Nur 23 Prozent der Deutschen glauben, dass künstliche Intelligenz ihr Leben verbessern wird. Gut 60 Prozent sehen den Einfluss kritisch und befürchten, dass ihr Beruf durch KI langfristig gefährdet ist. Dies sind die ersten Ergebnisse einer Untersuchung, die der Thinktank Das Progressive Zentrum am 2. Juli veröffentlichen wird. Der Autor Thomas Ramge untersucht darin den gesellschaftlichen Blick auf KI in diversen Bereichen, wie Bildung, Gesundheit oder Beruf.
Ramge beklagte, dass öffentliche Wahrnehmung und tatsächliches Wirken sehr auseinanderklafften. Hauptursache für den skeptischen Blick der Gesellschaft sei, dass sich die öffentliche Debatte über KI im Wesentlichen mit den damit verbundenen Problemen befasse. „Dass unsere Umfrage so pessimistisch ausgefallen ist, zeigt kein realistisches Bild davon, wie sehr KI uns schon heute nützt“, betonte Ramge. Gut zu beobachten sei das unter anderem in der Medizin oder in der Bildung. Ramges Hoffnung: KI könne „eine scharfe Waffe an der Abbruchkante der Demographie sein“. Also die negativen Folgen des Fachkräftemangels wenigstens teilweise ausgleichen.
Im Kanzleramt setzt man auf einen positiven Blick. Abteilungsleiter Michael Schönstein, zuständig für Digitales, sagte im Rahmen einer Paneldiskussion: „Wir müssen mehr und mehr positive Erfahrungen mit KI kreieren, um eine positive Konnotation in der Gesellschaft zu schaffen“ Dies gelinge anderen Ländern, wie den USA, Frankreich oder China, aktuell besser. Auch Ramge macht sich für mehr Optimismus stark. „Pessimismus ist eine self-fulfilling prophecy.“ Nur wenn man sich eine bessere Zukunft mit KI vorstellen könne, finde man auch „die Energie, auf diese hinzuarbeiten“.
Die EU-Abgeordnete Kim van Sparrentak hofft auf die Gestaltungs- und Finanzkraft der Gemeinschaft. „Europa ist gut darin zu regulieren, zum Beispiel mit dem AI Act, aber nicht so gut darin zu fördern“, sagte die Niederländerin aus der EFA-Fraktion, zu der auch die Grünen gehören. Sie wünscht sich mehr Engagement. Schönstein forderte mehr Kooperationen und Bündnisse in der Wirtschaft. „Ziel sollte sein, größere und kleinere Unternehmen zusammenzubringen, die unterschiedliche Arten künstlicher Intelligenz schaffen.“ Anouk Schlung
Table.Briefings war gemeinsam mit dem Guardian Medienpartner des Progressive Governance Summit