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Erscheinungsdatum: 23. Juni 2024

Umweltbewusstsein: Deutschland vergleichsweise sorglos

18 Prozent der Deutschen halten im Hinblick auf den Klimawandel keinen grundlegenden Wandel in unserer Wirtschafts- und Lebensweise für nötig – ein Tiefstwert in Europa. Vor allem einkommensschwächere Milieus tun sich schwer mit dem Klimaschutz.

Mit der deutschen Sensibilität in Klima- und Umweltfragen ist es im europäischen Vergleich nicht sonderlich weit her. Zugleich ist die Bereitschaft zu Klimaschutz auch eine Milieufrage. Das geht aus einer 711 Seiten starken Umfrage der Friedrich-Ebert-Stiftung hervor, die das Sinus-Institut in 19 europäischen Ländern, den USA und Kanada vorgenommen hat. 18 Prozent der Deutschen halten demnach keinen grundlegenden Wandel in unserer Wirtschafts- und Lebensweise für nötig. Gleichgültiger sind nur die Schweden (24 Prozent) und Dänen (21). Zum Vergleich: In Frankreich und Italien halten 13, in Spanien nur 9 Prozent Veränderungen für unnötig.

78 Prozent der Deutschen plädieren dafür, zugunsten der Umwelt den eigenen Lebensstil zu ändern. Es ist ein Tiefstwert in Europa, in Großbritannien sind es 86 Prozent, in Italien 90 und in Portugal 94 Prozent. Sinus-Geschäftsführerin Silke Borgstedt: „Deutschland ist das Land, das sich am wenigsten Sorgen vor den Folgen des Klimawandels macht.” In Südeuropa zeige sich eine deutlich höhere Sensibilität und Handlungsdruck – „auch weil Folgen wie Wassermangel und Ernteausfälle dort bereits konkrete Realität sind”. Sinus hatte für die Studie 22.800 Menschen befragt.

Vor allem einkommensschwächere Milieus tun sich schwer mit dem Klimaschutz. So finden länderübergreifend nur 36 Prozent der unteren Mittelschichten und prekären Milieus, alle sollten bereit sein, den eigenen Lebensstil umweltadäquat anzupassen. In den Milieus mit hoher Bildung und Gemeinwohlinteressen („Intellectuals“) sind es 66, in denen mit erhöhtem Verantwortungsbewusstsein und nachhaltigem Lebensstil („Progressive Realists“) 59 Prozent. Den nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen, ist 79 Prozent der „Intellectuals“ wichtig, aber nur 38 Prozent der „Adaptive Navigators“ aus dem Milieu der flexiblen Pragmatiker und der modernen Mittelschichten. Horand Knaup

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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