Table.Briefing: China

Niklas Schörnig zur Aufrüstung im All + Deflationsgefahr und Bilanzrezession

Liebe Leserin, lieber Leser,

in den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts lautete eine geopolitische Binsenweisheit: Wer den Weltraum kontrolliert, hat die Macht über die Erde. Dieser Gedanke war der entscheidende Antrieb für das Space-Race zwischen Sowjetunion und USA.

Das neue Jahrhundert startete dagegen Weltraum-müde. Die Projekte im All kosteten enorm viel und brachten keinen Gewinn. Andere Technologien wie die Digitalisierung erschienen interessanter. Die USA verlagerten die Raumfahrt in den Privatsektor.

China dagegen startet derzeit im All voll durch. Der Politologe und Rüstungsforscher Niklas Schörnig erläutert im Interview mit Michael Radunski, was das für Konsequenzen hat. Denn in Wirklichkeit stimmt es immer noch: Wer die Erde von oben ins Visier nimmt, befindet sich in der überlegenen Position. Militärisch, technologisch und wirtschaftlich.

Chinas Einfluss basiert ohnehin vor allem auf seiner Marktmacht. Doch die ist in Gefahr, seit die Immobilienblase geplatzt ist, warnt Felix Lee in seiner Analyse. Die wichtigsten Warnzeichen sind die fallenden Preise und die Jugendarbeitslosigkeit. Die Folgen der Blase treffen China dabei an einem viel früheren Punkt in der Entwicklung als seinerzeit Japan in den frühen 90er-Jahren.

Interview

“Dann hat China die Macht über den Weltraum”

Niklas Schörnig
Der Politologe Niklas Schörnig forscht bei der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung zum Thema Rüstungskontrolle.

Die Meldungen über Chinas Erfolge im Weltall sind beeindruckend. Ist die Volksrepublik die neue Supermacht im Weltraum?

Supermacht ist mir persönlich etwas zu viel. Aber die Erfolge sind tatsächlich beeindruckend. Man muss feststellen, in einigen Bereichen hat China bereits zu den USA aufgeschlossen. Vor allem hat sich China im Weltall sehr breit aufgestellt, militärisch wie auch zivil. Peking hat dafür aber auch sehr viel Geld in die Hand genommen.

Wie viel?

Zahlen aus China sind immer mit Vorsicht zu genießen, vor allem hier, weil vieles mit Chinas Militär-Programmen zu tun hat. Aber als Richtwert: Spitzenreiter 2022 sind die USA mit 62 Milliarden US-Dollar. Doch dann folgt schon China auf Platz zwei mit ungefähr 12 Milliarden US-Dollar.

Das ist doch noch ein großer Abstand.

Ja, zu den USA. Aber China ist gleichzeitig der restlichen Konkurrenz davongestürmt. Nach China kommt lange nichts, dann irgendwann Russland mit 3,4 Milliarden US-Dollar und die EU als Institution mit 2,6 Milliarden. Man sieht also eine deutliche Lücke zwischen den USA, China und dem Rest. Wichtig ist zudem der Trend: Der Vorsprung der USA schmilzt, da China weiter massiv investiert und aufholt.

Warum legt China einen so starken Fokus auf das Weltall?

Das hat mehrere Gründe. Da sind zuerst wirtschaftliche Interessen, die mitunter weit in die Zukunft reichen, wie die Frage nach Schürfrechten auf Asteroiden. Weitaus kurzfristiger geht es um Datenaustausch und Bandbreiten, die man bereitstellen kann für Kommunikation. Hinzu kommt die militärische Komponente: China hat erkannt, dass eine moderne Armee über Aufklärungs- und Kommunikationssatelliten im Weltall verfügen muss.

Das Militärische klingt meist sehr abstrakt. Haben Sie ein Beispiel?

China hat ein eigenes Navigationssystem namens Beidou aufgezogen. Das ist wichtig, falls die USA im Konfliktfall die globale GPS-Navigation abschalten. In der Vergangenheit war das chinesische Militär auf dieses US-System angewiesen.

Wie gelingt es China, Russland und Europa so kurzfristig zu überholen?

Im Westen ist Raumfahrt seit den 2000er-Jahren etwas aus der Mode gekommen. In den USA ist das Space-Shuttle-Programm einfach ausgelaufen, Russland hat seine Raumstation Mir nicht ersetzt. Allerorts war eine gewisse Weltraum-Müdigkeit zu spüren. Ganz anders China. Peking hat viel Geld investiert und die Raumfahrt als nationales Prestigeobjekt auserkoren.

Ein strategischer Fehler des Westens?

Ja. Denn jetzt erleben wir eine klassische Aktion-Reaktion: Weil China so aktiv wurde, reagiert nun der Westen, weil man erkennt, welche strategische Bedeutung der Weltraum hat. Bemerkenswert: Es waren aber zuerst nicht staatliche Akteure wie die NASA oder das US-Militär, die reagierten, sondern vor allem privatwirtschaftliche Unternehmen. Die meisten Raketenstarts werden derzeit von zivilen Akteuren wie SpaceX durchgeführt.

Der Westen läuft also hinterher. Wie gut sind die Chinesen schon?

Ein wichtiger Indikator sind die erfolgreichen Raketenstarts – und hier sind die Chinesen auf Augenhöhe mit den USA. Wichtig hierbei: Die USA haben auch mal Fehlstarts, während die Chinesen das konsequent gut hinbekommen. Da steckt schon eine Menge Qualität dahinter. Ein weiterer wichtiger Beleg ist das bereits erwähnte Navigationssystem Beidou. Es ist seit 2020 eine vollständige Alternative zu amerikanischen GPS.

China ist also auf Augenhöhe mit den USA.

Und teilweise sogar weiter, zum Beispiel beim sogenannten On-Orbit-Servicing. Das ist der Versuch, einen Satelliten so nah an einen anderen Satelliten zu bringen, dass man ihn nachtanken oder zum Reparieren einsammeln kann. Man muss dafür so genau navigieren, dass das andere Objekt nicht beschädigt wird. Einige Experten sind überzeugt, dass die Chinesen hier schon fortschrittlichere Systeme als die USA haben.

Der NASA-Chef hat kürzlich vor China als neuer Weltraum-Macht gewarnt. Wie groß ist diese Gefahr?

Schwierig zu sagen. Aber die Verknüpfung des chinesischen Weltraumprogramms mit dem Militär ist extrem eng. Viele vermeintlich zivile Anwendungen können schnell auch militärisch genutzt werden.

Wie zum Beispiel?

Bei besagtem On-Orbit-Servicing könnte China nicht nur eigenen Weltraumschrott einsammeln, sondern einfach mal einen US-Satelliten einfangen. Offensichtlicher ist es mit Raketen. China ist einer von vier Staaten der Welt, die von der Erde aus Satelliten mit Raketen abschießen können.

Könnte…

Ja, könnte, aber das ist eben durchaus realistisch. Der amerikanische Politikwissenschaftler Peter Singer hat in seinem an realen Möglichkeiten orientierten Roman “Ghost Fleet” beschrieben, wie ein möglicher nächster Weltkrieg zwischen China und den USA beginnen könnte: mit einem chinesischen Angriff auf amerikanische Satelliten. Und die Logik dahinter ist ja erschreckend einleuchtend: Das US-Militär ist aktuell von den eigenen Satelliten derart abhängig, dass ein Schlag gegen diese Satelliten das amerikanische Militär sehr hart treffen würde. Und China besitzt inzwischen diese Fähigkeiten.

Was bedeutet das für die internationale Ordnung?

Das globale Monopol der USA bröckelt. China wird zu einer wichtigen Alternative für alle Staaten, die nicht mit den USA zusammenarbeiten wollen. Beispiel GPS und Beidou. Allerdings haben sich auch die Chinesen in den vergangenen Jahren oftmals wie ein Elefant im Porzellanladen verhalten, als sie eben Satelliten zu Testzwecken abgeschossen haben. Das waren eigene Satelliten, es hat aber sehr viel Weltraumschrott verursacht. Und das ist für alle Nationen gefährlich.

Das alles klingt nicht gut.

Ich sehe in Chinas Vormarsch aber durchaus auch Chancen. Der Westen wurde wachgerüttelt. Wir müssen dringend überlegen, ob wir 2030 ernsthaft auf die europäische ISS oder eine amerikanische Raumstation verzichten wollen. Uns muss klar sein: Der Weltraum ist längst zur kritischen Infrastruktur geworden. Wollen wir hier wirklich in Zukunft bei den Chinesen auf ihrer Tiangong anklopfen müssen und darum bitten, mitmachen zu dürfen? Dann hätte China wirklich die Macht über den Weltraum.

