der Kontrast ist verblüffend. Chinas Mütter haben Mitte der Sechzigerjahre noch durchschnittlich sechs Kinder auf die Welt gebracht. Heute sind es nur noch 1,3 Kinder, wie die Auswertung der aktuellen Volkszählung zeigt. Mit der Zahl der jungen Leute schrumpft langfristig auch der Konsum – ein Trend, den Firmenlenker auf dem Schirm haben sollten. Experten hegen derweil Zweifel an den Zahlen: Möglicherweise werden noch weniger Kinder geboren als ausgewiesen. Die Daten, die jetzt vorliegen, sind dennoch die beste Information, die wir über Chinas Bevölkerung haben, erläutert Felix Lee. Denn so einen Zensus gibt es nur alle zehn Jahre.
China und Australien liegen bekanntlich im Clinch. Um den aufmüpfigen Partner besser unter Druck setzen zu können, will Peking die Abhängigkeit von Erzlieferungen aus Down Under verringern. Doch auch hohe Investitionen in Guinea bringen die angestrebte Unabhängigkeit nicht, schreibt Frank Sieren. Australien hat eben besonders reiche Vorkommen an hochwertigem Eisenerz.
Während die Nachfrage nach E-Autos boomt, verzichtet Tesla vorerst auf die ursprünglich angedachte Erweiterung seiner Fabrik in Shanghai. Eigentlich wollte das Unternehmen von dort aus den US-Markt beliefern. Doch der Handelsstreit lässt das wenig ratsam erscheinen.
Bislang war es eine Annahme. Jetzt ist es offiziell: Chinas Bevölkerung wächst so langsam wie seit Jahrzehnten nicht. Und auch wenn die Einwohnerzahl entgegen Berichten einiger westlicher Medien im vergangenen Jahr nicht geschrumpft ist, so wird diese Situation in den nächsten Jahren eintreten. Das wird von niemandem mehr bezweifelt.
Wie die am Dienstag veröffentlichte und alle zehn Jahre erhobene Volkszählung ergab, ist die Einwohnerzahl des bislang bevölkerungsreichsten Landes der Welt im vergangenen Jahrzehnt um 5,4 Prozent auf 1,41 Milliarden gestiegen; jährliche Zahlen hat das Statistikamt nicht veröffentlicht. Das ist die langsamste Steigerung seit den 1950er-Jahren.
Grund dafür ist die weiter sinkende Geburtenrate. Statistisch bekommt eine Frau 1,3 Kinder. Die Rate liegt damit auf dem Niveau von Japan, Italien und Deutschland, den Gesellschaften weltweit, die derzeit am schnellsten altern. Das Problem dabei: Während diese Länder ein Wohlstandsniveau erreicht haben, das zumindest in den nächsten Jahren für ausreichend hohe Renten sorgt, altert die Volksrepublik, bevor die privaten Haushalte genug Vermögen angehäuft haben, um im Alter versorgt zu sein.
Und mehr noch: “Das Bevölkerungswachstum wird sich in Zukunft weiter verlangsamen”, bestätigte Ning Jizhe, Leiter des Nationalen Statistikamtes, bei der Vorstellung der Ergebnisse. Wann Chinas Bevölkerungszahl voraussichtlich ihren Höchststand erreicht hat, wollte Ning zwar nicht nennen. Er sei noch “ungewiss”, sagte er. Zugleich verriet er aber, dass 2020 nur noch zwölf Millionen Geburten registriert wurden, 2019 waren es noch 15 Millionen. Die Zahl der Toten hingegen steigt langsam, aber stetig. Lag sie 2019 noch bei 7,26 Millionen, betrug sie ein Jahr später schon 7,4 Millionen. Zuwanderung spielt bei diesen Zahlen keine Rolle, sie findet so gut wie gar nicht statt.
Was die Verzerrung der Bevölkerungspyramide zu einer Pilzform für die Unternehmen auf dem chinesischen Markt bedeutet, lässt sich vergleichsweise leicht ablesen und ist schon länger bekannt. Für eine ganze Weile wird die Gruppe der mittelalten Konsument:innen am schnellsten wachsen, deren Kinder bereits aus dem Haus sind (“Working Age Empty Nesters”). Sie gönnen sich gerne etwas – vom kleinen Luxus bis zur großen Reise. Auch die Urbanisierung läuft weiter und erzeugt neue Konsumenten, die in die Mittelklasse vorstoßen. Diese Familien kaufen sich oft ihr erstes besseres Auto und andere Konsumgüter. Der Markt für hochwertige Güter wächst also auf absehbare Zeit weiter. Aber eben nicht unbegrenzt.
Die aktuell arbeitende Generation spart zugleich weiter viel Geld. Sie weiß, dass ein Rentenproblem auf die Gesellschaft zukommt. Sie kennt aber nur eine sichere Geldanlage: die eigene Wohnung oder andere Immobilien. Die Blase am Häusermarkt wird sich daher vermutlich weiter ausdehnen. Der potenziell lukrative Markt für Rentenversicherungen wird derweil wohl weiter verschlossen bleiben – außer das Investitionsabkommen zwischen der EU und China (CAI) wirkt hier noch Wunder.
Die Vereinten Nationen gehen bislang davon aus, dass die Zahl der Menschen in der Volksrepublik 2030 ihren Höchststand erreichen wird. Doch sollte der Trend der vergangenen Jahre weitergehen, dürfte dieser Punkt schon Mitte dieses Jahrzehnts erreicht sein. Und auch den Status als bevölkerungsreichste Nation der Erde wird China bis dahin verlieren. Indien wird den Berechnungen zufolge in etwa vier Jahren die Volksrepublik überholen. Das Land zählt UN-Angaben zufolge derzeit etwa 1,38 Milliarden Einwohner:innen. Die Bevölkerung wächst in Indien allerdings deutlich schneller.
Dabei war eine Dämpfung des Bevölkerungswachstums jahrzehntelang die Doktrin der chinesischen Führung. Seit den frühen 1980er-Jahren propagierte sie die Ein-Kind-Politik. Fast 35 Jahre lang durfte jedes Ehepaar in den Städten nur noch ein Kind zur Welt bringen. Auf dem Land waren maximal zwei Kinder erlaubt. Wer sich nicht daran hielt, musste mit saftigen Strafen rechnen. Das Bevölkerungswachstum ging tatsächlich zurück.
Doch diese Entwicklung erfolgte zu einem hohen Preis – den das Land demnächst zu spüren bekommt. Denn die abrupte Einführung einer so rigiden Bevölkerungspolitik wird dazu führen, dass auf einen Schlag ein hoher Anteil der Bevölkerung in Rente geht, während der Anteil der Menschen im erwerbstätigen Alter schrumpft. 2016 schaffte China die jahrzehntelange Ein-Kind-Politik ab.
Doch dieser Schritt erfolgte zu spät, die Schrumpfung in den kommenden Jahrzehnten bleibt unumkehrbar und ist auch schon in vollem Gang. 894 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner waren im vergangenen Jahr zwischen 15 und 59 Jahre alt, fünf Prozent weniger als 2011, als die Zahl nach offiziellen Angaben mit 925 Millionen ihren Höhepunkt erreicht hatte. Der Anteil derjenigen, die mindestens 60 Jahre alt sind, ist hingegen um 5,4 Prozentpunkte auf 18,7 Prozent oder 264 Millionen gestiegen.
Die zu späte Kehrtwende könnte der Grund für den Verdacht sein, dass die Daten möglicherweise geschönt sind und Chinas Bevölkerung sogar noch langsamer wächst oder vielleicht sogar schon schrumpft. Doch auch wenn die Erhebung von Daten über eine so große Bevölkerung nicht einfach ist: Die Daten aus der Volkszählung sind das beste, was wir an Infos über die chinesische Bevölkerung besitzen.
Wann genau der Kipppunkt kommt, ist auch nicht so wichtig. Experten:innen warnen seit Jahren vor einer “demografischen Zeitbombe”. Der Anteil von Menschen im arbeitsfähigen Alter an der Gesamtbevölkerung werde von drei Vierteln im Jahr 2011 auf gut die Hälfte im Jahr 2050 fallen. Das wird Ökonomen zufolge die Produktivität beeinträchtigen. “Unsere Projektionen, die auf den Zahlen vor der Volkszählung basieren, deuteten bereits darauf hin, dass die Erwerbsbevölkerung bis 2030 jährlich um 0,5 Prozent schrumpfen würde, mit ähnlichen Auswirkungen auf das Bruttoinlandsprodukt”, schreiben etwa die Analysten von Capital Economics. Mit hohen Wirtschaftswachstumsraten ist dann nicht mehr zu rechnen.
