Table.Briefing: China

Qin Gang abberufen + Journalisten-App

Liebe Leserin, lieber Leser,

Chinas Außenminister Qin Gang verschwindet – und die Regierung sagt dazu einen ganzen Monat lang kein Wort. Hochrangige Termine platzen oder werden verschoben, Vorgänger Wang Yi springt immer wieder ein. Immer neue Gerüchte kommen auf. Nun ist endlich Bewegung in die Causa Qin gekommen: Xi Jinping hat seinen früheren Vertrauten offiziell des Amtes enthoben. Vorgänger Wang Yi übernimmt, der Verbleib von Qin ist unklar.

Die Führung mag die Sache nun als erledigt betrachten. Doch das Image Chinas nach außen leidet durch den Vorgang massiv, und auch ins Innere strahlt er aus. Der Frage, warum Xi den Minister dermaßen schnell absetzen wollte, spürt Finn Mayer-Kuckuk in seiner Analyse nach. Es müssen schwerwiegende Gründe vorgelegen haben. Qin hatte fast sicher eine rote Linie überschritten.

Innerhalb der vorgegebenen Linien sollen sich auch die heimischen Journalisten bewegen. Damit das effektiv gelingt, gibt es eine neue App und Plattform für Medienschaffende. Sie soll den Journalisten dabei anleiten, ihre “marxistische Sicht auf den Journalismus” zu schärfen, wie die All-China Journalists Association erklärt.

Was wirklich hinter der Anwendung mit dem klingenden Namen “Hörsaal der Journalisten-Hochschule” steckt, ist ziemlich klar: Es geht um die Kontrolle der Journalistinnen und Journalisten. Die Schulungseinheiten sind Pflicht, eine erfolgreiche Teilnahme an den Kursen ist beispielsweise Voraussetzung für die Erneuerung des Presseausweises, wie Amelie Richter schreibt.

Ihre
Julia Fiedler
Bild von Julia  Fiedler

Analyse

Qin Gang abgesetzt – Vorgänger Wang wird sein Nachfolger

Da waren es noch zwei: Qin Gang (links) hat seinen Posten verloren, Wang Yi übernimmt ihn.

Staatschef Xi Jinping hat den amtierenden Außenminister Qin Gang abgesetzt. Das teilt die Führung über die Website des Staatssenders CCTV in einer lapidaren Bekanntmachung mit. Der ehemalige Außenminister Wang Yi übernimmt wieder die Leitung des Hauses. Qin ist seit dem 25. Juni verschwunden und befindet sich offenbar im Gewahrsam von Parteiorganen, möglicherweise der Disziplinarkommission.

Die Absetzung eines Außenministers im laufenden Betrieb ist auch in China ungewöhnlich. In den Wirren der Kulturrevolution kam sie häufiger vor, als beispielsweise Marschall Chen Yi 1972 nach fast 14 Jahren im Amt stürzte. Chens Nachfolger Ji Pengfei war bis 1974 ähnlich kurz im Amt wie Qin Gang. Seitdem haben die Außenminister ihre Amtszeiten im Wesentlichen reibungslos beenden können.

Xis persönliche Handschrift

Minister werden in China vom Parlament ernannt, dem Nationalen Volkskongress. Daher war auch eine Entscheidung des Ständigen Ausschusses des Volkskongresses nötig, um Qin aus dem Amt zu entfernen. Seine eigentliche Absetzung erfolgte dann jedoch in Form eines Dekrets von Präsident Xi Jinping.

Die persönliche Unterschrift von Xi ist auch der wichtigste Anhaltspunkt für die Ursache des abrupten Wechsels im Außenamt. Offenbar handelt es sich um eine Angelegenheit, in die Xi selbst involviert ist. Sehr wahrscheinlich ist der Staats- und Parteichef die treibende Kraft hinter der Absetzung Qins.

Xi musste wohl dringend handeln

Hinter dem Vorgang müssen auf jeden Fall extreme Vorgänge innerhalb der Top-Führung stecken. Sie gibt sich sonst gerne perfekt und unnahbar und zeigt eine möglichst glatte Fassade. Doch in diesem Fall scheint die Dringlichkeit der Absetzung weit wichtiger gewesen zu sein als die Wahrung des Gesichts. Das Verschwinden eines Außenministers – Chinas Gesicht nach außen! – fällt weltweit gnadenlos auf.

Immer ein belehrender Zeigefinger als scharfer Verteidiger der Partei: 2014 war Qin Außenamtssprecher.

Qin ist gerade internationalen Journalisten bestens bekannt. Er war Gesandter in der Botschaft in London. Er hat als Sprecher des Außenministeriums kurzzeitig die Fragen der Journalisten in Briefings beantwortet. Und Qin war Botschafter in den USA. Kaum jemand besaß international größere Bekanntheit. Auf allen Posten hat er die Volksrepublik und ihr System vehement verteidigt.

Comeback des profilierten Wang

Die Spitzenpersonalie bringt den profilierten Außenpolitiker Wang ins Staatsamt zurück. Wang Yi verwaltet jetzt beide diplomatische Spitzenpositionen in Personalunion:

  • Er ist weiterhin der Direktor der außenpolitischen Kommission der Partei, die über dem Ministerium steht. Nach seinem ersten Ausscheiden als Außenminister im Januar hatte er dieses Amt als Beförderung erhalten.
  • Zugleich kehrt er nach nur sieben Monaten ins Außenministerium zurück.

Wang gilt als getreuer parteiinterner Verbündeter von Xi Jinping. Er hatte zuletzt auch Qins Termine übernommen. Eine große Nähe zu Xi wurde allerdings immer wieder auch Qin nachgesagt.

Gesprächspartner von Annalena Baerbock

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock ist bereits mit beiden Amtsinhabern persönlich zusammengetroffen.

  • Im Juli 2022 hat sie mit Wang Yi in seiner Rolle als Außenminister beim G20-Außenministerministertreffen gesprochen.
  • Im September 2022 hat sie Wang am Rande der Vollversammlung der Vereinten Nationen getroffen.
  • Im Februar 2023 sprach sie mit Wang anlässlich der Münchner Sicherheitskonferenz. Da war er bereits vom Staats- in das Parteiamt aufgerückt.
Qin Gang mit Annalena Baerbock im April.
  • Bei G20 im März 2023 lernten sich dann Qin Gang und Baerbock kennen.
  • Die große Begegnung mit Qin Gang fand bei Baerbocks Besuch in China im April statt. Die beiden beharkten sich mit kritischen Sprüchen.
  • Im Mai trafen sich die beiden zum letzten Mal.

Widersprüchliche Erklärungen, wilde Theorien

Streit in der Führung ist auch in China eher die Regel als die Ausnahme. Viele derzeit verbreitete Erklärungsversuche greifen daher fast sicher zu kurz. Es habe Rivalität zwischen Wang und Qin gegeben, schreibt etwa die japanische Zeitung Nikkei. Doch das reicht nicht für eine Absetzung, die solche Schockwellen innerhalb und außerhalb der Partei auslöst. Xi müsste solche Unstimmigkeiten zwischen seinen Getreuen moderieren. Das System hält sie in der Regel problemlos aus.

Unter China-Beobachtern kursiert derzeit das Gerücht, Qin habe zu große Nähe zu einer Gruppe in der Partei gepflegt, die Xi wiederholt kritisiert hat. In einer verschärften Version des Gerüchts hat sie sogar den Sturz des Machthabers geplant. Das würde zumindest die Dringlichkeit und Härte erklären, mit der Qin entfernt wurde.

