jedes Land mit Atomkraftwerken steht irgendwann vor der Frage: Wohin mit dem Atommüll? Strahlende Abfälle müssen für Jahrtausende sicher endgelagert werden. China ist eines der wenigen Länder, die die Atomkraft weiter ausbauen. Mithilfe deutscher Unterstützung entwickelt die Volksrepublik Verfahren zur Verglasung des Atommülls, beschreibt Frank Sieren. Staatsmedien berichten von großen Durchbrüchen. Die Volksrepublik hofft, den Atommüll 1.000 Jahre sicher zu lagern. Westliche Forscher sind allerdings skeptisch.
Die Erforschung der Ursprünge des Covid-19-Virus ist entscheidend, um die nächste Pandemie schon im Keim zu ersticken. Je näher die Wissenschaft dem ersten infizierten Menschen kommt, desto wahrscheinlicher wird es, neue Krankheitserreger früh zu entdecken. Eine neue Datenanalyse gibt nun vor, Indizien für einen früheren Covid-19-Ausbruch in China entdeckt zu haben. Öffentliche Einrichtungen in Hubei hätten eine große Menge an PCR-Tests geordert, weit bevor China die erste Covid-19-Infektion an die WHO gemeldet hat. Doch Experten äußern große Zweifel an den neuen Indizien: PCR-Tests werden schon seit langem für die Identifikation auch anderer Krankheitserreger genutzt, wie Marcel Grzanna berichtet. Die Frage nach dem Ursprung der Pandemie wird die Weltgemeinschaft noch eine Weile beschäftigen – und sie bleibt politisch aufgeladen.
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Obwohl China derzeit noch über weniger Atomkraftwerke verfügt als Frankreich oder die Vereinigten Staaten, ist das Land schon jetzt weltweit Spitzenreiter beim Neubau von Kernkraftwerken. Das hat auch damit zu tun, dass die Volksrepublik bis 2060 klimaneutral werden will. In den vergangenen zehn Jahren sind deshalb in China 37 Reaktoren ans Netz gegangen, 17 weitere werden derzeit gebaut. Das Problem: Wie viele andere Staaten verfügt auch China nicht über Endlager für seinen hochradioaktiven Müll. Derzeit wird das radioaktive Material an den Reaktorstandorten lediglich zwischengelagert.
Doch bei der Verarbeitung des Atommülls gibt es neue Fortschritte. China hat kürzlich seine erste Anlage zur Verglasung radioaktiver Abfälle eröffnet. Die Anlage in Guangyuan in der südwestlichen Provinz Sichuan soll laut staatlichen Medienberichten hochradioaktiven Flüssigmüll in Glasform binden können, welches dann für eine langfristige Lagerung und Entsorgung geeignet sein soll.
Dabei werden die radioaktiven Elemente ausgebrannter Brennstäbe bei einer Temperatur von mindestens 1.100 Grad mit Silikatglas in Spezialbehältern, sogenannten HAW-Kokillen, eingeschmolzen und verplombt. Die jährliche Entsorgungsmenge werde voraussichtlich mehrere hundert Kubikmeter erreichen, heißt es. Das aus den Abfällen hergestellte Glas wird einige hunderte Meter entfernt unter der Erde gelagert. Wie zuverlässig diese Art der Verwahrung hält, ist allerdings schwierig zu prognostizieren. In Deutschland machen verglaste Abfälle aus der Wiederaufarbeitung 40 Prozent des hochradioaktiven Atommülls aus.
Einige Elemente wie Uran können in Wiederaufarbeitungsanlagen recycelt werden, was mit den verbleibenden abgebrannten Brennelemente jedoch nicht möglich ist. Sie müssen sicher entsorgt werden: Eine vorübergehende Lösung besteht darin, den Abfall zu zerkleinern und mit Wasser zur vorläufigen Lagerung in Metallbehältern zu mischen. Dabei bleibt das Material jedoch hochradioaktiv.
Der Prozess der Verglasung ist jedoch auf Dauer sicherer, da die schädlichen nuklearen Elemente eingeschlossen werden, und die Lagerung unter der Erde mit erheblich geringerem Risiko für die Umwelt möglich scheint, geben Chinas Staatsmedien einen lokalen Wissenschaftler wieder. Ein weiterer Vorteil dieser Methode sei, dass weniger schädliche Elemente in Form von Gas entweichen könnten.
Die sogenannte “Vitrification” gilt auch international als die derzeit fortschrittlichste Technologie zur Einlagerung radioaktiver Materialien. Die Fabrik in Guangyuan basiert zum Teil auf deutscher Technologie.
Allerdings hat die Technik auch ihre Tücken. Wenn die Kokillen beschädigt oder durch Korrosion undicht werden, könnte das Silikatglas ebenfalls allmählich korrodieren und gegebenenfalls die eingeschlossenen radioaktiven Stoffe freisetzen. Und auch der Schmelzofen zur Verglasung der Abfälle muss aufgrund von Erosion etwa alle fünf Jahre ausgetauscht werden. Ganz besonders aufwendig wird das Verfahren, wenn der Abfall nicht in fester, sondern flüssiger Form vorliegt. Die chinesischen Forscher erwarten jedoch, 2024 mit dem Bau einer Fabrik mit einer noch verfeinerten Technologie beginnen zu können.
Eine Studie der britischen Universität Sheffield kam bereits 2014 zu dem Ergebnis, dass mit dieser Methode rund 90 Prozent des Atommülls “eliminiert” werden könnte. Viele Versuche, solche Ergebnisse in die alltägliche Nutzung zu überführen, scheiterten bislang allerdings am hohen technischen und finanziellen Aufwand. Die Chinesen sind jedoch drangeblieben. Peking hält die Atomkraft für einen entscheidenden Faktor, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2060 zu erreichen. Immerhin: Zumindest die Methoden, die die Sicherheit des Verfahrens testen, werden besser.
Wissenschaftler der Universität Bonn haben 2019 eine neue Methode entwickelt, mit der sie detailliert beobachten können, welche Prozesse bei der Korrosion von Silikatglas durch Wasser ablaufen. Damit ist es möglich, die Sicherheit von verglastem Atommüll besser zu gewährleisten. Dabei nutzen die Mineralogen und Geochemiker die sogenannte konfokale Raman-Spektroskopie. Sie bündelt das Laserlicht auf eine bestimmte Stelle im Raum, und das auf wenige tausendstel Millimeter genau, um jedes Teil der Probe untersuchen zu können. Sofern die Probe transparent ist, gelingt das nicht nur an der Oberfläche, sondern auch in tieferen Schichten.
“Auch wenn die Reaktion sehr langsam wurde, kann derzeit nicht ausgeschlossen werden, dass durch diesen Korrosionsprozess über lange Zeiträume radioaktive Elemente frei werden“, warnt Thorsten Geisler-Wierwille vom Institut für Geowissenschaften und Meteorologie der Universität Bonn. Jedoch würden zur Verglasung von Atommüll Gläser verwandt, die weitaus stabiler gegenüber Wasser sind, als die in der Studie untersuchte Sorte. In einem nächsten Schritt sollen nun diese Gläser untersucht werden. Die chinesischen Behörden gehen derweil davon aus, dass ihre Variante 1.000 Jahre haltbar sei und bezeichnen die Methode als “Durchbruch” in der Atommüllforschung.
Bereits Ende der 1960er Jahre gab es erste Überlegungen, flüssigen radioaktiven Abfall direkt in Glas einzuschmelzen. Die meisten Verglasungsanlagen befinden ich heute in den USA und Europa. Das Werk in Guangyan wurde 2004 von der China Atomic Energy Authority (CAEA) genehmigt und von China und Deutschland gemeinsam konzipiert. Bereits im Jahr 1999 wurde ein Prototyp aus Deutschland an eine Militäranlage in Sichuan geliefert, die auch Atomwaffen herstellt und über die größte Lagerstätte für radioaktiven Müll im Südwesten Chinas verfügt.