Diese Entwicklung könnte auch Auswirkungen im geopolitischen Wettstreit haben. Denn während Chinas Bevölkerung schrumpft, werden die USA UN-Angaben zufolge bis 2050 um 15 Prozent wachsen. Ein langsameres Wachstum in der Volksrepublik würde es schwieriger machen, die Vereinigten Staaten wirtschaftlich einzuholen, schreiben die Analysten von Capital Economics weiter. Und auch Chinas Zentralbank kommt zu der Einschätzung: “Bildung und technologischer Fortschritt können den Rückgang der Bevölkerung nicht kompensieren.”
Kein anderes Land ist so hungrig nach dem nützlichen Rohstoff: China kauft 75 Prozent der weltweiten Eisenerzproduktion. Das Eisenerz wird vor allem für die Herstellung von Stahl verwendet, der wiederum für Chinas Industrialisierung unabdingbar ist. Ohne Eisenerz gibt es kein anhaltendes Wachstum. Das gilt insbesondere auch für die Rüstungsindustrie. Damit steht das Thema Stahl in Peking ganz oben auf der Tagesordnung der Planer.
Chinas prognostizierte Stahlproduktion für 2021 liegt laut dem Planungs- und Forschungsinstitut für metallurgische Industrie bei gut einer Milliarde Tonnen, was einem Anstieg von 1,4 Prozent gegenüber der Produktion des Vorjahres entspricht. Man braucht rund 1,5 Tonnen Eisenerz, um eine Tonne Stahl zu herzustellen. Chinas heimische Eisenerzvorkommen sind in der Qualität jedoch relativ minderwertig und daher teurer in der Aufbereitung. Die meisten chinesischen Stahlhersteller sind auf Eisenerz aus dem internationalen Markt angewiesen. Am vergangenen Montag sind die Preise für Eisenerz-Futures in Singapur an einem Tag um 10 Prozent auf einen neuen Rekord von 226 US-Dollar gestiegen. Die Preise für Stahlträger sind in China allein in diesem Jahr von 660 auf 865 US-Dollar hochgegangen.
Australien und Brasilien sind die beiden größten Eisenerzproduzenten der Welt und auch mit großem Abstand Chinas Hauptlieferanten. Die australischen Lieferungen stiegen allein im vergangenen Jahr um sieben Prozent auf 713 Millionen Tonnen, während die brasilianischen Lieferungen um 3,5 Prozent auf 235 Millionen Tonnen kletterten, wie Daten der chinesischen Zollbehörde zeigen.
Doch besonders das Verhältnis zu Australien, das 60 Prozent des chinesischen Eisenerzbedarfes liefert, war zuletzt äußerst angespannt (China.Table berichtete). Peking und Canberra streiten sich weiterhin erbittert. Die Gräben sind tiefer denn je. Peking setzt die Wirtschaftsgespräche aus und Canberra prüft, ob man Chinas Nutzungsvertrag für den Hafen in Darwin auflösen kann (China.Table berichtete). Hinzu kommt, dass Australien derzeit seine Verbindung zur sogenannten Quad-Gruppe stärkt. Das Bündnis, das sich aus den USA, Indien, Japan und Australien zusammensetzt, will in der Indopazifik-Region ein Gegengewicht zur immer mächtiger werdenden Volksrepublik bilden. Doch die Länder können China als Exportdestination von Eisenerz nur marginal ersetzen.
Um Australien abzustrafen, müsste China seine Eisenerzversorgung also weiter diversifizieren, vor allem durch die Erschließung neuer Minen in Übersee. Das Hauptaugenmerk Chinas dabei liegt derzeit auf Guinea. Dort liegt das größte unerschlossene Eisenerzvorkommen der Welt. Die Infrastruktur in dem verarmten, aber rohstoffreichen Land in Westafrika ist schlecht. Das hat bislang dazu geführt, dass bereits vor gut 20 Jahren entdeckte Vorkommen in der 110 Kilometer langen Hügelkette Simandou im Südosten nicht erschlossen wurden.
So müsste beispielsweise eine rund 650 Kilometer lange Bahnverbindung zu den Minen gebaut werden, ebenso ein moderner Hafen, von dem aus das Eisenerz verschifft werden kann. Beides sind Spezialgebiete von Chinas Belt and Road-Initiative (BRI). Doch es dauert Jahre, bis solche Infrastrukturprojekte fertig sind. Peking braucht aber hier und jetzt einen Hebel, um den politischen Druck zu erhöhen.
Simandou ist in ein südliches und ein nördliches Konzessionsgebiet aufgeteilt. Seit 2019 sind an beiden Teilen chinesische Unternehmen beteiligt. Da ist zum einen SMB-Winning, ein Konsortium aus dem Schifffahrtskonglomerat Winning aus Singapur, dem chinesischen Aluminiumhersteller China Hongqiao Group, dem guineisch-französischen Logistikunternehmen UMS und dem Staat Guinea. Den nördlichen Teil bearbeiten darf der britisch-australische Bergbaukonzern Rio Tinto mit Chinalco, einem Aluminiumhersteller aus China. Berichten zufolge plant die Baowu Group, Chinas größter Stahlproduzent, ebenfalls in die Mine zu investieren.
China setzt in Guinea seit einiger Zeit auf Freundschaftsdiplomatie, schon lange bevor der Streit mit Australien im Frühjahr 2019 offen ausbrach. Vor rund drei Jahren hatte Peking der Regierung in Guinea ein Darlehen von 20 Milliarden US-Dollar mit einer Laufzeit von gut zwanzig Jahren gewährt – im Austausch gegen Abbaurechte für Bauxit, dem Erz, das die Basis für die Herstellung von Aluminium ist.
Beim Eisenerz gibt es einen weiteren Grund in Guinea zu investieren, der viel triftiger ist als der Streit mit Australien: Je mehr Eisenerz auf dem Markt verfügbar ist, desto niedriger sind die Preise. China importiert rund gut eine Milliarde Tonnen im Jahr. Wenn der Preis nur um zwei Dollar sinkt, hat Peking zwei Milliarden Dollar gespart. Ein Investment in die Guinea Mine lohnt sich also auch, selbst wenn Guinea seine Schulden nur teilweise oder verspätet zurückzahlen kann.
Der Streit mit Australien ist allerdings ein Grund mehr, das Tempo zu erhöhen. Im vergangenen Oktober gratulierte Peking dem guineischen Präsidenten Alpha Conde trotz Anschuldigungen von Wahlbetrug zügig zu seiner Wiederwahl. Und am 4. März dieses Jahres traf die erste Ladung chinesischer Covid-19-Impfungen in Guineas Hauptstadt Conakry ein. Damit war die Nation eine der ersten, die Impfunterstützung aus China erhielt. Insgesamt 500.000 Dosen (200.000 davon als Geschenk) erhielt das Land mit 12 Millionen Einwohnern. Der neue Außenminister Ibrahima Khalil Kaba empfing die Impfstoffe aus China zusammen mit dem chinesischen Botschafter Huang Wei am Flughafen.
Doch das Projekt in Guinea allein wird nicht reichen, um den entscheidenden Unterschied zu machen. Denn auch, wenn die Mine nun wie geplant 2025 eröffnet – die Mengen reichen nicht, um die Abhängigkeit von australischen Eisenerz massiv zu reduzieren. Die Simandou-Mine habe eine jährliche Produktionskapazität von 200 Millionen Tonnen, wenn alle vier Blöcke gleichzeitig betrieben werden, erklärt Atilla Widnell, Geschäftsführer der Datenanalytik-Firma Navigate Commodities gegenüber der South China Morning Post. Die Mine “wird es jedoch niemals mit den in Westaustralien produzierten Mengen von mehr als 800 Millionen Tonnen pro Jahr” aufnehmen können.
Wie sehr China und Australien ineinander verkeilt sind, zeigen die Handelszahlen zwischen China und Australien. Vor allem wegen der gestiegenen Eisenerzlieferungen ist trotz des erbitterten Handelsstreits der Handel zwischen den Ländern 2020 nur um zwei Prozent zurückgegangen.
Die Eisenerzexporte nach China haben sogar zugelegt: Es gibt einfach keine Alternative zu der Abhängigkeit. Umgekehrt das gleiche: 25 Prozent der australischen Gesamtexporte sind Eisenerz. Über 80 Prozent davon gehen nach China. Auch über alle Produktkategorien hinweg zeigt sich ein ähnliches Bild: 43 Prozent der australischen Exporte gingen 2020 nach China. Auf Platz zwei folgt Japan mit neun Prozent, gefolgt von den USA mit 6,2 Prozent. Der Abstand ist so groß, dass es keinem anderen Land kurzfristig gelingen kann, einen signifikanten Anteil des Handels mit China zu übernehmen. Selbst mittelfristig nicht.