Niklas Schörnig ist Forschungsgruppenkoordinator am Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK).

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Analyse

Fallende Preise – der gefährliche Wachstums-Killer

Überangebot: Immobilienmakler vor unzähligen Verkaufsangeboten für chinesisches Wohneigentum in Peking.

Mitten in der Landschaft ragen zwei Dutzend etwa 30-stöckige Apartmenttürme empor. Einige sind fertiggestellt, die anderen sind noch in Bau. Die Kräne stehen aber still, bei einigen der unfertigen Gebäude sind die Baugerüste abmontiert. Und selbst die Wohnhäuser, die bezugsfertig sind, stehen leer.

So wie in diesem Vorort der Millionenmetropole Hangzhou sieht es in zig chinesischen Städten aus. Der Immobilienmarkt befindet sich im freien Fall. Allein im Juni sind die Immobilienverkäufe um fast 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat eingebrochen. Landesweit sitzt China auf einem gigantischen Bestand von mehr als 50 Millionen Wohnungen, die keine Käufer – geschweige denn Mieter – finden.

Prominentester Verlustbringer ist derzeit Evergrande. Über 300 Milliarden Euro Schulden hat der chinesische Baukonzern aufgetürmt – so viel wie kein anderes Immobilienunternehmen auf der Welt. Etwa 30 weitere Immobilienunternehmen sind mit ihren Rückzahlungen an Investoren in Verzug geraten.

Seit Jahrzehnten warnten Ökonomen immer wieder vor Chinas aufgeblähtem Immobiliensektor. Nun ist das passiert, was die Warner befürchtet haben: Die Blase ist geplatzt. Nicht so schockartig, wie die Welt das von der Immobilien- und Finanzkrise 2008 mit der Pleite der Lehman-Bank erlebt hatte, sondern auf chinesische Art: Bei Zahlungsverzug der Immobilienunternehmen springt der Staat ein, weil er die Insolvenz der großen Konzerne nicht riskieren will. Käufer halten sich dennoch vom Markt fern, Investoren flüchten, der Schuldenberg wächst, statt zu schrumpfen.

Erzeugerpreise fallen massiv

Weil zugleich 70 Prozent des chinesischen Privatvermögens in Immobilien gebunden ist und viele Verbraucherinnen und Verbraucher verschuldet sind, gehen sie in den Käuferstreik – und zwar nicht nur im Immobiliensegment, sondern auch bei Anschaffungen und Konsum. Autoverkäufe gehen zurück, die Ausgaben im Einzelhandel wachsen kaum noch. Die Preise beginnen daher bereits zu fallen. Während westliche Notenbanken und die meisten Länder der Welt derzeit unter hartnäckiger Inflation ächzen, steht China also vor Deflation.

Nach Angaben des Pekinger Statistikamts lag der Verbraucherpreisindex im Juni im Jahresvergleich bei null, bereits im Mai waren die Preise im Vorjahresvergleich nur noch um mickrige 0,2 Prozent gestiegen. Die Erzeugerpreise, der Vorbote für die allgemeine Preisentwicklung, fielen um starke 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Was nun also droht, ist eine Abwärtsspirale fallender Preise.

Wenn alles immer billiger wird

Was Deflation so gefährlich macht: Wenn Verbraucher darauf setzen, dass Waren immer günstiger werden, halten sie sich mit ihren Ausgaben zurück. Die Firmen bleiben auf ihren Produkten sitzen, müssen die Löhne senken und Mitarbeiter entlassen – was den Konsum weiter drückt. Investitionen kommen in einer solchen Lage für die Unternehmen gar nicht infrage.

Während bei Inflation die Zentralbanken mit höheren Zinsen gegensteuern können, sind die Instrumente bei Deflation weniger wirkungsvoll. Nur “schnelle, substanzielle und nachhaltige” fiskalische Anreize der Regierung würden helfen, sagt der renommierte Chefökonom des Nomura-Forschungsinstituts Richard Koo.

Ökonom Koo erwartet Bilanzrezession

Zwar ist die Verschuldung des Zentralstaats weiterhin niedrig. Was in China aber viel mehr zählt: Auch die Kommunalverwaltungen haben jahrzehntelang am Immobiliengeschäft verdient. Und zwar durch den Verkauf von Grundstücken. Mit diesen ausbleibenden Geschäften sind sie nun ebenfalls in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Folge: Die öffentliche Hand hält sich mit Investitionen zurück. Koo spricht von einer drohenden “Bilanzrezession”: Verbraucher, Unternehmen und Kommunen zahlen lieber Schulden zurück, anstatt Kredite aufzunehmen und zu investieren. Die Abwärtsspirale bewegt sich weiter nach unten.

Dabei sehen die Wirtschaftszahlen aktuell gar nicht so miserabel aus. Dem Statistikamt zufolge schaffte die chinesische Volkswirtschaft im abgelaufenen Quartal ein Wachstum von 6,3 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Das klingt beachtlich. Doch diese Zahl trügt. Vor einem Jahr verhängte die Führung in Shanghai und zahlreichen anderen Regionen einen der drakonischsten Corona-Lockdowns überhaupt. Die Wirtschaft stand für sechs Wochen quasi still.

Hohe Jugendarbeitslosigkeit sollte Alarmzeichen sein

Im Vergleich zum Vorquartal wuchs die chinesische Wirtschaft zuletzt denn auch nur noch um 0,8 Prozent. Das ist für ein sich noch entwickelndes Schwellenland wie in China, auf dem insbesondere im ländlichen Raum noch viel Wachstumspotenzial vorhanden wäre, sehr wenig. Und weit entfernt von den durchschnittlich jährlich sieben Prozent Wachstum in den Jahren vor der Pandemie.

Die hohe Arbeitslosigkeit unter jungen Leuten und frischen Uniabsolventen liegt inzwischen landesweit bei über 20 Prozent. Dabei müsste eigentlich Arbeitskräftemangel herrschen. Denn aufgrund der jahrzehntelangen Ein-Kind-Politik, die jedem Ehepaar nur ein Kind erlaubte, schrumpft die Zahl der Arbeitskräfte bereits.

Dass die Jugendarbeitslosigkeit dennoch so hoch ist, zeigt, wie schlecht es mit der chinesischen Wirtschaft inzwischen läuft. “Das demografische Problem, die harte Landung des Immobiliensektors, die hohe Schuldenlast der lokalen Behörden, der Pessimismus des Privatsektors sowie die Spannungen zwischen China und den USA lassen uns nicht optimistisch auf das mittel- bis langfristige Wachstum blicken”, sagt Wang Jun, Chefökonom des Vermögensverwalters Huatai Asset Management.

Schlimmer als in Japan

Erinnerungen an Japan zu Beginn der 1990er-Jahre werden wach. Bis dahin erlebte auch der Inselstaat einen beispiellosen Boom. Dann platzte dort die Blase. Der japanischen Regierung gelang es zwar, mit massiven Staatsausgaben einen Absturz der gesamten japanischen Volkswirtschaft zu verhindern. Was aber folgte, waren Jahrzehnte der Deflation. Sie hält mehr oder weniger bis heute an.

Doch es gibt einen gravierenden Unterschied. Als die japanische Wirtschaft zu stagnieren begann, hatte sie bereits das durchschnittliche Pro-Kopf-BIP der einkommensstarken Volkswirtschaften überschritten. China hingegen liegt im weltweiten Vergleich nur knapp über dem mittleren globalen Einkommensniveau. Sprich: Japan war schon reich. China ist es noch nicht.

Moderne Spitzenindustrie – veraltete Masse

Dieses Problem ist der in China mächtigen Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) durchaus bewusst. Ihr Chef Zheng Shanjie rief zuletzt in der KP-Organ Qiushi dazu auf, den Aufbau eines modernen Industriesystems zu beschleunigen, um den so schwierigen Übergang vom mittleren zum hohen Einkommensniveau zu bewältigen. Doch das ist leichter gesagt als getan. 

China-Begeisterte führen zwar gern den Boom etwa in der Digitaltechnologie oder bei den Elektroautos als Beleg für Fortschritt an. Doch wird das für die Entwicklung des Landes ausreichen? Denn ein Großteil der Industrie hält mit der notwendigen Modernisierung nicht Schritt. “Viele Beobachter sagen: Wow, China kann all diese fantastischen Produkte entwickeln, also sollte die Zukunft rosig sein”, sagt Koo. Er fragt sich aber, ob China im Verhältnis zu seiner Größe genug solcher Unternehmen hat.

