Analyse
Erscheinungsdatum: 08. August 2024

Schwieriger Wahlkampf im Osten: Wie das Engagement der Bundesparteien variiert

Während sich in Sachsen von SPD und CDU zuletzt Bundesgrößen die Klinke in die Hand gaben, waren grüne Spitzenleute im Landtagswahlkampf bisher rar. Bei AfD oder FDP sind die Unterschiede eher zwischen den Ländern groß. Und immer wieder kristallisieren sich im Wahlkampf existierende Probleme weiter heraus.

Die Unterstützung der Bundesparteien für ihre Landesverbände in den Wahlkämpfen unterscheidet sich teils erheblich. Die Spitzenleute der Grünen etwa haben sich bislang eher wenig blicken lassen. Während Sachsens SPD zum Wahlkampfauftakt in Dresden sogar Bundeskanzler Olaf Scholz begrüßen durfte und Friedrich Merz zum gemeinsamen CDU-Auftakt von Sachsen und Thüringen in Meerane anreiste, starteten Sachsens Grüne ohne Bundesprominenz in die heiße Phase.

Einige Grüne in den Ländern verwunderte das; es wirkt wie eine Bestätigung des Eindrucks, dass die Ostverbände weniger wichtig genommen werden. Lange war der Eindruck im Osten, dass der Blick auf diesen ebenso fehle wie ein Verständnis für die unterschiedliche Interpretation von Begriffen wie Wohlstand oder Frieden. Das sagte Sachsens Fraktionsvorsitzende Franziska Schubert kürzlich im Interview mit Table.Briefings.

Auch in Thüringen ist grüne Prominenz bislang rar, auch wenn die von dort stammende Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt bei der Wahlkampferöffnung dabei war. In der vergangenen Woche bestätigte sich das bisherige Bild. Vor allem Sozial- und Christdemokraten erhielten in Sachsen massive Unterstützung. Markus Söder und Hendrik Wüst etwa gaben sich quasi die Klinke in die Hand, Karl Lauterbach und Saskia Esken erklärten auf SPD-Bühnen ihre Politik.

Ricarda Lang kam immerhin, um den Wahlkampf-Auftakt mit Spitzen-Grünen des Landes nachzufeiern. Und doch scheint es, als rängen die Grünen noch immer mit ihrer Strategie.Einerseits brauchen sie zugkräftige Prominenz zur Unterstützung; andererseits erleben sie den Argwohn vieler Menschen auf die Ampel und insbesondere die grüne Politik im Bund.

Mehr Unterstützung erfahren die Länder ab Mitte August: Angekündigt sind dann Britta Haßelmann, Steffi Lemke, Katrin Göring-Eckardt, Annalena Baerbock, Robert Habeck, Lang und Omid Nouripour, in Thüringen außerdem Cem Özdemir. Ihn und Claudia Roth würden die Sachsen auch gern sehen, ihre Art komme gut an. Eher weniger erwünscht ist dagegen Lisa Paus.

Bei der AfD sind Unterschiede zwischen den Ländern unverkennbar. Während sie in Sachsen schon Wochen vor den anderen Parteien Anfang Juli den Auftakt mit prominenter Unterstützung von Alice Weidel und Tino Chrupalla bestritt, blieben beide dem Wahlkampfauftakt von Björn Höcke in Arnstadt zwei Wochen später fern. Dass Höcke im Bund nicht eben beliebt ist, zeichnet sich schon länger ab.

Für die CDU sind Merz und Carsten Linnemann bei einer Reihe Terminen, heißt es, außerdem „viele Mitglieder des Präsidiums“. Für die SPD kommen neben der Parteispitze Kevin Kühnert, Hubertus Heil, Klara Geywitz, Anke Rehlinger, Achim Post und Serpil Midyatli.

Einen Sonderfall stellt die FDP dar. Intern soll Christian Lindner nach Informationen von Table.Briefings eingeräumt haben, sich in Sachsen keine Hoffnungen mehr zu machen. Das prominenteste Gesicht Holger Zastrow macht dort inzwischen sein eigenes Ding. Ausgerechnet in Thüringen, das als einziges Land keinerlei finanzielle Mittel vom Bund erhält, hat die Partei mit Thomas Kemmerich bessere Chancen auf ihren Wiedereinzug in den Landtag. Lindner und andere Bundespolitiker touren derzeit durch Sachsen und Brandenburg. Auch Sahra Wagenknecht zeigt rege Präsenz. Die Linken unterhalten vereinzelt Unterstützung von Bundesleuten wie Gregor Gysi. Kaum Präsenz zeigen Janine Wissler und Martin Schirdewan – nach dem schlechten Europawahlergebnis sind sie umstrittener denn je.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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