China wiederum kann seine Stahlproduktion vielleicht etwas dämpfen, aber nicht wirklich signifikant herunterfahren. Doch selbst wenn sie 2021 leicht zurückgehen sollte, wie manche Analysten entgegen der offiziellen Verlautbarungen voraussagen: Die gegenseitige Abhängigkeit von Australien und China löst das nicht. Es bleibt den Streithähnen am Ende nichts anderes übrig, als sich zu einigen.
Eines von fünf verkauften Autos in den sechs größten Städten Chinas ist mittlerweile ein Elektro- oder Hybridauto, wie Daten des Chinesischen Verbandes für Personenkraftwagen zeigen. In Shanghai liegt die Zahl sogar bei 31 Prozent der Neuwagenverkäufe. 2016 machten Elektro- und Hybridautos noch sechs Prozent der Verkäufe in Shanghai aus, wie Bloomberg berichtet. In ganz China liegen die Zahlen demzufolge bei acht Prozent.
Als Grund wird auch der leichtere Zugang zu Nummernschildern für Elektro- und Hybridautos genannt. In einigen Städten Chinas sind Neuzulassungen von Verbrennern bereits fast unmöglich – die Vergabe von Nummernschildern verläuft im Losverfahren mit geringen Gewinnchancen. Für E-Autos und Hybride gelten weniger Einschränkungen. Bezugnehmend auf lokale Medienberichte schreibt Bloomberg, dass Shanghai die Vergabe von Nummernschildern für kleine E-Autos einschränken will. Darunter fallen beispielsweise der Hongguang Mini von SAIC-GM-Wuling Automobile (China.Table berichtete) und andere Fahrzeuge, die kürzer als 4,6 Meter sind und weniger kosten als 12.700 Euro. nib
Tesla hat die geplante Erweiterung seiner Fabrik in Shanghai vorerst gestoppt. Das Unternehmen werde zunächst kein Land kaufen, um die Fabrik zu einem globalen Export-Hub zu erweitern, berichtet Reuters. Die Entscheidung basiere demzufolge auf den Spannungen zwischen China und den USA und den von Donald Trump installierten zusätzlichen Zöllen von 25 Prozent auf in China produzierte Autos. Zuvor plante das Unternehmen, den Export seines Model 3 aus China auszubauen und es auch in die USA auszuführen. Derzeit produziere das US-Unternehmen pro Jahr 450.000 Einheiten in der Shanghaier Fabrik. Ausgelegt ist sie für 500.000 Autos. Teslas Umsatz in China lag in den ersten drei Monaten dieses Jahres bei drei Milliarden US-Dollar, was 30 Prozent des Gesamtumsatzes des Unternehmens sind. Zuletzt sah sich Tesla in China starker Kritik ausgesetzt – es kam wiederholt zu technischen Mängeln und Rückrufen (China.Table berichtete). nib
Der Technologie-Konzern Apple sieht sich erneut konkreten Zwangsarbeits-Vorwürfen in seiner Lieferkette ausgesetzt. Sieben seiner chinesischen Zulieferer sollen unbezahlte uigurische Arbeiter aus der Autonomen Provinz Xinjiang eingesetzt haben. Das berichtet das Onlinemagazin The Information, das zusammen mit Menschenrechtsgruppen recherchiert hat. Bislang hatte die US-Firma eine Verbindung seiner Produktion zu Zwangsarbeit stets bestritten und sprach von “null Toleranz”. Apple verwies dabei auf eine gründliche Prüfung seiner Lieferketten. Eine Stellungnahme des Konzerns zu dem neuen Verdacht stand am Dienstagabend noch aus.
Zu den genannten Unternehmen gehört auch Lens Technology aus Zentralchina, ein Zulieferer von Glaslinsen für das iPhone. Bereits Ende vergangenen Jahres hatte es Vorwürfe gegen die Firma in US-Medien gegeben. Lens Technology beliefert nicht nur Apple, sondern auch den Automobilhersteller Tesla und den Logistikkonzern Amazon. Dem neuen Bericht zufolge waren dort seit 2018 dort 600 Zwangsarbeiter im Einsatz.
Bei Avary Holding aus der ostchinesischen Küstenprovinz Jiangsu, einem Hersteller von Platinen, sollen 400 Arbeiter aus Xinjiang beschäftigt gewesen sein, bei Shenzhen Deren Electronic aus dem Perlflussdelta den Berichten zufolge sogar 1000. Sechs von sieben verdächtigten Zulieferern befinden sich zwar außerhalb der Autonomen Region Xinjiang, wo die meisten Uiguren leben. Die Unternehmen sollen die Arbeiter jedoch von dort rekrutiert haben, obwohl es weit weg liegt.
Apple macht die Liste seiner Zulieferer nicht öffentlich. Die Verbindungen zu den Unternehmen konnte das Magazin nach eigenen Angaben durch offizielle Dokumente und Bestätigungen durch Mitarbeiter überprüfen. grz
In China laufen Subventionen für emissionsfreie Energiequellen aus – und das zieht prompt die weltweite Statistik nach unten. Das weltweite Wachstum der Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Energien werde 2021 leicht zurückgehen, berichtet die Internationale Energieagentur (IEA). Demzufolge werden dieses Jahr 270 Gigawatt an neuer Kapazität installiert, nach einem bisherigen Rekord von 278 Gigawatt im letzten Jahr. Im vergangenen Jahr war die Volksrepublik für fast die Hälfte des Wachstums bei erneuerbaren Energien verantwortlich (China.Table berichtete). Durch das Auslaufen staatlicher Subventionen werde die Kapazitätserweiterung in China nun jedoch um 20 Prozent geringer ausfallen, prognostiziert die IEA.
Das Land ist aber weiterhin der größte Markt für den Sektor. China werde weiterhin für über 40 Prozent der zusätzlichen Kapazitäten im Bereich Erneuerbarer Energien verantwortlich sein, so die IEA. Europa stehe an zweiter Stelle. Bei Onshore-Windkraftwerken werde China dieses Jahr laut IEA-Prognose etwa 40 Prozent der weltweit neuen Kapazität installieren. Bei Offshore-Windanlagen werde die Volksrepublik sogar gut 60 Prozent der globalen neuen Kapazität ausmachen. nib
Das chinesische Finanztechnologie-Unternehmen Ant Group könnte bald die Zentralbank Chinas (PBoC) bei der Verbreitung des E-Yuan unterstützen. Die Direktbank MyBank, an der Ant zu 30 Prozent beteiligt ist, soll es seinen Kunden ermöglichen, ihre Konten mit der staatlichen Digitalen-Yuan-App zu verbinden. Das berichtet die staatliche Wirtschaftspublikation China Securities Journal. Diese Funktion soll Nutzern zur Verfügung stehen, die die Bezahl-App Alipay von Ant nutzen. Auch die WeBank von Konkurrenz Tencent soll Berichten zufolge helfen, den Gebrauch des E-Yuan zu verbreiten. Die Bezahl-Apps Alipay und Wepay sind die zwei größten Anbieter von mobilen Zahldiensten im Land.
Derzeit versuchen Chinas Behörden durch Anreize bei sogenannten Einkaufsfestivals den digitalen Yuan breiter zu testen als in den bisherigen Pilotprojekten (China.Table berichtete). Für Alibaba kommt die angekündigte Zusammenarbeit seines Tochterunternehmens mit der Zentralbank zu einem günstigen Zeitpunkt. Alibaba hatte aufgrund kritischer Äußerungen seines Gründers Jack Ma bezüglich der chinesischen Finanzpolitik zuletzt immer wieder Probleme mit den Regulierungsbehörden (China.Table berichtete). niw
Am 17. Mai sollte die COP 15, die Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen stattfinden. Nun wurde sie auf Oktober verschoben. Digitaler Ausrichtungsort wird Kunming in Südchina sein. Ein Erfolg zum Schutze der verbleibenden Biodiversität würde ein “Globaler Deal für die Natur” sein. Anders ausgedrückt: Alle müssen an einem Strang ziehen. Gleiches gilt auch für die Eindämmung des Klimawandels, wie alle Parteien auf dem Klimagipfel des US-Präsidenten Joe Biden noch einmal bekräftigten. Auf nationaler Ebene scheint China seinen Part zu erfüllen: Seit 2007 gibt es ein Klimaschutzgesetz und 2020 verkündete Präsident Xi Jinping, China werde bis 2060 klimaneutral sein.
