Analyse
Erscheinungsdatum: 14. Juni 2024

China-USA auf Konfliktkurs: Die Strategien der Großmächte

Wie könnte sich der anhaltende Konflikt zwischen China und den USA weiterentwickeln? Entdecken Sie die tiefgreifenden geopolitischen Spannungen, die die Handels- und militärischen Beziehungen beider Supermächte prägen. Welche Strategien könnten China und die USA verfolgen, um ihre globalen Interessen zu sichern? Eine Übersicht.

Historischer Kontext einer komplexen Beziehung 

Seit der formalen Anerkennung der Volksrepublik China durch die USA im Jahr 1979 haben sich die bilateralen Beziehungen dramatisch entwickelt. Die Anfangsjahre waren von einer vorsichtigen Annäherung und Zusammenarbeit in Bereichen wie Handel und wissenschaftlichem Austausch geprägt. Diese Kooperation erlebte in den 1990er Jahren einen Dämpfer, insbesondere nach dem Tiananmen-Massaker von 1989, als die USA Sanktionen gegen China verhängten und die Menschenrechtslage in China stärker in den Fokus rückte.

Mit Chinas Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) im Jahr 2001 intensivierte sich die wirtschaftliche Interaktion beider Großmächte. Der Handel zwischen den USA und China blühte auf, führte jedoch auch zu Spannungen, insbesondere in Bezug auf die Handelsbilanz und den Schutz geistigen Eigentums.

In den Jahren 2010 bis 2020 verschärften sich die Spannungen merklich, vor allem im Südchinesischen Meer und in Handelsfragen. Die Lage eskalierte 2018 unter der Präsidentschaft von Donald Trump, als die USA hohe Zölle auf chinesische Importe einführten, was zum sogenannten Handelskrieg führte. Weiter angeheizt wurden die Konflikte durch die COVID-19-Pandemie ab 2020, bei der sich beide Seiten gegenseitig der schlechten Handhabung und Verschleierung der Virusursprünge seitens China beschuldigten.

Mit dem Amtsantritt von Joe Biden im Jahr 2021 zeigte sich ein vorsichtiger diplomatischer Kurswechsel, obwohl viele der harten Politiken aus der Trump-Ära beibehalten oder verschärft wurden. Die strategische Rivalität setzte sich auch in den Jahren 2021 und 2022 fort. Die fortwährende Konfrontation deutet darauf hin, dass die USA und China weiterhin in einer komplizierten Beziehung stecken, die globale wirtschaftliche und politische Auswirkungen hat. Die Bewältigung dieser Beziehungen bleibt eine zentrale Herausforderung für die internationale Diplomatie.

Das Südchinesische Meer in der China-USA-Beziehung  

Das Südchinesische Meer, ein zentraler Knotenpunkt globaler Seewege, ist Schauplatz einer intensivierten geopolitischen Rivalität zwischen den USA und China. Die Region ist nicht nur reich an natürlichen Ressourcen wie Öl und Gas, sondern auch eine der weltweit wichtigsten maritimen Handelsrouten. Diese strategische Bedeutung macht das Meer zu einem Pulverfass internationaler Spannungen, bei denen territoriale Ansprüche, militärische Präsenz und wirtschaftliche Interessen aufeinandertreffen.

  • China beansprucht mit der Neun-Striche-Linie nahezu das gesamte Südchinesische Meer, stößt dabei jedoch auf starken Widerstand von Anrainerstaaten und hat seine militärische Präsenz dort durch den Bau künstlicher Inseln verstärkt. Die USA betonen unterdessen die Notwendigkeit der Freiheit der Navigation und führen regelmäßig "Freedom of Navigation Operations" durch, welche China als Provokationen ansieht. 

  • Das Südchinesische Meer ist reich an Öl- und Gasvorkommen und essenziellen Fischgründen, was es zum Zentrum wirtschaftlicher und territorialer Konflikte zwischen regionalen und externen Mächten wie China und den USA macht. Die aggressive Expansionspolitik Chinas und übermäßige Fischerei verschärfen die ökologischen und ökonomischen Spannungen in der Region erheblich. 

