 Prozent weniger) ist dieser Vorsprung der Stromer beim CO2-Vergleich mit Verbrennern allerdings viel größer.
Die BNEF-Daten deuten auch darauf hin, dass viele E-Autos in Europa und den USA schon 2023 und 2024 wettbewerbsfähig mit Verbrennern sein werden. Dann müssten sie keine Subventionen mehr erhalten. Für den chinesischen Markt sind die Prognosen etwas pessimistischer. Einzig mittelgroße Elektroautos könnten 2023 ohne Subventionen schon ein ähnliches Preisniveau erreichen wie Verbrenner. Bei kleinen und großen E-Autos wird die Wettbewerbsfähigkeit für 2026, für E-SUVs erst 2028 prognostiziert.
Dennoch lässt China die direkten Subventionen für E-Autos schon Ende 2022 auslaufen. Um die Verbrenner aus dem Markt zu drängen, setzen die chinesischen Behörden mittlerweile stärker auf Vorgaben bei den Flottengrenzwerten und ein Kreditsystem mit Emissionspunkten. Bis 2025 wird der Flottengrenzwert auf vier Liter Verbrauch pro Fahrzeug reduziert. Die Experten von BNEF schätzen, dass E-Autos im Jahr 2023 in China schon deswegen 17 Prozent aller Verkäufe ausmachen müssen.
Die Volksrepublik hat bisher aber noch kein Enddatum für den Verkauf von Verbrennern beschlossen. Einzig die südchinesische Inselprovinz Hainan will ab 2030 keine neuen Verbrenner mehr zulassen. Reiche Boom-Städte könnten jedoch ebenfalls noch ein Verbrenner-Verbot beschließen, sagt Ilaria Mazzocco, China-Energieexpertin vom “Center for Strategic & International Studies” (China.Table berichtete).
Frappierend ist Chinas Dominanz bei E-Bussen. Circa 97 Prozent der weltweiten E-Busse fahren auf chinesischen Straßen. In diesem Bereich holen andere Staaten bisher nur langsam auf. Während in China fast 620.000 E-Busse fahren, sind es in Europa lediglich 8.700. Die Dominanz Chinas ist vor allem auf nationale Subventionen und die Politik der Kommunen zurückzuführen, die ihre Busflotten auf Null-Emissionen umstellen wollen. Allerdings laufen auch die Subventionen für E-Busse in China 2022 aus.
Ganz anders sieht es in der EU aus. Die Clean Vehicles Directive der EU setzt seit kurzem verbindliche Ziele zur Beschaffung emissionsarmer und CO2-freier Busse. Bis 2030 sollen 65 Prozent aller neu beschafften Busse alternative Kraftstoffe nutzen und die Hälfte der beschafften Busse muss emissionsfrei sein. Nicht zuletzt deshalb plant der chinesische Hersteller BYD die Ausweitung der Produktion in seinem Werk in Ungarn. Bis 2022 will das Unternehmen dort 1.000 Busse jährlich produzieren. Das ist eine Steigerung um das Fünffache der derzeitigen Produktion. Zum Vergleich: Der europäische Marktführer für E-Busse, Solaris, lieferte im letzten Jahr 457 E-Busse aus.
Bei den Batterien für E-Autos sinkt Europas Abhängigkeit von China in den kommenden Jahren etwas. Während in Europa heute lediglich sechs Prozent der Batterien hergestellt werden, werden es laut BNEF-Prognosen 2025 schon 18 Prozent sein. China bleibt allerdings der dominante Hersteller. 2025 werden in der Volksrepublik noch fast viermal mehr Batterien für E-Autos hergestellt werden als in Europa.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich ganz auf China konzentriert. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in China.
Der chinesische Technologiekonzern Build Your Dreams (BYD) hat Elektrobusse an die Deutsche Bahn AG in Deutschland geliefert. Die Übergabe der fünf elektrischen 12-Meter-Busse habe in Ettlingen bei Karlsruhe stattgefunden, wie BYD am Montag mitteilte. DB hatte mit BYD im März 2021 einen Rahmenvertrag über die Einführung von Elektrobussen im Jahr 2021 und darüber hinaus geschlossen. Die Elektrobusse wurden von Oosterhoud in den Niederlanden bis zum Zielort gefahren. Sie sollen im Landkreis Karlsruhe eingesetzt werden. Eine Ladung der 422-KWh-Batterie soll BYD zufolge eine Reichweite von rund 400 Kilometern haben. ari
Der Autokonzern Great Wall Motor (GWM) hat in München seine neue Europazentrale eröffnet. Damit werde die Stadt zum zentralen Standort für den kontinentaleuropäischen Markt, teilte das Unternehmen mit. “Als einer der erfolgreichsten Automobilhersteller Chinas haben wir bereits in vielen internationalen Märkten erfolgreich Fuß gefasst. Der Start in Europa ist ein wichtiger Meilenstein für Great Wall Motor. Wir haben auch für diesen Markt ehrgeizige Ziele“, sagte GWM-Chef Qiao Xianghua. In der Zentrale in der bayerischen Landeshauptstadt sollen ab dem kommenden Jahr rund 300 Angestellte arbeiten.