Raketengeheimnisse und Mätressen

Große Prominenz erhielt zwischenzeitlich die Theorie, dass Qin eine Liaison mit der Journalistin Fu Xiaotian von Phoenix TV gehabt habe und darüber gestolpert sei. Auch das reicht als Erklärung für Qins Sturz bei weitem nicht aus. Viele der fast durchweg männlichen Top-Kader haben neben ihrer Gattin auch Freundinnen oder Mätressen. Die KP-Größen nutzen ihre Privilegien, um ohne Sanktionen damit durchzukommen. Selbst bei einem Übergriff verschwindet im Zweifelsfall eher das weibliche Opfer als der einflussreiche Täter.

Daher gibt es die Theorie von Qins Sturz über die Affäre auch in einer Variante, in der Qin an Fu militärische Geheimnisse der Volksrepublik verraten haben soll. Je nach Version ist Fu dabei auch eine Doppelagentin. Nach bisherigem Stand fällt das in die Kategorie von Räubergeschichten auf Sozialmedien.

Intransparenz schafft Unsicherheit

In Abwesenheit klarer Kommunikation der KP können sich solche Gerüchte ungehindert verbreiten. Und zwar im In- und Ausland. Die Partei tut sich damit keinen Gefallen. Sie schädigt ihr Image nach außen. Die Story mit der Mätresse zum Beispiel: Sie lässt die Führung unprofessionell erscheinen. Baerbocks respektierter Ansprechpartner vom April, den sie als Vertreter Chinas sehr ernst genommen hat, ist jetzt schon wieder weg.

Aber auch nach innen schaden die undurchsichtigen Vorgänge. Sie bestätigen das Bild einer abgekapselten Führung voller Intrigen. Wenn das Volk nicht durchschauen kann, wie Entscheidungen zustande kommen, dann untergräbt das die ohnehin unglaubwürdige Behauptung, China sei auf irgendeine Weise doch eine Art von Demokratie.

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Journalisten-App soll “marxistische Sicht” vertiefen

Peking möchte heimische Journalisten effektiver auf Parteilinie bringen: Mit einer neu vorgestellten Plattform und dazugehöriger App soll den Medienschaffenden die “marxistische Sicht auf den Journalismus” näher gebracht werden. Die App “Hörsaal der Journalisten-Hochschule’” (“记者之家”大学堂) wurde Ende Juni von der All-China Journalists Association (ACJA) vorgestellt.

Auf der Online-Schulungsplattform sollen Medienschaffende Schulungsvideos ansehen und Online-Workshops absolvieren. Die Zertifizierung der Kursteilnahme mit Schulungsergebnissen kann für die Erneuerung der Presseausweise (记者证) abgerufen werden. Die App enthält den chinesischen Staatsmedien zufolge mehr als 220 Kurse zur marxistischen Sicht auf den Journalismus (马克思主义新闻观).

Plattform soll Xis Gedanken näher bringen

Die Ideen des Konzepts der marxistischen Sicht auf den Journalismus unterlägen Schwankungen und ließen sich nicht ganz genau definieren, erklärt das China Media Project (CMP). Das Forschungsprojekt, das mittlerweile in den USA ansässig ist, ging aus dem Journalismus-Studiengang der Hongkong University und deren Media Studies Centre hervor und befasst sich mit Medien und Berichterstattung auf dem chinesischen Festland und in Hongkong.

Generell seien unter der “marxistischen Sicht auf den Journalismus” eine Dominanz der Kommunistischen Partei Chinas in den Nachrichtenmedien und Informationskontrollen zu verstehen, schreibt CMP. Der Journalismus in der Volksrepublik wolle sich dadurch klar von westlichen Vorstellungen des Journalismus abgrenzen. Darunter die Auffassung, dass sich Presse als eine vierte Gewalt im Staat verstehe. Das Konzept des marxistischen Journalismus stehe im Mittelpunkt der Ausbildung von Medienschaffenden in China, erklärt CMP.

Millionen von Journalisten müssen auf die virtuelle Schulbank

Die Plattform solle “eine positive Rolle bei der Anleitung und Ausbildung von Journalisten spielen, die ihre Seele auf Xi Jinpings Gedanken zum Sozialismus chinesischer Prägung für eine neue Ära konzentrieren”, heißt es in einer Pressemitteilung der ACJA und der Nachrichtenagentur Xinhua zu der neuen Plattform. Millionen von Journalisten landesweit könnten nun die Schulungen absolvieren.

Bei der Vorstellung der App Ende Juni sagte ACJA-Leiter He Ping, dass sie von entscheidender Bedeutung sei, um “das Rückgrat” der Journalisten in China zu stärken und ihre Köpfe mit Xi Jinpings Regierungskonzepten “zu bewaffnen”.

Bandurski: “Es geht schlicht und einfach um Kontrolle”

Was wirklich hinter der Schulungs-App und -Plattform stecke, sei “erschreckend einfach”, sagt David Bandurski von CMP gegenüber Table.Media: “Seit vielen Jahren betont die chinesische Parteiführung die Notwendigkeit, Medien und Informationen zu kontrollieren. Ein entscheidender Teil dieses Prozesses ist die Lizenzierung von Journalisten und die Sicherstellung, dass sie sich selbst disziplinieren und so handeln, dass sie dem Parteistaat zuarbeiten.”

Die Medienschaffenden in China müssten jedes Jahr einen Beurteilungsprozess durchlaufen, um einen neuen Presseausweis zu erhalten, so Bandurski. Dazu gehöre auch die Ausbildung in der “marxistischen Sicht des Journalismus”. Bei der App gehe es darum, diesen Prozess für die Behörden zu vereinfachen und sicherzustellen, dass die Idee für Journalisten ständig präsent bleiben könne. “Es geht schlicht und einfach um Kontrolle”, sagt Bandurski.

Sorgen über Gesetz zur Spionage-Abwehr

Auch für nicht einheimische Medienschaffende in China könnte sich der Arbeitsalltag noch weiter erschweren – denn ab Anfang Juli gilt eine neue Ergänzung des chinesischen Spionageabwehrgesetzes. Die im April verabschiedeten Änderungen erweitern die Definition von Spionage und verbieten die Weitergabe jeglicher Informationen, die als mit der nationalen Sicherheit in Zusammenhang stehend gelten. Das könnte auch für Auslandskorrespondenten in China problematisch werden.

Analysten für Pressefreiheit gehen davon aus, dass die Änderungen die Informationsbeschaffung erschweren werden. “Viele von uns machen sich Sorgen darüber, was das bedeuten könnte”, zitiert der US-Auslandssender VOA einen Auslandskorrespondenten in Peking. Derzeit sei es noch schwer absehbar, was die Umsetzung konkret für den Arbeitsalltag bedeute. “Jede Art der Informationsbeschaffung könnte als Verstoß gegen dieses Gesetz ausgelegt werden”, fügte der Journalist gegenüber VOA hinzu.

Jede Recherche ist “Spionage”

In der Überarbeitung des Gesetzes werde die Definition von Spionage auch auf den Zugriff auf “Dokumente, Daten, Materialien oder Gegenstände im Zusammenhang mit der nationalen Sicherheit und Interessen” benannt. Cedric Alviani, Leiter des Ostasienbüros von Reporter ohne Grenzen, sagte dem Bericht zufolge, dass damit “im Grunde jede Art von Informationen” gemeint sein könnten. Das Gesetz sei bewusst vage gehalten.

Die chinesische Botschaft in Washington verwies VOA nach eigenen Angaben auf eine Erklärung der Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Mao Ning. Diese betonte, dass das Spionageabwehrgesetz “nicht mit der Berichterstattung ausländischer Journalisten in Verbindung” gebracht werde. China heiße Journalisten aller Länder willkommen, die in der Volksrepublik im Einklang mit den Gesetzen und Vorschriften arbeiteten, so Mao Ning.

