News
Erscheinungsdatum: 03. Februar 2024

Dutzende Tote bei US-Luftangriffen in Syrien und Irak: Borrell warnt vor „Eskalation“ in Nahost

Nach einem Drohnenangriff auf einen US-Stützpunkt in Jordanien haben die USA Einrichtungen proiranischer Milizen bombardiert. Zudem griffen die USA und Partner Huthi-Stellungen im Jemen an. Die Sorge vor einer Ausweitung des Konflikts nimmt zu.

Nach dem gewaltsamen Tod dreier US-Soldaten in Nahost hat das amerikanische Militär nach eigenen Angaben im Irak und in Syrien mehr als 85 Ziele mit Bezug zu den iranischen Revolutionsgarden angegriffen. Bei den Vergeltungsschlägen gegen die Garden und mit ihnen verbündete Milizen starben Berichten zufolge mehr als 30 Menschen. Der Iran, der Irak, Syrien und auch Russland verurteilten die US-Luftangriffe. Großbritannien sprach den USA dagegen am Samstag das Recht zu, auf Attacken zu reagieren. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat vor einer „Eskalation“ im Nahen Osten gewarnt. Der Nahe Osten sei „ein Kessel, der explodieren kann“, sagte Borrell kurz vor einem informellen Treffen der EU-Außenminister in Brüssel auf Nachfrage. „Deshalb rufen wir alle auf, eine Eskalation zu vermeiden.“ Alle müssten „versuchen zu verhindern, dass die Situation explosiv wird“, sagte Borrell.

In der Nacht zum Sonntag haben Streitkräfte der USA und Großbritanniens gemeinsam Stellungen der Huthi im Jemen beschossen. Mit der Hilfe weiterer Länder seien 36 Ziele der ebenfalls vom Iran unterstützten Huthi-Miliz an 13 Orten im Jemen attackiert worden, teilte das US-Verteidigungsministerium mit. Es ist bereits der dritte gemeinsame britisch-amerikanische Militäreinsatz in den vergangenen Wochen gegen die Huthi.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober sind US-Truppen im Irak, in Syrien und Jordanien mehr als 160 Mal angegriffen worden. Vergangenes Wochenende gab es dabei erstmals Tote. Die USA machen für die tödlichen Angriffe in Jordanien nahe der syrischen Grenze radikale, vom Iran unterstützte Milizen verantwortlich. Bei den jüngsten Luftangriffen handelte es sich um die ersten Vergeltungsschläge. US-Generalleutnant Douglas Sims sprach von einem Erfolg: Bei Treffern von Munitionslagern der Milizen seien große Explosionen ausgelöst worden. Die USA hätten die Angriffe in dem Bewusstsein gestartet, dass es wahrscheinlich Opfer in den attackierten Einrichtungen geben werde. In den kommenden Tagen werden weitere Angriffe erwartet.

In Syrien starben nach Angaben der Beobachtungsstelle für Menschenrechte 23 Menschen. Sie hätten in den attackierten Stellungen Wache gehalten, hieß es. Im Irak wurden nach Angaben der Regierung in Bagdad 16 Personen getötet. Darunter seien auch Zivilisten, teilte das Büro von Ministerpräsident Mohammed Schia al-Sudani mit. Die irakischen Volksmobilisierungstruppen erklärten dagegen, 16 ihrer Mitglieder – neben Kämpfern auch Sanitäter – seien getötet worden. Die Truppen fungieren als staatliche Sicherheitskräfte, an denen auch vom Iran unterstützte Gruppen beteiligt sind.

Der Iran erklärte, die US-Luftangriffe verletzten die Souveränität und die territoriale Integrität des Irak und Syriens. Sie stellten „einen weiteren abenteuerlichen und strategischen Fehler der Vereinigten Staaten dar, der nur zu einer erhöhten Spannung und Instabilität in der Region führen wird“, sagte ein Sprecher des iranischen Außenministeriums.

Die Regierung in Bagdad verurteilte die Angriffe als „ neue Aggression gegen die Souveränität des Iraks“. Sie seien auch nicht vorher zwischen der irakischen und der US-Regierung abgestimmt worden. Solche Behauptungen seien Lügen, erklärte das Büro des Ministerpräsidenten. Die Präsenz der von den USA geführten Militärkoalition in der Region sei „zu einem Grund für die Bedrohung der Sicherheit und Stabilität im Irak und zu einer Rechtfertigung für die Einbeziehung des Iraks in regionale und internationale Konflikte geworden“. Iraks Außenministerium bestellte den Geschäftsträger der USA in Bagdad ein, um formell Protest gegen die US-Luftangriffe auf Ziele im Irak einzulegen.

Syrien erklärte, was die USA getan hätten, habe dazu beigetragen, den Konflikt im Nahen Osten auf sehr gefährliche Weise anzuheizen. Auch Russland verurteilte die US-Luftangriffe. Der UN-Sicherheitsrat müsse sich mit der jüngsten Entwicklung beschäftigen, sagte die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa. „Es ist offensichtlich, dass die Luftangriffe absichtlich darauf zielen, den Konflikt noch weiter anzuheizen.“

Ein Sprecher der Regierung in London sagte, Großbritannien und die USA seien treue Verbündete. „Wir würden ihre Einsätze nicht kommentieren, aber wir unterstützen ihr Recht, auf Angriffe zu reagieren.“ Großbritannien verurteile seit langem die destabilisierenden Aktivitäten des Irans in der gesamten Region, einschließlich seiner politischen, finanziellen und militärischen Unterstützung einer Reihe militanter Gruppen.

Die USA und Großbritannien haben im vergangenen Monat koordinierte Angriffe auf die Huthi-Rebellen im Jemen begonnen, die ihrerseits wiederholt Handelsschiffe im Roten Meer angegriffen haben. Die Huthi, die vom Iran unterstützt werden, werten ihre Attacken als Akt der Solidarität mit der Hamas im Gazastreifen. Gegen diese ebenfalls vom Iran unterstützte Islamisten-Organisation geht Israel massiv vor, seit die Gruppe am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet hatte. rtr

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
Teilen
Kopiert!