passt das Prinzip der Nichteinmischung noch zu einer Großmacht mit erheblichem Gestaltungswillen? Die Führung in Peking muss immer öfter zwischen den beiden Vorstellungen von der eigenen Rolle abwägen – und stellt sich in der aktuellen Nahost-Krise nun auf die Seite der Palästinenser. Unsere Korrespondenten in Peking zeigen, welch schwierigen Drahtseilakt man im Nahen Osten versucht: die muslimische Welt zu umwerben, ohne Israel zu verprellen. Deutlich einseitiger ist die Botschaft, die hinter dem Manöver steckt: Bei alldem will Peking vor allem die USA als Störfaktor bloßstellen.
Durch die Vorgänge in Xinjiang gerät China seinerseits weiter unter Druck – und das dürfte bald auch erste Auswirkungen auf uns im Westen haben, wie Marcel Grzanna herausgefunden hat. Denn die Zwangsarbeits-Vorwürfe gegen chinesische Baumwollproduzenten aus Xinjiang tragen dazu bei, dass die Preise für Hemd und Hose aus nachhaltiger Produktion in die Höhe schnellen. Bis zu 20 Prozent könnten Bio-Baumwollprodukte im kommenden Jahr teurer werden. Dann werden die Konsumenten an der Kasse entscheiden, wie viel ihnen ethischer Konsum wert ist.
Foxconn ist vielen bislang vor allem als Zulieferer für iPhones bekannt. Doch der Konzern aus Taiwan will auch mit der Autobranche ins Geschäft zu kommen – und hat dafür eine strategische Partnerschaft mit dem Opel-Mutterkonzern Stellantis vereinbart. Dieser ist mit seinen 14 Marken der viertgrößte Automobilhersteller der Welt. Doch in China läuft es bislang nicht rund. Vor allem Opel, dass unter den Stellantis-Marken bislang zu den Kleineren zählt, könnte von dem Deal mit Foxconn profitieren.
Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht
In internationalen Krisensituationen beruft sich China oft auf das Prinzip der Nichteinmischung. Im Falle des nun wieder entfachten Nahost-Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern hat sich Peking jedoch für eine andere Vorgehensweise entschieden. Militante Palästinenser im Gazastreifen haben seit vergangenem Montag mehr als 3000 Raketen auf Israel abgefeuert. Israels Armee reagierte auf den Beschuss mit massiven Angriffen auf Ziele im Gazastreifen.
Zwar rief das Pekinger Außenministerium, wie in solchen Fällen üblich, sofort beide Seiten dazu auf, ihren Konflikt beizulegen, zu Gesprächen zurückzukehren und so zur Stabilität in der Region beizutragen. Doch dabei beließ es die chinesische Führung dieses Mal nicht.
Peking hat die Chance erkannt, als international wichtiger Akteur eine Gegenposition zu den USA einzunehmen, um so im Nahen Osten – und darüber hinaus – bei muslimischen Staaten Pluspunkte zu sammeln. Zwar ist Peking für sein Vorgehen gegen die muslimische Minderheit der Uiguren in Xinjiang selbst erheblicher Kritik ausgesetzt. Doch in ihrer offiziellen Außenpolitik stellt sich die chinesische Führung im Nahost-Konflikt nun deutlich hinter die Palästinenser.
Chinas Außenminister Wang Yi trat über das Wochenende mehrfach in Erscheinung und wurde dabei deutlich: Sowohl in einem Telefonat mit seinem pakistanischen Amtskollegen als auch während einer virtuellen Sitzung des UN-Sicherheitsrates am Sonntag beklagte Wang öffentlich das Vorgehen der USA, die leider “auf der anderen Seite der internationalen Justiz” stünden. China, das derzeit dem UN-Sicherheitsrat vorsteht, habe den Fall in den vergangenen Tagen gleich dreimal vor das Gremium gebracht. Ein abgestimmtes Vorgehen sei jedoch an der Blockadehaltung Washingtons gescheitert.
Man werde “weiterhin eine gerechte Lösung für das palästinensische Volk nachdrücklich unterstützen”, sagte Wang. China werde sich um die “Wiederherstellung seiner legitimen nationalen Rechte bemühen”. Was auffällt: China gibt sowohl an, sich gemeinsam mit dem Bund der Arabischen Staaten als auch mit der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC), der über 50 muslimische Staaten angehören, um Abstimmung und eine Lösung zu bemühen.
Peking pflegt eine enge Beziehung zu der islamischen Organisation, die ihren Hauptsitz in Saudi-Arabien hat. Die OIC hat Israel schon oft für die “Besetzung palästinensischer Gebiete” kritisiert. Auch Indien wurde bereits auf Geheiß Pakistans von dem muslimischen Bündnis in die Mangel genommen. Für die Sache der Uiguren in Xinjiang setzt sich die Organisation dagegen bisher nicht ein. Nach dem Besuch einer Delegation in der westchinesischen Region lobte OIC sogar ausdrücklich “die Bemühungen der Volksrepublik China, ihre muslimischen Bürger zu versorgen”.
Ganz neu ist die chinesische Unterstützung für die Palästinenser nicht. Besonders zu Zeiten von Mao Zedong stand China klar auf der Seite Palästinas. Mao unterstützte Jassir Arafat, eine Führungsfigur der Palästinenser, zu seiner Zeit fast bedingungslos und bezeichnete ihn als “alten Freund des chinesischen Volkes”.
Erst in den 1980er-Jahren, im Rahmen des Reform- und Öffnungsprozesses, bemühte sich Peking um mehr Neutralität und rückte näher an Israels Position heran. Heute ist es als Handelspartner geschätzt, der über fortschrittliche Technologie verfügt.
Pekings Einsatz für die Palästinenser ist daher auch weniger eine Rückbesinnung auf alte Werte aus der Zeit von Mao und Arafat. Es geht vielmehr um ein kompliziertes politisches Manöver: Einerseits will man politisches Kapital in der muslimischen Welt gewinnen. Andererseits will man aber auch die Israelis nicht vor den Kopf stoßen. China hofft auf einen stabilen Nahen Osten, in dem seine Neue Seidenstraße florieren kann. Angesichts der aktuellen Lage scheint dieses Ziel in weiter Ferne.
Nicht zuletzt will Peking auch sein Profil als verantwortungsvolle Großmacht schärfen, die bei internationalen Krisen nicht einfach wegschauen kann. Auch deshalb hat China eine Einladung an beide Seiten ausgesprochen. Palästinenser und Israelis sollen demnach nach Peking kommen, um über Frieden zu verhandeln. Dass dies kurzfristig geschieht, ist nicht sehr wahrscheinlich.
Die Symbolik hinter der Einladung ist dennoch eindeutig: “Da China sich als Großmacht positioniert, muss es auch die Verantwortung einer Großmacht übernehmen. Es kann bei den wichtigsten globalen Fragen nicht am Tisch fehlen”, fasste der chinesische Nahost-Experte Li Wenjiang die Motivation Pekings gegenüber der South China Morning Post zusammen. Gregor Koppenburg/Jörn Petring
Wie groß die Loyalität von Konsumenten zu Bio-Textilien wirklich ist, wird der Einzelhandel in den kommenden Monaten erfahren. Die Zwangsarbeits-Vorwürfe gegen chinesische Baumwoll-Produzenten aus Xinjiang sind mitverantwortlich dafür, dass die Branche in absehbarer Zeit deutlich höhere Preise für Hemd und Hose aus nachhaltiger Produktion verlangen wird. Teuerungen bis zu 20 Prozent scheinen spätestens im kommenden Jahr realistisch zu sein. Betroffen ist bislang ausschließlich die Bio-Produktion, denn dort kann die Nachfrage schon jetzt nicht mehr gedeckt werden – auch weil immer mehr Einkäufer aus ethischen Gründen einen Bogen um Baumwoll-Produkte aus der Autonomen Region im Nordwesten Chinas machen.