  • Gesellschaft
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Sinolytics Radar

Deutschlands China-Strategie signalisiert Wandel

Dieser Inhalt ist Lizenznehmern unserer Vollversion vorbehalten.
  • Am 13. Juli legte die deutsche Bundesregierung ihre lang erwartete China-Strategie vor. Darin heißt es: “China hat sich verändert – dies und die politischen Entscheidungen Chinas machen eine Veränderung unseres Umgangs mit China erforderlich.”
  • Deutschlands Strategie verlagert den Schwerpunkt der bilateralen Beziehungen fort von der Partnerschaft und betont die Aspekte der systemischen Rivalität, sowie die nationale und wirtschaftliche Sicherheit. Dieser neue Ton spiegelt einen Wandel im öffentlichen Diskurs in Deutschland über China wider. Die ablehnende Haltung gegenüber China ist so hoch wie nie zuvor und hat seit 2016 stetig zugenommen.
  • Ein zentrales Element der neuen China-Strategie ist das “De-Risking” der Wirtschaftsbeziehungen zu China. Für die Regierung bedeutet das, “die Verringerung von Abhängigkeiten in kritischen Bereichen, die Betrachtung wirtschaftlicher Entscheidungen auch unter geopolitischen Aspekten und die Steigerung unserer Resilienz.”
  • In der Öffentlichkeit herrscht Zustimmung für den neuen Kurs der Regierung: In einer aktuellen DeutschlandTrend-Umfrage sprachen sich 49 Prozent der Befragten für eine Verringerung der wirtschaftlichen Beziehungen Deutschlands zu China aus. Lediglich zehn Prozent befürworten eine Ausweitung der Beziehungen.
  • Unternehmen sollten sich bewusst sein, dass die China-Strategie das Ergebnis eines erheblich gewandelten Diskurses über China in Deutschland ist. Sie signalisiert das Ende der Merkel-Ära des wirtschaftlichen Engagements und zeigt einen breiten Konsens über die Notwendigkeit eines neuen Ansatzes. Dieser wird zweifelsohne auch eine strengere staatliche Aufsicht über die wirtschaftlichen Interaktionen mit China enthalten.
  • Wie genau der neue Ansatz aussehen soll, ist jedoch noch offen. Bei der Ausarbeitung des Papiers zeigte sich, dass es innerhalb der Regierungskoalition nach wie vor unterschiedliche Auffassungen über die Art und den Umfang der zu ergreifenden Maßnahmen gibt. Die Unternehmen sollten sich weiterhin aktiv an der Debatte beteiligen, um konstruktive Konzepte für die Zukunft zu entwickeln.

Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.

  • China-Strategie
  • De-Risking
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News

TSMC hält Spitzen-Chips in Taiwan und USA

TSMC investiert 2,9 Milliarden Dollar in eine Anlage zur Montage von Halbleitern im Norden Taiwans. Das berichtet der Sender CNBC. Hintergrund ist der extreme Anstieg der Nachfrage nach Hochleistungschips beispielsweise für Anwendungen der Künstlichen Intelligenz.

Um Engpässe zu beheben, will TSMC die Kapazitäten für das sogenannte Advanced Packaging insgesamt verdoppeln, wie TSMC-Chef C.C. Wei vergangene Woche ankündigte. Dabei werden mehrere Chips mit einem Trägermaterial verbunden, um die Leistungsfähigkeit von Computern zu steigern. 

Die Fertigung solcher Spitzen-Chips hält TSMC weitgehend in seiner Heimat Taiwan. Zwar investiert der Weltmarktführer auch in Dresden und Arizona. In Dresden will das Unternehmen jedoch Chips der älteren Generation herstellen, die zum Beispiel für die Autoindustrie derzeit noch nicht gut genug sind.

In Arizona ist zwar auf Wunsch der US-Regierung auch die Produktion moderner Halbleiter mit Strukturbreiten um fünf Nanometer geplant. Das Projekt erfährt jedoch derzeit Verzögerungen wegen Fachkräftemangels. fin

  • Chips
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  • Technologie
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Technokrat führt Zentralbank

Neben dem Außenminister ist in China auch der Chef der Zentralbank ausgetauscht worden. Der bisherige Vize Pan Gongsheng wurde zum obersten Währungshüter ernannt und löst damit Yi Gang ab, der Chinas Zentralbank seit 2018 geleitet hatte.

Pan Gongsheng hat den Ruf eines Technokraten. Er bringt viel Erfahrung mit geldpolitischen Feuerwehreinsätzen mit und signalisiert damit die wachsende Besorgnis der chinesischen Führung über systemische Risiken im Finanzsektor.

Seit 2012 war Pan stellvertretender Gouverneur der Zentralbank und spielte eine Schlüsselrolle bei der Umstrukturierung und beim Börsengang der staatlichen Industrial and Commercial Bank of China und der Agricultural Bank of China. Seit 2016 war er zudem Chef der Devisenaufsicht, die die weltweit größten Devisenreserven von rund drei Billionen Euro verwaltet. Pan vertritt eine harte Haltung gegen Währungsspekulanten und ist für ein Verbot von Kryptowährungen.

Pan steht vor keiner leichten Aufgabe: Er muss die Abwertung der Landeswährung Yuan stoppen, ebenso die Krise am Immobilienmarkt. Die chinesische Zentralbank steht zudem vor der Aufgabe, bei der Stabilisierung der Konjunktur mitzuhelfen. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs von April bis Juni nur noch um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Damit wurde das Ergebnis des ersten Vierteljahres von 2,2 Prozent klar verfehlt. Zudem liegt die Jugendarbeitslosigkeit auf einem Rekordhoch. rtr

  • Zentralbank

US-Basketballer Kyle Anderson tritt für China an

US-Basketballspieler Kyle Anderson wird zur Basketball-WM chinesischer Staatsbürger und tritt im Team der Volksrepublik an. Anderson spielt bei den Minnesota Timberwolves und hat sich nun im Vorfeld der WM einbürgern lassen. “Anderson hat heute Morgen die chinesische Nationalität erlangt und sich mit Yao Ming, dem Chairman des chinesischen Basketball-Verbands, getroffen”, hieß es in einem Statement des Verbands auf seinem offiziellen Weibo-Account. Anderson ist damit ein weiterer Sportler, der die chinesische Staatsbürgerschaft angenommen hat, allerdings ist er der erste Basketballspieler.

Der Basketball-Weltverband FIBA erlaubt es jedem Land, einen eingebürgerten Spieler pro Turnier im Kader zu haben. Anderson kann damit an der im August in den Philippinen, Japan und Indonesien stattfindenden Basketball-WM sowie an den Olympischen Spielen 2024 in Paris teilnehmen. Laut chinesischen Medien wurde Andersons Großmutter mütterlicherseits in Jamaika geboren und hatte einen chinesischen Vater.

Es ist unklar, ob der Basketballer für den chinesischen Pass seine US-Staatsbürgerschaft aufgegeben hat. China hat strenge Regeln, die eine doppelte Staatsbürgerschaft klar untersagen. Eine ähnliche Debatte gab es auch um die Skifahrerin Eileen Gu, primär während der Olympischen Winterspiele. Gu ist in den USA aufgewachsen, trat aber für China an. Ob sie beide Staatsbürgerschaften hat, wurde öffentlich nie klargestellt. ari

  • Sport

Taifun zieht Richtung Taiwan und China

Taifun Doksuri, der bisher stärkste Sturm der Saison, soll Freitag das südchinesische Festland erreichen. Doksuri, von Experten auf der Skala von 1 bis 5 als Kategorie-4-Taifun klassifiziert, wird voraussichtlich zwischen den Provinzen Fujian und Guangdong auf Land treffen, teilte Chinas Nationales Meteorologisches Zentrum mit. 

