Executive Summary
Erscheinungsdatum: 06. Juni 2025

Deutschland zurück auf dem Radar internationaler Investoren

An den Finanzmärkten deutet sich ein überraschendes Comeback an: Internationale Kapitalmarktakteure nehmen Deutschland wieder als handlungsfähig und attraktiv für Investitionen wahr. Alexander von zur Mühlen, CEO Asien-Pazifik, Europa, Naher Osten Afrika sowie Deutschland bei der Deutschen Bank, erklärt im Gespräch mit Table.Briefings.

„Das Ausland blickt derzeit deutlich positiver auf das, was in Deutschland geschieht“

Während Investoren Europa vor einem Jahr noch als „uninvestierbar“ betrachteten, zeichnet sich im Juni 2025 ein klarer Stimmungsumschwung ab. Von zur Mühlen meint:

„Europa, Deutschland kommt aus dem Quark – es schafft sich gewissermaßen eine neue Chance durch Kapitalzufluss.“

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache:

Auch KfW-Chef Stefan Wintels sprach im Handelsblatt-Interview von einem „rasanten Stimmungswechsel“ zugunsten Deutschlands. Auf Roadshows in New York, London und Zürich registrierte er wachsendes Interesse an Investitionen in Deutschland – nicht zuletzt, weil viele US-Investoren übergewichtet in den USA sind und nun vermehrt nach Europa blicken.

Ein wichtiger Treiber: das 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastrukturinvestitionen. Von zur Mühlen nennt das Paket „überfällig“, es werde an den Finanzmärkten aber positiv aufgenommen.

Zur Erinnerung: Die Ratingagentur S P kam zu dem Schluss, dass diese geplanten Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung das Wachstumspotenzial langfristig stärken und die Kreditwürdigkeit Deutschlands verbessern könnten.

Und wie geht es weiter? Die EZB hat am Donnerstag den Leitzins erneut um 25 Basispunkte gesenkt, nachdem die Inflationsrate im Euroraum im Mai überraschend auf 1,9 Prozent gefallen war. Niedrigere Zinsen verbilligen Kredite, fördern Investitionen und können die Konjunktur zusätzlich stützen.

Auch außenpolitisch gibt es positive Signale: Im Zollstreit mit den USA kam es zu ersten Annäherungen. Beim Treffen mit Friedrich Merz sprach Donald Trump mehrfach von einem angestrebten „Trade Deal“ mit der EU – mit Deutschland in der Schlüsselrolle.

Merz und Trump haben eine enge Kooperation bei den Verhandlungen über ein Zollabkommen verabredet und ihre wirtschaftspolitischen Berater dafür als Beauftragte nominiert. Im Gespräch ist eine sogenannte Offset-Regelung, bei der die Zahl der importierten und aus den USA exportierten Autos deutscher Hersteller miteinander verrechnet wird, um die von Trump angedrohten Strafzölle zu vermeiden. Nach Angaben von Merz exportieren die USA pro Jahr 400.000 Autos deutscher Fabrikation in alle Welt und importieren in ähnlicher Größenordnung Fahrzeuge aus Deutschland.

Alles also auf gutem Weg? Von zur Mühlen mahnt zur Vorsicht:

„Wettbewerbsfähigkeit darf kein Schlagwort bleiben – es müssen Taten folgen.“

Und weiter:

„Nur der Staat in Vorleistung – das reicht nicht. Es braucht privates Kapital. Unternehmer müssen überzeugt sein, in Deutschland zu investieren, ihre Aktivitäten auszubauen und wieder Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklung zu gewinnen.“

Wenn das gelingt, könnte Deutschland gemeinsam mit Europa auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zurückkehren. Nach Einschätzung der Bundesbank dürften die kräftig steigenden Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben des Staates ab 2026 für einen spürbaren Nachfrageschub sorgen und das Bruttoinlandsprodukt (BIP) merklich steigen lassen. Für 2026 erwarten die Fachleute ein Wachstum von 0,7 Prozent, für 2027 einen Anstieg um 1,2 Prozent.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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