Die Textilbranche beobachtet den Trend daher sehr genau. “Alternative Quellen sind derzeit nicht in der Lage, die Ausfälle auf dem Weltmarkt ausreichend zu kompensieren”, sagt Elke Hortmeyer von der Bremer Baumwollbörse im Gespräch mit China.Table. “Wegen der daraus resultierenden Knappheit sind die Einkaufspreise für Einzelhändler und Textilhersteller kürzlich zum Teil deutlich gestiegen.” Die Bremer Baumwollbörse ist kein Handelsplatz, wie der Name vermuten ließe, sondern ein Verband für Händler, Produzenten und verarbeitende Unternehmen. Zudem zertifiziert sie Baumwolle oder Labore der Qualitätskontrolle.
Die starken Indizien für die Zwangsarbeit auf den Baumwollfeldern Xinjiangs gelten laut Hortmeyer jedoch nur als ein Grund unter mehreren für die Preisentwicklung. Treibende Kraft sind unerwartete Produktionsausfälle in Indien, dem weltweit größten Bio-Produzenten mit einem Anteil von rund 50 Prozent. Dort hatten Zertifizierende fälschlicherweise große Mengen gentechnisch manipulierter Baumwolle als ökologisch ausgezeichnet. Nachdem der Schwindel aufgeflogen war, standen plötzlich viele Tausend Tonnen Bio-Baumwolle dem Markt nicht mehr zur Verfügung. Dieser Ausfall und der Verzicht von Lieferanten im Westen auf die Fasern aus China treiben bei gleichzeitig steigender Nachfrage für Öko-Produkte die Preise für den Rohstoff in die Höhe.
Die Hersteller rechnen durchweg mit erheblichen Auswirkungen der Trends. “Wir sprechen hier über Preisanstiege für die Einkäufer von 20 bis 30 Prozent“, sagt Michael Spitzbarth, Geschäftsführer von Bleed Clothing, einem oberfränkischen Hersteller ökologischer Textilien. Die Corona-Pandemie habe die Nachfrage nach nachhaltigen Materialien ohnehin schon beschleunigt. Offenbar hat sich in den Monaten der Krise bei vielen Konsumenten die Überzeugung verfestigt, dass sie mit nachhaltigen Einkäufen etwas Gutes für die Welt tun können. Die großen Akteure der Modebranche beschäftigen sich mittlerweile fast alle mit dem Thema, weil die Kunden nach mehr Bio verlangen. Ob die wachsende Nachfrage kurzfristig bedient werden kann, ist zweifelhaft. “Die biologisch kultivierten Anbauflächen sind nicht entscheidend mehr geworden. Wir stehen mit unserer gesamten Branche vor einer extremen Herausforderung”, sagt Spitzbarth im Gespräch mit China.Table.
Der Firmengründer will so lange wie möglich verhindern, die Zuschläge an die Einzelhändler weiterzugeben, damit die ihre Preise zunächst einmal stabil halten können. “Die Branche ist gebeutelt genug”, sagt er. Doch mittelfristig sieht auch er keine Alternative dazu, den Einzelhandel stärker zu belasten. Der Konsument sollte sich deshalb darauf einstellen, ab dem kommenden Jahr tiefer in die Tasche greifen zu müssen. “Dann, schätze ich, werden Produkte aus Bio-Baumwolle im Schnitt auch für die Konsumenten um die 15-20 Prozent teurer werden”, prognostiziert Spitzbarth.
Der biologische Anteil an der weltweiten Baumwollproduktion von gut 25 Millionen Tonnen beträgt zwar nur etwa ein Prozent (250.000 Tonnen), allerdings ist die Nachfrage in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Vor allem der Trend in den Industrienationen zu mehr Nachhaltigkeit ist die treibende Kraft für die Ökofaser. Dabei geht es einerseits um Umweltaspekte, andererseits aber legt die Zielgruppe auch verstärkt wert auf eine ethisch saubere Beschaffenheit der Wertschöpfung. Ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages zum Lieferkettengesetz, über das die Süddeutsche Zeitung berichtet, hält sogar die Pflicht deutscher Unternehmen zum Abbruch der Geschäftsbeziehungen zu ihren chinesischen Zulieferern für “fast unausweichlich”, wenn diese Zwangsarbeiter einsetzen.
In China werden pro Jahr rund 40.000 Tonnen – knapp 20 Prozent der weltweiten Öko-Baumwolle – produziert. Die Volksrepublik exportiert allerdings keinen Rohstoff, sondern nur Garne und Gewebe sowie fertige Kleidungsstücke. Die Türkei, Kirgistan oder Tansania sind neben China und Indien weitere große Produzenten. Doch kurzfristige Produktionssteigerungen, um die Lücken zu schließen, sind nicht möglich. Der Anbau ökologischer Landwirtschaftsgüter bedarf einiger Jahre der Vorbereitung, um die Böden tauglich zu machen und damit die Ansprüche der Zertifizierer und Kunden zu erfüllen.
Es scheint deshalb nur eine Frage der Zeit zu sein, wann auch die Endverbraucher mit entsprechenden Zuschlägen beim Kauf von grüner Kleidung rechnen müssen. “Als Onlinevertrieb befinden wir uns am Ende der Preisspirale. Wenn wir beim Wareneinkauf deutlich höhere Kosten finanzieren müssen, dann bleibt uns ab einem gewissen Punkt nichts anderes mehr übrig, als diese Kosten an die Kunden weiterzugeben”, sagt Ulrich Müller, Gründer von Veganized, einem Onlineportal für nachhaltige Mode und Accessoires. “Sonst macht unser gesamtes Geschäftsmodell ja gar keinen Sinn.”
Zwar ist die Weitergabe steigender Kosten an die Kunden keine zwingende Konsequenz. Doch in der Regel bleiben den Händlern wenig andere Stellschrauben. Doch wenn die Kunden es ernst meinen mit ethischem Konsum, dann müssen sie bereit sein, steigende Preise zu akzeptieren, wenn dafür im Gegenzug Zwangsarbeit von Baumwollfeldern verbannt wird.
Das gleiche könnte bald auch schon für die Solarindustrie gelten, wo seit einer Weile der Verdacht auf den Einsatz von Zwangsarbeit bei chinesischen Herstellern kursiert. Neue Untersuchungen der Hallam University aus dem britischen Sheffield ergaben, dass fast die Hälfte der weltweiten Polysilizium-Produktion davon betroffen ist. Demnach haben alle Solarhersteller aus der Region Xinjiang am Arbeitskraft-Transferprogramm der chinesischen Regierung teilgenommen. Peking betont, dass Programm sei im Einklang mit dem chinesischen Gesetz und die Teilnahme der Arbeiter daran freiwillig. Die Uni in Sheffield hat jedoch Beweise gesammelt, dass die Arbeit der Uiguren erzwungen wurde. Polysilizium ist eine Grundkomponente von Solarmodulen. Xinjiang ist mit 45 Prozent Produktionsanteil das Zentrum der wetlweiten Herstellung. Insgesamt seien die Lieferketten von 90 chinesischen und internationalen Firmen betroffen, heißt es.
Indizien für eine Preissteigerung von herkömmlicher Baumwolle gibt es dagegen noch nicht. Zwar baut China auch hier rund 20 Prozent der weltweiten Produktion an, doch die daraus hergestellten Fasern landen ohnehin auf dem chinesischen Markt, wo der Umgang mit Baumwolle aus Xinjiang weniger skeptisch beurteilt wird als im Ausland. Auch weil die chinesische Propaganda über Staatsmedien und soziale Medien die Vorwürfe vehement abstreitet und die Nutzung von Baumwolle aus Xinjiang zu einer patriotischen Frage stilisiert.
Westliche Unternehmen, die öffentlich ihre Sorge über Zwangsarbeit äußerten oder den Verzicht auf Baumwolle aus Xinjiang erklärten, gerieten in einen Hagel aus Kritik und Drohungen durch chinesische Medien und Kunden. Manche zogen ihre kritischen Aussagen daraufhin wieder zurück.
