
Chinas Präsident Xi Jinping hat beim virtuellen Gipfel mit 17 mittel- und osteuropäischen Staaten gesprochen. Die Hauptergebnisse für Beobachter: Das Format ist nicht tot, große Sprünge wurden aber nicht gemacht. Sechs von zwölf EU-Staaten schickten rangniedrigere Vertreter zu der Begegnung. Xi machte Import-Versprechen in Milliarden-Höhe.
Von Amelie Richter
China verkauft Corona-Impfstoff an immer mehr Länder der Welt, gewährt den Kunden dafür Kredite zur Finanzierung und setzt auf politische Einflussnahme. Auch in Europa, wo der begehrte Stoff zur Bekämpfung der Pandemie knapp ist.
Von Marcel Grzanna
Nachdem die britische Mutation des Coronavirus in Peking entdeckt wurde, sind ab nächster Woche auch die internationalen Schulen geschlossen und ganze Viertel abgeriegelt. Massentests, Ausgangssperren und strikte Nachverfolgung von Infizierten auch in Shijiazhuang. Proteste oder Unmut gegen den Lockdown kurz vor chinesisch Neujahr, der wichtigsten Reisezeit des Jahres, sind kaum bekannt.
Von Frank Sieren
Der chinesische Impfstoffhersteller Sinovac kann die zunächst angenommene Wirksamkeit seines Corona-Impfstoffs nicht glaubwürdig nachweisen. Das verunsichert die Bevölkerung vor allem in Schwellenländern, die Sinovac beliefern will.
Von
Die Pharmaindustrie in China ist eine der Schlüsselindustrien der Volksrepublik. Ihr Pharmamarkt ist der zweitgrößte der Welt und eine Wachstumsbranche. Die Table.Media-Redaktion liefert alle News zum Thema.
Der Pharmamarkt in China ist der zweitgrößte der Welt. Der Markt wächst seit Jahrzehnten rasant. Im Jahr 2018 lag das Marktvolumen bereits bei 137 Milliarden Dollar. Eine Verdreifachung im Vergleich zum Jahr 2008. Der Umsatz in der Volksrepublik macht aktuell rund elf Prozent des globalen Absatzes aus. Marktbeobachter gehen davon aus, dass der Pharmamarkt im bevölkerungsreichsten Land der Erde (1,4 Milliarden Einwohner) bis zum Jahr 2023 auf 170 Milliarden Dollar anwachsen wird.Optimistischere Prognosen der Beratungsagentur GlobalData gehen von 200 Milliarden Dollar im Jahr 2022 aus. Treiber dieses Wachstums ist der steigende Wohlstand unter der Bevölkerung in China. Wie in den westlichen Ländern auch wächst auch in China mit dem Wohlstand die Zahl der Krebs- und Diabetes-Erkrankungen rasant.
Vom enormen Wachstum der Pharmaindustrie in China profitieren Unternehmen aus Europa und den USA sehr. Merck & Co. konnten ihren Absatz in China im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppeln. Auch Astrazeneca konnte im Jahr 2019 um rund vierzig Prozent zulegen. Zwar stammen diese Zahlen allesamt aus Vor-Corona-Zeiten, doch die Dynamik ist dennoch beeindruckend.Während der Pharmamarkt in den westlichen Ländern stagniert, reißen die China-Absätze die Konzernergebnisse nach oben. Ähnlich wie in der Auto-Industrie. Während beispielsweise Pfizer mit stagnierenden Zahlen kämpfen muss, wuchs das Unternehmen in den Jahren 2018 und 2019 in China um insgesamt dreißig Prozent. Vor allem Firmen, die schon länger in China produzieren lassen und als etabliert gelten, können von dem Boom der vergangenen zehn Jahre profitieren.
