es kommt Bewegung in den Streit über Ausgleichszölle der EU-Kommission auf chinesische Elektrofahrzeuge. Noch vor Inkrafttreten am 4. Juli wollen beiden Seiten in Klausur gehen und schauen, ob und wie die Zollerhöhungen seitens der Europäer noch abgewendet werden können.
Bundeskanzler Olaf Scholz findet es gut, “dass die EU-Kommission der chinesischen Seite im laufenden Antisubventionsverfahren weiter Gespräche anbietet.” Klar sei aber auch, “dass wir auch von chinesischer Seite ernsthafte Bewegung und Fortschritte benötigen werden“, sagte Scholz am Montag. Er wünsche sich zwar “einvernehmliche Lösungen”, aber “natürlich müssen wir unsere Wirtschaft vor unfairen Handelspraktiken schützen”.
Aus seinem Mund klingt das wie eine Kampfansage, wo Scholz doch bei seiner letzten China-Reise eher den Eindruck vermittelt hatte, er wolle alles, nur keine Forderungen an die Chinesen stellen. Doch nach den intensiven Diskussionen von Wirtschaftsminister Robert Habeck am vergangenen Wochenende mit der chinesischen Seite, scheint sich auch Scholz etwas aus der Deckung zu wagen. Vor den Verhandlungen ist es jedenfalls ein wichtiges Signal, dass man in Europa geschlossen auf chinesische Zugeständnisse drängt.
Wie Peking in den Verhandlungen argumentieren dürfte, hat Jörn Petring aufgeschrieben. Anlass dazu bietet eine Studie der US-Denkfabrik CSIS, die auf- und gegengerechnet hat, wer wen wann und wie subventioniert hat. Daraus ergibt sich: Peking hat durchaus das ein oder andere Argument, das für die chinesische Position spricht. Doch “sehr konservativ” ermittelte 231 Milliarden Subventionen an Saic und Co. sind schlussendlich eine derart große Hausnummer, dass es Peking schwerfallen dürfte, sich erfolgreich als Opfer zu gerieren.
Wie man es als Unternehmen vermeidet, unter Ausgleichszöllen zu leiden, erzählt Carolyn Braun anhand des fränkischen Mittelständlers Ebm-Papst. Der hat seine Investitionen in China nämlich stark erhöht und interpretiert dies als Strategie zum De-Risking. Kerngedanke sind sehr hohe Lokalisierungsgrade überall in unterschiedlichen Regionen der Welt. Klingt gut, erfordert aber das nötige Kleingeld.
Und zudem noch der Hinweis auf unsere Rangliste der wichtigsten China-Entscheider: Heute geht es um die Top 10 aus dem Bereich Gesellschaft.
Für den fränkischen Ventilatoren-Hersteller Ebm-Papst bedeutet De-Risking höhere, nicht niedrigere Investitionen in China. Die geopolitische Lage erfordert das aus Sicht des Mittelständlers geradezu. Die Strategie von Ebm-Papst trägt den Namen “Local for Local”. Klaus Geißdörfer, seit 2021 Vorsitzender der Geschäftsführung von Ebm-Papst, erläutert: “Wir lokalisieren unser Geschäft in den drei großen Regionen – den Amerikas, Europa und Asien – jeweils mit dem Ziel, dass diese Unternehmensbereiche im Fall einer Krise auch eigenständig und unabhängig voneinander funktionieren können.”
Das sei eine Frage der Resilienz gegenüber Faktoren, die das Unternehmen nicht in der Hand habe – “zum Beispiel Frachtkosten, die aufgrund von Rebellen und den schwankenden Energiepreisen herauf- und heruntergehen, oder drohende Zölle”. Der beste Schutz gegen Schutzzölle sei die Produktion vor Ort: “Dann habe ich die ganze Lieferkette vor Ort und dadurch die Sicherheit, dass ich zu den Kosten weiter liefern kann, mit denen ich geplant habe.”
Tatsächlich steht das Unternehmen mit dieser Haltung keineswegs alleine. Viele Firmen haben trotz des De-Risking-Ansatzes der Bundesregierung bei den Investitionen noch einmal nachgelegt. 2023 wuchsen die Direktinvestitionen um mehr als vier Prozent und summierten sich auf 11,9 Milliarden Euro. Wohl nicht ganz zufällig war Vizekanzler Robert Habeck gerade mit einer vor allem aus Mittelständlern bestehenden Delegation vor Ort.
Allerdings gibt es auch Indizien, dass sich die Unternehmen umorientieren. So ergab der KMU-Reisereport 2024 von HR Works kürzlich, dass Chinas Anteil an den außereuropäischen Top-10-Destinationen mittelständischer Geschäftsreisender in den vergangenen fünf Jahren von 18,6 auf 10,1 Prozent abgenommen habe. Und das, obwohl Asien sich mit 45,3 Prozent aller außereuropäischen Dienstreisen 2023 – vor Nordamerika mit rund einem Drittel der Trips – als das wichtigste außereuropäische Reiseziel für Geschäftsreisende kleiner und mittelständischer Unternehmen herausstellt. Unklar ist, wie viel Aussagekraft diese Daten tatsächlich haben. Denn viele KMU haben längst chinesische Manager vor Ort, was weniger Reisen nach China erfordert.
Auch Ebm-Papst arbeitet daraufhin, die Rotation zwischen den Erdteilen zu reduzieren. In China belaufe sich die Lokalisierungsquote des Herstellers inzwischen auf mehr als 90 Prozent, sagt der CEO: “Bei den Zulieferern liegen wir bei über 95 Prozent, bei den Kunden zwischen 85 und 90 Prozent.” Diese Strategie lässt sich das Unternehmen auch etwas kosten: Im Geschäftsjahr 2023/24 hat der Hersteller von den 187 Millionen Euro, die es unternehmensweit investiert hat, allein 25 Millionen in den Ausbau des Werks in Xi’an gesteckt, wo derzeit 27.000 Quadratmeter Produktionsfläche entstehen. Ein weiterer Standort im Süden Chinas ist bereits in Planung.
Ebm-Papst ist seit 1996 vor Ort in China, der Asia Pacific-CEO Thomas Nürnberger arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in der Volksrepublik. Unter den rund 1.900 Mitarbeitenden an den Standorten in Shanghai, Qingdao, Xi’an, Peking und Hongkong stammen nur noch drei aus Deutschland. Im Geschäftsjahr 2022/23 hat der Mittelständler im asiatisch-pazifischen Raum einen Umsatz von rund 380 Millionen Euro erzielt – das sind 15 Prozent der rund 2,5 Milliarden Euro, die das Gesamtunternehmen im selben Zeitraum umsetzte, Tendenz steigend. Derzeit erwirtschaftet das Unternehmen noch 20 Prozent des Umsatzes in Deutschland.
Der Wunsch nach einer Produktion vor Ort komme immer stärker von den Abnehmern: “In China sagen uns die Kunden, sie wollen US-free sein”, sagt Geißdörfer. “In den USA sagen uns die Kunden, sie wollen Chinese-free sein.” Gemeint sind Zulieferungen aus China in die USA oder umgekehrt.
Das werde zunehmend ein Wettbewerbsfaktor, und “je größer die Spannung wird, desto wahrscheinlich wird das einmal zu einem Zwang – und damit zu einem Vorteil für uns.” Das gelte auch für das deutlich erweiterte Werk in den USA. Es dränge sich der Eindruck auf, dass “das jetzt schon zu klein ist, um sich gegen die ganzen geopolitischen Unwägbarkeiten” zu wappnen. Die Sicherheit, die die Wirtschaft noch vor zehn Jahren mit einigermaßen stabilen Rahmenbedingungen gehabt habe, gebe es einfach nicht mehr.