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News

Peking drängt Russland zu neuem Getreidedeal

China hat nach Angaben der US-Nachrichtenagentur AP Russland im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen aufgefordert, eine weltweite Nahrungsmittelindustrie abzuwenden. Die ukrainischen Getreidelieferungen müssten rasch wieder möglich gemacht werden, forderte der stellvertretende UN-Botschafter Chinas, Geng Shuang, von seinem russischen Amtskollegen.

Geng verwies auf die Zusage des UN-Generalsekretärs António Guterres, alles zu tun, um sicherzustellen, dass sowohl ukrainisches Getreide als auch russische Lebensmittel und Düngemittel auf die Weltmärkte gelangen. Ziel sei es, “die internationale Ernährungssicherheit zu erhalten und die Nahrungsmittelkrise insbesondere in den Entwicklungsländern zu lindern“.

Die Ratsmitglieder kritisierten Moskau zudem dafür, ukrainische Häfen angegriffen und die Hafeninfrastruktur zerstört zu haben. Dies sei ein Verstoß gegen das Völkerrecht, das Angriffe auf zivile Infrastruktur verbietet. Als Reaktion darauf, dass Russland weite Gebiete im Schwarzen Meer als gefährlich für die Schifffahrt erklärt hat, warnten die UN, dass ein militärischer Zwischenfall im Meer “katastrophale Folgen” haben könne. flee

  • Geopolitik
  • Russland
  • Ukraine
  • Vereinte Nationen

Audi setzt bei neuen Elektrofahrzeugen auf SAIC

Die Volkswagen-Tochter Audi verhandelt mit dem chinesischen Joint-Venture-Partner SAIC über eine gemeinsame Entwicklung von Elektroautos. SAIC-Chefingenieur Zu Sijie sagte, sein Unternehmen habe sich mit Audi darauf geeinigt, die Entwicklung von Elektroautos gemeinsam zu beschleunigen. Details nannte er nicht. Audi erklärte, mit Partnern an der zukünftigen Ausrichtung des China-Geschäfts zu arbeiten.

Die Ingolstädter bringen ihre Fahrzeuge in China über Gemeinschaftsunternehmen mit SAIC und FAW auf den Markt. Einem Insider zufolge laufen Verhandlungen mit beiden Partnern. Mit Absichtserklärungen sei in den kommenden Wochen zu rechnen, ein Vertragsabschluss könnte noch in diesem Jahr erfolgen.

Audi fährt im China-Geschäft der Konkurrenz mit Abstand hinterher. Der scheidende Audi-Chef Markus Duesmann sagte zuletzt, dass derzeit nicht die für die chinesischen Bedürfnisse passenden Fahrzeuge am Markt seien. Zugleich kündigte er an, einige elektrische Modelle dort früher zu lokalisieren als ursprünglich geplant. Derzeit baut Audi zusammen mit FAW ein Werk in Changchun, in dem ab Ende 2024 Fahrzeuge auf der PPE-Plattform produziert werden sollen. Zudem verkauft Audi in China den elektrischen Q4.

Ein Insider sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, die Gespräche drehten sich nun um weitere Fahrzeugsegmente. Es handle sich um eigenständige Autos, die in China für China gebaut werden. Anderen Quellen zufolge könnte Audi die Elektroplattform von SAIC übernehmen. Die Elektromarke IM Motors von SAIC, an der der chinesische E-Commerce-Riese Alibaba beteiligt ist, hatte vor einem Jahr die Oberklasse-Limousine L7 auf den Markt gebracht. rtr

  • Autoindustrie

BASF beteiligt sich an Offshore-Windpark

Der weltgrößte Chemiekonzern BASF will mit dem chinesischen Energieunternehmen Mingyang ein Gemeinschaftsunternehmen für einen Offshore-Windpark an der Küste vor Südchina gründen. Mingyang werde 90 Prozent und BASF zehn Prozent der Anteile halten, teilten die beiden Unternehmen mit.

Der geplante Windpark in Zhanjiang in der Provinz Guangdong soll über eine Kapazität von 500 Megawatt verfügen und 2025 vollständig in Betrieb gehen. Der Großteil des erzeugten Stroms soll für den neuen BASF-Verbundstandorts Zhanjiang verwendet werden, der vollständig mit Strom aus erneuerbaren Quellen versorgt wird.

BASF investiert in Zhanjiang bis zu zehn Milliarden Euro – die größte Einzelinvestition der Unternehmensgeschichte. Eine erste Produktionsanlage für technische Kunststoffe, die von der Automobil- und Elektronikindustrie benötigt werden, ist vergangenes Jahr bereits in Betrieb gegangen. Zhanjiang wird nach der Fertigstellung nach dem Stammsitz Ludwigshafen und Antwerpen die drittgrößte Produktionsstätte der BASF sein. rtr/flee

  • Technologie
  • Windkraft

Kampfjets überqueren erneut inoffizielle Grenzlinie

Die Volksbefreiungsarmee hat schon wieder Dutzende Kampfjets in Richtung Taiwan geschickt. 22 davon hätten die inoffizielle Grenzlinie in der Taiwanstraße überquert. Das teilte das taiwanische Verteidigungsministerium laut der Nachrichtenagentur AP mit. 

Am Montag beginnt die sogenannte Han-Kuang-Übung, bei der Taiwan jedes Jahr seine Kampfbereitschaft im Falle einer Invasion durch China erprobt. Bei einer weiteren Übung sollen Zivilisten auf Naturkatastrophen und Evakuierungen im Falle eines Luftangriffs vorbereitet werden. flee

  • Militärmanöver
  • Taiwan
  • Volksbefreiungsarmee

G7 fodert Einhaltung der Nordkorea-Sanktionen

Die G7-Staaten, die Europäische Union und drei weitere Länder haben China in einem Brief aufgefordert, die Sanktionen der Vereinten Nationen gegen Nordkorea besser zu unterstützen. In dem Schreiben an Chinas ständigen UN-Vertreter, Zhang Jun heißt es: “Wir sind besorgt über die anhaltende Präsenz mehrerer Öltanker, die Ihre Hoheitsgewässer in der Sansha-Bucht als Zufluchtsort nutzen, um Handel mit sanktionierten Ölprodukten mit der Demokratischen Volksrepublik Korea zu treiben.”

Der Brief soll Satellitenbilder enthalten, die “eindeutig belegen, dass diese Praktiken auch in den Jahren 2022 und 2023 innerhalb des chinesischen Hoheitsgebiets stattgefunden haben.” China wird in dem Brief aufgefordert “die Schiffe auf Beweise für illegalen Ölschmuggel zu untersuchen, ihnen alle Dienstleistungen zu verweigern und sie schließlich so schnell wie möglich aus seinen Gewässern zu verweisen, wenn sie erneut in der Bucht von Sansha vor Anker gehen.” 

China hat wiederholt erklärt, sich an die Sanktionen des UN-Sicherheitsrates zu halten. Nordkorea unterliegt seit 2006 wegen seines Raketen- und Atomprogramms den Sanktionen der Vereinten Nationen. Dazu gehört auch ein jährlicher Einfuhrstopp für raffiniertes Öl und Rohöl, der 2017 verhängt wurde. Dennoch bleiben China und Nordkorea Verbündete. rtr

  • G7
  • Geopolitik
  • Nordkorea

Presseschau

Erneuerbare ausbauen: China, Saudi-Arabien und Russland blockieren G20-Plan N-TV
China drängt Russland zu Getreidedeal ZDF
Umgehung von UN-Sanktionen: Appell an China wegen Nordkorea TAGESSPIEGEL
China proposes high-level talks with Tokyo and Seoul, with eye to summit JAPANTIMES
Rekord-Wettrüsten der USA und China im Pazifik: Die Gefahr eines Ernstfalls nimmt zu T-ONLINE
Blinken says US is “working to put some stability” into relationship with China CNN
Nach John Kerrys Besuch in China: Warum Peking in der Klimapolitik eigene Wege sucht SPIEGEL
U.S., Allies Hold Record-Setting Military Exercise in Australia in Message Aimed at China WSJ
Russia and China end military exercises in Sea of Japan CHANNELNEWSASIA
Taiwan: China schickt wieder Kampfjets DEUTSCHLANDFUNK
Xi Jinping bereitet die Chinesen auf einen Krieg vor NZZ
Nach Angriffen auf Südukraine: China bestätigt Schäden an Konsulat in Odessa TAGESSCHAU
Wo ist der Außenminister? Warum in China selbst Xi Jinping schon verschwand KURIER
Orban-Rede in Rumänien thematisiert USA, China und eine neue Weltordnung EURONEWS
Päpstliche Friedensmission: China nächste Station für Kardinal Zuppi? KATHOLISCH
E-Mail gehackt: Cyberangriff auf US-Botschafter in China ORF
Hongkong: Chinese wegen Beleidigung der Nationalhymne verurteilt TAGESSCHAU
Xi und der Privatsektor: Dieser Flirt ist gefährlich SUEDDEUTSCHE
Batteriehersteller CATL: Chinesische Akkus aus Arnstadt FAZ
Top-Manager: “Die Chinesen haben ihre Hochachtung vor unserem Wirtschaftssystem verloren” WELT
China can boost yuan’s international role, says report SCMP
Chinesisches Intellektuellenmilieu – Westliche Denker und Ideen als Vorbild HANDELSBLATT
Spektakel im Waldgebiet: China erprobt Raketenantrieb für Mondmission N-TV
Land kämpft gegen Wassermassen: Fluten in China schließen Bus mit 50 Fahrgästen ein N-TV
Verfahren eingeleitet: Korruptionsaffäre um Fußball-China weitet sich aus KRONE
Gewaltiger Stau: Touristen in China verstopfen Fluss mit Rafting-Booten STERN
China: Gefährliche Sonnenstrahlen: Das Comeback des Facekini BERLINER-ZEITUNG
China: Radfahrer filmt Spektakel am Himmel – Video zeigt seltenes Sonnen-Phänomen T-ONLINE

