Hat Europa künftig noch einen Platz an der Weltspitze? Unsere Freiheit und unser Wohlstand hängen davon ab, welchen Weg Europa jetzt einschlägt und ob Wissenschaft und Forschung dabei die Richtung vorgeben. Die neue EU-Kommission steht vor großen Aufgaben. Spätestens seit Mario Draghis Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit der EU ist klar: Europa muss erheblich innovativer werden, um im globalen Wettbewerb mitzuhalten.
Die neue Kommission ist in einer grundlegend veränderten geopolitischen Lage. Wir erleben den Aufstieg autoritärer und nationalistischer Regierungen. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und seine Folgen haben uns die Gefahren einseitiger wirtschaftlicher Abhängigkeit schmerzlich erfahren lassen. Immer deutlicher tritt China als Systemrivale Europas auf. Und egal, wer das Rennen ins Weiße Haus gewinnt: Als Stabilitätsgarant Europas befinden sich die USA auf dem Rückzug.
Höchste Zeit für Europa, in die eigene Souveränität zu investieren. Dabei sollte uns klar sein: So wie Europa jetzt ist, kann es nicht bleiben. Und zwar nicht, weil es jetzt schlecht ist, sondern zu wenig ehrgeizig. Zu wenig selbstbewusst. Zu wenig auf die eigenen Stärken bedacht. Was wir brauchen, ist der Mut und die Bereitschaft, selbst Veränderungen anzustoßen.
Drei Punkte, die aus meiner Sicht klarmachen, was wir dringend benötigen:
Wohin also geht Europas Reise? Ich bin davon überzeugt: Wenn wir als Europäerinnen und Europäer füreinander einstehen, wenn wir Hindernisse als gemeinsame europäische Herausforderungen angehen und noch intensiver als bisher unsere Stärken bündeln, dann kommen wir wieder auf Erfolgskurs. Als Senatorin in Hamburg sehe ich jeden Tag, was Europa alles kann: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen Teilen der Welt arbeiten hier über Institutionengrenzen interdisziplinär und vernetzt zusammen.
Unsere Science City Hamburg Bahrenfeld ist ein europäisches Projekt, in dem Start-ups mit der Spitzenforschung zusammenarbeiten und dafür nur die Straße überqueren müssen. Wo mit dem weltstärksten Röntgenlasermikroskop PETRA IV europäische Technologiesouveränität, Grundlagenforschung und Anwendung in der Privatwirtschaft zusammenkommen soll. Ich erlebe in Hamburg einen besonderen Spirit. Menschen, die sich für gemeinsame Projekte begeistern. Die kooperativ und wagemutig Grenzen überwinden. Die damit Neues entdecken und Innovatives schaffen. Das ist, wofür die Idee Europa steht. Und das ist, was Europa jetzt braucht.