CEO.Talk
Erscheinungsdatum: 16. Mai 2025

Merck-Deutschland-CEO Wernicke für Grundversorgung mit Arzneimitteln aus europäischer Produktion

Um eine sichere Medikamentenversorgung in Deutschland zu gewährleisten und Lieferausfälle aus Asien vorzubeugen, hat Merck-Deutschland-CEO Matthias Wernicke die EU aufgefordert, eine europäische pharmazeutische Produktion aufzubauen.Die Politik sollte Vorkehrungen treffen, dass die Grundversorgung mit Medikamenten beziehungsweise den wirkstoffrelevanten Vorprodukten aus europäischer Produktion gesichert ist“, sagte der Geschäftsführer von Merck Healthcare Germany im Gespräch mit dem CEO.Table. Während der Corona-Pandemie und nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs war es in Deutschland zu erheblichen Engpässen in der Medikamentenversorgung gekommen, wovon besonders die Krankenhaus-Apotheken betroffen waren.

Bei manchen Medikamenten – vor allem im Generika-Bereich – gebe es mittlerweile nur noch zwei oder drei Hersteller von relevanten Wirkstoffen. Falle einer aus oder werde die Lieferkette bei der Einfuhr aus anderen Ländern unterbrochen, könne es zu Lieferengpässen kommen, die die europäischen Hersteller nicht immer ausgleichen könnten. „Die Produktion dann für einen kurzen Zeitraum hochzufahren, ist rein technisch nicht möglich und macht zudem auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht keinen Sinn“, sagte Wernicke.

Derzeit gebe es in Deutschland in Summe allerdings keine Unterversorgung mit Medikamenten. Es stünden ausreichend Ersatzmedikamente zur Verfügung, die die gleiche Wirkung hätten. „In der Medikation macht das keinen Unterschied. Eine Behandlung ist also möglich. Es gibt keinen Notstand“, so Wernicke weiter.

Ausdrücklich bekannte sich der Geschäftsführer zum Standort Deutschland. Merck habe über die letzten zehn Jahre allein am Hauptsitz in Darmstadt zweieinhalb Milliarden Euro investiert. Zu schaffen mache der Branche dabei aber der enorme Bürokratieaufwand. „Wir haben in Deutschland Dutzende Datenschutz- und Ethik-Kommissionen, was an unserer föderalen Struktur liegt. Hier macht es Sinn, dies zu bündeln. Wer heute in Deutschland Pharmaforschung betreibt, muss einen unglaublichen Hürdenlauf machen, bevor das Medikament überhaupt erst in die Zulassung klinischer Studien kommt“, sagte Wernicke.

Der Darmstädter Dax-Konzern hatte am Donnerstag die Unternehmenszahlen für das 1. Quartal vorgelegt. Danach erzielte die Sparte Healthcare weltweit starke Umsätze unter anderem mit Medikamenten gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Stoffwechselstörungen und Endokrinologie. Der Konzernumsatz stieg insgesamt um 2,5 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro.

Das ganze Wortinterview können Sie hier abrufen.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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