Table.Briefing: Bildung

Microsoft-Cloud vor dem Aus? + Digitalpakt-Daten in NRW + WhatsApp und Sprachkompetenz + KI im Schulbuch

  • Baden-Württemberg ignoriert die eigenen IT-Profis
  • NRW: Digitalpakt bestraft Schnelligkeit
  • Sommerferien: Lehrer Christian Vanell über das Ausspannen
  • Uni Halle: Jugendliche beherrschen die Sprache gut
  • Hamburg hält Corona-Studie unter Verschluss
  • Didaktik & Tools I: Florian Nuxoll über Feedbook
  • Didaktik & Tools II: Caroline Deinert über die Energiereise
Liebe Leserin, lieber Leser,

das zurückliegende Schuljahr hat alle Beteiligten zweifellos gefordert wie kaum eines zuvor – Lehrende, Lernende, Eltern und auch alle anderen Verantwortlichen im Bildungsbereich. Nun sind wir – zwischen Nordsee und Alpen – noch, mitten oder fast in den Sommerferien und ahnen bereits: Die Herausforderungen für das vor uns liegende Schuljahr werden nicht kleiner. Die Pandemie lässt niemanden auf einen reibungslosen Schulstart hoffen. Umso wichtiger ist eine exzellente Vorbereitung auf die kommenden Schulmonate.

Christian Füller und sein Team legen seit dem Start des Briefings Bildung.Table Anfang Juni jede Woche den Finger in die Wunde: Sie spüren den Erfolgen und den Versäumnissen der Bildungsverantwortlichen nach, deren Job es ist, den Start ins neue Schuljahr besser gelingen zu lassen, als es das Ende des letzten Jahres war. In unserer aktuellen Ausgabe untersuchen sie die Statistik des nordrhein-westfälischen Bildungsministeriums bei der Umsetzung der Digitalstrategien, die ja vom Bund mit Milliardenbeträgen unterstützt werden. Das Ergebnis legt den Schluss nahe: In Düsseldorf weiß man nicht, was bei der Ausstattung von Schulen mit Laptops und Administratoren vor Ort wirklich los ist. Viel Hoffnung machen auch die Ereignisse in Baden-Württemberg nicht. Nachdem Datenschützer der dort präferierten Schulcloud-Lösung von Microsoft den Stecker gezogen haben, muss das Projekt nicht nur neu ausgeschrieben werden, was wertvolle Zeit kostet. Es scheint sogar, dass sich die Verantwortlichen in der Landeshauptstadt auch nur schwer von ihren missglückten Microsoft-Plänen verabschieden können.

Bevor Sie sich den Fakten widmen, möchte ich Sie aber noch einladen, sich für weitere Angebote der Bildung.Table-Redaktion zu interessieren: den Tipps für den Einsatz didaktischer und digitaler Tools im Unterricht – und zur bewussten Entspannung in herausfordernden Zeiten. Denn schließlich sind ja Sommerferien.

Ihre
Antje Sirleschtov
Bild von Antje  Sirleschtov

Analyse

Baden-Württemberg sucht die Schulcloud

Ende vergangener Woche ging die Irrfahrt der Susanne Eisenmann zu Ende. Eisenmanns Nachfolgerin als Kultusministerin, Theresa Schopper (Grüne), verkündete, dass sie das Unternehmen Microsoft aus Redmond (USA) nicht an den Schulen Baden-Württembergs zum Zuge kommen lassen wird. Wovor viele Experten gewarnt hatten, ist nun also auch in der Regierung des reichen Landes im Südwesten angekommen: wenn der Europäische Gerichtshof feststellt, dass die Server US-amerikanischer Unternehmen grundsätzlich nicht sicher sind, dann gilt das auch im Ländle. Die große Frage, die sich nun stellt: Entdecken Schuladministration, Wirtschaftsverbände und Politiker aus Baden-Württemberg die Anbieter aus dem eigenen Bundesland? Sicher ist das nicht. 

Parteinahme für Microsoft im Süden

Microsoft hatte den Negativ-Bescheid aus dem Stuttgarter Bildungsministerium noch gar nicht bekommen, da baute sich bereits eine Lobby-Welle auf. Der Konzern, der seinen Wert zwischen 2019 und 2021 von 900 Milliarden auf 1,9 Billionen Dollar steigerte, wusste schon immer, wie man wankelmütige Europäer dazu bringt, doch wieder Microsoftware einzukaufen. Eine Bloggerin wollte in einem Videosystem, das Microsoft in Bayern ersetzen soll, angeblich eine schwere Sicherheitslücke entdeckt haben – und kritisierte einen “antiamerikanischen Populismus” gegen große Monopolisten (Bildung.Table berichtete). Der Vorsitzende des deutschen Lehrerverbandes verkündete, dass man auf die Software zurückgreifen soll, die an 6.000 Schulen vertreten sei – die von Microsoft. Niemand weiß, woher Heinz-Peter Meidinger diese Information hat; nicht mal Microsoft Deutschland macht darüber Angaben. Sicher ist aber, dass fast alle 25.000 Schulen in Deutschland (die keine Grundschulen sind) inzwischen an ein Lernmanagementsystem oder eine Schulcloud angeschlossen sind. Der Marktführer mit verifizierbaren Zahlen an Schulanschlüssen heißt dort “Moodle”/”Mebis” mit rund 15.000 Schulen, der Mittelständler “IServ” aus Niedersachsen und die norwegische Lösung “itslearning”. 

Der Ministerpräsident des Saarlands, Tobias Hans (CDU), forderte gar einen Gipfel, auf dem zu beschließen sei, dass die Datenschutz-Standards gelockert werden sollten. Der oberste deutsche Datenschutzbeauftragte für Bildungsfragen, Lutz Hasse, lächelt indes viel, wenn er so etwas hört. Er sagt nur wenig, denn das muss er nicht: Die Aufsichtsbehörden für den Datenschutz sind nicht die Ministerpräsidenten. Und die sind nicht etwa weisungsbefugt gegenüber Datenschutzbehörden – sie sind Weisungsempfänger

Schülerdaten sind besonders schutzwürdig

In Baden-Württemberg hat man das inzwischen gelernt. Dort hatte der Datenschutzbeauftragte Stefan Brink, ein gründlicher Jurist mit einem exzellenten IT-Team, als einer der ersten der Republik Microsoft auf Herz und Nieren geprüft. Meistens werden nur die Vertragsklauseln von Microsoft gelesen und dann gefragt: Verstößt das gegen die DSGVO, die Datenschutz-Grundverordnung? Brink ließ seine Experten hingegen die Datenströme in Office 365 messen. Nach einem Jahr verkündete Brink ein niederschmetterndes Urteil: Selbst in Zusammenarbeit mit Microsoft sei es nicht gelungen, so Brink, “rund ein Dutzend Datenflüsse aufzuklären.” Deswegen empfahl Brink der Landesregierung, Microsoft nicht in die Schulen zu holen. “So wie das im Piloten eingesetzte Produkt jetzt aussah, war es nicht gut genug”, sagte Brink zu Bildung.Table. “Das konnte ich nicht empfehlen, insbesondere weil Schülerdaten besonders schutzwürdig sind.”

Zu diesem Zeitpunkt war Susanne Eisenmann noch im Amt, und es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, dass die grüne Nachfolgerin Schopper den Irrweg ihrer CDU-Vorgängerin verließ. Wobei man anfangs durchaus verstehen konnte, warum sich Eisenmann an einer sicheren Lösung festhielt. Hatte das Land doch zuvor versucht, mithilfe einer staatlichen IT-Behörde eine eigene Cloud-Lösung zu programmieren. Ella oder “Elektronische Lehr- und Lernassistenz” allerdings verschlang statt der veranschlagten vier insgesamt 47 Millionen Euro. Klappt nicht und kostet viel – ein doppelter Schock für das Land. Danach wollte Eisenmann mit Microsoft auf Nummer sicher gehen – und es ging wieder schief. Baden-Württemberg ist also erst mit dem Eigenbau eines Lernmanagementsystems gescheitert und nun mit einer vermeintlich sicheren Lösung.

Kritik aus Stuttgart am Datenschutzbeauftragten

Trotzdem ist noch nicht klar, was nun in Baden-Württemberg passieren soll. Offiziell wird das Projekt Office-Programm neu ausgeschrieben. Der zuständige Beamte aus dem Kultusministerium verbreitet aber bereits Häme: “Jetzt haben die Schulen erst mal Zeit gewonnen und die Unternehmen können sich auf eine umfangreiche Ausschreibung einstellen”. Und er griff den Datenschutzbeauftragten und die Kritiker von Microsoft an – öffentlich auf Twitter: Es gehe ihnen um “die Verbannung sämtlicher US-Produkte aus den Schulen. MS [Microsoft, Red] ist nur der Anfang.” 

Tatsache ist, dass Baden-Württemberg inzwischen eine komplexe, aber reichhaltige Architektur von Lernmanagementsystemen (LMS), Videoangeboten und Messengern besitzt. Dass Lehrer und Schüler im Falle von coronabedingten Schulschließungen im September 2021 kontaktlos wären, ist abwegig. Baden-Württemberg hat zum Beispiel für viel Geld sein LMS Moodle aufgemuskelt und es hat mit itslearning ein weiteres angeschafft. Nun aber fragen sich Beobachter, warum das Land nicht denselben Weg geht wie 2020 mitten in der Pandemie – mit der übergangsweisen Genehmigung eines leistungsfähigen Cloud-Systems. Der grüne Abgeordnete Alexander Salomon, der Eisenmann lange warnte, auf das unsichere Microsoft zu setzen, fordert endlich ein Umdenken. “Ich wünsche mir eine schnelle, adäquate Lösung“, sagte Salomon zu Bildung.Table. “Es stehen Angebote zur Verfügung, die bereits eingesetzt werden könnten.”