Doch Chinas Kohleindustrie boomt und die Klima- und Biodiversitätsziele rücken in weite Ferne. Kohle zu produzieren und zu verbrennen schadet der Umwelt und gefährdet damit die Biodiversität. Außerdem ist Kohleverbrennung immer noch die größte Quelle von CO2 und damit für etwa ein Drittel des bisher erfolgten Temperaturanstiegs verantwortlich. Der Kohleanteil am Stromverbrauch Chinas liegt bisher aber bei etwa 60 Prozent und mit über 1000 Gigawatt betreibt China die Hälfte aller Kohlekraftwerke der Welt. Im Jahr 2020 wurden außerdem 38,4 Gigawatt Kohlekapazitäten neu in Betrieb genommen. Weitere 206 GW sind im Bau und Planung, das entspricht 41 Prozent der globalen Kohlekraftwerke in Entwicklung.
Falsch ist die landläufige Meinung, dass der Westen sowieso nichts in China ändern kann und nichts mit der Ausrichtung der Energieproduktion Chinas zu tun hat. Dass China der größte Handelspartner der EU ist und deshalb viele unserer Waren mit chinesischem Kohlestrom produziert werden, ist einigermaßen bekannt. Weniger offensichtlich sind die globalen Finanzströme: Auch wenn chinesische Kohlefirmen hauptsächlich aus dem Inland finanziert werden, unterstützen doch auch ausländische Geldgeber Chinas Kohleindustrie im Reich der Mitte. 467 internationale Finanzinstitutionen haben laut einer Urgewald-Recherche chinesische Firmen finanziert, die auf der Global Coal Exit List (GCEL) aufgeführt werden. Dies geht aus der Finanzrecherche von Urgewald vom Februar 2021 hervor, in der die Banken und Investoren hinter den Firmen auf der Global Coal Exit List (GCEL) untersucht wurden. An einem Strang ziehen hier alle, nur leider in die falsche Richtung.
Ein Zehntel der Gelder, die in den letzten zwei Jahren in den chinesischen Kohlesektor geflossen sind, kommen aus dem Ausland. 48 internationale Banken haben 21,7 Milliarden US-Dollar für Chinas Kohleindustrie bereitgestellt. Der Löwenanteil dieser Summe wurde als Underwriting, also durch die Ausgabe von Aktien und Anleihen, bereitgestellt.
Die mit Abstand größten Finanziers aus dem Ausland kommen aus dem Vereinten Königreich und den USA. Englische Banken wie HSBC und Standard Chartered haben fünf Milliarden US-Dollar vergeben und US-Banken wie JPMorgan Chase und Citigroup liegen mit 4,9 Milliarden US-Dollar nur knapp dahinter. Auch Banken aus Japan, der Schweiz und Frankreich haben je über zwei Milliarden US-Dollar im chinesischen Kohlesektor versenkt. Zu den größten Empfängern ausländischer Gelder gehört mit 1,2 Milliarden US-Dollar China Huaneng. Die Firma hat über 100 Gigawatt Kohlekraftwerkskapazitäten installiert und plant weitere 32 Gigawatt. 439 Investoren haben Aktien und Anleihen im Wert 19,6 Milliarden US-Dollar in chinesischen GCEL-Firmen investiert (Stand Januar 2021). Damit übertreffen sie die Investitionen von landeseigenen Finanzinstitutionen um zwei Milliarden US-Dollar.
Die Rangliste wird angeführt von den größten privaten Investoren der Welt: den amerikanischen Firmen BlackRock, mit 2,7 Milliarden US-Dollar, und Vanguard mit 2,2 Milliarden US-Dollar. Auf Platz 3 liegt die Qatar Investment Authority mit 1,7 Milliarden US-Dollar. Auch insgesamt sind US-Investoren mit insgesamt 11,5 Milliarden US-Dollar in Anleihen und Aktien chinesischer GCEL-Firmen führend. Weit dahinter liegen Investoren aus dem Vereinigten Königreich, wie HSBC und Schroders, mit 1,3 Milliarden US-Dollar. Andere große europäische Investoren sind der Norwegische Pensionsfonds mit 562 Millionen US-Dollar und der schweizerische Investor Pictet (219 Millionen US-Dollar) sowie die UBS (192 Millionen US-Dollar).
China Energy gehört zu den Firmen mit den größten Investitionssummen aus dem Ausland (1,8 Milliarden US-Dollar). Die Firma ist mit etwa 160 Gigawatt installierten Kohlekapazitäten und 510 Millionen Tonnen Kohleproduktion einer der Kohleriesen Chinas. China Energy entwickelt neue Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 54 Gigawatt, davon 2,8 Gigawatt in Indonesien, und plant neue Minen in China und Australien.
Die Allianz ist mit 217 Millionen US-Dollar auf Platz 18 der internationalen Investoren. Europas größter Vermögensverwalter hat eine umfassende Kohlerichtlinie verabschiedet, die allerdings nicht für ihre Tochterunternehmen und die Anlagen Dritter gilt. Der französische Konkurrent AXA ist hier weiter und mit nur 39 Millionen US-Dollar erst auf Platz 73 zu finden. Insgesamt haben 16 deutsche Investoren 403 Millionen US-Dollar investiert.
Darunter auch die Deutsche Bank, die neben 94 Millionen US-Dollar an Investitionen auch mit 410 Millionen US-Dollar an der Finanzierung des chinesischen Kohlesektors beteiligt ist und im internationalen Vergleich Rang 19 belegt. Die Deutsche Bank hat zwar 2020 eine erste Kohlerichtlinie verabschiedet, die auch Kohle auf Firmenebene ausschließt, aber sie geht noch nicht weit genug. Zu hoffen bleibt, dass sie Beispielen wie der italienischen UniCredit folgt, die in der Rangliste gar nicht auftaucht.
Trotz Ankündigungen zum Schutz der Umwelt und des Klimas baut China weiter Kohlekraftwerke, die zum Teil erst im Jahr 2025 ihren Betrieb aufnehmen und bei einer durchschnittlichen Betriebsdauer von 40 Jahren noch bis 2065 Kohlendioxid ausstoßen. Vier der fünf größten Kohlekraftwerksentwickler der Welt sind chinesische Unternehmen. Sie haben gemeinsam 121 Gigawatt in Bau und Planung: China Energy, China Datang, China Huaneng und China Huadian. Dabei geht es nicht mehr um die Energieversorgung in China selbst, nein, China ist mittlerweile der weltweit größte Förderer von Kohlekraftwerken im Ausland. In Ländern wie Bangladesch und Pakistan ist China sogar der Haupttreiber des Ausbaus und der Etablierung der Kohleindustrie. Für alle international operierenden Kohlefirmen Chinas finden sich internationale Geldgeber.
China wird sanktioniert und gleichzeitig finanziert: Heraus stechen in beiden Fällen die USA und Europa. Die historisch größten CO2-Emittenten finanzieren also den größten aktuellen Klimasünder. Und dies betrifft nicht nur Chinas Kohleindustrie: Wie Urgewalds Recherchen zeigen, wird auch in den Öl- und Gasbereich Chinas investiert.
Wenn wir irgendeine Chance auf die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad haben und die Biodiversität unseres Planeten schützen wollen, muss der Ausbau der fossilen Industrie beendet werden. Im Oktober sollen nun die Indikatoren zur Umsetzung des Aichi-Protokolls zum Schutze der Biodiversität ausdefiniert werden. Ein Stopp der weiteren Finanzierung fossiler Firmen, allen voran der Kohleindustrie, sollte hier mit aufgenommen werden.
Dr. Nora Sausmikat und Katrin Ganswindt arbeiten bei der NGO Urgewald e.V. Die Sinologin Sausmikat ist am China Desk aktiv und arbeitet an Kampagnen zu multilateralen Finanzinstitutionen, insbesondere der Asiatischen Infrastruktur Bank (AIIB). Ganswindt widmet sich Kampagnen zum Kohleausstieg und Divestment und ist an Daten-Recherchen für die Global Coal Exit Liste beteiligt, die die weltweite Kohleindustrie aufschlüsselt.