Die Volksrepublik China wird sich auf neue Fragen zu ihrer Handhabe des Corona-Ausbruchs einstellen müssen. Anlass ist ein signifikanter Anstieg der Nachfrage nach sogenannten PCR-Tests in der Provinz Hubei im Jahr 2019. Schon ein halbes Jahr, bevor aus der Provinzhauptstadt Wuhan Berichte über Infektionen mit Covid-19 an die Öffentlichkeit drangen, hatten demnach diverse öffentliche Einrichtungen in Hubei damit begonnen, sich mit großen Mengen der Tests auszurüsten. Das ergab die Datenanalyse eines australischen Cybersecurity-Unternehmens namens Internet 2.0.
Die Analysten verwendeten Daten über öffentliche Ausschreibungen in China als Grundlage ihrer Untersuchung. Die Autoren interpretieren den deutlichen Anstieg als eine Reaktion auf das plötzliche Auftreten eines Corona-Erregers. Die Statistiken zeigen beispielsweise, dass im Mai 2019 das Chinese Center for Disease Control and Prevention (CDC) in Hubei fünfmal mehr PCR-Tests beschaffte als üblich. Zum gleichen Zeitpunkt haben auch Universitäten ihre Bestellungen verdoppelt. Einen abermaligen markanten Anstieg gab es dann zwischen Juli und Oktober 2019. Großen Bedarf sah in dieser Zeit unter anderem die Wuhan University of Science and Technology, die ihre Jahresausgaben für die Tests auf knapp neun Millionen Yuan verachtfachte. Auch die Volksbefreiungsarmee zählte zu den Kunden mit erhöhtem Interesse an den Tests.
“Wir glauben, dass die erhöhten Ausgaben im Mai darauf hindeuten, dass dies der früheste Zeitpunkt möglicher Infektionen ist”, heißt es in dem Report. Die Beteiligung von CDC oder Universitäten in die Bestellungen lieferten “Beweise dafür, dass die Zunahme der Käufe höchstwahrscheinlich mit dem Auftreten von COVID-19 in der Provinz Hubei im Jahr 2019 zusammenhängt”, heißt es weiter. Man sei zuversichtlich zu behaupten, “dass die Pandemie viel früher begann, als China die Weltgesundheitsorganisation über COVID-19 informiert hat.” Am 7. Januar 2020 hatten die Behörden erstmals SARS-CoV-2 öffentlich identifiziert und als Erreger von Covid-19 ausgemacht.
Der Report rief erwartungsgemäß unterschiedliche Reaktionen hervor. Akira Igata, ein Gastprofessor an der Tama Graduate School of Business in Tokio, der die Daten ebenfalls eingesehen hat, sagte dem Nachrichtenmagazin Nikkei Asia: “Wir können es nicht mit Sicherheit sagen, aber das sind starke Indizien dafür, dass einige Monate vor Dezember 2019 ein Virusausbruch in Wuhan bekannt war.”
Amesh Adalja vom John Hopkins Center for Health Security dagegen sagte der Nachrichtenagentur Bloomberg, die erhöhten Käufe von PCR-Tests seien nicht überraschend. Schon vor der Covid-19-Pandemie seien PCR-Tests die dominante Methode für den Nachweis von Krankheitserregern geworden. Auch die Daten der Analysefirma zeigen, dass es einen recht kontinuierlichen Anstieg bei der Nachfrage nach PCR-Tests in Hubei gab. Schon in vorherigen Jahren gab es mitunter eine Verdopplung der Nachfrage im Vergleich zum jeweiligen Vorjahr. PCR-Tests werden zum Nachweis einer Vielzahl von Erregern neben Covid-19 verwendet und sind in modernen Krankenhäusern und Laboren weit verbreitet.
China wird jedes Jahr von zahlreichen Infektionskrankheiten geplagt, die Krankenhäuser in Wuhan könnten das Testmaterial also genauso gut für den Nachweis anderer Erreger geordert haben, die gerade umliefen. Es gibt tatsächlich weitere gute Gründe, den Bericht nicht als Beleg für einen frühen Covid-Ausbruch zu nehmen, sondern allenfalls als Indiz dafür:
Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums zog die Glaubwürdigkeit und Kompetenz der Urheber des Berichts in Zweifel. Bloomberg zufolge sagte der Außenamtssprecher: “Die Rückverfolgbarkeit von Viren ist ein ernstes wissenschaftliches Problem, das von Wissenschaftlern angegangen werden sollte.” Das Informationsbüro des chinesischen Staatsrates habe mit der Veröffentlichung eines Weißbuches zur Corona-Bekämpfung “einen klaren Zeitplan und eiserne Fakten” vorgelegt.
Die Analysten hatten sich Daten aus den Jahren 2007 bis 2019 genauer angeschaut. Insgesamt untersuchten sie 1.716 Beschaffungsverträge. Aus anderen chinesischen Provinzen und Städten nahmen die Verfasser der Datenanalyse Kontrollproben in ihre Analyse auf, die ausschließen sollten, dass auch in anderen Teilen des Landes ein steigender Bedarf nach PCR-Test vorgekommen war. Lediglich in Peking registrierten die Autoren ebenfalls eine Zunahme.
Durch die lokale Eingrenzung der wachsenden Nachfrage auf die Provinz Hubei und ihre Hauptstadt Wuhan sehen sich die Verantwortlichen in ihrer Vermutung bestätigt, dass es sich um einen Covid-19-Ausbruch handelt. Dennoch betonen die Gründer von Internet 2.0, dass die Daten keinen Aufschluss darüber geben, woher das Virus stamme. “Dieser Bericht identifiziert auch keinen bestimmten Zeitpunkt, an dem eine Pandemie aufgetreten ist. Die Tatsache, dass China große Anstrengungen unternommen hat, um sicherzustellen, dass schlüssige Beweise nicht zugänglich sind, bedeutet leider, dass wir uns möglicherweise auf Datenpunkte von Drittanbietern verlassen müssen”, ließen die Firmengründer in einer Stellungnahme wissen.
Die personelle Besetzung der australischen Cybersecurity-Firma wirft jedoch auch Fragen auf. Für die Untersuchung zeichnen frühere Geheimdienst-Mitarbeiter verantwortlich, die mehrheitlich aus den USA, Großbritannien und Australien stammen. Aus jenen drei Staaten also, die kürzlich das Militärbündnis Aukus ins Leben gerufen haben.
Aukus will die Sicherheitslage im Indo-Pazifik mit seiner Präsenz beeinflussen, um chinesischen Territorialansprüchen im Südchinesischen Meer entgegenzutreten. Zudem zählt die australische Regierung zu den Kunden von Internet 2.0.
Fakt jedoch ist, dass die Analyse all jenen neues Futter liefert, die Chinas Aufarbeitung seines Krisenmanagements für unaufrichtig halten. Peking hat diese Haltung auch selbst gefördert, weil es beispielsweise bis zum heutigen Tag keine Rohdaten zur Verfügung gestellt hat, die es Forschern auf der ganzen Welt erleichtern würden, dem Ursprung des Virus auf die Spur zu kommen. Wenn Peking transparenter handelte, würden auch nicht so viele Gerüchte zum Ursprung des Erregers kursieren.
Nach dem Immobilienentwickler Evergrande ist diese Woche ein weiterer chinesischer Baukonzern in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Die Fantasia Holdings Group Co. hat eine am Montag fällige Anleihe in Höhe von 205,7 Millionen Dollar nicht zurückgezahlt. Das meldete das Unternehmen in einer Pflichtmitteilung an die Hongkonger Börse.
