
Das Thema Umweltschutz begleitet Monika Griefahn seit ihrer Kindheit. 1954 in Mühlheim-Ruhr geboren, wuchs sie im Ruhrgebiet inmitten seiner verschmutzten Luft auf. „Das kann man sich heute nicht mehr vorstellen. Alles war gelb von den Schwefelschwaden. Die Wäsche war immer dreckig, wenn man sie draußen aufhängte“, berichtet Griefahn.
Einige Jahrzehnte später blickt sie auf eine berufliche Karriere in der Politik zurück, in der das Thema Umwelt fast immer im Vordergrund stand. Heute engagiert sich die ehemalige niedersächsische Umweltministerin und Bundestagsabgeordnete (1998-2009) bei der E-Fuel Alliance für nachhaltige Kraftstoffe. Kraftstoffe, die durch CO2 aus der Atmosphäre, Wasserstoff und Ökostrom auch den alten Opel Corsa klimafreundlich fahren lassen (Europe.Table berichtete).
Monika Griefahn ist seit 2021 Sprecherin der E-Fuel Alliance
Nach der Schule geht Griefahn nach Hamburg und studiert dort Soziologie und Mathematik. Die wachsende Industrie schwemmt dort Chemikalien in die Elbe. Als Reaktion engagiert sich Griefahn in Bürgerinitiativen und schreibt ihre Doktorarbeit über das Produktionssystem Cradle to Cradle. Eine Art, Produkte herzustellen, sodass ihre Bestandteile vollständig wiederverwertet oder kompostiert werden können.
1980 gründet sie mit einigen anderen Aktivisten den deutschen Ableger der weltgrößten Umweltorganisation – Greenpeace. Ihr Einsatz dort findet auch in der Politik Anklang. Als Gerhard Schröder 1990 sein Kabinett für die Landesregierung in Niedersachsen zusammenstellt, fällt seine Wahl für die Umweltministerin auf die Greenpeace-Chefin. „Schröder hat sich wohl gedacht: Die Frau kann wirklich was ändern“, sagt Griefahn.
Heute hat Monika Griefahn sich von der Politik verabschiedet und arbeitet stattdessen direkt an Lösungen für die Klimakrise. Als Sprecherin der E-Fuel Alliance setzt Monika Griefahn sich seit 2021 dafür ein, auch die Autos klimafreundlich zu gestalten, die heute schon auf unseren Straßen fahren: Derzeit gibt es über 1,4 Milliarden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren auf der Erde (Europe.Table berichtete). „Wir werden sie nicht einfach verschrotten können. Selbst Autos, die heute bei uns aussortiert werden, fahren oft morgen woanders weiter“, sagt Griefahn.
Abhängigkeit von einzelnen Staaten verringern
E-Fuels sollen eine Lösung bieten. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus CO2 und Wasserstoff. Je nach chemischer Zusammensetzung gleichen sie Benzin, Rohöl oder Diesel. Produktionsanlagen gibt es dafür noch kaum, dabei wären E-Fuels laut Griefahn eine Antwort auf eine Vielzahl von Problemen. „Aktuell importieren wir 60 Prozent fossile Energie aus Ländern wie Russland und Saudi-Arabien. Ich sehe kein Problem darin, in den Bau von großen Anlagen zur Produktion von klimafreundlichen E-Fuels in vielen verschiedenen Ländern zu investieren“, sagt Griefahn.
Länder wie Namibia, Japan, Algerien, Marokko und Australien zeigen bereits Interesse an der Idee. Eine Kooperation mit diesen Ländern stellt die europäische Energieversorgung nicht nur klimafreundlicher und diverser auf, sondern verringert auch die Abhängigkeit von einzelnen Staaten, so Griefahn.
Für die Klimakrise braucht es vielfältige Lösungen. In Monika Griefahns Augen fehlt der Politik dafür noch der Blick. „Wissen wir denn, dass die E-Mobilität die einzige wahre Lösung ist? Ich weiß es nicht. Allein der Kupferverbrauch spricht schon dagegen.“ Man müsse Wege finden, die Ressourcen zu nutzen, die schon im Umlauf sind und für neue Ideen offenbleiben: „Wir dürfen Ingenieurs- und Erfindergeist nicht zu sehr einschränken.“ Svenja Schlicht