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Erscheinungsdatum: 02. Juni 2025

Zulauf für Extreme: Warum die AfD für junge Menschen attraktiv ist

Junge AfD-Wähler schätzen die Lage in Deutschland extrem pessimistisch ein, wie eine neue Studie zeigt. Drei Themen umtreiben die Jungwähler besonders.

Junge Wählerinnen und Wähler, die am 23. Februar erstmals die AfD gewählt haben, blicken desillusioniert auf den Zustand des Landes. Drei Themen treiben die AfD-Anhänger besonders um – und sind bei der Stimmabgabe offenbar maßgeblich gewesen: Migration, Sicherheit und leere Wahlversprechen. Das geht aus einer Analyse des Meinungsforschungsinstituts pollytix im Auftrag der Thinktanks Progressives Zentrum und TTRex, einer Tochter der Kampagnenorganisation Compact, hervor.

Die befragten AfD-Sympathisanten, alle unter 30, beurteilten die politische Lage in Deutschland „extrem pessimistisch“. Seit der Pandemie befinde sich Deutschland in einer ökonomischen Abwärtsspirale, die Führungsrolle in Europa gehe verloren. Gleichzeitig sei das Gefühl von Unsicherheit gewachsen. Das betrifft sowohl die innere Sicherheit (nachts auf der Straße oder bei großen Veranstaltungen) als auch die individuelle ökonomische und soziale Zukunft (Vermögensaufbau, Rente). „Das Deutschland, das ihnen einst die Voraussetzungen für Erfolg bot, scheint für sie verloren gegangen zu sein“, schreiben die Autoren.

Die Wahlforscher sehen in der Enttäuschung über uneingelöste Versprechen einen „wesentlichen Grund für die Wahlentscheidung“. Ergänzt wird das durch das Gefühl, dass Politik sowieso nicht mehr viel leiste. „Eingelöste Wahlversprechen und konkrete politische Erfolge werden kaum gesehen oder als anerkennenswert geschätzt.“ Union und SPD werden „als alteingesessene Rentnerparteien gesehen“. Konzeptionelle Frische, neue Ansätze und Problemlösungskompetenz werden ihnen nicht mehr zugeschrieben.

In ökonomischen und sozialen Fragen sind die AfD-Jungwähler eher konservativ. Dies steht in erstaunlichem Kontrast zu eher fortschrittlichen Positionen bei Themen wie Klima- und Energiepolitik oder Frauenrechten (insbesondere Abtreibung). Während die Jungwähler die AfD-Positionen zur Migration weitgehend teilen, attestieren sie den Rechtsnationalen bei anderen Themen wenig Kompetenz. Teilweise werden AfD-Positionen sogar abgelehnt und zurückgewiesen. Björn Höcke ist vielen zu radikal, zugleich erfährt Alice Weidel viel Sympathie.

Extremistische Tendenzen und faschistoide Aussagen von AfD-Funktionären sind den Befragten bekannt. „Diese scheinen ihnen unangenehm. Sie relativieren sie durch Einordnung als singuläres Problem oder als hinzunehmendes Übel gegenüber notwendigen anderen Vorteilen“, heißt es in der Studie. Es gebe „den Wunsch nach mittigem, gemäßigtem Auftreten der Partei“ – auch um die Wahlpräferenz gegenüber Freunden und Familie legitimieren zu können. Junge AfD-Neuwähler wünschen sich politische Kontaktaufnahme. Auch wenn die Befragten 2025 die AfD gewählt hätten, seien sie nicht auf die Rechtsnationalen als Daueroption festgelegt. Horand Knaup

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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