Den Kunden gegenüber will GWM mit den beiden Automarken Wey und Ora auftreten (China.Table berichtete). Diese hatte der Konzern im September auf der IAA präsentiert. Beide Marken sollen vor allem durch ihre Nutzerorientierung überzeugen. Für Ora und Wey ist je eine App geplant, mit der die Nutzer mit der Marke und ihren Produkten interagieren können. Man wolle ein “Lifestyle-Ökosystem für europäische Nutzer”, das unter anderem einen Ladeservice und einen Wartungs- und Reparaturservice umfasse, teilte GWM mit. “Wir wollen das Auto zu einem emotionalen, intelligenten und bequemen dritten mobilen Raum machen”, sagt Qiao. Die Vernetzung von Fahrzeugen und mobilen Endgeräten wird zunehmend wichtiger (China.Table berichtete). ari
Wuling, das Joint Venture von General Motors und dem chinesischen Autokonzern SAIC, hat am Montag die “Nano”-Version des Wuling Hongguang Mini EV vorgestellt. Mit einer Länge von 2,50 Metern und einem Radstand von 1,60 Metern ist der Nano EV noch kleiner als das Standardmodell. Die Länge ist 42 Zentimeter kürzer, der Radstand 34 Zentimeter. Der schnittige Zweisitzer kommt mit einem 24 Kilowatt-Elektromotor. Er soll mit einer Batterie-Ladung 305 Kilometer weit fahren. Zur Kapazität des Akkus machte das Unternehmen mit Sitz im südwestlichen Liuzhou noch keine Angaben.
Der Wuling Hongguang Mini EV zählt in China nach wie vor zu den meistverkauften E-Autos (China.Table berichtete). Zwischen Januar und September machte er dort mehr als ein Fünftel der Neuzulassungen aus. Das Fahrzeug schließt in der Volksrepublik eine Lücke. Viele Chinesen, die zuvor nur mit Trikes und E-Scootern unterwegs waren, haben nun genug Kaufkraft, um sich einen günstigen Kleinstwagen als Einstiegsfahrzeug leisten zu können. Die im Nano erhältlichen Fahrer-Airbags und Parksensoren sind für diese Kundschaft geradezu Luxus. Je nach Ausstattung kostet der Nano umgerechnet zwischen 6.300 bis 8.300 Euro. Trotz der geringeren Maße ist er damit teurer als das Standardmodell. Der normal große Wuling Mini EV ist in China bereits ab 4.000 Euro zu haben. fpe
Der Autozulieferer ZF und Chinas größter Batteriehersteller CATL haben eine globale strategische Partnerschaft im Bereich Aftermarket-Services abgeschlossen. Das teilten beide Unternehmen am Samstag mit. Demnach umfasst die Zusammenarbeit unter anderem Servicenetzwerke, batteriebezogene Schulungen, Konnektivität und Wiederverwendung. Beide beabsichtigen laut der Mitteilung, den gegenseitigen Wissenstransfer zu erleichtern.
CATL sieht das Abkommen als wichtigen Schritt für seine Globalisierungsstrategie. “Die Partnerschaft mit ZF ist ein wichtiger Schritt zur Entwicklung einer globalen, umfassenden Wertschöpfungskette für Batterien. Mit der Unterstützung des weltweiten ZF-Netzwerks werden wir unseren globalen Aftermarket-Service weiter ausbauen”, so CATL-Geschäftsführer Zhou Jia. CATL wird ZF laut der Mitteilung Know-how im Bereich der Batterieschulung zur Verfügung stellen, das mit der DGUV-Hochspannungsschulung von ZF kombiniert wird (DGUV: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung). ck
Holger Scherr wird neuer Präsident und CEO des chinesischen Joint Ventures Beijing Foton Daimler Automotive (BFDA). Das beschloss der Vorstand der Daimler Truck AG kürzlich. Scherr folgt auf Kelley Platt, die Anfang 2022 in den Ruhestand geht. Sie hatte die Leitung von BFDA in Peking seit 2018 inne.