Standpunkt

Yuanisierung Russlands birgt Kosten für China

Von Rolf J. Langhammer
Rolf Langhammer, Wirtschaftswissenschaftler mit tiefer China-Kenntnis.
Rolf J. Langhammer war bis 2012 Vizepräsident des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW). Er befindet sich im Ruhestand, aber weiterhin am IfW Kiel tätig. 

Die Ausweitung des Handels zwischen Russland und China vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts bringt auch einen stärkeren Einsatz der chinesischen Währung für Zahlungen zwischen den beiden Ländern mit sich. Doch der zunehmende Gebrauch des Yuan droht Chinas Ziel zu gefährden, ein multipolares Weltwährungssystem zu etablieren, das nicht vor allem vom Dollar dominiert wird. China will die De-Dollarisierung kontrolliert stattfinden lassen, was jetzt in Gefahr gerät.

Die westlichen Sanktionen haben China zum wichtigsten Handelspartner Russlands aufsteigen lassen. Mit der Funktion als Tankstelle Chinas geht die “Yuanisierung” des russischen Kapital- und Zahlungsverkehrs einher. Dollar-Rubel-Transaktionen werden durch Yuan-Rubel-Transaktionen ersetzt. Russen können über das chinesische Zahlungssystem Kreditkartenrechnungen begleichen. Russische Energieunternehmen legen Anleihen in Yuan auf, und russische Banken halten zunehmend Forderungen in der chinesischen Währung.

Auch im Bereich der digitalen Währungen (digitaler Yuan und digitaler Rubel) intensivieren sich die bilateralen Beziehungen zwischen Russland und China. Diese sind allerdings auf globaler Ebene noch weit davon entfernt, die Dominanz des amerikanischen Dollars und des Euros durch den Aufstieg des Yuan zu einer internationalen Währung auf Augenhöhe mit den beiden führenden Währungen zu gefährden. Im vierten Quartal 2022 notierten 58 Prozent der globalen zugewiesenen Reserven in Dollar, 20 Prozent in Euro und weniger als 3 Prozent in Yuan.

Peking strebt multipolares Währungs- und Zahlungssystem an

Die chinesische Regierung möchte ein multipolares Währungs- und Zahlungssystem und forciert daher die internationale Verwendung des Yuan als Fakturierungs-, Transaktions- und Reservewährung. Mit der Erhöhung des Anteils des Yuan am Währungskorb der Sonderziehungsrechte (SZR) um 1,36 Prozentpunkte auf 12,28 Prozent im August 2022 (damit nun drittwichtigste Währung hinter Dollar und Euro im SZR-Korb) ist sie diesem Ziel – allerdings nur in einem kleinen politikbestimmten Segment des globalen Währungssystems – ein Stück nähergekommen.

Die Yuanisierung der russischen Wirtschaft kann aber dieses Ziel gefährden, zumindest teurer für China machen. China könnte zwar seine Währungspolitik analog zur alten amerikanischen Praxis “Unsere Währung, euer Problem” ohne Rücksicht auf die Wünsche Russlands gestalten, weil die Stabilität der chinesischen Währung im westlichen Währungssystem immer noch Priorität vor der Rücksichtnahme auf die Interessen des politischen Verbündeten hätte.

China müsste mehr Dollars als Reserve vorhalten

Wenn aber als Folge der vermehrten Nutzung des Yuans in Russland immer mehr Yuan auf den Markt kämen, müsste China auch, um die Kontrolle über den Wechselkurs zu den westlichen Währungen auf den Offshore-Bankenplätzen nicht zu verlieren – vor allem zum Dollar – mehr Dollars als Reserve vorhalten. Dies aber würde mit dem chinesischen Ziel kollidieren, selbst zu de-dollarisieren, sich von der amerikanischen Geldpolitik zu lösen, die Exportorientierung zugunsten einer Binnenorientierung aufzugeben, den Leistungsbilanzüberschuss gegenüber dem Westen zu verringern und das reale Einkommensniveau in China breit gestreut steigen zu lassen. Lohnzuwächse über den Anstieg der Güterpreise hinaus sind gleichbedeutend mit der kontrollierten realen Aufwertung des Yuan und einer Abnahme der Devisenreserven.

In der letzten Dekade war diese Abnahme im Trend, von einem hohen Niveau aus, zu beobachten. Dieser Trend könnte gebrochen werden, wenn Russland und vielleicht auch autokratisch regierte Mitläufer Russlands den Dollar in hohem Tempo durch den Yuan ersetzen würden. Das stünde nicht im Einklang mit der chinesischen Politik der kontrollierten De-Dollarisierung, es sei denn, China würde bereit sein, keine zusätzlichen Dollars zu halten und damit den Wechselkurs zum Dollar auf den Offshore-Bankenplätzen fallen zu lassen.

Hoher Preis

Dies wäre ein hoher Preis für das grüne Licht an Russland, den Dollar und andere westliche Währungen durch den Yuan zu ersetzen. Denn dann könnte ein Fallen des Wechselkurses zum Dollar ähnlich wie im August 2015 Währungsunruhen auslösen, Kapitalabflüsse aus China generieren, denen die Regierung durch noch striktere Kapitalverkehrskontrollen begegnen würde.

Noch höhere Kosten könnten für China erwachsen, wenn der Bündnispartner Russland geld- und währungspolitische Wünsche an China stellen würde, um den Rubelkurs zu den westlichen Währungen im Falle einer Abwertung des Yuan zum Dollar zu stabilisieren und um die Kosten der Bedienung chinesischer Kredite zu strecken. Hier könnte Russland China in das bekannte Währungs-“mismatch”-Problem hineinziehen: Russland würde in die heimische Rüstungsindustrie investieren und dies mit Hilfe chinesischer Kredite, die in Yuan zu bedienen wären und bei einer Abwertung des Rubel zum Yuan teurer bedient werden müssten.

Ob China bereit ist, der Bündnistreue zuliebe Kredite abzuschreiben und damit Russlands wachsende Budgetprobleme zu mindern oder ob China Russland und seine Bindung an den Yuan als finanzielle Fußfessel beim Aufstieg in die erste Liga der internationalen Währungen sieht und nach dem Motto “Unsere Währung, Russlands Problem” verfährt, wird für die Zukunft der internationalen Finanzbeziehungen wichtig werden.

Dieser Beitrag entstand im Rahmen der Veranstaltungsreihe ,,Global China Conversations” des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW). China.Table ist Medienpartner der Reihe.

Rolf J. Langhammer ist ein Senior Researcher am Kiel Institut für Weltwirtschaft. Er war außerdem bis 2012 Vizepräsident des Kiel Instituts.

  • Handel
  • USA
  • Yuan

Personalie

Dexter Roberts baut als Director of China Affairs beim Mansfield Center ein neues China-Pogramm auf mit Fokus auf den US-chinesischen Handel. Der Buchautor war vorher unter anderem Büro-Chef bei Bloomberg in Peking und Journalist bei Businessweek

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Dessert

Die Elefanten sind los: Ihr Bestand in der Provinz Yunan war in den letzten Jahrzehnten massiv zurückgegangen. Nun gibt es wieder mehr von ihnen – dank der Einrichtung von speziellen Naturschutzgebieten. Nur: So wie diese Familie halten sie sich nicht immer an die gesetzten Grenzen, sondern trampeln auf einem der angrenzenden Reisfelder herum. Die Bauern sind angehalten, es mit Humor zu nehmen. Denn der Bestand hat sich noch längst nicht wieder erholt.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    in den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts lautete eine geopolitische Binsenweisheit: Wer den Weltraum kontrolliert, hat die Macht über die Erde. Dieser Gedanke war der entscheidende Antrieb für das Space-Race zwischen Sowjetunion und USA.