Was Salomon meint, ist die im Grunde privilegierte Situation im Südwesten. Anders als andere Bundesländer hat Baden-Württemberg High-Tech-Unternehmen, die nicht nur professionell sind, sondern auch groß. “Nextcloud” und “Ionos” aus Stuttgart und Karlsruhe versorgen bereits Tausende Schulen mit Office-Programmen und Cloud-Services in ganz Deutschland. Sie arbeiten mit Siemens und dem ZDF zusammen, mit der deutschen und der französischen Bundesregierung und betreiben inzwischen die kollaborative Arbeits- und Kommunikationsplattform für die 500 besten IT-Unternehmen Europas, die an Gaia-X arbeiten. 

Zweifel an Nextcloud und Ionos

Die Ignoranz für die eigenen Anbieter könnte mit Unkenntnis zu tun haben, die bis in führende Industrieverbände im Südwesten reicht. Eine Anfrage bei der Industrie- und Handelskammer, ob sie die übergangsweise Bestellung von Nextcloud und Ionos befürworten würde, ergab diese Antwort des Referenten: “Wer ist Ionos?” Gespräch mit einem der wichtigsten Industrie-Lobbyisten der Republik, was nun geschehen könne: “Wenn es Alternativen in Baden-Württemberg zu dem kritisierten Office-Programm gibt”, sagt Stefan Küpper, Geschäftsführer Politik und Bildung von Südwestmetall, “dann muss man nun klären, ob die auch skalierbar sind auf die Nutzung durch Hunderttausende von Schülern und Schülerinnen und Zehntausende Lehrkräfte.” Sollte es Ionos, dem größten Web-Hoster Europas mit 90.000 Servern nicht gelingen, schwäbische und Badener Schüler an Lernwolken anzubinden? “Ich kann das nicht beurteilen, ich bin kein ITler, ich kenne auch nicht alle Produktalternativen, schon gar nicht durch eigene Nutzung”, sagt Küpper. 

Spricht man mit den beiden Unternehmern Frank Karlitschek (Nextcloud) und Achim Weiß (Ionos), hört man viel Geduld, aber auch einigen Ärger. Gerade Weiß kann es nicht verstehen, von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) für wert befunden zu werden, bei Gaia-X, dem wichtigsten industriepolitischen Projekt europäischer Datensouveränität, teilzunehmen, aber Schulen im Ländle angeblich nicht zu genügen

Frank Karlitschek von Nextcloud sagt dazu nicht viel. Er sitzt den Kultusbeamten, die öffentlich auf Twitter für Microsoft Partei ergreifen, seit Jahren in Verhandlungen gegenüber. Nur so viel lässt er wissen: “Wir können das – innerhalb von vier Wochen.”

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    Digitalpakt in NRW läuft nicht rund

    NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP): Digitalpakt Schule in NRW
    NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP)

    Wer die Kleine Anfrage der grünen Abgeordneten Sigrid Beer liest, der kommt aus dem Kopfschütteln nicht heraus. Wie berichtet wird etwa das IT-Administratoren-Programm im Land Nordrhein-Westfalen (NRW) bislang so gut wie nicht abgerufen. 105 Millionen Euro stehen im bevölkerungsreichsten Bundesland zur Verfügung – aber nur 1.841 Euro sind bisher geflossen. Der Mittelabfluss beim großen Digitalpakt Schule ist besser, aber lange nicht so gut wie bei der Anschaffung der Endgeräte für Lehrer und Schüler. So haben die beiden großen Städte Köln und Essen von den ihnen zustehenden 40 Millionen und 32 Millionen Euro bislang nur wenig angefordert. “Es ist ernüchternd. Man hat den Eindruck, seit den letzten Sommerferien hat sich nicht viel und Entscheidendes getan in Nordrhein-Westfalen”, sagte Beer zu Bildung.Table. 

    Allerdings lohnt es sich, bei den Zahlen, die Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) für die Kleine Anfrage herausgegeben hat, genau hinzuschauen. Bildung.Table hat daher bei ausgewählten Schulträgern in NRW nachgefragt – was zu interessanten Schlüssen führt. Das Bildungsministerium in Düsseldorf ist entweder nicht in der Lage, einen schnellen und gezielten Mittelabfluss zu garantieren. Oder Gebauers Beamte wissen gar nicht so richtig, wo das Geld schon sinnvoll ausgegeben wurde. Womöglich ist es eine Mischung aus beidem. 

    Versmold war zu schnell beim digitalen Ausstatten

    Die Stadt Versmold etwa wird in den Statistiken aus dem Hause von Yvonne Gehbauer als eine Kommune geführt, die nur mittelprächtig erfolgreich ist: Die Gelder für die Schüler- und Lehrer-Tablets, zusammen 77.000 Euro, sind beantragt und abgerufen. Die Zuschüsse für den IT-Administrator hingegen sind noch nicht einmal beantragt. Und die 235.000 Euro aus dem großen Digitalpakt sind zwar vom Kämmerer verplant worden – aber bislang nur zu zehn Prozent angefordert. Das liegt nicht etwa daran, dass Versmold zu langsam ist, ganz im Gegenteil. Die Stadt in der Nähe von Gütersloh mit rund 22.000 Einwohnern war zu schnell: Versmold hat alles für seine Schulen bestellt und angeschafft, was man für Schule in einer digitalen Welt braucht. Geräte für alle Schüler und Lehrer, einen IT-Administrator, auch die Infrastruktur der Schulen ist geradezu optimal – alles lange vor dem Digitalpakt Schule NRW. “Weil wir schon alles haben, müssen wir uns jetzt genau überlegen, was wir im Rahmen des Digitalpakt bestellen”, sagte Carsten Wehmöller, der Vertreter des Bürgermeisters zu Bildung.Table. “Es wäre besser, wenn das Land die Mittel pauschal an die Kommunen weitergibt, natürlich mit der Zweckbindung für Informationstechnologie. Wir wissen selber am besten, was man mit den Geldern dann machen muss”. 

    Sigrid Beer macht sich einen ganz ähnlichen Reim auf die Zahlen, die sie aus dem Ministerium mit dem Stichtag 30. Juni erhalten hat. “Wir brauchen jetzt klare Zielvorgaben und pauschalisierte Zuweisungen an die Schulen, damit die Ausstattung endlich gelingen kann, ohne dass mühsam Konzepte geschrieben werden“, sagte die Abgeordnete zu Bildung.Table. Das Verfahren sei oft zu kompliziert. Es sei abzusehen, dass Schulklassen und Lerngruppen wieder in Quarantäne gehen. “Die Zeit rast, wir sollten die Sommerferien nutzen. Sonst werden wir den Schulstart in Nordrhein-Westfalen in vier Wochen wieder verpassen.”

    Fehler in den Listen des Digitalpakt Schule

    Auch Essen gilt als eine jener Kommunen in NRW, die ihre digitale Ausstattung für Schulen gut vorbereitet hat. Allerdings steht es in den Listen von Yvonne Gehbauer anders. Dort ist zwar vermerkt, dass die Stadt im Ruhrpott bereits acht Millionen Euro für Dienst- und für Schülergeräte ausgegeben hat. Laut der Zusammenstellung hat Essen auch 32,7 Millionen Euro aus dem großen Digitalpakt Schule NRW beantragt – und diese auch bewilligt bekommen. Allerdings seien bislang nur 1,48 Prozent davon abgeflossen. “Wir haben die Gelder aus dem Digitalpakt abgerufen und unseren Förderbescheid bereits erhalten“, widerspricht Jasmin Trilling, Sprecherin der Stadt. Tatsächlich gibt es ein Foto, auf dem Bildungs-Staatssekretär Matthias Richter (FDP) symbolisch einen Scheck über 40 Millionen Euro an den Oberbürgermeister der Stadt Essen, Thomas Kufen, überreicht. Er deckt die Ausgaben für die Endgeräte ab – und 32,7 Millionen Euro aus dem Digitalpakt. Unabhängig von der Schulform erhielten alle Schulen moderne Infrastruktur, campusweites WLAN und digitale Präsentationstechnik in jedem Klassenraum, berichtet Trilling. Das lässt aber den Schluss zu, dass die Zusammenstellung aus dem Bildungsministerium für Essen falsch ist. 

    Land produziert schlechte Nachrichten

    Für die Stadt Versmold sind die Zahlen auf den Listen Gebauers zwar richtig, aber sie geben ein falsches Bild wieder. Wer dem Leiter der Allgemeinen Verwaltung, Carsten Wehmöller, zuhört, könnte den Eindruck bekommen, dass die Landesverwaltung mit ihren Listen schlechte Nachrichten in der Öffentlichkeit produziert. Versmold zum Beispiel hat für Dienstgeräte für Lehrer und für Schüler-Tablets insgesamt 280.000 Euro ausgegeben. Die Geräte wurden zum Teil lange angeschafft, bevor Bund und Länder auf die Idee von zentralen Förderungen kamen. Versmold hat daraus aber nur 77.000 Euro zurückbekommen. Wehmöller sagt, es wäre sinnvoller, wenn er mit den Mitteln flexibler umgehen dürfe. Dann könne er alle Endgeräte finanzieren, die er angeschafft hat – etwa aus Mitteln des großen Digitalpakts, die Versmold bislang zu zehn Prozent abgerufen hat. 