Auch wenn Geißdörfer beklagt, dass die Zusammenarbeit oft “wegen der widersprüchlichen Botschaften von Deutschland nach China und in die umgekehrte Richtung auf der obersten politischen Ebene gestört ist”: Der 50-Jährige blickt weiter mit Freude Richtung China. Das frisch eingeweihte Werk in Shanghai produziere am obersten Limit: “Wir gewinnen derzeit Marktanteile und schauen sehr positiv auf die Geschäftsentwicklung.” Das Unternehmen habe sehr gute Beziehungen zu den Lokalregierungen und fühle sich sehr gut unterstützt. “Wir stoßen manchmal auf offenere Ohren für unsere Anliegen in China als in Deutschland.”
Ein weiterer Grund für die Lokalisierungs-Strategie: So könne sich der Spezialist für Luft- und Antriebstechnik sehr gut auf die jeweiligen Marktanforderungen und Kundenbedarfe vor Ort einstellen, ist schneller lieferfähig durch geringe Transportwege und kann sich gut gegen Wettbewerber positionieren: “Wenn wir in deren Heimatmarkt im Wettbewerb erfolgreich sind, müssen sie sich vor Ort gegen uns durchsetzen. Das macht es unwahrscheinlicher, dass sie nach Europa kommen.”
China hat in den vergangenen 15 Jahren mehr als 231 Milliarden Dollar an Subventionen in den Aufbau der heimischen E-Auto-Industrie gepumpt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der US-Denkfabrik CSIS. Die Analyse des Teams um China-Fachmann Scott Kennedy schlüsselt detailliert auf, wie die Regierung den Unternehmen finanziell unter die Arme gegriffen hat. Als Reaktion darauf hatten die USA ihrerseits bereits Ausgleichszölle erhoben. Die EU hat kürzlich ebenfalls Zusatzzölle auf E-Autos aus China angekündigt.
Peking aber will das nicht akzeptieren. Die chinesische Regierung will die EU-Kommission in Verhandlungen zur Aufhebung der Zölle bewegen – und zwar sehr zeitnah, noch vor Inkrafttreten der Zölle am 4. Juli. Das berichtete die staatlich kontrollierte chinesische Zeitung Global Times am Montag. Schon in dieser Woche könnte es zu ersten Gesprächen kommen.
China wird argumentieren, dass es zu kurz gegriffen sei, wenn in der EU von “unfairen” Praktiken gesprochen wird. Dabei formulieren die Europäer ihre Vorwürfe noch moderat. Die USA bezeichnen Chinas Subventionen sogar als “kriminelles Verhalten”. Die CSIS-Studie wirft nun Licht auf Argumente, mit denen die EU und China in die Verhandlungen gehen dürften.
Etwas mehr als die Hälfte der gesamten staatlichen Unterstützung für die chinesische E-Auto-Industrie bestand demnach aus Steuerbefreiungen, wodurch die Fahrzeuge für Käufer erschwinglicher wurden. Der Rest setze sich aus zusätzlichen Käuferprämien, staatlicher Finanzierung für Infrastruktur wie Ladestationen, staatlichen Beschaffungen von Elektrofahrzeugen sowie aus Förderprogrammen für Forschung und Entwicklung zusammen.
“Chinesische Elektrofahrzeuge haben von massiver industriepolitischer Unterstützung profitiert”, schreibt Kennedy. Die Daten seien dabei noch “sehr konservativ”, da sie keine Programme auf lokaler Ebene umfassen. Sie beinhalten auch nicht die allgemein niedrigen Kosten für Land, Strom und Kredite, auf die Hersteller zugreifen konnten. Auch Hilfen für die chinesischen Batteriehersteller rechnete das Team nicht mit ein.
Dennoch wird Peking eine Lesart präsentieren, die in den Vordergrund stellt, dass die Subventionen gemessen am Gesamtumsatz der Branche stetig gesunken sind – von mehr als 40 Prozent in den Anfangsjahren auf nur noch 11,5 Prozent im Jahr 2023. Dies zeige, dass die Unterstützung für die junge Industrie mit der Zeit abgenommen habe. In ganzen Zahlen heißt das: Die Unterstützung pro Fahrzeug ist von 13.860 Dollar im Jahr 2018 auf knapp unter 4.600 Dollar im Jahr 2023 geschrumpft. Diese Summe ist geringer als die 7.500 Dollar, die US-Käufer für bestimmte Fahrzeuge im Rahmen des Inflation Reduction Act erhalten. Auch in der EU gibt oder gab es ähnliche Kaufprämien.
Befürworter der Zölle könnten laut Kennedy dagegen argumentieren, dass 15 Jahre massive staatliche Hilfe den Markt bereits drastisch verändert haben. Dies mache es für Hersteller in anderen Länder schwer, zu konkurrieren. So gebe es noch immer etwa 200 E-Auto-Hersteller in China, die mehr produzieren, als der heimische Markt benötigt. Trotz oder gerade wegen der vielen staatlichen Hilfen seien zudem nur wenige Anbieter profitabel. In einer funktionierenden Marktwirtschaft müssten Unternehmen ihre Investitionen besser planen, so Kennedy. Eine große Lücke zwischen Angebot und Nachfrage würde normalerweise zu Fusionen oder Schließungen führen.
Kennedy geht davon aus, dass die anhaltenden Subventionen nicht Teil eines Plans zur globalen Dominanz seien, sondern eher ein Ergebnis von Chinas ineffizientem Wirtschaftssystem. Das sehen auch deutsche Unternehmen so, die gegen die Zölle sind. “Wenn man sich die Ursache dieser Überkapazitäten ansieht, liegt es im Wesentlichen daran, dass Unternehmen mehr Kapazitäten aufgebaut haben und die Nachfrage nicht so war, wie sie es erwartet hatten”, argumentiert etwa die deutsche Handelskammer in China. Letztlich werde es zu einer Konsolidierung kommen. Dies sei jedoch ein mittelfristiger Effekt, der nicht “innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre” gelöst werde.
Die Autoren der CSIS-Studie halten Chinas Wette auf E-Fahrzeuge für “sehr riskant”. Viele der neu gegründeten Unternehmen würden den heftigen Wettbewerb im eigenen Land in Kombination mit dem wachsenden Protektionismus im Ausland möglicherweise nicht überleben. Doch die Konzerne, die am Ende übrig blieben, würden mit Sicherheit zu sehr wichtigen globalen Akteuren reifen.
Dass nun Zölle die Antwort von Europäern und Amerikanern sind, sei laut Untersuchung aber auch das Resultat westlicher Inkonsequenz. “Im Allgemeinen haben westliche Autohersteller und Regierungen gezögert und waren nicht aggressiv genug”, kritisiert Kennedy. So gebe es noch immer nicht genug Druck auf die Autohersteller, ihre Flotten zu elektrifizieren und erschwinglichere Modelle anzubieten. Es sei klar, dass die USA und andere Länder ihre Interessen nicht verteidigen können, ohne “aggressivere Anstrengungen” zur Entwicklung ihrer eigenen Industrien zu unternehmen. Anders gesagt: Die EU könnte den Herstellern mehr Ladesäulen spendieren.
Industriepräsident Siegfried Russwurm sieht in den angekündigten Gesprächen im Zollstreit zwischen der EU und China einen ersten Schritt zur Vermeidung eines Handelskrieges. Allein die Tatsache, dass man miteinander sprechen werde, sei ein “gutes Zeichen”, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) am Montag dem Deutschlandfunk.