Wasserhyazinthen bedecken diesen Fluss in Quanzhou, Provinz Fujian. Zumindest bis zum Staudamm, der die Ausbreitung der Pflanzen vorerst gestoppt hat. Die Hyazinthen gelten als Plage, doch sie haben auch eine gute Eigenschaft: Sie filtern Giftstoffe aus dem Wasser. Der Anblick des grünen Teppichs mitten in der Stadt ist auf jeden Fall spektakulär.
der Kontrast ist verblüffend. Chinas Mütter haben Mitte der Sechzigerjahre noch durchschnittlich sechs Kinder auf die Welt gebracht. Heute sind es nur noch 1,3 Kinder, wie die Auswertung der aktuellen Volkszählung zeigt. Mit der Zahl der jungen Leute schrumpft langfristig auch der Konsum – ein Trend, den Firmenlenker auf dem Schirm haben sollten. Experten hegen derweil Zweifel an den Zahlen: Möglicherweise werden noch weniger Kinder geboren als ausgewiesen. Die Daten, die jetzt vorliegen, sind dennoch die beste Information, die wir über Chinas Bevölkerung haben, erläutert Felix Lee. Denn so einen Zensus gibt es nur alle zehn Jahre.
China und Australien liegen bekanntlich im Clinch. Um den aufmüpfigen Partner besser unter Druck setzen zu können, will Peking die Abhängigkeit von Erzlieferungen aus Down Under verringern. Doch auch hohe Investitionen in Guinea bringen die angestrebte Unabhängigkeit nicht, schreibt Frank Sieren. Australien hat eben besonders reiche Vorkommen an hochwertigem Eisenerz.
Während die Nachfrage nach E-Autos boomt, verzichtet Tesla vorerst auf die ursprünglich angedachte Erweiterung seiner Fabrik in Shanghai. Eigentlich wollte das Unternehmen von dort aus den US-Markt beliefern. Doch der Handelsstreit lässt das wenig ratsam erscheinen.
Bislang war es eine Annahme. Jetzt ist es offiziell: Chinas Bevölkerung wächst so langsam wie seit Jahrzehnten nicht. Und auch wenn die Einwohnerzahl entgegen Berichten einiger westlicher Medien im vergangenen Jahr nicht geschrumpft ist, so wird diese Situation in den nächsten Jahren eintreten. Das wird von niemandem mehr bezweifelt.
Wie die am Dienstag veröffentlichte und alle zehn Jahre erhobene Volkszählung ergab, ist die Einwohnerzahl des bislang bevölkerungsreichsten Landes der Welt im vergangenen Jahrzehnt um 5,4 Prozent auf 1,41 Milliarden gestiegen; jährliche Zahlen hat das Statistikamt nicht veröffentlicht. Das ist die langsamste Steigerung seit den 1950er-Jahren.
Grund dafür ist die weiter sinkende Geburtenrate. Statistisch bekommt eine Frau 1,3 Kinder. Die Rate liegt damit auf dem Niveau von Japan, Italien und Deutschland, den Gesellschaften weltweit, die derzeit am schnellsten altern. Das Problem dabei: Während diese Länder ein Wohlstandsniveau erreicht haben, das zumindest in den nächsten Jahren für ausreichend hohe Renten sorgt, altert die Volksrepublik, bevor die privaten Haushalte genug Vermögen angehäuft haben, um im Alter versorgt zu sein.
Und mehr noch: “Das Bevölkerungswachstum wird sich in Zukunft weiter verlangsamen”, bestätigte Ning Jizhe, Leiter des Nationalen Statistikamtes, bei der Vorstellung der Ergebnisse. Wann Chinas Bevölkerungszahl voraussichtlich ihren Höchststand erreicht hat, wollte Ning zwar nicht nennen. Er sei noch “ungewiss”, sagte er. Zugleich verriet er aber, dass 2020 nur noch zwölf Millionen Geburten registriert wurden, 2019 waren es noch 15 Millionen. Die Zahl der Toten hingegen steigt langsam, aber stetig. Lag sie 2019 noch bei 7,26 Millionen, betrug sie ein Jahr später schon 7,4 Millionen. Zuwanderung spielt bei diesen Zahlen keine Rolle, sie findet so gut wie gar nicht statt.
Was die Verzerrung der Bevölkerungspyramide zu einer Pilzform für die Unternehmen auf dem chinesischen Markt bedeutet, lässt sich vergleichsweise leicht ablesen und ist schon länger bekannt. Für eine ganze Weile wird die Gruppe der mittelalten Konsument:innen am schnellsten wachsen, deren Kinder bereits aus dem Haus sind (“Working Age Empty Nesters”). Sie gönnen sich gerne etwas – vom kleinen Luxus bis zur großen Reise. Auch die Urbanisierung läuft weiter und erzeugt neue Konsumenten, die in die Mittelklasse vorstoßen. Diese Familien kaufen sich oft ihr erstes besseres Auto und andere Konsumgüter. Der Markt für hochwertige Güter wächst also auf absehbare Zeit weiter. Aber eben nicht unbegrenzt.
Die aktuell arbeitende Generation spart zugleich weiter viel Geld. Sie weiß, dass ein Rentenproblem auf die Gesellschaft zukommt. Sie kennt aber nur eine sichere Geldanlage: die eigene Wohnung oder andere Immobilien. Die Blase am Häusermarkt wird sich daher vermutlich weiter ausdehnen. Der potenziell lukrative Markt für Rentenversicherungen wird derweil wohl weiter verschlossen bleiben – außer das Investitionsabkommen zwischen der EU und China (CAI) wirkt hier noch Wunder.
Die Vereinten Nationen gehen bislang davon aus, dass die Zahl der Menschen in der Volksrepublik 2030 ihren Höchststand erreichen wird. Doch sollte der Trend der vergangenen Jahre weitergehen, dürfte dieser Punkt schon Mitte dieses Jahrzehnts erreicht sein. Und auch den Status als bevölkerungsreichste Nation der Erde wird China bis dahin verlieren. Indien wird den Berechnungen zufolge in etwa vier Jahren die Volksrepublik überholen. Das Land zählt UN-Angaben zufolge derzeit etwa 1,38 Milliarden Einwohner:innen. Die Bevölkerung wächst in Indien allerdings deutlich schneller.
Dabei war eine Dämpfung des Bevölkerungswachstums jahrzehntelang die Doktrin der chinesischen Führung. Seit den frühen 1980er-Jahren propagierte sie die Ein-Kind-Politik. Fast 35 Jahre lang durfte jedes Ehepaar in den Städten nur noch ein Kind zur Welt bringen. Auf dem Land waren maximal zwei Kinder erlaubt. Wer sich nicht daran hielt, musste mit saftigen Strafen rechnen. Das Bevölkerungswachstum ging tatsächlich zurück.
Doch diese Entwicklung erfolgte zu einem hohen Preis – den das Land demnächst zu spüren bekommt. Denn die abrupte Einführung einer so rigiden Bevölkerungspolitik wird dazu führen, dass auf einen Schlag ein hoher Anteil der Bevölkerung in Rente geht, während der Anteil der Menschen im erwerbstätigen Alter schrumpft. 2016 schaffte China die jahrzehntelange Ein-Kind-Politik ab.
Doch dieser Schritt erfolgte zu spät, die Schrumpfung in den kommenden Jahrzehnten bleibt unumkehrbar und ist auch schon in vollem Gang. 894 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner waren im vergangenen Jahr zwischen 15 und 59 Jahre alt, fünf Prozent weniger als 2011, als die Zahl nach offiziellen Angaben mit 925 Millionen ihren Höhepunkt erreicht hatte. Der Anteil derjenigen, die mindestens 60 Jahre alt sind, ist hingegen um 5,4 Prozentpunkte auf 18,7 Prozent oder 264 Millionen gestiegen.
Die zu späte Kehrtwende könnte der Grund für den Verdacht sein, dass die Daten möglicherweise geschönt sind und Chinas Bevölkerung sogar noch langsamer wächst oder vielleicht sogar schon schrumpft. Doch auch wenn die Erhebung von Daten über eine so große Bevölkerung nicht einfach ist: Die Daten aus der Volkszählung sind das beste, was wir an Infos über die chinesische Bevölkerung besitzen.
Wann genau der Kipppunkt kommt, ist auch nicht so wichtig. Experten:innen warnen seit Jahren vor einer “demografischen Zeitbombe”. Der Anteil von Menschen im arbeitsfähigen Alter an der Gesamtbevölkerung werde von drei Vierteln im Jahr 2011 auf gut die Hälfte im Jahr 2050 fallen. Das wird Ökonomen zufolge die Produktivität beeinträchtigen. “Unsere Projektionen, die auf den Zahlen vor der Volkszählung basieren, deuteten bereits darauf hin, dass die Erwerbsbevölkerung bis 2030 jährlich um 0,5 Prozent schrumpfen würde, mit ähnlichen Auswirkungen auf das Bruttoinlandsprodukt”, schreiben etwa die Analysten von Capital Economics. Mit hohen Wirtschaftswachstumsraten ist dann nicht mehr zu rechnen.
