CEO.Table – Ausgabe 53

Reiche fordert Korrektur des Koalitionsvertrags + Wie der Bau wieder wachsen will + Rüstungsindustrie erfindet sich neu

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Ein Karton der UNO-Flüchtlingshilfe in einem Flüchtlingscamp. Ein Schlafsack schnellt hoch. Winter ist kein Spaß.

Executive.Summary

Wirtschaftsministerin Reiche fordert Korrektur des Koalitionsvertrags

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) schlägt angesichts der wirtschaftlichen Krise des Landes eine Neufassung von Teilen des Koalitionsvertrags vor und frühere Steuersenkungen für Unternehmen. „Für mich ist dieser Koalitionsvertrag eine Basis, für die Sozialdemokratie ist es eine Decke. Ich glaube, wir müssen uns darüber unterhalten, ob dieser Koalitionsvertrag wirklich das maximal Umsetzbare in dieser Legislatur ist“, sagte Reiche im Podcast von Table.Briefings.

Angesichts der geopolitischen Verschiebungen und des technologischen Fortschritts der Mitbewerber müsse die Koalition eine „ambitioniertere Reformagenda“ diskutieren. Konkret schlägt die Ministerin vor, die Absenkung der Körperschaftsteuer auf 2027 vorzuziehen. „Wenn wir uns dazu entschließen könnten, dies im nächsten oder spätestens übernächsten Jahr zu machen, hätten wir mindestens schon ein Jahr gewonnen, idealerweise zwei“, sagte Reiche. Dies wäre ein wichtiges Signal an den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit sei dringend notwendig, auch könnten die Frühverrentungsprogramme wie die Rente mit 64 abgeschafft werden. „Ich würde sagen, dieser Anreiz war falsch. Da können wir korrigieren.“ Das Thema Frühverrentung sei für Unternehmen längst auch ein „attraktives Abbauprogramm“ geworden.

Die CDU-Ministerin verglich Deutschland mit einem Ruderboot. „Wir sind wie ein Achter-Ruderer, der mit einem Trainingsniveau und Material von vor zehn Jahren ordentlich auf einem Fluss dahinrudert. Alle anderen haben hart trainiert, fahren mit besserem Material und haben eine höhere Schlagzahl.“ Deutschlands Wirtschaft habe nicht mehr nur noch eine Herausforderung, sondern „ein tatsächliches Problem“.

In der Diskussion um das Heizungsgesetz positionierte sich die Ministerin gegen die 65-Prozent-Quote. „Die Quote kann nicht bleiben. Da ist der Koalitionsvertrag eindeutig“, sagt Reiche. Das neue Gebäudemodernisierungsgesetz müsse machbar sein und dürfe die Haushalte nicht überfordern. Im Februar werde die Regierung unter Einbezug der Fachpolitiker der Koalitionsfraktionen einen Gesetzentwurf vorlegen, der „dann auch durch den Deutschen Bundestag geht“. Die Wärmepumpe-Technologie sei für den Neubau „völlig unumstritten“, so Reiche. Dies gelte auch für einige Altbauten und die Stadtwerke.

Zu einer Agenda 2030 gehört laut Reiche auch eine erhebliche Entschlackung der Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie der Bürokratieabbau. Dies sei Voraussetzung für Investitionen, so Reiche. „Die Unternehmen sagen, sie würden höhere Energie- und Arbeitskosten in Kauf nehmen, wenn sie sicher wären, dann schneller investieren zu können.“

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Analyse

„Vom Aufwärtstrend noch entfernt“: Wie die Baubranche wieder wachsen will

So entwickeln sich die Immobilienkaufpreise – zur Darstellung von Grafiken und Karten aktivieren Sie bitte den Bilderdownload in den Einstellungen oberhalb dieses Briefings.

Die Immobilienpreise sind im dritten Quartal 2025 um 2,6 Prozent gestiegen (siehe Grafik), doch Jawed Barna, CEO von Engel & Völkers, warnt vor voreiligen Hoffnungen. „Wir haben bis jetzt eine Stabilisierung gesehen, aber von einem Aufwärtstrend sind wir noch etwas entfernt“, sagt er im Interview mit Table.Briefings. Erst Ende 2027 oder 2028 würden sich erste Effekte zeigen.