    Ganz genauso ist es mit dem IT-Administrator, den die Stadt bereits vor zwei Jahren eingestellt hat und seitdem bezahlt. Er schult die Lehrkräfte darin, mit ihren Dienstgeräten selbstständig umzugehen. In der großen Liste von FDP-Ministerin Gebauer ist dennoch eingetragen, dass Versmold noch keinen Cent für den IT-Administrator abgerufen hat. Auch dieses Programm kam, als Versmold schon gestartet war. Die Grünenabgeordnete Beer findet vor allem falsch, wie das Programm für IT-Administratoren gestrickt ist. “Es ist ein strukturelles Problem, dass es keinen Nachhaltigkeitsfaktor gibt”, sagt sie. Auf Deutsch: die IT-Administratoren werden nur bis zum Jahr 2024 bezahlt – danach müssen die Kommunen selber dafür aufkommen. “Schulträger scheuen – verständlicherweise – davor zurück, jetzt Stellen einzurichten, wenn es keine weitere Förderung von Bund und Land für diese wichtigen Akteure der Digitalisierung geben wird”, sagt Beer. Wer packt dieses Problem an? cif

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      “Sommerferien: entspannen und planen”

      Ein Gastbeitrag von Christian Vanell

      In den letzten Wochen vor den Sommerferien sind fast alle an Schule Beteiligten am Limit, häufig auch darüber hinaus. Ein Schuljahr kostet enorm viel Kraft und das gilt für eines, das so viel Flexibilität und zusätzlichen Einsatz erforderte wie dieses, natürlich besonders. Im Gegensatz zu teilweise verbreiteten Vorurteilen ist nämlich der Großteil der anderen Ferien für mich und andere Lehrkräfte eher unterrichtsfreie Zeit, also Arbeitszeit außerhalb des Klassenraums. Mehrere Wochen am Stück erholen ist da quasi nicht möglich. Genau das brauche ich aber, um wirklich neue Kraft zu tanken, damit ich auch im nächsten Jahr dazu beitragen kann, Schule zu einem möglichst guten Lern- und Erfahrungsort für die Lernenden zu machen.

      Eben weil alle diese Ferien nach Corona so herbeisehnen, vermischt sich die Erschöpfung in diesen Wochen auch mit einem Gefühl von Vorfreude auf diese Ferien, bei mir aber auch schon auf das kommende Schuljahr. Meist habe ich schon eine Menge Ideen im Kopf, wenn ich in die Ferien starte. Gleichzeitig weiß ich jedoch, dass ich gerade gar keine Energie habe, um diese wirklich zu strukturieren und in konkrete Projekte umzusetzen.

      Vom Lehrerzimmer entfernen

      Dieser Zwiespalt ist für mich eine der großen Herausforderungen, wenn die Ferien beginnen. Ich muss diese Ideen erstmal liegen lassen und mich rational und emotional von Schule entfernen. Dazu brauche ich mehrere Dinge:

      1. Das Gefühl des Aufgeräumtseins: Ich kann nicht in einen Erholungsprozess starten, wenn mein (digitaler) Schreibtisch noch nicht aufgeräumt ist und alle liegen gebliebenen Aufgaben erledigt sind. Ich habe als Lehrkraft eigentlich permanent das Gefühl des “Nie-Fertigseins”, die To-do-Liste ist immer voll, zumindest im Sommer brauche ich aber das Gefühl, alles darauf gestrichen zu haben.

      2. Pause heißt Pause: Ich brauche das Gefühl, die Tür des Lehrkräftezimmers hinter mir geschlossen zu haben. Dafür nehme ich mir am letzten Schultag bewusst Zeit. Das hilft mir, mich von der Schule zu entkoppeln und mich gleichzeitig wieder auf den Schulstart nach den Ferien zu freuen. Dazu gehört für mich auch, für einige Wochen symbolisch die Tür des  Twitterlehrerzimmers zu schließen. Ich finde dort sehr viel Unterstützung und Inspiration durch Kooperation und kluge Unterrichtsideen, aber auch “Sharing is Caring” wird auf Dauer anstrengend, eben weil diese Ideen bei mir einen permanenten Reflexionsprozess über Unterricht und Bildung auslösen. Wenn ich da nicht auf aufpasse, gerate ich schnell in ein Hamsterrad hinein.

      Weniger kommunizieren

      3. Menschen: Ich arbeite in einer relativ großen Schule, das bedeutet, ich sehe jeden Tag sehr viele Menschen und kommuniziere mit ihnen. Meist bin ich dabei in der Rolle des Zuhörers, des Ratgebers und oft in der Doppelrolle des Lehrenden und zugleich Lernenden. Ein bisschen ist das wie eine Achterbahnfahrt, die zwar sehr viel Spaß macht, von der man irgendwann aber auch eine Pause braucht. Sommerferien bedeuten für mich deshalb auch, weniger Menschen zu sehen bzw. zu treffen. Vor allem aber geht es darum, Zeit mit der Familie zu verbringen. Häufig besteht meine Woche aus sechs Arbeitstagen, Projekte zu Hause, Ausflüge usw. sind da nicht immer möglich. Das holen wir jetzt nach.

      Ideen sortieren

      Von den sechs Ferienwochen mache ich ungefähr vier Wochen frei. Danach geht es wieder los. Mein Erholungsgefühl lässt sich nur in den August bzw. September retten, wenn ich nicht unvorbereitet starte. Zum Glück weiß ich in der Regel schon vor den Ferien, in welchen Lerngruppen ich unterrichten werde. Vorbereitung bedeutet für mich nicht das Erstellen von Arbeitsblättern oder die Erstellung eines Halbjahresplans oder Ähnliches, sondern vor allem das Ordnen und Strukturieren der Ideen, die ich oft bereits irgendwo im Kopf habe. Ich überlege mir, womit ich mit meinen Lerngruppen starten will, bilde mich in diesen Bereichen fort und erweitere meine Expertise. Dann sammle ich Ideen und beginne Projekte grob vorzustrukturieren. Mein Unterricht ist nicht fertig, wenn das Schuljahr startet, aber ich habe ein offenes Gerüst, das mir erlaubt, die Interessen und Fragen der Lernenden zu integrieren.

      Und dann kann das neue Schuljahr beginnen.

      Christian Vanell ist Lehrer an der Martin-Buber-Oberschule in Berlin.

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        News

        WhatsApp komplexer als Standardsprache

        Gern wird moniert, Jugendliche würden gar kein richtiges Deutsch mehr können. Sie schrieben auf WhatsApp nur noch in kryptischen Kürzeln, verliefen sich in Anglizismen und beherrschten die Rechtsschreibregeln kaum noch. Florian Busch vom Germanistischen Institut der Uni Halle stellte in seiner gerade veröffentlichten Dissertation jedoch fest: Jugendliche schreiben in der Schule anders als am Smartphone, keineswegs aber beherrschen sie Deutsch nicht richtig.

        Für viele junge Menschen gibt es laut Busch sogar mehrere Gesprächskontexte, nach welchen sie ihren jeweiligen Sprachgebrauch justieren. So sind sie dazu in der Lage, in Schule oder Universität grammatikalisch korrekte Sätze zu bilden oder im Gespräch mit Älteren auf unverständliche Abkürzungen zu verzichten. Nach Busch, der für seine Studien an der Universität Hamburg mehr als 200 Schülerinnen und Schüler befragte und 19.000 Nachrichten analysierte, gelten für Jugendliche in der “digitalen Kommunikation aber andere Normen.” Das hieße allerdings nicht, dass alle Rechtsschreibregeln beim Schreiben auf WhatsApp aus dem Fenster fliegen. Groß- und Kleinschreib- sowie Kommaregeln sind eben nicht immer notwendig, um sich auszudrücken. Vielmehr greifen junge Menschen auf Emojis zurück, um Nachrichten für ihr Gegenüber verständlicher zu machen. Hier unterscheiden Jugendliche zum Beispiel zwischen engen Freunden, die keine Hilfestellung beim Lesen bräuchten, und lockeren Bekanntschaften, denen Emojis eine willkommene Hilfe sein können. Florian Buschs Summa-Cum-Laude-Doktorarbeit ist 618 Seiten lang, er hat allein über die Interpunktion in WhatsApp eigene wissenschaftliche Aufsätze verfasst.

        Junge Menschen beherrschen sogar mehrere Versionen der deutschen Sprache. In der Schule halten sie sich – wie sollte es anders sein – an die Regeln. Im privaten, insbesondere digitalen Kommunizieren werfen sie für sie überflüssiges Regelwerk einfach ab. “Das Schreiben in der Schule wird von manchen Jugendlichen als eindimensionaler und in diesem Sinne als einfacher wahrgenommen, weil es mit der Standardsprache nur ein Regelwerk gibt, an dem sie sich orientieren müssen”, sagt Busch. Schriftliche Chats über WhatsApp seien hingegen anspruchsvoller: “Hier gibt es viel mehr Möglichkeiten und Nuancen, mit denen Bedeutung transportiert werden kann.” Das mache es deutlich schwieriger, immer den richtigen Ton zu treffen. Völlig egal sind die Regeln ihnen auch hier nicht. Busch bemerkt, Jugendlichen “ist wichtig, nicht ungebildet zu wirken.” Interessant ist, wie die Schule dabei helfen könnte, Jugendliche in der Identifizierung des Gesprächskontextes sicherer zu machen und den Raum, den sich Jugendliche mit eigener Sprache erobert haben, besser zu verstehen. Besser als die Verteufelung der Jugendsprache dürfte es demnach sein, die komplexe WhatsApp-Hochsprache in die trivialen Benotungs-Konversationen in der Schule einzubinden. Robert Saar

        Florian Busch: Digitale Schreibregister. Kontexte, Formen und metapragmatische Reflexionen. Berlin 2021, 618 S., 119,95 Euro, ISBN: 978-3110728743

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          • Technologie
          • Unterricht

          Hamburg hält Corona-Studie unter Verschluss

          Der Stadtstaat Hamburg weigert sich, die Ergebnisse seiner Coronavirus-Studien zu veröffentlichen. Auf eine Nachfrage via Informationsfreiheitsgesetz ließ der Schulsenator des Landes Hamburg, Ties Rabe (SPD), nun mitteilen, warum eine Herausgabe der Ergebnisse nicht möglich sei. Angeblich geht es um die Notwendigkeit, Spannungen zwischen den Bundesländern zu vermeiden. In der Begründung der Schulbehörde heißt es wörtlich: Die Herausgabe von Informationen müsse dann verweigert werden, wenn “deren Bekanntmachung die Beziehungen zu einem anderen Land oder zum Bund gefährden würde.” Hamburg verantworte die Studie nicht allein, daher seien die Interessen der anderen Länder und möglicherweise auch die Interessen des Bundes tangiert. “Die isolierte Herausgabe der angefragten Informationen durch die Behörde für Schule und Berufsbildung würde die Beziehungen zu den anderen Ländern voraussichtlich belasten.”