    Das neue Jahrhundert startete dagegen Weltraum-müde. Die Projekte im All kosteten enorm viel und brachten keinen Gewinn. Andere Technologien wie die Digitalisierung erschienen interessanter. Die USA verlagerten die Raumfahrt in den Privatsektor.

    China dagegen startet derzeit im All voll durch. Der Politologe und Rüstungsforscher Niklas Schörnig erläutert im Interview mit Michael Radunski, was das für Konsequenzen hat. Denn in Wirklichkeit stimmt es immer noch: Wer die Erde von oben ins Visier nimmt, befindet sich in der überlegenen Position. Militärisch, technologisch und wirtschaftlich.

    Chinas Einfluss basiert ohnehin vor allem auf seiner Marktmacht. Doch die ist in Gefahr, seit die Immobilienblase geplatzt ist, warnt Felix Lee in seiner Analyse. Die wichtigsten Warnzeichen sind die fallenden Preise und die Jugendarbeitslosigkeit. Die Folgen der Blase treffen China dabei an einem viel früheren Punkt in der Entwicklung als seinerzeit Japan in den frühen 90er-Jahren.

    Interview

    “Dann hat China die Macht über den Weltraum”

    Niklas Schörnig
    Der Politologe Niklas Schörnig forscht bei der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung zum Thema Rüstungskontrolle.

    Die Meldungen über Chinas Erfolge im Weltall sind beeindruckend. Ist die Volksrepublik die neue Supermacht im Weltraum?

    Supermacht ist mir persönlich etwas zu viel. Aber die Erfolge sind tatsächlich beeindruckend. Man muss feststellen, in einigen Bereichen hat China bereits zu den USA aufgeschlossen. Vor allem hat sich China im Weltall sehr breit aufgestellt, militärisch wie auch zivil. Peking hat dafür aber auch sehr viel Geld in die Hand genommen.

    Wie viel?

    Zahlen aus China sind immer mit Vorsicht zu genießen, vor allem hier, weil vieles mit Chinas Militär-Programmen zu tun hat. Aber als Richtwert: Spitzenreiter 2022 sind die USA mit 62 Milliarden US-Dollar. Doch dann folgt schon China auf Platz zwei mit ungefähr 12 Milliarden US-Dollar.

    Das ist doch noch ein großer Abstand.

    Ja, zu den USA. Aber China ist gleichzeitig der restlichen Konkurrenz davongestürmt. Nach China kommt lange nichts, dann irgendwann Russland mit 3,4 Milliarden US-Dollar und die EU als Institution mit 2,6 Milliarden. Man sieht also eine deutliche Lücke zwischen den USA, China und dem Rest. Wichtig ist zudem der Trend: Der Vorsprung der USA schmilzt, da China weiter massiv investiert und aufholt.

    Warum legt China einen so starken Fokus auf das Weltall?

    Das hat mehrere Gründe. Da sind zuerst wirtschaftliche Interessen, die mitunter weit in die Zukunft reichen, wie die Frage nach Schürfrechten auf Asteroiden. Weitaus kurzfristiger geht es um Datenaustausch und Bandbreiten, die man bereitstellen kann für Kommunikation. Hinzu kommt die militärische Komponente: China hat erkannt, dass eine moderne Armee über Aufklärungs- und Kommunikationssatelliten im Weltall verfügen muss.

    Das Militärische klingt meist sehr abstrakt. Haben Sie ein Beispiel?

    China hat ein eigenes Navigationssystem namens Beidou aufgezogen. Das ist wichtig, falls die USA im Konfliktfall die globale GPS-Navigation abschalten. In der Vergangenheit war das chinesische Militär auf dieses US-System angewiesen.

    Wie gelingt es China, Russland und Europa so kurzfristig zu überholen?

    Im Westen ist Raumfahrt seit den 2000er-Jahren etwas aus der Mode gekommen. In den USA ist das Space-Shuttle-Programm einfach ausgelaufen, Russland hat seine Raumstation Mir nicht ersetzt. Allerorts war eine gewisse Weltraum-Müdigkeit zu spüren. Ganz anders China. Peking hat viel Geld investiert und die Raumfahrt als nationales Prestigeobjekt auserkoren.

    Ein strategischer Fehler des Westens?

    Ja. Denn jetzt erleben wir eine klassische Aktion-Reaktion: Weil China so aktiv wurde, reagiert nun der Westen, weil man erkennt, welche strategische Bedeutung der Weltraum hat. Bemerkenswert: Es waren aber zuerst nicht staatliche Akteure wie die NASA oder das US-Militär, die reagierten, sondern vor allem privatwirtschaftliche Unternehmen. Die meisten Raketenstarts werden derzeit von zivilen Akteuren wie SpaceX durchgeführt.

    Der Westen läuft also hinterher. Wie gut sind die Chinesen schon?

    Ein wichtiger Indikator sind die erfolgreichen Raketenstarts – und hier sind die Chinesen auf Augenhöhe mit den USA. Wichtig hierbei: Die USA haben auch mal Fehlstarts, während die Chinesen das konsequent gut hinbekommen. Da steckt schon eine Menge Qualität dahinter. Ein weiterer wichtiger Beleg ist das bereits erwähnte Navigationssystem Beidou. Es ist seit 2020 eine vollständige Alternative zu amerikanischen GPS.

    China ist also auf Augenhöhe mit den USA.

    Und teilweise sogar weiter, zum Beispiel beim sogenannten On-Orbit-Servicing. Das ist der Versuch, einen Satelliten so nah an einen anderen Satelliten zu bringen, dass man ihn nachtanken oder zum Reparieren einsammeln kann. Man muss dafür so genau navigieren, dass das andere Objekt nicht beschädigt wird. Einige Experten sind überzeugt, dass die Chinesen hier schon fortschrittlichere Systeme als die USA haben.

    Der NASA-Chef hat kürzlich vor China als neuer Weltraum-Macht gewarnt. Wie groß ist diese Gefahr?

    Schwierig zu sagen. Aber die Verknüpfung des chinesischen Weltraumprogramms mit dem Militär ist extrem eng. Viele vermeintlich zivile Anwendungen können schnell auch militärisch genutzt werden.

    Wie zum Beispiel?

    Bei besagtem On-Orbit-Servicing könnte China nicht nur eigenen Weltraumschrott einsammeln, sondern einfach mal einen US-Satelliten einfangen. Offensichtlicher ist es mit Raketen. China ist einer von vier Staaten der Welt, die von der Erde aus Satelliten mit Raketen abschießen können.

    Könnte…

    Ja, könnte, aber das ist eben durchaus realistisch. Der amerikanische Politikwissenschaftler Peter Singer hat in seinem an realen Möglichkeiten orientierten Roman “Ghost Fleet” beschrieben, wie ein möglicher nächster Weltkrieg zwischen China und den USA beginnen könnte: mit einem chinesischen Angriff auf amerikanische Satelliten. Und die Logik dahinter ist ja erschreckend einleuchtend: Das US-Militär ist aktuell von den eigenen Satelliten derart abhängig, dass ein Schlag gegen diese Satelliten das amerikanische Militär sehr hart treffen würde. Und China besitzt inzwischen diese Fähigkeiten.

    Was bedeutet das für die internationale Ordnung?

    Das globale Monopol der USA bröckelt. China wird zu einer wichtigen Alternative für alle Staaten, die nicht mit den USA zusammenarbeiten wollen. Beispiel GPS und Beidou. Allerdings haben sich auch die Chinesen in den vergangenen Jahren oftmals wie ein Elefant im Porzellanladen verhalten, als sie eben Satelliten zu Testzwecken abgeschossen haben. Das waren eigene Satelliten, es hat aber sehr viel Weltraumschrott verursacht. Und das ist für alle Nationen gefährlich.

    Das alles klingt nicht gut.

    Ich sehe in Chinas Vormarsch aber durchaus auch Chancen. Der Westen wurde wachgerüttelt. Wir müssen dringend überlegen, ob wir 2030 ernsthaft auf die europäische ISS oder eine amerikanische Raumstation verzichten wollen. Uns muss klar sein: Der Weltraum ist längst zur kritischen Infrastruktur geworden. Wollen wir hier wirklich in Zukunft bei den Chinesen auf ihrer Tiangong anklopfen müssen und darum bitten, mitmachen zu dürfen? Dann hätte China wirklich die Macht über den Weltraum.

    Niklas Schörnig ist Forschungsgruppenkoordinator am Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK).

