Schlagwort

Geopolitik

Stephen S. Roach
Table.Standpunkt

Der China-Joker der Deglobalisierung

Die Globalisierung tritt aufgrund von Handelskriegen nicht nur auf der Stelle, sondern läuft aus Sicht von Stephen S. Roach sogar rückwärts. Der Ökonom analysiert, warum die geostrategischen Spannungen weltweit der Joker in der Deglobalisierung sind und warum China womöglich am meisten zu verlieren hat.

Von Redaktion Table

Pelosi Taiwan im Fernsehen
Analyse

Die Taiwaner bleiben cool

In China und anderen Ländern warteten Hunderttausende Menschen gespannt, was nach Nancy Pelosis Landung auf Taiwan geschehen würde. In Taiwan selbst ließen sich die Bürger dagegen nicht allzu sehr aus der Ruhe bringen. Unser Autor David Demes hat sich vor Ort auf der Insel umgehört.

Von David Demes

August 2, 2022, Taipei, Taipei, Taiwan: US House Speak Nancy Pelosi R with her delegation arrives in Taiwan as she is welcomed by Taiwan Foreign Minister Joseph Wu L at Taipei Songshan International Airport, despite serious objections over the visit from China which sees Taiwan, a self-ruled democracy, as its sovereignty. Taipei Taiwan - ZUMAh165 20220802_zih_h165_002 Copyright: xHandoutx/xTaiwanxForeignxMinistrx
Analyse

Kampfjets und Manöver zu Pelosis Ankunft in Taiwan

Ein historischer Punkt im Beziehungs-Dreieck USA-Taiwan-China: Mit Nancy Pelosi besucht eine der ranghöchsten US-Politikerinnen Taipeh. Chinas Reaktion fiel ein gutes Stück vorsichtiger aus, als die scharfe Rhetorik im Vorfeld vermuten ließ. Ein 1:0-Sieg der USA für das Team Taiwan ist das allerdings noch nicht.

Von Christiane Kuehl

Nancy Pelosi Taiwan-Besuch
Analyse

Pelosis Spiel mit dem Feuer

Nancy Pelosi reist wohl doch nach Taiwan. Das setzt alle Beteiligten unter Druck: Weder die USA noch China können sich aus diesem Streit noch gesichtswahrend zurückziehen. Annalena Baerbock stellt sich bereits rhetorisch hinter Taiwan. Bleibt die Frage: Was will Pelosi dort überhaupt?

Von Michael Radunski

Stephan Thome Taiwan
Analyse

"Der Druck auf Taiwan steigt"

Mit seinen Romanen möchte der Bestseller-Autor Stephan Thome deutschen Lesern den Horizont für China und Taiwan öffnen. "Will man substantiell etwas über diese Länder mitteilen, reichen zwei Jahre Aufenthalt und ein paar Sprachkenntnisse nicht aus", sagt der Sinologe, der mittlerweile seit 12 Jahren in Taiwan lebt. Ein Gespräch über Kriegsangst, kulturelle Aneignung und Best-Case-Szenarien für eine Insel, über der ständig das Damoklesschwert eines chinesischen Einmarsches schwebt. Mit Thome sprach Fabian Peltsch.

Von Fabian Peltsch

Analyse

Indien geht rabiat gegen chinesische IT-Firmen vor 

Seit einem blutigen Grenzstreit vor zwei Jahren sind die Beziehungen zwischen Indien und China angespannt. Neu-Delhi traut Peking nicht und will einen eigenen Technologie-Sektor aufbauen.

Von Redaktion Table

Chinas Geopolitik wird durch das wirtschaftliche Wachstum der Volkrepublik und die Streitigkeiten der anderen Großmächte angetrieben. Chinas Bedeutung auf der geopolitischen Karte steigt. Die Table.Briefings-Redaktion bringt alle relevanten News zu Chinas Geopolitik.   