  • Die Spannungen im Südchinesischen Meer sind teilweise auf unterschiedliche Interpretationen des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen (UNCLOS) zurückzuführen, was die rechtliche Komplexität in der Region erhöht. Ein internationaler Schiedsspruch in Den Haag lehnte 2016 die weitreichenden Meeresansprüche Chinas ab, eine Entscheidung, die China nicht anerkennt und die die Herausforderungen bei der Durchsetzung internationalen Rechts gegenüber Großmächten verdeutlicht. 

  • Die USA verstärken ihre militärische Präsenz im Indo-Pazifik als Abschreckung und zum Schutz ihrer Interessen und der ihrer Verbündeten, darunter ein Verteidigungsvertrag mit den Philippinen, während sie direkte Konfrontationen mit China vermeiden. China sieht diese amerikanische Militärpräsenz und die Sicherheitsbündnisse als Strategie, um seinen regionalen Machtanspruch zu untergraben. 

Der Taiwan-Konflikt in der China-USA-Beziehung  

Der Taiwan-Konflikt illustriert die tiefgreifenden geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China. Nach dem chinesischen Bürgerkrieg gründete die kommunistische Volksarmee 1949 die Volksrepublik China unter Mao Zedong, während die besiegte Kuomintang nach Taiwan flüchtete und die Republik China etablierte. Die USA, die Taiwan als die legitime chinesische Regierung anerkannten, unterzeichneten 1955 den „Sino-American Mutual Defense Treaty“ mit Taiwan, welcher eine gegenseitige militärische Verteidigung versprach.

Die diplomatischen Beziehungen nahmen jedoch eine dramatische Wendung, als die USA 1979 die Volksrepublik China offiziell anerkannten und den Verteidigungsvertrag mit Taiwan beendeten, der durch den Taiwan Relations Act ersetzt wurde, der zwar die offiziellen Beziehungen regelte, jedoch kein gegenseitiges Verteidigungsabkommen beinhaltete. Diese Änderung spiegelte eine breitere Annäherung zwischen den USA und China wider, bekannt als Ping-Pong-Diplomatie, die mit dem historischen Besuch von Präsident Nixon in China 1972 begann.

Während der 1980er Jahre profitierte Taiwan von wirtschaftlicher Liberalisierung und demokratischen Fortschritten, eine Entwicklung, die parallel zu Chinas eigenen Reformen unter Deng Xiaoping verlief. Doch trotz wachsender wirtschaftlicher Verflechtungen mit China blieben die politischen Spannungen bestehen, vor allem wegen Taiwans Wunsch nach Souveränität und Chinas militärischen Drohungen.

Die jüngsten Entwicklungen haben die Beziehungen weiter kompliziert, mit den USA, die weiterhin ihre Unterstützung für Taiwan als Gegengewicht zu Chinas Dominanzansprüchen im indopazifischen Raum bekräftigen. Dieses anhaltende Engagement der USA zeigt sich in fortgesetzten Waffenverkäufen und der Bestätigung der kritischen Sicherheitsbindung zu Taiwan, trotz Chinas Protesten und der Androhung von Konsequenzen.

Diese dynamische und oft prekäre Lage stellt sowohl eine ständige Herausforderung für die internationale Diplomatie als auch einen potenziellen Krisenherd in Asien dar, mit weitreichenden Implikationen für die globale Stabilität und Sicherheit. Die USA und China bleiben somit in einer heiklen Balance zwischen Konfrontation und Kooperation, mit Taiwan als Schlüsselfaktor in diesem geopolitischen Schachspiel.

Der Beginn des China-USA-Handelsstreits 2018-2019 

Seit 2018 tobt ein Handelsstreit zwischen China und USA. Im Rahmen der “America-First-Politik" unter Donald Trump wurden Strafzölle erlassen, die das Handelsdefizit der USA mit China ausgleichen sollten. Denn die USA haben seit Jahren ein großes Defizit im Warenaustausch mit China. Dieses Ungleichgewicht ist seit langem ein Dorn im Auge amerikanischer Politiker und Wirtschaftsführer. China antwortete ebenfalls mit Zöllen auf US-Waren. Unter Präsident Joe Biden wird dieser Handelsstreit weitergeführt, da es für beide Parteien keine zufriedenstellende Lösung gibt. Insbesondere die USA brauchen einen Kompromiss, da die Strafzölle die amerikanische Wirtschaft durch die erhöhten Preise schwächen. Verlauf des Handelskonflikts zwischen USA-China :