          Suat Özgür ist Vater zweier Grundschüler und will vom Schulsenator die Herausgabe der Ergebnisse notfalls erzwingen. Er findet Rabes Antwort haarsträubend. “Ein besonders nervenzerreißender Aspekt der Pandemie ist für uns Eltern die nach wie vor andauernde Frage, ob unsere Kinder in der Schule tatsächlich sicher sind”, sagte Özgür Bildung.Table. Die Kultusminister:innen hätten mit zweifelhaften Aussagen und einer vollkommen intransparenten Entscheidungsfindung wesentlich zu dieser Verunsicherung beigetragen. “Dass die Schulbehörde jetzt auch noch mit haarsträubenden Begründungen versucht, ausgerechnet die Studienergebnisse zurückzuhalten, die der Hamburger Schulsenator Ties Rabe selbst vor acht Monaten vollmundig in einer Pressekonferenz angekündigt hat, verspielt leider auch den allerletzten Funken Vertrauen, den man gegenüber der Institution haben sollte, der man seine Kinder anvertrauen muss.” Suat Özgür will sich nicht damit zufriedengeben, er überlegt rechtliche Schritte gegen die Verweigerung zu unternehmen. Diverse Kultusminister verweigern auch Zugang zu den sogenannten Vergleichsarbeiten oder kurz Vera (Bildung.Table berichtete). Auch in diesem Fall drohen einigen Kultusministern rechtliche Konsequenzen. Die Open Knowledge Foundation will wie Özgür die öffentlich erhobenen Daten für die Bürger einklagen. cif

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            Didaktik & Tools

            Feedbook

            Welchen pädagogischen Vorteil hat Feedbook?

            Wir setzen dieses intelligente tutorielle System in Klasse sieben im Englisch-Unterricht ein. Es analysiert Schülerantworten – und zwar innerhalb von Millisekunden. Das bedeutet, jeder Schüler kann sofort ein individuelles Feedback bekommen. Das könnte eine Lehrkraft im Unterrichtsalltag in dieser Schnelligkeit gar nicht leisten. Wenn die Schüler im Heft oder im Arbeitsbuch Aufgaben erledigen, dann bespricht der Lehrer dies meist kollektiv von vorne im Klassenverband – ohne auf jeden Einzelnen einzugehen. Oder die Schüler können die Lösung später selbst nachgucken. Unmittelbares individuelles Feedback bekommt man aber bisher nicht in so kurzer Zeit. Für die Lehrkraft besteht der Vorteil darin, dass sie sowohl auf der individuellen Ebene der Schüler sehen kann, wo Stärken und Schwächen liegen – als auch für die Klasse als Ganzes. Der Lehrer weiß dann sofort, was er wiederholen muss und wie er individuell auf Schüler- oder auf Klassenebene Rückschlüsse für den Unterricht zieht. 

            Welche technischen Voraussetzungen sind nötig? 

            Um das Feedbook einzusetzen, braucht man nur Internet-Zugang und Browser, ganz egal ob auf PC, Tablet oder Smartphone. Jedes Betriebssystem kann mit dem Feedbook umgehen. 

            Kann man das Feedbook auch im Präsenzunterricht nutzen?

            Ja, auch in der Präsenz in der Klasse kann das System helfen. Entweder bei den Hausaufgaben oder an den Schulformen, wo individuelle Arbeitszeiten möglich sind, in denen die Schüler etwa mit Laptops arbeiten. Jeder Schüler bekommt auch hier sofort das Feedback und muss zum Beispiel nicht bis zur nächsten Stunde warten. Es gibt auch Kolleginnen und Kollegen, die es bereits im Unterricht einsetzen, etwa wenn sie nach dem Lehrervortrag fünf bis zehn Minuten Zeit für individuelle Arbeitsphasen geben. Oder sie schauen gleich nach einer Unterrichtseinheit im System nach, ob die Schüler den Stoff bereits erworben haben. 

            Pro-Tipp

            Damit Schüler das System wirklich sinnvoll nutzen können und es nicht zu Frustrationserlebnissen kommt, sollte man die ersten ein oder zwei Sessions im Klassenzimmer testen. Bei jedem neuen technischen System ist es hilfreich, den Schülern Gelegenheit zu Fragen zu geben. Eltern sollten sich nicht erwarten, wenn sie das System einmal selbst testen wollen, dass sie adäquate Antworten auf ihre Fragen bekommen – das System ist auf Siebtklässler ausgerichtet. 

            Kritik 

            Ein ganz wichtiger Punkt ist der Umgang mit Daten. Ein intelligentes Tutor-System muss Daten sammeln und auch speichern. Sonst ist es nicht in der Lage, individuelles Feedback an einen Schüler zu adressieren oder adaptiv Aufgaben zuzuteilen. Die entscheidende Frage ist, wo werden diese Daten gespeichert und wie werden sie anonymisiert oder pseudonymisiert? Es muss sichergestellt sein, dass nicht Unternehmen irgendwie auf einzelne Schüler Rückschlüsse ziehen können, um damit auf dem Markt zu agieren. 

            Florian Nuxoll ist Lehrer für Englisch am Geschwister Scholl Gymnasium in Tübingen und zugleich ans FeedBook-Projekt der Computerlinguistik der Universität Tübingen abgeordnet. Nuxoll betreibt den Podcast Doppelstunde.

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              • Künstliche Intelligenz
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              Auszeit mit Energiereise

              Warum ist eine Auszeit mit Energiereise wichtig?

              Für viele Lehrkräfte war das Corona-Schuljahr sehr anstrengend. Ein erster wichtiger Schritt zur Erholung können kleine, aber konzentrierte Auszeiten sein. Das sind echte Pausen, in der unser Körper und Geist einfach entspannen können. Mit etwas Übung kann man wirklich komplett abschalten – und sich regenerieren. Sie begeben sich gedanklich an einen anderen Ort, zum Beispiel mit einer Energiereise. Dieses Erholen ist wertvoller als ein Power-Nap oder ein Mittagsschlaf – gerade auch, weil man sich dabei gedanklich auf ein Thema oder Ziel ausrichtet. Dann kommt man nach der Mittagspause mit Ideen aus dem Unterbewusstsein zurück.

              Wie geht eine Energiereise?

              Eine Energiereise kann jeder in der Mittagspause unternehmen. Entweder man legt sich das als Audio auf die Ohren – oder man entspannt sich mit sich selbst. Das geht, selbst wenn’s vorher stressig war. Dazu hilft zunächst bewusstes Luftholen mit der “4-7-8-Atmung”. Also, Sie atmen auf vier Zähler ein, halten sieben Zähler lang die Luft an, und atmen dann auf acht Zähler langsam wieder aus. Das machen Sie viermal hintereinander, schon ist der Puls unten. Als Zweites kommt der sogenannte Body Scan. Allein mit der Kraft der Gedanken entspannen sich dabei Körper und Muskulatur. Sie starten mit dem Kopf, indem Sie sich vorstellen, “meine Stirn ist glatt”. Dann die Zunge: Sie liegt vom Gaumen gelöst locker im Mundraum. Dann entspannen Sie Zug um Zug Rücken, Brust, Arme und Beine. Als drittes begeben Sie sich mit Ihrer Vorstellung an einen schönen Ort, eine Szene im Urlaub, etwa am Strand, oder vielleicht eine Bank am Waldrand, wo Sie immer mit dem Hund vorbeikommen. Es kann auch ein fiktiver Ort sein, zu dem Sie reisen. Mit diesen drei einfachen Übungen können Sie aktiv entspannen. Stellen Sie den Timer auf 15 Minuten, dann komme Sie selbständig und richtig erholt zurück. 

              Kann man eine Auszeit auch in der Schule machen?

              Auf jeden Fall geht das auch in der Schule. Gut wäre natürlich ein ruhiger Ort. Vielleicht im Klassenzimmer, wenn alle Schüler gegangen sind, oder Sie buchen sich einen Besprechungsraum. Eigentlich ist es egal, welcher Raum das ist. Schlimmstenfalls kommt jemand herein und sieht, wie Sie gerade mit geschlossenen Augen entspannen. 

              Pro-Tipp

              Sie können solche Energie-Pausen auch mehrmals am Tag machen, dann nur fünf Minuten. Planen Sie eine Kurzpause ein. Es reicht nicht, unsere Aufmerksamkeit zu zerstreuen und uns mit dem Smartphone oder irgendwas anderem abzulenken. Das kann man vermeiden, indem man immer wieder seine Akkus auflädt durch kurze, aber bewusste Fünf-Minuten-Pausen. 