“Zwangsmaßnahmen sind für die Exportnation Deutschland das Letzte, was wir uns wünschen können.” Es gehe darum, eine Balance zu halten. Auf der einen Seite müssten Wettbewerbsverstöße klar sanktioniert werden, auf der anderen Seite müsse Deutschland auch Anwalt von offenem Handel bleiben. “Viele Länder auf der Welt gibt es nicht, die 40 Prozent ihres Geschäftes im Export machen”, sagte Russwurm.
Im Streit über geplante europäische Importzölle für chinesische Elektroautos war am Wochenende Bewegung gekommen: China und die EU wollen offenbar schon in dieser Woche zu Gesprächen über eine mögliche Lösung des Zollstreits zusammenkommen. In Peking forderte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck für die Aufhebung der europäischen E-Auto-Zölle allerdings Gegenleistungen von chinesischer Seite.
Am Montag warnte der Wirtschaftsminister beim BDI vor einem Zerfall der Weltwirtschaft in Zonen. “Alles würde wieder teurer werden”, sagte der Grünen-Politiker. Deswegen sei es wichtig, in der Frage von Ausgleichszöllen etwas Vernünftiges hinzukriegen. Habeck prophezeit das Ende der Globalisierung, sollte der Konflikt zu einem Zollkrieg führen. “Weniger Wohlstand würde entstehen, weniger Menschen würden Zugang zu Energie, zu sauberem Wasser, zu Bildung, zu Gesundheitsfürsorge und so weiter bekommen.”
Russwurm nahm die EU in die Pflicht, die Balance in der Zollfrage zu wahren. “Die 27 EU-Länder haben da unterschiedliche Schwerpunkte”, sagte er. Umso wichtiger sei es, dass die Bundesregierung auch klarmache, dass die größte Volkswirtschaft in der EU, nicht über die Kante fallen dürfe. “Das muss auch im Interesse des europäischen Binnenmarktes sein, dass wir weiterhin erfolgreich sind. Denn der Export aus Deutschland ist auch ein Export der Europäischen Union”, so Russwurm.
Die Zölle von zusätzlich bis zu 38,1 Prozent sollen ab 4. Juli erhoben werden. Die EU-Kommission will ihre Überprüfung bis 2. November fortsetzen und dann endgültige Sätze festlegen, üblicherweise für fünf Jahre. Die Kommission hatte den Schritt mit Wettbewerbsverzerrungen durch staatliche Subventionen Chinas begründet. rtr/rad
Allianz Global Investors (AGI), einer der Investmentzweige des deutschen Versicherers Allianz, ist das erste ausländische Unternehmen, das eine Beteiligung am chinesischen Rentenversicherungsgiganten Guomin Pension besitzt. AGI wurde gestattet, neu ausgegebene Aktien zu zeichnen, die einen Anteil von zwei Prozent im Wert von 228 Millionen Yuan (31,40 Millionen Dollar) darstellen, teilte das chinesische Unternehmen in einer am Montag veröffentlichten Erklärung mit.
Guomin Pension wurde 2022 von Chinas größten Banken und Versicherern gemeinsam gegründet, um die Entwicklung des privaten Rentenmarktes des Landes zu fördern. Das eingetragene Kapital des Pensionsgiganten wird mit der Investition von AGI auf 11,4 Milliarden Yuan steigen, was ihn zu einem der kapitalstärksten Vermögensverwalter in China macht.
Der Rentenmarkt in China ist riesig, denn die Alterung der chinesischen Gesellschaft schreitet rasant voran. Berechnungen zufolge kommen jedes Jahr zehn Millionen über 60-Jährige hinzu. Im Jahr 2022 waren noch 14,9 Prozent der Chinesen älter als 65 Jahre; 2050 wird es in der Volksrepublik bereits 37,8 Prozent Senioren geben. In absoluten Zahlen wären das 520 Millionen Menschen im Rentenalter.
Die Regierung in Peking plant einem Medienbericht zufolge angesichts der rapide alternden Gesellschaft eine schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters. Das aktuelle Renteneintrittsalter zählt zu den niedrigsten in der Welt. Es liegt aktuell bei 60 Jahren für Männer, bei 55 Jahren für weibliche Angestellte in Büro-Berufen und bei 50 Jahren für Frauen, die in Fabriken arbeiten. rtr/rad
Die chinesische Botschaft in Berlin hat mit scharfen Worten auf den Jahresbericht 2023 des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) reagiert. “Das darin enthaltene Kapitel über China zeugt von völliger Unkenntnis der nationalen Gegebenheiten in China und Feindseligkeit gegenüber dem chinesischen politischen System.” Die chinesische Regierung und Bevölkerung würden diskreditiert und ein komplett falsches Bild von Chinas Politik im Hinblick auf Deutschland gezeichnet, heißt es in einer öffentlichen Stellungnahme auf der Internetseite der Botschaft.
Einige Passagen des Berichts seien an Absurdität kaum zu übertreffen. “Im Hinblick auf Chinas nationale Imageförderung wird unterstellt, es handele sich dabei um politische Propaganda und Verbreitung von Falschinformationen.”
Im Vorwort des BfV-Jahresberichts schreibt Bundesinnenministerin Nancy Faser: “So hat die Bedrohung unserer Demokratie und ihrer Institutionen durch Spionage, Sabotage, Desinformation und Cyberangriffe eine
neue Dimension erreicht. Fremde Mächte wie Russland, China und Iran setzen ihre Nachrichtendienste umfassend zur Spionage in und gegen Deutschland ein.“
Im Jahresbericht 2023 des BfV heißt es dann unter anderem: “China ist dabei bestrebt, die internationale Ordnung entlang der Interessen seines Einparteiensystems zu beeinflussen und dabei auch Grundfesten der regelbasierten Ordnung zu relativieren. Dies lässt eine weitere Intensivierung der staatlich betriebenen Spionage- und Einflussnahmeaktivitäten erwarten.” Und weiter: “Die langfristigen Ansätze chinesischer Cyberspionage bedrohen die digitale Souveränität Deutschlands und Europas.” rad
Sabine Stricker-Kellerer – Rechtsanwältin & Co-Vorsitzende des Deutsch-Chinesischen Dialogforums
Sabine Stricker-Kellerer studierte in München Jura und Sinologie im Nebenfach. 1980 wagte die junge Referendarin einen in der damaligen Zeit recht ungewöhnlichen Schritt: Sie ging nach China und sammelte dort erste juristische Erfahrungen. Es folgte ein Master in chinesischem Recht an der Harvard Law School. 1985 gründete die Stricker-Kellerer das erste Büro einer europäischen Kanzlei in China. Seither berät sie europäische Unternehmen, die in China aktiv sind. Sie ist Schiedsrichterin der China International Economic and Trade Arbitration Commission (CIETAC), Co-Vorsitzende des Deutsch-Chinesischen Dialogforums, sowie Kuratoriumsmitglied des Mercator Institute for Chinese Studies (Merics).
Ming Shi – Freier Journalist und Buchautor
Shi Ming arbeitete als Sprecher, Übersetzer und Journalist bei Radio Beijing und wechselte später in die chinesische Wirtschaft. Nach der blutigen Niederschlagung der Proteste in Peking 1989 ging er ins Exil nach Deutschland, wo er seitdem als freier Journalist und Publizist für Medien wie ARD und F.A.Z. tätig ist. Zusammen mit dem Sinologen Daniel Leese hat Shi zuletzt den Essayband “Chinesisches Denken der Gegenwart” veröffentlicht, in dem Schlüsseltexte chinesischer Intellektueller erstmals ins Deutsche übersetzt werden.
