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Erscheinungsdatum: 21. Februar 2025

DHL soll klimaneutral fliegen  

DHL-Group-CEO Tobias Meyer rechnet nicht damit, dass e-Fuels kurzfristig einen wesentlichen Beitrag zur Klimaneutralität im Luftverkehr leisten können. „In der EU werden zu wenig E-Fuels produziert. Die Nachfrage nach Sustainable Aviation Fuel (SAF) insgesamt wird mittelfristig erheblich größer sein als das Angebot. Fluggesellschaften werden ein Problem haben, SAF in ausreichenden Mengen für die vorgeschriebene Beimischung zu beschaffen. Das betrifft dann auch unsere Flugzeugflotte – auch wenn wir heute bereits deutlich über den erforderlichen Quoten der nächsten Jahre liegen“, sagte der Konzernchef dem CEO.Table.

Die Europäische Union schreibt in der sogenannten ReFuelEU Aviation Verordnung vor, dass Airlines ab dem kommenden Jahr dem Kerosin zwei Prozent SAF beimischen müssen, um den Treibstoff mit einem geringeren CO2-Ausstoß nachhaltiger zu machen. DHL erreichte 2024 weltweit 4,3 Prozent; innerhalb der EU sogar noch mehr. 2030 sollen es sechs Prozent und 2050 dann 70 Prozent sein.Wird die Quote nicht erfüllt, drohen für jede Tonne, die verpasst wird, empfindliche Strafzahlungen.

SAF wird entweder biogen oder mit Hilfe von Strom (Power-to-Liquid) produziert. Die Herstellung ist zwischen drei und fünfmal so teuer wie das aus Erdöl hergestellte Kerosin. DHL-Express fliegt weltweit mit 17 eigenen und Partnerfluggesellschaften auf über 2.300 täglichen Verbindungen und hat über 295 eigene Flugzeuge.

Meyer sagte weiter, dass der Konzern und die DHL-Express-Tochter an der schnellen Umsetzung des klimaneutralen Fliegens festhalten. Um dies zu erreichen, müssten in der EU aber auch die politischen Rahmenbedingungen stimmen. DHL ist im Chemiepark Leuna engagiert, wo derzeit die europaweit größte Forschungsanlage für strombasierte Kraftstoffe entsteht, die Grundlage für die industrielle Produktion der synthetischen Treibstoffe ist.

Das größte und einfacher zu erschließende CO2-Einsparpotenzial für den Konzern sieht Meyer kurzfristig allerdings nicht im Luftfrachtbereich, sondern bei der Brief- und Paketzustellung auf der sogenannten letzten Meile mit Hilfe der Elektromobilität sowie im Bereich des Lkw-Transports. Hier setzt der Konzern derzeit bereits mehrere Hundert mit Bio-CNG (Compressed Natural Gas) betriebene Lkw ein und bereitet den Ausbau des Einsatzes batterieelektrischer Lkw vor. Der Konzern bevorzugt dabei eine Variante mit einem zusätzlichen dieselelektrischen Aggregat – einem sogenannten range extender –, um Spitzenbedarfe an Ladeinfrastruktur und Probleme mit der Reichweite der Fahrzeuge im Winter zu vermeiden.

In der Seefracht, die etwa 90 Prozent des internationalen Welthandels abwickelt, arbeitet DHL mit führenden Reedereien zusammen. Zwar seien Fracht- und Containerschiffe nur für rund drei Prozent des weltweiten CO2-Ausstosses verantwortlich. Doch würden viele Schiffe immer noch mit umweltschädlichem Schweröl betrieben. „Eine Umstellung auf LNG und perspektivisch auch auf grünen Ammoniak kann in der Seefracht eine große Rolle im Kampf gegen den Klimawandel spielen“, sagte Meyer. Thilo Boss

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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