Der deutsche Forscher Adrian Zenz war Beweisen und Indizien für Zwangsarbeit durch eine minutiöse Prüfung etlicher chinesischer Behördendokumente auf die Spur gekommen. Im Rahmen des Arbeitskräfte-Transferprogramms könnten bis zu 800.000 muslimische Uiguren von Zwangsarbeit betroffen sein, glaubt Zenz. Das Transferprogramm sieht vor, Uiguren und Mitglieder anderer ethnischer Minderheiten in China in Lohnarbeit zu bringen, statt ihnen die Landwirtschaft zu ermöglichen. Die Strategie dahinter soll eine bessere Kontrolle über die Uiguren in der Region sein, indem sie in Arbeitseinheiten zusammenleben. Betroffene uigurische Arbeiter bestätigen mit ihren Aussagen die Vorwürfe.
Der Generalbundesanwalt könnte wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der chinesischen autonomen Region Xinjiang Ermittlungen einleiten. Diese Einschätzung teilten mehrere Völkerrechtsexperten bei einer öffentlichen Anhörung vor dem Menschenrechtsausschuss des Deutschen Bundestages am Montagnachmittag. Nach der bisherigen Praxis, so die Juristen, komme es maßgeblich darauf an, ob durch Ermittlungen innerhalb Deutschlands ein nennenswerter Aufklärungserfolg erzielt werden könnte.
Das wäre beispielsweise dann der Fall, wenn Mitarbeiter:innen von deutschen Unternehmen direkt oder indirekt von den Vorgängen in Xinjiang profitieren und dadurch zur Aufrechterhaltung der Menschenrechtsverletzungen beitragen. Sollten zureichende Anhaltspunkte für die Beteiligung an Menschlichkeitsverbrechen durch Handlungen in Deutschland gegeben sein, ergebe sich sogar eine Ermittlungspflicht für die Generalbundesanwaltschaft. Wenn die Handlungen dagegen nicht in Deutschland stattfinden, besteht keine Pflicht zu ermitteln. Das gilt auch dann, wenn jemand das Unternehmen anzeigt.
Ein Ermittlungsverfahren bei entsprechenden Anhaltspunkten könnte sich sowohl gegen unmittelbare Ausführunsgtäter richten, wie beispielsweise die Mitglieder von Wachmannschaften, als auch gegen höherrangige Verantwortungsträger in Staat und Partei. Denkbar ist den Juristen zufolge dabei ein sogenanntes Strukturermittlungsverfahren, mit dessen Hilfe auch Beweismittel für spätere Verfahren gesichert werden könnten. Dass die Verbrechen im Ausland begangen werden und keinen direkten Bezug zur Bundesrepublik Deutschland haben, wäre ebenso wie der völkerrechtliche Grundsatz der Immunität kein Hindernis dafür Ermittlungen einzuleiten.
Die Experten waren sich zudem einig, dass die Bezeichnung “Völkermord” für die Menschenrechtsverbrechen durch den chinesischen Staat auf Basis des aktuellen Wissensstandes juristisch nicht nachzuweisen sei. Ihnen fehlen ausreichend klare Beweise für die Absicht eines solchen Verbrechens. Das ist aber eine Voraussetzung für die Rechtfertigung dieser Bezeichnung. Auch der Begriff “kultureller Genozid” sei lediglich eine politische Einordnung, im Völkerrechte existiert dieser Begriff nicht.
Juristisch angemessen sei dagegen die Bezeichnung Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Experten erinnerten auch an eine mögliche Verantwortung der Bundesrepublik und aller anderen Staaten, die 1948 die Völkermord-Konvention der Vereinten Nationen unterschrieben haben. Dazu gehört auch China. Sie sind verpflichtet, einen möglichen Völkermord zu verhindern, wenn es Anzeichen für einen solchen gibt. Die US-Regierung sowie das kanadische, das niederländische und das britische Parlament haben die Menschenrechtsverbrechen offiziell als Genozid eingestuft. grz
Der Opel-Mutterkonzern Stellantis will eine strategische Partnerschaft mit dem Auftragsfertiger Foxconn eingehen. Das teilten die beiden Unternehmen am Montag mit. Young Liu, Vorsitzender der Foxconn-Technologieabteilung, und Stellantis-Chef Carlos Tavares wollen am heutigen Dienstag in einem Webcast die Hintergründe und Ziele der zukünftigen Zusammenarbeit vorstellen. Wie der Finanzdienst Bloomberg aus Insiderkreise wissen will, sollen zunächst ein vernetztes Cockpit sowie weitere digitale Dienste entwickelt werden.
Foxconn ist bisher vor allem als Hersteller von Apple-Geräten bekannt. Das Unternehmen versucht aber verstärkt, als Auftragsfertiger mit der Autobranche ins Geschäft zu kommen. Im Oktober vergangenen Jahres stellte der Elektronikteilehersteller aus Taiwan seine erste eigene Elektroauto-Plattform vor sowie eine Software-Plattform, die E-Autoherstellern helfen soll, ihre unterschiedlichen Modelle schneller auf den Markt zu bringen. Zudem kündigte man an, bis 2024 eine eigene Feststoffbatterie (solid-state battery) entwickeln zu wollen.
Seither sicherte man sich Produktions-Deals mit Fahrzeugentwicklern wie Fisker und Byton. Erst vor wenigen Tagen hat Foxconn mit dem kalifornischen Start-up Fisker das Projekt “Pear” vereinbart – Personal Electric Automotive Revolution. Hierbei will man in den kommenden zwei Jahren für den US-Markt ein Elektroauto entwickeln, das weniger als 30.000 US-Dollar kosten soll. Im Hinblick an den andauernden Handelskonflikt zwischen China und den USA sowie die aktuell knappen Chips (China Table berichtete) sagte Young Liu von Foxconn: “Wir verfügen über eine erstklassige Lieferkette, um das Projekt Pear zu unterstützen, vor allem um die Lieferung von Chipsets und Halbleitern zu garantieren.”
Schon im vergangenen Jahr hatte Foxconn mit Fiat-Chrysler über eine Partnerschaft verhandelt. Damals wurden die Gespräche jedoch unterbrochen, weil der italienisch-amerikanische Konzern sich mit dem Peugeot-Hersteller PSA zu Stellantis zusammengeschlossen hat. Welchen Nutzen sich Foxconn und Stellantis nun von der Partnerschaft versprechen, ist klar: Foxconn gewinnt über die Zusammenarbeit mit einem traditionsreichen europäischen Autohersteller weitere Anteile auf dem Automobilmarkt. Stellantis wiederum will damit sein Engagement in China verstärken: Denn während Foxconn über eine sehr starke Marktmacht in der Volksrepublik verfügt, ist Stellantis auf dem chinesischen Automarkt bislang kaum vertreten. Im vergangenen Jahr erzielte der Autohersteller in Asien weniger als drei Prozent seiner Gewinne.
Und genau das könnte vor allem Opel nutzen. Zwar zählt Opel unter den 14 Automarken im Stellantis-Konzern zu den Kleinsten, auch sitzen die Hauptaktionäre in Frankreich, Italien und China – nicht in Deutschland. Doch gerade auf dem größten Automarkt der Welt genießen deutsche Hersteller einen hervorragenden Ruf. Und Opel ist die einzige deutsche Marke im Stellantis-Konzern. Man könnte durch die Partnerschaft mit Foxconn also deutlich an Einfluss gewinnen. rad
Kaum ist es China gelungen, erstmals auf dem Mars zu landen, verkündet Peking schon die nächsten Weltraumpläne: Um seine künftige Raumstation im Weltall ausreichend mit Material und Ausrüstung zu beliefern, will Peking in den kommenden Tagen mehrere Cargoflüge durchführen. Die Rakete “Langer Marsch 7” wurde bereits auf die Startrampe des Raumfahrtbahnhofs Wenchang auf der Insel Hainan in Position gebracht. Die Staatszeitung China Daily berichtete, dass in den kommenden Tagen das Raumschiff “Tianzhou 2” abheben soll. Im Juni sollen drei Astronauten vom Raumfahrtbahnhof in der Wüste von Gobi starten, um anschließend für drei Monate auf Tianhe zu bleiben.