Michael Kahn-Ackermann – Gründungsdirektor des Goethe-Instituts China
Das berufliche Wirken von Michael Kahn-Ackermann steht ganz im Zeichen der Kulturvermittlung. Nach dem Studium der Sinologie, Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft in München folgte 1975 ein Auslandsstudium der Neueren Chinesischen Geschichte an der Peking Universität. Ab 1988 leitete er als Gründungsdirektor den Aufbau des Goethe-Instituts in Peking. Es folgten Stationen in Moskau und Rom. Im Anschluss kehrte Kahn-Ackermann als Leiter zurück ans Pekinger Goethe-Institut. Der Sinologe hat zahlreiche Texte der chinesischen Gegenwartsliteratur ins Deutsche übersetzt. Er ist China Advisor der Stiftung Mercator in Peking. Und auch für die Vermittlung der chinesischen Sprache und Kultur setzte er sich als Berater der Zentrale der Konfuzius-Institute in Peking für mehrere Jahre ein.
Christine Althauser – ehemalige Generalkonsulin in Shanghai
Das große Interesse von Christine Althauser galt schon immer den internationalen Beziehungen. Während des Studiums der Sinologie, Politologie und Slawistik in Heidelberg verbrachte sie Auslandssemester in Moskau und Taiwan. 1987 begann sie ihre Karriere im diplomatischen Dienst und war später unter anderem an der deutschen Botschaft in Moskau tätig, bekleidete den Posten als deutsche Botschafterin in Nordmazedonien und war von 2017 bis 2021 Generalkonsulin in Shanghai. Christine Althauser lebt inzwischen wieder in Deutschland und ist Beirätin im China-Netzwerk Baden-Württemberg. Offiziell ist Althauser im Ruhestand, allerdings weiterhin in unterschiedlichen Projekten aktiv.
Fan Popo – Filmemacher und LGBTQ-Aktivist
Für seine Filme, die sich um Themen wie gleichgeschlechtliche Ehe, Transgender und Geschlechterdiskriminierung drehen, erhielt der im ostchinesischen Jiangsu geborene Filmemacher Fan Popo mehrere Preise, darunter den “Prism Award” des Hong Kong Lesbian and Gay Film Festival. In Peking organisierte er zehn Jahre lang unter dem Radar der Behörden das “Beijing Queer Film Festival”. Obwohl seine Werke offiziell nicht in seiner Heimat gezeigt werden dürfen, ist er einer der bekanntesten LGBTQ-Aktivisten Chinas. Mittlerweile lebt er in Berlin, wo er an seinem Spielfilmdebüt arbeitet.
Liao Yiwu – Schriftsteller
Liao Yiwu ist einer der renommiertesten chinesischen Schriftsteller im Exil. In seinen Werken wie “Fräulein Hallo und der Bauernkaiser – Chinas Gesellschaft von unten” oder auch “Die Kugel und das Opium: Leben und Tod am Platz des Himmlischen Friedens” gibt er den Verstoßenen und Verfolgten eine Stimme. 2011 erhielt er den Geschwister-Scholl-Preis, 2012 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Karin Betz – Übersetzerin
Die Werke chinesischer Autoren für westliche Leser zugänglich machen – dieser Aufgabe hat sich die Literaturübersetzerin und Sinologin Karin Betz verschrieben. Zuletzt wurde ihre Übersetzung des Romans “Meine Stadt” der Hongkonger Autorin Xi Xi mit dem Helmut-M.-Braem-Übersetzerpreis ausgezeichnet. Betz studierte Sinologie, Germanistik, Philosophie und Politik in Frankfurt am Main, Chengdu und Tokio. Sie übersetzte unter anderem Werke von Mo Yan, Liu Cixin und Liao Yiwu ins Deutsche.
Nora Frisch – Leiterin Drachenhaus-Verlag
Mit den Büchern ihres Drachenhaus-Verlags möchte die in Wien, Peking, Taipeh und Heidelberg ausgebildete Sinologin Nora Frisch die Vielfalt Chinas jenseits von Wirtschaft und Politik abbilden. Das Programm ihres 2010 gegründeten Verlags ist dementsprechend breit gefächert. Neben Romanen finden sich Geschichtsbücher, Graphic Novels, Kinder- und Kochbücher sowie Klassiker der chinesischen Philosophie. Einige davon werden mittlerweile in Schulen und Universitäten als Lehrmaterial verwendet, zum Beispiel “Der Bau der großen Mauer” von der Geschichtswissenschaftlerin Cornelia Hermanns.
Andreas Merzhäuser – Direktor Deutsche Botschaftsschule Peking
Als Lehrer und stellvertretender Schulleiter war Andreas Merzhäuser bereits um die Jahrtausendwende im Ausland: Er unterrichtete für einige Jahre in London. 2020 zog es ihn dann als Direktor an die deutsche Botschaftsschule in Peking. Außer politischem und geschichtlichem Interesse besaß der promovierte Germanist und Historiker zuvor keine Verbindung zu China. Sein Posten ist für sechs Jahre angesetzt, auf seine Agenda hat Merzhäuser vor allem die Digitalisierung der Schule und die Deutschförderung gesetzt. Auch abseits des Unterrichts bietet seine Schule ein vielfältiges Programm – die Botschaftsschule ist Zentrum der deutschsprachigen Gemeinde und bietet Schülern und Eltern zahlreiche Veranstaltungen.
Daniel Leese – Buchautor und Sinologie-Professor
Seit 2012 ist Daniel Leese Professor für Geschichte und Politik des Modernen China an der Freiburger Universität. Er hat zahlreiche Bücher mit China-Schwerpunkt geschrieben, darunter “Maos langer Schatten – Chinas Umgang mit der Vergangenheit”, das 2021 für den deutschen Sachbuchpreis nominiert war. Aktuell arbeitet Leese an einem Projekt über interne Kommunikationsstrukturen innerhalb der Kommunistischen Partei Chinas. Zuletzt erschien sein mit dem Journalisten Ming Shi zusammengestelltes Buch “Chinesisches Denken der Gegenwart”, das Schlüsseltexte führender chinesischer Intellektueller zu Politik und Gesellschaft ins Deutsche übersetzt und einordnet.
Jörg Endriss wechselt ab 1. Juli von der Tagesschau Hamburg ins ARD-Studio Peking. Der Journalist beschäftigt sich seit den 1990er-Jahren mit China und hat bereits zwei Jahre in Taiwan gelebt.
Arthur Tarnowski ist neuer Chief Representative der Heinrich-Böll-Stiftung in China. Er wird zunächst von Berlin aus arbeiten und im Herbst nach Peking ziehen.
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Hochwasser, Schlamm und Gerölllawinen bedrohen in diesen Tagen die Existenz vieler Menschen in mehreren chinesischen Provinzen. Tagelange Regenfälle sorgten unter anderem in Changsha, der Provinzhauptstadt von Hunan für schwere Überschwemmungen. Aufgeweichte Böden birgen in den bergigen Regionen zudem große Gefahren von Erdrutschen. Mindestens acht Menschen sind am Wochenende bei solchen Lawinen in Hunan ums Leben gekommen. Weitere Todesopfer gab es in den Provinzen Guangzhou, Anhui und Guizhou. Am Montag wurde für die Provinzhauptstadt Changsha wieder Hochwasseralarm ausgegeben.
es kommt Bewegung in den Streit über Ausgleichszölle der EU-Kommission auf chinesische Elektrofahrzeuge. Noch vor Inkrafttreten am 4. Juli wollen beiden Seiten in Klausur gehen und schauen, ob und wie die Zollerhöhungen seitens der Europäer noch abgewendet werden können.
