- IOC als Anwalt der Autokraten
- Warnungen vor Einheitsfront
- Französisches Parlament spricht von Genozid
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ob es sich in Xinjiang um einen Genozid an den Uiguren handelt, hat das französische Parlament am Donnerstag mit Ja beantwortet. Hierzulande tun wir uns dagegen schwer, weil der Begriff durch die deutsche Geschichte eine besondere Schwere erhält. Und zugegeben findet in Xinjiang kein Massenmord an Millionen Menschen binnen weniger Monate statt.
Aber wenn in 1000 Jahren Historiker der Welt auf die schrumpfende Zahl der Uiguren zu Beginn des 21. Jahrhunderts blicken, dann werden fünf Monate oder 50 Jahre in der Bewertung kaum einen Unterschied machen. Die Erkenntnis wird lauten: Damals ist die Zahl der Uiguren in China signikant gesunken, weil die Kommunistische Partei ihre Fortpflanzung mit perfiden Mitteln verhindert hat. Als was sonst außer Genozid sollen unsere Nachfahren die Vorgänge dann noch bezeichnen?
Vielleicht werden die Forscher von morgen dann auch missbilligend auf uns herabblicken und sich fragen: Wieso fanden genau zu dieser Zeit eigentlich zweimal die Olympischen Spiele in Peking statt? Die steinerne Büste von IOC-Präsident Thomas Bach, die vor wenigen Tagen in einem Park der chinesischen Hauptstadt aufgestellt wurde, kann ihnen dabei wertvolle Aufschlüsse geben.
Das IOC fungiert seit Jahren als Anwalt der Autokraten. Auch jetzt, da die IT-Forscher des Citizen Lab der Universität Toronto bei der Nutzung der Olympia-App My2022 vor Zensur und Datenabfluss warnen. Bach hat die Büste wahrlich verdient.
Marcel Grzanna

Analyse
IOC rechtfertigt Gefahren der Olympia-App: Mut zur Lücke
Marcel Grzanna
Die Freundschaft zwischen der Volksrepublik China und Thomas Bach ist buchstäblich in Stein gemeißelt. Im Dongsi-Park, etwas nördlich der Verbotenen Stadt, steht seit dem vergangenen Wochenende eine 72 cm große Steinbüste, die den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) darstellt. Das Antlitz des früheren Weltklasse-Fechters, unter dessen Verantwortung die Olympischen Winterspiele (4. bis 20. Februar) nach Peking vergeben wurden, gesellt sich zu bereits vorhandenen Statuen einiger seiner Amtsvorgänger. Darunter Juan Antonio Samaranch und Jacques Rogge, die Peking die Sommerspiele 2008 beschert hatten.
Die steinerne Verewigung ist Ausdruck des Danks der Kommunistischen Partei an Bach. Dessen unermüdlicher Einsatz, die erneute Vergabe von Olympischen Spielen an eine Diktatur zu rechtfertigen, und jeden Angriff auf die Gastgeber zu parieren, weiß das Regime zu schätzen.
Das IOC stellte seine Zuverlässigkeit als Anwalt Pekings nun Mitte der Woche einmal mehr unter Beweis. Die mächtige Sportorganisation verteidigte die in die Kritik geratene Olympia-App My2022. Eine Untersuchung durch das Citizen Lab der Universität Toronto hatte erhebliche Sicherheitsmängel der Software aufgedeckt. Doch statt die Bedenken von IT-Experten öffentlich ernstzunehmen, wischte das IOC die Diskussion vom Tisch.
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