              Caroline Deinert ist Business Coach und Hypnotiseurin. Sie bietet auch in den Ferien Coachings an. Auf Ihrer Webseite findet sich das Beispiel einer 5-Minuten-Energiereise.

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                  • Hamburg hält Corona-Studie unter Verschluss
                  • Didaktik & Tools I: Florian Nuxoll über Feedbook
                  • Didaktik & Tools II: Caroline Deinert über die Energiereise
                  Liebe Leserin, lieber Leser,

                  das zurückliegende Schuljahr hat alle Beteiligten zweifellos gefordert wie kaum eines zuvor – Lehrende, Lernende, Eltern und auch alle anderen Verantwortlichen im Bildungsbereich. Nun sind wir – zwischen Nordsee und Alpen – noch, mitten oder fast in den Sommerferien und ahnen bereits: Die Herausforderungen für das vor uns liegende Schuljahr werden nicht kleiner. Die Pandemie lässt niemanden auf einen reibungslosen Schulstart hoffen. Umso wichtiger ist eine exzellente Vorbereitung auf die kommenden Schulmonate.

                  Christian Füller und sein Team legen seit dem Start des Briefings Bildung.Table Anfang Juni jede Woche den Finger in die Wunde: Sie spüren den Erfolgen und den Versäumnissen der Bildungsverantwortlichen nach, deren Job es ist, den Start ins neue Schuljahr besser gelingen zu lassen, als es das Ende des letzten Jahres war. In unserer aktuellen Ausgabe untersuchen sie die Statistik des nordrhein-westfälischen Bildungsministeriums bei der Umsetzung der Digitalstrategien, die ja vom Bund mit Milliardenbeträgen unterstützt werden. Das Ergebnis legt den Schluss nahe: In Düsseldorf weiß man nicht, was bei der Ausstattung von Schulen mit Laptops und Administratoren vor Ort wirklich los ist. Viel Hoffnung machen auch die Ereignisse in Baden-Württemberg nicht. Nachdem Datenschützer der dort präferierten Schulcloud-Lösung von Microsoft den Stecker gezogen haben, muss das Projekt nicht nur neu ausgeschrieben werden, was wertvolle Zeit kostet. Es scheint sogar, dass sich die Verantwortlichen in der Landeshauptstadt auch nur schwer von ihren missglückten Microsoft-Plänen verabschieden können.

                  Bevor Sie sich den Fakten widmen, möchte ich Sie aber noch einladen, sich für weitere Angebote der Bildung.Table-Redaktion zu interessieren: den Tipps für den Einsatz didaktischer und digitaler Tools im Unterricht – und zur bewussten Entspannung in herausfordernden Zeiten. Denn schließlich sind ja Sommerferien.

                  Ihre
                  Antje Sirleschtov
                  Bild von Antje  Sirleschtov

                  Analyse

                  Baden-Württemberg sucht die Schulcloud

                  Ende vergangener Woche ging die Irrfahrt der Susanne Eisenmann zu Ende. Eisenmanns Nachfolgerin als Kultusministerin, Theresa Schopper (Grüne), verkündete, dass sie das Unternehmen Microsoft aus Redmond (USA) nicht an den Schulen Baden-Württembergs zum Zuge kommen lassen wird. Wovor viele Experten gewarnt hatten, ist nun also auch in der Regierung des reichen Landes im Südwesten angekommen: wenn der Europäische Gerichtshof feststellt, dass die Server US-amerikanischer Unternehmen grundsätzlich nicht sicher sind, dann gilt das auch im Ländle. Die große Frage, die sich nun stellt: Entdecken Schuladministration, Wirtschaftsverbände und Politiker aus Baden-Württemberg die Anbieter aus dem eigenen Bundesland? Sicher ist das nicht. 

                  Parteinahme für Microsoft im Süden

                  Microsoft hatte den Negativ-Bescheid aus dem Stuttgarter Bildungsministerium noch gar nicht bekommen, da baute sich bereits eine Lobby-Welle auf. Der Konzern, der seinen Wert zwischen 2019 und 2021 von 900 Milliarden auf 1,9 Billionen Dollar steigerte, wusste schon immer, wie man wankelmütige Europäer dazu bringt, doch wieder Microsoftware einzukaufen. Eine Bloggerin wollte in einem Videosystem, das Microsoft in Bayern ersetzen soll, angeblich eine schwere Sicherheitslücke entdeckt haben – und kritisierte einen “antiamerikanischen Populismus” gegen große Monopolisten (Bildung.Table berichtete). Der Vorsitzende des deutschen Lehrerverbandes verkündete, dass man auf die Software zurückgreifen soll, die an 6.000 Schulen vertreten sei – die von Microsoft. Niemand weiß, woher Heinz-Peter Meidinger diese Information hat; nicht mal Microsoft Deutschland macht darüber Angaben. Sicher ist aber, dass fast alle 25.000 Schulen in Deutschland (die keine Grundschulen sind) inzwischen an ein Lernmanagementsystem oder eine Schulcloud angeschlossen sind. Der Marktführer mit verifizierbaren Zahlen an Schulanschlüssen heißt dort “Moodle”/”Mebis” mit rund 15.000 Schulen, der Mittelständler “IServ” aus Niedersachsen und die norwegische Lösung “itslearning”. 

                  Der Ministerpräsident des Saarlands, Tobias Hans (CDU), forderte gar einen Gipfel, auf dem zu beschließen sei, dass die Datenschutz-Standards gelockert werden sollten. Der oberste deutsche Datenschutzbeauftragte für Bildungsfragen, Lutz Hasse, lächelt indes viel, wenn er so etwas hört. Er sagt nur wenig, denn das muss er nicht: Die Aufsichtsbehörden für den Datenschutz sind nicht die Ministerpräsidenten. Und die sind nicht etwa weisungsbefugt gegenüber Datenschutzbehörden – sie sind Weisungsempfänger

                  Schülerdaten sind besonders schutzwürdig

                  In Baden-Württemberg hat man das inzwischen gelernt. Dort hatte der Datenschutzbeauftragte Stefan Brink, ein gründlicher Jurist mit einem exzellenten IT-Team, als einer der ersten der Republik Microsoft auf Herz und Nieren geprüft. Meistens werden nur die Vertragsklauseln von Microsoft gelesen und dann gefragt: Verstößt das gegen die DSGVO, die Datenschutz-Grundverordnung? Brink ließ seine Experten hingegen die Datenströme in Office 365 messen. Nach einem Jahr verkündete Brink ein niederschmetterndes Urteil: Selbst in Zusammenarbeit mit Microsoft sei es nicht gelungen, so Brink, “rund ein Dutzend Datenflüsse aufzuklären.” Deswegen empfahl Brink der Landesregierung, Microsoft nicht in die Schulen zu holen. “So wie das im Piloten eingesetzte Produkt jetzt aussah, war es nicht gut genug”, sagte Brink zu Bildung.Table. “Das konnte ich nicht empfehlen, insbesondere weil Schülerdaten besonders schutzwürdig sind.”

                  Zu diesem Zeitpunkt war Susanne Eisenmann noch im Amt, und es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, dass die grüne Nachfolgerin Schopper den Irrweg ihrer CDU-Vorgängerin verließ. Wobei man anfangs durchaus verstehen konnte, warum sich Eisenmann an einer sicheren Lösung festhielt. Hatte das Land doch zuvor versucht, mithilfe einer staatlichen IT-Behörde eine eigene Cloud-Lösung zu programmieren. Ella oder “Elektronische Lehr- und Lernassistenz” allerdings verschlang statt der veranschlagten vier insgesamt 47 Millionen Euro. Klappt nicht und kostet viel – ein doppelter Schock für das Land. Danach wollte Eisenmann mit Microsoft auf Nummer sicher gehen – und es ging wieder schief. Baden-Württemberg ist also erst mit dem Eigenbau eines Lernmanagementsystems gescheitert und nun mit einer vermeintlich sicheren Lösung.

                  Kritik aus Stuttgart am Datenschutzbeauftragten

                  Trotzdem ist noch nicht klar, was nun in Baden-Württemberg passieren soll. Offiziell wird das Projekt Office-Programm neu ausgeschrieben. Der zuständige Beamte aus dem Kultusministerium verbreitet aber bereits Häme: “Jetzt haben die Schulen erst mal Zeit gewonnen und die Unternehmen können sich auf eine umfangreiche Ausschreibung einstellen”. Und er griff den Datenschutzbeauftragten und die Kritiker von Microsoft an – öffentlich auf Twitter: Es gehe ihnen um “die Verbannung sämtlicher US-Produkte aus den Schulen. MS [Microsoft, Red] ist nur der Anfang.” 

                  Tatsache ist, dass Baden-Württemberg inzwischen eine komplexe, aber reichhaltige Architektur von Lernmanagementsystemen (LMS), Videoangeboten und Messengern besitzt. Dass Lehrer und Schüler im Falle von coronabedingten Schulschließungen im September 2021 kontaktlos wären, ist abwegig. Baden-Württemberg hat zum Beispiel für viel Geld sein LMS Moodle aufgemuskelt und es hat mit itslearning ein weiteres angeschafft. Nun aber fragen sich Beobachter, warum das Land nicht denselben Weg geht wie 2020 mitten in der Pandemie – mit der übergangsweisen Genehmigung eines leistungsfähigen Cloud-Systems. Der grüne Abgeordnete Alexander Salomon, der Eisenmann lange warnte, auf das unsichere Microsoft zu setzen, fordert endlich ein Umdenken. “Ich wünsche mir eine schnelle, adäquate Lösung“, sagte Salomon zu Bildung.Table. “Es stehen Angebote zur Verfügung, die bereits eingesetzt werden könnten.”