Bundeskanzler Olaf Scholz findet es gut, “dass die EU-Kommission der chinesischen Seite im laufenden Antisubventionsverfahren weiter Gespräche anbietet.” Klar sei aber auch, “dass wir auch von chinesischer Seite ernsthafte Bewegung und Fortschritte benötigen werden“, sagte Scholz am Montag. Er wünsche sich zwar “einvernehmliche Lösungen”, aber “natürlich müssen wir unsere Wirtschaft vor unfairen Handelspraktiken schützen”.
Aus seinem Mund klingt das wie eine Kampfansage, wo Scholz doch bei seiner letzten China-Reise eher den Eindruck vermittelt hatte, er wolle alles, nur keine Forderungen an die Chinesen stellen. Doch nach den intensiven Diskussionen von Wirtschaftsminister Robert Habeck am vergangenen Wochenende mit der chinesischen Seite, scheint sich auch Scholz etwas aus der Deckung zu wagen. Vor den Verhandlungen ist es jedenfalls ein wichtiges Signal, dass man in Europa geschlossen auf chinesische Zugeständnisse drängt.
Wie Peking in den Verhandlungen argumentieren dürfte, hat Jörn Petring aufgeschrieben. Anlass dazu bietet eine Studie der US-Denkfabrik CSIS, die auf- und gegengerechnet hat, wer wen wann und wie subventioniert hat. Daraus ergibt sich: Peking hat durchaus das ein oder andere Argument, das für die chinesische Position spricht. Doch “sehr konservativ” ermittelte 231 Milliarden Subventionen an Saic und Co. sind schlussendlich eine derart große Hausnummer, dass es Peking schwerfallen dürfte, sich erfolgreich als Opfer zu gerieren.
Wie man es als Unternehmen vermeidet, unter Ausgleichszöllen zu leiden, erzählt Carolyn Braun anhand des fränkischen Mittelständlers Ebm-Papst. Der hat seine Investitionen in China nämlich stark erhöht und interpretiert dies als Strategie zum De-Risking. Kerngedanke sind sehr hohe Lokalisierungsgrade überall in unterschiedlichen Regionen der Welt. Klingt gut, erfordert aber das nötige Kleingeld.
Und zudem noch der Hinweis auf unsere Rangliste der wichtigsten China-Entscheider: Heute geht es um die Top 10 aus dem Bereich Gesellschaft.
Für den fränkischen Ventilatoren-Hersteller Ebm-Papst bedeutet De-Risking höhere, nicht niedrigere Investitionen in China. Die geopolitische Lage erfordert das aus Sicht des Mittelständlers geradezu. Die Strategie von Ebm-Papst trägt den Namen “Local for Local”. Klaus Geißdörfer, seit 2021 Vorsitzender der Geschäftsführung von Ebm-Papst, erläutert: “Wir lokalisieren unser Geschäft in den drei großen Regionen – den Amerikas, Europa und Asien – jeweils mit dem Ziel, dass diese Unternehmensbereiche im Fall einer Krise auch eigenständig und unabhängig voneinander funktionieren können.”
Das sei eine Frage der Resilienz gegenüber Faktoren, die das Unternehmen nicht in der Hand habe – “zum Beispiel Frachtkosten, die aufgrund von Rebellen und den schwankenden Energiepreisen herauf- und heruntergehen, oder drohende Zölle”. Der beste Schutz gegen Schutzzölle sei die Produktion vor Ort: “Dann habe ich die ganze Lieferkette vor Ort und dadurch die Sicherheit, dass ich zu den Kosten weiter liefern kann, mit denen ich geplant habe.”
Tatsächlich steht das Unternehmen mit dieser Haltung keineswegs alleine. Viele Firmen haben trotz des De-Risking-Ansatzes der Bundesregierung bei den Investitionen noch einmal nachgelegt. 2023 wuchsen die Direktinvestitionen um mehr als vier Prozent und summierten sich auf 11,9 Milliarden Euro. Wohl nicht ganz zufällig war Vizekanzler Robert Habeck gerade mit einer vor allem aus Mittelständlern bestehenden Delegation vor Ort.
Allerdings gibt es auch Indizien, dass sich die Unternehmen umorientieren. So ergab der KMU-Reisereport 2024 von HR Works kürzlich, dass Chinas Anteil an den außereuropäischen Top-10-Destinationen mittelständischer Geschäftsreisender in den vergangenen fünf Jahren von 18,6 auf 10,1 Prozent abgenommen habe. Und das, obwohl Asien sich mit 45,3 Prozent aller außereuropäischen Dienstreisen 2023 – vor Nordamerika mit rund einem Drittel der Trips – als das wichtigste außereuropäische Reiseziel für Geschäftsreisende kleiner und mittelständischer Unternehmen herausstellt. Unklar ist, wie viel Aussagekraft diese Daten tatsächlich haben. Denn viele KMU haben längst chinesische Manager vor Ort, was weniger Reisen nach China erfordert.
Auch Ebm-Papst arbeitet daraufhin, die Rotation zwischen den Erdteilen zu reduzieren. In China belaufe sich die Lokalisierungsquote des Herstellers inzwischen auf mehr als 90 Prozent, sagt der CEO: “Bei den Zulieferern liegen wir bei über 95 Prozent, bei den Kunden zwischen 85 und 90 Prozent.” Diese Strategie lässt sich das Unternehmen auch etwas kosten: Im Geschäftsjahr 2023/24 hat der Hersteller von den 187 Millionen Euro, die es unternehmensweit investiert hat, allein 25 Millionen in den Ausbau des Werks in Xi’an gesteckt, wo derzeit 27.000 Quadratmeter Produktionsfläche entstehen. Ein weiterer Standort im Süden Chinas ist bereits in Planung.
Ebm-Papst ist seit 1996 vor Ort in China, der Asia Pacific-CEO Thomas Nürnberger arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in der Volksrepublik. Unter den rund 1.900 Mitarbeitenden an den Standorten in Shanghai, Qingdao, Xi’an, Peking und Hongkong stammen nur noch drei aus Deutschland. Im Geschäftsjahr 2022/23 hat der Mittelständler im asiatisch-pazifischen Raum einen Umsatz von rund 380 Millionen Euro erzielt – das sind 15 Prozent der rund 2,5 Milliarden Euro, die das Gesamtunternehmen im selben Zeitraum umsetzte, Tendenz steigend. Derzeit erwirtschaftet das Unternehmen noch 20 Prozent des Umsatzes in Deutschland.
Der Wunsch nach einer Produktion vor Ort komme immer stärker von den Abnehmern: “In China sagen uns die Kunden, sie wollen US-free sein”, sagt Geißdörfer. “In den USA sagen uns die Kunden, sie wollen Chinese-free sein.” Gemeint sind Zulieferungen aus China in die USA oder umgekehrt.
Das werde zunehmend ein Wettbewerbsfaktor, und “je größer die Spannung wird, desto wahrscheinlich wird das einmal zu einem Zwang – und damit zu einem Vorteil für uns.” Das gelte auch für das deutlich erweiterte Werk in den USA. Es dränge sich der Eindruck auf, dass “das jetzt schon zu klein ist, um sich gegen die ganzen geopolitischen Unwägbarkeiten” zu wappnen. Die Sicherheit, die die Wirtschaft noch vor zehn Jahren mit einigermaßen stabilen Rahmenbedingungen gehabt habe, gebe es einfach nicht mehr.