Das Unternehmen erklärte, man habe 2016 eine Anleihe von 500 Millionen Dollar aufgenommen. Die nun fällige Rückzahlung von 50 Prozent könne man derzeit jedoch nicht leisten. Die Geschäftsleitung und der Vorstand prüften derzeit “potenzielle Auswirkungen auf die Finanzlage und die Liquidität des Konzerns”, teilte das Unternehmen mit.
Die 1998 gegründete Fantasia Holdings hat ihren Hauptsitz in der südchinesischen Metropole Shenzhen. Im November 2009 ging sie in Hongkong an die Börse. Fantasia ist in vielen großen Städten und Ballungsgebieten Chinas aktiv, unter anderem in der Guangdong-Hong Kong-Macao Greater Bay Area und der Chengdu-Chongqing Metropolitan Area.
Als Reaktion auf den Zahlungsausfall senkte die amerikanische Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit von Fantasia um vier Stufen – von B auf CCC-. Fitch zufolge bestehe nun ein erhebliches Risiko, dass das Unternehmen auch kommende Zahlungen für seine internationalen Anleihen nicht leisten könne. Die Ratingagentur schätzt, dass Fantasia bis Ende nächsten Jahres internationale Anleihezahlungen in Höhe von fast zwei Milliarden Dollar sowie Anleihezahlungen für den lokalen Markt in Höhe von fast einer Milliarde Dollar (6,4 Milliarden Yuan) zu leisten hat.
Fantasia ist nach Evergrande der zweite chinesische Immobilienkonzern, der in finanzielle Schwierigkeiten gerät. Evergrande hatte Schulden von umgerechnet mehr als 300 Milliarden US-Dollar angehäuft (China.Table berichtete). Zu Wochenbeginn wurden die Evergrande-Aktien aus dem Handel der Börse in Hongkong genommen (China.Table berichtete). Einige Analysten fürchten nun einen Dominoeffekt. Unser China.Table-Korrespondent in Peking hat die Krise analysiert und kommt zu dem Schluss: Die Auswirkungen auf das Immobilien- und Finanzsystem des Landes werden überschaubar bleiben. Ein Zusammenbruch oder gar eine globale Finanzkrise drohen nicht. rad
Chinas Banken sollen Betreibern von Kohlekraftwerken und Kohleminen mehr Kredite zur Verfügung stellen. Das geht aus einer Anordnung der chinesischen Aufsichtsbehörde für Banken und Versicherungen hervor. Ziel sei es, die Energiekrise des Landes zu überwinden und die Produktion der Kohlekraftwerke zu erhöhen, wie der Nachrichtendienst Bloomberg berichtet.
In den vergangenen Tagen war es aufgrund hoher Kohlepreise und der Abschaltung einiger Kraftwerke in mehr als 20 Provinzen zu Stromengpässen gekommen. Viele lokale und internationale Industriebetriebe sowie einige Haushalte waren betroffen und mussten die Produktion drosseln. Durch den anstehenden Winter wird die Nachfrage nach Kohle weiter steigen. Da die Strompreise staatlich festgesetzt sind, machen viele Kohlekraftwerke bei hohen Kohlepreisen keine Gewinne und drosselt die Produktion.
Die Anordnung der Behörde sieht vor, dass fällige Kredite aus der Kohleindustrie verlängert oder erneuert werden und der Zugang zu Krediten nicht eingeschränkt wird. Um den jüngsten Anstieg der Kohlepreise zu dämpfen, wurde zudem Finanzspekulationen mit Rohstoffen durch die Behörde untersagt. nib
China und die USA wollen in dieser Woche offenbar direkte Gespräche führen. Das berichtet die Hongkonger Tageszeitung South China Morning Post. Dem Bericht zufolge will sich Chinas Topdiplomat Yang Jiechi mit dem amerikanischen Sicherheitsberater Jake Sullivan in der Schweiz treffen. Als mögliches Datum wird der heutige Mittwoch genannt. Das Treffen käme rund einen Monat nach einem offiziellen Telefonat der beiden Präsidenten Joe Biden und Xi Jinping.
“Mit dem Treffen versuchen die beiden Seiten offenbar, Kommunikationskanäle wiederaufzubauen und einen Grundkonsens herzustellen“, zitiert die Zeitung eine nicht näher genannte Person, die mit den Vorbereitungen für das Treffen vertraut sein soll. Ein Gesprächsthema könnte auch ein mögliches Gipfeltreffen zwischen Xi und Biden sein.
Zu Beginn der Woche hatte die amerikanische Handelsbeauftragte Katherine Tai in Washington die neue US-Handelsstrategie gegenüber China vorgestellt (China.Table berichtete). Tai machte deutlich, dass die Handelsbarrieren zwischen beiden Ländern vorerst nicht so schnell abgebaut werden. “Wir haben weiterhin ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Staats-zentrierten und nicht marktorientierten Handelspraktiken Chinas”, sagte Tai am Montag in Washington. Tai sagte, sie wolle sich in den kommenden Tagen mit Chinas Vize-Ministerpräsident Liu He treffen. rad
China und Pakistan haben ein drei Milliarden Euro teures Projekt zur Entwicklung der Küste Karatschis vereinbart. Das Projekt umfasst den Ausbau des Hafens, den Bau eines Fischereihafens und die Einrichtung einer 640 Hektar großen Handelszone. Ebenso soll eine Hafenbrücke und bezahlbare Wohnungen für 20.000 Einwohner gebaut werden, wie die Internetseite Nikkei Asia berichtet. Sowohl Pakistan als auch China bestätigten das Projekt.
Bisherige Projekte der Belt-and-Road-Initiative Chinas in Pakistan kamen nur sehr langsam voran. Große Infrastrukturprojekte im Straßenbau stocken, weil das Terrain schwierig ist und Korruption den Bau auf pakistanischer Seite zusätzlich verzögert (China.Table berichtete). Pekings Augenmerk lag lange Zeit auf dem Ausbau des Hafens in Gwadar und dem Bau eines Straßen-, Schienen- und Pipelinenetzes von China nach Gwadar. Die fragile Sicherheitslage in der Region – zuletzt kamen bei einem Selbstmordanschlag auf ein Fahrzeug mit chinesischen Staatsangehörigen zwei Kinder ums Leben – hat die Attraktivität des Standorts jedoch verringert. Analysten gehen davon aus, dass auch die Umsetzung des neuen Milliardenprojekts in Karatschi ebenfalls schwierig wird. nib
4. – 10. Oktober
Organisiert vom Berliner Senat & Asia Berlin Forum e.V.
Wir freuen uns, die Leserschaft des China.Table auf den Asia Berlin Summit 2021 aufmerksam zu machen, der vom 04. bis zum 10. Oktober stattfinden wird. Das Forum möchte Startup-Ökosysteme Asiens und Europas miteinander vernetzen.
Anbei finden Sie das heutige Programm. Um an den Veranstaltungen teilzunehmen, registrieren Sie sich hier. Veranstaltungsort heute ist wenn nicht anders angegebem das Spielfeld digitalHub, Skalitzer Str. 85/86, 10997 Berlin. Der hybride Summit nutzt die Brella App, wählen Sie sich hier ein, nachdem Sie sich registriert haben.