                  Was Salomon meint, ist die im Grunde privilegierte Situation im Südwesten. Anders als andere Bundesländer hat Baden-Württemberg High-Tech-Unternehmen, die nicht nur professionell sind, sondern auch groß. “Nextcloud” und “Ionos” aus Stuttgart und Karlsruhe versorgen bereits Tausende Schulen mit Office-Programmen und Cloud-Services in ganz Deutschland. Sie arbeiten mit Siemens und dem ZDF zusammen, mit der deutschen und der französischen Bundesregierung und betreiben inzwischen die kollaborative Arbeits- und Kommunikationsplattform für die 500 besten IT-Unternehmen Europas, die an Gaia-X arbeiten. 

                  Zweifel an Nextcloud und Ionos

                  Die Ignoranz für die eigenen Anbieter könnte mit Unkenntnis zu tun haben, die bis in führende Industrieverbände im Südwesten reicht. Eine Anfrage bei der Industrie- und Handelskammer, ob sie die übergangsweise Bestellung von Nextcloud und Ionos befürworten würde, ergab diese Antwort des Referenten: “Wer ist Ionos?” Gespräch mit einem der wichtigsten Industrie-Lobbyisten der Republik, was nun geschehen könne: “Wenn es Alternativen in Baden-Württemberg zu dem kritisierten Office-Programm gibt”, sagt Stefan Küpper, Geschäftsführer Politik und Bildung von Südwestmetall, “dann muss man nun klären, ob die auch skalierbar sind auf die Nutzung durch Hunderttausende von Schülern und Schülerinnen und Zehntausende Lehrkräfte.” Sollte es Ionos, dem größten Web-Hoster Europas mit 90.000 Servern nicht gelingen, schwäbische und Badener Schüler an Lernwolken anzubinden? “Ich kann das nicht beurteilen, ich bin kein ITler, ich kenne auch nicht alle Produktalternativen, schon gar nicht durch eigene Nutzung”, sagt Küpper. 

                  Spricht man mit den beiden Unternehmern Frank Karlitschek (Nextcloud) und Achim Weiß (Ionos), hört man viel Geduld, aber auch einigen Ärger. Gerade Weiß kann es nicht verstehen, von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) für wert befunden zu werden, bei Gaia-X, dem wichtigsten industriepolitischen Projekt europäischer Datensouveränität, teilzunehmen, aber Schulen im Ländle angeblich nicht zu genügen

                  Frank Karlitschek von Nextcloud sagt dazu nicht viel. Er sitzt den Kultusbeamten, die öffentlich auf Twitter für Microsoft Partei ergreifen, seit Jahren in Verhandlungen gegenüber. Nur so viel lässt er wissen: “Wir können das – innerhalb von vier Wochen.”

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                    Digitalpakt in NRW läuft nicht rund

                    NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP): Digitalpakt Schule in NRW
                    NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP)

                    Wer die Kleine Anfrage der grünen Abgeordneten Sigrid Beer liest, der kommt aus dem Kopfschütteln nicht heraus. Wie berichtet wird etwa das IT-Administratoren-Programm im Land Nordrhein-Westfalen (NRW) bislang so gut wie nicht abgerufen. 105 Millionen Euro stehen im bevölkerungsreichsten Bundesland zur Verfügung – aber nur 1.841 Euro sind bisher geflossen. Der Mittelabfluss beim großen Digitalpakt Schule ist besser, aber lange nicht so gut wie bei der Anschaffung der Endgeräte für Lehrer und Schüler. So haben die beiden großen Städte Köln und Essen von den ihnen zustehenden 40 Millionen und 32 Millionen Euro bislang nur wenig angefordert. “Es ist ernüchternd. Man hat den Eindruck, seit den letzten Sommerferien hat sich nicht viel und Entscheidendes getan in Nordrhein-Westfalen”, sagte Beer zu Bildung.Table. 

                    Allerdings lohnt es sich, bei den Zahlen, die Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) für die Kleine Anfrage herausgegeben hat, genau hinzuschauen. Bildung.Table hat daher bei ausgewählten Schulträgern in NRW nachgefragt – was zu interessanten Schlüssen führt. Das Bildungsministerium in Düsseldorf ist entweder nicht in der Lage, einen schnellen und gezielten Mittelabfluss zu garantieren. Oder Gebauers Beamte wissen gar nicht so richtig, wo das Geld schon sinnvoll ausgegeben wurde. Womöglich ist es eine Mischung aus beidem. 

                    Versmold war zu schnell beim digitalen Ausstatten

                    Die Stadt Versmold etwa wird in den Statistiken aus dem Hause von Yvonne Gehbauer als eine Kommune geführt, die nur mittelprächtig erfolgreich ist: Die Gelder für die Schüler- und Lehrer-Tablets, zusammen 77.000 Euro, sind beantragt und abgerufen. Die Zuschüsse für den IT-Administrator hingegen sind noch nicht einmal beantragt. Und die 235.000 Euro aus dem großen Digitalpakt sind zwar vom Kämmerer verplant worden – aber bislang nur zu zehn Prozent angefordert. Das liegt nicht etwa daran, dass Versmold zu langsam ist, ganz im Gegenteil. Die Stadt in der Nähe von Gütersloh mit rund 22.000 Einwohnern war zu schnell: Versmold hat alles für seine Schulen bestellt und angeschafft, was man für Schule in einer digitalen Welt braucht. Geräte für alle Schüler und Lehrer, einen IT-Administrator, auch die Infrastruktur der Schulen ist geradezu optimal – alles lange vor dem Digitalpakt Schule NRW. “Weil wir schon alles haben, müssen wir uns jetzt genau überlegen, was wir im Rahmen des Digitalpakt bestellen”, sagte Carsten Wehmöller, der Vertreter des Bürgermeisters zu Bildung.Table. “Es wäre besser, wenn das Land die Mittel pauschal an die Kommunen weitergibt, natürlich mit der Zweckbindung für Informationstechnologie. Wir wissen selber am besten, was man mit den Geldern dann machen muss”. 

                    Sigrid Beer macht sich einen ganz ähnlichen Reim auf die Zahlen, die sie aus dem Ministerium mit dem Stichtag 30. Juni erhalten hat. “Wir brauchen jetzt klare Zielvorgaben und pauschalisierte Zuweisungen an die Schulen, damit die Ausstattung endlich gelingen kann, ohne dass mühsam Konzepte geschrieben werden“, sagte die Abgeordnete zu Bildung.Table. Das Verfahren sei oft zu kompliziert. Es sei abzusehen, dass Schulklassen und Lerngruppen wieder in Quarantäne gehen. “Die Zeit rast, wir sollten die Sommerferien nutzen. Sonst werden wir den Schulstart in Nordrhein-Westfalen in vier Wochen wieder verpassen.”

                    Fehler in den Listen des Digitalpakt Schule

                    Auch Essen gilt als eine jener Kommunen in NRW, die ihre digitale Ausstattung für Schulen gut vorbereitet hat. Allerdings steht es in den Listen von Yvonne Gehbauer anders. Dort ist zwar vermerkt, dass die Stadt im Ruhrpott bereits acht Millionen Euro für Dienst- und für Schülergeräte ausgegeben hat. Laut der Zusammenstellung hat Essen auch 32,7 Millionen Euro aus dem großen Digitalpakt Schule NRW beantragt – und diese auch bewilligt bekommen. Allerdings seien bislang nur 1,48 Prozent davon abgeflossen. “Wir haben die Gelder aus dem Digitalpakt abgerufen und unseren Förderbescheid bereits erhalten“, widerspricht Jasmin Trilling, Sprecherin der Stadt. Tatsächlich gibt es ein Foto, auf dem Bildungs-Staatssekretär Matthias Richter (FDP) symbolisch einen Scheck über 40 Millionen Euro an den Oberbürgermeister der Stadt Essen, Thomas Kufen, überreicht. Er deckt die Ausgaben für die Endgeräte ab – und 32,7 Millionen Euro aus dem Digitalpakt. Unabhängig von der Schulform erhielten alle Schulen moderne Infrastruktur, campusweites WLAN und digitale Präsentationstechnik in jedem Klassenraum, berichtet Trilling. Das lässt aber den Schluss zu, dass die Zusammenstellung aus dem Bildungsministerium für Essen falsch ist. 

                    Land produziert schlechte Nachrichten

                    Für die Stadt Versmold sind die Zahlen auf den Listen Gebauers zwar richtig, aber sie geben ein falsches Bild wieder. Wer dem Leiter der Allgemeinen Verwaltung, Carsten Wehmöller, zuhört, könnte den Eindruck bekommen, dass die Landesverwaltung mit ihren Listen schlechte Nachrichten in der Öffentlichkeit produziert. Versmold zum Beispiel hat für Dienstgeräte für Lehrer und für Schüler-Tablets insgesamt 280.000 Euro ausgegeben. Die Geräte wurden zum Teil lange angeschafft, bevor Bund und Länder auf die Idee von zentralen Förderungen kamen. Versmold hat daraus aber nur 77.000 Euro zurückbekommen. Wehmöller sagt, es wäre sinnvoller, wenn er mit den Mitteln flexibler umgehen dürfe. Dann könne er alle Endgeräte finanzieren, die er angeschafft hat – etwa aus Mitteln des großen Digitalpakts, die Versmold bislang zu zehn Prozent abgerufen hat. 