Steigende Energiepreise, explodierende Zinsen und verteuerte Baustoffe haben die Branche stark unter Druck gesetzt – und wirken bis heute nach. So hatte Deutschlands größter Wohnungskonzern Vonovia 2023 sämtliche Neubauprojekte vorübergehend gestoppt. Während laufende Vorhaben fertiggestellt wurden, konnten neue Projekte erst im Herbst 2024 wieder starten. Zwar begann der Konzern in diesem Jahr mit dem Neubau von 3.000 Wohnungen zusätzlich zu den bestehenden Projekten, doch die Nachwirkungen des Baustopps sind weiterhin spürbar.

Deutschland verfehlt sein Neubauziel deutlich. Von Januar bis September 2025 wurden laut Statistischem Bundesamt lediglich 175.600 Wohnungen genehmigt; das Ziel von 400.000 Einheiten pro Jahr rückt damit noch weiter in die Ferne. Das IW Köln rechnet 2025 mit maximal 235.000 Fertigstellungen – rund 60 Prozent des Solls.

Jährlich in Deutschland fertiggestellte Wohnungen 2005 bis 2025 – zur Darstellung von Grafiken und Karten aktivieren Sie bitte den Bilderdownload in den Einstellungen oberhalb dieses Briefings.

Ausländische Investoren ziehen sich zurück, weil Deutschland zu langsam geworden ist. „Mit jedem Tag, an dem die Reformen ausblieben, hat leider auch das Interesse der Investoren abgenommen“, sagt der Engel & Völkers-Chef. Während Spanien, Italien und Griechenland von Kapitalströmen profitierten, „hinken Frankreich und Deutschland hinterher“.

Der Baubooster der Bundesregierung ist für Barna lediglich ein Anfang. „Wir dürfen nicht naiv sein und glauben, dass nur eine Maßnahme einen enormen positiven Effekt haben wird“, betont er. Notwendig seien vor allem schnellere Genehmigungsverfahren, weniger Bürokratie und Lösungen für den Fachkräftemangel. Entscheidend bleibe zudem die Umsetzung in den Kommunen.

Für Vonovia-CEO Rolf Buch kommt zwar der „Bauturbo zehn Jahre zu spät“, die Phase der Niedrigzinsen sei „verschenkt“ worden. Trotzdem sieht Buch die Maßnahmen der Bundesregierung als Schritt in die richtige Richtung. „In der Wohnungswirtschaft sehen wir gerade einen Aufbruch“, sagt der zum Jahresende ausscheidende Unternehmenschef. Neben dem Bauturbo setzt er auf den geplanten Gebäudetyp E: Bauministerin Verena Hubertz (SPD) habe ihm zugesagt, dass das entsprechende Gesetz komme, so Buch. Beim Gebäudetyp E wird auf zahlreiche nicht zwingend vorgeschriebene Baustandards verzichtet, was die Baukosten deutlich senken könnte. „Die Lösung wird sein: Wir müssen mit dem Gebäudetyp E die Baukosten runterbringen“, betont er.

Auch bei den Immobilienpreisen erkennt Buch einen klaren Trend: Immobilien folgten langfristigen Entwicklungen und „flackerten“ nicht kurzfristig. Seit Mitte vergangenen Jahres hätten die Preise wieder nach oben gedreht – getragen von einem strukturellen Nachfrageüberhang, besonders in Großstädten. Er rechnet bei einer „relativ stabilen Zinslandschaft“ weiter mit steigenden Kaufpreisen, auch weil die Mieten jährlich zulegen und Immobilien „mit einem Multiplikator der Miete bewertet“ werden. Die Mieten stiegen im zweiten Quartal in den Metropolen um 3,9 Prozent, im Umland um 5,5 Prozent. Diese Dynamik bleibt laut Engel & Völkers-CEO Barna „anhaltend hochgetrieben, auch durch eine Angebotsknappheit und eine robuste Nachfrage“.

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Rolf Buch wechselt zu KKR: Der zum Jahresende ausscheidende Vorstandschef von Vonovia wird neuer Executive Advisor beim Finanzinvestor KKR. Im Podcast ordnet er die Lage am deutschen Immobilienmarkt ein, bewertet die Arbeit der Bundesregierung und die Rolle von Friedrich Merz, spricht über eine Reform der Mietpreisbremse und sagt, was er seinem Nachfolger bei Vonovia, dem früheren Finanzvorstand von SAP und ehemaligen CFO von Vodafone, Luka Mucic, mit auf den Weg gibt. Am Montag im Podcast Table.Today.