Diese Entwicklung könnte auch Auswirkungen im geopolitischen Wettstreit haben. Denn während Chinas Bevölkerung schrumpft, werden die USA UN-Angaben zufolge bis 2050 um 15 Prozent wachsen. Ein langsameres Wachstum in der Volksrepublik würde es schwieriger machen, die Vereinigten Staaten wirtschaftlich einzuholen, schreiben die Analysten von Capital Economics weiter. Und auch Chinas Zentralbank kommt zu der Einschätzung: “Bildung und technologischer Fortschritt können den Rückgang der Bevölkerung nicht kompensieren.”
Kein anderes Land ist so hungrig nach dem nützlichen Rohstoff: China kauft 75 Prozent der weltweiten Eisenerzproduktion. Das Eisenerz wird vor allem für die Herstellung von Stahl verwendet, der wiederum für Chinas Industrialisierung unabdingbar ist. Ohne Eisenerz gibt es kein anhaltendes Wachstum. Das gilt insbesondere auch für die Rüstungsindustrie. Damit steht das Thema Stahl in Peking ganz oben auf der Tagesordnung der Planer.
Chinas prognostizierte Stahlproduktion für 2021 liegt laut dem Planungs- und Forschungsinstitut für metallurgische Industrie bei gut einer Milliarde Tonnen, was einem Anstieg von 1,4 Prozent gegenüber der Produktion des Vorjahres entspricht. Man braucht rund 1,5 Tonnen Eisenerz, um eine Tonne Stahl zu herzustellen. Chinas heimische Eisenerzvorkommen sind in der Qualität jedoch relativ minderwertig und daher teurer in der Aufbereitung. Die meisten chinesischen Stahlhersteller sind auf Eisenerz aus dem internationalen Markt angewiesen. Am vergangenen Montag sind die Preise für Eisenerz-Futures in Singapur an einem Tag um 10 Prozent auf einen neuen Rekord von 226 US-Dollar gestiegen. Die Preise für Stahlträger sind in China allein in diesem Jahr von 660 auf 865 US-Dollar hochgegangen.
Australien und Brasilien sind die beiden größten Eisenerzproduzenten der Welt und auch mit großem Abstand Chinas Hauptlieferanten. Die australischen Lieferungen stiegen allein im vergangenen Jahr um sieben Prozent auf 713 Millionen Tonnen, während die brasilianischen Lieferungen um 3,5 Prozent auf 235 Millionen Tonnen kletterten, wie Daten der chinesischen Zollbehörde zeigen.
Doch besonders das Verhältnis zu Australien, das 60 Prozent des chinesischen Eisenerzbedarfes liefert, war zuletzt äußerst angespannt (China.Table berichtete). Peking und Canberra streiten sich weiterhin erbittert. Die Gräben sind tiefer denn je. Peking setzt die Wirtschaftsgespräche aus und Canberra prüft, ob man Chinas Nutzungsvertrag für den Hafen in Darwin auflösen kann (China.Table berichtete). Hinzu kommt, dass Australien derzeit seine Verbindung zur sogenannten Quad-Gruppe stärkt. Das Bündnis, das sich aus den USA, Indien, Japan und Australien zusammensetzt, will in der Indopazifik-Region ein Gegengewicht zur immer mächtiger werdenden Volksrepublik bilden. Doch die Länder können China als Exportdestination von Eisenerz nur marginal ersetzen.
Um Australien abzustrafen, müsste China seine Eisenerzversorgung also weiter diversifizieren, vor allem durch die Erschließung neuer Minen in Übersee. Das Hauptaugenmerk Chinas dabei liegt derzeit auf Guinea. Dort liegt das größte unerschlossene Eisenerzvorkommen der Welt. Die Infrastruktur in dem verarmten, aber rohstoffreichen Land in Westafrika ist schlecht. Das hat bislang dazu geführt, dass bereits vor gut 20 Jahren entdeckte Vorkommen in der 110 Kilometer langen Hügelkette Simandou im Südosten nicht erschlossen wurden.
So müsste beispielsweise eine rund 650 Kilometer lange Bahnverbindung zu den Minen gebaut werden, ebenso ein moderner Hafen, von dem aus das Eisenerz verschifft werden kann. Beides sind Spezialgebiete von Chinas Belt and Road-Initiative (BRI). Doch es dauert Jahre, bis solche Infrastrukturprojekte fertig sind. Peking braucht aber hier und jetzt einen Hebel, um den politischen Druck zu erhöhen.
Simandou ist in ein südliches und ein nördliches Konzessionsgebiet aufgeteilt. Seit 2019 sind an beiden Teilen chinesische Unternehmen beteiligt. Da ist zum einen SMB-Winning, ein Konsortium aus dem Schifffahrtskonglomerat Winning aus Singapur, dem chinesischen Aluminiumhersteller China Hongqiao Group, dem guineisch-französischen Logistikunternehmen UMS und dem Staat Guinea. Den nördlichen Teil bearbeiten darf der britisch-australische Bergbaukonzern Rio Tinto mit Chinalco, einem Aluminiumhersteller aus China. Berichten zufolge plant die Baowu Group, Chinas größter Stahlproduzent, ebenfalls in die Mine zu investieren.
China setzt in Guinea seit einiger Zeit auf Freundschaftsdiplomatie, schon lange bevor der Streit mit Australien im Frühjahr 2019 offen ausbrach. Vor rund drei Jahren hatte Peking der Regierung in Guinea ein Darlehen von 20 Milliarden US-Dollar mit einer Laufzeit von gut zwanzig Jahren gewährt – im Austausch gegen Abbaurechte für Bauxit, dem Erz, das die Basis für die Herstellung von Aluminium ist.
Beim Eisenerz gibt es einen weiteren Grund in Guinea zu investieren, der viel triftiger ist als der Streit mit Australien: Je mehr Eisenerz auf dem Markt verfügbar ist, desto niedriger sind die Preise. China importiert rund gut eine Milliarde Tonnen im Jahr. Wenn der Preis nur um zwei Dollar sinkt, hat Peking zwei Milliarden Dollar gespart. Ein Investment in die Guinea Mine lohnt sich also auch, selbst wenn Guinea seine Schulden nur teilweise oder verspätet zurückzahlen kann.
Der Streit mit Australien ist allerdings ein Grund mehr, das Tempo zu erhöhen. Im vergangenen Oktober gratulierte Peking dem guineischen Präsidenten Alpha Conde trotz Anschuldigungen von Wahlbetrug zügig zu seiner Wiederwahl. Und am 4. März dieses Jahres traf die erste Ladung chinesischer Covid-19-Impfungen in Guineas Hauptstadt Conakry ein. Damit war die Nation eine der ersten, die Impfunterstützung aus China erhielt. Insgesamt 500.000 Dosen (200.000 davon als Geschenk) erhielt das Land mit 12 Millionen Einwohnern. Der neue Außenminister Ibrahima Khalil Kaba empfing die Impfstoffe aus China zusammen mit dem chinesischen Botschafter Huang Wei am Flughafen.
Doch das Projekt in Guinea allein wird nicht reichen, um den entscheidenden Unterschied zu machen. Denn auch, wenn die Mine nun wie geplant 2025 eröffnet – die Mengen reichen nicht, um die Abhängigkeit von australischen Eisenerz massiv zu reduzieren. Die Simandou-Mine habe eine jährliche Produktionskapazität von 200 Millionen Tonnen, wenn alle vier Blöcke gleichzeitig betrieben werden, erklärt Atilla Widnell, Geschäftsführer der Datenanalytik-Firma Navigate Commodities gegenüber der South China Morning Post. Die Mine “wird es jedoch niemals mit den in Westaustralien produzierten Mengen von mehr als 800 Millionen Tonnen pro Jahr” aufnehmen können.
Wie sehr China und Australien ineinander verkeilt sind, zeigen die Handelszahlen zwischen China und Australien. Vor allem wegen der gestiegenen Eisenerzlieferungen ist trotz des erbitterten Handelsstreits der Handel zwischen den Ländern 2020 nur um zwei Prozent zurückgegangen.
Die Eisenerzexporte nach China haben sogar zugelegt: Es gibt einfach keine Alternative zu der Abhängigkeit. Umgekehrt das gleiche: 25 Prozent der australischen Gesamtexporte sind Eisenerz. Über 80 Prozent davon gehen nach China. Auch über alle Produktkategorien hinweg zeigt sich ein ähnliches Bild: 43 Prozent der australischen Exporte gingen 2020 nach China. Auf Platz zwei folgt Japan mit neun Prozent, gefolgt von den USA mit 6,2 Prozent. Der Abstand ist so groß, dass es keinem anderen Land kurzfristig gelingen kann, einen signifikanten Anteil des Handels mit China zu übernehmen. Selbst mittelfristig nicht.