Der Zeitplan für den Ausbau der chinesischen Raumstation ist knapp kalkuliert: Im September soll ein weiterer Versorgungsflug starten, im Oktober soll ein Flug mit drei weiteren Astronauten folgen. Wenn die internationale Raumstation ISS wie angekündigt in den kommenden Jahren ihren Dienst einstellt, ist China das einzige Land, das noch einen Außenposten im All hat. niw
Die steigende Holznachfrage in China und den USA hat das Angebot in Deutschland enorm verknappt. Dem Bundesverband der Deutschen Säge- und Holzindustrie zufolge wurden im vergangenem Jahr 20 Millionen Festmeter Rund- und Schnittholz exportiert. Das sind 80 Prozent mehr Holzexport als 2019. Allein China nimmt mehr als die Hälfte der deutschen Holzexporte ab. Da sich die chinesische Wirtschaft schnell von der Corona-Pandemie erholt hat, steigt die Nachfrage rapide an – und entsprechend wird für Holz aus Deutschland mehr bezahlt als hierzulande. Aber auch in den USA mangelt es inzwischen an Bauholz.
An der Rohstoffbörse in Chicago haben die Preise für Bauholz gegenüber dem Vorjahr um das Fünffache zugelegt. Viele Holzsägewerke in Deutschland liefern derzeit vor allem an die USA. Dort ist die Nachfrage nach Holz seit dem Konjunkturpaket von Joe Biden stark angestiegen: so sehr, dass die USA statt – wie zuletzt üblich – Holz zu exportieren, nun importiert. Laut DZ-Bank sind die Ursachen die riesigen Waldbrände des vergangenen Jahres in den USA sowie die Vermehrung des Bergkiefernkäfers in Kanada, der dort die Wälder befallen hat. Die Auswirkungen sind mittlerweile in der gesamten Baubranche in Deutschland zu spüren. Daher haben Wirtschaftsminister aus mehreren Bundesländern bereits einen Stopp für deutschen Holzexport gefordert. In einem Bericht geht die DZ-Bank davon aus, dass aufgrund des Holzmangels in der Baubranche demnächst “durchaus Kurzarbeit” möglich ist. niw
Für Peter Tichauer war lange Zeit die weite Welt sein Zuhause. Seine Familie lebte viele Jahre arbeitsbedingt im Ausland; Tichauer hatte eigentlich vor, Politik mit Schwerpunkt auf auswärtigen Beziehungen zu studieren. “Doch das war eine Zeit, als sich das Verhältnis zwischen China und den sozialistischen Ländern normalisierte”, erzählt der gebürtige Ost-Berliner. “Da wurde an mich die Frage herangetragen: Willst du nicht direkt Sinologie studieren?” Das habe er dann auch gemacht.
Tichauer hatte dann während des Sinologiestudiums im Jahr 1984 die Chance, an die Peking-Universität zu gehen. Für seine Diplomarbeit kehrte er nach Deutschland zurück und blieb zunächst, um im Bereich der deutsch-chinesischen Beziehungen in Berlin zu arbeiten. Aber der Gedanke an eine Rückkehr nach China ließ ihn nicht mehr los. “Ich hatte immer den Wunsch, dort wieder arbeiten zu können”, erzählt Tichauer. Diese Chance wurde ihm dann vom OWC-Verlag für Außenwirtschaft eröffnet.
Für diesen Verlag war Tichauer als Chefredakteur des deutschsprachigen Wirtschaftsmagazins “China Contact” tätig. 2006 kam der Verlag auf ihn zu und schlug vor, dass er doch lieber vor Ort über das Land berichten sollte. “Ich war dann zuständig für die gesamte Berichterstattung über Ostasien. Wir haben neben China unter anderem auch ein Japan-Magazin und einmal im Jahr ein Asien-Pazifik-Spezial produziert.” Es sei ihm darum gegangen, vor allem wirtschaftliche Zusammenhänge einer Leserschaft in Deutschland zu erklären und so das Verständnis für China zu fördern.
Als seine Zeit beim OWC-Verlag zu Ende ging, verschlug es Tichauer in die Hafenstadt Qingdao, wo er heute für den deutsch-chinesischen Ökopark arbeitet. “Der Ökopark ist eine ganz faszinierende Idee”, sagt Tichauer. Das Projekt geht auf eine Vereinbarung zwischen dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Handelsministerium der Volksrepublik China vor zehn Jahren zurück. “Das war eine Zeit, in der China stark auf Erfahrung aus dem Ausland bei der Bewältigung von Umweltproblemen setzte.” Er habe das Projekt bereits aus seiner Zeit als Wirtschaftsjournalist gekannt und sei so dazu gekommen.
In den vergangenen Jahren wurden viele solcher bilateraler Gewerbegebiete aufgebaut. Auch Österreich und die Schweiz haben Partnerschaften mit China. “Es ist aber eine rein chinesische Investition. Die Zielstellung beim hiesigen Ökopark ist es, deutsche Umweltnormen anzuwenden und deutsche Umwelttechnologien einzusetzen. Dadurch haben deutsche Unternehmen die Möglichkeit, diesen Markt zu erschließen”, sagt Tichauer.
Es sei aber kein reines Gewerbegebiet, sondern eine kleine Ministadt, die anhand von deutschen Nachhaltigkeitsprinzipien aufgebaut werde. Aus seiner Arbeit als Journalist und nun für den Ökopark weiß Tichauer zu berichten, wie sich die Normen in China verändert haben. “Ich weiß noch, wie sich vor zehn oder 15 Jahren viele aus dem Westen darüber freuten, dass die Anforderungen an den Umweltschutz hier nicht so stark waren”, meint Tichauer. Damals konnten Unternehmen Dinge machen, die in Europa längst nicht mehr gingen. “Das ist vorbei.”
Erst im März hat das chinesische Umweltministerium eine neue Informationsplattform eingerichtet, in der die Emissionswerte von Unternehmen gesammelt werden sollen. Damit möchte Peking jene zur Rechenschaft ziehen, die gegen die Auflagen verstoßen. Insgesamt 2,36 Millionen Unternehmen sind rechtlich an die Einhaltung von Richtwerten etwa beim Abwasser gebunden. Aber bis jetzt haben die Behörden auch mit Datenfälschung durch “schmutzige Unternehmen” zu kämpfen.
Tichauer berichtet, dass die Umweltbestimmungen heute teilweise viel schärfer als in Europa seien und die Chinesen nicht einfach jedes Produkt aus dem Westen akzeptieren würden. “Aber das gefällt uns dann auch wieder nicht. China kann machen, was es will, es ist immer nicht richtig”, sagt er. Auch gerade wegen dieses Spannungsverhältnisses zwischen Europa beziehungsweise Deutschland und China bleibt Tichauer am Ball. Es ist auch künftig als deutschsprachiger Kommunikationsspezialist und Vermittler wichtig. Constantin Eckner
Sven Ennerst, previously responsible for Development, Purchasing and Region China at Daimler Truck AG, will focus solely on China as General Representative from July 1. He will retire at the end of the year.
Yang Hou will succeed Alain Crozier as Chief Executive Officer and General Manager of Microsoft Greater China, effective July 1. Hou was previously Vice President of semiconductor manufacturer Qualcomm. Prior to that, he worked for McKinsey in the US for five years.