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    Analyse

    Fallende Preise – der gefährliche Wachstums-Killer

    Überangebot: Immobilienmakler vor unzähligen Verkaufsangeboten für chinesisches Wohneigentum in Peking.

    Mitten in der Landschaft ragen zwei Dutzend etwa 30-stöckige Apartmenttürme empor. Einige sind fertiggestellt, die anderen sind noch in Bau. Die Kräne stehen aber still, bei einigen der unfertigen Gebäude sind die Baugerüste abmontiert. Und selbst die Wohnhäuser, die bezugsfertig sind, stehen leer.

    So wie in diesem Vorort der Millionenmetropole Hangzhou sieht es in zig chinesischen Städten aus. Der Immobilienmarkt befindet sich im freien Fall. Allein im Juni sind die Immobilienverkäufe um fast 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat eingebrochen. Landesweit sitzt China auf einem gigantischen Bestand von mehr als 50 Millionen Wohnungen, die keine Käufer – geschweige denn Mieter – finden.

    Prominentester Verlustbringer ist derzeit Evergrande. Über 300 Milliarden Euro Schulden hat der chinesische Baukonzern aufgetürmt – so viel wie kein anderes Immobilienunternehmen auf der Welt. Etwa 30 weitere Immobilienunternehmen sind mit ihren Rückzahlungen an Investoren in Verzug geraten.

    Seit Jahrzehnten warnten Ökonomen immer wieder vor Chinas aufgeblähtem Immobiliensektor. Nun ist das passiert, was die Warner befürchtet haben: Die Blase ist geplatzt. Nicht so schockartig, wie die Welt das von der Immobilien- und Finanzkrise 2008 mit der Pleite der Lehman-Bank erlebt hatte, sondern auf chinesische Art: Bei Zahlungsverzug der Immobilienunternehmen springt der Staat ein, weil er die Insolvenz der großen Konzerne nicht riskieren will. Käufer halten sich dennoch vom Markt fern, Investoren flüchten, der Schuldenberg wächst, statt zu schrumpfen.

    Erzeugerpreise fallen massiv

    Weil zugleich 70 Prozent des chinesischen Privatvermögens in Immobilien gebunden ist und viele Verbraucherinnen und Verbraucher verschuldet sind, gehen sie in den Käuferstreik – und zwar nicht nur im Immobiliensegment, sondern auch bei Anschaffungen und Konsum. Autoverkäufe gehen zurück, die Ausgaben im Einzelhandel wachsen kaum noch. Die Preise beginnen daher bereits zu fallen. Während westliche Notenbanken und die meisten Länder der Welt derzeit unter hartnäckiger Inflation ächzen, steht China also vor Deflation.

    Nach Angaben des Pekinger Statistikamts lag der Verbraucherpreisindex im Juni im Jahresvergleich bei null, bereits im Mai waren die Preise im Vorjahresvergleich nur noch um mickrige 0,2 Prozent gestiegen. Die Erzeugerpreise, der Vorbote für die allgemeine Preisentwicklung, fielen um starke 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Was nun also droht, ist eine Abwärtsspirale fallender Preise.

    Wenn alles immer billiger wird

    Was Deflation so gefährlich macht: Wenn Verbraucher darauf setzen, dass Waren immer günstiger werden, halten sie sich mit ihren Ausgaben zurück. Die Firmen bleiben auf ihren Produkten sitzen, müssen die Löhne senken und Mitarbeiter entlassen – was den Konsum weiter drückt. Investitionen kommen in einer solchen Lage für die Unternehmen gar nicht infrage.

    Während bei Inflation die Zentralbanken mit höheren Zinsen gegensteuern können, sind die Instrumente bei Deflation weniger wirkungsvoll. Nur “schnelle, substanzielle und nachhaltige” fiskalische Anreize der Regierung würden helfen, sagt der renommierte Chefökonom des Nomura-Forschungsinstituts Richard Koo.

    Ökonom Koo erwartet Bilanzrezession

    Zwar ist die Verschuldung des Zentralstaats weiterhin niedrig. Was in China aber viel mehr zählt: Auch die Kommunalverwaltungen haben jahrzehntelang am Immobiliengeschäft verdient. Und zwar durch den Verkauf von Grundstücken. Mit diesen ausbleibenden Geschäften sind sie nun ebenfalls in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Folge: Die öffentliche Hand hält sich mit Investitionen zurück. Koo spricht von einer drohenden “Bilanzrezession”: Verbraucher, Unternehmen und Kommunen zahlen lieber Schulden zurück, anstatt Kredite aufzunehmen und zu investieren. Die Abwärtsspirale bewegt sich weiter nach unten.

    Dabei sehen die Wirtschaftszahlen aktuell gar nicht so miserabel aus. Dem Statistikamt zufolge schaffte die chinesische Volkswirtschaft im abgelaufenen Quartal ein Wachstum von 6,3 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Das klingt beachtlich. Doch diese Zahl trügt. Vor einem Jahr verhängte die Führung in Shanghai und zahlreichen anderen Regionen einen der drakonischsten Corona-Lockdowns überhaupt. Die Wirtschaft stand für sechs Wochen quasi still.

    Hohe Jugendarbeitslosigkeit sollte Alarmzeichen sein

    Im Vergleich zum Vorquartal wuchs die chinesische Wirtschaft zuletzt denn auch nur noch um 0,8 Prozent. Das ist für ein sich noch entwickelndes Schwellenland wie in China, auf dem insbesondere im ländlichen Raum noch viel Wachstumspotenzial vorhanden wäre, sehr wenig. Und weit entfernt von den durchschnittlich jährlich sieben Prozent Wachstum in den Jahren vor der Pandemie.

    Die hohe Arbeitslosigkeit unter jungen Leuten und frischen Uniabsolventen liegt inzwischen landesweit bei über 20 Prozent. Dabei müsste eigentlich Arbeitskräftemangel herrschen. Denn aufgrund der jahrzehntelangen Ein-Kind-Politik, die jedem Ehepaar nur ein Kind erlaubte, schrumpft die Zahl der Arbeitskräfte bereits.

    Dass die Jugendarbeitslosigkeit dennoch so hoch ist, zeigt, wie schlecht es mit der chinesischen Wirtschaft inzwischen läuft. “Das demografische Problem, die harte Landung des Immobiliensektors, die hohe Schuldenlast der lokalen Behörden, der Pessimismus des Privatsektors sowie die Spannungen zwischen China und den USA lassen uns nicht optimistisch auf das mittel- bis langfristige Wachstum blicken”, sagt Wang Jun, Chefökonom des Vermögensverwalters Huatai Asset Management.

    Schlimmer als in Japan

    Erinnerungen an Japan zu Beginn der 1990er-Jahre werden wach. Bis dahin erlebte auch der Inselstaat einen beispiellosen Boom. Dann platzte dort die Blase. Der japanischen Regierung gelang es zwar, mit massiven Staatsausgaben einen Absturz der gesamten japanischen Volkswirtschaft zu verhindern. Was aber folgte, waren Jahrzehnte der Deflation. Sie hält mehr oder weniger bis heute an.

    Doch es gibt einen gravierenden Unterschied. Als die japanische Wirtschaft zu stagnieren begann, hatte sie bereits das durchschnittliche Pro-Kopf-BIP der einkommensstarken Volkswirtschaften überschritten. China hingegen liegt im weltweiten Vergleich nur knapp über dem mittleren globalen Einkommensniveau. Sprich: Japan war schon reich. China ist es noch nicht.

    Moderne Spitzenindustrie – veraltete Masse

    Dieses Problem ist der in China mächtigen Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) durchaus bewusst. Ihr Chef Zheng Shanjie rief zuletzt in der KP-Organ Qiushi dazu auf, den Aufbau eines modernen Industriesystems zu beschleunigen, um den so schwierigen Übergang vom mittleren zum hohen Einkommensniveau zu bewältigen. Doch das ist leichter gesagt als getan. 

    China-Begeisterte führen zwar gern den Boom etwa in der Digitaltechnologie oder bei den Elektroautos als Beleg für Fortschritt an. Doch wird das für die Entwicklung des Landes ausreichen? Denn ein Großteil der Industrie hält mit der notwendigen Modernisierung nicht Schritt. “Viele Beobachter sagen: Wow, China kann all diese fantastischen Produkte entwickeln, also sollte die Zukunft rosig sein”, sagt Koo. Er fragt sich aber, ob China im Verhältnis zu seiner Größe genug solcher Unternehmen hat.

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    Peking drängt Russland zu neuem Getreidedeal

    China hat nach Angaben der US-Nachrichtenagentur AP Russland im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen aufgefordert, eine weltweite Nahrungsmittelindustrie abzuwenden. Die ukrainischen Getreidelieferungen müssten rasch wieder möglich gemacht werden, forderte der stellvertretende UN-Botschafter Chinas, Geng Shuang, von seinem russischen Amtskollegen.