Aktuell weist Doksuri Spitzenwindgeschwindigkeiten von 223 Kilometern pro Stunde und einen Durchmesser von fast 1.000 Kilometern auf. Mitte der Woche zieht er bereits an den Philippinen und Taiwan vorbei. Taiwan sagte aus Sicherheitsgründen einige Teile der jährlichen Militärübungen ab. Auf den Philippinen wurden zum Teil Sturmwarnungen erhöht und mit der Evakuierung einiger Küstengemeinden begonnen.

In der Provinz Fujian wurden alle küstennahen Fischerboote angewiesen, sich bis Mittwochmittag in den nächsten Hafen zu begeben. Landwirte wurden aufgefordert, ihren Reis und andere reife Pflanzen zu ernten. Hongkong setzt von Mittwoch bis Freitag einige Hochgeschwindigkeitszüge aufs chinesische Festland aus.

Doksuri wird voraussichtlich etwas an Kraft verlieren, aber dennoch heftige Regenfälle und starke Stürme bringen. Im Mai entging China nur knapp dem Taifun Mawar, der auf das Festland zusteuerte, dann aber nach in Richtung Japan abdrehte, bevor er sich auflöste. rtr

  • Taiwan
  • Unwetter

Presseschau

Verschwundener Außenminister Qin Gang aus Amt entfernt SUEDDEUTSCHE
Qin Gang: The abrupt fall from grace of China’s rising star BBC
Putins Verbündeter im Ukraine-Krieg: China schickt massenhaft Drohnen und Ausrüstung MERKUR
Besuch beim Seidenstraßen-Gipfel – Kreml: Putin will im Oktober nach China reisen RND
Ex-US Marine accused of training Chinese military pilots fights extradition to the US CNN
Delegation des französischen Senats zu Besuch in Taiwan eingetroffen TAIWANHEUTE
Taiwan President Tsai tests positive for COVID-19 REUTERS
Vor Hafen in Taiwan: 400 Tonnen Treibstoff drohen aus Frachter auszulaufen BLICK
Von wegen Umwelt-Rüpel: So erreicht China seine Klima-Ziele 10 Jahre früher EFAHRER
China stemmt sich mit Konjunkturmaßnahmen gegen die Krise TAGESSCHAU
China’s New Central Banker Once Fixed a Crisis. He May Need to Again. NYTIMES
Weniger Geld fliesst nach China FUW
Chinese Stocks Rally. But There Are Still Big Concerns-Especially in Real Estate BARRONS
China’s property firms rally after Beijing pledges economic support REUTERS
TSMC plant neues Werk für Chipmontage in Taiwan HANDELSBLATT
Elektro-Übermacht aus China: So kämpfen deutsche Autobauer gegen den Totalabsturz N-TV
BYD dominiert Volkswagen in China weiterhin MOBIFLIP
Cargo-Partner: Neue LKW-Transportlösung zwischen China und Europa als Ergänzung zum Schienentransport LOK-REPORT
Streit um Markenrechte: Moderiese H&M verklagt chinesischen Rivalen Shein SPIEGEL
Haushaltsgeräte-Hersteller Severin: Einmal China und zurück WIWO
Forscher warnt: “Dann hat China die Macht über den Weltraum” MERKUR
Tempel weitgehend zerstört: Feuer beschädigt riesige Buddha-Statue in China N-TV
Probefahrt im Hafen von Shanghai: China lässt erstes Luxus-Kreuzfahrtschiff vom Stapel FOCUS
Philippines, China, Taiwan brace for Super Typhoon Doksuri DW

Heads

Dora Cheng – Dramatikerin mit tiefgehendem Anspruch 

Dora Cheng ist dreisprachige Dramatikerin. Sie arbeitet in Berlin, Peking und Shanghai. 

Dora Cheng hat einen Lebenslauf mit großen Namen. Sie studierte dramatisches Schreiben an der Shanghai Theatre Academy, machte ihren Master in Visual Language of Performance in England am Wimbledon College of Art. Ihr erstes Theaterstück, “Erupted”, wurde als erste Produktion für das neue New Writing-Programm des Shanghai Schauspielhaus ausgewählt. Wenn man sie aber fragt, welche Stationen in ihrem Lebenslauf ihr besonders wichtig waren, spricht sie von ihrer Arbeit als Kellnerin und Museumsführerin, als sie 2012 das erste Mal in Deutschland lebte. Damals lernte sie die neue Sprache von null auf und gönnte sich eine Pause vom künstlerischen Leben. “Mit dem Abstand entwickelte sich eine ganz neue Beziehung zwischen mir, dem Theater und der Sprache.” 

Seit 2016 lebt sie in Berlin, arbeitet auch in Peking und Shanghai. Einem Land zugehörig fühlt sie sich nicht, weder ihrer chinesischen Heimat, noch ihrer Wahlheimat. “Ich wohne in Deutschland, weil mein Lover hier wohnen will”, sagt sie unbeeindruckt.  

“Das Theater ist realer als das Alltägliche” 

Schon in ihrer Schulzeit liebte Cheng Literatur und die darstellenden Künste, tanzte Ballett und schrieb Stücke für den Dramaverein ihrer Schule. Das Theater, sagt sie, sei realer als das tägliche Leben. “Auf der Bühne nehme ich eine andere Rolle ein, nehme Abstand von meinem Ego und traue mich, Dinge preiszugeben, die sonst verborgen bleiben.” 

Sie betrachtet es als eines der wichtigsten Merkmale ihrer Werke, die spirituelle, tieferliegende Erfahrungswelt der Charaktere zu zeigen, abseits des Offensichtlichen, des täglich Zur-Schau-Gestellten. In ihrem ersten deutschsprachigen Stück, Epiphanie 顿悟, ist die Hauptfigur eine Theaterarbeiterin aus China, die das Stereotyp der fleißigen, schweigenden und introvertierten ostasiatischen Frau bedient. Während der Handlung wird jedoch auch ihr innerer Monolog gezeigt, ihre ganz subjektiven Emotionen und Erfahrungen, die wenig mit dem gemein haben, was ihr Äußeres zeigt. 

Im Spannungsfeld der eigenen Identität 

Ein wiederkehrendes Thema ihrer Werke ist die Auseinandersetzung mit ihrem queeren und weiblichen Selbstbewusstsein. Es geht um Sexualität, Familie, Bildung und Karriere, immer aus weiblicher und post-migrantischer Perspektive, oftmals mit kritischem Blick auf die männlich geprägte Gesellschaft und dem Wunsch eines neuen Sozialsystems. “Ich schreibe und lebe im Spannungsfeld zwischen meiner migrantischen Identität, dem engen Raum, der Theaterkünstlern of Color in Deutschland eingeräumt wird, und meiner Erforschung von Weiblichkeit und der queeren Identität.”  

Aktuell arbeitet Cheng als Mentorin beim Theaterfest in Shenzhen in Südchina, parallel entsteht ein neues Stück. “Thin, White and Standard” soll es heißen und auf deutsch aufgeführt werden. Inhaltlich hat sie sich große Themen vorgenommen: Die Handlung basiert auf der A-4-Revolution in China, die im vergangenen Jahr aus Protest gegen die Null-Covid-Strategie entstand und die seit vergangenem September anhaltenden regimekritischen Proteste im Iran, die sich unter dem Aufruf “Jin, Jiyan, Azadî” (Frau, Leben, Freiheit) über das ganze Land verbreitet haben. Svenja Napp

  • Bildung
  • Gesellschaft
  • Kultur
  • Menschenrechte

Personalien

Robin Loeschel ist neuer Manager der Lkw-Projekte von Crown Equipment in Suzhou. Loeschel hat zuletzt ein MBA-Studium an der Fudan-Universität in Shanghai abgeschlossen. Zuvor war er für Bosch in Deutschland als Projektmanager für die Automobilelektrifizierung tätig.