Schüler:innen in Yongzhou nehmen an “Aktivitäten zur Stressbewältigung” vor ihrer Uni-Aufnahmeprüfung teil. Derart entspannt sollte auch auf einer prestigeträchtigen Hochschule eigentlich nichts mehr schiefgehen.
passt das Prinzip der Nichteinmischung noch zu einer Großmacht mit erheblichem Gestaltungswillen? Die Führung in Peking muss immer öfter zwischen den beiden Vorstellungen von der eigenen Rolle abwägen – und stellt sich in der aktuellen Nahost-Krise nun auf die Seite der Palästinenser. Unsere Korrespondenten in Peking zeigen, welch schwierigen Drahtseilakt man im Nahen Osten versucht: die muslimische Welt zu umwerben, ohne Israel zu verprellen. Deutlich einseitiger ist die Botschaft, die hinter dem Manöver steckt: Bei alldem will Peking vor allem die USA als Störfaktor bloßstellen.
Durch die Vorgänge in Xinjiang gerät China seinerseits weiter unter Druck – und das dürfte bald auch erste Auswirkungen auf uns im Westen haben, wie Marcel Grzanna herausgefunden hat. Denn die Zwangsarbeits-Vorwürfe gegen chinesische Baumwollproduzenten aus Xinjiang tragen dazu bei, dass die Preise für Hemd und Hose aus nachhaltiger Produktion in die Höhe schnellen. Bis zu 20 Prozent könnten Bio-Baumwollprodukte im kommenden Jahr teurer werden. Dann werden die Konsumenten an der Kasse entscheiden, wie viel ihnen ethischer Konsum wert ist.
Foxconn ist vielen bislang vor allem als Zulieferer für iPhones bekannt. Doch der Konzern aus Taiwan will auch mit der Autobranche ins Geschäft zu kommen – und hat dafür eine strategische Partnerschaft mit dem Opel-Mutterkonzern Stellantis vereinbart. Dieser ist mit seinen 14 Marken der viertgrößte Automobilhersteller der Welt. Doch in China läuft es bislang nicht rund. Vor allem Opel, dass unter den Stellantis-Marken bislang zu den Kleineren zählt, könnte von dem Deal mit Foxconn profitieren.
Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht
In internationalen Krisensituationen beruft sich China oft auf das Prinzip der Nichteinmischung. Im Falle des nun wieder entfachten Nahost-Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern hat sich Peking jedoch für eine andere Vorgehensweise entschieden. Militante Palästinenser im Gazastreifen haben seit vergangenem Montag mehr als 3000 Raketen auf Israel abgefeuert. Israels Armee reagierte auf den Beschuss mit massiven Angriffen auf Ziele im Gazastreifen.
Zwar rief das Pekinger Außenministerium, wie in solchen Fällen üblich, sofort beide Seiten dazu auf, ihren Konflikt beizulegen, zu Gesprächen zurückzukehren und so zur Stabilität in der Region beizutragen. Doch dabei beließ es die chinesische Führung dieses Mal nicht.
Peking hat die Chance erkannt, als international wichtiger Akteur eine Gegenposition zu den USA einzunehmen, um so im Nahen Osten – und darüber hinaus – bei muslimischen Staaten Pluspunkte zu sammeln. Zwar ist Peking für sein Vorgehen gegen die muslimische Minderheit der Uiguren in Xinjiang selbst erheblicher Kritik ausgesetzt. Doch in ihrer offiziellen Außenpolitik stellt sich die chinesische Führung im Nahost-Konflikt nun deutlich hinter die Palästinenser.
Chinas Außenminister Wang Yi trat über das Wochenende mehrfach in Erscheinung und wurde dabei deutlich: Sowohl in einem Telefonat mit seinem pakistanischen Amtskollegen als auch während einer virtuellen Sitzung des UN-Sicherheitsrates am Sonntag beklagte Wang öffentlich das Vorgehen der USA, die leider “auf der anderen Seite der internationalen Justiz” stünden. China, das derzeit dem UN-Sicherheitsrat vorsteht, habe den Fall in den vergangenen Tagen gleich dreimal vor das Gremium gebracht. Ein abgestimmtes Vorgehen sei jedoch an der Blockadehaltung Washingtons gescheitert.
Man werde “weiterhin eine gerechte Lösung für das palästinensische Volk nachdrücklich unterstützen”, sagte Wang. China werde sich um die “Wiederherstellung seiner legitimen nationalen Rechte bemühen”. Was auffällt: China gibt sowohl an, sich gemeinsam mit dem Bund der Arabischen Staaten als auch mit der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC), der über 50 muslimische Staaten angehören, um Abstimmung und eine Lösung zu bemühen.
Peking pflegt eine enge Beziehung zu der islamischen Organisation, die ihren Hauptsitz in Saudi-Arabien hat. Die OIC hat Israel schon oft für die “Besetzung palästinensischer Gebiete” kritisiert. Auch Indien wurde bereits auf Geheiß Pakistans von dem muslimischen Bündnis in die Mangel genommen. Für die Sache der Uiguren in Xinjiang setzt sich die Organisation dagegen bisher nicht ein. Nach dem Besuch einer Delegation in der westchinesischen Region lobte OIC sogar ausdrücklich “die Bemühungen der Volksrepublik China, ihre muslimischen Bürger zu versorgen”.
Ganz neu ist die chinesische Unterstützung für die Palästinenser nicht. Besonders zu Zeiten von Mao Zedong stand China klar auf der Seite Palästinas. Mao unterstützte Jassir Arafat, eine Führungsfigur der Palästinenser, zu seiner Zeit fast bedingungslos und bezeichnete ihn als “alten Freund des chinesischen Volkes”.
Erst in den 1980er-Jahren, im Rahmen des Reform- und Öffnungsprozesses, bemühte sich Peking um mehr Neutralität und rückte näher an Israels Position heran. Heute ist es als Handelspartner geschätzt, der über fortschrittliche Technologie verfügt.
Pekings Einsatz für die Palästinenser ist daher auch weniger eine Rückbesinnung auf alte Werte aus der Zeit von Mao und Arafat. Es geht vielmehr um ein kompliziertes politisches Manöver: Einerseits will man politisches Kapital in der muslimischen Welt gewinnen. Andererseits will man aber auch die Israelis nicht vor den Kopf stoßen. China hofft auf einen stabilen Nahen Osten, in dem seine Neue Seidenstraße florieren kann. Angesichts der aktuellen Lage scheint dieses Ziel in weiter Ferne.
Nicht zuletzt will Peking auch sein Profil als verantwortungsvolle Großmacht schärfen, die bei internationalen Krisen nicht einfach wegschauen kann. Auch deshalb hat China eine Einladung an beide Seiten ausgesprochen. Palästinenser und Israelis sollen demnach nach Peking kommen, um über Frieden zu verhandeln. Dass dies kurzfristig geschieht, ist nicht sehr wahrscheinlich.
Die Symbolik hinter der Einladung ist dennoch eindeutig: “Da China sich als Großmacht positioniert, muss es auch die Verantwortung einer Großmacht übernehmen. Es kann bei den wichtigsten globalen Fragen nicht am Tisch fehlen”, fasste der chinesische Nahost-Experte Li Wenjiang die Motivation Pekings gegenüber der South China Morning Post zusammen. Gregor Koppenburg/Jörn Petring
Wie groß die Loyalität von Konsumenten zu Bio-Textilien wirklich ist, wird der Einzelhandel in den kommenden Monaten erfahren. Die Zwangsarbeits-Vorwürfe gegen chinesische Baumwoll-Produzenten aus Xinjiang sind mitverantwortlich dafür, dass die Branche in absehbarer Zeit deutlich höhere Preise für Hemd und Hose aus nachhaltiger Produktion verlangen wird. Teuerungen bis zu 20 Prozent scheinen spätestens im kommenden Jahr realistisch zu sein. Betroffen ist bislang ausschließlich die Bio-Produktion, denn dort kann die Nachfrage schon jetzt nicht mehr gedeckt werden – auch weil immer mehr Einkäufer aus ethischen Gründen einen Bogen um Baumwoll-Produkte aus der Autonomen Region im Nordwesten Chinas machen.