In China lassen führende amerikanische und europäische Pharmafirmen produzieren. Pfizer, Astrazeneca, Novartis, Sanofi, Bayer und Roche gehören zu den größten in China ansässigen Pharmafirmen. Laut dem China National Pharmaceutical Industry Information Center gibt es in der Volksrepublik insgesamt 4.800 Pharmaunternehmen. Sie produzieren in den Bereichen Grundstoffe (49 Prozent), traditionelle chinesische Medizin (30 Prozent) und Biotechnologie (16 Prozent).Wegen dieser Verteilung in der Pharmaindustrie der Volksrepublik, gibt es kein chinesisches Unternehmen, das zu den globalen Technologieführern gehört. Die Bevölkerung setzt zu großen Teilen auf die traditionelle chinesische Medizin. Wer zu Medikamenten greift, nimmt eher die Produkte ausländischer Firmen, wenn er sie sich leisten kann. Unter den Chinesen gibt ein tiefes Misstrauen in der Bevölkerung gegenüber der eigenen Pharmaindustrie.
In China nimmt die Zahl der Krebserkrankungen drastisch zu. Das liegt am steigenden Wohlstand, der höheren Lebenserwartung und dem demografischen Wandel in der Volksrepublik. Aktuell gibt es in China rund 4,3 Millionen Fälle von Krebs pro Jahr. Doppelt so viele wie in den USA, sieben Mal so viele wie in Deutschland. In den kommenden zwanzig Jahren soll die Zahl der Krebserkrankungen in China auf 6,7 Millionen pro Jahr steigen.Die Pharmaindustrie in China reagiert auf die steigende Zahl an Krebserkrankungen. So hat sich das Joint Venture aus dem amerikanischen Amgen-Konzern und dem chinesischen Beigene-Konzern auf die Entwicklung von Krebsmedikamenten spezialisiert. Ihre größten Konkurrenten auf diesem Markt sind Merck & Co. und Astrazeneca.
Die Kommunistische Partei in China (KP China) hat bereits Maßnahmen ergriffen, um die Pharmaindustrie für die Zukunft zu stärken. So läuft seit dem Jahr 2016 das Programm „Gesundes China 2030“. Darin sind Pläne zur Prävention und Aufklärung der Bevölkerung verankert. Aber auch grundlegende Änderungen im Gesundheitssystem.Die chinesische Krankenversicherung wird bis ins Jahr 2030 deutlich mehr Medikamente abdecken. Erreicht werden soll dies über Steuernachlässe auf Arzneien. Im Jahr 2019 schafften es so 129 neue Präparate auf die Liste der Medikamente, die erstattet werden.Zusätzlich fördert China zukünftig die Entwicklung und Zulassung neuer Medikamente. So gibt es üppige Subventionen für die Forschung und verkürzte Zulassungsprozesse. Auch für ausländische Unternehmen, die in der Pharmaindustrie in China aktiv sind. Die Kommunistische Partei erhofft sich dadurch mehr Innovation in diesem Sektor. Bislang verdienten große Pharmakonzerne vor allem mit älteren Präparaten viel Geld.
Doch China setzt die Konzerne, die in der Pharmaindustrie tätig sind auch gehörig unter Druck. Medikamente lassen sich in China nur dann in großer Menge verkaufen, wenn sie auf der Zulassungsliste der Krankenkasse stehen. Um auf diese Liste zu kommen, müssen die Firmen allerdings massive Rabatte gewähren. Die Ratingagentur Moody`s schätzt, dass die Pharmakonzerne bewährte Arzneien für die Hälfte vom früheren Listenpreis hergeben müssen.Zum Preisdruck kommt eine stetig wachsende Zahl an Konkurrenten aus China selbst. Die Kommunistische Partei hat die Pharmaindustrie zu einer der zehn Schlüsselindustrien, die im Programm „Made in China 2025“ dafür sorgen sollen, dass die Volksrepublik zu einem modernen Staat und zum globalen Technologieführer wird. Aktuell gibt es keinen führenden chinesischen Konzern im Bereich der Medikamentenentwicklung. Hohe Subventionen und eine Marktkonsolidierung sollen das mittelfristig ändern.