Khalil Hashmi soll neuer pakistanischer Botschafter in China werden. Er war bisher Botschafter in Genf und soll nun Moeen-ul-Haq in Peking ablösen.

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Dessert

Xi Le feiert seinen 10. Geburtstag im Zoo von Tianjin. Zur Feier gab es Partydeko und eine Torte aus Früchten.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    Die Führung mag die Sache nun als erledigt betrachten. Doch das Image Chinas nach außen leidet durch den Vorgang massiv, und auch ins Innere strahlt er aus. Der Frage, warum Xi den Minister dermaßen schnell absetzen wollte, spürt Finn Mayer-Kuckuk in seiner Analyse nach. Es müssen schwerwiegende Gründe vorgelegen haben. Qin hatte fast sicher eine rote Linie überschritten.

    Innerhalb der vorgegebenen Linien sollen sich auch die heimischen Journalisten bewegen. Damit das effektiv gelingt, gibt es eine neue App und Plattform für Medienschaffende. Sie soll den Journalisten dabei anleiten, ihre “marxistische Sicht auf den Journalismus” zu schärfen, wie die All-China Journalists Association erklärt.

    Was wirklich hinter der Anwendung mit dem klingenden Namen “Hörsaal der Journalisten-Hochschule” steckt, ist ziemlich klar: Es geht um die Kontrolle der Journalistinnen und Journalisten. Die Schulungseinheiten sind Pflicht, eine erfolgreiche Teilnahme an den Kursen ist beispielsweise Voraussetzung für die Erneuerung des Presseausweises, wie Amelie Richter schreibt.

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    Qin Gang abgesetzt – Vorgänger Wang wird sein Nachfolger

    Da waren es noch zwei: Qin Gang (links) hat seinen Posten verloren, Wang Yi übernimmt ihn.

    Staatschef Xi Jinping hat den amtierenden Außenminister Qin Gang abgesetzt. Das teilt die Führung über die Website des Staatssenders CCTV in einer lapidaren Bekanntmachung mit. Der ehemalige Außenminister Wang Yi übernimmt wieder die Leitung des Hauses. Qin ist seit dem 25. Juni verschwunden und befindet sich offenbar im Gewahrsam von Parteiorganen, möglicherweise der Disziplinarkommission.

    Die Absetzung eines Außenministers im laufenden Betrieb ist auch in China ungewöhnlich. In den Wirren der Kulturrevolution kam sie häufiger vor, als beispielsweise Marschall Chen Yi 1972 nach fast 14 Jahren im Amt stürzte. Chens Nachfolger Ji Pengfei war bis 1974 ähnlich kurz im Amt wie Qin Gang. Seitdem haben die Außenminister ihre Amtszeiten im Wesentlichen reibungslos beenden können.

    Xis persönliche Handschrift

    Minister werden in China vom Parlament ernannt, dem Nationalen Volkskongress. Daher war auch eine Entscheidung des Ständigen Ausschusses des Volkskongresses nötig, um Qin aus dem Amt zu entfernen. Seine eigentliche Absetzung erfolgte dann jedoch in Form eines Dekrets von Präsident Xi Jinping.

    Die persönliche Unterschrift von Xi ist auch der wichtigste Anhaltspunkt für die Ursache des abrupten Wechsels im Außenamt. Offenbar handelt es sich um eine Angelegenheit, in die Xi selbst involviert ist. Sehr wahrscheinlich ist der Staats- und Parteichef die treibende Kraft hinter der Absetzung Qins.

    Xi musste wohl dringend handeln

    Hinter dem Vorgang müssen auf jeden Fall extreme Vorgänge innerhalb der Top-Führung stecken. Sie gibt sich sonst gerne perfekt und unnahbar und zeigt eine möglichst glatte Fassade. Doch in diesem Fall scheint die Dringlichkeit der Absetzung weit wichtiger gewesen zu sein als die Wahrung des Gesichts. Das Verschwinden eines Außenministers – Chinas Gesicht nach außen! – fällt weltweit gnadenlos auf.

    Immer ein belehrender Zeigefinger als scharfer Verteidiger der Partei: 2014 war Qin Außenamtssprecher.

    Qin ist gerade internationalen Journalisten bestens bekannt. Er war Gesandter in der Botschaft in London. Er hat als Sprecher des Außenministeriums kurzzeitig die Fragen der Journalisten in Briefings beantwortet. Und Qin war Botschafter in den USA. Kaum jemand besaß international größere Bekanntheit. Auf allen Posten hat er die Volksrepublik und ihr System vehement verteidigt.

    Comeback des profilierten Wang

    Die Spitzenpersonalie bringt den profilierten Außenpolitiker Wang ins Staatsamt zurück. Wang Yi verwaltet jetzt beide diplomatische Spitzenpositionen in Personalunion:

    • Er ist weiterhin der Direktor der außenpolitischen Kommission der Partei, die über dem Ministerium steht. Nach seinem ersten Ausscheiden als Außenminister im Januar hatte er dieses Amt als Beförderung erhalten.
    • Zugleich kehrt er nach nur sieben Monaten ins Außenministerium zurück.

    Wang gilt als getreuer parteiinterner Verbündeter von Xi Jinping. Er hatte zuletzt auch Qins Termine übernommen. Eine große Nähe zu Xi wurde allerdings immer wieder auch Qin nachgesagt.

    Gesprächspartner von Annalena Baerbock

    Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock ist bereits mit beiden Amtsinhabern persönlich zusammengetroffen.

    • Im Juli 2022 hat sie mit Wang Yi in seiner Rolle als Außenminister beim G20-Außenministerministertreffen gesprochen.
    • Im September 2022 hat sie Wang am Rande der Vollversammlung der Vereinten Nationen getroffen.
    • Im Februar 2023 sprach sie mit Wang anlässlich der Münchner Sicherheitskonferenz. Da war er bereits vom Staats- in das Parteiamt aufgerückt.
    Qin Gang mit Annalena Baerbock im April.
    • Bei G20 im März 2023 lernten sich dann Qin Gang und Baerbock kennen.
    • Die große Begegnung mit Qin Gang fand bei Baerbocks Besuch in China im April statt. Die beiden beharkten sich mit kritischen Sprüchen.
    • Im Mai trafen sich die beiden zum letzten Mal.

    Widersprüchliche Erklärungen, wilde Theorien

    Streit in der Führung ist auch in China eher die Regel als die Ausnahme. Viele derzeit verbreitete Erklärungsversuche greifen daher fast sicher zu kurz. Es habe Rivalität zwischen Wang und Qin gegeben, schreibt etwa die japanische Zeitung Nikkei. Doch das reicht nicht für eine Absetzung, die solche Schockwellen innerhalb und außerhalb der Partei auslöst. Xi müsste solche Unstimmigkeiten zwischen seinen Getreuen moderieren. Das System hält sie in der Regel problemlos aus.

    Unter China-Beobachtern kursiert derzeit das Gerücht, Qin habe zu große Nähe zu einer Gruppe in der Partei gepflegt, die Xi wiederholt kritisiert hat. In einer verschärften Version des Gerüchts hat sie sogar den Sturz des Machthabers geplant. Das würde zumindest die Dringlichkeit und Härte erklären, mit der Qin entfernt wurde.

    Raketengeheimnisse und Mätressen

    Große Prominenz erhielt zwischenzeitlich die Theorie, dass Qin eine Liaison mit der Journalistin Fu Xiaotian von Phoenix TV gehabt habe und darüber gestolpert sei. Auch das reicht als Erklärung für Qins Sturz bei weitem nicht aus. Viele der fast durchweg männlichen Top-Kader haben neben ihrer Gattin auch Freundinnen oder Mätressen. Die KP-Größen nutzen ihre Privilegien, um ohne Sanktionen damit durchzukommen. Selbst bei einem Übergriff verschwindet im Zweifelsfall eher das weibliche Opfer als der einflussreiche Täter.