Geopolitischer Aufstieg Chinas und Indiens 

 Der Westen verliert global betrachtet an Einfluss. Das liegt am enormen wirtschaftlichen Aufschwung in Indien und vor allem China. Nach deren Gründung in den Jahren 1950 (Indien) und 1949 (China) war es vor allem die Sowjetunion und später Russland, die sich um eine Entspannungspolitik zwischen den beiden Ländern bemühte. Noch heute gibt es trilaterale Beziehungen zwischen den Ländern. Beispielsweise bei der Bekämpfung von Covid-19.   Doch zwischen China und Indien gibt es einige Streitpunkte. Zum einen geht es um ungeklärte Grenzverläufe. Ein Streit, der seit dem Jahr 1962 tobt. Seitdem unterstützt China auch Pakistan politisch und wirtschaftlich. Im Jahr 2020 eskalierte der Streit erneut, als es im indischen Distrikt Ladakh zu einer Schlägerei zwischen Soldaten aus China und Indien kam. Nach Angaben des indischen Militärs sollen dabei zwanzig indische Soldaten getötet worden sein.   Der zweite große Streitpunkt zwischen China und Indien ist die Wasserversorgung. Indien bezieht sehr viel Trinkwasser aus dem Brahmaputra, der im Himalaya entspringt. Allerdings auf chinesischem Territorium. China leitete sehr viel Wasser Richtung Peking um, was zu Wasserknappheit in Bangladesch und Indien führte. Grundsätzlich strebt die Kommunistische Partei Chinas eine Eindämmung des politischen Einflusses Indiens an, um seinen eigenen zu stärken.   

Geopolitik: Militärmacht China 

 

Der geopolitische Aufstieg Chinas hat auch viel mit den massiven Verteidigungsausgaben der Volksrepublik zu tun. Mit 2,3 Millionen Soldaten hat China die größte Armee der Welt. Das chinesische Militär besitzt nach eigenen Angaben 6.300 Panzer, 350 Kriegsschiffe, 49 Flugzeugträger und 50 U-Boote. Obwohl die Zahl der Soldaten in den vergangenen Jahren reduziert wurde, stiegen die Ausgaben. Hintergrund ist die angestrebte Modernisierung der Ausrüstung.   Rund 174 Milliarden Euro hat China im Jahr 2019 für das Militär ausgegeben. Experten vermuten allerdings, dass viele Ausgaben in militärfremde Posten geflossen und nicht eindeutig zuordenbar sind. Daher wird der Militäretat Chinas für das Jahr 2019 auf 261 Milliarden Dollar geschätzt. China möchte geopolitisch die gleiche Rolle einnehmen, die aktuell die USA hat. Die Armee soll überall dort eingesetzt werden, wo militärische Präsenz nötig sei. Auch, um die Sicherheit des eigenen Landes und chinesische Interessen zu vertreten.  

Indopazifischer Konflikt 

 China ist im Indopazifik in diverse Gebietsstreitigkeiten verstrickt, die teils schon seit Jahrzehnten brodeln. Die Volksrepublik baut daher ihre Marine massiv aus und beansprucht vor allem im südchinesischen Meer mehrere Inseln für sich. Um sich vor den Machtansprüchen Chinas besser zu schützen, hat sich Australien mit den USA und Großbritannien auf einen indopazifischen Pakt verständigt. Dabei geht es unter anderem um die Lieferung von atomgetriebenen U-Booten.   Nils Schmid, der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, betont jedoch, dass es sich dabei nicht nur um einen Vertrag über Rüstungsgüter handeln würde, sondern um eine strategische Kooperation. Ursprünglich sollten Frankreich und die EU die Rolle der USA einnehmen, doch Australien kündigte den Liefervertrag für die U-Boote. Schmid drängt darauf, dass sich Europa eine Strategie überlegen müsse, den eigenen Einfluss im Indopazifik nicht aufzugeben. Denn der Handel sei immer eingebettet in geopolitische Erwägungen.   

Wie ist die Beziehung zwischen Deutschland und China? 

 Die Beziehungen zwischen Deutschland und China sind kompliziert. Einerseits ist die wirtschaftliche Kooperation für beide Seiten wichtig. Das Handelsvolumen betrug im Jahr 2020 immerhin 212,1 Milliarden Euro. Wobei Deutschland mehr importierte (116,3 Milliarden Euro) als exportierte (95,9 Milliarden Euro). Doch es gibt große Streitpunkte. Einer davon ist die Menschenrechtslage in der Volksrepublik. Ein anderer ist, dass Deutschland glaubt, kein gleichberechtigter Handelspartner zu sein.   Die EU-Kommission nannte China im März 2019 sogar einen „systemischen Rivalen“ und verhängte gegenüber der Volksrepublik sogar Sanktionen. Größte Gemeinsamkeit ist die politische Zusammenarbeit bei Thema Umweltschutz. Die Volksrepublik will bis zum Jahr 2060 CO2-neutral sein. Bundesumweltministerin Svenja Schulze unterzeichnete ein entsprechendes Abkommen mit Amtskollege Huang Runqui.   