Made in China 2025 ist eine langfristige Strategie, mit der die Kommunistische Partei die Wirtschaft der Volksrepublik modernisieren will. Das Image, nur die Werkbank der Welt zu sein, will das Land ablegen. China strebt eine Rolle als Weltmacht und Technologieführer in zentralen Technologien der Zukunft an. Zehn Schlüsselindustrien sollen dieses Ziel erreichen. Darunter sind neben der Pharmaindustrie unter anderem auch Energieeinsparung und Elektromobilität, Technologien der Luftfahrt und Raumfahrt und landwirtschaftliche Maschinen.Bei Made in China 2025 handelt es sich um ein langfristiges Projekt. Viele der Pläne geben den Schlüsselindustrien Ziele für das Jahr 2049 vor. Das Jahr, in dem die Volksrepublik China ihr hundertjähriges Bestehen feiert. Ziele des Plans sind unter anderem die Steigerung der Innovationsfähigkeit der einheimischen Industrie und die Verbesserung der Produktqualität und Aufbau eigener Marken.
Die größten Produzenten von Medikamenten sind China und Indien. Rund 90 Prozent aller weltweit verwendeten Antibiotika stammt aus diesen Regionen. Weil in der Pharmaindustrie Konkurrenz- und Kostendruck enorm sind, weichen die Hersteller auf Länder mit niedrigem Lohnniveau und geringen Umweltstandards aus. Der in der Packungsbeilage genannte Hersteller muss lediglich den Produktionsschritt abwickeln. Also die Endkontrolle.Wegen der enormen Nachfrage haben sich in China große Cluster der Pharmaindustrie gebildet. In Peking,
Shenyang (Provinz Liaoning), Yangzhou (Provinz Jiangsu)
und
Hangzhou (Provinz Zhejiang) sitzen neben der Chemie- und Pharmazie-Produktion auch große Arzneimittelhersteller.
Peking
Shenyang (Provinz Liaoning)
Nanjing (Provinz Jiangsu)
Yangzhou (Provinz Jiangsu)
Shanghai
Hangzhou (Provinz Zhejiang)
Shaoxing (Provinz Zhejiang)
Wenzhou (Provinz Zhejiang)
Jiangmen (Provinz Guangdong)
Chongqing
Beijing University
Nankai University
University of Science and Technology of China
Xiamen University
Jilin University
Fudan University
Lanzhou University
Wuhan University
Nanjing University
Zhejiang University
Sun Yat-Sen University
Sichuan University
Northwest University (Xi’an)
Fuzhou University
Hunan University
Zhengzhou University
Tsinghua University
Suzhou University
Shanxi Medical University
Xi’an Jiaotong University
China Agricultural University (Beijing)
Guizhou University
Yunnan University
China Pharmaceutical University (Nanjing)
Shenyang Pharmaceutical University
Sichuan University
Ocean University of China (Qingdao)
Shanghai Jiaotong University
Guangdong Pharmaceutical University
Anhui Medical University (Hefei)
Huazhong University of Science and Technology (Wuhan)
Nanjing Medical University
Durch die massiven Subventionen Chinas der eigenen Pharmaindustrie, den Aufbau entsprechender Cluster und Forschungs- und Studienmöglichkeiten gewinnt die Volksrepublik auch als Entwicklungsstandort für europäische und amerikanische Pharmakonzerne an Bedeutung. Alleine Novartis investierte schon im Jahr 2016 rund eine Milliarde Dollar in den Aufbau eines Forschungs- und Entwicklungszentrums in Shanghai. In Peking hat schon im Jahr 2009 das Forschungszentrum des Merck-Konzerns eröffnet. Im Jahr 2019 folgte die Eröffnung eines Innovationszentrums in Shanghai.Die Pharmaindustrie in China steht vor einem großen Strukturwandel. Die Regierung in Peking möchte den Sektor zu einem großen Innovationstreiber der Zukunft machen. Gleichzeitig wollen große europäische und amerikanische Pharmakonzerne vom enormen Wachstum profitieren. Die Redaktion von Table.Media liefert daher alle News zur Pharmaindustrie in China.