    Daher gibt es die Theorie von Qins Sturz über die Affäre auch in einer Variante, in der Qin an Fu militärische Geheimnisse der Volksrepublik verraten haben soll. Je nach Version ist Fu dabei auch eine Doppelagentin. Nach bisherigem Stand fällt das in die Kategorie von Räubergeschichten auf Sozialmedien.

    Intransparenz schafft Unsicherheit

    In Abwesenheit klarer Kommunikation der KP können sich solche Gerüchte ungehindert verbreiten. Und zwar im In- und Ausland. Die Partei tut sich damit keinen Gefallen. Sie schädigt ihr Image nach außen. Die Story mit der Mätresse zum Beispiel: Sie lässt die Führung unprofessionell erscheinen. Baerbocks respektierter Ansprechpartner vom April, den sie als Vertreter Chinas sehr ernst genommen hat, ist jetzt schon wieder weg.

    Aber auch nach innen schaden die undurchsichtigen Vorgänge. Sie bestätigen das Bild einer abgekapselten Führung voller Intrigen. Wenn das Volk nicht durchschauen kann, wie Entscheidungen zustande kommen, dann untergräbt das die ohnehin unglaubwürdige Behauptung, China sei auf irgendeine Weise doch eine Art von Demokratie.

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    Journalisten-App soll “marxistische Sicht” vertiefen

    Peking möchte heimische Journalisten effektiver auf Parteilinie bringen: Mit einer neu vorgestellten Plattform und dazugehöriger App soll den Medienschaffenden die “marxistische Sicht auf den Journalismus” näher gebracht werden. Die App “Hörsaal der Journalisten-Hochschule’” (“记者之家”大学堂) wurde Ende Juni von der All-China Journalists Association (ACJA) vorgestellt.

    Auf der Online-Schulungsplattform sollen Medienschaffende Schulungsvideos ansehen und Online-Workshops absolvieren. Die Zertifizierung der Kursteilnahme mit Schulungsergebnissen kann für die Erneuerung der Presseausweise (记者证) abgerufen werden. Die App enthält den chinesischen Staatsmedien zufolge mehr als 220 Kurse zur marxistischen Sicht auf den Journalismus (马克思主义新闻观).

    Plattform soll Xis Gedanken näher bringen

    Die Ideen des Konzepts der marxistischen Sicht auf den Journalismus unterlägen Schwankungen und ließen sich nicht ganz genau definieren, erklärt das China Media Project (CMP). Das Forschungsprojekt, das mittlerweile in den USA ansässig ist, ging aus dem Journalismus-Studiengang der Hongkong University und deren Media Studies Centre hervor und befasst sich mit Medien und Berichterstattung auf dem chinesischen Festland und in Hongkong.

    Generell seien unter der “marxistischen Sicht auf den Journalismus” eine Dominanz der Kommunistischen Partei Chinas in den Nachrichtenmedien und Informationskontrollen zu verstehen, schreibt CMP. Der Journalismus in der Volksrepublik wolle sich dadurch klar von westlichen Vorstellungen des Journalismus abgrenzen. Darunter die Auffassung, dass sich Presse als eine vierte Gewalt im Staat verstehe. Das Konzept des marxistischen Journalismus stehe im Mittelpunkt der Ausbildung von Medienschaffenden in China, erklärt CMP.

    Millionen von Journalisten müssen auf die virtuelle Schulbank

    Die Plattform solle “eine positive Rolle bei der Anleitung und Ausbildung von Journalisten spielen, die ihre Seele auf Xi Jinpings Gedanken zum Sozialismus chinesischer Prägung für eine neue Ära konzentrieren”, heißt es in einer Pressemitteilung der ACJA und der Nachrichtenagentur Xinhua zu der neuen Plattform. Millionen von Journalisten landesweit könnten nun die Schulungen absolvieren.

    Bei der Vorstellung der App Ende Juni sagte ACJA-Leiter He Ping, dass sie von entscheidender Bedeutung sei, um “das Rückgrat” der Journalisten in China zu stärken und ihre Köpfe mit Xi Jinpings Regierungskonzepten “zu bewaffnen”.

    Bandurski: “Es geht schlicht und einfach um Kontrolle”

    Was wirklich hinter der Schulungs-App und -Plattform stecke, sei “erschreckend einfach”, sagt David Bandurski von CMP gegenüber Table.Media: “Seit vielen Jahren betont die chinesische Parteiführung die Notwendigkeit, Medien und Informationen zu kontrollieren. Ein entscheidender Teil dieses Prozesses ist die Lizenzierung von Journalisten und die Sicherstellung, dass sie sich selbst disziplinieren und so handeln, dass sie dem Parteistaat zuarbeiten.”

    Die Medienschaffenden in China müssten jedes Jahr einen Beurteilungsprozess durchlaufen, um einen neuen Presseausweis zu erhalten, so Bandurski. Dazu gehöre auch die Ausbildung in der “marxistischen Sicht des Journalismus”. Bei der App gehe es darum, diesen Prozess für die Behörden zu vereinfachen und sicherzustellen, dass die Idee für Journalisten ständig präsent bleiben könne. “Es geht schlicht und einfach um Kontrolle”, sagt Bandurski.

    Sorgen über Gesetz zur Spionage-Abwehr

    Auch für nicht einheimische Medienschaffende in China könnte sich der Arbeitsalltag noch weiter erschweren – denn ab Anfang Juli gilt eine neue Ergänzung des chinesischen Spionageabwehrgesetzes. Die im April verabschiedeten Änderungen erweitern die Definition von Spionage und verbieten die Weitergabe jeglicher Informationen, die als mit der nationalen Sicherheit in Zusammenhang stehend gelten. Das könnte auch für Auslandskorrespondenten in China problematisch werden.

    Analysten für Pressefreiheit gehen davon aus, dass die Änderungen die Informationsbeschaffung erschweren werden. “Viele von uns machen sich Sorgen darüber, was das bedeuten könnte”, zitiert der US-Auslandssender VOA einen Auslandskorrespondenten in Peking. Derzeit sei es noch schwer absehbar, was die Umsetzung konkret für den Arbeitsalltag bedeute. “Jede Art der Informationsbeschaffung könnte als Verstoß gegen dieses Gesetz ausgelegt werden”, fügte der Journalist gegenüber VOA hinzu.

    Jede Recherche ist “Spionage”

    In der Überarbeitung des Gesetzes werde die Definition von Spionage auch auf den Zugriff auf “Dokumente, Daten, Materialien oder Gegenstände im Zusammenhang mit der nationalen Sicherheit und Interessen” benannt. Cedric Alviani, Leiter des Ostasienbüros von Reporter ohne Grenzen, sagte dem Bericht zufolge, dass damit “im Grunde jede Art von Informationen” gemeint sein könnten. Das Gesetz sei bewusst vage gehalten.

    Die chinesische Botschaft in Washington verwies VOA nach eigenen Angaben auf eine Erklärung der Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Mao Ning. Diese betonte, dass das Spionageabwehrgesetz “nicht mit der Berichterstattung ausländischer Journalisten in Verbindung” gebracht werde. China heiße Journalisten aller Länder willkommen, die in der Volksrepublik im Einklang mit den Gesetzen und Vorschriften arbeiteten, so Mao Ning.

