
2020 hat Larry Fink, der Chef von Blackrock, in seinem jährlichen CEO-Brief geschrieben, man werde „Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt des Investitionsansatzes von Blackrock stellen“. Die Bilanz nach drei Jahren ist jedoch durchwachsen.
Von Nico Beckert
Freiwilligkeit funktioniere nicht, stattdessen brauche es neue Rahmenbedingungen, die nachhaltiges Wirtschaften belohnen, sagt Katharina Beck im Interview mit Carsten Hübner.
Von Carsten Hübner
Republikanische Politiker gehen in breiter Front gegen Banken und Fondsgesellschaften vor, die sich offen für ESG-Prinzipien zeigen. Sie erstellen schwarze Listen, ziehen öffentliche Gelder ab und drohen mit juristischen Schritten. Die Branche ist verunsichert.
Von Carsten Hübner
Sustainable Finance spielt eine entscheidende Rolle bei der Transformation der Finanzmärkte hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft. Die EU verfolgt mit ihrer Sustainable-Finance-Strategie und dem Sustainable-Finance-Aktionsplan ehrgeizige Ziele zur Steuerung von Kapitalströmen in nachhaltige Investitionen. Im Folgenden werden die Inhalte von Sustainable Finance erläutert, die bestehenden regulatorischen Rahmenbedingungen vorgestellt und die Rolle zentraler Akteure wie des Sustainable-Finance-Beirats beleuchtet. Lesen Sie hier alle News zum Thema Sustainable Finance von der Table.Briefings-Redaktion.
Sustainable Finance
bezeichnet Finanzierungs- und Investitionsansätze, die ökologische, soziale und Governance-Kriterien (ESG-Kriterien) systematisch in Finanzentscheidungen einbeziehen. Ziel ist es, Kapitalströme in nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten zu lenken und damit sowohl Umwelt- als auch soziale Risiken zu minimieren.Dabei werden verschiedene Instrumente und Strategien genutzt, darunter:
Green Bonds: Anleihen zur Finanzierung nachhaltiger Projekte
ESG-Investitionen: Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien bei Investitionsentscheidungen
Impact Investing: Kapitalanlagen mit messbar positiver Wirkung auf Umwelt oder Gesellschaft
Nachhaltige Kreditvergabe: Integration von Nachhaltigkeitskriterien in die Kreditvergabe von Banken
Mit der zunehmenden Bedeutung von Sustainable Finance wächst auch die regulatorische Basis, insbesondere auf EU-Ebene.
Die Regulierung von
Sustainable Finance
hat in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Die EU setzt hierbei auf verschiedene Maßnahmen, um nachhaltige Investitionen zu fördern und das Greenwashing zu unterbinden. Zu den wichtigsten regulatorischen Initiativen gehören:
EU-Taxonomie: Ein Klassifikationssystem zur Bestimmung, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als nachhaltig gelten
Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR): Verpflichtet Finanzmarktteilnehmer, offenzulegen, wie sie Nachhaltigkeitsrisiken in ihren Investitionsentscheidungen berücksichtigen
Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD): Erweitert die Berichterstattungspflichten für Unternehmen hinsichtlich Nachhaltigkeitsaspekten
Diese Regulierungen sollen sicherstellen, dass Kapitalströme konsequent in nachhaltige Projekte gelenkt werden und Anleger verlässliche Informationen über die Nachhaltigkeit ihrer Investments erhalten.
Der
Sustainable Finance Aktionsplan
wurde von der Europäischen Kommission entwickelt, um das Finanzsystem in der EU nachhaltig auszurichten. Die zentralen Ziele sind:
Kapitalflüsse in nachhaltige Investitionen umlenken: Finanzmittel sollen gezielt für klimafreundliche und sozial nachhaltige Projekte eingesetzt werden.
Nachhaltigkeitsrisiken besser managen: Finanzinstitute müssen ESG-Risiken stärker in ihre Entscheidungsprozesse einbeziehen.
Transparenz und Langfristigkeit fördern: Anleger und Unternehmen müssen nachhaltigkeitsrelevante Informationen offenlegen.
Im Rahmen des Aktionsplans wurden konkrete Maßnahmen verabschiedet, darunter die EU-Taxonomie, die SFDR und die neuen Berichtspflichten für Unternehmen.