Auch wenn Geißdörfer beklagt, dass die Zusammenarbeit oft “wegen der widersprüchlichen Botschaften von Deutschland nach China und in die umgekehrte Richtung auf der obersten politischen Ebene gestört ist”: Der 50-Jährige blickt weiter mit Freude Richtung China. Das frisch eingeweihte Werk in Shanghai produziere am obersten Limit: “Wir gewinnen derzeit Marktanteile und schauen sehr positiv auf die Geschäftsentwicklung.” Das Unternehmen habe sehr gute Beziehungen zu den Lokalregierungen und fühle sich sehr gut unterstützt. “Wir stoßen manchmal auf offenere Ohren für unsere Anliegen in China als in Deutschland.”
Ein weiterer Grund für die Lokalisierungs-Strategie: So könne sich der Spezialist für Luft- und Antriebstechnik sehr gut auf die jeweiligen Marktanforderungen und Kundenbedarfe vor Ort einstellen, ist schneller lieferfähig durch geringe Transportwege und kann sich gut gegen Wettbewerber positionieren: “Wenn wir in deren Heimatmarkt im Wettbewerb erfolgreich sind, müssen sie sich vor Ort gegen uns durchsetzen. Das macht es unwahrscheinlicher, dass sie nach Europa kommen.”
China hat in den vergangenen 15 Jahren mehr als 231 Milliarden Dollar an Subventionen in den Aufbau der heimischen E-Auto-Industrie gepumpt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der US-Denkfabrik CSIS. Die Analyse des Teams um China-Fachmann Scott Kennedy schlüsselt detailliert auf, wie die Regierung den Unternehmen finanziell unter die Arme gegriffen hat. Als Reaktion darauf hatten die USA ihrerseits bereits Ausgleichszölle erhoben. Die EU hat kürzlich ebenfalls Zusatzzölle auf E-Autos aus China angekündigt.
Peking aber will das nicht akzeptieren. Die chinesische Regierung will die EU-Kommission in Verhandlungen zur Aufhebung der Zölle bewegen – und zwar sehr zeitnah, noch vor Inkrafttreten der Zölle am 4. Juli. Das berichtete die staatlich kontrollierte chinesische Zeitung Global Times am Montag. Schon in dieser Woche könnte es zu ersten Gesprächen kommen.
China wird argumentieren, dass es zu kurz gegriffen sei, wenn in der EU von “unfairen” Praktiken gesprochen wird. Dabei formulieren die Europäer ihre Vorwürfe noch moderat. Die USA bezeichnen Chinas Subventionen sogar als “kriminelles Verhalten”. Die CSIS-Studie wirft nun Licht auf Argumente, mit denen die EU und China in die Verhandlungen gehen dürften.
Etwas mehr als die Hälfte der gesamten staatlichen Unterstützung für die chinesische E-Auto-Industrie bestand demnach aus Steuerbefreiungen, wodurch die Fahrzeuge für Käufer erschwinglicher wurden. Der Rest setze sich aus zusätzlichen Käuferprämien, staatlicher Finanzierung für Infrastruktur wie Ladestationen, staatlichen Beschaffungen von Elektrofahrzeugen sowie aus Förderprogrammen für Forschung und Entwicklung zusammen.
“Chinesische Elektrofahrzeuge haben von massiver industriepolitischer Unterstützung profitiert”, schreibt Kennedy. Die Daten seien dabei noch “sehr konservativ”, da sie keine Programme auf lokaler Ebene umfassen. Sie beinhalten auch nicht die allgemein niedrigen Kosten für Land, Strom und Kredite, auf die Hersteller zugreifen konnten. Auch Hilfen für die chinesischen Batteriehersteller rechnete das Team nicht mit ein.
Dennoch wird Peking eine Lesart präsentieren, die in den Vordergrund stellt, dass die Subventionen gemessen am Gesamtumsatz der Branche stetig gesunken sind – von mehr als 40 Prozent in den Anfangsjahren auf nur noch 11,5 Prozent im Jahr 2023. Dies zeige, dass die Unterstützung für die junge Industrie mit der Zeit abgenommen habe. In ganzen Zahlen heißt das: Die Unterstützung pro Fahrzeug ist von 13.860 Dollar im Jahr 2018 auf knapp unter 4.600 Dollar im Jahr 2023 geschrumpft. Diese Summe ist geringer als die 7.500 Dollar, die US-Käufer für bestimmte Fahrzeuge im Rahmen des Inflation Reduction Act erhalten. Auch in der EU gibt oder gab es ähnliche Kaufprämien.
Befürworter der Zölle könnten laut Kennedy dagegen argumentieren, dass 15 Jahre massive staatliche Hilfe den Markt bereits drastisch verändert haben. Dies mache es für Hersteller in anderen Länder schwer, zu konkurrieren. So gebe es noch immer etwa 200 E-Auto-Hersteller in China, die mehr produzieren, als der heimische Markt benötigt. Trotz oder gerade wegen der vielen staatlichen Hilfen seien zudem nur wenige Anbieter profitabel. In einer funktionierenden Marktwirtschaft müssten Unternehmen ihre Investitionen besser planen, so Kennedy. Eine große Lücke zwischen Angebot und Nachfrage würde normalerweise zu Fusionen oder Schließungen führen.
Kennedy geht davon aus, dass die anhaltenden Subventionen nicht Teil eines Plans zur globalen Dominanz seien, sondern eher ein Ergebnis von Chinas ineffizientem Wirtschaftssystem. Das sehen auch deutsche Unternehmen so, die gegen die Zölle sind. “Wenn man sich die Ursache dieser Überkapazitäten ansieht, liegt es im Wesentlichen daran, dass Unternehmen mehr Kapazitäten aufgebaut haben und die Nachfrage nicht so war, wie sie es erwartet hatten”, argumentiert etwa die deutsche Handelskammer in China. Letztlich werde es zu einer Konsolidierung kommen. Dies sei jedoch ein mittelfristiger Effekt, der nicht “innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre” gelöst werde.
Die Autoren der CSIS-Studie halten Chinas Wette auf E-Fahrzeuge für “sehr riskant”. Viele der neu gegründeten Unternehmen würden den heftigen Wettbewerb im eigenen Land in Kombination mit dem wachsenden Protektionismus im Ausland möglicherweise nicht überleben. Doch die Konzerne, die am Ende übrig blieben, würden mit Sicherheit zu sehr wichtigen globalen Akteuren reifen.
Dass nun Zölle die Antwort von Europäern und Amerikanern sind, sei laut Untersuchung aber auch das Resultat westlicher Inkonsequenz. “Im Allgemeinen haben westliche Autohersteller und Regierungen gezögert und waren nicht aggressiv genug”, kritisiert Kennedy. So gebe es noch immer nicht genug Druck auf die Autohersteller, ihre Flotten zu elektrifizieren und erschwinglichere Modelle anzubieten. Es sei klar, dass die USA und andere Länder ihre Interessen nicht verteidigen können, ohne “aggressivere Anstrengungen” zur Entwicklung ihrer eigenen Industrien zu unternehmen. Anders gesagt: Die EU könnte den Herstellern mehr Ladesäulen spendieren.
Industriepräsident Siegfried Russwurm sieht in den angekündigten Gesprächen im Zollstreit zwischen der EU und China einen ersten Schritt zur Vermeidung eines Handelskrieges. Allein die Tatsache, dass man miteinander sprechen werde, sei ein “gutes Zeichen”, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) am Montag dem Deutschlandfunk.