    • Gesellschaft
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    Deutschlands China-Strategie signalisiert Wandel

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    • Am 13. Juli legte die deutsche Bundesregierung ihre lang erwartete China-Strategie vor. Darin heißt es: “China hat sich verändert – dies und die politischen Entscheidungen Chinas machen eine Veränderung unseres Umgangs mit China erforderlich.”
    • Deutschlands Strategie verlagert den Schwerpunkt der bilateralen Beziehungen fort von der Partnerschaft und betont die Aspekte der systemischen Rivalität, sowie die nationale und wirtschaftliche Sicherheit. Dieser neue Ton spiegelt einen Wandel im öffentlichen Diskurs in Deutschland über China wider. Die ablehnende Haltung gegenüber China ist so hoch wie nie zuvor und hat seit 2016 stetig zugenommen.
    • Ein zentrales Element der neuen China-Strategie ist das “De-Risking” der Wirtschaftsbeziehungen zu China. Für die Regierung bedeutet das, “die Verringerung von Abhängigkeiten in kritischen Bereichen, die Betrachtung wirtschaftlicher Entscheidungen auch unter geopolitischen Aspekten und die Steigerung unserer Resilienz.”
    • In der Öffentlichkeit herrscht Zustimmung für den neuen Kurs der Regierung: In einer aktuellen DeutschlandTrend-Umfrage sprachen sich 49 Prozent der Befragten für eine Verringerung der wirtschaftlichen Beziehungen Deutschlands zu China aus. Lediglich zehn Prozent befürworten eine Ausweitung der Beziehungen.
    • Unternehmen sollten sich bewusst sein, dass die China-Strategie das Ergebnis eines erheblich gewandelten Diskurses über China in Deutschland ist. Sie signalisiert das Ende der Merkel-Ära des wirtschaftlichen Engagements und zeigt einen breiten Konsens über die Notwendigkeit eines neuen Ansatzes. Dieser wird zweifelsohne auch eine strengere staatliche Aufsicht über die wirtschaftlichen Interaktionen mit China enthalten.
    • Wie genau der neue Ansatz aussehen soll, ist jedoch noch offen. Bei der Ausarbeitung des Papiers zeigte sich, dass es innerhalb der Regierungskoalition nach wie vor unterschiedliche Auffassungen über die Art und den Umfang der zu ergreifenden Maßnahmen gibt. Die Unternehmen sollten sich weiterhin aktiv an der Debatte beteiligen, um konstruktive Konzepte für die Zukunft zu entwickeln.

    Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.

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    News

    TSMC hält Spitzen-Chips in Taiwan und USA

    TSMC investiert 2,9 Milliarden Dollar in eine Anlage zur Montage von Halbleitern im Norden Taiwans. Das berichtet der Sender CNBC. Hintergrund ist der extreme Anstieg der Nachfrage nach Hochleistungschips beispielsweise für Anwendungen der Künstlichen Intelligenz.

    Um Engpässe zu beheben, will TSMC die Kapazitäten für das sogenannte Advanced Packaging insgesamt verdoppeln, wie TSMC-Chef C.C. Wei vergangene Woche ankündigte. Dabei werden mehrere Chips mit einem Trägermaterial verbunden, um die Leistungsfähigkeit von Computern zu steigern. 

    Die Fertigung solcher Spitzen-Chips hält TSMC weitgehend in seiner Heimat Taiwan. Zwar investiert der Weltmarktführer auch in Dresden und Arizona. In Dresden will das Unternehmen jedoch Chips der älteren Generation herstellen, die zum Beispiel für die Autoindustrie derzeit noch nicht gut genug sind.

    In Arizona ist zwar auf Wunsch der US-Regierung auch die Produktion moderner Halbleiter mit Strukturbreiten um fünf Nanometer geplant. Das Projekt erfährt jedoch derzeit Verzögerungen wegen Fachkräftemangels. fin

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    Technokrat führt Zentralbank

    Neben dem Außenminister ist in China auch der Chef der Zentralbank ausgetauscht worden. Der bisherige Vize Pan Gongsheng wurde zum obersten Währungshüter ernannt und löst damit Yi Gang ab, der Chinas Zentralbank seit 2018 geleitet hatte.

    Pan Gongsheng hat den Ruf eines Technokraten. Er bringt viel Erfahrung mit geldpolitischen Feuerwehreinsätzen mit und signalisiert damit die wachsende Besorgnis der chinesischen Führung über systemische Risiken im Finanzsektor.

    Seit 2012 war Pan stellvertretender Gouverneur der Zentralbank und spielte eine Schlüsselrolle bei der Umstrukturierung und beim Börsengang der staatlichen Industrial and Commercial Bank of China und der Agricultural Bank of China. Seit 2016 war er zudem Chef der Devisenaufsicht, die die weltweit größten Devisenreserven von rund drei Billionen Euro verwaltet. Pan vertritt eine harte Haltung gegen Währungsspekulanten und ist für ein Verbot von Kryptowährungen.

    Pan steht vor keiner leichten Aufgabe: Er muss die Abwertung der Landeswährung Yuan stoppen, ebenso die Krise am Immobilienmarkt. Die chinesische Zentralbank steht zudem vor der Aufgabe, bei der Stabilisierung der Konjunktur mitzuhelfen. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs von April bis Juni nur noch um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Damit wurde das Ergebnis des ersten Vierteljahres von 2,2 Prozent klar verfehlt. Zudem liegt die Jugendarbeitslosigkeit auf einem Rekordhoch. rtr

    • Zentralbank

    US-Basketballer Kyle Anderson tritt für China an

    US-Basketballspieler Kyle Anderson wird zur Basketball-WM chinesischer Staatsbürger und tritt im Team der Volksrepublik an. Anderson spielt bei den Minnesota Timberwolves und hat sich nun im Vorfeld der WM einbürgern lassen. “Anderson hat heute Morgen die chinesische Nationalität erlangt und sich mit Yao Ming, dem Chairman des chinesischen Basketball-Verbands, getroffen”, hieß es in einem Statement des Verbands auf seinem offiziellen Weibo-Account. Anderson ist damit ein weiterer Sportler, der die chinesische Staatsbürgerschaft angenommen hat, allerdings ist er der erste Basketballspieler.

    Der Basketball-Weltverband FIBA erlaubt es jedem Land, einen eingebürgerten Spieler pro Turnier im Kader zu haben. Anderson kann damit an der im August in den Philippinen, Japan und Indonesien stattfindenden Basketball-WM sowie an den Olympischen Spielen 2024 in Paris teilnehmen. Laut chinesischen Medien wurde Andersons Großmutter mütterlicherseits in Jamaika geboren und hatte einen chinesischen Vater.

    Es ist unklar, ob der Basketballer für den chinesischen Pass seine US-Staatsbürgerschaft aufgegeben hat. China hat strenge Regeln, die eine doppelte Staatsbürgerschaft klar untersagen. Eine ähnliche Debatte gab es auch um die Skifahrerin Eileen Gu, primär während der Olympischen Winterspiele. Gu ist in den USA aufgewachsen, trat aber für China an. Ob sie beide Staatsbürgerschaften hat, wurde öffentlich nie klargestellt. ari

    • Sport

    Taifun zieht Richtung Taiwan und China

    Taifun Doksuri, der bisher stärkste Sturm der Saison, soll Freitag das südchinesische Festland erreichen. Doksuri, von Experten auf der Skala von 1 bis 5 als Kategorie-4-Taifun klassifiziert, wird voraussichtlich zwischen den Provinzen Fujian und Guangdong auf Land treffen, teilte Chinas Nationales Meteorologisches Zentrum mit. 

    Aktuell weist Doksuri Spitzenwindgeschwindigkeiten von 223 Kilometern pro Stunde und einen Durchmesser von fast 1.000 Kilometern auf. Mitte der Woche zieht er bereits an den Philippinen und Taiwan vorbei. Taiwan sagte aus Sicherheitsgründen einige Teile der jährlichen Militärübungen ab. Auf den Philippinen wurden zum Teil Sturmwarnungen erhöht und mit der Evakuierung einiger Küstengemeinden begonnen.

