Der Markenverband hat Kritik aus dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH) an zu hohen Margen der Hersteller zurückgewiesen. „Die Markenhersteller treiben die Innovation in der Lebensmittelwirtschaft voran und gehen dabei ins unternehmerische Risiko“, sagt Hauptgeschäftsführer Patrick Kammerer zu Table.Briefings. „Sie finanzieren Forschung und Entwicklung, Vertrieb und Vermarktung und nicht zuletzt die Listungsgebühren im Handel.“ Um das leisten zu können, seien auskömmliche Margen erforderlich.
In einem Interview mit der FAZ in dieser Woche hatte der Edeka-Vorstandsvorsitzende Markus Mosa die Margen der Markenhersteller als zu hoch bezeichnet. Er beklagte Umsatzrenditen von „teils über 30 Prozent“ im Vergleich zu maximal vier Prozent im LEH. Dieser Vergleich sei irreführend, hält Kammerer dagegen. Entscheidend sei die Rendite auf das Eigenkapital – und die sei im LEH „astronomisch“.
Kammerer bekräftigte seinerseits die Forderung seines Verbands nach einem Klagerecht, um Innovationen der Markenhersteller besser zu schützen und unlautere Handelspraktiken abzuwehren. „Wir kennen Fälle, in denen noch vor Einführung eines Produkts bereits die Kopie einer Eigenmarke im Regal stand“, sagt er. Bereits vor 15 Jahren ließ der Markenverband solche Praktiken im Rahmen einer Studie untersuchen. Damals beklagten fast ein Viertel der befragten Markenhersteller die Imitation neuer Produkte durch Eigenmarken der Lebensmittelhändler zum Zeitpunkt der Markteinführung.
Solche Fälle schränkten die Margen der Markenhersteller empfindlich ein, argumentiert Kammerer. „Den betroffenen Unternehmen fehlt dann die Innovationsrendite von mehreren Monaten“, sagt er. Der Markenverband möchte darum erreichen, dass er Feststellungsklagen führen darf, um bestimmte Praktiken gerichtlich für unzulässig zu erklären. Der konkrete Fall und die Identität des betroffenen Unternehmens blieben dabei verborgen – so nehme dessen Beziehung zum Handelspartner keinen unnötigen Schaden. „Bislang wollen die Unternehmen ihre Vorwürfe nicht konkretisieren, weil sie Konflikte mit ihren wichtigsten Kunden vermeiden möchten“, sagt Kammerer. „Die Macht der vier großen Händler, die zirka 85 Prozent des Lebensmitteleinzelhandels ausmachen, ist mittlerweile enorm.“ fred