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CEO.Talk

Software zuerst, Hardware später – wie sich die Rüstungsindustrie neu erfindet

Aufstrebende Verteidigungsunternehmen drehen ihre Entwicklungslogik um. „Unternehmen entwickeln heute die Software und produzieren dann die Hardware“, beschreibt Amikam Norkin, ehemaliger Kommandeur der israelischen Luftwaffe und heute Investor, den fundamentalen Wandel der Branche im Gespräch mit Table.Briefings. Das US-Start-up Anduril sei als Software-Unternehmen gestartet und habe deshalb gegen Lockheed Martin und Boeing einen Auftrag für unbemannte Kampfdrohnen gewonnen. „Künstliche Intelligenz und digitale Fähigkeiten treiben die Industrie, klassische Hardware-Hersteller geraten unter Druck.“

Deutsche Start-ups scheitern am Scaling – genau dort, wo hiesige Industriekonzerne glänzen. Norkin sieht eine komplementäre Stärkenverteilung – auch zwischen Israel und Deutschland. „Die Israelis sind gut in Innovation. Aber eine kleine Firma zu einem Konzern zu machen – da haben wir weniger Wissen“, sagt er. Deutschland verfüge über genau diese industrielle Kompetenz, das Wissen, wie man Industrie aufbaut. Israelische Start-ups suchten internationale Partner für den Sprung vom Prototyp zur Massenproduktion.

Nach Jahren der Zurückhaltung interessieren sich Investoren verstärkt für den Defense-Markt. Die geopolitische Lage und massive Budgeterhöhungen in Deutschland, Japan, Indien und den USA ziehen Kapital in den Verteidigungssektor. „Die Investoren riechen die Veränderung“, sagt Norkin. Regierungen änderten ihre Prozesse und suchten gezielt nach neuen Technologien – schneller und günstiger. Für Start-ups ergebe sich eine hervorragende Gelegenheit. „Man sieht jetzt mehr und mehr Fonds weltweit, die über Defense sprechen.“ Der Markt, der lange gemieden wurde, ist plötzlich attraktiv (siehe Grafik).

So stark stiegen die Investitionen in Rüstungsstartups 2025 an – zur Darstellung von Grafiken und Karten aktivieren Sie bitte den Bilderdownload in den Einstellungen oberhalb dieses Briefings.

Der deutsche Markt sei zu komfortabel für Start-ups. Deutsche Gründer hätten einen Heimvorteil, der später zum Nachteil werden könne, beobachtet Norkin. „Der lokale Markt ist groß, man hat gute und breite Möglichkeiten im ersten Schritt.“ Israelische Start-ups müssten automatisch international denken, weil der Heimatmarkt winzig sei. Nach dem Combat Proof durch die israelischen Streitkräfte zielten sie sofort auf die USA, Singapur, Indien. Deutsche Unternehmen müssten von Anfang an strategisch planen, wie sie international wachsen – statt einzig auf deutsche Souveränitätsbestrebungen zu setzen.

Das wachsende Militärsegment Space erfordert geduldiges Kapital – zehn bis 15 Jahre statt fünf. Als Investor warnt Norkin vor falschen Erwartungen im Weltraumsektor. „Man kann keinen Space-Fonds für fünf Jahre auflegen“, sagt er klar. Die Timeline sei deutlich länger als in anderen Tech-Bereichen. Bei zivilen Weltraumlösungen sehe er zu wenig Entwicklung, im militärischen Bereich dagegen mehr Fortschritt. Space werde zur Schlüsseldomäne, aber die Investitionszyklen blieben lang.

Dual-Use bleibt Theorie für die meisten Start-ups. Grundsätzlich sei Dual-Use der richtige Ansatz, räumt Norkin ein. „Aber kleine Unternehmen können nicht zwei Produkte parallel managen.“ Seine klare Empfehlung an Gründer und CEOs, deren Firmen neu in den Defence-Markt eintreten: Die Entscheidung am Anfang treffen, fokussieren. Der zivile Markt sei größer, aber die regulatorischen Hürden im Verteidigungsbereich niedriger. „Wenn man über Europa fliegen will, braucht man eine Lizenz. Über dem Schlachtfeld nicht.“ Erst nach der Marktdurchdringung im ersten Segment sollten Start-ups das zweite angehen.

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CEO.News

Stromnetzbetreiber: Bund vor Einstieg bei Tennet

Die Bundesregierung steht kurz vor dem Einstieg beim Stromnetzbetreiber Tennet Deutschland – und will sich damit Kontrolle über kritische Infrastruktur sichern. Der Bund will zunächst eine Sperrminorität von 25,1 Prozent erwerben, wie Table.Briefings aus Regierungskreisen bestätigt wurde.

