Die gemeinnützige Bildungsorganisation Teach First Deutschland bangt in Berlin um die Anschlussfinanzierung ihrer Lernbegleiter an zwölf Schulen in herausfordernder Lage. Konkret teilte die Organisation mit, dass es für 24 „Fellows", die zum neuen Schuljahr ihre Arbeit an diesen Schulen aufgenommen haben, ab dem 1. Januar 2025 mit der Finanzierung schwierig werde.
Mit den im Doppelhaushalt 2024/25 für Teach First eingestellten Mitteln können in Berlin ab 2025 nur noch die aktuell 19 Lernbegleiter, die im vergangenen Schuljahr ihre zweijährige Arbeit begonnen haben, finanziert werden. Im vergangenen Jahr stellte Bildungsstaatssekretärin Christina Henke (CDU) eine künftige Finanzierung über das Startchancen-Programm in Aussicht. Teach First zufolge ist diese Idee vom Tisch. Die Senatsverwaltung widerspricht: Schulen könnten im Startchancen-Programm mit Teach First zusammenarbeiten. Eine Finanzierung aller Fellows über das Startchancen-Programm ist aktuell aber sowieso nicht realistisch, da nur vier der zwölf Schulen, an denen Fellows arbeiten, Startchancen-Schulen sind.
Stattdessen hat die Bildungsverwaltung Teach First nun den Vorschlag gemacht, die Lernbegleiter als „Lehrkräfte ohne volle Lehrbefähigung" (LoVL) einzustellen. „Hier ist es auch an Teach First, geeignete Schulen zu identifizieren und entsprechende Kooperationen einzugehen", teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. Nina Middelkamp, Geschäftsführerin von Teach First Deutschland, sagte Table.Briefings, dass das für die meisten Schulen nicht funktionieren werde. „Zum laufende Jahr haben die meisten Schulen diese Mittel schon verplant. Und auch langfristig betrachtet, halten wir die Lösung nicht für praktikabel." Das Problem gerade gut geführter Schulen sei nicht, dass sie ihre Stellen nicht besetzen können, sondern dass sie zusätzliche Unterstützung brauchen.
In Berlin arbeiten je vier Teach-First-Lernbegleiter an einer Schule. Jeder unterstützt 15 bis 20 Schüler im Unterricht und darüber hinaus. Dabei liegt der Fokus auf Schülerinnen und Schülern, die Schwierigkeiten haben, ihren Schulabschluss zu schaffen. Ihnen helfen die Fellows auch bei der Berufsorientierung, etwa bei der Suche eines Praktikums. „Unsere Fellows sind enge Ansprechpersonen für die Schülerinnen und Schüler", sagte Middelkamp. „Zu ihnen können diese oft besonderes Vertrauen fassen, auch weil sie keine Noten vergeben."
Middelkamp zufolge ist die Finanzierung in den restlichen vier Bundesländern, in denen Teach First tätig ist – Baden-Württemberg, Hamburg, NRW und Sachsen – unterschiedlich geregelt und nirgendwo dauerhaft sicher. Allerdings stünde das Programm in keinem der anderen Bundesländer derart auf der Kippe wie in Berlin. Das Programm koste in Berlin rund 2,15 Millionen Euro im Jahr, zuzüglich Kosten für die Organisation und Schulungen. Anna Parrisius