“Zwangsmaßnahmen sind für die Exportnation Deutschland das Letzte, was wir uns wünschen können.” Es gehe darum, eine Balance zu halten. Auf der einen Seite müssten Wettbewerbsverstöße klar sanktioniert werden, auf der anderen Seite müsse Deutschland auch Anwalt von offenem Handel bleiben. “Viele Länder auf der Welt gibt es nicht, die 40 Prozent ihres Geschäftes im Export machen”, sagte Russwurm.
Im Streit über geplante europäische Importzölle für chinesische Elektroautos war am Wochenende Bewegung gekommen: China und die EU wollen offenbar schon in dieser Woche zu Gesprächen über eine mögliche Lösung des Zollstreits zusammenkommen. In Peking forderte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck für die Aufhebung der europäischen E-Auto-Zölle allerdings Gegenleistungen von chinesischer Seite.
Am Montag warnte der Wirtschaftsminister beim BDI vor einem Zerfall der Weltwirtschaft in Zonen. “Alles würde wieder teurer werden”, sagte der Grünen-Politiker. Deswegen sei es wichtig, in der Frage von Ausgleichszöllen etwas Vernünftiges hinzukriegen. Habeck prophezeit das Ende der Globalisierung, sollte der Konflikt zu einem Zollkrieg führen. “Weniger Wohlstand würde entstehen, weniger Menschen würden Zugang zu Energie, zu sauberem Wasser, zu Bildung, zu Gesundheitsfürsorge und so weiter bekommen.”
Russwurm nahm die EU in die Pflicht, die Balance in der Zollfrage zu wahren. “Die 27 EU-Länder haben da unterschiedliche Schwerpunkte”, sagte er. Umso wichtiger sei es, dass die Bundesregierung auch klarmache, dass die größte Volkswirtschaft in der EU, nicht über die Kante fallen dürfe. “Das muss auch im Interesse des europäischen Binnenmarktes sein, dass wir weiterhin erfolgreich sind. Denn der Export aus Deutschland ist auch ein Export der Europäischen Union”, so Russwurm.
Die Zölle von zusätzlich bis zu 38,1 Prozent sollen ab 4. Juli erhoben werden. Die EU-Kommission will ihre Überprüfung bis 2. November fortsetzen und dann endgültige Sätze festlegen, üblicherweise für fünf Jahre. Die Kommission hatte den Schritt mit Wettbewerbsverzerrungen durch staatliche Subventionen Chinas begründet. rtr/rad
Allianz Global Investors (AGI), einer der Investmentzweige des deutschen Versicherers Allianz, ist das erste ausländische Unternehmen, das eine Beteiligung am chinesischen Rentenversicherungsgiganten Guomin Pension besitzt. AGI wurde gestattet, neu ausgegebene Aktien zu zeichnen, die einen Anteil von zwei Prozent im Wert von 228 Millionen Yuan (31,40 Millionen Dollar) darstellen, teilte das chinesische Unternehmen in einer am Montag veröffentlichten Erklärung mit.
Guomin Pension wurde 2022 von Chinas größten Banken und Versicherern gemeinsam gegründet, um die Entwicklung des privaten Rentenmarktes des Landes zu fördern. Das eingetragene Kapital des Pensionsgiganten wird mit der Investition von AGI auf 11,4 Milliarden Yuan steigen, was ihn zu einem der kapitalstärksten Vermögensverwalter in China macht.
Der Rentenmarkt in China ist riesig, denn die Alterung der chinesischen Gesellschaft schreitet rasant voran. Berechnungen zufolge kommen jedes Jahr zehn Millionen über 60-Jährige hinzu. Im Jahr 2022 waren noch 14,9 Prozent der Chinesen älter als 65 Jahre; 2050 wird es in der Volksrepublik bereits 37,8 Prozent Senioren geben. In absoluten Zahlen wären das 520 Millionen Menschen im Rentenalter.
Die Regierung in Peking plant einem Medienbericht zufolge angesichts der rapide alternden Gesellschaft eine schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters. Das aktuelle Renteneintrittsalter zählt zu den niedrigsten in der Welt. Es liegt aktuell bei 60 Jahren für Männer, bei 55 Jahren für weibliche Angestellte in Büro-Berufen und bei 50 Jahren für Frauen, die in Fabriken arbeiten. rtr/rad
Die chinesische Botschaft in Berlin hat mit scharfen Worten auf den Jahresbericht 2023 des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) reagiert. “Das darin enthaltene Kapitel über China zeugt von völliger Unkenntnis der nationalen Gegebenheiten in China und Feindseligkeit gegenüber dem chinesischen politischen System.” Die chinesische Regierung und Bevölkerung würden diskreditiert und ein komplett falsches Bild von Chinas Politik im Hinblick auf Deutschland gezeichnet, heißt es in einer öffentlichen Stellungnahme auf der Internetseite der Botschaft.
Einige Passagen des Berichts seien an Absurdität kaum zu übertreffen. “Im Hinblick auf Chinas nationale Imageförderung wird unterstellt, es handele sich dabei um politische Propaganda und Verbreitung von Falschinformationen.”
Im Vorwort des BfV-Jahresberichts schreibt Bundesinnenministerin Nancy Faser: “So hat die Bedrohung unserer Demokratie und ihrer Institutionen durch Spionage, Sabotage, Desinformation und Cyberangriffe eine
neue Dimension erreicht. Fremde Mächte wie Russland, China und Iran setzen ihre Nachrichtendienste umfassend zur Spionage in und gegen Deutschland ein.“
Im Jahresbericht 2023 des BfV heißt es dann unter anderem: “China ist dabei bestrebt, die internationale Ordnung entlang der Interessen seines Einparteiensystems zu beeinflussen und dabei auch Grundfesten der regelbasierten Ordnung zu relativieren. Dies lässt eine weitere Intensivierung der staatlich betriebenen Spionage- und Einflussnahmeaktivitäten erwarten.” Und weiter: “Die langfristigen Ansätze chinesischer Cyberspionage bedrohen die digitale Souveränität Deutschlands und Europas.” rad
Sabine Stricker-Kellerer – Rechtsanwältin & Co-Vorsitzende des Deutsch-Chinesischen Dialogforums
Sabine Stricker-Kellerer studierte in München Jura und Sinologie im Nebenfach. 1980 wagte die junge Referendarin einen in der damaligen Zeit recht ungewöhnlichen Schritt: Sie ging nach China und sammelte dort erste juristische Erfahrungen. Es folgte ein Master in chinesischem Recht an der Harvard Law School. 1985 gründete die Stricker-Kellerer das erste Büro einer europäischen Kanzlei in China. Seither berät sie europäische Unternehmen, die in China aktiv sind. Sie ist Schiedsrichterin der China International Economic and Trade Arbitration Commission (CIETAC), Co-Vorsitzende des Deutsch-Chinesischen Dialogforums, sowie Kuratoriumsmitglied des Mercator Institute for Chinese Studies (Merics).
Ming Shi – Freier Journalist und Buchautor
Shi Ming arbeitete als Sprecher, Übersetzer und Journalist bei Radio Beijing und wechselte später in die chinesische Wirtschaft. Nach der blutigen Niederschlagung der Proteste in Peking 1989 ging er ins Exil nach Deutschland, wo er seitdem als freier Journalist und Publizist für Medien wie ARD und F.A.Z. tätig ist. Zusammen mit dem Sinologen Daniel Leese hat Shi zuletzt den Essayband “Chinesisches Denken der Gegenwart” veröffentlicht, in dem Schlüsseltexte chinesischer Intellektueller erstmals ins Deutsche übersetzt werden.