Sustainable Finance
ist ein entscheidender Hebel, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen an den Klimawandel und soziale Herausforderungen anzupassen. Finanzmärkte haben eine Schlüsselrolle dabei, Investitionen in erneuerbare Energien, nachhaltige Infrastruktur und soziale Projekte zu fördern. Zudem trägt eine nachhaltige Finanzpolitik zur Risikominimierung bei, da ESG-Faktoren potenzielle finanzielle Risiken frühzeitig sichtbar machen.Langfristig stärkt Sustainable Finance auch die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, die sich aktiv mit Nachhaltigkeitsthemen auseinandersetzen. Unternehmen, die ESG-Kriterien berücksichtigen, sind besser auf regulatorische Anforderungen vorbereitet und können potenzielle Reputationsrisiken vermeiden.
Der
Sustainable Finance Beirat
ist ein beratendes Gremium der Bundesregierung, das Empfehlungen zur Weiterentwicklung nachhaltiger Finanzpolitik in Deutschland gibt. Er setzt sich aus Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen und entwickelt Strategien zur Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in das Finanzsystem.Ein zentrales Projekt des Beirats ist die
KfW Roadmap Sustainable Finance
, die aufzeigt, wie die KfW als größte deutsche Förderbank nachhaltige Finanzierungsinstrumente weiterentwickeln kann. Die Roadmap enthält konkrete Maßnahmen zur Förderung von Klimaschutzinvestitionen und zur Finanzierung nachhaltiger Innovationen.
Neben den regulatorischen Rahmenbedingungen ist es entscheidend, wie
Sustainable Finance
in der Praxis umgesetzt wird. Immer mehr Unternehmen und Banken entwickeln nachhaltige Finanzprodukte, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden. Dazu gehören unter anderem:
Nachhaltige Fonds: Investitionsfonds, die gezielt in Unternehmen mit hoher ESG-Bewertung investieren
Grüne Hypotheken: Kredite mit besseren Konditionen für energieeffiziente Immobilien
Sustainability-Linked Bonds: Anleihen, deren Zinsstruktur an die Erreichung bestimmter Nachhaltigkeitsziele gekoppelt ist
Zudem setzen viele Banken und Investoren verstärkt auf Engagement-Strategien, um Unternehmen zu nachhaltigerem Handeln zu bewegen. Durch aktives Engagement als Aktionäre können institutionelle Investoren Unternehmen dazu motivieren, ihre ESG-Strategien zu optimieren.
Trotz der Fortschritte gibt es nach wie vor Herausforderungen in der Umsetzung von
Sustainable Finance
.
Eine der größten Hürden ist die standardisierte Messung von Nachhaltigkeitskennzahlen. Viele Unternehmen berichten bisher freiwillig über ihre ESG-Leistungen, doch es fehlen international einheitliche Standards zur Bewertung dieser Daten. Dies erschwert es Investoren, nachhaltige Investitionen objektiv zu vergleichen.
Ein weiteres Problem ist das sogenannte Greenwashing, also die Praxis, Finanzprodukte oder Unternehmen als nachhaltiger darzustellen, als sie tatsächlich sind. Die neuen Regulierungen der EU, insbesondere die SFDR, sollen hier für mehr Transparenz sorgen.
In den kommenden Jahren wird
Sustainable Finance
weiter an Bedeutung gewinnen. Die
Sustainable Finance-Strategie
der
EU
wird kontinuierlich erweitert und es werden neue Regulierungen eingeführt. Auch auf globaler Ebene wächst der Druck auf Finanzinstitutionen, nachhaltige Kriterien stärker zu berücksichtigen. Sustainable Finance ist nicht nur ein kurzfristiger Trend, sondern ein integraler Bestandteil der globalen Wirtschaftsstrategie. Die
Sustainable Finance-Strategie
der
EU
und dem
Sustainable Finance Aktionsplan
stellen Maßstäbe für die Regulierung nachhaltiger Finanzmärkte dar. Unternehmen, Investoren und Finanzinstitute müssen sich daher auf eine zunehmende Integration von Nachhaltigkeitskriterien in ihre Geschäftsmodelle einstellen. In den kommenden Jahren wird es entscheidend sein, die Finanzströme gezielt in zukunftsfähige und nachhaltige Wirtschaftsbereiche zu lenken. Nur so kann ein Beitrag zur Erreichung der ambitionierten Klimaziele geleistet werden.