Im ersten Schritt sollen bestehende Aktien der niederländischen Holding für drei bis vier Milliarden Euro gekauft werden. Im Haushalt 2026 sind Verpflichtungsermächtigungen von rund 7,6 Milliarden Euro eingeplant. Zuerst hatte Bloomberg über den fortgeschrittenen Stand der Verhandlungen berichtet. Auf Nachfrage wollte sich Tennet nicht zu den Vorgängen äußern.

Tennet-Deutschlandchef Tim Meyerjürgens kritisiert eine fehlende politische Kontinuität. Im Podcast Table.Today sagte er vor wenigen Tagen: „Deutschland kann sich keinen Richtungswechsel alle vier Jahre leisten.“ Als Übertragungsnetzbetreiber denke man „in Dekaden, nicht in Legislaturperioden“.

Das Timing für den Deal ist kein Zufall. Im September hatten bereits drei große institutionelle Investoren den Einstieg vereinbart: Der niederländische Pensionsfonds ABP über den Ableger APG, der singapurische Staatsfonds GIC und Norwegens Staatsfonds halten zusammen 46 Prozent.

Für die Bundesregierung geht es um mehr als Rendite. Ein staatlicher Einstieg könnte langfristig die Netzentgelte senken. Der Thinktank Dezernat Zukunft schätzt: Wäre der Bund mit 50 Prozent bei allen Übertragungsnetzbetreibern beteiligt und gäbe den Finanzierungskostenvorteil voll weiter, könnten jährlich rund zwei Milliarden Euro gespart werden. Der Bund kann sich günstiger refinanzieren als private Investoren.

Doch die Regierung denkt womöglich größer. Laut Regierungskreisen erwägt der Bund für die Zukunft sogar die Übernahme der Kontrollmehrheit bei Tennet Germany. Dafür würde ein Konsortium mit Investoren gebildet – gehandelt werden Namen wie Apollo, Blackstone oder Brookfield –, um weitere Anteile von den Niederlanden zu erwerben. Alex Hofmann

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Ecofin: Einigung zum digitalen Euro

Die EU-Finanzminister haben sich weitgehend auf eine allgemeine Ausrichtung zum digitalen Euro geeinigt. Es werde nur noch auf Arbeitsebene am letzten Feinschliff des Gesetzestextes gearbeitet, so ein Sprecher des Rates. Die Verabschiedung wird für den kommenden Freitag erwartet.

Die Bundesregierung ist mit dem Verhandlungsergebnis zufrieden. „Nach intensiven Arbeiten liegt ein ausbalancierter Rechtstext vor“, heißt es aus dem Finanzministerium. Bei den für Deutschland wichtigen Punkten seien gute Kompromisse gefunden worden, etwa hinsichtlich Haltegrenzen und Finanzstabilität, ein faires Vergütungsmodell, hohen Schutz der Privatsphäre sowie Resilienz. Außerdem begrüße die Bundesregierung, dass die bevorstehende Einigung im Rat auch einen wichtigen Legislativvorschlag zum Erhalt des Euro-Bargelds umfasse. „Es ist völlig klar, dass der digitale Euro das Bargeld nur ergänzen und nicht ersetzen soll“, sagte die Sprecherin.

Im Europäischen Parlament stehen dagegen noch intensive Verhandlungen bevor. Der Berichterstatter Fernando Navarrete Rojas (EVP) hatte seinen Bericht, der in zentralen Punkten vom Entwurf der Kommission abweicht, Anfang November vorgelegt. Die Abstimmung im Wirtschaftsausschuss ECON ist für Mai vorgesehen. Die Europäische Zentralbank kann den digitalen Euro erst ausgeben, wenn auf EU-Ebene ein Rechtstext vorliegt. Sollte bis Ende 2026 ein Rechtsakt angenommen werden, geht die EZB davon aus, bis 2029 den digitalen Euro ausgeben zu können. Corinna Visser

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Weihnachtszeit: Buy-Now-Pay-Later mit Schuldenfalle-Risiko

Die Zahlungsart Buy-Now-Pay-Later erlebt einen beispiellosen Aufschwung. Während BNPL 2024 noch fünf Prozent aller Online-Käufe ausmachte, prognostizieren Experten einen Anstieg um 58 Prozent bis 2030 – von fünf auf knapp acht Prozent. Dieses Wachstum macht sich besonders in der Weihnachtszeit bemerkbar, dem sogenannten „golden quarter” des E-Commerce.