                    Ganz genauso ist es mit dem IT-Administrator, den die Stadt bereits vor zwei Jahren eingestellt hat und seitdem bezahlt. Er schult die Lehrkräfte darin, mit ihren Dienstgeräten selbstständig umzugehen. In der großen Liste von FDP-Ministerin Gebauer ist dennoch eingetragen, dass Versmold noch keinen Cent für den IT-Administrator abgerufen hat. Auch dieses Programm kam, als Versmold schon gestartet war. Die Grünenabgeordnete Beer findet vor allem falsch, wie das Programm für IT-Administratoren gestrickt ist. “Es ist ein strukturelles Problem, dass es keinen Nachhaltigkeitsfaktor gibt”, sagt sie. Auf Deutsch: die IT-Administratoren werden nur bis zum Jahr 2024 bezahlt – danach müssen die Kommunen selber dafür aufkommen. “Schulträger scheuen – verständlicherweise – davor zurück, jetzt Stellen einzurichten, wenn es keine weitere Förderung von Bund und Land für diese wichtigen Akteure der Digitalisierung geben wird”, sagt Beer. Wer packt dieses Problem an? cif

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                      “Sommerferien: entspannen und planen”

                      Ein Gastbeitrag von Christian Vanell

                      In den letzten Wochen vor den Sommerferien sind fast alle an Schule Beteiligten am Limit, häufig auch darüber hinaus. Ein Schuljahr kostet enorm viel Kraft und das gilt für eines, das so viel Flexibilität und zusätzlichen Einsatz erforderte wie dieses, natürlich besonders. Im Gegensatz zu teilweise verbreiteten Vorurteilen ist nämlich der Großteil der anderen Ferien für mich und andere Lehrkräfte eher unterrichtsfreie Zeit, also Arbeitszeit außerhalb des Klassenraums. Mehrere Wochen am Stück erholen ist da quasi nicht möglich. Genau das brauche ich aber, um wirklich neue Kraft zu tanken, damit ich auch im nächsten Jahr dazu beitragen kann, Schule zu einem möglichst guten Lern- und Erfahrungsort für die Lernenden zu machen.

                      Eben weil alle diese Ferien nach Corona so herbeisehnen, vermischt sich die Erschöpfung in diesen Wochen auch mit einem Gefühl von Vorfreude auf diese Ferien, bei mir aber auch schon auf das kommende Schuljahr. Meist habe ich schon eine Menge Ideen im Kopf, wenn ich in die Ferien starte. Gleichzeitig weiß ich jedoch, dass ich gerade gar keine Energie habe, um diese wirklich zu strukturieren und in konkrete Projekte umzusetzen.

                      Vom Lehrerzimmer entfernen

                      Dieser Zwiespalt ist für mich eine der großen Herausforderungen, wenn die Ferien beginnen. Ich muss diese Ideen erstmal liegen lassen und mich rational und emotional von Schule entfernen. Dazu brauche ich mehrere Dinge:

                      1. Das Gefühl des Aufgeräumtseins: Ich kann nicht in einen Erholungsprozess starten, wenn mein (digitaler) Schreibtisch noch nicht aufgeräumt ist und alle liegen gebliebenen Aufgaben erledigt sind. Ich habe als Lehrkraft eigentlich permanent das Gefühl des “Nie-Fertigseins”, die To-do-Liste ist immer voll, zumindest im Sommer brauche ich aber das Gefühl, alles darauf gestrichen zu haben.

                      2. Pause heißt Pause: Ich brauche das Gefühl, die Tür des Lehrkräftezimmers hinter mir geschlossen zu haben. Dafür nehme ich mir am letzten Schultag bewusst Zeit. Das hilft mir, mich von der Schule zu entkoppeln und mich gleichzeitig wieder auf den Schulstart nach den Ferien zu freuen. Dazu gehört für mich auch, für einige Wochen symbolisch die Tür des  Twitterlehrerzimmers zu schließen. Ich finde dort sehr viel Unterstützung und Inspiration durch Kooperation und kluge Unterrichtsideen, aber auch “Sharing is Caring” wird auf Dauer anstrengend, eben weil diese Ideen bei mir einen permanenten Reflexionsprozess über Unterricht und Bildung auslösen. Wenn ich da nicht auf aufpasse, gerate ich schnell in ein Hamsterrad hinein.

                      Weniger kommunizieren

                      3. Menschen: Ich arbeite in einer relativ großen Schule, das bedeutet, ich sehe jeden Tag sehr viele Menschen und kommuniziere mit ihnen. Meist bin ich dabei in der Rolle des Zuhörers, des Ratgebers und oft in der Doppelrolle des Lehrenden und zugleich Lernenden. Ein bisschen ist das wie eine Achterbahnfahrt, die zwar sehr viel Spaß macht, von der man irgendwann aber auch eine Pause braucht. Sommerferien bedeuten für mich deshalb auch, weniger Menschen zu sehen bzw. zu treffen. Vor allem aber geht es darum, Zeit mit der Familie zu verbringen. Häufig besteht meine Woche aus sechs Arbeitstagen, Projekte zu Hause, Ausflüge usw. sind da nicht immer möglich. Das holen wir jetzt nach.

                      Ideen sortieren

                      Von den sechs Ferienwochen mache ich ungefähr vier Wochen frei. Danach geht es wieder los. Mein Erholungsgefühl lässt sich nur in den August bzw. September retten, wenn ich nicht unvorbereitet starte. Zum Glück weiß ich in der Regel schon vor den Ferien, in welchen Lerngruppen ich unterrichten werde. Vorbereitung bedeutet für mich nicht das Erstellen von Arbeitsblättern oder die Erstellung eines Halbjahresplans oder Ähnliches, sondern vor allem das Ordnen und Strukturieren der Ideen, die ich oft bereits irgendwo im Kopf habe. Ich überlege mir, womit ich mit meinen Lerngruppen starten will, bilde mich in diesen Bereichen fort und erweitere meine Expertise. Dann sammle ich Ideen und beginne Projekte grob vorzustrukturieren. Mein Unterricht ist nicht fertig, wenn das Schuljahr startet, aber ich habe ein offenes Gerüst, das mir erlaubt, die Interessen und Fragen der Lernenden zu integrieren.

                      Und dann kann das neue Schuljahr beginnen.

                      Christian Vanell ist Lehrer an der Martin-Buber-Oberschule in Berlin.

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                        WhatsApp komplexer als Standardsprache

                        Gern wird moniert, Jugendliche würden gar kein richtiges Deutsch mehr können. Sie schrieben auf WhatsApp nur noch in kryptischen Kürzeln, verliefen sich in Anglizismen und beherrschten die Rechtsschreibregeln kaum noch. Florian Busch vom Germanistischen Institut der Uni Halle stellte in seiner gerade veröffentlichten Dissertation jedoch fest: Jugendliche schreiben in der Schule anders als am Smartphone, keineswegs aber beherrschen sie Deutsch nicht richtig.

                        Für viele junge Menschen gibt es laut Busch sogar mehrere Gesprächskontexte, nach welchen sie ihren jeweiligen Sprachgebrauch justieren. So sind sie dazu in der Lage, in Schule oder Universität grammatikalisch korrekte Sätze zu bilden oder im Gespräch mit Älteren auf unverständliche Abkürzungen zu verzichten. Nach Busch, der für seine Studien an der Universität Hamburg mehr als 200 Schülerinnen und Schüler befragte und 19.000 Nachrichten analysierte, gelten für Jugendliche in der “digitalen Kommunikation aber andere Normen.” Das hieße allerdings nicht, dass alle Rechtsschreibregeln beim Schreiben auf WhatsApp aus dem Fenster fliegen. Groß- und Kleinschreib- sowie Kommaregeln sind eben nicht immer notwendig, um sich auszudrücken. Vielmehr greifen junge Menschen auf Emojis zurück, um Nachrichten für ihr Gegenüber verständlicher zu machen. Hier unterscheiden Jugendliche zum Beispiel zwischen engen Freunden, die keine Hilfestellung beim Lesen bräuchten, und lockeren Bekanntschaften, denen Emojis eine willkommene Hilfe sein können. Florian Buschs Summa-Cum-Laude-Doktorarbeit ist 618 Seiten lang, er hat allein über die Interpunktion in WhatsApp eigene wissenschaftliche Aufsätze verfasst.

                        Junge Menschen beherrschen sogar mehrere Versionen der deutschen Sprache. In der Schule halten sie sich – wie sollte es anders sein – an die Regeln. Im privaten, insbesondere digitalen Kommunizieren werfen sie für sie überflüssiges Regelwerk einfach ab. “Das Schreiben in der Schule wird von manchen Jugendlichen als eindimensionaler und in diesem Sinne als einfacher wahrgenommen, weil es mit der Standardsprache nur ein Regelwerk gibt, an dem sie sich orientieren müssen”, sagt Busch. Schriftliche Chats über WhatsApp seien hingegen anspruchsvoller: “Hier gibt es viel mehr Möglichkeiten und Nuancen, mit denen Bedeutung transportiert werden kann.” Das mache es deutlich schwieriger, immer den richtigen Ton zu treffen. Völlig egal sind die Regeln ihnen auch hier nicht. Busch bemerkt, Jugendlichen “ist wichtig, nicht ungebildet zu wirken.” Interessant ist, wie die Schule dabei helfen könnte, Jugendliche in der Identifizierung des Gesprächskontextes sicherer zu machen und den Raum, den sich Jugendliche mit eigener Sprache erobert haben, besser zu verstehen. Besser als die Verteufelung der Jugendsprache dürfte es demnach sein, die komplexe WhatsApp-Hochsprache in die trivialen Benotungs-Konversationen in der Schule einzubinden. Robert Saar

                        Florian Busch: Digitale Schreibregister. Kontexte, Formen und metapragmatische Reflexionen. Berlin 2021, 618 S., 119,95 Euro, ISBN: 978-3110728743

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                          Hamburg hält Corona-Studie unter Verschluss

                          Der Stadtstaat Hamburg weigert sich, die Ergebnisse seiner Coronavirus-Studien zu veröffentlichen. Auf eine Nachfrage via Informationsfreiheitsgesetz ließ der Schulsenator des Landes Hamburg, Ties Rabe (SPD), nun mitteilen, warum eine Herausgabe der Ergebnisse nicht möglich sei. Angeblich geht es um die Notwendigkeit, Spannungen zwischen den Bundesländern zu vermeiden. In der Begründung der Schulbehörde heißt es wörtlich: Die Herausgabe von Informationen müsse dann verweigert werden, wenn “deren Bekanntmachung die Beziehungen zu einem anderen Land oder zum Bund gefährden würde.” Hamburg verantworte die Studie nicht allein, daher seien die Interessen der anderen Länder und möglicherweise auch die Interessen des Bundes tangiert. “Die isolierte Herausgabe der angefragten Informationen durch die Behörde für Schule und Berufsbildung würde die Beziehungen zu den anderen Ländern voraussichtlich belasten.”