TODAY’S PROGRAM
09:00 AM: Embassy Day Event: Mapping Nepal’s Startup Ecosystem, Embassy of Nepal
10:00 AM: Exhibition: Young-Jae Lee in collaboration with KDK – Korean Emotions meet the spirit of Bauhaus, Royal Embassy of Cambodia Gallery Damdam
10:20 AM: Satellite Event India Day: Transforming landscape of India as a global innovation partner Multilayered cooperation -Governments, Corporates and Startups SPIELFELD Stage 2
10:00 AM: Opening, Speaker: S. Bhasin SPIELFELD Stage 1
10:50 AM: INVESTORS’ PROGRAM Next Gen Ventures, P. Sosrodjojo (AC Ventures), R. Lau (RHL Ventures) SPIELFELD Stage 1
11:20 AM: INVESTORS’ PROGRAM Keynote: China Start, Speaker: Bo Ji (Cheung Kong Graduate School of Business) SPIELFELD Stage 1
11:35 AM: INVESTORS’ PROGRAM Panel: Asia x Berlin investores on sharing best practices in each part of the world, sharing investment hypothesis on what is exciting to invest in respective geographies, Speaker: J. Song (APX), B. Joffe (SOSV), M. M. Bommer (Next Big Thing), R. Nasrallah (Earlybird Venture Capital) , T. Verb (Carbonless Asia), J. Singh SPIELFELD Stage 1
12:00 PM: Exhibition: Más Allá, el Mar Canta (Beyond, the Sea Sings) Times Art Center Berlin
01: 00 PM: Exhibition: Contested Modernities – Postcolonial Architecture in Southeast Asia Haus der Statistik
01:00 PM: Exhibition: Fall right back to sleep after a terror, Yafei Qi Migrant Bird Space
01:30 PM: INVESTORS’ PROGRAM – CVCs in Logistics Tech, Speaker: L. Saraya (TOP Ventures), J. Yu (LFX Venture Partners), R. Riecke (Porsche Ventures) SPIELFELD Stage 1
01:30 PM: Panel: Growth story of a startup unicorn in Berlin with its Asian investors SPIELFELD Stage 1
02:00 PM: Embassy Day Event: Pakistan – Catching Up with the Global Digital Journey, Dr. Dr. Talat Mahmood Embassy of the Islamic Republic of Pakistan
02:15 PM: INVESTORS’ DAY | Corporate Innovation (Intrapreneurship), Speaker: V. Sridhar (PayTM), Marcus Krug (SAP SE), Luis Sperr (InnoEnergy) SPIELFELD Stage 1
03:00 PM: INVESTORS’ PROGRAM | FireSide Chat: “Tapping into Indo-German Investment Potential”, Speaker: P. Kabel (Aecal Ventures), S. Borkar (Mahindra Group India), A. Di Giacomo (WunderNova GmbH) SPIELFELD Stage 1
04:00 PM: INVESTORS’ DAY | Panel: Crossbreeding Unicorns: Why A Multi-Racial Lens Uncovers The Biggest Tech Opportunities Of The Future- investors and founders, Speaker: M. M. Baum (WLOUNGE Magda Group fund), M. Bi (NY Ventures), V. Liu (SilverLife), C. Gallop (MakeLoveNotPorn) SPIELFELD Stage 1
06:30 PM: Book Presentation (German): “Indien Super Power” by author/journalist Michael Braun Alexander, Embassy of India in cooperation with DIG Berlin e.V. TTC Embassy of India, Tiergartenstraße 17, 10785 Berlin/Auditorium
Die Analysen von Kevin Gallagher spannen oftmals über mehrere Kontinente. Der Professor für Entwicklungspolitik an der Boston University hat sich während seiner akademischen Karriere besonders auf Lateinamerika spezialisiert. Seine Forschungen zur Volksrepublik konnte er als Gastprofessor an der Tsinghua-Universität in Peking intensivieren. “Jüngst hat sich China als eine Art Kreditgeber letzter Instanz für jene Länder in der Region etabliert, die beschränkten Zugang zu den globalen Finanzmärkten haben”, sagt der US-Amerikaner.
Die Volksrepublik habe schon 2008 die Staaten in der Karibik und Lateinamerika (LAC) vor den schlimmsten Auswirkungen der damaligen Finanzkrise bewahrt. Chinas Konjunkturprogramm kurbelte die Nachfrage nach Rohstoffen aus der Region an, die sich zwischen 2009 und 2011 fast verdoppelt hat. “Die Handelsbeziehungen zwischen China und den LAC sind von entscheidender Bedeutung für das wirtschaftliche Wohlergehen der Region”, sagt Gallagher.
Heute würden beispielsweise mehr als drei Viertel aller Sojabohnen aus Brasilien importiert. “Die Corona-Pandemie hat offengelegt, wie stark die LAC von China als Exportziel für ihre Rohstoffe abhängig sind”, meint er.
Gallagher versucht in seiner Forschung mit statistischen Analysen und Berechnungsmodellen globale Handels- und Finanzströme zu analysieren. Mit Blick auf China betont er regelmäßig, welche Risiken die wachsende Relevanz der Volksrepublik in der Entwicklungsfinanzierung hinsichtlich der Schuldenlast, Biodiversität und des Klimawandels mit sich bringt. Beispielsweise beleuchtet eine neue Datenanalyse seines Global Development Policy Center in Boston die Auslandsdarlehen der China Development Bank und der Bank of China zwischen 2008 und 2019. In diesem Zeitraum lag die globale Entwicklungshilfe Chinas bei 462 Milliarden US-Dollar und damit nur knapp hinter jener der Weltbank.
Die chinesischen Investments könnten bis 2030 zu einem Anstieg des globalen Realeinkommens von 2,9 Prozent führen. “Aber der Anstieg chinesischer Entwicklungshilfe sorgt für Bedenken angesichts einer möglichen Schuldenspirale für die Empfängerländer. Wenngleich sich die Investitionen über die Welt verteilen, sind 60 Prozent davon an lediglich zehn Länder gegangen: Venezuela, Pakistan, Russland, Brasilien, Angola, Ecuador, Argentinien, Indonesien, Iran und Turkmenistan. Einige davon könnten Schwierigkeiten bei der Rückzahlung bekommen”, erklärt er.
Die Entwicklungshilfe Chinas konzentriere sich vor allem auf den Bau von Infrastruktur. Eine Datenanalyse von Gallaghers Team hat deshalb von der Volksrepublik finanzierte Projekte auf deren Nähe zu biologisch sensiblen Regionen ausgewertet. Von den 615 Projekten befänden sich 124 in nationalen Umweltschutzgebieten und könnten sich negativ auf die Lebensräume bedrohter Arten auswirken.
In vielerlei Hinsicht beinhalten die Aussagen von Gallagher ein “Ja, aber”. Er erkennt an, dass China als Geldgeber oftmals dort eingesprungen sei, wo sich der wohlhabende Westen zurückgezogen habe. Doch nicht selten sind die Investitionen der Volksrepublik mit negativen Auswirkungen verbunden. Deshalb besteht Handlungsbedarf auf internationaler Ebene.
Gallaghers Expertise ist gefragt. Seit einigen Jahren ist er Mitglied des Komitees für Entwicklungspolitik der Vereinten Nationen. Auch war er Teil eines Expertenteams für den China Council for International Cooperation on Environment and Development (CCICED). Das Team analysierte, wie die Belt-and-Road-Initiative mit den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen in Einklang gebracht werden kann. Die Vergrößerung der Schnittmengen zwischen chinesischen Investitionen und Nachhaltigkeit wird Gallagher auch künftig beschäftigen. Constantin Eckner
Jan Timm ist seit Beginn des Monats MRP Expert bei Daimler Greater China in Zhenjiang und für die Materialbedarfsplanung mitverantwortlich. Timm war zuvor in verschiedenen Positionen bei der Mercedes Benz AG tätig.