Streitpunkte zwischen Deutschland und China 

 Die Menschenrechtssituation in China führt in Deutschland immer wieder zu Kritik an der Volksrepublik. In Xinjian werden uigurische Minderheiten verfolgt und in Umerziehungslager gesteckt. Von deren Zwangsarbeit profitieren auch deutsche Unternehmen. Dazu kommen die Unterdrückung der Demokratiebewegung in Hongkong und militärische Drohgebärden gegenüber Taiwan.   Ein offener Streit zwischen Deutschland und China entbrannte dann am „zweiten Gesetz zur Erhöhung der Sicherheit informationstechnischer Systeme“. Dessen Vorgaben für die Beteiligung am Ausbau des 5G-Netzes in Deutschland machen Huawei einen Marktzugang enorm schwer.   

Wie ist die Beziehung zwischen der USA und China? 

 

Zwischen den USA und China herrscht eine äußerst angespannte politische Stimmung. Nach der Wahl von Joe Biden zum neuen US-Präsident hat das Land seinen harten Kurs gegen Volksrepublik fortgesetzt. Der Konfrontationskurs dient dazu, die „zentralen nationalen Sicherheitsinteressen der USA und die demokratischen Werte zu schützen", schreibt das Weiße Haus in einer Mitteilung. Hintergrund ist die Maßnahme Bidens, 59 chinesische Firmen auf die Schwarze Liste zu setzen.   Beobachter sind der Meinung, dass die US-Politik gegenüber China vor allem dazu dienen soll, den Aufstieg der Volksrepublik zur Weltmacht und zum Technologieführer in Schlüssel-Technologie zu verhindern. Dafür setzt US-Präsident Joe Biden, wie schon sein Amtsvorgänger Donald Trump, auf das Prinzip des  Decoupling. Das setzt auf eine „Entflechtung“ der amerikanischen und chinesischen Wirtschaft. Weil Im- und Exporte zurückgefahren werden sollen, bemühen sich beide Länder um neue Partnerschaften und Handelsabkommen.   

Was bedeutet Dual Circulation? 

 Chinas Politik der Dual Circulation soll die heimische Binnenwirtschaft stärken. Das Prinzip der zwei Kreisläufe ist ein zentraler Baustein des aktuellen Fünfjahresplans, der im 2021 verabschiedet wurde. Durch Dual Circulation soll die Volksrepublik soll damit unabhängiger von Importen werden. Erreicht werden soll das durch die Einführung von Förderungen für einheimische Firmen und Importhindernisse für nicht-chinesische Firmen.   Neben dem Handelskrieg mit den USA hat auch die Coronapandemie die Politik der Dual Circulation befeuert. China möchte mit seinen Wachstumsplänen nicht von globalen Handelspartnern abhängig sein. Von der Politik der zwei Kreisläufe erwartet sich die Volksrepublik auch neuen Schwung für die Strategie Made in China 2025. Deren Ziel ist es, das Land zur führenden Hightech-Macht der Welt wachsen zu lassen.   

Chinas Seidenstraße: Geopolitik durch Kredite 

 Rund 140 Länder gehören zu Chinas Projekt der Neuen Seidenstraße. Auch One Belt, One Road oder Belt and Road Initiative (BRI) genannt. Dabei handelt es sich um eine Sammlung diverser Infrastrukturmaßnahmen zur Verbesserung der globalen Handelsströme. Seit dem Jahr 2013 treibt die Volksrepublik die Planungen voran. Vor allem die rohstoffreichen Länder in Afrika sollen sich China so annähern. Aber auch 18 der 27 europäischen Mitgliedsstaaten haben ein sogenanntes Memorandum of Understanding (MoU) unterschrieben. Also eine Absichtserklärung zur Integration in die Neue Seidenstraße.   Finanziert werden die Projekte der Neuen Seidenstraße durch Banken und Fonds, die Kredite an die beteiligten Länder geben. Doch die Absicherung der Kredite durch China ist extrem streng. Im Falle einer Pleite müssen die chinesischen Kredite vorrangig bedient werden. Weil die Verträge aber geheim sind, wissen andere Geldgeber nicht um die finanzielle Situation des Schuldners. Entsprechend zurückhaltend sind sie. Mit den Krediten setzt China geopolitische Interessen um. So kann die Volksrepublik das geliehene Geld stellenweise sogar zurückfordern, wenn sie mit der Politik des Partnerlandes nicht einverstanden ist.   