    Geng verwies auf die Zusage des UN-Generalsekretärs António Guterres, alles zu tun, um sicherzustellen, dass sowohl ukrainisches Getreide als auch russische Lebensmittel und Düngemittel auf die Weltmärkte gelangen. Ziel sei es, “die internationale Ernährungssicherheit zu erhalten und die Nahrungsmittelkrise insbesondere in den Entwicklungsländern zu lindern“.

    Die Ratsmitglieder kritisierten Moskau zudem dafür, ukrainische Häfen angegriffen und die Hafeninfrastruktur zerstört zu haben. Dies sei ein Verstoß gegen das Völkerrecht, das Angriffe auf zivile Infrastruktur verbietet. Als Reaktion darauf, dass Russland weite Gebiete im Schwarzen Meer als gefährlich für die Schifffahrt erklärt hat, warnten die UN, dass ein militärischer Zwischenfall im Meer “katastrophale Folgen” haben könne. flee

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    • Russland
    • Ukraine
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    Audi setzt bei neuen Elektrofahrzeugen auf SAIC

    Die Volkswagen-Tochter Audi verhandelt mit dem chinesischen Joint-Venture-Partner SAIC über eine gemeinsame Entwicklung von Elektroautos. SAIC-Chefingenieur Zu Sijie sagte, sein Unternehmen habe sich mit Audi darauf geeinigt, die Entwicklung von Elektroautos gemeinsam zu beschleunigen. Details nannte er nicht. Audi erklärte, mit Partnern an der zukünftigen Ausrichtung des China-Geschäfts zu arbeiten.

    Die Ingolstädter bringen ihre Fahrzeuge in China über Gemeinschaftsunternehmen mit SAIC und FAW auf den Markt. Einem Insider zufolge laufen Verhandlungen mit beiden Partnern. Mit Absichtserklärungen sei in den kommenden Wochen zu rechnen, ein Vertragsabschluss könnte noch in diesem Jahr erfolgen.

    Audi fährt im China-Geschäft der Konkurrenz mit Abstand hinterher. Der scheidende Audi-Chef Markus Duesmann sagte zuletzt, dass derzeit nicht die für die chinesischen Bedürfnisse passenden Fahrzeuge am Markt seien. Zugleich kündigte er an, einige elektrische Modelle dort früher zu lokalisieren als ursprünglich geplant. Derzeit baut Audi zusammen mit FAW ein Werk in Changchun, in dem ab Ende 2024 Fahrzeuge auf der PPE-Plattform produziert werden sollen. Zudem verkauft Audi in China den elektrischen Q4.

    Ein Insider sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, die Gespräche drehten sich nun um weitere Fahrzeugsegmente. Es handle sich um eigenständige Autos, die in China für China gebaut werden. Anderen Quellen zufolge könnte Audi die Elektroplattform von SAIC übernehmen. Die Elektromarke IM Motors von SAIC, an der der chinesische E-Commerce-Riese Alibaba beteiligt ist, hatte vor einem Jahr die Oberklasse-Limousine L7 auf den Markt gebracht. rtr

    • Autoindustrie

    BASF beteiligt sich an Offshore-Windpark

    Der weltgrößte Chemiekonzern BASF will mit dem chinesischen Energieunternehmen Mingyang ein Gemeinschaftsunternehmen für einen Offshore-Windpark an der Küste vor Südchina gründen. Mingyang werde 90 Prozent und BASF zehn Prozent der Anteile halten, teilten die beiden Unternehmen mit.

    Der geplante Windpark in Zhanjiang in der Provinz Guangdong soll über eine Kapazität von 500 Megawatt verfügen und 2025 vollständig in Betrieb gehen. Der Großteil des erzeugten Stroms soll für den neuen BASF-Verbundstandorts Zhanjiang verwendet werden, der vollständig mit Strom aus erneuerbaren Quellen versorgt wird.

    BASF investiert in Zhanjiang bis zu zehn Milliarden Euro – die größte Einzelinvestition der Unternehmensgeschichte. Eine erste Produktionsanlage für technische Kunststoffe, die von der Automobil- und Elektronikindustrie benötigt werden, ist vergangenes Jahr bereits in Betrieb gegangen. Zhanjiang wird nach der Fertigstellung nach dem Stammsitz Ludwigshafen und Antwerpen die drittgrößte Produktionsstätte der BASF sein. rtr/flee

    • Technologie
    • Windkraft

    Kampfjets überqueren erneut inoffizielle Grenzlinie

    Die Volksbefreiungsarmee hat schon wieder Dutzende Kampfjets in Richtung Taiwan geschickt. 22 davon hätten die inoffizielle Grenzlinie in der Taiwanstraße überquert. Das teilte das taiwanische Verteidigungsministerium laut der Nachrichtenagentur AP mit. 

    Am Montag beginnt die sogenannte Han-Kuang-Übung, bei der Taiwan jedes Jahr seine Kampfbereitschaft im Falle einer Invasion durch China erprobt. Bei einer weiteren Übung sollen Zivilisten auf Naturkatastrophen und Evakuierungen im Falle eines Luftangriffs vorbereitet werden. flee

    • Militärmanöver
    • Taiwan
    • Volksbefreiungsarmee

    G7 fodert Einhaltung der Nordkorea-Sanktionen

    Die G7-Staaten, die Europäische Union und drei weitere Länder haben China in einem Brief aufgefordert, die Sanktionen der Vereinten Nationen gegen Nordkorea besser zu unterstützen. In dem Schreiben an Chinas ständigen UN-Vertreter, Zhang Jun heißt es: “Wir sind besorgt über die anhaltende Präsenz mehrerer Öltanker, die Ihre Hoheitsgewässer in der Sansha-Bucht als Zufluchtsort nutzen, um Handel mit sanktionierten Ölprodukten mit der Demokratischen Volksrepublik Korea zu treiben.”

    Der Brief soll Satellitenbilder enthalten, die “eindeutig belegen, dass diese Praktiken auch in den Jahren 2022 und 2023 innerhalb des chinesischen Hoheitsgebiets stattgefunden haben.” China wird in dem Brief aufgefordert “die Schiffe auf Beweise für illegalen Ölschmuggel zu untersuchen, ihnen alle Dienstleistungen zu verweigern und sie schließlich so schnell wie möglich aus seinen Gewässern zu verweisen, wenn sie erneut in der Bucht von Sansha vor Anker gehen.” 

    China hat wiederholt erklärt, sich an die Sanktionen des UN-Sicherheitsrates zu halten. Nordkorea unterliegt seit 2006 wegen seines Raketen- und Atomprogramms den Sanktionen der Vereinten Nationen. Dazu gehört auch ein jährlicher Einfuhrstopp für raffiniertes Öl und Rohöl, der 2017 verhängt wurde. Dennoch bleiben China und Nordkorea Verbündete. rtr

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    • Geopolitik
    • Nordkorea

    Presseschau

    Erneuerbare ausbauen: China, Saudi-Arabien und Russland blockieren G20-Plan N-TV
    China drängt Russland zu Getreidedeal ZDF
    Umgehung von UN-Sanktionen: Appell an China wegen Nordkorea TAGESSPIEGEL
    China proposes high-level talks with Tokyo and Seoul, with eye to summit JAPANTIMES
    Rekord-Wettrüsten der USA und China im Pazifik: Die Gefahr eines Ernstfalls nimmt zu T-ONLINE
    Blinken says US is “working to put some stability” into relationship with China CNN
    Nach John Kerrys Besuch in China: Warum Peking in der Klimapolitik eigene Wege sucht SPIEGEL
    U.S., Allies Hold Record-Setting Military Exercise in Australia in Message Aimed at China WSJ
    Russia and China end military exercises in Sea of Japan CHANNELNEWSASIA
    Taiwan: China schickt wieder Kampfjets DEUTSCHLANDFUNK
    Xi Jinping bereitet die Chinesen auf einen Krieg vor NZZ
    Nach Angriffen auf Südukraine: China bestätigt Schäden an Konsulat in Odessa TAGESSCHAU
    Wo ist der Außenminister? Warum in China selbst Xi Jinping schon verschwand KURIER
    Orban-Rede in Rumänien thematisiert USA, China und eine neue Weltordnung EURONEWS
    Päpstliche Friedensmission: China nächste Station für Kardinal Zuppi? KATHOLISCH
    E-Mail gehackt: Cyberangriff auf US-Botschafter in China ORF
    Hongkong: Chinese wegen Beleidigung der Nationalhymne verurteilt TAGESSCHAU
    Xi und der Privatsektor: Dieser Flirt ist gefährlich SUEDDEUTSCHE
    Batteriehersteller CATL: Chinesische Akkus aus Arnstadt FAZ
    Top-Manager: “Die Chinesen haben ihre Hochachtung vor unserem Wirtschaftssystem verloren” WELT
    China can boost yuan’s international role, says report SCMP
    Chinesisches Intellektuellenmilieu – Westliche Denker und Ideen als Vorbild HANDELSBLATT
    Spektakel im Waldgebiet: China erprobt Raketenantrieb für Mondmission N-TV
    Land kämpft gegen Wassermassen: Fluten in China schließen Bus mit 50 Fahrgästen ein N-TV
    Verfahren eingeleitet: Korruptionsaffäre um Fußball-China weitet sich aus KRONE
    Gewaltiger Stau: Touristen in China verstopfen Fluss mit Rafting-Booten STERN
    China: Gefährliche Sonnenstrahlen: Das Comeback des Facekini BERLINER-ZEITUNG
    China: Radfahrer filmt Spektakel am Himmel – Video zeigt seltenes Sonnen-Phänomen T-ONLINE