Zum Dahinschmelzen – ein Eis in Form des Tengwang-Pavillons in Nanchang, der Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Jiangxi.
jedes Land mit Atomkraftwerken steht irgendwann vor der Frage: Wohin mit dem Atommüll? Strahlende Abfälle müssen für Jahrtausende sicher endgelagert werden. China ist eines der wenigen Länder, die die Atomkraft weiter ausbauen. Mithilfe deutscher Unterstützung entwickelt die Volksrepublik Verfahren zur Verglasung des Atommülls, beschreibt Frank Sieren. Staatsmedien berichten von großen Durchbrüchen. Die Volksrepublik hofft, den Atommüll 1.000 Jahre sicher zu lagern. Westliche Forscher sind allerdings skeptisch.
Die Erforschung der Ursprünge des Covid-19-Virus ist entscheidend, um die nächste Pandemie schon im Keim zu ersticken. Je näher die Wissenschaft dem ersten infizierten Menschen kommt, desto wahrscheinlicher wird es, neue Krankheitserreger früh zu entdecken. Eine neue Datenanalyse gibt nun vor, Indizien für einen früheren Covid-19-Ausbruch in China entdeckt zu haben. Öffentliche Einrichtungen in Hubei hätten eine große Menge an PCR-Tests geordert, weit bevor China die erste Covid-19-Infektion an die WHO gemeldet hat. Doch Experten äußern große Zweifel an den neuen Indizien: PCR-Tests werden schon seit langem für die Identifikation auch anderer Krankheitserreger genutzt, wie Marcel Grzanna berichtet. Die Frage nach dem Ursprung der Pandemie wird die Weltgemeinschaft noch eine Weile beschäftigen – und sie bleibt politisch aufgeladen.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!
Obwohl China derzeit noch über weniger Atomkraftwerke verfügt als Frankreich oder die Vereinigten Staaten, ist das Land schon jetzt weltweit Spitzenreiter beim Neubau von Kernkraftwerken. Das hat auch damit zu tun, dass die Volksrepublik bis 2060 klimaneutral werden will. In den vergangenen zehn Jahren sind deshalb in China 37 Reaktoren ans Netz gegangen, 17 weitere werden derzeit gebaut. Das Problem: Wie viele andere Staaten verfügt auch China nicht über Endlager für seinen hochradioaktiven Müll. Derzeit wird das radioaktive Material an den Reaktorstandorten lediglich zwischengelagert.
Doch bei der Verarbeitung des Atommülls gibt es neue Fortschritte. China hat kürzlich seine erste Anlage zur Verglasung radioaktiver Abfälle eröffnet. Die Anlage in Guangyuan in der südwestlichen Provinz Sichuan soll laut staatlichen Medienberichten hochradioaktiven Flüssigmüll in Glasform binden können, welches dann für eine langfristige Lagerung und Entsorgung geeignet sein soll.
Dabei werden die radioaktiven Elemente ausgebrannter Brennstäbe bei einer Temperatur von mindestens 1.100 Grad mit Silikatglas in Spezialbehältern, sogenannten HAW-Kokillen, eingeschmolzen und verplombt. Die jährliche Entsorgungsmenge werde voraussichtlich mehrere hundert Kubikmeter erreichen, heißt es. Das aus den Abfällen hergestellte Glas wird einige hunderte Meter entfernt unter der Erde gelagert. Wie zuverlässig diese Art der Verwahrung hält, ist allerdings schwierig zu prognostizieren. In Deutschland machen verglaste Abfälle aus der Wiederaufarbeitung 40 Prozent des hochradioaktiven Atommülls aus.
Einige Elemente wie Uran können in Wiederaufarbeitungsanlagen recycelt werden, was mit den verbleibenden abgebrannten Brennelemente jedoch nicht möglich ist. Sie müssen sicher entsorgt werden: Eine vorübergehende Lösung besteht darin, den Abfall zu zerkleinern und mit Wasser zur vorläufigen Lagerung in Metallbehältern zu mischen. Dabei bleibt das Material jedoch hochradioaktiv.
Der Prozess der Verglasung ist jedoch auf Dauer sicherer, da die schädlichen nuklearen Elemente eingeschlossen werden, und die Lagerung unter der Erde mit erheblich geringerem Risiko für die Umwelt möglich scheint, geben Chinas Staatsmedien einen lokalen Wissenschaftler wieder. Ein weiterer Vorteil dieser Methode sei, dass weniger schädliche Elemente in Form von Gas entweichen könnten.
Die sogenannte “Vitrification” gilt auch international als die derzeit fortschrittlichste Technologie zur Einlagerung radioaktiver Materialien. Die Fabrik in Guangyuan basiert zum Teil auf deutscher Technologie.
Allerdings hat die Technik auch ihre Tücken. Wenn die Kokillen beschädigt oder durch Korrosion undicht werden, könnte das Silikatglas ebenfalls allmählich korrodieren und gegebenenfalls die eingeschlossenen radioaktiven Stoffe freisetzen. Und auch der Schmelzofen zur Verglasung der Abfälle muss aufgrund von Erosion etwa alle fünf Jahre ausgetauscht werden. Ganz besonders aufwendig wird das Verfahren, wenn der Abfall nicht in fester, sondern flüssiger Form vorliegt. Die chinesischen Forscher erwarten jedoch, 2024 mit dem Bau einer Fabrik mit einer noch verfeinerten Technologie beginnen zu können.
Eine Studie der britischen Universität Sheffield kam bereits 2014 zu dem Ergebnis, dass mit dieser Methode rund 90 Prozent des Atommülls “eliminiert” werden könnte. Viele Versuche, solche Ergebnisse in die alltägliche Nutzung zu überführen, scheiterten bislang allerdings am hohen technischen und finanziellen Aufwand. Die Chinesen sind jedoch drangeblieben. Peking hält die Atomkraft für einen entscheidenden Faktor, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2060 zu erreichen. Immerhin: Zumindest die Methoden, die die Sicherheit des Verfahrens testen, werden besser.
Wissenschaftler der Universität Bonn haben 2019 eine neue Methode entwickelt, mit der sie detailliert beobachten können, welche Prozesse bei der Korrosion von Silikatglas durch Wasser ablaufen. Damit ist es möglich, die Sicherheit von verglastem Atommüll besser zu gewährleisten. Dabei nutzen die Mineralogen und Geochemiker die sogenannte konfokale Raman-Spektroskopie. Sie bündelt das Laserlicht auf eine bestimmte Stelle im Raum, und das auf wenige tausendstel Millimeter genau, um jedes Teil der Probe untersuchen zu können. Sofern die Probe transparent ist, gelingt das nicht nur an der Oberfläche, sondern auch in tieferen Schichten.
“Auch wenn die Reaktion sehr langsam wurde, kann derzeit nicht ausgeschlossen werden, dass durch diesen Korrosionsprozess über lange Zeiträume radioaktive Elemente frei werden“, warnt Thorsten Geisler-Wierwille vom Institut für Geowissenschaften und Meteorologie der Universität Bonn. Jedoch würden zur Verglasung von Atommüll Gläser verwandt, die weitaus stabiler gegenüber Wasser sind, als die in der Studie untersuchte Sorte. In einem nächsten Schritt sollen nun diese Gläser untersucht werden. Die chinesischen Behörden gehen derweil davon aus, dass ihre Variante 1.000 Jahre haltbar sei und bezeichnen die Methode als “Durchbruch” in der Atommüllforschung.
Bereits Ende der 1960er Jahre gab es erste Überlegungen, flüssigen radioaktiven Abfall direkt in Glas einzuschmelzen. Die meisten Verglasungsanlagen befinden ich heute in den USA und Europa. Das Werk in Guangyan wurde 2004 von der China Atomic Energy Authority (CAEA) genehmigt und von China und Deutschland gemeinsam konzipiert. Bereits im Jahr 1999 wurde ein Prototyp aus Deutschland an eine Militäranlage in Sichuan geliefert, die auch Atomwaffen herstellt und über die größte Lagerstätte für radioaktiven Müll im Südwesten Chinas verfügt.