                          Suat Özgür ist Vater zweier Grundschüler und will vom Schulsenator die Herausgabe der Ergebnisse notfalls erzwingen. Er findet Rabes Antwort haarsträubend. “Ein besonders nervenzerreißender Aspekt der Pandemie ist für uns Eltern die nach wie vor andauernde Frage, ob unsere Kinder in der Schule tatsächlich sicher sind”, sagte Özgür Bildung.Table. Die Kultusminister:innen hätten mit zweifelhaften Aussagen und einer vollkommen intransparenten Entscheidungsfindung wesentlich zu dieser Verunsicherung beigetragen. “Dass die Schulbehörde jetzt auch noch mit haarsträubenden Begründungen versucht, ausgerechnet die Studienergebnisse zurückzuhalten, die der Hamburger Schulsenator Ties Rabe selbst vor acht Monaten vollmundig in einer Pressekonferenz angekündigt hat, verspielt leider auch den allerletzten Funken Vertrauen, den man gegenüber der Institution haben sollte, der man seine Kinder anvertrauen muss.” Suat Özgür will sich nicht damit zufriedengeben, er überlegt rechtliche Schritte gegen die Verweigerung zu unternehmen. Diverse Kultusminister verweigern auch Zugang zu den sogenannten Vergleichsarbeiten oder kurz Vera (Bildung.Table berichtete). Auch in diesem Fall drohen einigen Kultusministern rechtliche Konsequenzen. Die Open Knowledge Foundation will wie Özgür die öffentlich erhobenen Daten für die Bürger einklagen. cif

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                            Feedbook

                            Welchen pädagogischen Vorteil hat Feedbook?

                            Wir setzen dieses intelligente tutorielle System in Klasse sieben im Englisch-Unterricht ein. Es analysiert Schülerantworten – und zwar innerhalb von Millisekunden. Das bedeutet, jeder Schüler kann sofort ein individuelles Feedback bekommen. Das könnte eine Lehrkraft im Unterrichtsalltag in dieser Schnelligkeit gar nicht leisten. Wenn die Schüler im Heft oder im Arbeitsbuch Aufgaben erledigen, dann bespricht der Lehrer dies meist kollektiv von vorne im Klassenverband – ohne auf jeden Einzelnen einzugehen. Oder die Schüler können die Lösung später selbst nachgucken. Unmittelbares individuelles Feedback bekommt man aber bisher nicht in so kurzer Zeit. Für die Lehrkraft besteht der Vorteil darin, dass sie sowohl auf der individuellen Ebene der Schüler sehen kann, wo Stärken und Schwächen liegen – als auch für die Klasse als Ganzes. Der Lehrer weiß dann sofort, was er wiederholen muss und wie er individuell auf Schüler- oder auf Klassenebene Rückschlüsse für den Unterricht zieht. 

                            Welche technischen Voraussetzungen sind nötig? 

                            Um das Feedbook einzusetzen, braucht man nur Internet-Zugang und Browser, ganz egal ob auf PC, Tablet oder Smartphone. Jedes Betriebssystem kann mit dem Feedbook umgehen. 

                            Kann man das Feedbook auch im Präsenzunterricht nutzen?

                            Ja, auch in der Präsenz in der Klasse kann das System helfen. Entweder bei den Hausaufgaben oder an den Schulformen, wo individuelle Arbeitszeiten möglich sind, in denen die Schüler etwa mit Laptops arbeiten. Jeder Schüler bekommt auch hier sofort das Feedback und muss zum Beispiel nicht bis zur nächsten Stunde warten. Es gibt auch Kolleginnen und Kollegen, die es bereits im Unterricht einsetzen, etwa wenn sie nach dem Lehrervortrag fünf bis zehn Minuten Zeit für individuelle Arbeitsphasen geben. Oder sie schauen gleich nach einer Unterrichtseinheit im System nach, ob die Schüler den Stoff bereits erworben haben. 

                            Pro-Tipp

                            Damit Schüler das System wirklich sinnvoll nutzen können und es nicht zu Frustrationserlebnissen kommt, sollte man die ersten ein oder zwei Sessions im Klassenzimmer testen. Bei jedem neuen technischen System ist es hilfreich, den Schülern Gelegenheit zu Fragen zu geben. Eltern sollten sich nicht erwarten, wenn sie das System einmal selbst testen wollen, dass sie adäquate Antworten auf ihre Fragen bekommen – das System ist auf Siebtklässler ausgerichtet. 

                            Kritik 

                            Ein ganz wichtiger Punkt ist der Umgang mit Daten. Ein intelligentes Tutor-System muss Daten sammeln und auch speichern. Sonst ist es nicht in der Lage, individuelles Feedback an einen Schüler zu adressieren oder adaptiv Aufgaben zuzuteilen. Die entscheidende Frage ist, wo werden diese Daten gespeichert und wie werden sie anonymisiert oder pseudonymisiert? Es muss sichergestellt sein, dass nicht Unternehmen irgendwie auf einzelne Schüler Rückschlüsse ziehen können, um damit auf dem Markt zu agieren. 

                            Florian Nuxoll ist Lehrer für Englisch am Geschwister Scholl Gymnasium in Tübingen und zugleich ans FeedBook-Projekt der Computerlinguistik der Universität Tübingen abgeordnet. Nuxoll betreibt den Podcast Doppelstunde.

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                              Auszeit mit Energiereise

                              Warum ist eine Auszeit mit Energiereise wichtig?

                              Für viele Lehrkräfte war das Corona-Schuljahr sehr anstrengend. Ein erster wichtiger Schritt zur Erholung können kleine, aber konzentrierte Auszeiten sein. Das sind echte Pausen, in der unser Körper und Geist einfach entspannen können. Mit etwas Übung kann man wirklich komplett abschalten – und sich regenerieren. Sie begeben sich gedanklich an einen anderen Ort, zum Beispiel mit einer Energiereise. Dieses Erholen ist wertvoller als ein Power-Nap oder ein Mittagsschlaf – gerade auch, weil man sich dabei gedanklich auf ein Thema oder Ziel ausrichtet. Dann kommt man nach der Mittagspause mit Ideen aus dem Unterbewusstsein zurück.

                              Wie geht eine Energiereise?

                              Eine Energiereise kann jeder in der Mittagspause unternehmen. Entweder man legt sich das als Audio auf die Ohren – oder man entspannt sich mit sich selbst. Das geht, selbst wenn’s vorher stressig war. Dazu hilft zunächst bewusstes Luftholen mit der “4-7-8-Atmung”. Also, Sie atmen auf vier Zähler ein, halten sieben Zähler lang die Luft an, und atmen dann auf acht Zähler langsam wieder aus. Das machen Sie viermal hintereinander, schon ist der Puls unten. Als Zweites kommt der sogenannte Body Scan. Allein mit der Kraft der Gedanken entspannen sich dabei Körper und Muskulatur. Sie starten mit dem Kopf, indem Sie sich vorstellen, “meine Stirn ist glatt”. Dann die Zunge: Sie liegt vom Gaumen gelöst locker im Mundraum. Dann entspannen Sie Zug um Zug Rücken, Brust, Arme und Beine. Als drittes begeben Sie sich mit Ihrer Vorstellung an einen schönen Ort, eine Szene im Urlaub, etwa am Strand, oder vielleicht eine Bank am Waldrand, wo Sie immer mit dem Hund vorbeikommen. Es kann auch ein fiktiver Ort sein, zu dem Sie reisen. Mit diesen drei einfachen Übungen können Sie aktiv entspannen. Stellen Sie den Timer auf 15 Minuten, dann komme Sie selbständig und richtig erholt zurück. 

                              Kann man eine Auszeit auch in der Schule machen?

                              Auf jeden Fall geht das auch in der Schule. Gut wäre natürlich ein ruhiger Ort. Vielleicht im Klassenzimmer, wenn alle Schüler gegangen sind, oder Sie buchen sich einen Besprechungsraum. Eigentlich ist es egal, welcher Raum das ist. Schlimmstenfalls kommt jemand herein und sieht, wie Sie gerade mit geschlossenen Augen entspannen. 

                              Pro-Tipp

                              Sie können solche Energie-Pausen auch mehrmals am Tag machen, dann nur fünf Minuten. Planen Sie eine Kurzpause ein. Es reicht nicht, unsere Aufmerksamkeit zu zerstreuen und uns mit dem Smartphone oder irgendwas anderem abzulenken. Das kann man vermeiden, indem man immer wieder seine Akkus auflädt durch kurze, aber bewusste Fünf-Minuten-Pausen. 

                              Caroline Deinert ist Business Coach und Hypnotiseurin. Sie bietet auch in den Ferien Coachings an. Auf Ihrer Webseite findet sich das Beispiel einer 5-Minuten-Energiereise.

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