Die Textilbranche beobachtet den Trend daher sehr genau. “Alternative Quellen sind derzeit nicht in der Lage, die Ausfälle auf dem Weltmarkt ausreichend zu kompensieren”, sagt Elke Hortmeyer von der Bremer Baumwollbörse im Gespräch mit China.Table. “Wegen der daraus resultierenden Knappheit sind die Einkaufspreise für Einzelhändler und Textilhersteller kürzlich zum Teil deutlich gestiegen.” Die Bremer Baumwollbörse ist kein Handelsplatz, wie der Name vermuten ließe, sondern ein Verband für Händler, Produzenten und verarbeitende Unternehmen. Zudem zertifiziert sie Baumwolle oder Labore der Qualitätskontrolle.
Die starken Indizien für die Zwangsarbeit auf den Baumwollfeldern Xinjiangs gelten laut Hortmeyer jedoch nur als ein Grund unter mehreren für die Preisentwicklung. Treibende Kraft sind unerwartete Produktionsausfälle in Indien, dem weltweit größten Bio-Produzenten mit einem Anteil von rund 50 Prozent. Dort hatten Zertifizierende fälschlicherweise große Mengen gentechnisch manipulierter Baumwolle als ökologisch ausgezeichnet. Nachdem der Schwindel aufgeflogen war, standen plötzlich viele Tausend Tonnen Bio-Baumwolle dem Markt nicht mehr zur Verfügung. Dieser Ausfall und der Verzicht von Lieferanten im Westen auf die Fasern aus China treiben bei gleichzeitig steigender Nachfrage für Öko-Produkte die Preise für den Rohstoff in die Höhe.
Die Hersteller rechnen durchweg mit erheblichen Auswirkungen der Trends. “Wir sprechen hier über Preisanstiege für die Einkäufer von 20 bis 30 Prozent“, sagt Michael Spitzbarth, Geschäftsführer von Bleed Clothing, einem oberfränkischen Hersteller ökologischer Textilien. Die Corona-Pandemie habe die Nachfrage nach nachhaltigen Materialien ohnehin schon beschleunigt. Offenbar hat sich in den Monaten der Krise bei vielen Konsumenten die Überzeugung verfestigt, dass sie mit nachhaltigen Einkäufen etwas Gutes für die Welt tun können. Die großen Akteure der Modebranche beschäftigen sich mittlerweile fast alle mit dem Thema, weil die Kunden nach mehr Bio verlangen. Ob die wachsende Nachfrage kurzfristig bedient werden kann, ist zweifelhaft. “Die biologisch kultivierten Anbauflächen sind nicht entscheidend mehr geworden. Wir stehen mit unserer gesamten Branche vor einer extremen Herausforderung”, sagt Spitzbarth im Gespräch mit China.Table.
Der Firmengründer will so lange wie möglich verhindern, die Zuschläge an die Einzelhändler weiterzugeben, damit die ihre Preise zunächst einmal stabil halten können. “Die Branche ist gebeutelt genug”, sagt er. Doch mittelfristig sieht auch er keine Alternative dazu, den Einzelhandel stärker zu belasten. Der Konsument sollte sich deshalb darauf einstellen, ab dem kommenden Jahr tiefer in die Tasche greifen zu müssen. “Dann, schätze ich, werden Produkte aus Bio-Baumwolle im Schnitt auch für die Konsumenten um die 15-20 Prozent teurer werden”, prognostiziert Spitzbarth.
Der biologische Anteil an der weltweiten Baumwollproduktion von gut 25 Millionen Tonnen beträgt zwar nur etwa ein Prozent (250.000 Tonnen), allerdings ist die Nachfrage in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Vor allem der Trend in den Industrienationen zu mehr Nachhaltigkeit ist die treibende Kraft für die Ökofaser. Dabei geht es einerseits um Umweltaspekte, andererseits aber legt die Zielgruppe auch verstärkt wert auf eine ethisch saubere Beschaffenheit der Wertschöpfung. Ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages zum Lieferkettengesetz, über das die Süddeutsche Zeitung berichtet, hält sogar die Pflicht deutscher Unternehmen zum Abbruch der Geschäftsbeziehungen zu ihren chinesischen Zulieferern für “fast unausweichlich”, wenn diese Zwangsarbeiter einsetzen.
In China werden pro Jahr rund 40.000 Tonnen – knapp 20 Prozent der weltweiten Öko-Baumwolle – produziert. Die Volksrepublik exportiert allerdings keinen Rohstoff, sondern nur Garne und Gewebe sowie fertige Kleidungsstücke. Die Türkei, Kirgistan oder Tansania sind neben China und Indien weitere große Produzenten. Doch kurzfristige Produktionssteigerungen, um die Lücken zu schließen, sind nicht möglich. Der Anbau ökologischer Landwirtschaftsgüter bedarf einiger Jahre der Vorbereitung, um die Böden tauglich zu machen und damit die Ansprüche der Zertifizierer und Kunden zu erfüllen.
Es scheint deshalb nur eine Frage der Zeit zu sein, wann auch die Endverbraucher mit entsprechenden Zuschlägen beim Kauf von grüner Kleidung rechnen müssen. “Als Onlinevertrieb befinden wir uns am Ende der Preisspirale. Wenn wir beim Wareneinkauf deutlich höhere Kosten finanzieren müssen, dann bleibt uns ab einem gewissen Punkt nichts anderes mehr übrig, als diese Kosten an die Kunden weiterzugeben”, sagt Ulrich Müller, Gründer von Veganized, einem Onlineportal für nachhaltige Mode und Accessoires. “Sonst macht unser gesamtes Geschäftsmodell ja gar keinen Sinn.”
Zwar ist die Weitergabe steigender Kosten an die Kunden keine zwingende Konsequenz. Doch in der Regel bleiben den Händlern wenig andere Stellschrauben. Doch wenn die Kunden es ernst meinen mit ethischem Konsum, dann müssen sie bereit sein, steigende Preise zu akzeptieren, wenn dafür im Gegenzug Zwangsarbeit von Baumwollfeldern verbannt wird.
Das gleiche könnte bald auch schon für die Solarindustrie gelten, wo seit einer Weile der Verdacht auf den Einsatz von Zwangsarbeit bei chinesischen Herstellern kursiert. Neue Untersuchungen der Hallam University aus dem britischen Sheffield ergaben, dass fast die Hälfte der weltweiten Polysilizium-Produktion davon betroffen ist. Demnach haben alle Solarhersteller aus der Region Xinjiang am Arbeitskraft-Transferprogramm der chinesischen Regierung teilgenommen. Peking betont, dass Programm sei im Einklang mit dem chinesischen Gesetz und die Teilnahme der Arbeiter daran freiwillig. Die Uni in Sheffield hat jedoch Beweise gesammelt, dass die Arbeit der Uiguren erzwungen wurde. Polysilizium ist eine Grundkomponente von Solarmodulen. Xinjiang ist mit 45 Prozent Produktionsanteil das Zentrum der wetlweiten Herstellung. Insgesamt seien die Lieferketten von 90 chinesischen und internationalen Firmen betroffen, heißt es.
Indizien für eine Preissteigerung von herkömmlicher Baumwolle gibt es dagegen noch nicht. Zwar baut China auch hier rund 20 Prozent der weltweiten Produktion an, doch die daraus hergestellten Fasern landen ohnehin auf dem chinesischen Markt, wo der Umgang mit Baumwolle aus Xinjiang weniger skeptisch beurteilt wird als im Ausland. Auch weil die chinesische Propaganda über Staatsmedien und soziale Medien die Vorwürfe vehement abstreitet und die Nutzung von Baumwolle aus Xinjiang zu einer patriotischen Frage stilisiert.
Westliche Unternehmen, die öffentlich ihre Sorge über Zwangsarbeit äußerten oder den Verzicht auf Baumwolle aus Xinjiang erklärten, gerieten in einen Hagel aus Kritik und Drohungen durch chinesische Medien und Kunden. Manche zogen ihre kritischen Aussagen daraufhin wieder zurück.