In Deutschland hat BNPL mit 20 Prozent der Online-Käufe die Kreditkarte beim E-Commerce bereits überholt und wächst jährlich um circa zwölf Prozent. Dazu kommt, dass deutsche Verbraucher bei Weihnachtsgeschenken sparen wollen und ihre Einkäufe über mehrere Monate verteilen. Das spielt Finanzdienstleistern in die Karten, die auf BNPL setzen – wie Klarna, Paypal und auch Riverty.

Riverty, das deutsche Fintech des Bertelsmann-Konzerns, ist derzeit in elf Ländern aktiv und plant weitere Expansionen. Für das Unternehmen bleibt Deutschland dennoch der wichtigste BNPL-Markt Europas. Bis 2030 wächst der europäische BNPL-Markt auf rund 294 Milliarden US-Dollar, Deutschland allein soll dann bei etwa 103 Milliarden US-Dollar liegen.

BNPL sei hierzulande nicht neu, sagt Riverty-CEO Andreas Barth im Interview mit Table.Briefings. „Kauf auf Rechnung ist seit den 1950er-Jahren in Deutschland etabliert und eine von Verbrauchern geschätzte Zahlart.“ BNPL sei im Kern eine digitale Weiterentwicklung dieser bewährten Praxis und wachse vor allem deshalb, weil es modernen Konsumgewohnheiten entspricht.

Gerade in der Weihnachtszeit steigt aber auch das Risiko, in eine Schuldenspirale zu geraten. Laut einer aktuellen Schufa-Umfrage haben 44 Prozent der BNPL-Nutzer in den letzten sechs Monaten mindestens eine Zahlungsfrist versäumt und mussten Mahngebühren zahlen – doppelt so viel wie im Oktober 2024. Junge Menschen und Geringverdiener sind dabei besonders betroffen.

Laut Barth sei es daher wichtig, dass BNPL „verantwortungsvoll eingesetzt“ wird. „Unser Anspruch ist es, Menschen eine verständliche und planbare Zahlart anzubieten – nicht, sie zu zusätzlichen Ausgaben zu verleiten.“ Auch deshalb begrüßt der Manager EU-Regulierungen wie die neue Verbraucherkreditrichtlinie (CCD2), die hohe Standards bei Information, Klarheit und Sorgfalt festlegen. „Transparenz ist hier der Schlüssel.“ Kristián Kudela

Wo Barth Deutschland im Vergleich zu den USA und China positioniert und ob deutsche Verbraucher Schulden und Zinsen kritischer betrachten, lesen Sie im ausführlichen Interview.

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Chinesische Automarken: Aufgehende Sterne für Europas Händler

Chinesische Autohersteller werden auf dem europäischen Markt stärker. Ihr Anteil bei Neuzulassungen in Europa lag im September bei 7,4 Prozent, ein Rekordwert. Statt wie zuvor auf Direktvertrieb setzen chinesische Marken verstärkt auf das klassische Händlermodell, zum Missfallen etablierter westlicher Marken. Gegenüber Table.Briefings berichteten Händler, unter Druck gesetzt worden zu sein, chinesische Marken nicht aufzunehmen oder wenigstens stiefmütterlich zu behandeln.

Doch chinesische Marken haben immer mehr Erfolg, vor allem bei Neuwagen-Erstkäufern. „Da gibt es noch keine ausgeprägte Markentreue“, sagt Andreas Knipp von der Autohändler-Gruppe JST Senger GmbH. Der erste Eindruck sei dann fast immer positiv. Branchenanalyst und Händler-Berater Steve Young schätzt, dass der Marktanteil chinesischer Marken in den kommenden Jahren auf 15 bis 20 Prozent anwachsen wird. Die gesamte Analyse lesen Sie im China.Table. Christian Domke Seidel

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Einigung in Brüssel: Verbrenner-Aus soll fallen

Das Verbot, ab 2035 keine Pkw und leichten Nutzfahrzeuge mehr mit Verbrennungsmotor in der EU zuzulassen, soll zurückgenommen werden. Nach Informationen von Table.Briefings dürfte die Kommission am Dienstag vorschlagen, dass der CO-Ausstoß der Neuwagenflotte im Jahr 2035 nicht um 100 Prozent, sondern nur um 90 Prozent reduziert werden muss. Das hat, wie in Kreisen der Kommission bestätigt wurde, EVP-Chef Manfred Weber in Verhandlungen mit Klimakommissar Wopke Hoekstra vereinbart. Ob Vizekommissionspräsidentin Teresa Ribera noch Widerstand einlegt, ist offen.