Die Volksrepublik China wird sich auf neue Fragen zu ihrer Handhabe des Corona-Ausbruchs einstellen müssen. Anlass ist ein signifikanter Anstieg der Nachfrage nach sogenannten PCR-Tests in der Provinz Hubei im Jahr 2019. Schon ein halbes Jahr, bevor aus der Provinzhauptstadt Wuhan Berichte über Infektionen mit Covid-19 an die Öffentlichkeit drangen, hatten demnach diverse öffentliche Einrichtungen in Hubei damit begonnen, sich mit großen Mengen der Tests auszurüsten. Das ergab die Datenanalyse eines australischen Cybersecurity-Unternehmens namens Internet 2.0.
Die Analysten verwendeten Daten über öffentliche Ausschreibungen in China als Grundlage ihrer Untersuchung. Die Autoren interpretieren den deutlichen Anstieg als eine Reaktion auf das plötzliche Auftreten eines Corona-Erregers. Die Statistiken zeigen beispielsweise, dass im Mai 2019 das Chinese Center for Disease Control and Prevention (CDC) in Hubei fünfmal mehr PCR-Tests beschaffte als üblich. Zum gleichen Zeitpunkt haben auch Universitäten ihre Bestellungen verdoppelt. Einen abermaligen markanten Anstieg gab es dann zwischen Juli und Oktober 2019. Großen Bedarf sah in dieser Zeit unter anderem die Wuhan University of Science and Technology, die ihre Jahresausgaben für die Tests auf knapp neun Millionen Yuan verachtfachte. Auch die Volksbefreiungsarmee zählte zu den Kunden mit erhöhtem Interesse an den Tests.
“Wir glauben, dass die erhöhten Ausgaben im Mai darauf hindeuten, dass dies der früheste Zeitpunkt möglicher Infektionen ist”, heißt es in dem Report. Die Beteiligung von CDC oder Universitäten in die Bestellungen lieferten “Beweise dafür, dass die Zunahme der Käufe höchstwahrscheinlich mit dem Auftreten von COVID-19 in der Provinz Hubei im Jahr 2019 zusammenhängt”, heißt es weiter. Man sei zuversichtlich zu behaupten, “dass die Pandemie viel früher begann, als China die Weltgesundheitsorganisation über COVID-19 informiert hat.” Am 7. Januar 2020 hatten die Behörden erstmals SARS-CoV-2 öffentlich identifiziert und als Erreger von Covid-19 ausgemacht.
Der Report rief erwartungsgemäß unterschiedliche Reaktionen hervor. Akira Igata, ein Gastprofessor an der Tama Graduate School of Business in Tokio, der die Daten ebenfalls eingesehen hat, sagte dem Nachrichtenmagazin Nikkei Asia: “Wir können es nicht mit Sicherheit sagen, aber das sind starke Indizien dafür, dass einige Monate vor Dezember 2019 ein Virusausbruch in Wuhan bekannt war.”
Amesh Adalja vom John Hopkins Center for Health Security dagegen sagte der Nachrichtenagentur Bloomberg, die erhöhten Käufe von PCR-Tests seien nicht überraschend. Schon vor der Covid-19-Pandemie seien PCR-Tests die dominante Methode für den Nachweis von Krankheitserregern geworden. Auch die Daten der Analysefirma zeigen, dass es einen recht kontinuierlichen Anstieg bei der Nachfrage nach PCR-Tests in Hubei gab. Schon in vorherigen Jahren gab es mitunter eine Verdopplung der Nachfrage im Vergleich zum jeweiligen Vorjahr. PCR-Tests werden zum Nachweis einer Vielzahl von Erregern neben Covid-19 verwendet und sind in modernen Krankenhäusern und Laboren weit verbreitet.
China wird jedes Jahr von zahlreichen Infektionskrankheiten geplagt, die Krankenhäuser in Wuhan könnten das Testmaterial also genauso gut für den Nachweis anderer Erreger geordert haben, die gerade umliefen. Es gibt tatsächlich weitere gute Gründe, den Bericht nicht als Beleg für einen frühen Covid-Ausbruch zu nehmen, sondern allenfalls als Indiz dafür:
Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums zog die Glaubwürdigkeit und Kompetenz der Urheber des Berichts in Zweifel. Bloomberg zufolge sagte der Außenamtssprecher: “Die Rückverfolgbarkeit von Viren ist ein ernstes wissenschaftliches Problem, das von Wissenschaftlern angegangen werden sollte.” Das Informationsbüro des chinesischen Staatsrates habe mit der Veröffentlichung eines Weißbuches zur Corona-Bekämpfung “einen klaren Zeitplan und eiserne Fakten” vorgelegt.
Die Analysten hatten sich Daten aus den Jahren 2007 bis 2019 genauer angeschaut. Insgesamt untersuchten sie 1.716 Beschaffungsverträge. Aus anderen chinesischen Provinzen und Städten nahmen die Verfasser der Datenanalyse Kontrollproben in ihre Analyse auf, die ausschließen sollten, dass auch in anderen Teilen des Landes ein steigender Bedarf nach PCR-Test vorgekommen war. Lediglich in Peking registrierten die Autoren ebenfalls eine Zunahme.
Durch die lokale Eingrenzung der wachsenden Nachfrage auf die Provinz Hubei und ihre Hauptstadt Wuhan sehen sich die Verantwortlichen in ihrer Vermutung bestätigt, dass es sich um einen Covid-19-Ausbruch handelt. Dennoch betonen die Gründer von Internet 2.0, dass die Daten keinen Aufschluss darüber geben, woher das Virus stamme. “Dieser Bericht identifiziert auch keinen bestimmten Zeitpunkt, an dem eine Pandemie aufgetreten ist. Die Tatsache, dass China große Anstrengungen unternommen hat, um sicherzustellen, dass schlüssige Beweise nicht zugänglich sind, bedeutet leider, dass wir uns möglicherweise auf Datenpunkte von Drittanbietern verlassen müssen”, ließen die Firmengründer in einer Stellungnahme wissen.
Die personelle Besetzung der australischen Cybersecurity-Firma wirft jedoch auch Fragen auf. Für die Untersuchung zeichnen frühere Geheimdienst-Mitarbeiter verantwortlich, die mehrheitlich aus den USA, Großbritannien und Australien stammen. Aus jenen drei Staaten also, die kürzlich das Militärbündnis Aukus ins Leben gerufen haben.
Aukus will die Sicherheitslage im Indo-Pazifik mit seiner Präsenz beeinflussen, um chinesischen Territorialansprüchen im Südchinesischen Meer entgegenzutreten. Zudem zählt die australische Regierung zu den Kunden von Internet 2.0.
Fakt jedoch ist, dass die Analyse all jenen neues Futter liefert, die Chinas Aufarbeitung seines Krisenmanagements für unaufrichtig halten. Peking hat diese Haltung auch selbst gefördert, weil es beispielsweise bis zum heutigen Tag keine Rohdaten zur Verfügung gestellt hat, die es Forschern auf der ganzen Welt erleichtern würden, dem Ursprung des Virus auf die Spur zu kommen. Wenn Peking transparenter handelte, würden auch nicht so viele Gerüchte zum Ursprung des Erregers kursieren.
Nach dem Immobilienentwickler Evergrande ist diese Woche ein weiterer chinesischer Baukonzern in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Die Fantasia Holdings Group Co. hat eine am Montag fällige Anleihe in Höhe von 205,7 Millionen Dollar nicht zurückgezahlt. Das meldete das Unternehmen in einer Pflichtmitteilung an die Hongkonger Börse.