Der deutsche Forscher Adrian Zenz war Beweisen und Indizien für Zwangsarbeit durch eine minutiöse Prüfung etlicher chinesischer Behördendokumente auf die Spur gekommen. Im Rahmen des Arbeitskräfte-Transferprogramms könnten bis zu 800.000 muslimische Uiguren von Zwangsarbeit betroffen sein, glaubt Zenz. Das Transferprogramm sieht vor, Uiguren und Mitglieder anderer ethnischer Minderheiten in China in Lohnarbeit zu bringen, statt ihnen die Landwirtschaft zu ermöglichen. Die Strategie dahinter soll eine bessere Kontrolle über die Uiguren in der Region sein, indem sie in Arbeitseinheiten zusammenleben. Betroffene uigurische Arbeiter bestätigen mit ihren Aussagen die Vorwürfe.
Der Generalbundesanwalt könnte wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der chinesischen autonomen Region Xinjiang Ermittlungen einleiten. Diese Einschätzung teilten mehrere Völkerrechtsexperten bei einer öffentlichen Anhörung vor dem Menschenrechtsausschuss des Deutschen Bundestages am Montagnachmittag. Nach der bisherigen Praxis, so die Juristen, komme es maßgeblich darauf an, ob durch Ermittlungen innerhalb Deutschlands ein nennenswerter Aufklärungserfolg erzielt werden könnte.
Das wäre beispielsweise dann der Fall, wenn Mitarbeiter:innen von deutschen Unternehmen direkt oder indirekt von den Vorgängen in Xinjiang profitieren und dadurch zur Aufrechterhaltung der Menschenrechtsverletzungen beitragen. Sollten zureichende Anhaltspunkte für die Beteiligung an Menschlichkeitsverbrechen durch Handlungen in Deutschland gegeben sein, ergebe sich sogar eine Ermittlungspflicht für die Generalbundesanwaltschaft. Wenn die Handlungen dagegen nicht in Deutschland stattfinden, besteht keine Pflicht zu ermitteln. Das gilt auch dann, wenn jemand das Unternehmen anzeigt.
Ein Ermittlungsverfahren bei entsprechenden Anhaltspunkten könnte sich sowohl gegen unmittelbare Ausführunsgtäter richten, wie beispielsweise die Mitglieder von Wachmannschaften, als auch gegen höherrangige Verantwortungsträger in Staat und Partei. Denkbar ist den Juristen zufolge dabei ein sogenanntes Strukturermittlungsverfahren, mit dessen Hilfe auch Beweismittel für spätere Verfahren gesichert werden könnten. Dass die Verbrechen im Ausland begangen werden und keinen direkten Bezug zur Bundesrepublik Deutschland haben, wäre ebenso wie der völkerrechtliche Grundsatz der Immunität kein Hindernis dafür Ermittlungen einzuleiten.
Die Experten waren sich zudem einig, dass die Bezeichnung “Völkermord” für die Menschenrechtsverbrechen durch den chinesischen Staat auf Basis des aktuellen Wissensstandes juristisch nicht nachzuweisen sei. Ihnen fehlen ausreichend klare Beweise für die Absicht eines solchen Verbrechens. Das ist aber eine Voraussetzung für die Rechtfertigung dieser Bezeichnung. Auch der Begriff “kultureller Genozid” sei lediglich eine politische Einordnung, im Völkerrechte existiert dieser Begriff nicht.
Juristisch angemessen sei dagegen die Bezeichnung Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Experten erinnerten auch an eine mögliche Verantwortung der Bundesrepublik und aller anderen Staaten, die 1948 die Völkermord-Konvention der Vereinten Nationen unterschrieben haben. Dazu gehört auch China. Sie sind verpflichtet, einen möglichen Völkermord zu verhindern, wenn es Anzeichen für einen solchen gibt. Die US-Regierung sowie das kanadische, das niederländische und das britische Parlament haben die Menschenrechtsverbrechen offiziell als Genozid eingestuft. grz
Der Opel-Mutterkonzern Stellantis will eine strategische Partnerschaft mit dem Auftragsfertiger Foxconn eingehen. Das teilten die beiden Unternehmen am Montag mit. Young Liu, Vorsitzender der Foxconn-Technologieabteilung, und Stellantis-Chef Carlos Tavares wollen am heutigen Dienstag in einem Webcast die Hintergründe und Ziele der zukünftigen Zusammenarbeit vorstellen. Wie der Finanzdienst Bloomberg aus Insiderkreise wissen will, sollen zunächst ein vernetztes Cockpit sowie weitere digitale Dienste entwickelt werden.
Foxconn ist bisher vor allem als Hersteller von Apple-Geräten bekannt. Das Unternehmen versucht aber verstärkt, als Auftragsfertiger mit der Autobranche ins Geschäft zu kommen. Im Oktober vergangenen Jahres stellte der Elektronikteilehersteller aus Taiwan seine erste eigene Elektroauto-Plattform vor sowie eine Software-Plattform, die E-Autoherstellern helfen soll, ihre unterschiedlichen Modelle schneller auf den Markt zu bringen. Zudem kündigte man an, bis 2024 eine eigene Feststoffbatterie (solid-state battery) entwickeln zu wollen.
Seither sicherte man sich Produktions-Deals mit Fahrzeugentwicklern wie Fisker und Byton. Erst vor wenigen Tagen hat Foxconn mit dem kalifornischen Start-up Fisker das Projekt “Pear” vereinbart – Personal Electric Automotive Revolution. Hierbei will man in den kommenden zwei Jahren für den US-Markt ein Elektroauto entwickeln, das weniger als 30.000 US-Dollar kosten soll. Im Hinblick an den andauernden Handelskonflikt zwischen China und den USA sowie die aktuell knappen Chips (China Table berichtete) sagte Young Liu von Foxconn: “Wir verfügen über eine erstklassige Lieferkette, um das Projekt Pear zu unterstützen, vor allem um die Lieferung von Chipsets und Halbleitern zu garantieren.”
Schon im vergangenen Jahr hatte Foxconn mit Fiat-Chrysler über eine Partnerschaft verhandelt. Damals wurden die Gespräche jedoch unterbrochen, weil der italienisch-amerikanische Konzern sich mit dem Peugeot-Hersteller PSA zu Stellantis zusammengeschlossen hat. Welchen Nutzen sich Foxconn und Stellantis nun von der Partnerschaft versprechen, ist klar: Foxconn gewinnt über die Zusammenarbeit mit einem traditionsreichen europäischen Autohersteller weitere Anteile auf dem Automobilmarkt. Stellantis wiederum will damit sein Engagement in China verstärken: Denn während Foxconn über eine sehr starke Marktmacht in der Volksrepublik verfügt, ist Stellantis auf dem chinesischen Automarkt bislang kaum vertreten. Im vergangenen Jahr erzielte der Autohersteller in Asien weniger als drei Prozent seiner Gewinne.
Und genau das könnte vor allem Opel nutzen. Zwar zählt Opel unter den 14 Automarken im Stellantis-Konzern zu den Kleinsten, auch sitzen die Hauptaktionäre in Frankreich, Italien und China – nicht in Deutschland. Doch gerade auf dem größten Automarkt der Welt genießen deutsche Hersteller einen hervorragenden Ruf. Und Opel ist die einzige deutsche Marke im Stellantis-Konzern. Man könnte durch die Partnerschaft mit Foxconn also deutlich an Einfluss gewinnen. rad
Kaum ist es China gelungen, erstmals auf dem Mars zu landen, verkündet Peking schon die nächsten Weltraumpläne: Um seine künftige Raumstation im Weltall ausreichend mit Material und Ausrüstung zu beliefern, will Peking in den kommenden Tagen mehrere Cargoflüge durchführen. Die Rakete “Langer Marsch 7” wurde bereits auf die Startrampe des Raumfahrtbahnhofs Wenchang auf der Insel Hainan in Position gebracht. Die Staatszeitung China Daily berichtete, dass in den kommenden Tagen das Raumschiff “Tianzhou 2” abheben soll. Im Juni sollen drei Astronauten vom Raumfahrtbahnhof in der Wüste von Gobi starten, um anschließend für drei Monate auf Tianhe zu bleiben.