  • Anfang 2018: Erlass von Strafzöllen seitens der USA auf Waschmaschinen und Solarpanels aus China  

  • März 2018: Erlass von zahlreichen Strafzöllen auf Waren mit einem Importwert von ca. 50 Milliarden US-Dollar  

  • April 2018: China erlässt Vergeltungszölle von ca. 50 Milliarden Dollar  

  • September 2018: US-Strafzölle auf nun 50 Prozent aller chinesische Importe 

Der Handelskonflikt zwischen China-USA ging über Exporteinbußen hinaus. Hier alle Folgen des Handelskonflikts zwischen China und den USA:

  • 2018-2019 fiel der Aktienindex SSE in China, konnte sich aber wieder stabilisieren. Im Dezember 2021 erreichte es schließlich wieder fast denselben Wert wie im Januar 2018 

  • 2019 gewann der amerikanische Aktienindex Dow Jones deutlich an Punkten und stieg um 22 Punkte 

  • Die Aktien von US-amerikanischen Tech-Unternehmen und derer Zulieferern sowie amerikanischer Autohersteller verloren deutlich an Wert 

  • Chinesische Exportunternehmen verloren an Wert auf dem Aktienmarkt, insbesondere große Technologieaktien wie von Xiaomi und Huawei 

  • Zahlreiche US-amerikanische Unternehmen verlagerten ihre Produktion in Werke außerhalb von China  

  • In den USA stiegen für die Verbraucher und Verbraucherinnen die Preise verschiedener Produkte  

  • Das Handelsdefizit der USA wurde größer, da die US-Exporte nach China um 34 Prozent fielen, während die China-Importe an die USA gleichblieben, im Jahr 2019 

  • Umfangreiche globale Lieferkettenprobleme durch fehlende Wahren und verlängerte Lieferzeiten 

China und die USA führen seit der Präsidentschaft von Joe Biden regelmäßige Verhandlungen. Ein erstes Handelsabkommen wurde im Jahr 2021 erlassen. Seither kam es zu keinen weiteren Abkommen.

Weiterführung des Handelsstreits mit Exportkontrollen 

Im Rahmen dieses Handelsstreits zwischen China und den USA hat die US-Regierung Exportverbote und -einschränkungen gegenüber China eingeführt.

  • Halbleiter: Exportkontrollen für fortgeschrittene Halbleiter und deren Produktionsmaschinen. 

  • Telekommunikationsausrüstung: Verkaufsverbote spezifischer Technologien an Huawei und ZTE. 

  • Überwachungstechnologie: Beschränkungen für den Export von Überwachungssoftware und -sensoren. 

  • Luft- und Raumfahrt: Strikte Kontrollen für Exporte von Luft- und Raumfahrttechnologien. 

  • Quantencomputing/KI: Exportbeschränkungen für Quantencomputing und KI-Technologien. 

  • Seltene Erden: Kontrollierte Ausfuhr selten genutzter Metalle und kritischer Materialien. 

Als Reaktion auf die verschärften Exportverbote der USA hat China eine Reihe von Gegenmaßnahmen eingeleitet, die sowohl wirtschaftliche als auch strategische Aspekte betreffen. Diese Maßnahmen umfassen Gegenzölle, Exportkontrollen strategischer Materialien und die Förderung eigener technologischer Kapazitäten, um die Abhängigkeit von amerikanischen Importen zu verringern.

  • Gegenzölle: Erhebung von Zöllen auf US-Waren als direkte Reaktion. 

  • Exportkontrollen: Restriktionen für die Ausfuhr wichtiger Materialien wie seltene Erden. 

  • Schwarze Listen: Einschränkungen für amerikanische Firmen, besonders im Tech-Sektor. 

  • Technologieentwicklung: Förderung eigener Industrien zur Reduzierung der Abhängigkeit von US-Importen. 

  • Handelspartnerschaften: Stärkung der globalen Handelsbeziehungen und neue Freihandelsabkommen. 

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025

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