Wie die Stimmung bei der Berlin University Alliance (BUA) im laufenden Exzellenzwettbewerb ist, war am vergangenen Dienstag bei einem Parlamentarischen Abend zu beobachten. „Wir müssen reden“, sagte Günter M. Ziegler, BUA-Vorsitzender und Präsident der Freien Universität (FU) Berlin. In seiner Begrüßungsrede hatte er zuvor auch deutlich gemacht, dass der Verbund das Vertrauen der Politik braucht. Und tatsächlich steckten die Spitzen der Berliner Wissenschaft und Wissenschaftspolitik an diesem Abend im Medizinhistorischen Museum der Charité stundenlang die Köpfe zusammen. Im Raum stand offensichtlich die Frage: Wie geht es weiter?
Am 22. Mai hat die BUA einen Dämpfer erhalten. An diesem Tag wurden, wie berichtet, die Entscheidungen über die Exzellenzcluster im laufenden Wettbewerb verkündet. Die Berliner Exzellenzquadriga, bestehend aus FU, Humboldt-Universität (HU), Technischer Universität (TU) und Charité, brachte von zehn beantragten Clustern nur fünf durch. Damit geht sie nun mit zwei Forschungsverbünden weniger ins Finale als beim letzten Mal. 2019 war sie der erste Universitätsverbund, der im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder, erfolgreich einen Exzellenzwettbewerb bestanden hatte.
Für Wissenschaftsstaatssekretär Henry Marx blieb die BUA erklärtermaßen „hinter den Erwartungen zurück“. Auf LinkedIn mahnte er zusätzliche Anstrengungen an. Und auch die hochschulpolitisch engagierte Berliner Psychologieprofessorin Jule Specht rief öffentlich dazu auf, jetzt „die Ärmel hochzukrempeln“. Mit expliziter öffentlicher Kritik halten sich jedoch alle Beteiligten zurück.
Klar ist: Die BUA muss Boden gutmachen. Und das nicht nur im Wettbewerb selbst, sondern auch in der Politik. Julia von Blumenthal (HU), Heyo K. Kroemer (Charité) und Geraldine Rauch (TU) wissen das. Als Mitglieder des BUA-Führungskreises waren sie bei dem Abend genauso vor Ort wie Berlins Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD). Eingefunden hatten sich auch Berlins Finanzsenator Stefan Evers (CDU), der forschungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Oliver Kaczmarek und der Vorsitzende des Bundestags-Forschungsausschusses Karl Lauterbach (SPD).
Starkes Sparen und Angst vor dem Scheitern. Der Redebedarf und die Politikdichte dieses Abends erklären sich auch durch die Ereignisse seit November 2024 – also vor der Exzellenzclusterentscheidung. Damals erklärte Ziegler im Wissenschaftsausschuss, dass die BUA „fröhlich unterwegs“ sei. Ein Scheitern wäre eine „Katastrophe“ und „keine Option“. Seitdem steht jedoch auch die beständige Finanzierung der Berliner Wissenschaft infrage, denn der Senat muss Milliarden sparen.
Seit 2019 fließen jährlich rund 23 Millionen Euro an Exzellenz-Geld in die BUA. Um den Verbund juristisch aufzustellen, war ein eigenes Gesetz nötig. Jahre vergingen bis es veröffentlicht wurde. Die Arbeit im Verbund lief da schon längst. Sie drückt sich auch in Jobs aus. Pro Jahr schafft die BUA rund 70 aktive Vollzeitstellen im wissenschaftlichen Bereich, darunter fünf Professuren. Dazu kamen 2024 noch einmal rund 25 Promotionsstellen.
Inhaltlich verfolgt der Verbund fünf zentrale Ziele :
Um all das zu erreichen, braucht es Geld. Würde die Exzellenzförderung ab dem Jahr 2027 auslaufen, wäre zunächst die Stadt als Finanzier gefragt. Doch die ist klamm. Rund drei Milliarden Euro spart Berlin dieses Jahr, 145 Millionen Euro davon zieht sie bei den Hochschulen ab. Wie hoch die Kürzungen 2026 ausfallen, wird gerade noch ausgemacht. Dass die Unis im Exzellenzverbund an der nächsten Sparrunde vorbeikommen, ist unwahrscheinlich. Auch das zeigte der Parlamentarische Abend in Berlin.
Dort beschwor Finanzsenator Evers zwar, wie bedeutsam Kontinuität in der Wissenschaftsfinanzierung sei („Wir müssen durchhalten und dürfen keine Strukturen ins Wanken bringen“). Doch sei Berlin „vor allem eine Kommune“, die mit gestiegenen Pflichtausgaben in Pflege und Erziehung konfrontiert sei. Im Umkehrschluss bedeutet das: Zieglers Diagnose vom November 2024 ist aktuell. Eine BUA-Niederlage im Exzellenzfinale wäre eine „Katastrophe“.
Die nächsten Monate werden entscheidend: Im Sommer beginnt das finale Auswahlverfahren in der Endrunde. Am 1. August muss die BUA ihren Selbstbericht über das Erreichte beim Wissenschaftsrat abgeben. Allein die Vorgaben dazu sind seitenlang. Zwischen September und Dezember folgt die Showtime, also die Begutachtung. Der Showdown im Finale, die Entscheidung, fällt am 11. und 12. März 2026.
Rückendeckung für die BUA. Bis dahin gilt in Berlin: weiterarbeiten und – so wie bei dem Parlamentarischen Abend – Strippen für die BUA im Finale ziehen. Den Auftrag hat Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra verstanden: „Die BUA ist unverzichtbar. Dafür braucht sie politische Rückendeckung“, sagte die SPD-Senatorin bei ihrer Ansprache. Stefan Evers, Karl Lauterbach und Oliver Kaczmarek können die Botschaft nicht überhört haben.