Über 2035 hinaus sollen nur noch bestimmte Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor erlaubt sein. Wie zu hören ist, sollen lediglich Fahrzeuge als Plug-in-Hybride oder mit Range-Extender weiterhin zugelassen werden. Fahrzeuge, die nur über einen Verbrennungsmotor verfügen, sollen dagegen ab 2035 nicht mehr erlaubt sein. Ob es eine Kategorie „hocheffizienter Verbrenner“ über 2035 hinaus geben soll, lesen Sie im Europe.Table. Markus Grabitz

Lernen Sie alle Table.Briefings in voller Länge kostenlos kennen: Vier Wochen, ohne automatische Verlängerung, ohne Zahldaten – und informiert wie die Topentscheider.

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CEO.Presseschau

Spiegel Online

Flixtrain plant Attacke auf die Deutsche Bahn – mit viermal mehr Zügen

Der Mobilitätskonzern Flix will der Deutschen Bahn Konkurrenz machen und sein Angebot stark ausbauen. Ab 2028 sollen 65 neue Züge in Deutschland eingesetzt werden, was die Flotte mehr als vervierfacht. Ziel ist ein Hochfrequenznetz, das alle deutschen Metropolen verbindet. Die Pläne werden durch die neue Bahn-Agenda der Bundesregierung für mehr Wettbewerb auf der Schiene begünstigt.
Financial Times

Deutschland sieht hohe Hürden für den Gewinn der EZB-Präsidentschaft

Berlin erwägt, einen deutschen Kandidaten für die Nachfolge von EZB-Präsidentin Christine Lagarde 2027 zu unterstützen, obwohl die Chancen als gering eingeschätzt werden. Bundesbank-Chef Joachim Nagel und EZB-Direktorin Isabel Schnabel zeigen Interesse. Ein Haupthindernis ist, dass mit Ursula von der Leyen eine Deutsche bis 2029 EU-Kommissionspräsidentin bleiben könnte, was zwei deutsche Spitzenposten unwahrscheinlich macht.
WirtschaftsWoche

Henkel: US-Wettbewerbsbehörde will die Übernahme von Liquid Nails verhindern

Die US-Wettbewerbsbehörde FTC hat Klage eingereicht, um den Kauf des Bauklebstoff-Herstellers Liquid Nails durch Henkel zu stoppen. Da Henkel bereits Marktführer mit der Marke Loctite ist, befürchtet die Behörde eine Beseitigung des direkten Wettbewerbs und steigende Preise. Henkel wollte die Firma für 725 Millionen Dollar erwerben und prüft nun die Klage.
tagesschau.de

Was hinter der Übernahmeschlacht um Warner steckt

Ein Übernahmekampf um Warner Bros. ist entbrannt. Netflix bietet 82 Milliarden Dollar für Teile des Konzerns, woraufhin Paramount ein feindliches Gegenangebot über 108 Milliarden Dollar für das gesamte Unternehmen vorlegt. Der Deal wirft wettbewerbsrechtliche und politische Bedenken auf, insbesondere hinsichtlich der Zukunft des Nachrichtensenders CNN und der Kinobranche.
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Axel Voss über den Weg zur Europäischen Datengesellschaft

CEO.Personnel

Handelsblatt

BMW: Milan Nedeljković wird neuer Chef – Experten loben Entscheidung

Nedeljković, bisheriger Produktionsvorstand, wird im Mai neuer CEO von BMW und löst Oliver Zipse ab. Der promovierte Ingenieur soll den Konzern ins Elektrozeitalter führen. Zu seinen größten Herausforderungen zählen das schwächelnde Geschäft in China und der Übergang zur Elektroplattform „Neue Klasse“. Experten und Aufsichtsrat reagierten positiv auf die Entscheidung.
manager magazin

Porsche SE: Warum sich die Familienholding von Lutz Meschke trennte

Lutz Meschke verlässt den Vorstand der Porsche SE nach einem Machtkampf mit Finanzvorstand Johannes Lattwein. Grund waren unterschiedliche Ansichten über das Tempo der Diversifizierung der Familienholding. Während Meschke schnell investieren wollte, plädierte Lattwein angesichts der Lage bei VW für Zurückhaltung. Die Familien Porsche und Piëch zogen die Notbremse. CEO Hans Dieter Pötsch übernimmt Meschkes Ressort.
CNBC