China wiederum kann seine Stahlproduktion vielleicht etwas dämpfen, aber nicht wirklich signifikant herunterfahren. Doch selbst wenn sie 2021 leicht zurückgehen sollte, wie manche Analysten entgegen der offiziellen Verlautbarungen voraussagen: Die gegenseitige Abhängigkeit von Australien und China löst das nicht. Es bleibt den Streithähnen am Ende nichts anderes übrig, als sich zu einigen.
Eines von fünf verkauften Autos in den sechs größten Städten Chinas ist mittlerweile ein Elektro- oder Hybridauto, wie Daten des Chinesischen Verbandes für Personenkraftwagen zeigen. In Shanghai liegt die Zahl sogar bei 31 Prozent der Neuwagenverkäufe. 2016 machten Elektro- und Hybridautos noch sechs Prozent der Verkäufe in Shanghai aus, wie Bloomberg berichtet. In ganz China liegen die Zahlen demzufolge bei acht Prozent.
Als Grund wird auch der leichtere Zugang zu Nummernschildern für Elektro- und Hybridautos genannt. In einigen Städten Chinas sind Neuzulassungen von Verbrennern bereits fast unmöglich – die Vergabe von Nummernschildern verläuft im Losverfahren mit geringen Gewinnchancen. Für E-Autos und Hybride gelten weniger Einschränkungen. Bezugnehmend auf lokale Medienberichte schreibt Bloomberg, dass Shanghai die Vergabe von Nummernschildern für kleine E-Autos einschränken will. Darunter fallen beispielsweise der Hongguang Mini von SAIC-GM-Wuling Automobile (China.Table berichtete) und andere Fahrzeuge, die kürzer als 4,6 Meter sind und weniger kosten als 12.700 Euro. nib
Tesla hat die geplante Erweiterung seiner Fabrik in Shanghai vorerst gestoppt. Das Unternehmen werde zunächst kein Land kaufen, um die Fabrik zu einem globalen Export-Hub zu erweitern, berichtet Reuters. Die Entscheidung basiere demzufolge auf den Spannungen zwischen China und den USA und den von Donald Trump installierten zusätzlichen Zöllen von 25 Prozent auf in China produzierte Autos. Zuvor plante das Unternehmen, den Export seines Model 3 aus China auszubauen und es auch in die USA auszuführen. Derzeit produziere das US-Unternehmen pro Jahr 450.000 Einheiten in der Shanghaier Fabrik. Ausgelegt ist sie für 500.000 Autos. Teslas Umsatz in China lag in den ersten drei Monaten dieses Jahres bei drei Milliarden US-Dollar, was 30 Prozent des Gesamtumsatzes des Unternehmens sind. Zuletzt sah sich Tesla in China starker Kritik ausgesetzt – es kam wiederholt zu technischen Mängeln und Rückrufen (China.Table berichtete). nib
Der Technologie-Konzern Apple sieht sich erneut konkreten Zwangsarbeits-Vorwürfen in seiner Lieferkette ausgesetzt. Sieben seiner chinesischen Zulieferer sollen unbezahlte uigurische Arbeiter aus der Autonomen Provinz Xinjiang eingesetzt haben. Das berichtet das Onlinemagazin The Information, das zusammen mit Menschenrechtsgruppen recherchiert hat. Bislang hatte die US-Firma eine Verbindung seiner Produktion zu Zwangsarbeit stets bestritten und sprach von “null Toleranz”. Apple verwies dabei auf eine gründliche Prüfung seiner Lieferketten. Eine Stellungnahme des Konzerns zu dem neuen Verdacht stand am Dienstagabend noch aus.
Zu den genannten Unternehmen gehört auch Lens Technology aus Zentralchina, ein Zulieferer von Glaslinsen für das iPhone. Bereits Ende vergangenen Jahres hatte es Vorwürfe gegen die Firma in US-Medien gegeben. Lens Technology beliefert nicht nur Apple, sondern auch den Automobilhersteller Tesla und den Logistikkonzern Amazon. Dem neuen Bericht zufolge waren dort seit 2018 dort 600 Zwangsarbeiter im Einsatz.
Bei Avary Holding aus der ostchinesischen Küstenprovinz Jiangsu, einem Hersteller von Platinen, sollen 400 Arbeiter aus Xinjiang beschäftigt gewesen sein, bei Shenzhen Deren Electronic aus dem Perlflussdelta den Berichten zufolge sogar 1000. Sechs von sieben verdächtigten Zulieferern befinden sich zwar außerhalb der Autonomen Region Xinjiang, wo die meisten Uiguren leben. Die Unternehmen sollen die Arbeiter jedoch von dort rekrutiert haben, obwohl es weit weg liegt.
Apple macht die Liste seiner Zulieferer nicht öffentlich. Die Verbindungen zu den Unternehmen konnte das Magazin nach eigenen Angaben durch offizielle Dokumente und Bestätigungen durch Mitarbeiter überprüfen. grz
In China laufen Subventionen für emissionsfreie Energiequellen aus – und das zieht prompt die weltweite Statistik nach unten. Das weltweite Wachstum der Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Energien werde 2021 leicht zurückgehen, berichtet die Internationale Energieagentur (IEA). Demzufolge werden dieses Jahr 270 Gigawatt an neuer Kapazität installiert, nach einem bisherigen Rekord von 278 Gigawatt im letzten Jahr. Im vergangenen Jahr war die Volksrepublik für fast die Hälfte des Wachstums bei erneuerbaren Energien verantwortlich (China.Table berichtete). Durch das Auslaufen staatlicher Subventionen werde die Kapazitätserweiterung in China nun jedoch um 20 Prozent geringer ausfallen, prognostiziert die IEA.
Das Land ist aber weiterhin der größte Markt für den Sektor. China werde weiterhin für über 40 Prozent der zusätzlichen Kapazitäten im Bereich Erneuerbarer Energien verantwortlich sein, so die IEA. Europa stehe an zweiter Stelle. Bei Onshore-Windkraftwerken werde China dieses Jahr laut IEA-Prognose etwa 40 Prozent der weltweit neuen Kapazität installieren. Bei Offshore-Windanlagen werde die Volksrepublik sogar gut 60 Prozent der globalen neuen Kapazität ausmachen. nib
Das chinesische Finanztechnologie-Unternehmen Ant Group könnte bald die Zentralbank Chinas (PBoC) bei der Verbreitung des E-Yuan unterstützen. Die Direktbank MyBank, an der Ant zu 30 Prozent beteiligt ist, soll es seinen Kunden ermöglichen, ihre Konten mit der staatlichen Digitalen-Yuan-App zu verbinden. Das berichtet die staatliche Wirtschaftspublikation China Securities Journal. Diese Funktion soll Nutzern zur Verfügung stehen, die die Bezahl-App Alipay von Ant nutzen. Auch die WeBank von Konkurrenz Tencent soll Berichten zufolge helfen, den Gebrauch des E-Yuan zu verbreiten. Die Bezahl-Apps Alipay und Wepay sind die zwei größten Anbieter von mobilen Zahldiensten im Land.
Derzeit versuchen Chinas Behörden durch Anreize bei sogenannten Einkaufsfestivals den digitalen Yuan breiter zu testen als in den bisherigen Pilotprojekten (China.Table berichtete). Für Alibaba kommt die angekündigte Zusammenarbeit seines Tochterunternehmens mit der Zentralbank zu einem günstigen Zeitpunkt. Alibaba hatte aufgrund kritischer Äußerungen seines Gründers Jack Ma bezüglich der chinesischen Finanzpolitik zuletzt immer wieder Probleme mit den Regulierungsbehörden (China.Table berichtete). niw
Am 17. Mai sollte die COP 15, die Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen stattfinden. Nun wurde sie auf Oktober verschoben. Digitaler Ausrichtungsort wird Kunming in Südchina sein. Ein Erfolg zum Schutze der verbleibenden Biodiversität würde ein “Globaler Deal für die Natur” sein. Anders ausgedrückt: Alle müssen an einem Strang ziehen. Gleiches gilt auch für die Eindämmung des Klimawandels, wie alle Parteien auf dem Klimagipfel des US-Präsidenten Joe Biden noch einmal bekräftigten. Auf nationaler Ebene scheint China seinen Part zu erfüllen: Seit 2007 gibt es ein Klimaschutzgesetz und 2020 verkündete Präsident Xi Jinping, China werde bis 2060 klimaneutral sein.