Michael Kahn-Ackermann – Gründungsdirektor des Goethe-Instituts China
Das berufliche Wirken von Michael Kahn-Ackermann steht ganz im Zeichen der Kulturvermittlung. Nach dem Studium der Sinologie, Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft in München folgte 1975 ein Auslandsstudium der Neueren Chinesischen Geschichte an der Peking Universität. Ab 1988 leitete er als Gründungsdirektor den Aufbau des Goethe-Instituts in Peking. Es folgten Stationen in Moskau und Rom. Im Anschluss kehrte Kahn-Ackermann als Leiter zurück ans Pekinger Goethe-Institut. Der Sinologe hat zahlreiche Texte der chinesischen Gegenwartsliteratur ins Deutsche übersetzt. Er ist China Advisor der Stiftung Mercator in Peking. Und auch für die Vermittlung der chinesischen Sprache und Kultur setzte er sich als Berater der Zentrale der Konfuzius-Institute in Peking für mehrere Jahre ein.
Christine Althauser – ehemalige Generalkonsulin in Shanghai
Das große Interesse von Christine Althauser galt schon immer den internationalen Beziehungen. Während des Studiums der Sinologie, Politologie und Slawistik in Heidelberg verbrachte sie Auslandssemester in Moskau und Taiwan. 1987 begann sie ihre Karriere im diplomatischen Dienst und war später unter anderem an der deutschen Botschaft in Moskau tätig, bekleidete den Posten als deutsche Botschafterin in Nordmazedonien und war von 2017 bis 2021 Generalkonsulin in Shanghai. Christine Althauser lebt inzwischen wieder in Deutschland und ist Beirätin im China-Netzwerk Baden-Württemberg. Offiziell ist Althauser im Ruhestand, allerdings weiterhin in unterschiedlichen Projekten aktiv.
Fan Popo – Filmemacher und LGBTQ-Aktivist
Für seine Filme, die sich um Themen wie gleichgeschlechtliche Ehe, Transgender und Geschlechterdiskriminierung drehen, erhielt der im ostchinesischen Jiangsu geborene Filmemacher Fan Popo mehrere Preise, darunter den “Prism Award” des Hong Kong Lesbian and Gay Film Festival. In Peking organisierte er zehn Jahre lang unter dem Radar der Behörden das “Beijing Queer Film Festival”. Obwohl seine Werke offiziell nicht in seiner Heimat gezeigt werden dürfen, ist er einer der bekanntesten LGBTQ-Aktivisten Chinas. Mittlerweile lebt er in Berlin, wo er an seinem Spielfilmdebüt arbeitet.
Liao Yiwu – Schriftsteller
Liao Yiwu ist einer der renommiertesten chinesischen Schriftsteller im Exil. In seinen Werken wie “Fräulein Hallo und der Bauernkaiser – Chinas Gesellschaft von unten” oder auch “Die Kugel und das Opium: Leben und Tod am Platz des Himmlischen Friedens” gibt er den Verstoßenen und Verfolgten eine Stimme. 2011 erhielt er den Geschwister-Scholl-Preis, 2012 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Karin Betz – Übersetzerin
Die Werke chinesischer Autoren für westliche Leser zugänglich machen – dieser Aufgabe hat sich die Literaturübersetzerin und Sinologin Karin Betz verschrieben. Zuletzt wurde ihre Übersetzung des Romans “Meine Stadt” der Hongkonger Autorin Xi Xi mit dem Helmut-M.-Braem-Übersetzerpreis ausgezeichnet. Betz studierte Sinologie, Germanistik, Philosophie und Politik in Frankfurt am Main, Chengdu und Tokio. Sie übersetzte unter anderem Werke von Mo Yan, Liu Cixin und Liao Yiwu ins Deutsche.
Nora Frisch – Leiterin Drachenhaus-Verlag
Mit den Büchern ihres Drachenhaus-Verlags möchte die in Wien, Peking, Taipeh und Heidelberg ausgebildete Sinologin Nora Frisch die Vielfalt Chinas jenseits von Wirtschaft und Politik abbilden. Das Programm ihres 2010 gegründeten Verlags ist dementsprechend breit gefächert. Neben Romanen finden sich Geschichtsbücher, Graphic Novels, Kinder- und Kochbücher sowie Klassiker der chinesischen Philosophie. Einige davon werden mittlerweile in Schulen und Universitäten als Lehrmaterial verwendet, zum Beispiel “Der Bau der großen Mauer” von der Geschichtswissenschaftlerin Cornelia Hermanns.
Andreas Merzhäuser – Direktor Deutsche Botschaftsschule Peking
Als Lehrer und stellvertretender Schulleiter war Andreas Merzhäuser bereits um die Jahrtausendwende im Ausland: Er unterrichtete für einige Jahre in London. 2020 zog es ihn dann als Direktor an die deutsche Botschaftsschule in Peking. Außer politischem und geschichtlichem Interesse besaß der promovierte Germanist und Historiker zuvor keine Verbindung zu China. Sein Posten ist für sechs Jahre angesetzt, auf seine Agenda hat Merzhäuser vor allem die Digitalisierung der Schule und die Deutschförderung gesetzt. Auch abseits des Unterrichts bietet seine Schule ein vielfältiges Programm – die Botschaftsschule ist Zentrum der deutschsprachigen Gemeinde und bietet Schülern und Eltern zahlreiche Veranstaltungen.
Daniel Leese – Buchautor und Sinologie-Professor
Seit 2012 ist Daniel Leese Professor für Geschichte und Politik des Modernen China an der Freiburger Universität. Er hat zahlreiche Bücher mit China-Schwerpunkt geschrieben, darunter “Maos langer Schatten – Chinas Umgang mit der Vergangenheit”, das 2021 für den deutschen Sachbuchpreis nominiert war. Aktuell arbeitet Leese an einem Projekt über interne Kommunikationsstrukturen innerhalb der Kommunistischen Partei Chinas. Zuletzt erschien sein mit dem Journalisten Ming Shi zusammengestelltes Buch “Chinesisches Denken der Gegenwart”, das Schlüsseltexte führender chinesischer Intellektueller zu Politik und Gesellschaft ins Deutsche übersetzt und einordnet.
Jörg Endriss wechselt ab 1. Juli von der Tagesschau Hamburg ins ARD-Studio Peking. Der Journalist beschäftigt sich seit den 1990er-Jahren mit China und hat bereits zwei Jahre in Taiwan gelebt.
Arthur Tarnowski ist neuer Chief Representative der Heinrich-Böll-Stiftung in China. Er wird zunächst von Berlin aus arbeiten und im Herbst nach Peking ziehen.
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Hochwasser, Schlamm und Gerölllawinen bedrohen in diesen Tagen die Existenz vieler Menschen in mehreren chinesischen Provinzen. Tagelange Regenfälle sorgten unter anderem in Changsha, der Provinzhauptstadt von Hunan für schwere Überschwemmungen. Aufgeweichte Böden birgen in den bergigen Regionen zudem große Gefahren von Erdrutschen. Mindestens acht Menschen sind am Wochenende bei solchen Lawinen in Hunan ums Leben gekommen. Weitere Todesopfer gab es in den Provinzen Guangzhou, Anhui und Guizhou. Am Montag wurde für die Provinzhauptstadt Changsha wieder Hochwasseralarm ausgegeben.