Das Unternehmen erklärte, man habe 2016 eine Anleihe von 500 Millionen Dollar aufgenommen. Die nun fällige Rückzahlung von 50 Prozent könne man derzeit jedoch nicht leisten. Die Geschäftsleitung und der Vorstand prüften derzeit “potenzielle Auswirkungen auf die Finanzlage und die Liquidität des Konzerns”, teilte das Unternehmen mit.
Die 1998 gegründete Fantasia Holdings hat ihren Hauptsitz in der südchinesischen Metropole Shenzhen. Im November 2009 ging sie in Hongkong an die Börse. Fantasia ist in vielen großen Städten und Ballungsgebieten Chinas aktiv, unter anderem in der Guangdong-Hong Kong-Macao Greater Bay Area und der Chengdu-Chongqing Metropolitan Area.
Als Reaktion auf den Zahlungsausfall senkte die amerikanische Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit von Fantasia um vier Stufen – von B auf CCC-. Fitch zufolge bestehe nun ein erhebliches Risiko, dass das Unternehmen auch kommende Zahlungen für seine internationalen Anleihen nicht leisten könne. Die Ratingagentur schätzt, dass Fantasia bis Ende nächsten Jahres internationale Anleihezahlungen in Höhe von fast zwei Milliarden Dollar sowie Anleihezahlungen für den lokalen Markt in Höhe von fast einer Milliarde Dollar (6,4 Milliarden Yuan) zu leisten hat.
Fantasia ist nach Evergrande der zweite chinesische Immobilienkonzern, der in finanzielle Schwierigkeiten gerät. Evergrande hatte Schulden von umgerechnet mehr als 300 Milliarden US-Dollar angehäuft (China.Table berichtete). Zu Wochenbeginn wurden die Evergrande-Aktien aus dem Handel der Börse in Hongkong genommen (China.Table berichtete). Einige Analysten fürchten nun einen Dominoeffekt. Unser China.Table-Korrespondent in Peking hat die Krise analysiert und kommt zu dem Schluss: Die Auswirkungen auf das Immobilien- und Finanzsystem des Landes werden überschaubar bleiben. Ein Zusammenbruch oder gar eine globale Finanzkrise drohen nicht. rad
Chinas Banken sollen Betreibern von Kohlekraftwerken und Kohleminen mehr Kredite zur Verfügung stellen. Das geht aus einer Anordnung der chinesischen Aufsichtsbehörde für Banken und Versicherungen hervor. Ziel sei es, die Energiekrise des Landes zu überwinden und die Produktion der Kohlekraftwerke zu erhöhen, wie der Nachrichtendienst Bloomberg berichtet.
In den vergangenen Tagen war es aufgrund hoher Kohlepreise und der Abschaltung einiger Kraftwerke in mehr als 20 Provinzen zu Stromengpässen gekommen. Viele lokale und internationale Industriebetriebe sowie einige Haushalte waren betroffen und mussten die Produktion drosseln. Durch den anstehenden Winter wird die Nachfrage nach Kohle weiter steigen. Da die Strompreise staatlich festgesetzt sind, machen viele Kohlekraftwerke bei hohen Kohlepreisen keine Gewinne und drosselt die Produktion.
Die Anordnung der Behörde sieht vor, dass fällige Kredite aus der Kohleindustrie verlängert oder erneuert werden und der Zugang zu Krediten nicht eingeschränkt wird. Um den jüngsten Anstieg der Kohlepreise zu dämpfen, wurde zudem Finanzspekulationen mit Rohstoffen durch die Behörde untersagt. nib
China und die USA wollen in dieser Woche offenbar direkte Gespräche führen. Das berichtet die Hongkonger Tageszeitung South China Morning Post. Dem Bericht zufolge will sich Chinas Topdiplomat Yang Jiechi mit dem amerikanischen Sicherheitsberater Jake Sullivan in der Schweiz treffen. Als mögliches Datum wird der heutige Mittwoch genannt. Das Treffen käme rund einen Monat nach einem offiziellen Telefonat der beiden Präsidenten Joe Biden und Xi Jinping.
“Mit dem Treffen versuchen die beiden Seiten offenbar, Kommunikationskanäle wiederaufzubauen und einen Grundkonsens herzustellen“, zitiert die Zeitung eine nicht näher genannte Person, die mit den Vorbereitungen für das Treffen vertraut sein soll. Ein Gesprächsthema könnte auch ein mögliches Gipfeltreffen zwischen Xi und Biden sein.
Zu Beginn der Woche hatte die amerikanische Handelsbeauftragte Katherine Tai in Washington die neue US-Handelsstrategie gegenüber China vorgestellt (China.Table berichtete). Tai machte deutlich, dass die Handelsbarrieren zwischen beiden Ländern vorerst nicht so schnell abgebaut werden. “Wir haben weiterhin ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Staats-zentrierten und nicht marktorientierten Handelspraktiken Chinas”, sagte Tai am Montag in Washington. Tai sagte, sie wolle sich in den kommenden Tagen mit Chinas Vize-Ministerpräsident Liu He treffen. rad
China und Pakistan haben ein drei Milliarden Euro teures Projekt zur Entwicklung der Küste Karatschis vereinbart. Das Projekt umfasst den Ausbau des Hafens, den Bau eines Fischereihafens und die Einrichtung einer 640 Hektar großen Handelszone. Ebenso soll eine Hafenbrücke und bezahlbare Wohnungen für 20.000 Einwohner gebaut werden, wie die Internetseite Nikkei Asia berichtet. Sowohl Pakistan als auch China bestätigten das Projekt.
Bisherige Projekte der Belt-and-Road-Initiative Chinas in Pakistan kamen nur sehr langsam voran. Große Infrastrukturprojekte im Straßenbau stocken, weil das Terrain schwierig ist und Korruption den Bau auf pakistanischer Seite zusätzlich verzögert (China.Table berichtete). Pekings Augenmerk lag lange Zeit auf dem Ausbau des Hafens in Gwadar und dem Bau eines Straßen-, Schienen- und Pipelinenetzes von China nach Gwadar. Die fragile Sicherheitslage in der Region – zuletzt kamen bei einem Selbstmordanschlag auf ein Fahrzeug mit chinesischen Staatsangehörigen zwei Kinder ums Leben – hat die Attraktivität des Standorts jedoch verringert. Analysten gehen davon aus, dass auch die Umsetzung des neuen Milliardenprojekts in Karatschi ebenfalls schwierig wird. nib
4. – 10. Oktober
Organisiert vom Berliner Senat & Asia Berlin Forum e.V.
Wir freuen uns, die Leserschaft des China.Table auf den Asia Berlin Summit 2021 aufmerksam zu machen, der vom 04. bis zum 10. Oktober stattfinden wird. Das Forum möchte Startup-Ökosysteme Asiens und Europas miteinander vernetzen.
Anbei finden Sie das heutige Programm. Um an den Veranstaltungen teilzunehmen, registrieren Sie sich hier. Veranstaltungsort heute ist wenn nicht anders angegebem das Spielfeld digitalHub, Skalitzer Str. 85/86, 10997 Berlin. Der hybride Summit nutzt die Brella App, wählen Sie sich hier ein, nachdem Sie sich registriert haben.