Chinas Geopolitik mit Impfstoff 

 Im Sommer 2020 hatte Xi Jinping, Chinas Staatsoberhaupt, angekündigt Impfstoff an Schwellen- und Entwicklungsländer zu verschenken. Vor allem an Einfluss in Lateinamerika hat China Interesse. Das beste Beispiel dafür ist Brasilien. Deren Präsident Jair Bolsonaro lehnte Impfungen grundsätzlich ab, wetterte gegen China, bezeichnete Covid-19 bezeichnete als „kommunistisches Virus“ und kündigte an, dass in São Paulo eine eigene Impfstoff-Fabrik entstehen sollte.   Doch Sinovac, das chinesische Unternehmen, das alle benötigten Waren liefern sollte, stoppte im Februar 2021 die Zusammenarbeit. Die Lieferungen gab es erst wieder, als sich Huawei an der Ausschreibung für den 5G-Ausbau in Brasilien beteiligen durfte. Wegen des Vorwurfs, der chinesische Telekommunikationsausrüster würde seine Technologie zu Spionagezwecken einsetzen, war ihm das vorher verboten worden.   

Wie ist Chinas Beziehung zu Hongkong? 

 Hongkong ist eine Sonderverwaltungszone, die unter der Kontrolle der Volksrepublik China steht. Unter der Prämisse „Ein Land, zwei Systeme“ werden der Metropole dabei diverse Rechte eingeräumt, die andere Verwaltungszonen Chinas nicht haben. Beispielsweise freie Wahlen oder Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Das Prinzip gilt offiziell noch bis ins Jahr 2047. In den vergangenen Jahren kam es jedoch zu diversen Verletzungen der Unabhängigkeit durch China und zu massiven Protesten durch die Bürgerinnen und Bürger in Hongkong.   China übernahm am 1. Juli 1997 die Kontrolle über Hongkong von den Briten. Das kapitalistische System, die eigene Währung und das Rechtssystem sollten jedoch erhalten bleiben. Yiu-Chung Wong, Professor für Politikwissenschaften an der Lingnan University in Hongkong betont jedoch, dass es seitdem zu einer „schleichenden Erosion der formal garantierten liberalen Gesellschaftsordnung gekommen“ sei.   

Wie ist Chinas Beziehung zu Taiwan? 

 Aus Sicht der Volksrepublik China ist Taiwan eine abtrünnige Provinz. Taiwan betrachtet sich als demokratischen Inselstaat. Geopolitisch ist Taiwan häufig Gegenstand hitziger Debatten. Wer diplomatische Beziehungen mit Taiwan unterhält und damit deren Unabhängigkeit von China anerkennt, darf keine diplomatischen Beziehungen mehr zur Volksrepublik haben. Japan war eines der ersten Länder, das seine Beziehungen zu Taiwan abbrach und die Ein-China-Politik anerkannte.  Der Konflikt zwischen Taiwan und China basiert auf dem Bürgerkrieg in der jetzigen Volksrepublik China nach Ende des zweiten Weltkriegs. Unter der Führung von Chiang Kai-shek kämpften die Kuomintang gegen die Kommunisten der Volksbefreiungsarmee unter Mao Zedong. Die nationalkonservative, ehemalige Regierung flüchtete nach Taiwan, um von dort aus das Festland zurückzuerobern. Dazu sollte es bis heute nicht kommen.   

Chinas Geopolitik 

 China strebt an, eine Weltmacht zu werden. Entsprechend offensiv fallen geopolitische Bestrebungen aus. Alle News dazu gibt es von der Table.Media-Redaktion.