Doch Chinas Kohleindustrie boomt und die Klima- und Biodiversitätsziele rücken in weite Ferne. Kohle zu produzieren und zu verbrennen schadet der Umwelt und gefährdet damit die Biodiversität. Außerdem ist Kohleverbrennung immer noch die größte Quelle von CO2 und damit für etwa ein Drittel des bisher erfolgten Temperaturanstiegs verantwortlich. Der Kohleanteil am Stromverbrauch Chinas liegt bisher aber bei etwa 60 Prozent und mit über 1000 Gigawatt betreibt China die Hälfte aller Kohlekraftwerke der Welt. Im Jahr 2020 wurden außerdem 38,4 Gigawatt Kohlekapazitäten neu in Betrieb genommen. Weitere 206 GW sind im Bau und Planung, das entspricht 41 Prozent der globalen Kohlekraftwerke in Entwicklung.
Falsch ist die landläufige Meinung, dass der Westen sowieso nichts in China ändern kann und nichts mit der Ausrichtung der Energieproduktion Chinas zu tun hat. Dass China der größte Handelspartner der EU ist und deshalb viele unserer Waren mit chinesischem Kohlestrom produziert werden, ist einigermaßen bekannt. Weniger offensichtlich sind die globalen Finanzströme: Auch wenn chinesische Kohlefirmen hauptsächlich aus dem Inland finanziert werden, unterstützen doch auch ausländische Geldgeber Chinas Kohleindustrie im Reich der Mitte. 467 internationale Finanzinstitutionen haben laut einer Urgewald-Recherche chinesische Firmen finanziert, die auf der Global Coal Exit List (GCEL) aufgeführt werden. Dies geht aus der Finanzrecherche von Urgewald vom Februar 2021 hervor, in der die Banken und Investoren hinter den Firmen auf der Global Coal Exit List (GCEL) untersucht wurden. An einem Strang ziehen hier alle, nur leider in die falsche Richtung.
Ein Zehntel der Gelder, die in den letzten zwei Jahren in den chinesischen Kohlesektor geflossen sind, kommen aus dem Ausland. 48 internationale Banken haben 21,7 Milliarden US-Dollar für Chinas Kohleindustrie bereitgestellt. Der Löwenanteil dieser Summe wurde als Underwriting, also durch die Ausgabe von Aktien und Anleihen, bereitgestellt.
Die mit Abstand größten Finanziers aus dem Ausland kommen aus dem Vereinten Königreich und den USA. Englische Banken wie HSBC und Standard Chartered haben fünf Milliarden US-Dollar vergeben und US-Banken wie JPMorgan Chase und Citigroup liegen mit 4,9 Milliarden US-Dollar nur knapp dahinter. Auch Banken aus Japan, der Schweiz und Frankreich haben je über zwei Milliarden US-Dollar im chinesischen Kohlesektor versenkt. Zu den größten Empfängern ausländischer Gelder gehört mit 1,2 Milliarden US-Dollar China Huaneng. Die Firma hat über 100 Gigawatt Kohlekraftwerkskapazitäten installiert und plant weitere 32 Gigawatt. 439 Investoren haben Aktien und Anleihen im Wert 19,6 Milliarden US-Dollar in chinesischen GCEL-Firmen investiert (Stand Januar 2021). Damit übertreffen sie die Investitionen von landeseigenen Finanzinstitutionen um zwei Milliarden US-Dollar.
Die Rangliste wird angeführt von den größten privaten Investoren der Welt: den amerikanischen Firmen BlackRock, mit 2,7 Milliarden US-Dollar, und Vanguard mit 2,2 Milliarden US-Dollar. Auf Platz 3 liegt die Qatar Investment Authority mit 1,7 Milliarden US-Dollar. Auch insgesamt sind US-Investoren mit insgesamt 11,5 Milliarden US-Dollar in Anleihen und Aktien chinesischer GCEL-Firmen führend. Weit dahinter liegen Investoren aus dem Vereinigten Königreich, wie HSBC und Schroders, mit 1,3 Milliarden US-Dollar. Andere große europäische Investoren sind der Norwegische Pensionsfonds mit 562 Millionen US-Dollar und der schweizerische Investor Pictet (219 Millionen US-Dollar) sowie die UBS (192 Millionen US-Dollar).
China Energy gehört zu den Firmen mit den größten Investitionssummen aus dem Ausland (1,8 Milliarden US-Dollar). Die Firma ist mit etwa 160 Gigawatt installierten Kohlekapazitäten und 510 Millionen Tonnen Kohleproduktion einer der Kohleriesen Chinas. China Energy entwickelt neue Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 54 Gigawatt, davon 2,8 Gigawatt in Indonesien, und plant neue Minen in China und Australien.
Die Allianz ist mit 217 Millionen US-Dollar auf Platz 18 der internationalen Investoren. Europas größter Vermögensverwalter hat eine umfassende Kohlerichtlinie verabschiedet, die allerdings nicht für ihre Tochterunternehmen und die Anlagen Dritter gilt. Der französische Konkurrent AXA ist hier weiter und mit nur 39 Millionen US-Dollar erst auf Platz 73 zu finden. Insgesamt haben 16 deutsche Investoren 403 Millionen US-Dollar investiert.
Darunter auch die Deutsche Bank, die neben 94 Millionen US-Dollar an Investitionen auch mit 410 Millionen US-Dollar an der Finanzierung des chinesischen Kohlesektors beteiligt ist und im internationalen Vergleich Rang 19 belegt. Die Deutsche Bank hat zwar 2020 eine erste Kohlerichtlinie verabschiedet, die auch Kohle auf Firmenebene ausschließt, aber sie geht noch nicht weit genug. Zu hoffen bleibt, dass sie Beispielen wie der italienischen UniCredit folgt, die in der Rangliste gar nicht auftaucht.
Trotz Ankündigungen zum Schutz der Umwelt und des Klimas baut China weiter Kohlekraftwerke, die zum Teil erst im Jahr 2025 ihren Betrieb aufnehmen und bei einer durchschnittlichen Betriebsdauer von 40 Jahren noch bis 2065 Kohlendioxid ausstoßen. Vier der fünf größten Kohlekraftwerksentwickler der Welt sind chinesische Unternehmen. Sie haben gemeinsam 121 Gigawatt in Bau und Planung: China Energy, China Datang, China Huaneng und China Huadian. Dabei geht es nicht mehr um die Energieversorgung in China selbst, nein, China ist mittlerweile der weltweit größte Förderer von Kohlekraftwerken im Ausland. In Ländern wie Bangladesch und Pakistan ist China sogar der Haupttreiber des Ausbaus und der Etablierung der Kohleindustrie. Für alle international operierenden Kohlefirmen Chinas finden sich internationale Geldgeber.
China wird sanktioniert und gleichzeitig finanziert: Heraus stechen in beiden Fällen die USA und Europa. Die historisch größten CO2-Emittenten finanzieren also den größten aktuellen Klimasünder. Und dies betrifft nicht nur Chinas Kohleindustrie: Wie Urgewalds Recherchen zeigen, wird auch in den Öl- und Gasbereich Chinas investiert.
Wenn wir irgendeine Chance auf die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad haben und die Biodiversität unseres Planeten schützen wollen, muss der Ausbau der fossilen Industrie beendet werden. Im Oktober sollen nun die Indikatoren zur Umsetzung des Aichi-Protokolls zum Schutze der Biodiversität ausdefiniert werden. Ein Stopp der weiteren Finanzierung fossiler Firmen, allen voran der Kohleindustrie, sollte hier mit aufgenommen werden.
Dr. Nora Sausmikat und Katrin Ganswindt arbeiten bei der NGO Urgewald e.V. Die Sinologin Sausmikat ist am China Desk aktiv und arbeitet an Kampagnen zu multilateralen Finanzinstitutionen, insbesondere der Asiatischen Infrastruktur Bank (AIIB). Ganswindt widmet sich Kampagnen zum Kohleausstieg und Divestment und ist an Daten-Recherchen für die Global Coal Exit Liste beteiligt, die die weltweite Kohleindustrie aufschlüsselt.
Wasserhyazinthen bedecken diesen Fluss in Quanzhou, Provinz Fujian. Zumindest bis zum Staudamm, der die Ausbreitung der Pflanzen vorerst gestoppt hat. Die Hyazinthen gelten als Plage, doch sie haben auch eine gute Eigenschaft: Sie filtern Giftstoffe aus dem Wasser. Der Anblick des grünen Teppichs mitten in der Stadt ist auf jeden Fall spektakulär.