    Standpunkt

    Yuanisierung Russlands birgt Kosten für China

    Von Rolf J. Langhammer
    Rolf Langhammer, Wirtschaftswissenschaftler mit tiefer China-Kenntnis.
    Rolf J. Langhammer war bis 2012 Vizepräsident des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW). Er befindet sich im Ruhestand, aber weiterhin am IfW Kiel tätig. 

    Die Ausweitung des Handels zwischen Russland und China vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts bringt auch einen stärkeren Einsatz der chinesischen Währung für Zahlungen zwischen den beiden Ländern mit sich. Doch der zunehmende Gebrauch des Yuan droht Chinas Ziel zu gefährden, ein multipolares Weltwährungssystem zu etablieren, das nicht vor allem vom Dollar dominiert wird. China will die De-Dollarisierung kontrolliert stattfinden lassen, was jetzt in Gefahr gerät.

    Die westlichen Sanktionen haben China zum wichtigsten Handelspartner Russlands aufsteigen lassen. Mit der Funktion als Tankstelle Chinas geht die “Yuanisierung” des russischen Kapital- und Zahlungsverkehrs einher. Dollar-Rubel-Transaktionen werden durch Yuan-Rubel-Transaktionen ersetzt. Russen können über das chinesische Zahlungssystem Kreditkartenrechnungen begleichen. Russische Energieunternehmen legen Anleihen in Yuan auf, und russische Banken halten zunehmend Forderungen in der chinesischen Währung.

    Auch im Bereich der digitalen Währungen (digitaler Yuan und digitaler Rubel) intensivieren sich die bilateralen Beziehungen zwischen Russland und China. Diese sind allerdings auf globaler Ebene noch weit davon entfernt, die Dominanz des amerikanischen Dollars und des Euros durch den Aufstieg des Yuan zu einer internationalen Währung auf Augenhöhe mit den beiden führenden Währungen zu gefährden. Im vierten Quartal 2022 notierten 58 Prozent der globalen zugewiesenen Reserven in Dollar, 20 Prozent in Euro und weniger als 3 Prozent in Yuan.

    Peking strebt multipolares Währungs- und Zahlungssystem an

    Die chinesische Regierung möchte ein multipolares Währungs- und Zahlungssystem und forciert daher die internationale Verwendung des Yuan als Fakturierungs-, Transaktions- und Reservewährung. Mit der Erhöhung des Anteils des Yuan am Währungskorb der Sonderziehungsrechte (SZR) um 1,36 Prozentpunkte auf 12,28 Prozent im August 2022 (damit nun drittwichtigste Währung hinter Dollar und Euro im SZR-Korb) ist sie diesem Ziel – allerdings nur in einem kleinen politikbestimmten Segment des globalen Währungssystems – ein Stück nähergekommen.

    Die Yuanisierung der russischen Wirtschaft kann aber dieses Ziel gefährden, zumindest teurer für China machen. China könnte zwar seine Währungspolitik analog zur alten amerikanischen Praxis “Unsere Währung, euer Problem” ohne Rücksicht auf die Wünsche Russlands gestalten, weil die Stabilität der chinesischen Währung im westlichen Währungssystem immer noch Priorität vor der Rücksichtnahme auf die Interessen des politischen Verbündeten hätte.

    China müsste mehr Dollars als Reserve vorhalten

    Wenn aber als Folge der vermehrten Nutzung des Yuans in Russland immer mehr Yuan auf den Markt kämen, müsste China auch, um die Kontrolle über den Wechselkurs zu den westlichen Währungen auf den Offshore-Bankenplätzen nicht zu verlieren – vor allem zum Dollar – mehr Dollars als Reserve vorhalten. Dies aber würde mit dem chinesischen Ziel kollidieren, selbst zu de-dollarisieren, sich von der amerikanischen Geldpolitik zu lösen, die Exportorientierung zugunsten einer Binnenorientierung aufzugeben, den Leistungsbilanzüberschuss gegenüber dem Westen zu verringern und das reale Einkommensniveau in China breit gestreut steigen zu lassen. Lohnzuwächse über den Anstieg der Güterpreise hinaus sind gleichbedeutend mit der kontrollierten realen Aufwertung des Yuan und einer Abnahme der Devisenreserven.

    In der letzten Dekade war diese Abnahme im Trend, von einem hohen Niveau aus, zu beobachten. Dieser Trend könnte gebrochen werden, wenn Russland und vielleicht auch autokratisch regierte Mitläufer Russlands den Dollar in hohem Tempo durch den Yuan ersetzen würden. Das stünde nicht im Einklang mit der chinesischen Politik der kontrollierten De-Dollarisierung, es sei denn, China würde bereit sein, keine zusätzlichen Dollars zu halten und damit den Wechselkurs zum Dollar auf den Offshore-Bankenplätzen fallen zu lassen.

    Hoher Preis

    Dies wäre ein hoher Preis für das grüne Licht an Russland, den Dollar und andere westliche Währungen durch den Yuan zu ersetzen. Denn dann könnte ein Fallen des Wechselkurses zum Dollar ähnlich wie im August 2015 Währungsunruhen auslösen, Kapitalabflüsse aus China generieren, denen die Regierung durch noch striktere Kapitalverkehrskontrollen begegnen würde.

    Noch höhere Kosten könnten für China erwachsen, wenn der Bündnispartner Russland geld- und währungspolitische Wünsche an China stellen würde, um den Rubelkurs zu den westlichen Währungen im Falle einer Abwertung des Yuan zum Dollar zu stabilisieren und um die Kosten der Bedienung chinesischer Kredite zu strecken. Hier könnte Russland China in das bekannte Währungs-“mismatch”-Problem hineinziehen: Russland würde in die heimische Rüstungsindustrie investieren und dies mit Hilfe chinesischer Kredite, die in Yuan zu bedienen wären und bei einer Abwertung des Rubel zum Yuan teurer bedient werden müssten.

    Ob China bereit ist, der Bündnistreue zuliebe Kredite abzuschreiben und damit Russlands wachsende Budgetprobleme zu mindern oder ob China Russland und seine Bindung an den Yuan als finanzielle Fußfessel beim Aufstieg in die erste Liga der internationalen Währungen sieht und nach dem Motto “Unsere Währung, Russlands Problem” verfährt, wird für die Zukunft der internationalen Finanzbeziehungen wichtig werden.

    Dieser Beitrag entstand im Rahmen der Veranstaltungsreihe ,,Global China Conversations” des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW). China.Table ist Medienpartner der Reihe.

    Rolf J. Langhammer ist ein Senior Researcher am Kiel Institut für Weltwirtschaft. Er war außerdem bis 2012 Vizepräsident des Kiel Instituts.

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    Personalie

    Dexter Roberts baut als Director of China Affairs beim Mansfield Center ein neues China-Pogramm auf mit Fokus auf den US-chinesischen Handel. Der Buchautor war vorher unter anderem Büro-Chef bei Bloomberg in Peking und Journalist bei Businessweek

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    Dessert

    Die Elefanten sind los: Ihr Bestand in der Provinz Yunan war in den letzten Jahrzehnten massiv zurückgegangen. Nun gibt es wieder mehr von ihnen – dank der Einrichtung von speziellen Naturschutzgebieten. Nur: So wie diese Familie halten sie sich nicht immer an die gesetzten Grenzen, sondern trampeln auf einem der angrenzenden Reisfelder herum. Die Bauern sind angehalten, es mit Humor zu nehmen. Denn der Bestand hat sich noch längst nicht wieder erholt.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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