Coca-Cola ernennt COO Henrique Braun zum Nachfolger von CEO James Quincey im Jahr 2026

Coca-Cola gab bekannt, dass COO Henrique Braun im nächsten Jahr die Nachfolge von CEO James Quincey antreten wird. Der Wechsel erfolgt zum 31. März. Quincey, seit 2017 im Amt, wird als geschäftsführender Vorsitzender des Verwaltungsrats im Unternehmen bleiben. Braun soll neue Wachstumschancen identifizieren, während der Konzern mit einer verhaltenen Verbrauchernachfrage nach Softdrinks konfrontiert ist.
Handelsblatt

Eurogruppe: Pierrakakis wird neuer Chef der Euro-Gruppe

Der griechische Finanzminister Kyriakos Pierrakakis wurde zum neuen Vorsitzenden der Euro-Gruppe gewählt. Er folgt auf den Iren Paschal Donohoe für eine Amtszeit von zweieinhalb Jahren. Der als Architekt der griechischen Digitalreformen geltende Pierrakakis machte sich auch durch das effiziente Impfmanagement während der Coronapandemie europaweit einen Namen.
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CEO.Finance

Margaret Thatcher in Japan fällt aus

Sanae Takaichi setzt auf massive Staatsausgaben, um Japans Wirtschaft aus der Dauerkrise zu führen – doch ihre „Sanaenomics“ stoßen schnell an Grenzen.

Japans Premierministerin Sanae Takaichi gilt als neue Hoffnungsträgerin des Landes. In den Medien wird sie gerne mit der britischen Premierministerin Margaret Thatcher als „Eiserne Lady“ in Verbindung gebracht. Ihre Zustimmungsrate liegt bei 72 Prozent.

Ihr Vorgänger Shigeru Ishiba war wegen der hartnäckigen Inflation bei den Wählern in Ungnade gefallen. Die Wirtschaft stagniert seit mehr als 30 Jahren. Die Reallöhne sinken seit über 20 Jahren, was eine Inflationsrate von rund drei Prozent schmerzlich macht.

Takaichi will mit einer Neuauflage der legendären Abenomics – einem Mix aus aggressiver, schuldenfinanzierter Ausgabenpolitik, ultralockerer Geldpolitik und halbherzigen Strukturreformen – Linderung bringen. Ein neues Konjunkturpaket im Umfang von 21,3 Billionen Yen (117,7 Milliarden Euro) soll die Stimmung aufhellen, wofür Staatsanleihen im Umfang von 11,7 Billionen Yen (64,6 Milliarden Euro) ausgegeben werden sollen.

Takaichis ambitionierter Ausgabenplan umfasst Steuersenkungen auf Benzin, Zuschüsse für Strom- und Gasrechnungen, Entschädigungszahlungen für hohe Lebensmittelpreise sowie Zuwendungen für finanzschwache Regionen und kleine und mittlere Unternehmen. So werde Wachstum geschaffen, das über einen Anstieg von Gewinnen, Löhnen und Steuereinnahmen – um der nächsten Generation willen – nachhaltige Staatsfinanzen sichern könne.

Letztes Jahr hatte Takaichi noch davor gewarnt, die Geldpolitik zu straffen. Zinserhöhungen der Bank von Japan seien „dumm“. Zuletzt war sie zwar mit Kritik an der Bank von Japan zurückhaltender, als diese wegen der Inflation Zinserhöhungen in Erwägung gezogen hatte. Doch sieht Takaichi die Regierung für die Festlegung der Richtung der Finanz- und Geldpolitik zuständig – während nur die konkreten geldpolitischen Maßnahmen in den Verantwortungsbereich der Bank von Japan fielen.

Statt der Strukturreformen bei Shinzō Abe hat es bei Takaichi als dritte Säule die Industriepolitik ins Programm geschafft – um Sektoren von kritischer Bedeutung nach vorne zu bringen. Als förderungswürdig hat Takaichi grüne Technologien, künstliche Intelligenz und Halbleiter ausgemacht. Zudem will sie die Versorgung mit Lebensmitteln, Energie und Rohstoffen sichern. Ihr Programm werde das japanische Archipel wohlhabender machen und die Besorgnis der Menschen wieder in Hoffnung verwandeln.

Doch der Spielraum für expansive Finanz- und Geldpolitik ist im Gegensatz zu Abes Zeiten begrenzt. Die Staatsverschuldung liegt bei 235 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Leitzinsen haben sich seit 1995 nicht mehr weit von der Nullgrenze wegbewegt. Und die Bilanz der Bank von Japan ist durch den zügellosen Ankauf von Staatsanleihen bereits maßlos aufgebläht.