TODAY’S PROGRAM
09:00 AM: Embassy Day Event: Mapping Nepal’s Startup Ecosystem, Embassy of Nepal
10:00 AM: Exhibition: Young-Jae Lee in collaboration with KDK – Korean Emotions meet the spirit of Bauhaus, Royal Embassy of Cambodia Gallery Damdam
10:20 AM: Satellite Event India Day: Transforming landscape of India as a global innovation partner Multilayered cooperation -Governments, Corporates and Startups SPIELFELD Stage 2
10:00 AM: Opening, Speaker: S. Bhasin SPIELFELD Stage 1
10:50 AM: INVESTORS’ PROGRAM Next Gen Ventures, P. Sosrodjojo (AC Ventures), R. Lau (RHL Ventures) SPIELFELD Stage 1
11:20 AM: INVESTORS’ PROGRAM Keynote: China Start, Speaker: Bo Ji (Cheung Kong Graduate School of Business) SPIELFELD Stage 1
11:35 AM: INVESTORS’ PROGRAM Panel: Asia x Berlin investores on sharing best practices in each part of the world, sharing investment hypothesis on what is exciting to invest in respective geographies, Speaker: J. Song (APX), B. Joffe (SOSV), M. M. Bommer (Next Big Thing), R. Nasrallah (Earlybird Venture Capital) , T. Verb (Carbonless Asia), J. Singh SPIELFELD Stage 1
12:00 PM: Exhibition: Más Allá, el Mar Canta (Beyond, the Sea Sings) Times Art Center Berlin
01: 00 PM: Exhibition: Contested Modernities – Postcolonial Architecture in Southeast Asia Haus der Statistik
01:00 PM: Exhibition: Fall right back to sleep after a terror, Yafei Qi Migrant Bird Space
01:30 PM: INVESTORS’ PROGRAM – CVCs in Logistics Tech, Speaker: L. Saraya (TOP Ventures), J. Yu (LFX Venture Partners), R. Riecke (Porsche Ventures) SPIELFELD Stage 1
01:30 PM: Panel: Growth story of a startup unicorn in Berlin with its Asian investors SPIELFELD Stage 1
02:00 PM: Embassy Day Event: Pakistan – Catching Up with the Global Digital Journey, Dr. Dr. Talat Mahmood Embassy of the Islamic Republic of Pakistan
02:15 PM: INVESTORS’ DAY | Corporate Innovation (Intrapreneurship), Speaker: V. Sridhar (PayTM), Marcus Krug (SAP SE), Luis Sperr (InnoEnergy) SPIELFELD Stage 1
03:00 PM: INVESTORS’ PROGRAM | FireSide Chat: “Tapping into Indo-German Investment Potential”, Speaker: P. Kabel (Aecal Ventures), S. Borkar (Mahindra Group India), A. Di Giacomo (WunderNova GmbH) SPIELFELD Stage 1
04:00 PM: INVESTORS’ DAY | Panel: Crossbreeding Unicorns: Why A Multi-Racial Lens Uncovers The Biggest Tech Opportunities Of The Future- investors and founders, Speaker: M. M. Baum (WLOUNGE Magda Group fund), M. Bi (NY Ventures), V. Liu (SilverLife), C. Gallop (MakeLoveNotPorn) SPIELFELD Stage 1
06:30 PM: Book Presentation (German): “Indien Super Power” by author/journalist Michael Braun Alexander, Embassy of India in cooperation with DIG Berlin e.V. TTC Embassy of India, Tiergartenstraße 17, 10785 Berlin/Auditorium
Die Analysen von Kevin Gallagher spannen oftmals über mehrere Kontinente. Der Professor für Entwicklungspolitik an der Boston University hat sich während seiner akademischen Karriere besonders auf Lateinamerika spezialisiert. Seine Forschungen zur Volksrepublik konnte er als Gastprofessor an der Tsinghua-Universität in Peking intensivieren. “Jüngst hat sich China als eine Art Kreditgeber letzter Instanz für jene Länder in der Region etabliert, die beschränkten Zugang zu den globalen Finanzmärkten haben”, sagt der US-Amerikaner.
Die Volksrepublik habe schon 2008 die Staaten in der Karibik und Lateinamerika (LAC) vor den schlimmsten Auswirkungen der damaligen Finanzkrise bewahrt. Chinas Konjunkturprogramm kurbelte die Nachfrage nach Rohstoffen aus der Region an, die sich zwischen 2009 und 2011 fast verdoppelt hat. “Die Handelsbeziehungen zwischen China und den LAC sind von entscheidender Bedeutung für das wirtschaftliche Wohlergehen der Region”, sagt Gallagher.
Heute würden beispielsweise mehr als drei Viertel aller Sojabohnen aus Brasilien importiert. “Die Corona-Pandemie hat offengelegt, wie stark die LAC von China als Exportziel für ihre Rohstoffe abhängig sind”, meint er.
Gallagher versucht in seiner Forschung mit statistischen Analysen und Berechnungsmodellen globale Handels- und Finanzströme zu analysieren. Mit Blick auf China betont er regelmäßig, welche Risiken die wachsende Relevanz der Volksrepublik in der Entwicklungsfinanzierung hinsichtlich der Schuldenlast, Biodiversität und des Klimawandels mit sich bringt. Beispielsweise beleuchtet eine neue Datenanalyse seines Global Development Policy Center in Boston die Auslandsdarlehen der China Development Bank und der Bank of China zwischen 2008 und 2019. In diesem Zeitraum lag die globale Entwicklungshilfe Chinas bei 462 Milliarden US-Dollar und damit nur knapp hinter jener der Weltbank.
Die chinesischen Investments könnten bis 2030 zu einem Anstieg des globalen Realeinkommens von 2,9 Prozent führen. “Aber der Anstieg chinesischer Entwicklungshilfe sorgt für Bedenken angesichts einer möglichen Schuldenspirale für die Empfängerländer. Wenngleich sich die Investitionen über die Welt verteilen, sind 60 Prozent davon an lediglich zehn Länder gegangen: Venezuela, Pakistan, Russland, Brasilien, Angola, Ecuador, Argentinien, Indonesien, Iran und Turkmenistan. Einige davon könnten Schwierigkeiten bei der Rückzahlung bekommen”, erklärt er.
Die Entwicklungshilfe Chinas konzentriere sich vor allem auf den Bau von Infrastruktur. Eine Datenanalyse von Gallaghers Team hat deshalb von der Volksrepublik finanzierte Projekte auf deren Nähe zu biologisch sensiblen Regionen ausgewertet. Von den 615 Projekten befänden sich 124 in nationalen Umweltschutzgebieten und könnten sich negativ auf die Lebensräume bedrohter Arten auswirken.
In vielerlei Hinsicht beinhalten die Aussagen von Gallagher ein “Ja, aber”. Er erkennt an, dass China als Geldgeber oftmals dort eingesprungen sei, wo sich der wohlhabende Westen zurückgezogen habe. Doch nicht selten sind die Investitionen der Volksrepublik mit negativen Auswirkungen verbunden. Deshalb besteht Handlungsbedarf auf internationaler Ebene.
Gallaghers Expertise ist gefragt. Seit einigen Jahren ist er Mitglied des Komitees für Entwicklungspolitik der Vereinten Nationen. Auch war er Teil eines Expertenteams für den China Council for International Cooperation on Environment and Development (CCICED). Das Team analysierte, wie die Belt-and-Road-Initiative mit den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen in Einklang gebracht werden kann. Die Vergrößerung der Schnittmengen zwischen chinesischen Investitionen und Nachhaltigkeit wird Gallagher auch künftig beschäftigen. Constantin Eckner
Jan Timm ist seit Beginn des Monats MRP Expert bei Daimler Greater China in Zhenjiang und für die Materialbedarfsplanung mitverantwortlich. Timm war zuvor in verschiedenen Positionen bei der Mercedes Benz AG tätig.
Zum Dahinschmelzen – ein Eis in Form des Tengwang-Pavillons in Nanchang, der Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Jiangxi.