    In der Provinz Fujian wurden alle küstennahen Fischerboote angewiesen, sich bis Mittwochmittag in den nächsten Hafen zu begeben. Landwirte wurden aufgefordert, ihren Reis und andere reife Pflanzen zu ernten. Hongkong setzt von Mittwoch bis Freitag einige Hochgeschwindigkeitszüge aufs chinesische Festland aus.

    Doksuri wird voraussichtlich etwas an Kraft verlieren, aber dennoch heftige Regenfälle und starke Stürme bringen. Im Mai entging China nur knapp dem Taifun Mawar, der auf das Festland zusteuerte, dann aber nach in Richtung Japan abdrehte, bevor er sich auflöste. rtr

    • Taiwan
    • Unwetter

    Presseschau

    Verschwundener Außenminister Qin Gang aus Amt entfernt SUEDDEUTSCHE
    Qin Gang: The abrupt fall from grace of China’s rising star BBC
    Putins Verbündeter im Ukraine-Krieg: China schickt massenhaft Drohnen und Ausrüstung MERKUR
    Besuch beim Seidenstraßen-Gipfel – Kreml: Putin will im Oktober nach China reisen RND
    Ex-US Marine accused of training Chinese military pilots fights extradition to the US CNN
    Delegation des französischen Senats zu Besuch in Taiwan eingetroffen TAIWANHEUTE
    Taiwan President Tsai tests positive for COVID-19 REUTERS
    Vor Hafen in Taiwan: 400 Tonnen Treibstoff drohen aus Frachter auszulaufen BLICK
    Von wegen Umwelt-Rüpel: So erreicht China seine Klima-Ziele 10 Jahre früher EFAHRER
    China stemmt sich mit Konjunkturmaßnahmen gegen die Krise TAGESSCHAU
    China’s New Central Banker Once Fixed a Crisis. He May Need to Again. NYTIMES
    Weniger Geld fliesst nach China FUW
    Chinese Stocks Rally. But There Are Still Big Concerns-Especially in Real Estate BARRONS
    China’s property firms rally after Beijing pledges economic support REUTERS
    TSMC plant neues Werk für Chipmontage in Taiwan HANDELSBLATT
    Elektro-Übermacht aus China: So kämpfen deutsche Autobauer gegen den Totalabsturz N-TV
    BYD dominiert Volkswagen in China weiterhin MOBIFLIP
    Cargo-Partner: Neue LKW-Transportlösung zwischen China und Europa als Ergänzung zum Schienentransport LOK-REPORT
    Streit um Markenrechte: Moderiese H&M verklagt chinesischen Rivalen Shein SPIEGEL
    Haushaltsgeräte-Hersteller Severin: Einmal China und zurück WIWO
    Forscher warnt: “Dann hat China die Macht über den Weltraum” MERKUR
    Tempel weitgehend zerstört: Feuer beschädigt riesige Buddha-Statue in China N-TV
    Probefahrt im Hafen von Shanghai: China lässt erstes Luxus-Kreuzfahrtschiff vom Stapel FOCUS
    Philippines, China, Taiwan brace for Super Typhoon Doksuri DW

    Heads

    Dora Cheng – Dramatikerin mit tiefgehendem Anspruch 

    Dora Cheng ist dreisprachige Dramatikerin. Sie arbeitet in Berlin, Peking und Shanghai. 

    Dora Cheng hat einen Lebenslauf mit großen Namen. Sie studierte dramatisches Schreiben an der Shanghai Theatre Academy, machte ihren Master in Visual Language of Performance in England am Wimbledon College of Art. Ihr erstes Theaterstück, “Erupted”, wurde als erste Produktion für das neue New Writing-Programm des Shanghai Schauspielhaus ausgewählt. Wenn man sie aber fragt, welche Stationen in ihrem Lebenslauf ihr besonders wichtig waren, spricht sie von ihrer Arbeit als Kellnerin und Museumsführerin, als sie 2012 das erste Mal in Deutschland lebte. Damals lernte sie die neue Sprache von null auf und gönnte sich eine Pause vom künstlerischen Leben. “Mit dem Abstand entwickelte sich eine ganz neue Beziehung zwischen mir, dem Theater und der Sprache.” 

    Seit 2016 lebt sie in Berlin, arbeitet auch in Peking und Shanghai. Einem Land zugehörig fühlt sie sich nicht, weder ihrer chinesischen Heimat, noch ihrer Wahlheimat. “Ich wohne in Deutschland, weil mein Lover hier wohnen will”, sagt sie unbeeindruckt.  

    “Das Theater ist realer als das Alltägliche” 

    Schon in ihrer Schulzeit liebte Cheng Literatur und die darstellenden Künste, tanzte Ballett und schrieb Stücke für den Dramaverein ihrer Schule. Das Theater, sagt sie, sei realer als das tägliche Leben. “Auf der Bühne nehme ich eine andere Rolle ein, nehme Abstand von meinem Ego und traue mich, Dinge preiszugeben, die sonst verborgen bleiben.” 

    Sie betrachtet es als eines der wichtigsten Merkmale ihrer Werke, die spirituelle, tieferliegende Erfahrungswelt der Charaktere zu zeigen, abseits des Offensichtlichen, des täglich Zur-Schau-Gestellten. In ihrem ersten deutschsprachigen Stück, Epiphanie 顿悟, ist die Hauptfigur eine Theaterarbeiterin aus China, die das Stereotyp der fleißigen, schweigenden und introvertierten ostasiatischen Frau bedient. Während der Handlung wird jedoch auch ihr innerer Monolog gezeigt, ihre ganz subjektiven Emotionen und Erfahrungen, die wenig mit dem gemein haben, was ihr Äußeres zeigt. 

    Im Spannungsfeld der eigenen Identität 

    Ein wiederkehrendes Thema ihrer Werke ist die Auseinandersetzung mit ihrem queeren und weiblichen Selbstbewusstsein. Es geht um Sexualität, Familie, Bildung und Karriere, immer aus weiblicher und post-migrantischer Perspektive, oftmals mit kritischem Blick auf die männlich geprägte Gesellschaft und dem Wunsch eines neuen Sozialsystems. “Ich schreibe und lebe im Spannungsfeld zwischen meiner migrantischen Identität, dem engen Raum, der Theaterkünstlern of Color in Deutschland eingeräumt wird, und meiner Erforschung von Weiblichkeit und der queeren Identität.”  

    Aktuell arbeitet Cheng als Mentorin beim Theaterfest in Shenzhen in Südchina, parallel entsteht ein neues Stück. “Thin, White and Standard” soll es heißen und auf deutsch aufgeführt werden. Inhaltlich hat sie sich große Themen vorgenommen: Die Handlung basiert auf der A-4-Revolution in China, die im vergangenen Jahr aus Protest gegen die Null-Covid-Strategie entstand und die seit vergangenem September anhaltenden regimekritischen Proteste im Iran, die sich unter dem Aufruf “Jin, Jiyan, Azadî” (Frau, Leben, Freiheit) über das ganze Land verbreitet haben. Svenja Napp

    • Bildung
    • Gesellschaft
    • Kultur
    • Menschenrechte

    Personalien

    Robin Loeschel ist neuer Manager der Lkw-Projekte von Crown Equipment in Suzhou. Loeschel hat zuletzt ein MBA-Studium an der Fudan-Universität in Shanghai abgeschlossen. Zuvor war er für Bosch in Deutschland als Projektmanager für die Automobilelektrifizierung tätig.

    Khalil Hashmi soll neuer pakistanischer Botschafter in China werden. Er war bisher Botschafter in Genf und soll nun Moeen-ul-Haq in Peking ablösen.

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    Dessert

    Xi Le feiert seinen 10. Geburtstag im Zoo von Tianjin. Zur Feier gab es Partydeko und eine Torte aus Früchten.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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