Der Zeitplan für den Ausbau der chinesischen Raumstation ist knapp kalkuliert: Im September soll ein weiterer Versorgungsflug starten, im Oktober soll ein Flug mit drei weiteren Astronauten folgen. Wenn die internationale Raumstation ISS wie angekündigt in den kommenden Jahren ihren Dienst einstellt, ist China das einzige Land, das noch einen Außenposten im All hat. niw
Die steigende Holznachfrage in China und den USA hat das Angebot in Deutschland enorm verknappt. Dem Bundesverband der Deutschen Säge- und Holzindustrie zufolge wurden im vergangenem Jahr 20 Millionen Festmeter Rund- und Schnittholz exportiert. Das sind 80 Prozent mehr Holzexport als 2019. Allein China nimmt mehr als die Hälfte der deutschen Holzexporte ab. Da sich die chinesische Wirtschaft schnell von der Corona-Pandemie erholt hat, steigt die Nachfrage rapide an – und entsprechend wird für Holz aus Deutschland mehr bezahlt als hierzulande. Aber auch in den USA mangelt es inzwischen an Bauholz.
An der Rohstoffbörse in Chicago haben die Preise für Bauholz gegenüber dem Vorjahr um das Fünffache zugelegt. Viele Holzsägewerke in Deutschland liefern derzeit vor allem an die USA. Dort ist die Nachfrage nach Holz seit dem Konjunkturpaket von Joe Biden stark angestiegen: so sehr, dass die USA statt – wie zuletzt üblich – Holz zu exportieren, nun importiert. Laut DZ-Bank sind die Ursachen die riesigen Waldbrände des vergangenen Jahres in den USA sowie die Vermehrung des Bergkiefernkäfers in Kanada, der dort die Wälder befallen hat. Die Auswirkungen sind mittlerweile in der gesamten Baubranche in Deutschland zu spüren. Daher haben Wirtschaftsminister aus mehreren Bundesländern bereits einen Stopp für deutschen Holzexport gefordert. In einem Bericht geht die DZ-Bank davon aus, dass aufgrund des Holzmangels in der Baubranche demnächst “durchaus Kurzarbeit” möglich ist. niw
Für Peter Tichauer war lange Zeit die weite Welt sein Zuhause. Seine Familie lebte viele Jahre arbeitsbedingt im Ausland; Tichauer hatte eigentlich vor, Politik mit Schwerpunkt auf auswärtigen Beziehungen zu studieren. “Doch das war eine Zeit, als sich das Verhältnis zwischen China und den sozialistischen Ländern normalisierte”, erzählt der gebürtige Ost-Berliner. “Da wurde an mich die Frage herangetragen: Willst du nicht direkt Sinologie studieren?” Das habe er dann auch gemacht.
Tichauer hatte dann während des Sinologiestudiums im Jahr 1984 die Chance, an die Peking-Universität zu gehen. Für seine Diplomarbeit kehrte er nach Deutschland zurück und blieb zunächst, um im Bereich der deutsch-chinesischen Beziehungen in Berlin zu arbeiten. Aber der Gedanke an eine Rückkehr nach China ließ ihn nicht mehr los. “Ich hatte immer den Wunsch, dort wieder arbeiten zu können”, erzählt Tichauer. Diese Chance wurde ihm dann vom OWC-Verlag für Außenwirtschaft eröffnet.
Für diesen Verlag war Tichauer als Chefredakteur des deutschsprachigen Wirtschaftsmagazins “China Contact” tätig. 2006 kam der Verlag auf ihn zu und schlug vor, dass er doch lieber vor Ort über das Land berichten sollte. “Ich war dann zuständig für die gesamte Berichterstattung über Ostasien. Wir haben neben China unter anderem auch ein Japan-Magazin und einmal im Jahr ein Asien-Pazifik-Spezial produziert.” Es sei ihm darum gegangen, vor allem wirtschaftliche Zusammenhänge einer Leserschaft in Deutschland zu erklären und so das Verständnis für China zu fördern.
Als seine Zeit beim OWC-Verlag zu Ende ging, verschlug es Tichauer in die Hafenstadt Qingdao, wo er heute für den deutsch-chinesischen Ökopark arbeitet. “Der Ökopark ist eine ganz faszinierende Idee”, sagt Tichauer. Das Projekt geht auf eine Vereinbarung zwischen dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Handelsministerium der Volksrepublik China vor zehn Jahren zurück. “Das war eine Zeit, in der China stark auf Erfahrung aus dem Ausland bei der Bewältigung von Umweltproblemen setzte.” Er habe das Projekt bereits aus seiner Zeit als Wirtschaftsjournalist gekannt und sei so dazu gekommen.
In den vergangenen Jahren wurden viele solcher bilateraler Gewerbegebiete aufgebaut. Auch Österreich und die Schweiz haben Partnerschaften mit China. “Es ist aber eine rein chinesische Investition. Die Zielstellung beim hiesigen Ökopark ist es, deutsche Umweltnormen anzuwenden und deutsche Umwelttechnologien einzusetzen. Dadurch haben deutsche Unternehmen die Möglichkeit, diesen Markt zu erschließen”, sagt Tichauer.
Es sei aber kein reines Gewerbegebiet, sondern eine kleine Ministadt, die anhand von deutschen Nachhaltigkeitsprinzipien aufgebaut werde. Aus seiner Arbeit als Journalist und nun für den Ökopark weiß Tichauer zu berichten, wie sich die Normen in China verändert haben. “Ich weiß noch, wie sich vor zehn oder 15 Jahren viele aus dem Westen darüber freuten, dass die Anforderungen an den Umweltschutz hier nicht so stark waren”, meint Tichauer. Damals konnten Unternehmen Dinge machen, die in Europa längst nicht mehr gingen. “Das ist vorbei.”
Erst im März hat das chinesische Umweltministerium eine neue Informationsplattform eingerichtet, in der die Emissionswerte von Unternehmen gesammelt werden sollen. Damit möchte Peking jene zur Rechenschaft ziehen, die gegen die Auflagen verstoßen. Insgesamt 2,36 Millionen Unternehmen sind rechtlich an die Einhaltung von Richtwerten etwa beim Abwasser gebunden. Aber bis jetzt haben die Behörden auch mit Datenfälschung durch “schmutzige Unternehmen” zu kämpfen.
Tichauer berichtet, dass die Umweltbestimmungen heute teilweise viel schärfer als in Europa seien und die Chinesen nicht einfach jedes Produkt aus dem Westen akzeptieren würden. “Aber das gefällt uns dann auch wieder nicht. China kann machen, was es will, es ist immer nicht richtig”, sagt er. Auch gerade wegen dieses Spannungsverhältnisses zwischen Europa beziehungsweise Deutschland und China bleibt Tichauer am Ball. Es ist auch künftig als deutschsprachiger Kommunikationsspezialist und Vermittler wichtig. Constantin Eckner
Sven Ennerst, previously responsible for Development, Purchasing and Region China at Daimler Truck AG, will focus solely on China as General Representative from July 1. He will retire at the end of the year.
Yang Hou will succeed Alain Crozier as Chief Executive Officer and General Manager of Microsoft Greater China, effective July 1. Hou was previously Vice President of semiconductor manufacturer Qualcomm. Prior to that, he worked for McKinsey in the US for five years.
Schüler:innen in Yongzhou nehmen an “Aktivitäten zur Stressbewältigung” vor ihrer Uni-Aufnahmeprüfung teil. Derart entspannt sollte auch auf einer prestigeträchtigen Hochschule eigentlich nichts mehr schiefgehen.