Von Thilo Boss
Im schwelenden Handelskonflikt zwischen der EU und US-Präsident Donald sieht der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, Deutschland in einer guten Verhandlungsposition. „Ich habe den Eindruck gewonnen, dass Trump die Zölle nur als Druckmittel benutzt, mit dem er droht, um seine Positionen durchzusetzen. Das ist die Lehre, die wir aus dieser Woche in dem Zollstreit der USA mit Mexiko und Kanada ziehen sollten", sagte Jandura dem CEO.Table.
Laut dem BGA-Chef sind in den USA 5.975 deutsche Unternehmen aktiv. Das deutsche Investitionsvolumen betrage 620 Milliarden US-Dollar, was zwölf Prozent aller ausländischen Direktinvestitionen entspreche. Deutsche Unternehmen beschäftigen circa 930.000 Mitarbeiter und seien nach Japan der zweitgrößte ausländische Arbeitgeber. Und die deutschen OEMs produzierten in eigenen Werken in den Vereinigten Staaten. „Wir argumentieren also nicht aus einer Position der Schwäche, sondern aus einer starken Position heraus", sagte Jandura weiter.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen habe den richtigen Weg eingeschlagen. Sie signalisiere Gesprächsbereitschaft, aber auch Stärke. Eine Lösung des Streits um das Handelsdefizit könnte eine Handelskonferenz sein, um mit Donald Trump und den USA ein Freihandelsabkommen zu schließen. „Das dürfte dem Dealmaker Trump gefallen. Wenn alle Verhandlungsversuche nicht funktionieren, müssen wir dort Nadelspitzen setzen, wo es die USA am stärksten trifft", sagte Jandura.
So könne die EU Soja beispielsweise statt in den USA auch in Südamerika einkaufen, zumal wir hier vor der möglichen Ratifizierung des Mercosur-Abkommen stehen. „Auf jeden Fall sollten wir den Eindruck vermeiden, dass wir Angst vor ihm haben. Europa muss aus der Position der Stärke heraus argumentieren. Aber dazu müssen wir auch unsere Hausaufgaben machen und Europa wieder zu alter Stärke bringen. Das geht nur gemeinsam, wir müssen jetzt zusammenhalten", sagte Jandura.
US-Präsident Trump hatte am vergangenen Sonntag Importzölle auf mexikanische und kanadische Güter sowie zehn Prozent auf chinesische Einfuhren verhängt. Nach Gesprächen mit Premier Justin Trudeau und der mexikanischen Präsidentin Claudia Scheinbaum, die unter anderem Grenzsicherungsmaßnahmen zusagten, setzte Trump die Zölle vorerst für einen Monat aus. China reagierte mit Gegenmaßnahmen, u.a. mit 15 Prozent Zöllen auf Kohle und Flüssiggasimporte. Auf Landmaschinen oder Pkw mit großem Hubraum soll eine Abgabe von zehn Prozent erhoben werden.
Das gesamte Interview mit Dirk Jandura können Sie unter dem Link abrufen.