Die Entwicklung der Leitzinsen Deutschland/EU, US-Fed und Japan im Vergleich – zur Darstellung von Grafiken und Karten aktivieren Sie bitte den Bilderdownload in den Einstellungen oberhalb dieses Briefings.

Margaret Thatcher hat entschlossen Staatsausgaben gekürzt, Regulierungen abgebaut und die Bank of England erfolgreich zur Inflationsbekämpfung gedrängt. Nichts davon ist bei Takaichi zu erkennen. Eine „Margaret Thatcher Japans“ scheidet also aus. Die sogenannten „Sanaenomics“ sind damit eher ein Zeichen wirtschaftspolitischer Hoffnungslosigkeit als ein erfolgreiches „Kaufkraftstärkungsprogramm“. Denn Subventionen senken die Inflation nicht. Diese Botschaft wird früher oder später auch bei Japans Wählern ankommen. Die Zeichen für neue Umfragen stehen schlecht.

Gunther Schnabl ist Professor für Volkswirtschaftslehre und Direktor des Thinktanks Flossbach von Storch Research Institute. In seiner Kolumne beleuchtet er regelmäßig Themen rund um die internationalen Finanzmärkte.

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CEO.Picks

Der unerwartete Effekt wachsender Nachhaltigkeitspräferenzen

Viele denken, dass mehr grüne Kundschaft automatisch zu besseren Umweltresultaten führt. Meine Forschung zeigt jedoch einen überraschenden Effekt.

Wächst dieser Anteil, investieren Unternehmen zwar stärker in nachhaltige Verbesserungen, verkürzen aber zugleich ihre Entwicklungszyklen. Neue Generationen erscheinen früher, Ersatzentscheidungen erfolgen schneller und die Gesamtzahl produzierter und entsorgter Einheiten steigt. So kann der ökologische Fußabdruck größer werden, obwohl das Portfolio grüner wirkt.

Wachsende Nachhaltigkeitspräferenzen sollten daher nicht automatisch mit einer zusätzlichen Produktlinie beantwortet werden. Entscheidend ist, ob die verbesserten Eigenschaften ausreichend Wirkung entfalten sowie die verkürzte Nutzungsdauer kompensieren. Ein leistungsstarkes, langlebiges Produkt kann für den Gesamtmarkt überlegen sein, weil es die Zahl der Ersatzzyklen reduziert und Konsumenten länger mit einer stabilen Qualität versorgt. Dort, wo die Umweltwirkung vor allem in Produktion und Entsorgung entsteht, überwiegt dieser Vorteil in der Regel deutlich.

In Kategorien mit hohem Verbrauch im Betrieb lohnt sich ein grünes Angebot nur dann, wenn die Einsparungen klar nachweisbar sind.

Spezialisierte grüne Linien sind nur dann sinnvoll, wenn die technischen Verbesserungen substanziell sind und der Anteil Kunden groß genug, damit sich die zusätzlichen Investitionen rechnen. Auch eine doppelte Produktlinie hat immer einen Preis. Zusätzliche Komplexität und schwächere Verbesserungen können den Nutzen schnell wieder aufzehren. Wichtig ist auch, wie solche Produktlinien das Kundenverhalten verändern, insbesondere wie schnell diese auf neue Generationen umsteigen.

Tamer Boyaci ist Dean of Faculty and Research, Professor and Michael Diekmann Chair in Management Science an der ESMT Berlin. Die CEO.Picks sind eine Kooperation zwischen der ESMT und Table.Briefings.

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CEO.Nachtisch

„Deal“ ist Wirtschaftswort des Jahres 2025

Anstelle von rechtsverbindlichen Verträgen zwischen Staaten dominieren weniger formalisierte Deals die globale Wirtschaft. Mit dieser Begründung kürte eine Jury aus namhaften Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden und Medien den Begriff als Wirtschaftswort des Jahres. Geprägt durch Donald Trumps aggressive Zollpolitik verkörpere es eine neue politische Verhandlungskultur.

Platz zwei ging an Glokalisierung – das Phänomen, dass Unternehmen ihre Produktion wieder ins Inland und in Kernmärkte verlagern, statt global zu exportieren. Kettensägen-Politik komplettiert die Top drei, angelehnt an die radikalen Sparmaßnahmen des argentinischen Präsidenten Javier Milei. Kristián Kudela

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